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Schweizerisches Bundesblatt.

XXVI. Jahrgang. II.

Nr. 35.

8. August 1874.

J a h r e s a b o n n e m e n t (portofrei in der ganzen Schweiz): 4 Franken.

Einrükungsgebühr per Zeile 15 Rp. -- Inserate sind franko an die Expedition einzusenden.

Druk und Expedition der Stämpflischen Buchdrukerei in Bern.

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Bericht des

Schweiz. Konsuls in Barcelona (Hrn. Johannes Hohl, von Trogen) für das Jahr 1873.

(Datirt 28. Mai, eingegangen 4. Juni 1874.)

An den hohen Schweiz. Bundesrath.

Das Jahr 1873 war in Hinsicht auf Ernten ein sehr gesegnetes für ganz Spanien, indem wir den Winter hindurch öfters Regenwetter hatten und auch im Frühjahr und Sommer oft die Erde angefeuchtet wurde. Da in Central-Europa die Ernten nur mittelmäßig ausfielen, hatten die Produkte der spanischen Agricultur durch die Ausfuhr einen hohem Preis als sonst erhalten, so daß, wenn nicht der unglückliche Bürgerkrieg immer noch im Zunehmen statt im Abnehmen begriffen wäre, Spanien das Jahr 1873 als ein vollständiges Segensjahr betrachten könnte.

Daß die finanzielle Lage Spaniens durch die Ministerien-Wechsel und den Bürgerkrieg gegen die Karlisten auf der einen Seite und gegen die Kantonalrepublikaner oder Intransigentes auf der andern Seite ganz großartig gelitten hat, ist begreiflich; auch giengen die Staatspapiere 3% Interior von 27 herunter bis auf 14*/2 und 3 % Exterior von 30 bis 18 und alle Staatsfonds dem entsprechend.

Bundesblatt. Jahrg. XXVI. Bd. II.

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614 Die Communicationen in ganz Catalonien, einer Provinz, die beinahe so groß ist, wie die ganze Schweiz, und ungefähr 2,000,000 Einwohner zählt, waren während des Jahres 1873 meistens durch die Karlisten unterbrochen. Die Eisenbahn nach Zaragoza wurde Anfangs von Zeit zu Zeit wieder hergestellt, hat jedoch in den letzten. 4 Monaten den Dienst gänzlich eingestellt und man mußte sich wieder mit den alten Fuhrwagen und Posten behelfen. Die Bahn nach Valencia hatte dasselbe Loos und man konnte dieselbe seit August nur bis Tarragona benutzen und dies noch mit Unterbrechungen von öfters 3, 6 und 10 Tagen. Die Linie BarcelonaGerona wurde auch fortwährend zerstört, weßhalb dieselbe dann nur noch bis Mataró und Arenys im Verkehr blieb. Die Telegraphen blieben das ganze Jahr in ganz Catalonien zerstört. Es ist leicht zu begreifen, welchen Einfluß diese Zustände auf Handel und Gewerbe und den allgemeinen Wohlstand eines durch und durch industriellen Landes ausüben müssen.

Die statistischen Angaben sind hier nur sehr mangelhaft zu erhalten und es kann auch nicht angegeben werden, wie viel der Export nach der Schweiz beträgt, noch, wie viel Waaren von der Schweiz nach Spanien eingeführt werden, da alle Waaren über Frankreich gehen und daher in der französischen Statistik inbegriffen sind.

Durch die Dauane von Barcelona sind im Jahr 1873 folgende Produkte und Gewebe exportirt worden: 2,491,000 Olivenöl .

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Kilog.

Mandeln .

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238,950 TÌ Haselnüsse .

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81,000 T) Mineralien verschiedener Klassen 332,000 ·n Kork-Pfropfen .

Tausende 217,200 Hectolitres 850,660 Rothwein .

Weiße Weine .

30,850 · .

.

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n Spirituosen .

17,300 ·n Baumwollen-Gewebe 235,345 .

.

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.

Kilog.

.

118,359 Leinen T) 17,548 Wollen .

.

