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Bundesversammlung.

Im Nationalrate eröffnete Herr Präsident Dr. E. Hofmann die Herbstsession mit folgender Ansprache: Meine Herren!

Seit unserer letzten Tagung hat der Tod reiche Ernte gehalten unter uns.

Nicht weniger als drei Kollegen haben ihm den letzten Tribut in dieser kurzen Spanne Zeit gezollt. Ein Stiller im Bäte, ein Starker und ein Gelehrter im Lande sind von uns gegangen.

Am Tage, da wir die Sommersession schlössen, ist Jakob Gutknecht in Eied im 61. Altersjahr dahingeschieden. Solange wir den Verstorbenen hier im Bäte kannten, war er ein vom Tode gezeichneter Mann. Kraftvoll die Statur, eine währschafte Bauernfigur mit dem Stempel des Leidens und des stetigen Bingens mit dem Allbezwinger Tod. Er war einer der Stillen im lauten und beweglichen Bat. Und doch zählte er zu den fleissigsten und aufmerksamsten Mitgliedern, folgte den Verhandlungen mit grossem Interesse, soweit sein Gesundheitszustand dies ermöglichte. Auf dem steilen Pfad der Politik werden auch ihm nicht lauter Bösen beschieden gewesen sein. Man hatte den Eindruck, dass scharfe und langdauernde politische Kämpfe ihre Bunenschrift auch in sein Antlitz tief eingegraben hätten. Wie könnte das auch anders sein? Angehöriger einer Minderheitspartei. Während 27 Jahren Ammann seiner Heimatgemeinde, 15 Jahre Mitglied des Grossen Bates, 4 Jahre Mitglied des Nationalrats. Viel Kampf und Leid; aber auch viel Ehr' und Freud', die Meilensteine dieses Lebensganges.

Im übrigen muss ihm ein ruhiger Lebenslauf voll innerer Befriedigung beschieden gewesen sein. Eines Bauern Sohn, wuchs er auf dem väterlichen Gut heran. In verhältnismässig jungen Jahren selbständig geworden, mag er für die Fortschritte im Landwirtschaftsbetrieb und in der Organisation des Absatzes ein klares Auge und eine glückliche Hand entfaltet haben. Seine Berufung in die Leitung zahlreicher Berufsorganisationen sind beredte Zeugen hierfür; denn unsere Landwirte schenken in der Begel bloss denjenigen ihrer Berufsgenossen ihr besonderes Zutrauen, die im eigenen Betrieb Tüchtiges leisten und ein Vorbild bedeuten.

Über alldem fand er auch noch Zeit, sich in charitativeriHinsicht zu betätigen.

Ein Waisenhaus und ein Altersasyl und ein Irrenhaus verlieren in ihm einen pflichtgetreuen, und weitsichtigen Freund und Berater, Schlug ihm dazu warm das Herz für die übrigen leidenden Brüder,
wird ihm allseitig ein ehrend Gedenken beschieden Bein.

In der Abendstillejdes 2.rSeptember ist Diethelm B u r k h a r d - A b e g g sanft zur ewigen Buhe hinübergeschlummert. Wir können es kaum fassen, dass diese hochragende Kraftgestalt für immer von uns gegangen sein soll.

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Eines Pfarrers Sohn, zog's ihn mit unwiderstehlicher Gewalt zur Landwirtschaft. An der Eidgenössischen Technischen Hochschule, auf Studienreisen in den Nachbarländern sowie in den nördlichen Staaten schuf er sich die theoretische Grundlage für seine mannigfache und erfolgreiche Betätigung auf dem Gebiete der Landwirtschaft. Als praktischer Landwirt zunächst in Küsnacht lind dann in Feldbach, kannte er des Bauern Leid und Freud aus eigener Erfahrung. Die Zustände in der Müchversorgung der Ostschweiz reizten seine urwüchsige Kraft zu planvollem, energischem Eingriff. Bationelle Verwertung, möglichst reibungslose und gleicbmässige Verteilung war das Ziel, das ihm vorschwebte. Hat der Milchverband das in 20jährigem Kampf erreicht, muss ein. Grossteil des Erfolgs aufs Konto des Verstorbenen verbucht werden.

Der Weinbau, dieses Sorgenkind der Landwirtschaft, fand in dein Verblichenen einen unentwegten Freund und einen nie erlahmenden Förderer.

