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Schweizerisches Bundesblatt.

XXV. Jahrgang. II.

Nr. 23.

17. Mai 1873.

J a h r e s a b o n n e m e n t (portofrei, in der ganzen Schweiz): 4 Franken.

Einrükungsgebühr per Zeile 15 Rp. -- Inserate sind franko an die Expedition einzusenden, Druk und Expedition der Stämpflischen Buchdrukerei in Bern.

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Bericht des

Schweiz. Bundesrathes an die hohe Bundesversammlung über seine Geschäftsführung

im Jahr 1872.

Geschäftfskreis des Militärdepartements.

Das Geschäftsjahr ist durch keine besondern Vorkommenheiten markirt. Mit Rüksicht auf die schwebenden Verhandlungen über die Revision der Verfassung fanden Arbeiten für Revision der Militärorganisation nicht statt. Die Gewehrfabrikation und die Umwandlung der Geschüze gingen ihren ungestörten Gang.

I.

Geseze, Verordnungen und Réglemente.

Die Bundesversammlung hat im Jahr 1872 folgenden, das Militärwesen beschlagenden Beschluß gefaßt : Bundesbeschluß betreffend Einführung eines einheitlichen Schulsoldes für die angehenden Offiziere der Infanterie und Schüzen und die Aspiranten II. Klasse aller Waffen, vom 8. Juli 1872 (X, 894).

Bundesblatt. Jahrg. XXV. Bd. II.

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Vom Bundesrath wurde erlassen : 1) Bundesrathsbeschluß betreffend Befreiung verschiedener Angestellter der Rigi-Eisenbahn vom Militärdienste, vom 12. Heumonat 1872 (X, 898); 2) Bundesrathsbeschluß betreffend Befreiung verschiedener Angestellter der Eisenbahn Jougne-Eclépens vom Militärdienste, vom 16. September und 25. Oktober 1872 (X, 1001 u. 1018); 3) Reglement für den Besuch ausländischer Militäranstalten, Lagerund Truppenübungen, vom 25. November 1872 (X, 1063).

Vom Militärdepartement ging aus : 1) Provisorisches Reglement über die Bedienung der Feldgeschttze, vom 1. Mai 1872; 2) Vorschrift über die Scheiben der Handfeuerwaffen und Anleitung zum Notiren und Eintragen der Schießresultate, vom 3. April 1872; 3) Reglement über die Waffenübungen mit dem Säbel für die eidg. Reiterei, vom 24. April 1872; 4) Medikämcntentaxe für eidg. Militärlieferungen, vom 14. Dezember 1872; 5) Vorschrift über die Ausrüstung der mit Repetirwaffen versehenen Infanterie- und Schüzenbataillone mit Büchsenmacherwerkzeug und G-ewehrbestandtheilen, vom 17. Januar 1872.

Kantonale Militärgesezgebung.

Auch in der kantonalen G-esezgebung herrschte Stillstand wie in der eidgenössischen.

II. Geschäftsabtheilungen und Beamte der Militärverwaltung.

Auf Ende des Jahres erhielt der vielverdiente eidg. Oberfeldarzt, Hr. Oberst Dr. Lehmann, die nachgesuchte Entlassung. Seine Ersezung fällt in das laufende Jahr. Zum Oberinstruktor der Kavallerie wurde der bisherige Adjunkt der Pferde-Regieanstalt, Hr. Oberstlieutenant Müller, gewählt.

III.

Spezialkommissionen.

l. Die Thätigkeit der ständigen Artüleriekommission wird im Abschnitt XXVIII besprochen.

499

2. Diejenige der Pensionskommisssion im Abschnitt XXIII.

3. Zur Festsezun des Revolvermodells wurde eine Kommission, bestehend aus den Herren Oberst Bleuler, Oberstlieutenant Müller und Major Schmidt bestellt. Dieselbe hat ihre Arbeit beendigt.

4. Um mehrfache Klagen über geringe Qualität von Infanteriemunition zu untersuchen, wurde aus den Herren Obersten Wurstemberger und Burnand, Major Schmidt und Pulverkontroleur Bußmann eine Kommission zusammengesezt. Ihre Aufgabe ist nur theilweise erfüllt, da noch Untersuchungen bezüglich der Qualität des Pulvers zu machen übrig bleiben.

5. Zur Reform des Sanitätswesens wurde eine Kommission niedergesezt, bestehend aus den Gesundheitsoffizieren : Oberstlieutenants Erismann, Brière, Ackermann, Ruepp, Engelhard, Schnyder, Weinmann und Major Bertschingen und aus den Generalstabsoffizieren : die Obersten Rothpletz und reiß. Der Abschluß der Arbeiten fand erst im laufenden Jahre statt.

6. Zur Untersuchung der Unglüksfälle bei den Artillerieübungen bestand eine Kommission, zusammengesezt aus den vom eidg. Militärdepartement gewählten Präsidenten, Oberst Hertenstein und den von den kantonalen Militärbehörden der nachbezeichneten Kantone gewählten Mitgliedern: Bern, Stabsmajor Kühn; Aargau, Artilleriehauptmann Welti; Waadt, eidg. Oberstlieutenant Ruchonnet; Genf, Artillerielieutenant Merle d'Aubigné; Zürich, Kanoniergefreiter Jakob Liechti ; St. Gallen, Kanonierwachtmeister Züblin.

Die Angelegenheit wird unter Ziffer VII besprochen.

7. Zur Untersuchung des abgelieferten neuen Artilleriematerials wurden bezeichnet : Oberst Wehrli Oberst Fornaro, Artilleriehauptmann Hauser in Zürich und Artilleriehauptmann Raichlen in Genf.

8. Zur einheitlichen Redaktion des Bekleidungsreglementes und Begutachtung einiger Abänderungen in demselben wurde eine Kommission niedergesezt, bestehend aus den Herren Oberst Wieland, Oberst Zehnder, Oberst de Vallière Major Mechel und Stabshauptmann Göldlin. Die Kommission hat sich, soweit an ihr, ihrer Aufgabe entledigt.

9. Zur Prüfung der Frage, ob die Gewehrfabrikation in Zukunft durch eine Regiewerkstätte, oder auf dem Privatwege, oder nach einem gemischten System betrieben werden sollte, berathschlagte unter dem Präsidium des Departementsvorstehers eine Kommission, bestehend aus Nationalrath Stämpfli Ständerath Borei, Ständerath Jeker, Ständerath Roguin, General Herzog, die Obersten

500 Wurstemberger, Merian und Feiß. Der Gegenstand ist noch nicht erledigt.

10. Die Frage der Landesbefcstigung wurde einer Koiïimission überwiesen, welche unter dem Präsidium des Departementsvorstehers berathen soll und außer ihm aus folgenden Offizieren besteht : General Herzog, die Obersten Wolff, Hoffstetter, Siegfried, Rothpletz, Gautier, Rüstow, von Sinner und Major Dumur. Die Kommission besammelte sieb erst im laufenden Jahre.

IT. InstruktionspersonaL Am Schlüsse des Jahres hatte dasselbe folgenden Bestand : Genie - . . ' . . .

5 Artillerie . . . . 27 Kavallerie . . . . 1 1 Scharfschüzen . . . 1 2 Infanterie . . . .

l Sanitätswesen '. . . 4 60 gegenüber vom Jahr 1871 Verminderung um 2.

V. Eidgenössische Waffenpläze.

Unterm 17. Juli haben Sie einem Vertrage die Genehmigung ei'theilt, wonach sich der Kreis Maienfeld verpflichtet, auf Luzienstcig eine Cantine zu bauen, welche die Eidgenossenschaft während 20 Jahren vom Jahr 1873 bis 1892 jährlich mit Fr. 3100 verzinst und amortisirt.

Nachdem Sie noch einen Nachtragskredit von Fr. 26,000 bewilligt, ist der Umbau des Zeughauses auf dem Waffenplaze Luzern zu Ende geführt worden.

Das Departement hat im Berichtsjahre eine Dezentralisation ·les Sanitätsmaterials der Ambülancen auf einzelne in den verschiedenen Divisionsterritorien gelegenen Waffenplaze angeordnet, ··o das bezügliche Material meist in kantonalen Zeughäusern, unter..'bracht wird. Es ist damit nicht nur der Gefahr ausgewichen ··Orden, daß der größte Theil unseres' Sänitätsmaterials mit einem .-IsAe durch; fcandunglük zu Gründe gehen könnte, sondern es wird dadurch nun auch eine raschere Mobilisirung der Armeedivisionen gesichert.'- · ' . '· - ^ ·

SOI

Durch die Schießübungen auf dem Waffenplaze Thun sind die hinter dem Zielwalle liegenden Eigenthümer immer noch Gefahren ausgesezt. Die Unterhandlungen, welche das Militärdepartement zu einem gütlichen Abkommen mit den Eigenthümern eingeleitet hat, sind noch nicht zum Abschlüsse gediehen.

Eine Zusammstellimg der Immobilien, welche die Kantone zu militärischen Zweken besizen, hat zu folgendem Ergebnisse geführt, das jedoch, da viele Angaben sehr unbestimmt und ungenau waren, nicht als durchaus zuverlässig bezeichnet ·werden darf.

Die in den Kantonen vorhandenen Kasernen werden geschäzt (es ist theils die Inventar- theils die Brandassekuranz-Schazung angegeben) zu .

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. Fr. 7,990,648.-- die kantonalen Zeughäuser geschäzt zu .

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,, . 3,869,993.-- andere militärischen Gebäulichkeiten zu .

,, 1,774,101.-- die cirka 1500 Jucharten haltenden Exerzierpläze sind geschäzt z u . . . .

,, 4,146,271.-- die Immobilien, welche in den Kantonen militärischen Zweken dienen, repräsentiren daher einen Gesammtwerth v o n .

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F r . 17,781,013.--

VI. Genie-Unterricht.

a. Rek r u t e n s c h u l e n.

Für die Pontonnierxvaffe fand eine Schule statt mit 7 Offizieren, 14 Unteroffizieren und übrigen Cadres, 5 Aspiranten I. Klasse und 69 Rekruten. Total 95 Mann.

Für die Sappeurwaffe ebenfalls eine Schule mit 8 Offizieren, 16 Unteroffiziei-pn und. übrige Cadres, 14 Aspiranten I. Klasse und 132 Rekruten.

Beide Schulen ergaben befriedigende Resultate.

b. W i e d e r h o l u n g s k u r s e.

Den Wiederholungskurs bestanden 2 Kompagnien, nämlich 3 Pontonnier- und 9 Sappeurkompagnien, von welch' leztern eine Kompagnie den Truppenzusammenzug bestand.

Gesammtstärke : 58 Offiziere, 1142 Unteroffiziere und Soldaten' Total 1200 oder im Auszug 18,2 in der Reserve, 24,3°/o Ueberzählige. Der Kontrole-Etat der gleichen Kompagnien betrug 68 Offiziere, 1698 Unteroffiziere und Soldaten, Total 1766. Es sind

502

somit nicht erschienen 566 Mami oder im Auszug 29,8 und in der Reserve 34 °/o, eine mit Bezug auf die Erfüllung der Wehrpflicht ·bedenkliche Erscheinung.

c. A. s p' i r a n t e u s c h u l e n.

Die Zahl der instruirten Aspiranten I. Klasse haben wir oben erwähnt, wegen zu geringer Zahl von Theilnehmern fand eine Aspirantenschule II. Klasse nicht statt.

d. T e I e g r a p h e n k u r s.

Derselbe wurde mit dem Divisionszusammenzug verbunden.

Die Mannschaft war einer Sappeur- und einer Parktrainkompagnie entnommen. Die Uebungen ergaben befriedigende Resultate, nur ist bezüglich des Materials zu bemerken^ daß der Kabelwagen zu schwer ist und daß dessen Inhalt nothwendig auf zwei Wägen verladen werden muß, worüber noch Untersuchungen stattfinden.

VII. Artillerie-Unterricht.

a. R e k r u t e n s c h u l e n.

Es fanden statt: 4 Schulen für fahrende Batterien, l für Parkartillerie- und Park- und Linientrain (deutsch), l für Gebirgsartillerie, Positionsartillerie und Park- und Linientrain (franz.). An diesen Schulen nahmen 315 Cadres, 39 Aspiranten I. Kl. und 1320 Rekruten theil, total: 1674. Von den Rekruten waren 672 Kanoniere, 648 Train-, 27 Arbeiter und 27 Spielleute.

Die G-esammtrekrutirung der Artillerie, Aspiranten I. Kl. mitgerechnet, steigt auf 21 °/o des Bestandes dei- Kontingente dei1 Kantone im Auszug und wäre somit mehr als ausreichend, wenn überall eine gehörige Ordnung im Rekrutirungs- und Kontrolwesen stattfände.

Die Zahl der Aspiranten I. Klasse war dagegen verhältnißmäßig klein und ungenügend.

' Für die Zukunft erscheint es zwekmäßiger, die Rekruten der beiden Gebirgsbatterien nach Sprachen geschieden den Feldavtillerierekrutenschulen zuzutheilen, als wie bisanhin mit den Rekruten der Positionsartillerie und des Parktrains, welche durch diese bisherige Zutheilung der Gebirgsartillerierekruten gar zu komplicirt wurden.

Im Allgemeinen war die Tauglichkeit der Rekruten befriedigend, immerhin mit verschiedenen Ausnahmen., wozu auch die geringe

503 Schulbildung der Rekruten von Tessin und Wallis und das häufige A r orkommen von ungenügendem Sehvermögen gehört.

Da bereits alle Schulen und Wiederholungskurse von 1872 mit neuen 8cm Hinterladergeschüzen versehen werden konnten, wurde die Instruktion der Rekruten und Mannschaft der Feldbatterien wesentlich vereinfacht. Ein neues Reglement über die Feldgeschüzschule erleichterte noch wesentlich die Instruktion.

Die Resultate, welche in den Rekrutenschulen von 1872 erzielt wurden, waren in der Mehrzahl der Schulen sehr befriedigend j mehr und mehr drängt sich aber dabei die Ueberzeugung auf, daß die Instruktionszeit zu kurz ist, um "das Wissen und Können der Rekruten hierbei genügend zu befestigen, und daß in Zukunft die Dienstzeit nothwendiger Weise verlängert werden muß.

b. W i e d e r h o l u n g s k u r s e .

