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Budget der

Alk o li o l ver wa lt un g pro 1889.

I. Einnahmen.

A . V e r k a u f v o n Sprit z u m T r i n k k o n s u m .

60,000 q. 95grädige Waare à durchschnittlich Fr. 167 per q Fr. 10,020,000 B. V e r k a u f v o n d e n a t u r i r t e r W a a r e z u t e c h n i s c h e n Z w e c k e n u n d a l s Beleuchtungsmaterial.

pro memoria C. V e r k a u f von N e b e n p r o d u k t e n der Rek tifikation.

Moyen goût : 1285 q. à Fr. 40 per q. .

. Fr. 51,400 Fusel zu technischen Zwecken 245 q. .

.

.

.

.

p r o memoria

Fr.

51,400

D. Monopolgebühren auf importirten Qualitätsspirituosen, hochgradigen Weinen und andern alkoholhaltigen oder zur Alkoholbereitung 450,000 dienenden Artikeln .

.

.

.

. ,, E. U e b e r t r a g u n g des Werthes von Lagerv o r r ä t h e n a u f d a s G e s c h ä f t s j a h r 1890 pro memoria F. R ü c k e r s t a t t u n g e n , Kursgewinne, A k t i v zinse, V e r s c h i e d e n e s u n d A u f r u n d u n g Fr.

28,600

Total Fr. 10,550,000

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II. .A.ïisg'atoen.

A. A n k a u f von a u s l ä n d i s c h e m Sprit.

42,000 q. 95grädige Waare à Fr. 45 per q.

loco Grenze unverzollt und exkl. Gebinde . Fr. 1,890,000 B. V e r z o l l u n g des A u s l a n d s s p r i t s .

42,000 q. Netto 8,400 q. Tara 50,400 q. Brutto à Fr. 19 per q. .

. ,, 957,600 C. Ankauf von inländischem R o h s p i r i t u s .

20,000 q., auf 95 Grad berechnet, à Fr. 91 per q. loco Brennerei und exkl. Gebinde . ,, 1,820,000 D. R e k t i f i k a t i o n der I n l a n d s w a a r e .

20,000 q. Rohspiritus . Fr. 117,000 700 q. Mauvais goût . _ 4,200 ,, 121,200 E. R ü c k v e r g ü t u n g des Monopolgewinnes auf exportirten a l k o h o l i s c h e n E r z e u g nissen gemäß Art. 5 des Alkoholgesetzes.

3000 q. 95grädige Waare à Fr. 87. 50 ,, 262,500 F. V e r l u s t e : 1) auf dein fertig gekauften und dem aus inländischem Rohspiritus hergestellten Sprit (Schwund, Gelbwerden etc.), 2 °/o des Ankaufs-, bezw. Erstellungswerthes von Fr. 4,788,800 .

.

. F r . 95,776 2) Verlust auf dem Verkauf von Gebinden etc.

. ,, 14,224 ,, 110,000 G. F r a c h t e n : 1) auf den in Gebinden oder Reservoirwagen transportirten gebr. Wassern Fr. 140,000 2) auf leeren Gebinden und andern Artikeln ,, 10,000 ,, 150,000 H. L a g e r s p e s e n u n d L a g e r v e r w a l t u n g ,, 60,000 J. A s s e k u r a n z der jeweilen auf Lager liegenden 15,000 q. Flüssigkeit, 5 °/oo des Anschaffungswerthes von ca. Fr. 1,000,000 .

.

. ,, 5,000 Uebertrag Fr. 5,376,300

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Uebertrag K. V e r w a l t u n g .

1) Miethe d.Verwaltungsgebäudes 2) Beleuchtung, Heizung und Reinigung desselben .

.

.

3) Besoldungen der Central Verwaltung .

4) Reisespesen der Central Verwaltung .

Büreaukosten der Centralver5) waltung (inkl. Drucksachen) .

.

.

6) Brennereikontrole .

Expertisen, Prüfung der Ohm7) geldrechnungen, Verschiedenes

Fr.

5,500

,,

3,500

Fr. 5,376,300

,, 70,000 ,,

4,500

,, 15,000 ,, 45,000 ,, 16,500

160,000 L. V e r g ü t u n g e n an die Post- und Z o l l 60,500 verwaltung .

.

.

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.

. ·n 20,000 M. I n s t a l l a t i o n e n in B r e n n e r e i e n ·n N. E r s t e l l u n g der R e k t i f i k a t i o n s 100,000 ei n r i c h t u n g e a .

.

.

.

. ·n O. E r r i c h t u n g , bezw. K a u f v o n L a g e r häusern.

300,000 ·n P. V e r z i n s u n g des festen A u l e i h e n s .