Schädlinge und Krankheiten des Weinstockes, magere Weinjahre, ausländische Konkurrenz, Mutlosigkeit der Weinbauern schienen zu Zeiten den Weinbau der Ostschweiz aui den Aussterbeetat setzen zu wollen. Abwehr dieser Gefahr ·war eine Aufgabe wie gemacht für den Schaffensdrang und Hoffnungsinut unseres verstorbenen Kollegen. Seine reichen theoretischen und praktischen Kenntnisse befähigten ihn dazu wie keinen zweiten. Die schlechten Weinlagen tiberliess er ihrem unabwendbaren Geschick. In den guten Lagen suchte er die Qualität auf streng fachmännischer Grundlage zu verbessern. Er löste dabei eine Aufgabe, deren Grosse und Schwere nur der zu beurteilen vermag, welcher in einer Bebgegend lebt und die Gemüts- und Sinnesart des Winzers kennt. Was hätten ihm all' seine reichen Kenntnisse, Erfahrungen und Erfolge gefrommt ohne den Schlüssel zum Herzen des Winzers 9 Der dachte und sagte, Burkhard-Abegg ist unseres Schlages.

Darum war der Verstorbene so recht eigentlich der Bebkommissär von Gottes Gnaden. Während 14 Jahren hat er dem Kanton Zürich und dem.

Weinbau in dieser Stellung treu und gewissenhaft gedient. Behörden, Winzer und Freunde eines guten Tropfens werden seiner Erfolge stets dankend gedenken.

; Das Gesagte entbindet nicht von der Pflicht der Aufzählung der übrigen Ämter und Würden, die unser verstorbene Kollege bekleidete.

Im Jahre 1922 ist er zum Mitglied
des Nationalrates gewählt worden. Der Euf eines mutigen und schlagfertigen Debatters ging ihm voraus. Wir haben ihn kennen gelernt als einen tiefgründigen, unerschrockenen und vornehmen.

Parlamentarier, der selbst ini heftigsten Widerstreit der Meinungen die Achtung vor dem Gegner nie verletzte. Sein Auftreten im Bäte hatte stets etwas Erfrischendes. Seine kraftvollen Worte erinnerten jeweils an den Wogenschall des Zürichsees und ans offene, freie Idiom seiner Stammesgenossen am See. Das war ein Mann, bei dem man stets wusste, woran man mit ihm war.

Ein Manli ohne Falsch.

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. Wir haben ihn kennen gelernt als liebenswürdigen Menschen, begabt mit goldenem Humor, als senkrechten Eidgenossen, der sich immer zum Dichterwort bekannte: Und dennoch ist's das echte, Das bleibende Volk das rechte, Das auf der Scholl' erblasst.

Auf der es ward geboren!

Das Schifflein geht verloren, Des' Anker diesen Grund nicht fasst.

Auf heimatlicher Scholle, in seinem trauten Heim am Gestade des Zürichsees ist er zu den Vätern versammelt worden. Wir werden dieses wackern und starken Kollegen stets in Treuen gedenken.

Auf der sonnigen Bergeshöhe von Arosa ist Dr. H a n s S c h e n k e l am "9, September vom Tode dahingerafft worden. Schon lange hat der Tod seine Hand nach ihm ausgestreckt ; aber die robuste Konstitution und die frohe Lebensbejahung des Verstorbenen haben dem Allbezwinger mut- und hoffnungsvoll getrotzt, seine Schliche erkennend, seine Wege hemmend. Drei .Monate Aufenthalt in herrlicher Bergeswelt hatten den Naturfreund Schenkel gesunden lassen.

Frisch und munter rüstete er sich zur Fahrt zu Tal und in die Heimat. Es war anders bestimmt. Heimtückische Krankheit warf am Sonntag vor der Heimfahrt den Genesenen wiederum aufs Krankenlager. Am Donnerstag machte ein Herzschlag den Endstrich in seinem Lebensbuch.

Der am 23, Juli 1869 geborene Kollege verbrachte seine Jugendzeit in Tageiswangen, wo seine Eltern eine Erziehungsanstalt für Mädchen leiteten.