In 21 Wiederholungskursen gelangten folgende Batterien in den Dienst : 5 schwere Feldbatterien des Auszuges, 11 leichte ,, ,, ,, 1 Gebirgsbatterie des Auszuges, 2 Positionskompagnien des Auszuges, 3 Parkkompagnien des Auszuges, 7 Parktrainkompagnien aus Auszug und Rererve bestehend, nebst Linientrain, l schwere Feldbatterie der Reserve, 6 leichte Felclbatterien der Reserve, l Gebirgsbatterie der Reserve, 4 Positionskompagnien der Reserve, 3 Parkkompagnien der Reserve, l Parktrainkompagnie der Reserve, zusammen 45 taktische Einheiten, welche mit Ausnahme der um eidgen. Truppenzusammenzug theilnehmenden Batterien Nr. 16, 17 und 28, die bloß einen achttägigen Vorkurs bestunden, den Wiederholungskurs von normaler Dauer in gewohnter Weise durchinachlen.

Nur 19 dieser taktischen Einheiten rükten in reglementarischer Stärke ein oder mit überzähliger Mannschaft (zuweilen selbst in einer für die Instruktion hinderlichen Zahl), während bei 26 unter dem normalen Stand geblieben waren, namentlich die Positionskompagnien, Parkkompagnien und Parktrainkompagnien, welche selbst bei reglementarischem Bestand ohnehin schon zu schwach für den Felddienst sind.

504 Leider zeigt sich stets der Kontroibestand der Feldbatterien unyerhältnißmäßig stark, während der der übrigen taktischen Einheiten häufig das Gegentheil erzeigt.

Dadurch entwischen stets viele Leute den Wiederholungskursen, was die Notwendigkeit spezieller Kurse für Nachdienstpfiichtige bedingt, ohne welche wir in den taktischen Einheiten stets Leute haben werden, die Mittel und Wege finden, sich wiederholt den periodischen Hebungen zu entziehen.

Ein kleiner Fortschritt war wahrnehmbar in Bezug auf bessere Organisation der taktischen Einheiten beim Diensteintritt gegenüber früheren Jahren; bloß bei einigen Parktrainkompagriien war dieses weniger der Fall, und es ging hiedurch, sowie durch die Annahme der Pferde auf dem Waffenplaze, stets Zeit verloren, welchem Uebelstand in Zukunft abgeholfen werden muß.

Im Ganzen genommen waren die Bespannungen der Batterien befriedigend zu nennen, etwas weniger hie und da die Reitpferde.

Unbefriedigend stellte sich die Pferdebeschaffung bei der Gebirgsartillerie des Kantons Graubünden heraus.

Der Zustand der Beschirrung ließ hie und da zu wünschen übrig, indem nicht die genügende Sorgfalt auf deren Aufbewahrung in einigen Zeughäusern verwendet wird.

In den Wiederholungskursen wurde stets mit großem Eifer und gutem Willen gearbeitet und Disziplin strenge gehandhabt, die Kurskommandanten zeigten sich ihrer Aufgabe gewachsen. So viel wie immer möglich trachtete man die Batterien und taktischen Einheiten unter ihr Kommando zu stellen, welche ihnen nach der Armee-Eintheilung angehören, leider aber wurde aus verschiedenen Gründen die konsequente Durchführung dieses Systems hie und da vereitelt.

Wie seit einer Reihe von Jahren hat die Ueberzeugung mehr und mehr. Terrain gewonnen, daß die Uebungszeit viel zu kurz sei, um ersprießliche Resultate zu erzielen, mithin Zeit und Kosten verschwendet werden, ohne zu einem erkleklichen Fortschritt zu gelangen.

In der Schießfertigkeit der Batterien sind entschiedene Fortschritte gemacht worden, Dank der vorzüglichen Instruktion, die ertheijt wurde und der zwekmäßigen Anordnung der Schießübungen.

Die .abgehaltenen Spezialkurse für Offiziere der fahrenden Batterien erwiesen sich als sehr heilsam, ebenso die Cadres-Vorkurse, welche in einigen Kantonen abgehalten wurden, und die Instruktion der Batterien konnte mehr und mehr den Offizieren und Unteroffizieren überlassen -werden.

505

Ein weniger erfreuliches Bild als die fahrenden Batterien zeigten die Gebirgsbatterien von Graubüiiden, wo die Waffe der Artillerie mehr und > mehr verwahrlost ist, während die Pnrkkompagnien sich als diensttüchtig erwiesen und in der Ausbildung und Brauchbarkeit der Parktrainkompagnien ein entschiedener Fortschritt sichtbar war.

Mehr noch als bei den Batterien der Reserve machte die allzu kurze Dienstzeit ihren fatalen Einfluß bei den Positionskompagnien der Reserve geltend. Die ohnehin meistens in Zutheilung von Offizieren von den Kantonen stiefmütterlich behandelt und oft mit unkompletem Cadres- und Mannschaftsbestand einrükenden lleserve-Positionskompagnien befinden sich in einem wahrhaft kläglichen Zustande von Feldtüchtigkeit und könnten ihrer Bestimmung unmöglich Genüge leisten. Mehr als bei allen andern taktischen Einheiten ist hier Verlängerung dei' Uebungszeit zum absoluten Bedürfniß geworden.

Leider sind im Berichtsjahre mehrere Unglüksfälle vorgekommen, welche den Verlust dreier Artilleristen und die Verstümmelung zweier zur Folge hatten. Die Schuld derselben läßt sich theils auf technische Fehler, theils auf Unvorsichtigkeit zurükführen. Glüklicherweise waren wir seit einer langen Reihe von Jahren von solchen bedauerlichen Ereignissen verschont geblieben, welche leider troz aller Vorsicht bei der stets gefährlichen Handhabung des heutigen Artilleriematerials im Reiche der Möglichkeit bleiben, und auch bei Artillerien vorkommen, wo bei mehrjähriger Dienstzeit die Truppe gründlicher ausgebildet werden kann als bei uns.

Die Militäradministration ermangelte nicht, über die Unglüksfälle eine strenge Untersuchung anzuordnen. Die Untersuchung wurde mit Unparteilichkeit und Geschik geführt, und es stehen die bezüglichen Akten der h. Bundesversammlung zur Verfugung. Bestimmten Personen konnte indessen eine Schuld nicht zugemessen werden, so daß wir uns nicht veranlaßt sahen, eine Strafuntersuchung einzuleiten. Dagegen suchten wir Anstalten zu treffen, daß für die Zukunft bestimmten Personen die Verantwortlichkeit der Kontrole zufalle, - weßhalb besondere Geschoß- und Munitionskontroleurs aufgestellt wurden. Das daherige Reglement ist indessen erst im Laufe des Jahres 1873 erlassen worden. Selbstverständlich wurde die Untersuchung aller noch vorhandenen und die Beseitigung der Munition zweifelhafter Beschaffenheit angeordnet.

506

c.

A l l g e m e i n e C a d r e s s c h u 1 e.

An derselben nahmen Theil 20 Offiziere und 74 Unteroffiziere.

Der Erfolg war nur ein theilweiser und nicht genug befriedigender, indem ein guter Theil der Unteroffiziere troz der vielen Mühe, welche auf dieselben verwendet worden war, nicht genügende Vorbildung erhalten hatte, um den Unterricht mit Erfolg zu benuzen.

d. S c h u l e für A s p i r a n t e n II. Klasse.

Diese Schule war von 40 Aspiranten und 4 Unteroffizieren besucht. Diese leztern, sowie 35 Aspiranten konnten zur Brevetirung empfohlen werden, jedoch drei bloß als Parkoffiziere. Der Zuwachs von bloß 39 Offizieren erscheint namentlich mit Rüksicht auf die VermehrungO der Batterien als ungenügend.

O o e. S p e z i a l k u r s e .

Der. spezielle Trainkurs wurde von 9 Truppenoffizieren, dann von den Jüngern Traininstruktoren und den Instruktionsaspiranten (die hiebei eine Art Instruktorenschule mitmachten) besucht und hatte einen günstigen Erfolg. Die guten Früchte dieser Kurse geben sich bereits bei der Organisation der Batterien zu deren Wiedero holungskursen und in dem Instruktionsdienste kund, und es ist sehr zu wünschen, daß dem Besuch solcher Kurse eine größere Ausdehnung gegeben werden könne, damit jede Batterie und Parktrainkompagnie wenigstens einen Offizier besize, welcher in diesem Kurse, im Trainwesen ausgebildet würde.

Ein pyroteehnischer Kurs wurde im Berichtsjahre nicht abgehalten, um nicht störend in den Betrieb des Laboratoriums einzuwirken, welches sehr stark in Anspruch genommen war.

Der Kurs für Offiziere des Artilleriestabes konnte nicht abgehalten werden, sondern wurde auf das Jahr 1873 verschoben, um dannzumal eine größere Anzahl Schüler zu vereinigen; dagegen "wurde eine Anzahl Offiziere des Artilleriestabes' mit den Truppenoffizieren der 8cm Batterien, welche die Wiederholungskurse mit ihren Truppen zu bestehen hatten, in zwei Spezialkurse berufen, um sie mit den 8cm Hinterladergeschüzen, deren Material, Munition, Bedienung und Gebrauch hinlänglich vertraut zu machen, um alsdann die Mannschaft instruiren zu können. .

Im Ganzen nahmen 47 Offiziere an diesen Kursen Theil, deren Erfolg alsdann in den Wiederholungskursen in unzweideutiger Weise sich fühlen ließ.

507

Eine Tnstruktoreiwchule für Artillcrie-Instruktoren wurde vom 10.--29. März in Thun abgehalten und gab Gelegenheit, das Instruktionspersonal vor Beginn der übrigen Schulen und Kurse auf seinen Dienst vorzubereiten und die angerneideten Instruktionsaspirauten einer ersten Probe zu unterwerfen. Eine derartige Vorübung erschien nicht bloß als ein unabweisbares Bedürfniß wegen Einführung des neuen Som Hinterladers und Bekanntmachung vieler Neuerungen in den Regleuienten, sondern auch sonst sehr förderlich für die Vorbereitung des Instruktionspersonals überhaupt, und ist in Zukunft alljährlich abzuhalten.

YIIL Kavallerie-Unterricht.

a.

R e k r u t en s c h u l en.

Es fanden eine Guiden- und 4 Dragoner-Rekrutenschuleii statt.

Die Zahl der Theilnehmei- war folgende: Guiden.

Dragoner.

Calres .

.

.26 Ì43 Aspiranten II. Klasse . 3 6 Rekruten .

.

.51 237 80 386 Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Guiden-Rekrutirung um 7 vermindert; diejenige der Dragoner ist gleich geblieben.

Die physische und geistige Tauglichkeit der Guiden- und Dragoner-Rekruten ließ auch in diesem wie in allen frühem Jahren viel zu wünschen übrig.

In manchen Kantonen wird bei der Auswahl der Rekruten viel zu wenig Rüksicht auf j e n e für die Kavallerie so unerläßlichen Eigenschaften genommen.

Die Verlängerung der Schuldauer für die Dragoner-Rekruten von 42 auf 60 Tage hat auf die Ausbildung derselben Fortschritte zur Folge; hauptsächlich mit Bezug auf das Reiten und die Ablichtung der Pferde.

Eine Verlängerung der Schulen für die Guiden von 42 auf 60 Tage ist eben so nothwendig wie für die Dragoner, die Wichtigkeit des Guidendienstes verlangt eine bessere Ausbildung als bis anhin.

In der Ausrüstung für Mann und Pferd zeigen sich immer noch Mängel und Abweichungen von den bestehenden Vorschriften.

508

Die Instruktion wurde nach den festgesezten Instruktionsplänen vollzogen. Der Erfolg war im Allgemeinen nicht gerade unbefriedigend ; er hängt natürlich sehr viel von der Intelligenz der Mannschaft, der Tauglichkeit und Leistungsfähigkeit der Pferde ab.

Leider fehlen aber einer sehr großen Zahl unserer Pferde die für ein ,, K a v a l l e r i e p f e r d 1 1 erforderlichen Eigenschaften.

o.

W i e d e r h o l u n g s k u r s e.

Auszug.

Die Wiederholungskurse haben bestanden: ll/2 G-uidenkompagnien ; 236 Mann und 239 Pferde. Die Stammkontrolen weisen 317 Mann auf; es haben also den Dienst nicht bestanden 81 Mann oder 25°/o.

22 Dragonerkompagnien : 1433 Mann und 1448 Pferde.

Die Stammkontrolen weisen 1666 Mann auf. Es haben somit den Kurs nicht bestanden 233 Mann oder 14°/o.

Die nicht eingerükte Mannschaft wurde größtentheils auf den eingegangenen Rapporten ausgewiesen.

Die v o l l z ä h l i g s t e n Dragonerkompagnien waren : Nr. 7, 15 und 17 Waadt mit 80, 89 und 89 Pferden.

,, 1 2 Tlmrgau mit 92 Pferden.

,, 3, 12 und 14 Zürich mit 77, 75 und 80 Pferden.

Die s c h w ä c h s t e n Dragonerkompagnien waren: Nr. 8 Solothurn mit 54 Pferden, wobei 20 Reservepferde.

,n 5 und 6 Freiburg mit 49 und 57 Pferden.

.', 2, 10 und 11 Bern mit 47, 51 und 61 Pferden.

'.n 13, 21 und 22 Bern mit 58, 48 und 45 Pferden.

.,, 16 .und 18 Aargau mit 53 und ,,55 Pferden.

In den übrigen Kavallerie stellenden Kantonen werden die Kompagnien sehr wahrscheinlich mit 1873 vpllzählig.

Die t a u g l i c h s t e n Kavalleriepferde stellten die Kantone W a a d t , Z ü r i c h , T h u r g a u , A a r g a u , theilweise St.

G a l l e n und L u z e r n .

Die größte Zahl von ganz u n b r a u c h b a r e n Kavalleriepferden lieferten die Kantone B e r n , F r e i b u r g und S c h a f f h a u s e n , und die geringste Qualität der Kanton S o l o t h u r n .

509 Auf den Gang der Uebungen in den Wiederholungskursen wirken sehr störend alle Pferde, welche nur einen z e h n t ä g i g e n Remontenkursu rs mitgemacht haben, oder dann auch solche, welche ganz angeritten in die Compagnien eingereiht werden, was leider so häufig in vielen Kantonen vorkommt.

Seit der Einführung der Karabiner kann der Reiter nicht nur mit einem ,, a n g e r i t t e n e n * oder dann auch ordentlich ,,zugerittenen" Pferde in den Wiederholungskurs einrüken. Soll eiseinen Dienst auf dem Exerzier- und Manövrirfeld richtig versehen, so muß dasselbe schon an das Gewehrfeuer gewöhnt sein.

Der oben erwähnte Uebelstand wird aber fortbestehen, so lange der Kavallerist durch das Gesez nicht gebunden ist, sein auf Kosten des Staates für den Kavalleriediens abgerichtetes Pferd zu behalten und er nur dann die Bewilligung zum Verkauf erhält, wenn er ' nachgewiesen hat, daß dasselbe für den Militärdienst unbrauchbar geworden.