3V2 °/o von Fr. 5,500,000 .

192,500 n Das Anleihen dient folgenden Verwendungen : Fr. 4,400,000 Entschädigungen für einge gangene Brennereien.

,, 1,100,000 Betriebsfonds u. Verschiedenes.

Total Fr. 5,500,000 Q. E m i s s i o n s k o s t e n d e r A n l e i h e n , V e r schiedenes, und A u f r u n d u n g .

40,700 R. Defizit des Geschäftsjahres 1887/88 . pro memoria S. U e b e r t r a g u n g des W e r t h e s von Lagerv o r r ä t h e n aus dem J a h r e 1887/88 pro memoria T. Vertheilung an die K a n t o n e und an die 0 k t r oi g e mei n d e n .

.

.

. Fr. 4,300,000 Total Fr. 10,550,000

III. Vertheilung- des RechnungsUeberschusses.

A. Vertheilung an die Ohmgeldkantone und Oktroigemeinden Fr. 3,600,000 B. Vertheilung an alle Kantone . ,, 700,000 Total

4,300,000

Botschaft des

Bundesrathes an die Bundesversammlung betreffend das Begnadigungsgesuch des T h é o p h i l e Morel von Posât, Kantons Freiburg.

(Vom 20. November 1888.1 Tit.

In der Nacht vom 7. auf den 8. Dezember 1885 wurden N der Eisenbahnlinie Bulle-RomoNt zwischen den Stationen Säle» und Vaulruz, zwei Signalpfähle, ein Distanzenzeiger, ein Verbotpfosten und eine Telegraphenstützstange ausgerissen und quer über die Schienen gelegt. Glücklicherweise schob der erste Zug von Bulle nach Romont, welcher die betreffende Stelle kurz nach 5 Uhr durchfuhr, diese Hindernisse zum Theil bei Seite und zerschnitt die übrigen, so daß er, ohne Schaden zu nehmen, in Romont anlangte.

Am 11. Dezember gleichen Jahres stellte sich auf dem Oberamt des Greyerzer Bezirkes H y a c i n t h e B o r c a r d , 18 Jahre alt,vonu Vaulruz. und gab zu Protokoll, daß er am Abend des 7. Dezember mit T h é o p h i l e M o r e l , von Posât, Hufschmied inVaulruz^ auf dem Heimweg von Sales nach Vaulruz eine Strecke weit die Bahnlinie benutzt habe. Bei diesem Anlaß habe Morel, der betrunken gewesen, die betreffenden Pfähle ausgerissen und über die Schienen gelegt. Er habe den Morel von diesem verbrecherischen Treiben abgemahnt, aber bloß zur Antwort erhalten: ,,Du wirst morgen den Zug pfeifen hören !" Am andern Tag sei dann Morel zu ihm gekommen und habe ihn gebeten, Stillschweigen über das, Vorgefallene zu beobachten.

705 Infolge dieser Angaben wurde Borcard vorläufig in Untersuchungshaft behalten, später aber (am 16. Februar 1886) gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt. More! hatte sich der drohenden Verhaftung durch schleunige Flucht nach St-Paul (Hochsavoyen) entzogen. Es mußte deßhalb gegen denselben der Verhaftsbefehl erlassen und dessen Auslieferung Seitens der französischen Behörden erwirkt werden.

Nachdem wir mit Beschluß vom 29. Dezember 1885, in Anwendung von Art. 74 des Bundesstrafrechtes vom 4. Februar 1853, die Untersuchung und Beurtheilung dieses Falles den Gerichten des Kantons Freiburg überwiesen hatten, erfolgte am 13. April 1886 die Aburtheilung durch das Kriminalgericht des Greyerzer-Bezirkes.

Das Gericht zog in Erwägung, daß die Handlungen des Morel wirklich in der verbrecherischen Absicht geschehen seien, eine Zugsentgleisung herbeizuführen, daß also der Thatbestand einer absichtlichen Eisenbahngefahrdung vorliege. Es verurtheilte deßhalb den Morel in Anwendung des Art. 67 leg. eit. kriminell zu 4 Jahren Gefängniß, sowie zu den Exekutionskosten und der Hälfte der Untersuchungs- und Urtheilskosten. -- Hyacinthe Borcard wurde, da der Thatbestand der Gehülfenschaft hinsichtlich seiner Person nicht erbracht sei, freigesprochen, immerhin aber in Ansehung seines unkorrekten Benehmens anläßlich des Vorfalles zu den Kosten seiner ausgestandenen Haft und zu der andern Hälfte der Untersuchungsund Urtheilskosten verurtheilt.

Théophile Morel mußte die Gefängnißstrafe sofort am 14. April 1886 antreten und hat somit bis jetzt ungefähr 2Va Jahre erstanden.