Er wuchs auf in tiefer, echter Frömmigkeit inmitten junger Menschen, die der Erziehung und Besserung bedurften. Er besuchte zuerst das Gymnasium in Winterthur und dann die evangelische Lerberschule in Bern, An der Universität Basel sollte er zuerst Theologie studieren. Doch ging er bald zum Studium der Naturwissenschaften in Bern und dann in Göttingen über. Von 1895--1897 ·war er Assistent am physikalischen Institut in Bern, von 1897--1901 Chef des Böntgeninstituts am Berner Inselspital. Im Jahre 1902 übernahm er eine Professur für Physik und Mathematik am Technikum in Winterthur. Elf Jahre später wurde er zum Mitgliede des Nationalstes gewählt.

Wir lernten ihn hier als ruhigen und massvollen Politiker kennen. Seine Voten waren stets gründlich vorbereitet; er sprach bloss zu Fragen, die er beherrschte. Er suchte stets durch das Gewicht seiner Gründe und nicht durch Phrasen und. Gesten zu überzeugen. Als Mann auf der Lebenshöhe
suchte und wusste er stets auch einer andern Überzeugung gerecht zu werden. Darum galt sein Wort etwas unter uns. Jedermann fühlte und wusste, hinter diesem Eedner steht ein ganzer Mann. Selbst wo viele ihm nicht folgen konnten, tlang ihnen durch seine Voten versöhnend der Gedanke entgegen:

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Propheten lernt.euch neigen!

Nicht auf zu euch soll steigen Der Kronen kalte Pracht: Hernieder lasst uns dringen, Demütigen Herzens bringen Licht in der engsten Hütte Nacht.

Und die ihn näher kannten, wussten, dass Dr. Hans Sehenkel ein feinsinniger, wohlwollender Mensch, ein hoch- und vielgebildeter Mann und ein Gelehrter von Euf sei. Wahrscheinlich hätte die stille Studierstube namentlich in den spätem Jahren seinem Naturell besser gepasst als das bunte Getriebe der Politik; aber als einer, der die Hand an den Pflug gelegt hat, schaute er nicht mehr zurück. Er -wirkte auf dem Posten, auf den ihn das Geschick gestellt, nach bestem Wissen und Gewissen, mit zäher Beharrlichkeit und Treue. Auch seiner wollen wir alle in Ehren .gedenken.

Ich ersuche Sie, sich zu Ehren der Verstorbenen von Ihren Sitzen erheben zu wollen.

Im Stände rate hielt zur Eröffnung der Herbstsession Herr Präsident Dr. G.Keller folgende Ansprache: Meine Herren Kollegen!

Wenige Stunden, bevor die Bundesversammlung ihre ordentliche Sommertagung schloss, am 26. Juni, vomittags 63/* Uhr, starb nach langer, geduldig ertragener Krankheit irn Alter von 60 Jahren in Kied bei Kerzers der Freiburger Nationalrat und Landwirt Herr Jakob Gutknecht. Am 29. Oktober 1922.

hatten ihn die freisinnigen Wähler des Kantons Freiburg zum erstenmal in den Nationalrat abgeordnet, und drei Jahre später wurde das Mandat ernetiert.: Leider wurde Herr Gutknecht kurz nach seiner ersten Wahl durch schwere Krankheit niedergeworfen. Seither war sein Leben nur noch ein Kampf mit diesem Leiden. Er versuchte es mit Willenskraft, mit Glaube und Hoffnung niederzuringen, und noch kurz vor seinem Tode gehorchte er seinem Pflicht-, gefühl, das ihm gebot, an der Junisession des Nationalrats teilzunehmen.

Herr Jakob Gutknecht war eines derjenigen Mitglieder der Bundesversammlung, die ihre Pflicht still zu erfüllen pflegten, durch fleissige Teilnahme an den Verhandlungen, sowie Mitwirkung bei der Entscheidung durch Abstimmung, Er sah nicht die Bedekämpfe als die Hauptsache an, sondern die Tat der entscheidenden Stimmabgabe. Nach dieser Auffassung ist dasjenige Parlament das beste, in dem am wenigsten unnütze Worte gesprochen werden. Niemand wird bestreuen, dass die Tüchtigkeit eines Parlamentsmitgliedes nicht an der Zeilenzahl im stenographischen Bulletin gemessen werden kann und dass auch grosse Schweiger pflichtgetreue Parlamentarier sein können. Zu diesen gehörte Herr Jakob Gutknecht, der im Nationalrate während beinahe vier Jahren

533 nie Gelegenheit fand, etwas Besonderes zu sagen, darum den Mut hatte, zu schweigen, und trotzdem sein Mandat treu und tapfer, so gut es ihm die Krankheit erlaubte, ausgeübt hat.