Ferner lassen sich auch die großen Summen, welche jährlich zur Ausbildung unserer Reiterei verausgabt werden, kaum rechtfertigen, wenn wir nicht dafür sorgen, daß sie mit einem b e ß e r n P f e r d e m a t e r i a l ins Feld rüken kann.

Bei den Guidenkompagnien des Auszuges sieht es nicht besser aus, als bei den Dragonern.

Am besten ausgerüstet und beritten ist die Kompagnie von Baselstadt und auch theilweise diejenige von Neuenburg. Nicht vollzählig sind die Kompagnien von Schwyz, Baselland und Graubünden.

c. R e s e r v e.

Die Dragoner-Reserve-Kompagnien haben die reglementarischen Inspektionen bestanden und die Stärke von 799 Mann aufgewiesen.

Die größere Zahl unserer Dragoner-Reserve-Kompagnien sind für den effektiven Dienst nicht zu gebrauchen; es fehlt denselben neben diensttauglichen Pferden die zur Auffrischung des früher Gelernten nöthige Zeit.

Die Kompagnien sind jährlich einmal zu besammeln, wozu drei Tage festgesezt sind, und zwar : Ein Besammlungs-, ein Entlassnngs- und ein Inspektionstag.

Daß an diesem einzigen Inspektionstage dem Reservisten mit seinem meistens ungerittenen Pferde das früher Gelernte wieder beigebracht werden kann, wird wohl Niemand zu behaupten wagen, und doch finden wir in der schweizerischen Armeeeintheilung f ü n f

510

Reservekompagnien den Divisionen als D i v i s i o n s r e i t e r ei zugetheilt.

lieber die Guidenreservekompagnien sind die Inspektionen fast überall durch die kantonalen Waffenchefs vorgenommen worden, jedoch nicht alle Berichte eingegangen.

d. R e m o n t e n k u r s c.

Es fanden zwei Remontenkurse statt. Einer auf dem Waffen-.

plaz F r a u e n f e l d in der Stärke von (51 Pferden und der andere auf dem Waffenplaze Biere in der Stärke von 26 Pferden.

Die Zeit zur Ablichtung der Rernontenpferde ist auf 10 Tage beschränkt; daß in so kurzer Frist ein sonst in seinen Anlagen gutes Pferd durch die schnelle Dressur eher verdorben und widersezlich gemacht, wird, als für den Kavalleriedienst abgerichtet, ist unschwer einzusehen.

e. S p e z i a l k u r s e.

Die Kurse für Offiziere und Unteroffiziere haben in Aarau stattgefunden ; ersterer war von S Offizieren, lezterer von l Offizier und 30 Korporalen besucht. Das Gesammtergebniß war befriedigend.

f. A s p i r a n t en An den verschiedenen Rekrutenschulen haben 14 Aspiranten I. Klasse und 8 Aspiranten II. Kl. Theil genommen.

Wegen ungenügenden Vorkenntnissen konnten 2 Aspiranten I. Kl. nicht, zu Aspiranten II. Kl. befördert werden.

IX. Scharfschüzenunterricht a. R e k r u t e n s c h u l e n .

Es wurden drei Rekrutenschulen, und zwar auf den Waffenpläzen Liestal, Yverdon und Wallenstadt abgehalten.

Ihr Bestand war: 12 Offiziere der Bataillonsstäbe, 42 Subalternoffiziere, 25 Offiziersaspiranten II. KL, 18 Offiziersaspiranten I. Kl., 131 Unteroffiziere, 57 Arbeiter und Spielleute, 899 Rekruten, zusammen 1184 Mann..

Die geistige Befähigung der Rekruten entsprach bei der Mehrzahl derselben den Anforderungen, dagegen machte sich doch bei mehreren Detachementen (Bern, Luzern, Uri, Schwyz, Unterwaiden, Zug, Freiburg, Wallis) eine zum Theil sehr mangelhafte Schulbildung bemerkbar.

51 i

Die körperliche Ausbildung war durchweg eine gute, und es muß der mangelhaften sanitarischen Untersuchung in den betreffenden Kantonen zur Last gelegt werden, wenn dennoch körperlich untaugliche Leute (wie dies in 28 Fällen bei den Detachementen Bern, Luzern, Schwyz, Glarus, Freiburg, Appenzell A. Rh., St. Gallen, Graubünden, Tessin und Wallis vorkam) zum eidgenössischen Dienst einrükten.

Es muß hier auch auf den Unterschied aufmerksam gemacht werden, welcher in den einzelnen Kantonen mit Bezug auf den Beginn der Dienstpflicht herrscht. So standen die Rekruten von Tessin schon im 23. (1849 geb.), die von Glarus, Freiburg, Solothurn, Appenzell A. Rh., Aargau, Thurgau und Wallis im 21. Altersjahre (1851 geb.), während hinwieder bei den Detachementen Luzern, Baselland, St. Gallen, Waadt und Genf sich schon einzelne Leute des Jahrganges 1853 befanden.

Die von den Kantonen zu stellende Rekrutenzahl ist beinahe überall annähernd innegehalten worden; einzig Tessin machte eine zu auffallende Ausnahme, indem sein Détachement statt 38 nur 19 taugliche Rekruten zählte. Da derselbe Fall sich nun schon seit einer Reihe von Jahren wiederholt, so muß es dem Kanton zulezt unmöglich werden, sein Schüzenbataillon auf dem reglementarischen Stande zu erhalten.

Die Rekrutirung, im Allgemeinen betreffend, läßt sich den Kantonen (wie dies übrigens seit Jahren umsonst geschieht) nicht genug anempfehlen : 1. strenge sanitarische Untersuchung; O ö 7 2. nicht die Schießfertigkeit allein, sondern vielmehr Intelligenz und körperliche Gewandtheit zu berüksichtigen.

Es ist anzuerkennen, daß die meisten Kantone es als Ehrensache betrachten, ihre Detachemente vollständig neu und ordonnanzgemäß zu bekleiden und auszurüsten. Dieses Vorgehen muß auch . den wenigen kantonalen Verwaltungen sehr zur Nachahmung empfohlen werden, welche bisanhin ihre Rekruten mit zum Theil schon bereits getragenen Bekleidungs- oder Ausrüstungsgegenständen versehen haben.

In allen Schulen mußte noch aushilfsweise das Infanteriegewehr verwendet werden, weil die Fabrikation der Repetirstuzer sich bedeutend in die Länge zog. Die einzelnen Sendungen langten erst in der zweiten und dritten Schule successive derart an, daß wenigstens bis zum jeweiligen Schluß der Schulen sämmtliche Detachemente mit dem Stuzer bewaffnet werden konnten.

512 b. W i e d e v h o l u i i g s - u n d S c h i e ß k u r s e .

Den ordentlichen Wiederhoiungskurs von 10 Tagen (Auszug), beziehungsweise 5 (Reserve) bestanden im Berichtsjahre: 11 Bataillone, (7 ' vom Auszug und 4 der Reserve) ; den zweitägigen Schießkurs, kompagnieweise, 10 Bataillone- (6 vom Auszug und 4 der Reserve).

Diese Bataillone (exclusive Offiziere des Stabes, von welchen bei den Wiederholungskursen sämmtliche betreffenden, bei den Schießkursen nur c}ie Majore mitwirkten) hatten folgende Stärke: Auszug 13 Bataillone Reserve 8

Offiziere.

Unteroffiziere.

Gemeine.

174 101

768 445

4380 2200

Total 21 Bataillone 275 1213 6580 .

Der reglementarische Bestand wäre 312 Offiziere, 1326 Unteroffiziere, 5975 Gemeine, wonach sich, neben einem Ueberschuß an Mannschaftspersonal, bedeutende Luken im Offiziers- und Unteroffizierskorps herausstellen. Da, aus den Etats zu schließen, die meisten Offtziersstellen besezt sind, so muß aus obiger Zusammenstellung die bemühende Thatsache gefolgert werden, daß 12 °,« der Offiziere ihren Dienst aus diesem oder jenem Grund versäumen.

Das Unteroffizierskorps ist nur bei zwei Bataillonen (Nr. 11 und 17) vollzählig, auffallend unvollständig hingegen bei den Bataillonen Nr. 2, 4 und 15. Es muß auch unter gewöhnlichen Verhältnissen auf einen kompleten Stand der Cadres gedrungen werden, damit nicht für den Fall eines Trupperiaufgebotes der Uebelstand dadurch zur Kalamität anwachse, daß man gezwungen sein wird, in Folge frischer Beförderungen mit, theilweise. ungeübten Cadres in's Feld zu .rüken.

Erwähnenswerthe Luken im Totalbestand der Bataillone finden sich nur beim Bataillon Nr. 13 Tessiti (254 statt 307 Mann), was .

nach dem weiter oben über die Rekrutirung dieses Kantons Gesagten leicht erklärlich ist.

Die taktischen Einheiten hätten übrigens mancherorts bedeutend stärker sein können, wenn nicht die Militärbehörden den zahlreichen Dienstbefreiungsgesuchen von Offizieren und Mannschaften in oft allzu bereitwilliger Weise Gehör schenken würden. Es kann hier zum Beispiel auch.nicht ungerügt bleiben,' da-ß im Berichtsjahre zwei Jahrgänge Scharfschüzen des Kantons Aargau, beim Wiederholungskurs des Bataillons Nr. l als überzählig entlassen, ohne jeden Dienst geblieben sind, während dieselben so zwekmäßig zur Kompletirang

513 des Reservebatailloiis Nr. 21, das seinen Wiederholungskurs wenige Monate später bestand, hätten verwendet werden können.

Die Bataillonschefs beklagen sich bitter über die Nachläßigkeit, mit welcher in vielen Kantonen die Vorinspektiouen beim Diensteintritt, welche namentlich auf einen sofortigen Ersaz aller mangelnden oder defekten Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenstände zum Zweke haben, stattfinden: Die Kleidungsstüke, welche durch längern Dienst ziemlich gelitten, oder den Leuten zu klein und enge geworden, welche jedoch ohne große Kosten gereinigt und aufgefrischt, oder aber umgetauscht werden könnten, erscheinen Jahr für Jahr wieder in demselben meist traurigen Zustand. , Die kleine Ausrüstung ist selten vollständig vorhanden, bei den zu Schießkursen einberufenen Kompagnien fehlte sie vielorts gänzlich.

Es kann zwar noch eine Reihe von Jahren andauern, bis vollständige Uniformität bei unsern Truppen herrschen wird ; jedenfalls aber ist strenge darauf zu dringen, daß die vorhandenen Montirungsstüke derart unterhalten oder dann aber ersezt werden, daß sie den Bedürfnissen eines Felddienstes entsprechen ; daß dem Bundesbeschluß vom 16.'Oktober 1868, welcher neue oder aber umgeänderte Tornister und Patrontaschen verlangt, ungesäumt nachgekommen, und daß altes, morsches Lederzeug und der für die heutige Bewaffnung und Gefechtsart unpraktische Waidsak einmal beseitigt werde.

Vorderhand befinden sich in den Händen der Truppen noch die Peabodygewehre; nur diejenigen Leute, welche 1870 und 1871 eingetreten, sind mit Infanterierepetirgewehren bewaffnet. Zu rügen ist, daß einzelne Kantone (der Gleichmäßigkeit (?) wegen) auch diese Jahrgänge wieder mit Peabodygewehren ausrüsten, mit welcher Waffe dieselben dann erst wieder bekannt gemacht werden mußten.

Einen erneuten Beweis für die Oberflächlichkeit der kantonalen Vorinspektionen liefern eine beträchtliche Zahl Peabodygewehre (z. B. bei der ganzen I. Komp. Bataillon Nr. 2 Bern), bei welcher die Umänderung der Visirgraduation nach Metern noch nicht vorgenommen wurde.

Der Unterhaltung der Waffen außer Dienst, sei es in Händen der Truppen, oder in den Arsenalen, wird nicht überall die nöthige Sorgfalt geschenkt. Diese Vernachlässigung wird den Staat theuer zu stehen kommen, da bei der Eiriheitsmunition ein mehrmaliges Auffrischen der Läufe nicht angeht.

Bundesblatt. Jahrg. XXV. Bd. U.

37

514

Vom Inspektor der Waffe wird sehr darüber geklagt, daß die Cadres unvorbereitet zu den Kursen einrüken, weshalb er der Wiedereinführung von den Wiederholungskursen vorangehenden Cadreskursen ruft.

e. A s p i r a n t e n .

Von 18 Aspiranten I. Klasse, welche die Rekrutenschulen passirten, wurden 16 in die ÏÏ. Klasse befördert. 21 Offiziersaspiranten II. Klasse von .den 25, welche im Berichtsjahre die zweite Schule durchmachten,' konnten zu Offizieren vorgeschlagen werden V; O O außerdem bestanden von 20 Unteroffizieren 14 mit Erfolg das Offiziersexamen.

d. B e s o n d e r e K u r s e .

Die Oftiziersschule passirten 35 angehende Offiziere, die Central schule l Major, An der Sappeursehule nahmen 5 Offiziere und 5 Unteroffiziere, an den Schießschulen zusammen 98 Offiziere Theil.

X. Infanterie-Offiziers- und Aspirantenschulen.

Es haben deren drei stattgefunden, zwei in Thun und eine in Aarau, jede von der Dauer von sechs Wochen.

361 Schüler passirten die Schulen und zwar hatte man leztere der Art organisirt, daß in keiner mehr als zwei Sprachen vertreten waren: I. Schule nur Offiziere deutscher und französischer Sprache, II. Aspiranten nur deutscher Sprache, 111. Aspiranten französischer Sprache und Offiziere und Aspiranten vom Kanton Tessin.

Die Zahl ist sehr groß und doch sind die Schulen noch nicht als vollzählig, d. i. dem Bedarf an Offizieren entsprechend zu betrachten, indem einige Kantone, in der Absicht, an Ausrüstungsund Entschädigungskosten zu sparen, weniger Leute senden, als sie bedürfen und zur Verfügung haben ; andere einzelne Kantone die jungen Offiziere schonen wollen und die Schule geradezu umgehen.

Von der gewiß richtigen Ansicht ausgehend, daß in den eidg.

Offiziersschulen vornehmlich Nachdruk auf die taktische Ausbildung und überhaupt auf die Gegenstände zu legen sei, welche in den Kantonen gar nicht oder wenig behandelt werden können, daß Allem aufzubieten sei, den jungen Führern Selbstständigkeit im Terrain zu verschaffen und das Reglement in allen seinen Theilen für einmal genau einzuprägen, mußten große Anforderungen an Ausdauer und Fleiß gestellt, Theorie und Praxis gleichmäßig und

515 nebeneinander fortschreiten und solche Anordnungen getroffen werden, um troz der großen Stärke dei- Schulen jeden Einzelnen häufig zum Kommando oder zum Instruiren vorrufen zu können, daher auch die scheinbar große Anzahl von Lehrern.