Mit Eingabe an den Bundesrath d. d. Freiburg, den 23. Oktober 1888 petitionirt nun Morel um Erlaß des Restes seiner Strafe.

Er setzt in seinem Begnadigungsgesuch auseinander, daß er bereits 14 Tage vor der unglückseligen That infolge seiner finanziellen und familiären Verhältnisse sich ganz dem Trunk ergeben gehabt und nicht mehr bei vollem Verstande gewesen sei. Auch in der Nacht vom 7. auf den 8. Dezember 1885 habe er im Zustande des Rausches mit ßorcard den Heimweg angetreten und unter dem Einfluß seiner Betrunkenheit, keineswegs aber mit Vorbedacht, die betreffende That begangen. Im Momente habe er gar nicht aa die Möglichkeit einer Entgleisung gedacht, erst als er nüchtern geworden, habe er Angst bekommen, die Flucht ergriffen und Borcard gebeten, das Vorgefallene geheim zu halten. -- Im Gefängniß habe er nie zu Klagen Anlaß gegeben und stets tiefes Bedauern über

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sein Verbrechen an den Tag gelegt. Da er sonst nocli nie bestraft worden sei, so dürfe er um so eher auf Begnadigung hoffen, als er die einzige Stütze seiner aller Hülfsmittel entblößten Frau und ihrer drei kleinen Kinder bilde, welche infolge der Kränklichkeit der Mutter der Gemeinde und selbst armen und betagten Verwandten zur Last gefallen seien. Schließlich betont Morel nochmals, daß ihm jede verbrecherische Absicht gefehlt habe, und daß seine Handlung keinen Unglücksfall zur Folge gehabt habe.

Dieses Begnadigungsgesuch wird unterstützt durch ein Ar/tzeugniß vom 24. August 1888, nach welchem die Frau Morel von Magen- und Nervenleiden befallen ist, sowie durch eine Erklärung des freiburgischen Gefängnißdirektors vom 26. Oktober 1888, welcher die Angaben Morels bezüglich seiner guten Aufführung und seiner bewiesenen Reue bestätigt.

Auch die Polizeidirektion des Kantons Freiburg konstatirt unterm 27. Oktober 1888 das bisherige gâte Betragen des Morel und macht gleichzeitig darauf aufmerksam, daß derselbe gernäß der freiburgischen Gesetzgebung nach vollendeter Abbüßung von 2la seiner Strafe die Begnadigung nachsuchen könnte (Art. 94, lit. b, des Strafgesetzbuches).

Das schweizerische Eisenbahndepartement spricht sich dahin aus, daß mit Rücksicht auf die Größe der Strafe die Begnadigung sich rechtfertigen dürfte.

Wir erklären uns grundsätzlich damit einverstanden, daß dem Gesuche des Petenten in Anbetracht seiner Reue in einem gewissen Umfange entsprochen werden könne. Der Entscheid, der Frage, wie viel der Nachlaß betragen möge, wird allerdings influenzirt werden durch die andere Frage, ob der Richter ein außergewöhnlich hohes Strafmaß hestimmt habe. Wir können diese letztere Frage nicht unbedingt bejahen, weil More! bei Ausübung seiner Handlung eine höchst strafbare Beharrlichkeit an den Tag gelegt und sie fortgesetzt hat, ohschon er davon abgemahnt wurde. Die Thatsache, daß er in betrunkenem Zustande gehandelt habe, hetrachten wir als unerheblich; sie soll auch, wenn selbstverschuldet, gemäß litt, b von Art. 32 des Bundesstrafrechtes nicht als Milderungsgrund in Betracht gezogen werden. Die außerordentliche Gefährlichkeit der Handlung hat eine ganz ernste Strafe gerechtfertigt.

Gleichwohl glauben wir, in Anbetracht der vorliegenden Umstände dermalen den gesetzgehenden Käthen einen Akt der Milde empfehlen zu dürfen, und stellen den A n t r a g :

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Es werden dem Petenten im Wege der Gnade 15 Monate Gefängniß erlassen und es sei derselbe mit dem 14. Januar 1889 in Freiheit zu setzen.

Genehmigen Sie, Tit., die Versicherung unserer vollkommenen Hochachtung.

B e r n , den 20. November 1888.

Im Namen des Schweiz. Bundesrathes, Der Vizepräsident:

Hammer.

Der Kanzler der Eidgenossenschaft : Eingier.

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Büdget der Alkoholverwaltung pro 1889.

In

Bundesblatt

Dans

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Jahr

1888

Année Anno Band

4

Volume Volume Heft

51

Cahier Numero Geschäftsnummer

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

24.11.1888

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701-707

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10 014 154

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