Eines solchen Mannes Andenken kann nicht in der Form einer langen Totenklage gefeiert werden, das würde nicht im Sinne des Verstorbenen sein.

Aber es ist doch meine Pflicht, hier festzustellen, dass er von seiner Jugend auf bestrebt war, seinem Lande gegenüber alle Pflichten nach echter Schweizerart zu erfüllen. Seine politische Hauptarbeit hat er auf dem Gebiete der Gemeinde und des Kantons geleistet. Schon mit 33 Jahren wurde er Ammann von Ried und ist es bis zu seinem Tode, 27 Jahre lang, geblieben. Seit dem Jahre . 1911 gehörte er auch dem Grossen Rate des Kantons Freiburg an. Daneben leistete er viel in landwirtschaftlichen Berufsorganisationen, in Kommissionen der Gemeinde und des Kantons und endlich auch in den kirchlichen Behörden der reformierten Landeskirche. Kurz: er war, Mann geworden, allezeit ein guter Knecht seines Vaterlandes. Er hat sich sein Leben lang ausgezeichnet durch diejenigen Eigenschaften, die immer als gute Bauern- und Schweizertugenden galten: Arbeitsamkeit und Einfachheit. Er gab durch eine tüchtige und bescheidene Lebensführung seineinDorf und seinem ganzen Kanton ungefähr ein halbes Jahrhundert lang ungewollt und unbewusst ein stilles Beispiel, das Muster eines Lebens der selbstverständlichen braven alltäglichen Pflichterfüllung ohne jeden Anspruch auf Schaustellung oder Anerkennung oder öffentliche Geltung. Dass ein solcher Mann nicht ein Freund vieler oder unnützer Worte sein konnte, leuchtet ohne weiteres ein. Ebenso dass er seine Ansichten nicht in das unermessliche Beich der Phantasie wandern Hess, dass er sie nach dem richtete, was er sehen und greifen konnte. Er mochte seine Überzeugung auch nicht ändern, sondern er hing daran mit der Zähigkeit eines Bauern, der fast jeden Tag die immer sich erneuernde Treue der selber aufgebrochenen Scholle sieht. Herr Gutknecht blieb darum auch in Bern als Vertreter seines Volkes sich selber treu.

Meine Herren Kollegen!

Am 2. September starb nach langem schwerein Leiden im 58. Altersjahre auf seinem Gute Feldbach am Zürichsee Herr Nationalrat Diethelm Burkhard-Abegg. Er war im Jahr 1869 im Pfarrhause Herrliberg geboren als Sprossling einer
alten stadtzürcherischen Familie, sein Vater war Herr Dekan und Kirchenrat Pfarrer Burkhard, seine heute noch lebende 92jährige Mutter die Tochter des Oberstdivisionärs Eduard Ziegler, der im Sonderbundsfeldzug eine Rolle gespielt hatte. Der junge Burkhard wuchs in Küsnacht an den Gestaden des Zürichsees auf, wo ihn eine tiefgründige und leidenschaftliche Liebe zur Heimat und zur Urproduktion erfasste, der er sein ganzes Leben lang treu geblieben ist. Als er seinen Beruf wählen musate, entschloss sich der Pfarrergsohn dazu,Landwirt zu werden. Erging zuerst auf die Eidgenössische Technische Hochschule, um dort an der landwirtschaftlichen Abteilung sich wissenschaftlich

534 vorzubereiten. Nach Beendigung dieser Studien erweiterte er seine Kenntnisse durch Reisen in den Nachbarländern und den nördlichen Staaten. Dann wurde er praktischer Landwirt in seiner Heimat, zuerst in Küsnacht, bis er im Jahre 1905 seinen schönen und idealen Sitz in Feldbach erwarb, dem alsdann seine weitere Lebensarbeit gegolten hat. Sein besonderes Interesse wandte er dem.

einheimischen Weinbau zu, seine Erhaltung und Förderung war ihm Herzenssache. Als im Jahr 1911 die Stelle eines kantonalen Bebbaukommissärs neu.

zu besetzen war, erschien Burkhard-Abegg als der gegebene Mann. Er verwaltete dieses Amt getreulich bis 1924. Daneben betätigte er sich als Mitglied des schweizerischen Obst- und Weinbauvereins. Neben dem Bebbau war das zweite Hauptgebiet semer Tätigkeit die Förderung der Milchwirtschaft. Er war Mitbegründer des Verbandes nordostschweixerischer Käserei- und Milchgenossenschaften, von Anfang an Mitglied des Vorstandes und von 1920-an Präsident.