Der Gang der Schule war im Allgemeinen der folgende : l Stunde (vor dem Morgenessen) Theorie über Sicherheitsdienst, später nach erlangter Kenntniß im Kartenlesen öftere mündliehe und, schriftliche Aufgaben über Sicherungsvorkehrungen unter gewissen taktischen Suppositionen ; 2 Stunden (nach dem Morgenessen) Theorie über Taktik der Infanterie und Kavallerie, Erläuterung des Sinnes des Exerzierreglements und Einführung in die neuen taktischen Formen nach der Erscheinung derlezten großen Kriege; 27/2 Stunden ·praktische Uebung in Soldaten-, Kompagnie- und Bataillonsschule, verbunden mit'Intonation, Meldungen, und als Rast halbstündiges Examen über den innern Dienst; überdies je ein paar Klassen abwechslimgsweise Säbelfechten; Nachmittags l Stunde Theorie über Karten und Terrain, Anleitung zum Orientiren und Rekognosziren, Feldbefestigung, vornehmlich genaue Kenntniß der Feldarbeit für Infanterie und endlich das Nöthige über vaterländische Geographie.

Die restirende Zeit des Nachmittags, je den einen Tag Tirailleurschule uiid dann Abends von ß1/^ bis 7'/2 Uhr eine Theorie über Gefechte -(kleine Beispiele aus der Campagne 1866 in Fragen und Antworten), den andern Tag bis zum Dunkelwerden Sicherheitsund Felddiensti'ibungen im Terrain^ Außerdem wurden noch besondere Stunden fin- Kenniniß der Artillerie, deren Geschoßarten und Wirkung, für Examen in dei1 Gewehrkenntniß und 60 Patronen zum Scheibenschießen verwendet. Das Kartenlesen und die Anwendung vorn Jägergraben wurden öfters geübt, ebenso'das Kochen mit den Einzelnkochgeschirren. Endlich wurden fast täglich Klassen zu fünf oder sechs Schülern versendet, um taktische Aufgaben zu lösen, beziehungsweise darüber schriftlichen Rapport einzureichen.

Die Korrektur fand dann vor der ganzen Kompagnie statt. Bei einem derartigen Schulplan kann nicht alles sehr" eingehend behandelt werden und doch sind es Dinge, die der Offizier nicht entbehren darf, woraus ersichtlich, daß die Zeit' von sechs Wochen fast lächerlich kurz erscheint, jedenfalls nur für die Intelligenteren und in den Kantonen schon gut Vorbereiteten einigermaßen
ausreicht. Auch hier fehlt die Wiederholung, die wenigstens die sämmtlichen neu ernannten Hauptleute treffen sollte. In mehreren Kantonen ist der Rekrutenunterricht in sehr schwachen Händen, es ist und bleibt dort ein alterthümliches Drillen, noch dazu ein sehr unvollkommenes, daher begreiflich, daß die jungen Leute fast in der Mehrzahl wenig militärisch vorbereitet sind. Kommt nun noch dazu, daß Viele die

516

gehörige Schulbildung nicht besizen die Kantone mit ihrer verschiedenartigen Militärorganisation die Mittel nicht haben, die entsprechenden Leute zur Annahme des Grades zu zwingen, daher nehmen, was sich eben bekommen läßt, dann noch allerhand kleine und große Rüksichten eintreten lassen, so ist es verständlich, daß der Zwek dieser Schulen nur sehr mangelhaft erreicht wird.

XI. Schiessschulen Es fanden zwei Schulen unter dem Kommando von Herrn Obersten Bruderer statt, die eine in Basel mit 43 Infanterie- und 7 Schüzenoffizieren als Schüler und die andere in Wallenstadt mit 38 Infanterie- und 6 Schüzenoffizieren.

Waffenkenntniß, Schiesstheorie und praktische Uebung im Schiesssen sind die wesentlichsten Unterrichtsfächer, welche in diesen Schulen gelehrt werden. Die Schiessübungen betreffend, so wird namentlich auch dem Präzisionsschiessen eine grosse Sorgfalt gewidmet. Dasselbe ist ein Mittel, die Truppen schon im Frieden systematisch für das Feuergefecht zu diszipliniren, ihnen die feste Üeberzeugung einzuflössen, daß sie gute Leistungen mit den Waffen erringen können, wenn sie schon im Frieden vor der Scheibe lernten, die eigenen Sinne zu beherrschen und die dem Schusse vor.theilhaften und nachtheiligen Umstände zu beurtheilen Die zu dieser Einübung nöthigen moralischen und physischen Anstrengungen bilden bei Lehrern und Schülern Tugenden, deren kriegerischer Werth nicht unterschäzt werden darf. Leider können wir, so lange, der Infanterie-Unterricht nicht zentralisirt ist, nur in einigen Spezialschulen'diese Richtung einschlagen. Dieses veranlasste den Inspektor der Schiessschulen,, Herrn Oberst Egloff, zu dem Verlangen, das gesammte Offizierkorps in diese Schule zu ziehen, ein Verlangen, das den jezigen Anforderungen an die taktische Ausbildung der Infanterie entspricht und worin das Mittel liegt, den Unterricht der Rekruten und die Fortbildung in den Wiederholungskursen durch Mitwirkung der Offiziere beim Unterricht sicher zu stellen. Es dürfte, um dem erwähnten Vorschlage gerecht zu werden, gut sein, in Zukunft die Schiessschulen zu erweitern und sämmtliche neu ernannten Offiziere der Infanterie und Schuzen, nachdem sie als solche und als Aspiranten die eidg. Offiziersschule bestanden haben, , im darauffolgenden Jahre eine Schiessschule passiren zu lassen.; , · .

517

XII. Infanterie-Zimmerleutenkurs Diese Schule fand, wie gewohnt, unter dem Kommando von Herrn Oberst Schuhmacher in Solothurn statt. An der Schule nahmen 4 Offiziere des Stabes, 32 Cadres und 89 Zimmerleute Theil.

Auch für diesen Spezialdienst wird einer Vermehrung der Dienstzeit gerufen, was besonders wegen der mangelhaften Fachund Schülerbildung vieler Theilnehmer nothwendig wird.

XIII Büchsenmacherkurse.

Zur Instruktion angehender Büchsenmacher der Infanterie- und Schüzenbataillone fand eine Rekrutenschule in Zofingen statt, an welcher l Waffenoffizier, 2 Unteroffiziere, l Tambour und 45 Büchsenschmiede theilnahmen. Unter 'leztern fanden sich bloß 3 Büchsenmacher von Beruf, die übrigen waren Mechaniker, Schlosser, Uhrenmacher und selbst Schmiede.

Der Wiederholungskurs war von l Waffenoffizier, 3 Unteroffizieren und 22 Büchsenmachern besucht, von welch' leztern 3 sich als ganz unfähig erwiesen. Die beiden Kurse kommandirte Herr Hauptmann Volmar, Waffenkontroleur ; inspizir wurden sie von Herrn Oberst Müller in Aarau.

XIV. Kommissariatskurse.

Es wurde abgehalten ein Wiederholungskurs für Offiziere des Kommissariatsstabes, an welchem 13 Offiziere des Kommisariatsstabes und l Offizier des Generalstabes theilnahmen und ein Kurs für Schüzenquartiermeister mit einer Schülerzahl von 9 Offizieren.

Ersterer Kurs endigte mit einer achttägigen Rckognoszirung, lezterer wurde durch den Umstand veranlasst, daß die Quartiermeister zur Administration der Schüzenschulen und Wiederholungskurse verwendet werden mussten.

XY. Unterricht des Gesundheitspersonales Es wurden im Jahr 1872 folgende Sanitätskurse abgehalten: In Zürich 4, in Luzern 5, Alle für neu inkorporirtes PersonalUeberdies fanden für ältere Militärärzte je ein Opérations-Wiederholungskurs in Zürich und Bern statt.

518 Diese Kurse wurden besucht von 45 Jüngern, neu brevetirten Aerzten, 32 altern Militärärzten, 0 Ambulanzen-Kommissären, 176 Fratern und Krankenwärtern. Leider erschienen in einzelneu Kursen viele der Einberufenen nicht, während in andern viel mehr einrükten.

Bei den verschiedenen Schulen wurden zur Besorgung des Gesundheitsdienstes verwendet 3 Divisionsärzte, 13 Ambülanzärzte, 3 Ambulanzen-Kommissäre, 94 Korpsärzte, 239 Frater und 62 Krankenwärter, l Sanitätsinstruktor, 9 Aerzte mit fixen Taggeldern und 10 Zivilärzte.

XVI. Zentralschule.

Es war dieses Jahr der Generalstab von der Infanterie getrennt, zu diesem Behuf eine Zentralschule (A.) für den Generalstab und zwar die höheren Offiziere, nämlich Oberste, Oberstlieutenants.und Majore -- erstere freiwillige -- und eine Zentralschule (B.) für Schüzen- und Infanterie-Majore organisirt worden, der theoretische Theil beider Schulen von einer Dauer von 6 Wochen, der praktische oder die Rekognoszirungsreise von 14 Tagen für den Generalstab und von 7 Tagen für die Schule B. Die längere Reise ging über den Brünig und den Luzerner See an die Linth und von da durchs Ober-Toggenburg in' Rheinthal und schloß am Luziensteig. Die Reise der Schule B. ging über Saanen und les Ormonds nach St. Maurice und von da zurük über Bulle nach Freiburg.

Die Trennung der Schulen nach Kategorien hat sich in jeder Beziehung bewährt, die Lehrer konnten sich ganz der Abtheilung widmen, die Klassen waren kleiner, daher die Aufgaben eingehender zu korrigiren und konnten auch die besseren Pferde für den Reitunterricht ausgesucht werden: bei der Rekognoszirung sind diese Vortheile vollends hervorgetreten.

Die Rekognoszirungen sind, wie die Arbeiten darthim, gut ausgefallen;' die Schüler selbst fühlten den grossen Gewinnst, den sie dabei in Anwendung des im 1. Theil Gelernten gemacht haben.

Die Rekognoszirungen beruhen auf einer einfachen strategischen Supposition, in den höheren Schulen für eine Division, in den anderen für eine Brigade und werden darauf alle für ein wirkliches Truppenkorps notwendigen Anordnungen getroffen -und schriftlich von den einzelnen Klassen und Schülern ausgearbeitet. Vor dem Abmarsch und vor Mittheiluug der neuen Disposition, findet eine Korrektur der Arbeiten vom vorhergehenden Tage statt.

519 In der S c h u l e A. sind folgende Gegenstände behandelt worden : Strategie, Feldzug 1866 erläutert (vorgetragen von Oberst Rüstow). Taktik oder Gefechtslehre, ebenfall» von den Gefechten des gleichen Feldzuges behandelt und zwar mittelst Fragen und Discussionen (Oberst Hoffstetter). Manövrir-Anleitung oder Brigadeschule (Oberst Hoffstetter). Generalstabsdienst (Oberst Rüstow).

Verpflegungswesen und Büreaueinrichtungen (Oberst Feiss). Feldbefestigung, Terrainlehre, Karten!esen, Rekognosziren, Croquiren und Militärgeographie (Stabsmajor Burnier und Stabshauptmann Thormann). Artilleriewesen und Taktik (Oberst Bleuler). Rapportwesen und Komptabilität (Oberstlieutenant Pauly). Reitunterricht wurde von Oberst von Linden und Bereiter Peschi ertheilt.

In der S c h u l e B. Taktik oder Gefechtslehre (Oberst Hoffstetter). Manövrir-Anleitung (Oberst Hoffstetter und Heß). Elementartaktik der Infanterie und Kavallerie, Sicherungsdienstaufgaben, taktische Aufgaben im Terrain, Lokalgefechte, neueste taktische Erscheinungen 1870/71 (Oberst Stadier und Heß). Artilleriekenutniß (Oberstlieutenant de Perrot). Verpflegungswesen und Rechnungswesen (Oberstlieutenant Pauli). Terrainlehre, Kartenlesen, Rekognoszirungenj Croquiren, Feldbefestigung und Stüke aus der vaterländischen Geographie (Stabsmajor Burnier und Stabshauptmann Coutau). Ueber Märsche, Kantonnemente und Bivouaks (Oberst Heß). Der Reitunterricht wurde von der Regieanstalt ertheilt.

In beiden Schulen sind viele tüchtige Offiziere gestanden, die schon ordentlich vorbereitet waren und welche nun die Mittel zu Selbststudien erhalten haben; eine Anzahl derselben aber würde erst bei einer etwa doppelten- Dauer der Schule etwas Rechtes gelernt haben, so aber, bei nicht gehöriger allgemeiner Bildung, sehr geringen militärischen Vorkenntnissen, ist dies nicht möglich geworden; eine kleine Anzahl hat die Eigenschaft nicht zu höheren Funktionen oder zu selbstständigen Bataillonskommandanten (mit Beziehung auf die Infanteriemajore).

Die Zentralschule kann ihre ganzen Früchte erst tragen, wenn von Zeit zu Zeit eine Wiederholung eintritt. Zum Theil ist dies beim Generalstab der Fall, indem jeder Offizier sofort nach Eintritt in den Stab die Schule besuchen muß, dann später als Stabsoffizier ein zweites Mal. Freilich ist der Zwischenraum von der ersten zur zweiten Schule viel zu groß. Aehnliches ist Bedürfniß für die Infanterie-Majore, die nach der Ernennung zu Bataillonschefs eine zweite solche Schule nöthig haben.

5.20

.

.

Im Weitern ist zu bemerken, daß nur die Infanterie- und Schüzenmajore eine praktische Fortbildung in den Wiederholungskursen ihrer resp. Bataillone besizen, die Generalstabsoffiziere aber einzig an die Truppenzusammenzüge gewiesen sind, die im besten Falle den Offizier je das 9. Jahr treffen. Auch eine, pro 1873 projektirte grössere Cadressehule als Ersiz der alten Applikationsschule wird nicht ganz entsprechen, weil die Zahl der Theilnehmer jm Verhältniß zur Stärke des Stabes immer noch zu klein ist.

Die Hilfe liegt in der Z e n t r a l i s a t i o n der I n f a n t e r i e d. h. häufiger Wiederholtingskurse à 2, 3, 4 etc. Bataillone unter Kommando bezw. Zuteilung von Generalstabsoffizieren.

XVH. Dmsionszusanimenzug.