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·n 5,934 Seiden · n Durch die Douane von Tarragona: .

Hectolitres 284,132 Weine Kilog. 13,080,000 Haselnüsse 611,000 Mandeln .

T) 298,000 .

Olivenöl .

T)

615 Die kleinern Seehäfen von St. Felice de Guixols, Palamos, Palafrugel und Rosas, an der Küste zwischen hier und Frankreich, haben einen ganz bedeutenden Export von Kork in Stücken und Pfropfen; jedoch kann ich keine genauen Angaben darüber machen.

Die balearischen Inseln exportiren enorme Quantitäten Orangen, Mandeln und Mandelöl, wie auch Olivenöl, und letztes Jahr sehr bedeutend Getreide, nach Marseille; es fehlen mir aber auch genaue Angaben. Die hiesigen Gewebe werden nach den spanischen Colonien ausgeführt, wo sie einen geringern Zoll bezahlen, als diejenigen anderer Nationen. Die Weine gehen größtentheils nach Süd- und Centralamerika ; auch ist der Export immer im Zunehmen nach Nord-Amerika, Frankreich, England und Deutschland. Letzles Jahr haben alle die kleinern Seehäfen von Catalonien und Valencia bedeutende Quantitäten Wein ins Ausland geliefert, hauptsächlich nach Cette und Marseille, wo derselbe zur Verstärkung und Schneidung der kleinem leichten Weine verbraucht wird.

Die Einfuhr durch die Douane von Barcelona vom 1. Januar bis 31. Dezember 1873 stellt sich für die Hauptartikel wie folgt: Importation von roher Baumwolle.

Von New-Orléans und Mobile ·n Charleston und Savanah ·n Fernambuco und Bahia ft Smyrna, Alexandria und Salonique .

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·n Ostindien Von nicht genannten Seehäfen Amerikas und Europas

Ballen

.

Total gleich Kilog.

Vorrath den 1. Januar 1873

32,701 17,209 25,269 54,907 3,897 30,984

Ballen 164,967 Brutto 24,000,050 6,395,040

Total 1221 Ballen wurden ausgeführt nach England .

Kilog. 30,395,090

bleiben Consumirt für die hiesige Industrie

Kilog. 30,150,890 27,090,140

244,200

bleibt Vorrath auf dem Platz den 31. Dezember 1873 Kilog. 3,060,750 oder Total Ballen 15,304 von allen Klassen zusammen: es sind also im Jahr 1873 trotz dem Bürgerkrieg, welcher der Industrie

616 so sehr schadet, dennoch große Quantitäten in Barcelona und der Umgebung verarbeitet worden.

An Petroleum ist folgendes Quantum hier eingeführt worden : aus Amerika .

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Pässer 20,217 und Kisten 3,176 von europäischen Seehäfen .

,, 3,835 ,, ,, 50 ,, spanischen .

,, 330 ,, 50 ,, ,, Total

Pässer 24,382 und Kisten 3,276

Ferner wurde im Jahre 1873 importirt: Kilog.

Steinkohlen .

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128,560,000 Farbhölzer .

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3,840,000 ,, Kisten Roher Zucker 45,140 Hectolitres Branntwein, Spiritus und Rhum 5,228 Krüge 1,253 11 ,, 11 11 Kilog.

Stockfisch .

.

.

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5,749,000 Kaffee 542,000 n 1,094,200 Cacao .

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n In Häuten hatte Barcelona im Jahr 1873 folgenden Umsatz : Vorrath 1. Januar Stück 3,703 Eingeführt von Rio la Piata ,, 212,731 .

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Marseille und Cette ,, 76,516 n spanischen Häfen .

.

,, 35,018 n Genova .

,, 1,800 11 .

.

, Rio Grande .

,, 17,432 n ,, 3,083 St. Domingo .

n Cuba .

,, 2,958 .

n ,, 8,095 Puerto-Rico .

.

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71 .

.

.

,, 585 Puerto-Cabello n 976 Vereinigten Staaten 11

.

Total Häute Stück 362,897 Vorrath in erster Hand den 31. Dezember .