Er gehörte auch dem Vorstande des Zentralverbandes schweizerischer Milchproduzenten an. Endlich war er lange Zeit Geschäftsführer der Gesellschaft schweizerischer Landwirte und bis zu seinem Tode ein massgebendes Mitglied an der Spitze des schweizerischen Bauernverbandes. Nach Bekleidimg mancher Gemeindeämter wurde er als Vertreter der Zürcher Bauernpartei im Jahre 1917 in den zürcherischen Kantonsrat und im Jahre 1922 in den Nationalrat gewählt. Beiden Behörden gehörte er bis zu seinem Tode an.

Körperlich war Herr Burkhard eine kraftstrotzende, ragende Gestalt, die mit einer knorrigen Eiche verglichen worden ist. Und da er zudem eine leidenschaftliche Kampfnatur besass, so erschien er im politischen Kampfe wie ein reckenhafter Hüne, ein gefürchteter und hartnäckiger Gegner, immer voll Feuer und Temperament, manchmal nach aussen schroff und rauh, wie viele der berühmten Zürcherseebuben, oft auch ungestüm, aber daneben voll Witz und Geist, im Innersten wohlwollend, vornehm und gediegen, immer streng sachlich, ein gütiger edler Mensch, der auch viel Wohltätigkeit im stillen geübt und der die Ausübung reicher Gastfreundschaft zu den schönsten Tugenden gezählt hat.

Im Nationalrat leistete Herr Burkhard seine Hauptarbeit in den Kommissionen, im Bäte selbst hat er sich namentlich an den Beratungen über das.

Automobilgesetz, das Jagdgesetz,
das Zollgesetz und die Alters- und Invalidenversicherung beteiligt.

Eine grosse Beteiligung der ganzen Bevölkerung an der Trauerfeier erbrachte den Beweis dafür, dass dieser bodenständige und rassige Vertreter der Zürcherseegegend sich durch seine treue und hingebende Arbeit für die über alles geliebte Heimat die allgemeine Achtung und Liebe seines Volkes errungen hat.

Meine Herren Kollegen!

Am 9. September starb in Arosa, wo er sich zur Erholung mehrere Monate aufgehalten hatte und von wo er sich eben anschickte, scheinbar genesen, ina Tal hinunterzusteigen und die Arbeit wieder- aufzunehmen, plötzlich an den Folgen einer Erkältung und Brustfellentzündung durch Herzlähmung im 58. Le-

535 bensjahre Herr Nationalrat Dr. Hans Schenkel, wohnhaft in Winterthur, einer der Vertreter der sozialdemokratischen Partei des Kantons Zürich.