In den Truppenzusammenzug war d:'.e VIII. Armeedivison unter Kommando dès Herrn eidg. Obersten (B mdesrath) Scherer berufen und zwar die Auszugstruppen, nämlich: 9 Bataillone Infanterie, 2 Schüzenbataillone, ' . 2 Dragonerkompagnien, 2 Batterien, 2 Halbkoropagnien Guiden und l Sappeurkompagnie.

Ueberdies war zur Darstellung des Gegners für die eigentliche Manövrir-Epoche i Reservebataillon ur.d l Reservebatterie von -Zürich beigezogen worden und konnte sich für 2 Tage ein im Wiederholungskurs in Herisau gestandenes Reserve-Schüzen bataillon betheiligen.

Im Vorbereitungskurs oder der 1. Periode stunden die Truppen in Kantonnements zwischen der Thur und Sitter mit dem Zentralpunkt Flawyl; die eigentlichen Feldmanöver aber fanden an der Sitter in dem Rayon Gossau-Bischofszell-ßt. Gallen-Steinach statt.

Die ganze Anlage der Uebung, Vorbereitung der Stäbe, dann der : Halbbrigaden und Brigaden, ebenso die Feldmanöver müssen als wohl überdacht und gelungen bezeichnet werden, wofür dem Kommandirenden vom Bundesrathe eine Verdankung ausgesprochen wurde.

'Offiziere und Truppen haben na,ch dem Rapporte des Kommandanten im Allgemeinen entsprocheq, mit Ausnahme einiger Korps, wo die Instruktion wenig Fortschritte gemacht hat und die

521

vorbereitenden Wiederholungskurse nicht sachgemäß benuzt worden sind. Immerhin ist dies Urthéil nur relativ und in Beziehung auf die kurze Dienstzeit gegeben, indeß die absoluten Erfordernisse für feldtüchtige Offiziere und Truppen noch nicht vorhanden sind. Da.

die reglementarische Gefechtsmethode den Erfahrungen von 1870/71 nicht mehr ganz entspricht, ebensowenig einzelne Formen des Infanterie-Excerzier-Reglements, so hatte der Komrnandirende im Einverständniß mit dem eidg. Militär-Departement entsprechendere Formationen anwenden lassen, die von den Truppen gut aufgenommen und daher auch bald gut ausgeführt worden sind. Es ist der diesjährige Truppenzusammenzug als ein bedeutender Fortschritt in Führung von solchen Uebungen zu betrachten.

XVIII. Unterricht in den Kantonen..

Den Vorunterricht in den Kantonen bestanden 2807 Mann (1871: 3006), Infanterierekruten wurden instruirt: 10523 (10,854), darunter 9790 Gewehrtragende.

Zu Irifanterierekrutcnschulen wurden beigczogen 598 .Offiziere, 1484 Unteroffiziere, 122 Frater, 481 Spielleute. ' Die Wiederholungskurse bestanden: Vom Auszug 51 Bataillone, 7 Halbbatailloue, 2 Einzelkompagnien , die den Wiederholungskursen vorangehenden Cadreskurse zählten 7263 Mann, die Wiederholungskurse selbst 38,662 Mann.

Von der Reserve : 8 Bataillone, l Halbbataillon , 2 Einzelkompagnien, Cadreskurse 1076 Mann. Wiederholurigskurse 7214 Mann.

Besondere Schießübungen bestanden beim Auszug 7180 Mann, bei der Reserve 2800 Mann.

An den Landwehrübungen erschienen : Genie .

.

.

269 Mann.

Artillerie .

. 1,375 ,, Kavallerie .

.

-- Schüzen .

. 1,232 ,, Infanterie .

. 20,982 ,, 23,858 Mann.

An Spe/ialkursen nahmen Theil 65 Offiziere, 57 Offiziersaspiranten, 259 Unteroffiziere, 245 Frater und Zimmerleute.

522

.

Für die Einführung der Repetirgewehrc hatten, wir die Anordnung getroffen, daß diejenigen Bataille nie, welche die Kantone mit Repetirgewehren bewaffnen wollten, außer ihrem ordentlichen Wiederholungskurse kompagnieweise einer. Schießkurs von 6 Tagen zu bestehen hatten. Einige Kantone kehlten sich an diese Anordnung nicht, wir werden jedoch auf Nach! ölen des Vernachlässigten im laufenden Jahre dringen.

Ende 1872 war die Bewaffnung der Infanterie mit Hinterladern in nachfolgender Weise fortgeschritten : RepetirHinterlader.

Vorderlader, gewehre.

kl. Cal.

gr. Cal.

Auszug : Bataillone. . . 31 4IÌ -- -- halbe Bataillone . .

7 !!

-- -- einzelne Kompagnien 4 l -- -- Reserve: Bataillone . . -- 17 15 -- halbe Bataillone . . -- 9 -- -- einzelne Kompagnien -- 14 -- .

-- Landwehr : Bataillone . -- -- 39 11 halbe Bataillone . . -- -- 2 -- einzelne Kompagnien -- -- 7 1.

Diejenigen Bataillone des Auszuges, welche pro 1873 Wiederholungskurse haben, sollen mit dem Repetirgewehr versehen werden und ebenfalls einen besondern Schießkurs bestehen, die übrigen im Jahr 1874, in welchem. Jahre spätestens auch die Reserve mit Repetirgewehren zu versehen ist. Auf den gleichen Zeitpunkt kann auch die Bewaffnung dei' Landwehr mit kleinkalibrigen Hinterladergewehren vor sich gehen.

XIX. Unterstüzung freiwilliger Schiessvereiue.

Zur Munitionsvergütung meldeten sich 833 Vereine mit 31,870 Mitgliedern; 10 Vereine konnten nicht berüksichtigt werden, da sie die reglementarischen Bedingungen nicht erfüllt hatten. Die übrigen 823 Vereine wiesen 25,565 bezugsberechtigte ' Mitglieder auf, welche eine Vergütung von Fr. 1. 25 gleich dem Werthe von 25 Patronen zu 5 Ct. erhielten. G-e.äammtvergütung Fr. 32,572.

Den Waffengattungen nach gehörei die Vereinsmitglieder an: 16,391 der Infanterie, 4,996 den Schüzen, 591 der Kavallerie, 1,685 der Artillerie, 331 dem Genie, 7,773 sind, nicht emgetr.eilt.

523

Die Angaben über die verwendeten Waffe» waren ziemlich mangelhaft, doch läßt sich daraus erkennen, daß sich das Repetirgewehr immer mehr in den Vereinen einbürgert.

Von den Mitgliedern verwendeten bei den Uebungen 7214 das Repetirgewehr, 4593 das umgeänderte Gewehr, 2729 das Peabodygewehr, 456 den Stuzer und 395 andere Modelle.

XX. StabsMreau.

F o i-1 s e z u n g d e r t o p o g r a p h i s c h e n V e r m e s s u n g e n .

Die t r i g o n o m e t r i s c h e H ö h e m e s s u n g der für die Detailaufnahme des Kantons Neuenburg dienenden Signalpunkte ist beendigt worden.

Die topographischen A u f n a h m e n wurden in den Kautonen Bern, Neuenburg, Baselland und Aargau fortgesezt und ergaben im Kanton Bern zirka 18 Quadratstunden, ,, ,, Neuenburg ,, 7 ,, ,, ,, Baselland ,, 7 ,, ,, ,, Aargau ,, 10 ,, Die Aufnahmen des G-ebietes des Kantons Baselstadt wurden begonnen und hiezu der größere Maßstab von 1:10,000 gewählt, wie es für die Umgebung größerer Städte erforderlich ist.

Die Revision ä l t e r e r A u f n a h m e n lieferte für die Publikation 2 Blatte:-, Maßstab 1:25,000 und 4 Blätter, Maßstab 1:50,000 alle im Kanton Bern, ferner 2 Blätter im Kanton Tessin.

Nachdem mit dem Kanton Graubünden ein Vertrag über Revision und Publikation der Aufnahmen dieses Kantons unter der Bedingung gleicher Kostenbeteiligung abgeschlossen worden, hat die.

Revision mit den bündnerischen Aufnahmssektionen des Blattes XIV, Oberland, begonnen und bereits -einige Detailblatter für die Publikation geliefert.

O

P u b l i k a t i o n d e-r A u f n a h in s b l ä 11 e r Obschon die Publikation der II. Lieferung mit 10 Blättern aus dem bernischen Jura und 4 Blättern des Mittellandes dem Jahre 1871 angehört, so war noch im Sommer 1872 eine größere Arbeit erforderlich, um die von der bernischen Regierung gewünschte Ausscheidung der eigentlichen Wälder und der ,,Pâturages boisés* im Terrain des Berner-Jura aufzunehmen und in den Blättern der IL Lieferung nachzutragen.

524 Aus diesem Grunde wurde mit der allgemeinen Verbreitung dieser Lieferung bis jezt noch zurükgehalten.

Der Stich der III. Lieferung, 12 Blätter aus dem Hochgebirge enthaltend, ist beendigt. Diese Lieferung wird, gegenwärtig dem Publikum übergeben.

Der Stich der IV. Lieferung ist soweit vorgeschritten, daß die Publikation im Sommer 1873 stattfinden kann, womit die Zahl der erschienenen Blätter auf 50 ansteigen wii'd.

U e b e r s i c h t d e r i m J a h r 1872

gedrukten Karten.

Topographische Karte l ; 100,000. Blätter : 12,353 Reduzirte Karte l : 250,000. Blätter : 2,178.

Topographischer Atlas l : 25,000. Blätter : 19,870.

Topographischer Atlas l : 50,000. Blätter 10,653.

18 Karten für Eisenbahnkonzessione i. Blätter: 8,530.

Lithographische Ueberdruke der topoeraphischen Karte. Blätter : 2,808.

Verschiedene lithographische Ueberdruke. Blätter: 5,040.

G e g e n w ä r t i g e r S t a n d der Neuaufnahmen, der Revision und der Publikation: siehe 2 Karten Beilagen.

XXI. Kommissariatsvfrwaltmig.

a. V e r p f l e g u n g .

Es wurde noch ein von der Grenzbesezung herrührender Rest ·von Heu in Frauenfeld und Thim verwendet, im Uebrigen aber die Lieferung der Lebensmittel semesterweise zur Konkurrenz ausgeschrieben.

Die Brodration variirte zwischen 251/s (Bière) und 321/* (Luziensteig). Im Truppenzusammenzuj; 33. Die Fleischration varürte zwischen 35 (Luzern) und 45 (Bière).

Der Durchschnittspreis beträgt : 1872.

1871.

Brodration .

.

.

28'"/2 273/s Fleischration .

.

41;/2 38 Fourageration für Reitpferde .

.

.

'2..S2 2.38 Fourageration für Zugpferde .

.

.

2.52 2.57

Stand der Publication Ende 1872.

Stand der

Ja

und der Revision Ende 487-2.

525

Die Mundportion inkl. Salz- und Gemüsezulage 80 Rp., die Pferderation Fr. 2. 52. Büdgetirt waren die Mundportion zu 70, die Fourage-Ration zu Fr. 1. 80. Der Voranschlag für die Verpflegung erlitt deshalb eine bedeutende Ueberschreitung.

b. V e t e r i n ä r d i e n s t .

Eingeschäzt wurden im Ganzen 8811 Pferde, davon wieder abgeschäzt 1764, umgestanden 12 und versteigert 31.

Auf die einzelnen Waffengattungen vertheilen sich diese Pferd nebst den Entschädigungssummen folgendermaßen:

Kosten.

Pferde.

VerAbTJmgeEingeschäzt. gescliäzt. stauden. steigert.

Abschaziingeii Umgestanden Versteigert.

Total.

Avlillerie

4,878

950

8

16

36,102. --

5,950

5,360

47,412. -

Kavallerie

2,423

701

4

11

28,815. --

3,850

6,380

39,045. --

Diverse Kurse

1,510

113

1

4

7,544. 50

1,000

2,240

10,784. 50

8,811

1,764

13

31

72,461. 50

10,800

13,980

97,241. 50

9£S

527

Zu den obgenannten Kosten von .

.

Fr. 97,241. 50 kommen sodann noch : a. Einschazungskosten .

Fr. 4,513. 50 b- Abschazungskesten .

,, 3,267. 70 c. Kosten der Revisionen und nachträgl. Untersuchungen n 15,662. 25 d. Kosten des Oberpferdarztes ,, 2,797. 20 e. Medikamente und Behandlungskosten .

.

,, 11,315. 20 Fr. 37,555. 85 Totalkosten dei' Dienstpferde Die Durchschnittsentschädigungen · für abgeschäzte Pferde .

f ü r umgestandene Pferde .

für versteigerte Pferde ..

.

.

Fr. 134,797. 35 betragen: .

.

Fr. 41 .

.

.

,, 831 .

.

.

,, 451

c. K o m m i s s a r i a t s m a t e r i a l .

Das Inventar des vom Kommissariat verwalteten Materials betrug a u f Ende 1871 .

.

.

.

F r . 356,409. 8 8 Zuwachs ,, 11,427. 65 .

Abgang .

.

und 10 °/o Absehreibung

Fr. 367,837. 53~ Fr.

504. 65 ,, 36,733, 29

Bestand Ende 1872 .

.

.

An Fourrage war vorhanden : .Hafer 19,788 S Heu 1,227 ., Stroh 263 ,, Dazu noch zirka 20,000 leere Sake.

d. R e c h n u n g s e r g e b n i ß der

,,

37,237. 94

Fr. 330,599. 59

Militärverwaltung.

Einnahmen.

Die Einnahmen waren budgetirt zu S i e betrugen .

.

.

.

.

Fr. 43,200. -- ,, 52,418. 6 9

Die Mehreinnahme von .

.

.

Fr, 9,218. 69 rührt hauptsächlich von größerem Absaz von topographischen Karten und Mehrerlös von vermiethetem Artilleriematerial her.

a.

Kredite, Nachtragskredite und sonstige Einnahmen.

Fr.

Ordentliche Ausgaben,

· Budgetrubrik.

Ct.

128,584. 207,379. -- 2,131,628. 165,600. -- 215,370. 88 . 78,400. -- 9,000. -- . 49,000. -- 8,709. 2,993,670. 88

528

Ausgaben,

Ausgaben.

Fr.

A. Verwaltungspersonal B. Instruktionspersonal C. Unterrichtskurse D. Kriegsmaterial E. Militäranstalten und Pestungswerke F. Stabsbüreau Gr. Kommissionen u. Experten H. Drukkosten I. Verschiedenes

Rp.

121,020.

189,292.

2,357,212.

156,428.

46 70 80 53

214,859. 31 78,400. --

Weniger.

Mehr.

Fr.

Rp.