,, 25,000 sind also verkauft und consumirt worden in Barcelona während d e s Jahres 1873 .

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. Stück 337,897 Durch die Douane von Barcelona wurde importirt: 71,673 Gesponnene Baumwolle von Nr. 36 aufwärts . Kil.

20,176 Gezwirnte 124,566 Baumwollengewebe 855,711 Hanf und Flachs 324,346 Gesponnener Hanf 1,797,277 ,, Flachs

(517 Leinen-Gewebe .

.

Wolle Wollen-Gewebe Seiden-Gewebe Goldene Taschenuhren Silberne ,,

.

.

.

.

.

Kil.

52,642 ,, 1,044,684 , 140,406 '.,, 14,372 , 1,997 ,, 9,534

Diese letzten beiden Artikel können fast gänzlich als Schwoizerwaaren betrachtet werden. In den Baumollengeweben sind die St. Galler und Appenzeller-Artikel inbegriffen, glatte, faconnirte und gestickte Mousselines, gewobene und gestickte Bänder und Entredeux, und gedruckte und gewobene Tücher von St. Gallen, Zürich und Glarus, welche jedes Jahr ihren regulären Absatz finden. Unter den Seiden-Geweben befinden sich auch leichte schwarze Stoffe von Zürich ; aus schon erwähntem Grunde kann nicht angegeben werden, welchen Betrag die Schweizerwaaren ausmachen. Da der größte Theil der Grenzjäger zur Verfolgung der Karlisten verwandt wurde, haben die Contrebandiers ihr Geschäft schwungvoll betrieben, was einen Verlust mehr für den Staat ausmacht.

Im Jahr 1873 sind in den Häfen von Barcelona folgende Schiffe eingelaufen : 43 fremde Kriegsschiffe. Hievon kommen auf Frankreich 11, auf Deutschland 5, Nordamerika 8, Oesterreich 4 und Schweden 1.

601 fremde Kauffahrteischiffe mit 211,679 Tonnengehalt, welche sich folgender Weise auf die verschiedenen Länder vertheilen : Auf Deutschland 58, Oesterreich 10, Frankreich 106, England 127, Italien 163, Rußland 28, Schweden 17, Norwegen 49, Argentinien 9, Belgien l, Dänemark 21, Griechenland 7, Holland 5.

Spanische Kauffahrteischiffe, Dampf- und Segelschiffe zusammen, von der spanischen Küste, von Cette, Marseille und Liverpool herkommend, im Ganzen 4242 mit Tonnengehalt 223,083. Von Amerika eingelaufen 314 Schiffe mit 71,791 Tonnengehalt.

Im letzten Jahr sind keine neuen Straßen und Bahnen erstellt worden ; auch wurden keine neuen Geldinstitute errichtet und einzig die alte Bank von Barcelona hat hier Billete in Circulation.

Bis dato hat Spanien noch kein Papiergeld, obschon der Finanzminister Juan Tutan letztes Jahr Alles vorbereitete, um Spanien mit Papiergeld zu versehen ; er machte sich aber dadurch bei allen Parteien unbeliebt und mußte zurücktreten. Jedoch ist zu befürchten, daß dasselbe früher oder später doch kommen wird.

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Keine der vielen Bahnen bezahlte die laufenden Dividenden ihren Aktionären und die meisten auch nicht ihren Obligationären.

Die Coupons der Staatspapiere wurden mit bedeutendem Verlust verkauft und der letzte Coupon vom 31. Dezember ist noch ganz rückständig.

Eine doppelte Industrie-Territorialsteuer wurde im November als Kriegssteuer auferlegt, jedoch sind die Fremden davon ausgenommen. Alle Briefe für Spanien müssen mit einer Extramarke von 5 Cent, de peseta (5 Cent, von Franken) versehen werden und alle Wechsel, Empfangscheine und Dokumente mit einer Marke von 10 Centimes, als Kriegscontribution.

Junge Leute und Handwerker, die aufs Gerathewohl nach Spanien kamen, mußten wieder zurückkehren, ohne Anstellung zu finden.

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08.08.1874

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