Er war geboren am 23. Juli 1869 in Zumikon und verlebte seine Jugendzeit in Tageiswangen, wo seine Eltern eine Erziehungsanstalt geleitet haben. Auf den Bahnfahrten zum Gymnasium lernte er die Anschauungen der Industriearbeiter kennen. An der Hochschule sollte er zuerst Theologie studieren, doch ging er bald zur Mathematik und zu den Naturwissenschaften über. Nach dem erfolgreichen Abschlüsse seiner Lehrjahre wurde er Assistent am physikalischen Institut in Bern, dann Chef des Eöntgeninstituts am Inselspital in Bern und 1902 Professor am Technikum in Winterthur, wo er Physik und Mathematik unterrichtete und allgemein als sehr tüchtiger Lehrer galt. In Winterthur schloss sich Herr Professor Schenkel bald der sozialdemokratischen Partei an und wurde einer der tätigsten Führer der zürcherischen Arbeiterbewegung. Die materielle und politische Besserstellung der Arbeiterschaft war ihm Herzenssache, und namentlich betätigte er sich durch populärwissenschaftliche Eeferate und Bildungskurse, sowie durch eine grössere Zahl von Broschüren und unzählige Arbeiten und Artikel jahrzehntelang unermüdlich im Dienste der Erweiterung und Vertiefung der Volksbildung, Als richtiger Lehrer suchte er auch seine eigenen Kenntnisse stetig zu mehren; so wird ibm eine weitgehende Kenntnis nicht nur der deutschen, sondern der französischen, italienischen und englischen Literatur nachgerühmt. Die Arbeiterschaft verdankte ihm seine Tätigkeit durch Übertragung von Ämtern aller Art. Er wurde zuerst Mitglied des Grossen Stadtrates in Winterthur und dann namentlich auch einer Eeihé von lokalen Schulbehörden. Lange Zeit war er daneben Zentralpräsident des Verbandes der schweizerischen Wagenvisiteure. Im Jahre 1913 wurde er Mitglied des Nationalrats, dem er bis zum Tode ohne Unterbruch angehörte. Seine Sachkenntnis wurde namentlich in Prägen der Technik und der Volksbildung sehr geschätzt und oft in Anspruch genommen. Daneben brachte er den wirtschaftspolitischen Problemen der Landwirtschaft, eingedenk seines Ursprungs aus dem kleinen Industriedorfe, immer grosses Interesse entgegen und war darum als Eeferent auf dem Lande draussen besonders behebt. Aus ehrlichem Idealismus war er zur
sozialdemokratischen Partei gegangen, und er war stolz auf die in den letzten drei Jahrzehnten von seiner Partei errungenen Erfolge. Es sei schön vorwärts gegangen, pflegte er zu sagen, und es werde noch weiter vorwärts gehen und aufwärts. Wenn er bei politischen Kämpfen mit Gegnern seine Klinge kreuzte, dann hieb er kräftig und stark, aber nie verletzend und immer ritterlich. Ich lernte ihn kennen, nicht etwa in Bern, wo man nicht immer Zeit für persönliche Vorstellung findet, sondern im Frühjahr 1925 auf einer Meerfahrt weit drunten in Süditahen, und zwar als hebenswürdigen und freundlichen, wohlwollenden Menschen, der im Studium der Natur seine höchste Befriedigung fand.

Meine Herren Kollegen!

Ich lade Sie ein, sich zu Ehren der Verstorbenen von Ihren Sitzen zu erheben.

536 In den Nationalrat sind neu eingetreten: Herr Jean Briner, von und in Zürich, Präsident der Kreisschulpflege Zürich III, an Stelle des verstorbenen Herrn Prof. Dr. Schenkel.

Herr Carlo Censi, von Lamone, Rechtsanwalt in Lugano, an Stelle des zurückgetretenen Herrn Regierungsrat Galli; Herr E'mil Gross, von und in Freiburg, Eechtsanwalt, an Stelle des verstorbenen Herrn Gutknecht; Herr Karl Wunderli, von Fällanden, in Winterthur, diplomierter Landwirt, Verbandssekretär, an Stelle des verstorbenen Herrn Burkhard.

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Aus den Verhandlungen des Bundesrates.

(Vom 27. September 1926.')

Dem Beschluss des Regierungsrates des Kantons Zürich, vom 3. Juli 1926, betreffend Ergänzung der kantonalen Verordnung .vom 26. August 1909 über das Sehlachten, die Fleischschau und den Verkehr mit Fleisch und Fleischwaren wird die Genehmigung erteilt.

(Vom i. Oktober 1926.)

An die internationale Spezialkonferenz des Roten Kreuzes, die am 16. November 1926 in Bern zusammentritt, werden als schweizerische .Abgeordnete bezeichnet die Herren: Paul Dinichert, bevollmächtigter Minister, Chef der Abteilung für Auswärtige Angelegenheiten; Oberstkorpskommandant Ed. Wildbolz, in Einigen (Thun), und Oberstlieutenant G. Patry, Arzt der I. Division, in Genf.

"Wahlen(Vom 1. Oktober 1926.)

Militär département, Reitlehrer der Pferderegieanstalt in Thun : Kavallerie-Oberlieutenant Stuber, - Werner, von Seederf, zurzeit Bereiteroffizier dieser Anstalt.

Bekanntmachungen von Departementen und andern Verwaltungsstellen des Bundes, # S T #

Bericht des Eidgenössischen Versicherungsamtes.

Der "Bericht des Eidgenössischen Versicherungsamtes über die privaten Versicherungsunternehmungen in der Schweiz im Jahre 1924" wird demnächst die Presse verlassen. In übersichtlicher Darstellung gibt er Aufschluss über den Stand und die Tätigkeit aller in der Schweiz arbeitenden Versicherungsgesellschaften. Neben den Gewinn- und Verlustrechnungen

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

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1926

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40

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

06.10.1926

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