-- -- -- -- 225,584. 80 _ -- _

--

-- -- -- O,lfW. && -- --' 47,822. 99 8,705. 43 -- -- 3,181,891. 54 ~ 225~58478Ö7 37,364. 14 <~»

«

· f~\

<~lC\

Mehrausgaben

188^220. 66

Fr.

Rp.

7,563. 54 18,086. 30 -- -- 9,171. 47

511. 57 -- -- «KO 68

1,177. 01 3. 57 37.364. 14

Bundesblatt. Jahrg. XXV. Bd. II. ·

Ausgaben.

b. Ausserordentliche Ausgaben.

Kredite.

Fr.

Rp.

4,685,729. 81 15,906. 14

1) Anschaffung von Gewehren 2)

.n

.,

Geschüzen

3) Artillerie- Vermehrung

2,735,884. 97 55,955. 44

4) Kavallerie-Bewaffnun^

38

5) Artillerie-Material.

Geschenk für Frankreich Fr. 13,508. 55 Geschenk, für Deutschland Fr. 7,830 . .

Fr. 21,338. 55

Ausgaben.

Restanz.

Fr.

Rp.

2,702041. 12 280. 10 528,209. 43 55,955. 44

Fr.

Rp.

1 983 688 69 15,626. 04 2,207,675. 54

13,508. 55

--.

--

7,830. -- 7,493,476. 36

3,307,824. 64

4,206,990. 27

529

530 Die ziemlich bedeutende Kreditüberschreitung auf dem Unterricht ist im Allgemeinen dem Umstände zuzuschreiben, daß die bewilligten Ansäze .entgegen den Vorschlägen der Waffenchefs zu gering waren, dann haben die erhöhten Lebensmittelpreise mitgewirkt, und endlich sind die Kosten der zum Truppenzusammenzug berufenen Spezialwaffen nicht aus dem Kredit für den Truppenzusammenzug bezahlt worden, sondern auf denjenigen der betreffenden Waffen, wo sie nicht vorgesehen waren, während der Kredit des Truppenzusammenzuges für allgemeine Kosten und die Infanterie bis auf Fr. 5,766. 81 verwendet wurde.

Die bedeutenden Posten der Mehrausgaben sind folgende: Rekrutenschulen der Artillerie Fr. 82,618. Die Verpflegung war zu Fr. 120,200 berechnet, stieg aber auf Fr. 162,800. Besoldung: Budget 78,700, Ausgaben Fr. 108,800. . Es rühren diese Ueberschreitungen hauptsächlich davon her, daß 117 Mann und 213 Pferde-mehr im Dienst waren, als das Budget vorgesehen hatte.

Artillerie-Wiederholungskurse Fr. 58,406. In diesen Kursen standen 916 Pferde mehr als vorgesehen waren und, was hauptsächlich ins Gewicht fällt, die ordentlichen Wiederholungskurse der drei zum Truppenzusammenzug beorderten Batterien wurden dadurch um 12 Tage verlängert.

Kavallerieschulen Fr. 44,173.

Die in's Budget aufgenommene Vermehrung entsprach der Verlängerung der Dienstzeit um achtzehn Tage nicht.

Schießübungen der Scharfschüzen Fr. 9,954. Seit Organisation der Scharfschüzenbataillone werden die Waffenpläze für die Schießübungen bezeichnet und müssen oft außer den Kanton verlegt werden, was statt den zwei vorgesehenen Tagen der Uebung noch Einrükungs- und Entlassungs-, resp. Reisetage nothwendig macht. Zudem rükten mehr Leute ein, als vorgesehen waren.

Infanterie; spezielle Kurse und Uebungen für Stabsoffiziere Fr. 55,109.

' Infolge der Truppenaufgebote der Jahre 1870 und 1871 wurden während diesen Jahren die Infauterie-Aspirantenschulen nicht in der Zahl beschikt, wie dies nothwendig gewesen wäre, so daß im Jahr 1872 eine vermehrte Anzahl Aspiranten geschikt wurde, was zudem auch durch vermehrte .Mutationen im Offizierskorps, welche jener Dienst nach sich gezogen hatte, nothwendig geworden war.

53!

Endlich trug zur Kredilübersohreitung die während des Jahres beschlossene Solderhöhung von Fr. 3 auf Fr. 5 bei.

Schießprärnien und Untcrstüzung freiwilliger Schießverciue ; Fr. 16,000.

An Scliießprämien für, das Bundesheer wurden verwendet Fr. 8,564 Für die freiwilligen Vereine .

.

.

_, 32,437 · In runder Summe .

.

.

.

.

F r . 41,000 während nur Fr. 25,000 bewilligt waren. Die Vermehrung rührt von dem erfreulichen Aufschwung her, den das freiwillige Schießwesen genommen hat, da pro 1872 Vergütungen für 823 Berechtigte erfolgen mußten, während die Zahl derselben 1871 bloß 666 betragen hatte.

Unter den Ersparnissen sind die Posten von Fr. 11,945, auf dem Instruktionspersonal der Artillerie, Fr. 14,314 auf Kavalleriewiederholungskursen, Fr. 8,946 auf Schüzenrekrutenschulen die wichtigsten, die Ersparniß auf dem Instruktkmspersonal der Artillerie rührt davon her, daß theils nicht alle Stellen besezt und nicht die vorausgesezte Zahl Hiilfsiiistruktoren einberufen waren, theils von unrichtiger Behandlung der Ausgaben der Hülfsinstruktoreu, welche auf Schulen und Kursen verrechnet wurden, statt auf obiger Budgetrubrik.

Die Ersparnisse auf den Kavalleriewiederholungskui-scn rühren von der geringern Stärke der eingerükten Kompagnien und diejenigen bei den Schüzenrekrutenschulen von Minderausgaben für Munition, Lagerbedürfnisse, Landschaden und Instruktionsbedürfnissen her.

XXII. Italienische Pensioiien.

a. N e a p o l i t a n i s c h e P e n s i o n e n.

Es sind uns im Berichtsjahre 19 Fälle vom Absterben oder der Auswanderung Pensionsberechtigter bekannt geworden, wodurch sich die Zahl der Leztern auf 1245 reduzirt.

An Pensionen wurden ausbezahlt Fr. 297,214. 10.

b. R ö m i s c h e M a s s a g u t h a b c n u n d Pensionen.

Die Liquidation der vom römischen Dienste herrührenden Guthaben ist noch nicht beendigt. Doch wurden bis heute an Massaguthaben ausbezahlt Fr. 31,927. 56. .

532

.

.

·

e

Bis jezt wurden 22 Pensionen dekretiert und die Dekrete an die kantonalen Behörden zu Händen der Berechtigten gesandt. Von diesen kamen auch bereits einige zur Bezahlung. Im Ganzen wurden an römischen Pensionen sowohl ältere als neuere durch Vermittlung des schweizerischen Generalkonsultates in Rom bezahlt Fr. 8,295. 55.

XXIII. Verwaltung des Gesundheitswesens.

a. A 11 g e in e i n e s.

Die sub III. erwähnte Spezialkommission brachte ihre Reformarbeiten, die sich über das ganze Gebiet des Gesundheitsverwaltungswesens und die Organisation des Personellen und Materiellen des Sanitätswesens. verbreitete, im Berichtjahre noch nicht zum Abschlüsse, beendigte aber ihre Arbeit im Anfange des laufenden Jahres.

Die daherigen Arbeiten werden theilweise für die Militärorganisation selbst benüzt werden, theilweise erst von den Behörden weiter verfolgt werden können, wenn durch die Annahme einer neuen Organisation die Basis für die Reorganisation des Sanitätswesens gegeben ist.

Auf den Wunsch des schweizerischen Apothekervereins genehmigten wir die zweite verbesserte Auflage der Pharmacopcea helvetica als verbindlich fui- die eidg. Militärschulen.

b. K r a n k e n p f l e g e .

Das Jahr 1872 war reich an Unglüksfällen, aber ein günstiges bezüglich auf Erkrankungen. Von epidemischen Krankheiten war keine Spur vorhanden, obschon an vielen Orten unter der Bevölkerung noch Blattern, Scharlach und Typhen vorkamen. Todesfälle kamen vier vor, drei in Thun undeiner in Brugg.

c. E i d g e n ö s s i s c h e P e n s i o n e n . . · Es. verbleiben auf Anfang des Berichtsjahres 1872 226 Pensionirte (104 Invalide, 122 Hinterlassene*). Zur Ausrichtung dieser Pensionen bedurfte es Fr, 49,435.

Sämmtliche ' pensionirten Invaliden wurden durch den Oberfeldarzt visitirt mit Ausnahme derjenigen von Waadt und Genf, welche Herr Oberstlieutenant Dr. Brière visitirte.

533 Es langten im Laufe des Jahres .1872 folgende Gesuche, Anzeigen , Anfragen etc. bezüglich auf Pensionen und Entschädigungen ein: A. Von b e r e i t s P e n s i o n i r t e n 9, sämmtlich erledigt.

B. N e u e G e s u c h e um Entschädigungen und Pensionen langten ein 34, von denen 10 abgewiesen wurden, 12 erhielten Aversalentschädigungen im Betrage von Fr. 1,912. 40. Pensionen wurden 6 gesprochen, Inbegriffen die von der Pensionskommission unterm 14. Januar 1873 beantragten. Der Gesammtbetrag der neuen vom Bundesrathe bewilligten Pensionen beläuft sich auf Fr. 2,345.

Von den bereits Pensionirten verblieben auf Ende des Berichtsjahres noch im Genüsse der Pensionen 222 (Invalide 96, Hinterlassene 126), davon unverändert 213.

Neue Pensionen wurden bewilligt : An Invalide 4, an HinterJassene 2, zusammen im Betrage von Fr.1380.

Es sind somit pro 1873 auszurichten: 228 Pensionen (100 an Invalide, 128 an Hinterlassene). Zu deren Ausrichtung bedarf es Fr. 51,900; somit gegen Anfang 1872 Vermehrung von 3 Pensionen und dem Betrag nach um Fr. 1,515.

Im Laufe des Jahres wurde der verstorbene Herr Oberst Benz als Mitglied der Pensionskommission durch Herrn Oberst Scherer ersezt und der aus dem eidg. Stabe getretene Herr Oberstlieutenant Wieland durch Herrn Oberstlieutenant Dr. Brière. In Folge der Wahl des Herrn Scherer in den Bundesrath wurde dann Herr Oberst/von Buren an dessen Stelle in die Pensionskommission gewählt.

d. S a n i t a r i s c h e s .M a t e r i a I.

1. Der Eidgenossenschaft.

lier Schazungswerth desselben beträgt auf 1. Dezember 1872 Fr. 500,870. 53.

In Folge einer Departementalverfügung ist nun das Material der Ambulancen, mit Ausnahme der Instrumentenapparate, welche in Bern aufbewahrt werden, mit Rüksicht auf die Divisionsrayous vom 31. Dezember 1872 hinweg untergebracht in Basel, Colombier, Moudon, Thun, Luzern, Bern, Zürich und Bellinzona (s. Beilage Nr. V). Jede Division ist nun mit einer Reserveambulance, im Ganzen mit vier selbstständigen Ambulancen versehen.

Das Material für die Spitäler verbleibt in Bern, Luzern und Lenzburg

534

' Drei grosse Instrumentenapparate befinden sieh in Bière, Frauenfeld und Thun.

' ' ' Sämmtliches Material ist gegen Brand versichert für die Summe von Fr. 476,618 und. wurde im Laufe des Berichtsjahres inspizirt und der Bestand verifizirt.

Neue Anschaffungen fanden keine statt, hingegen wurden die Bedachungen und Hemmmaschinen an sieben Blessirteuwagen in der im vorigen Jahresberichte beschriebenen Weise verändert und der nöthige Kredit zur Umänderung der 25 übrigen Blessirteuwagen verlangt und pro 1873 bewilligt.

2. K a n t o n a l e s M a t e r i a 1.

Ueber dieses Material wurde im Laufe des Berichtsjahres eine Inspektion in sämmtlichen Kantonen vorgenommen und dabei zum ersten Mal auch" die ' sanitarsiche Ausrüstung" der-lie u Organisirten Scharfschüzenbataillone und diejenige der Landwehr ins'Auge gefaßt.

Die Ausrüstung des Auszugs und der Reserve kann mit Aus: nahme der Schüzenbataillone als vollständig angesehen werden.

Auch, diejenige der Schüzenbataillone wäre wohl im Laufe des Jahres'vollständig geworden, wenn nicht die meisten Kantone geglaubt hätten,'den Entscheid über die in Berathung liegende Frage der Verbesserung des sänimtlichen Sanitätsmaterials abwarten zu sollen. Bis heute haben nur noch die Kantone St. Gallen, Baselland, Thurgau und Solothurn den Bundesbeitrag von Fr. 360 für die Ausrüstung erhalten ; hingegen findet sich ganz oder theilweise die Ausrüstung auch vor in den Kantonen Aargau, Waadt, Bern und Zürich,.-Aus'ähnlichen Gründen fand sich auch die Ausrüstung der Landwehr noch in manchen Kantonen nicht vollständig. Was aü Sanitätsmaterial in deri Kantonen noch fehlt, bezieht sich meist auf die Landwehr · "

XXIV. Justizverwaltung.

; Kriegsgerichtlich würden: nur zwei Fälle behandelt. In einem Falle von. .Desertion und -Dienstverlezung 'wurde. eine .Strafe, von zwei Monaten Gefängniss und in einem Fallevonn Unterschlagung eine Strafe von sechs Monaten Zuchthaus ausgesprochen.

Die Vorträge über Strafrechtspflege, welche in den Rekrutenschulen, sowie diejenigen über internationales Völkerrecht, welche

535

ili der Ceiitralschule gegeben wurden, haben Anklang gefunden und sollen fortgesezt werden.

XXV. Pferde-Regie-Anstalt.

Der Bestand der Pferde betrug auf 31. Dezember 1871: 143 Pferde, geschäzt zu .

.

.

Fr. 118,125 -- Stand auf 31. Dezember 1872 : 132 Pferde, geschäzt zu .

.

,, 118,950 -- Vermehrung des Inventars durch verbesserte Qualität .

.

.

.

.

.

.

Fr.

Ausrüstungsinventar auf 31. Dezember 1871 Fr. 18,520. 65 auf 31. Dezember 1872 .

,, 19,590. 45 Vermehrung

.

.

.

Fr.

825 --

1,070. 30

Totalvermehrung des Inventars Fr.

1,895. 30 Das Rechnungsverhältniß der Anstalt gestaltet sich wie folgt : E in nah men: Ausgaben: Fr. 117,033. 86 Fr. 119,159, 10 Jnventarverrechriuno- : ,, 1,895. 30 Verlust .

."

,, 229. 94 Fr. 119,159. 10 Fr. 119,159. 10 Die Anstalt war für die Verwendung der Pferde sehr in Anspruch genommen, so daß sie bei den oft gleichzeitig stattfindenden Kursen nicht überall in der Weise aiishelfen konnte, wie es gewünscht wurde, doch suchte sie überall hin wenigstens eine Anzahl von Pferden abzuliefern. Ueberdies wurden an Offiziere kaufs- und miethweise Pferde abgegeben. Zur Winterzeit fanden wieder mehrere kantonale Reitkurse statt, für welche die Anstalt den Transport der Pferde übernahm. Gleichwohl ist das finanzielle Ergcbniß eia günstiges.

Das Personal der Anstalt hatte durch die Beförderung des bisherigen Adjunkten zum Oberinstruktor der Kavallerie eine Aenderung "erlitten. Zinn Adjunkten wurde Herr Artüleriehauptrnanu Neuenschwander gewählt. ; - ,

536

XXYI. Kriegsmaterial.

A. K r i e g s m a t e r i a l der E i d g e n o s s e n s c h a f t .

1. M a t e r i a l des Genie.

Wie in den verflossenen Jahren wurde .die Anschaffung von Material zum Ersaz, sowie zur Vervollständigung des Kriegsbrükentrains fortgesezt, ebenso für den Militärtelegraphendienst.

2. Material der Artillerie Im Berichtsjahr gelangte die Umänderung der alten Positionsgeschüze in 10cm Material soweit zum Schluß, daß alle Kantone, welche neue Laffeten und Caissons anzuschaffen hatten, diese bei der eidgen. Konstruktionswerkstätte in Bestellung gegeben haben und sie in Kurzem empfangen werden. Auch der Umguß und die .Ausarbeitung der Geschüzröhren sind vollendet und es ist der Rest in den betreffenden Kantonen bereits zugesandt. Die Munition befindet sich seit längerer Zeit fertig in denselben.

Für das 8cm Material ist die Ordonnanz bis auf einige Nachbesserungen zum Abschluß gelangt, soweit dieselbe das Feldmaterial umfaßt. Von diesem gelangten zur Untersuchung: 82 Geschüzröhren, untersucht durch den Geschüzkontroleur, 89 qg 27,027 8,754

r* Vi" Q · P Granaten Shrapnels

l T ( |

untersucht durch den Chef der technischen Abtheilung der Verwaltung, untersucht durch die Geschoßkontroleure der Verwaltung.

Das ' Laboriren der Munition wird durch das Laboratorium mit großer Thätigkeit betrieben, auch die Anfertigung der verschiedenen Ausrüstüngsgegenstände hat einen guten Fortgang genommen.

Ueberdies wurde der Vorrath der zum Transport der Munition für die 12 »m Positionsgeschiize erforderlichen Kisten um 100 Stük vermehrt.

2. Eidgenössisches L a b o r a t o r i u m .

Die Hauptthätigkeit des Etablissements im abgelaufenen Geschäftsjahr war die Erstellung von Munition für Handfeuerwaffen und Geschüze.

537 Die durchschnittliche Arbeiterzahl war 300 und die Totalproduktion der verschiedenen Munitionsgattungen folgende: 14,766,940 223,870 800 331,960 977,510 67,070

i

a. Infanterie-Munition.

scharfe Patronen kleinen Kalibers, scharfe Kadettenpatronen, Zündgeschoßpatronen, scharfe Patronen großen Kalibers, blinde Patronen großen Kalibers, Revolverpatronen, diverse Kaliber.

b. A r t i l l e r i e - M u n i t i o n .

'

.

Granaten, scharfe. blinde.

Schuss.

Wurf.

873

3,970

606

3.162

3,269 22,010

905

1,183

Kaliber.

Shrapnels.

BüchsenKartätschen,

10eoe

2,575

172

2,182

8TM>

6,304

592 .

4,250

12cm

11

Ißcm

--

--

39

--

370

--

"~

22

-- ·

--

--

--

--

200

4S

Patronen, Exerzir.

4.340-

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Vorstekeiv

.;.

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602

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-

--

--

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539

Die durchschnittliche tägliche Erstellung von Hülsen und fertigen Metallpatronen in den ein/einen Monaten ist folgende: M e t n 11 p a t r o h e n.

Hülsen.

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember

51,076 53,037 56,610 53,405 58,610 56,360 54,620 55,294 46,734 52,613 55,478 60,087

Scharfe.

Kl. Kai.

0>r. Kai.

41,400 4,312 50,488 995 55,068 · -- 54,030 -- 45,264 240 46,150 -- 66,556 -- 37,324 -- 51,875 -- 49,585 -- 45,220 9,820 55,595 --

Blinde.

-- -- 320 938 -- 1,385 907 24,901 8,280 625

Den Kantonen sind bis Ende Dezember 1872 im Total 6,111,840 Patronen als Depotmunition für die. Repetirgewehre abgeliefert worden.

Laut Beschluß des Bundesrathes ist der Verkauf von Metall patronen an Private und Schüfen - Gesellschaften seit l. Januar '.1872 den Pul ver Verkäufern übertragen und wurde das Laboratorium angewiesen, diesen Lezteren die benöthigten Patronen /.um Preise von Fr. 47*/2 per 1000 Stük franko Bestimmungsort zu liefern. Dadurch wurde dem Etablissement eine bedeutende Mehrarbeit verursacht, da in dem Zeiträume vom 1. Januar bis Ende Dezember 1872 an die Pulververkäufer in 1490 Speditionen 7,770,360 Patronen kleinem Kalibers (inklusive der au das eidg.

Schüzenfest in Zürich zum gleichen Preise abgegebenen 1,016,000 Stük) geliefert wurden. Die jeweilige Fakturirung dieser Sendungen war ebenfalls dache des Laboratoriums, dagegen wurde dei' Inkasso den Bezirkspulververwaltern übertragen.

Eine bedeutende Mehrarbeit verursachte dem Laboratorium auch die durch Umänderung der 4 Pfünder-Vorderlader in 8,4 Ctrn.

Hinterladergeschuze bedungene Neuanschaffung des benöthigten Muriitionskontiiigeutes.

In das Geschäftsjahr 1872 fallt die Erstc.llun» foluvader seiner O O Zeit bewilligten Neubauten: a. Eines Mimitionsmagazins beim Zollhaus; ·_'

540

b. eines Magazins .für Materialien und Reservemaschinen beim Bädli, auf der Allmend, welche beide Gebäude im Laufe des Jahres bezogen werden konnten; ferner die Erstellung einer neuen Kessel- sowie einer Dampfmaschinenanlage in der Hülsenfabrik in Könitz, die ebenfalls vollendet wurde.

Der Geschäftsgang im Allgemeinen war ein regelmässiger.

Der Rechnungsabschluß auf 31. Dezember 1872 zeigt ein Defizit von Fr. 130,391.29, das hauptsächlich, durch die Herabsezung des Preises der scharfen Metallpatronen kleinen Kalibers herbeigeführt wurde.

Laut lezter Kostenberechnung vom Oktober 1871 kamen die ,,Patronen dannzumal auf Fr. 55 per 1000 Stük zu stehen.

Bekanntermassen sind aber seither sowohl sämmtlichc Rohmaterialienpreise als auch die Arbeitslöhne in die Hohe gegangen, was natürlich auch ein Steigen des Munitionspreises bedingte. Nach einer vorgenommenen nähern Prüfung stellte sich der Kostenpreis der Metallpatronen kleinen Kalibers fürs lezte Jahr durchschnittlich auf Fr. 57 per 1000, währenddem laut Bundesbeschluß das Laboratorium die Munition zum Preise von Fr. 50 abzugeben hat, was auf den leztes Jahr fabrizirten Fr. 15,000,Q(KX Stük einen Ausfall von .

.

.

.

..

.

.

." . Fr. 105,000.-- verursachte.

Wie vorstehend bemerkt, sind von obigem' erstellten Quantum nahezu 8,000,000 Patronen an Pulververkäufer zum Preise von, 47Vî°/o abgegeben worden, was einen weitern Ausfall à Fr. 2*/2 pr. 1000 ,, 20,000.-- ergibt.

Somit Total-Ausfall an scharfen Metallpatron e n kleinen Kalibers .

.

.

.

.

F r . 125,000.--

Nach einem von uns gefassten Beschlüsse hat das Laboratorium nun auch Unterhalt und Reparaturen der Gebäude zu tragen; die sich irh Geschäftsjahr 1872 auf Fr. 3500 belaufen und die in.dem Kostenvoranschlage nicht vorgesehen sind.

Auf den Bericht der Spezialkomrnission über mangelhafte Munition verfügte das Militärdepartement die Umarbeitung von 1,169,000 scharfen Patronen kleinen Kalibers,. theils mit geringeren Hülsen, theilweise mit ekigem Pulver, in blinde Patronen und zwar zum vollen Preise von Fr. 50S per 1000. Der Werth der Mate-

341

Hallen dieser Patronen (Hülsen, Pulver und Blei) gegenüber dem Rükkaufspreise von Fr. 50 ergab wieder einen Ausfall von Fr.

5000.-- Total . Fr. 133,500.-- wodurch das Defizit von ,, 130,000.-- begründet ist.

Bei der künftigen Biidgetirung muß der Ausfall, der dem Laboratorium durch die Lieferung von Munition unter dem Kostenpreise erwächst, gedekt werden, was eine um so höhere Summe, erheischen wird, als nach genauen Berechnungen das Tausend Patronen im laufenden- Jahre auf Fr. 63 zu stehen kommen wird.

4. R e p a r a t u r - W e r k s t iitte.

Ausser einer Menge von Reparaturen, Umänderungen und kleinern Arbeiten hat die Werkstätte für die Eidgenossenschaft und die Kantone ausgeführt: 13 Lafetten für 10cm Positionsgeschüze, 4 Caissons für 10cm Positionsgeschüze, wovon die einen ganz, die anderen beinahe vollendet, l 8 «TM Modell Rüstwagen, l 8 cm ,, Feldschmiede, l Batterie Fourgon, 100 Stük 12 «n Munitionskisten, 12 Balkenwagen zu Pontontrains, beinahe vollendet, 8 Ambulaucefourgons, 8 Blessirtenwagen, l Infanterie-Halbcaisson.

Die Zahl der Arbeiter betrug im Durchschnitt .55.

5. F a b r i k a t i o n der R e p e t i r w a f f e n .

Gewehre. Stuzer. Karabiner.

Zu den bis 1. Januar verfertigten 31,843 612 190 kamen- im Laufe des Jahres hinzu 36,757 2188 400 68,600 28ÖÖ590 welche sofort den Kantonen abgeliefert wurden.

B. K r i e g s m a t e r i a l d e r K a n t o n e .

Die Kantone wurden durch Kreisschreiben aufgefordert, Bericht zu erstatten, in welcher Weise sie die bei der Inspektion von 1870 zu -Tage getretenen Luken ausgefüllt haben. Obschon einige Kantone erwähuenswerthe Anstrengungen gemacht hatten, um ihr Material zu ergänzen, waren wir doch bei vielen andern im Falle,

542

Fristen zur Nachholung der Anschaffungen zu' stellen und die Anschaffung durch den Bund auf Rechnung der Kantone anzudrohen.

Es wird nothwendig werden, durch weitere Inspektionen von dem Vorhandensein des kompleten Bestandes und von der guten Qualität der angeschafften Gegenstände sich zu überzeugen und wenn nach den abgelaufenen Fristen auch in andern Kantonen sich noch Luken zeigen, oder dieselben sich weigern, das Mangelnde anzuschaffen, den Art. 136 der Militärorganisation rüksichtslos zur Anwendung zu bringen.

XXVII. Pulverkontrole.

Im verflossenen Jahr kamen im Ganzen 30 Parthien Pulver im Betrage von 1895 Zentner zur Kontrole, wovon l Parthie aus ekigem Gewehrpulver Nr. 3 und 2 Parthien aus solchem Nr. 4, sodann 9 Parthien aus rundem Gewehrpulver Nr. 3, und 15 aus solchem Nr. 4, die lezten 3 Parthien dagegen aus ekigem Geschüzpulver Nr. 5 bestanden.

Obiges Quantum vertheilt sich auf die 4 Pulvermühlen wie.

folgt : Total Pulvergattung Lavaux . Worblaufen Kriens .Chur -- -- -- Nr. 3 ekig 61 Ztr.

61 -- -- 147 ,, 37 110 * 4 * -- ,, 3 rund 209 157 , 533 ,, 167 364 169 ·852 , 319 ',, 4 ,, ' -- 302 ,, ,, 5 ekig 302 -- -- -- 702 326 1895 Ztr.

830 Total 37 Hievon mussten 7 Parthien, nämlich eine Parthie. Nr. 3 ekig, eine Parthie^Nr. 4 ekig, .drei Parthien Nr. 3 rund, eine, Partie Nr. 4 rund und eine Parthie Nr. 5 ekig im Gesammtbetrage von 470 Zentner, theils wegen ungenügender Präzision, theils wegen ungenauer Sortirung oder unvorschriftmässigen Stärkegrades zuriikgewiesen werden. Die Qualität des übrigen Pulvers dagegen war eine gute, zum Theil sogar vorzügliche zu nennen. Die irn ersten Halbjahre lautgew.ordenen Klagen über mangelhafte Gewehrmuaition bezogen sich, soweit sie das Pulver betrafen, oder überhaupt begründet waren, auf im vorhergehenden Jahre probeweise angefertigtes ekiges Pulver, welches den später angeordneten Untersuchungen zu Folge bedeutend geringere Präzisionsresultate ergab,

543

als bei der Uebernahme und somit sich weniger gut zu konserviren scheint, als das ordonnanzmässige. rundkörnige Pulver.

Ausser der Prüfung der oben verzeichneten Pulverquantitäten wurden Seitens der Kontrole noch eine Anzahl quantitativer Analysen von Bronzen, Tombak etc., sowie eine Reihe zum Theil noch nicht abgeschlossener elektro- ballistischer Bestimmungen mit inund ausländischen Gewehren ausgeführt.

Schlagröhrchen kamen in diesem Jahre keine zur Kontrole.

ag

XXVIII Artillerie-Kommission und artilleristische Versuche und Arbeiten.

Die Artillerie-Kommission wurde pro 1872 zweimal versammelt, um Schiessversuche vorzunehmen und eine grössere Anzahl von Gegenständen zu behandeln, welche in das Gebiet der Artillerie gehören.

Die Schiessversuche betrafen namentlich den Vergleich zwischen einem S c m Rohr aus Phosphorbronze und einem solchen von gewöhnlicher Bronze, dann das Schiessen von 8 e Shrapncls neuer Konstruktion zur Erprobung deren Blechhülsen von verschiedener Stärke, wiederholte Prüfung neuerer Percussionszüuder nach System des Herrn Major Gressly, mit verschiedenen Modifikationen nach Vorschlag des Laboratoriums. Doppelt wirkende Zünder, nach Vorschlägen des Herrn Major Stahel und Romberg (der belgischen Artillerie), sowie solche und einfache Perciissionszünder des Herrn Artillerie-Lieutenant Rubin, wurden ebenfalls Schiessversuchen unterzogen, ohne jedoch zu einem Abschlüsse damit zu gelangen ; endlich wurden auch mit der französischen Mitrailleuse mehrere Schiessversuche ausgeführt, deren Resultate jedoch wenig zu weitern Versuchen mit dieser Geschüzgattung animirten. An weiteren Arbeiten der Artillerie-Kommission kamen vor die Versuche zur Bestimmung des Erhebungswinkels der Geschosse der 8 cm Hinterlader, zur Aufstellung der Schusstafel für 10cm Shrapnels, mit neuer Skala, des Zeitzünders und zur Verwendung kupferner Dichtungsringe statt der bisherigen stählernen.

Sehr einlässliche Versuche fanden durch die Herren Oberst Siegfried und Pulverkontroleur Bussmann statt, um die Anfangsgeschwindigkeiten der Geschosse aus allen unsern Gewehrmodellen und einigen ausländischen, sowie deren Endgeschwindigkeiten und Flugzeiten zu bestimmen.

544

Für das Kadettengewehr wurden durch eine Reihe von Versuchen die passendsten Ladungen festgestellt.

Die Artillerie-Kommission befasste sich zudem namentlich mit einer grossen Anzahl Fragen und Verbesserungen im Material der ·8 und 10cm Batterien, welche die Verwendung dieses Materiale« in den Schulen und Wiederholungskursen als wünschbar erscheinen ließ. · .

Für die neu aufzustellenden Batterien wurde ein Modell einer Feldschmiede und eines Rüstwagens nach verbesserter Konstruktion und Einrichtung festgesezt, die Versuche mit eisernen Rädern fortgesezt nach neuerdings vorgenommenen Verbesserungen im Material der 8 und 10cm Batterien, welche die Verwendung dieses Materiales in den Schulen und Wiedcrholungskursen als wünschbar erscheinen ließ. Für die neu aufzustellenden Batterien wurde ein Modell einer Feldscbmiede und eines Rüstwagens nach verbesserter Konstruktion und Einrichtung festgesezt, die Versuche mit eisernen Rädern fortgesezt nach neuerdings vorgenommenen Verbesserungen; für die Reitzeuge der Offiziere und berittener Unteroffiziere der Artillerie wurden neue Modelle geprüft und angenommen, ebenso verschiedene Verbesserungen an der Beschirrung vorgenommen, wofür eine eigene Kommission bestellt wurde.

Die Prämirung der Batterien und Positionskompagnien für Schiessübungen 1872 wurden vorgenommen und hierbei verschiedene Modifikationen in den Modus der Wettfeuer und der Festsezung der Ziele dufchberathen, ebenso ein neues Feldgeschüzschulreglement und sonstige Vorschriften für die Instruktion der Feldartillerie nach Vorschlag von Herrn Stabshauptmann Schuhmacher geprüft und provisorisch eingeführt.

Die weitern Proben mit Revolvern verschiedener Systeme führten zur Annahme des Revolvers Chamelot-Delvigne, mit Verbesserungen von Herrn Stabsmajor Schmidt, für die Bewaffnung der Offiziere und der berittenen Chargen der Kavallerie und Artillerie.

XXIX. Festungswerke.

Auch in diesem Jahre beschränkten sich die Unterhaltungsarbeiten auf das allernothweudigste.

545

XXX. Sendung von Offizieren in's Ausland.

Es sind im Berichtsjahre abgeordnet worden : Nach Deutschland zu den Uebungen des Gardekorps bei Berlin und Spandau : die Herren Oberst Pfyffer, Oberstlieutenant Bollinger, beide vom Generalstab, Stabsmajor Göldy vom Artilleriestab und Stabsmajor Weber vom Kommissariatsstabe.

Herrn General Herzog wurde die Theilnahrne .an diesen Uebungen bewilligt.

Nach Oestereich zu Truppenübungen bei Innsbruck und Brück die Herren Oberst Wieland, Oberstlieutenant de Guimps vom Generalstab, Oberstlieutenant Roth vom Artilleriestab.

Zu den .Pionieri'!bungen in Linz und Klosterneuburg die Herren Oberstlieutenant Imhof und Stabshauptmann Eynard vom Geniestab.

Nach Italien zu Manövern, welche zwischen Arona' und Buffalora stattfanden, die Herren Oberst Gautier, Oberstlieutenant de Cocatrix vom Generalstab und Stabsliauptmann Simona vom Kommissariatsstab.

Nach Prankreich zu Schiessversuchen mit. neuen Geschüzen in Trouville Herr Oberstlieutenant de Saussure.

Herr Oberstlieutenant Müller, Oberinstruktor der Kavallerie, hatte den besondern Auftrag, in Norddeutschland das Remontenwesen und die Instruktion der Kavallerie zu studiren.

Ausser den obgenannten Offizieren sind von sich aus zu fremdländischen Manövern gegangen und haben darüber Rapport erstattet Herr General Herzog zu Artillerie-Manövern auf dem Lechfelde bei Augsburg, Oberst von Buren. Oberstlieutenant R. v. Erlach, Major Schindler und Hauptmann v. Wattenwyl, vom Generalstabe, nach Beifort, woselbst die deutsche, bezw. preussische Besazung ihre reglementarischen Uebungen vorgenommen hat.

Diese Missionen sind ohne Zweifel von hohem Nuzen einmal direkt für die Ausbildung der betreffenden Offiziere und dann indirekt durch deren Rapport, welche uns au fait halten sollen von den Einrichtungen der stehenden Armeen.

Die Mehrzahl der eingegangenen Kapporte sind ausführlich, klar und suchen Vergleiche oder empfehlen die Einführung des Einen und Andern für die schweizerische. Milizarmee.

Die Zutheilung von Kommissariatsbeamten an die Missionen ist.

nicht zwekentsprechend, denn da die Generalstabsoffiziere vornehmlich zu taktischen Manövers gehen, bei diesen aber für Verpflegung Bundesblatt Jahr?. XXV. Bd. II.

39

546

gewöhnlich ein besonderer, nur für Friedensübuugen passender Modus adoptirt wird, so können jene Beamten dabei sehr wenig sehen. Demnach wird es für diese Kategorie des cidg. Stabes angedeutet sein, eine besondere Mission zu creiren und ihr \ oder 2 Aerzte zuzutheilen.

XXXI. Rekrutirung und Stand des Bundesheeres.

Das Bundesheer hat im laufenden Jahre folgenden Zuwachs «halten : 1872.

1871.

221 Genie 229 1,403 Artillerie 1,369 281 Kavallerie 296 990 Scharfschüzen 942 10,845 Infanterie 10,523 13,740

13,359

Der Stand des Bundesheeres auf Schluß des Jahres war folgender : 869 1. Eidgenössischer Stab 2. Truppen : Auszug. Reserve. L a n d w e h r .

a. Genie: 695 572 Sappeurs 851 t 328 215 Pontonniers 418 1,023 787 = 3,079 1,269 b. Artillerie: Besjpannte Batterien 6,007 Gebirgsbatterieu 303 .Positionskompagnien 387 Parkkompagnien 479 Parktraiti ' 1,225 ~8^4Ö1 ~ c. Kavallerie: Dragoner .

Guiden

2,943 256 877 396 932

2,976 1,109 268 259

5^404

4",6Ï2 =

18,417

1,671 271

852 147

1,551 72

1^942

999

1,623"=

4,564

Uebertrag

36,929

547

d. Seharfschüzen

Uebertrag 36,92V> Auszug. Reserve. Landwehr.

6,078 3,532 4,498 -- 14,108

e. Infanterie

65,991

40,013

53,953 == 159,957

f. Schwadronsarzte, Parkpferdärzte und Krankenwärter

364

113

89 =

566

g. Büchsenschmiede

--

18

--=

18

Totaler Kontrolebestand des Bundesheeres auf 31. Dezember 1872 Davon fallen a u f d e n Stab .

,, ,, Auszug .

,, die Reserve .

,, ,, Landwehr

201,578 .

.

.

.

. "". · . · .

.

.

.

.

Auf Ende 1871

869 84,045 51,102 65,562 ,

Vermehrung

201,578 201,257 321

XXXII. Postulate der Bundesversammlung.

Sie haben irn Laufe des Berichtjahres folgende das Militär« esen betreffende Postulate beschlossen : 1. ,,Der Bundcsrath wird eingeladen, darüber zu wachen, daß die eidg. Militärorganisation in den Kantonen genau vollzogen werde, insbesondere was die Dienstdauer in der Landwehr anbetrifft."

Den allgemeinen Theil dieses Postulates betreffend, so haben wir demselben möglichst gerecht zu werden versucht, namentlich in Bezug auf das Materielle und die Ueberwachung des Unterrichtes, in welch' lezterer Beziehung namentlich eine genaue Prüfung der Instruktionspläne stattfand. Leider fehlt es bei den gegenwärtigen Einrichtungen absolut au den nöthigeu Organen, um eine strengere Ueberwachung und Kontole Plaz greifen zu lassen.

Was speziell die Dienstleistung der Landwehr betrifft, so ergibt sich aus den darüber gemachten Erhebungen, daß die Dienstdauer in den verschiedenen Kantonen zwischen 5 und 13 Jahren TArirt.

548

[in Jahr 18T2 hätte, der älteste Jahrgang der Landwehr derjenige von 1828 sein sollen. Ausnahmen hicvon bestanden beim Genie : in den Kantonen Aargau und Waadt, in welchen beiden Kantonen der älteste Jahrgang aus den 1829ern bestand.

Artillerie: Zug (.1831), Basel-Stadt (1829), Aarçau (1829), Waadt (1829), Wallis (1829); Scharfschilzen : Zug (1831), Aargau, (1829), Waadt (1829), Wallis (1829).

Infanterie: Zug (1833), Basel-Stadt (1829), Aargau (1829), Waadt (1829), Wallis (1829).

Die betreffenden Kantone sind eingeladen worden, die Milizen bis -/Alni vollendeten 44. Altersjahr in der Landwehr zu behalten.

Die Dienstdauer selbst, resp. den Uebertritt aus der Reserve fest-; ·/.usezen, ist Sache der Kanlone, nur darf der Uebertritt nicht nach vollendetem 40. Altersjahre. stattfinden, was bei keinem Kanton der Fall ist.

2. ,,Dei- Bundcsrath ist eingeladen: ,,ä. zu prüfen, ob nicht der Gesundheitsdienst für die eidg. Truppen vollständig zu zentralisiren sei; ^b. Der Rundesversammlung hierüber Bericht nebst allfälligem Gese/entwurf vorzulegen.'Diese Präge ist der Kommission für Reform des Gesundheitsdienstes /Air Begutachtung überwiesen worden, welche vollständige Zentralisiitioii des Gesundheitsdienstes beantragt. Zur Vorlage an die eidg. Räthe wird die Angelegenheit anläßlich der Vorlage einer neuen Militärorganisation und anfälliger weiterer organisatorischen Geseze über den Sanitätsdienst kommen.

3. ,,Der Bundesrath ist eingeladen, dem Postulate vom 21. Juli 1871 Folge xu geben, welches ihn beauftragte, die Verbesserung des Kommissariatsdieustes möglichst zu fördern," 4. ,,Der Bundesrath wird eingeladen, über die Reorganisation des Kriegskommissai'iats und über die Verpflegung und Besoldung der Armee beförderlich die entsprechenden Vorlagen der Bundesversammlung zu unterbreiten."

Diese beiden Postulate, wovon das erstere am 20. Juli 1872, das kv.tere am 23. Dezember 1872, anläßlich der Berichterstattung über die Grrenzbesezungsrechiiung und .die Verwaltung des Kommissariates während der Truppenaufgebote von 1870/71 beschlossen worden ist, sind Wiederholungen eines gleichen Postulates vom Jahr 1871 und sprechen das allgemeine BediYrfmß von Reformen auf diesem Gebiete aus.

Sachbexügliche Schritte des Departements fallen in das Jahr 1873.

549

5. ,,Der Bundesrath wird eingeladen, zu untersuchen, ob nicht eine gesezliche Bestimmung erlassen werden soll, gemäß welcher die Dienste, welche die Beamten der Militärverwaltung im Allgemeinen und diejenigen des Kriegskommissariates im Besondern in ihren Beamtungen leisten, als Erfüllung ihrer Militärpflicht betrachtet werden sollen.a Die Begutachtung dieser Frage wird wohl am geeignetsten anläßlich der neuen Bestimmungen über Enthebung von der Wehrpflicht stattfinden, welche einen integrirende Bestandteil der neuen Militärorganisation auszumachen haben.

B e r n , den 2t. April 1873.

Im Namen des schweiz. Bundesrathes, Der Bundespräsident:

Ceresole.

Der Kanzler der Eidgenossenschaft :

Schiess

Einnahmen der Zollverwaltung m den Jahren 1872 und 1873.

i i i i

Monate.

550

1873.

Mehreinnahme.

Januar Februar März April .

Mai ' | Juni Juli . . .

August September 1 Oktober 1 November Dezember j

1872.

'

Fr.

<>28 388 057^481 ' 1 076 672 i l'i)16 441 .

. . . 1 006'704 <>48 365 '.)79 3 3 3 967,009 1 042 360 1 153 912 1,172,690 , 1,266,625 f Total Fr. j|l 2,51 5,986

auf Ende April ,, J 3,978,983

i

1873.

1

Ep.

Fr.

Rp.

13 22 49 90 87 97 45 60 14 06 88 56

1,152,068 1,034,116 1,233,873 1.241,051

69 08 43 67

27 74

!

Fr.

|

!i,

!i 1

4,661,109 ' 87 i

223,680 76,634 157.200 224,609

RP.

Mindereinnahme.

Fr.

| Rp.

56 86 94 77

i

' 682,126

!

13

|

1

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Bericht des Schweiz. Bundesrathes an die hohe Bundesversammlung über seine Geschäftsführung im Jahr 1872.

In

Bundesblatt

Dans

Feuille fédérale

In

Foglio federale

Jahr

1873

Année Anno Band

2

Volume Volume Heft

23

Cahier Numero Geschäftsnummer

---

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

17.05.1873

Date Data Seite

497-550

Page Pagina Ref. No

10 007 666

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