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Aus den Verhandlungen der schweizerischen Bundesversammlung.

Am 2. August 1873 haben die gesezgebenden Räthe der Eidgenossenschaft ihre Sommersession auf den 15. September nächsthin vertagt.

Von. den 88 vorgelegenen Traktanden sind 57 erledigt worden.

Dieselben sind folgende: 1) Die Wahl zweier Mitglieder des Bundesgerichts, nemlich der Herren Ständeräthe Jules R o g u i n , von Yverdon, und Heinrich S t a m m , von Thayngen. (Lezterer war bisher Ersazmann des Bundesgerichts und wurde durch Hrn. Dr. Johannes W i n k 1er, von Luzern ersezt).

2) Die Geschäftsführung des Bundesrathes und des Bundesgerichts, im Jahr 1872*).

3) Die Abänderung des Bundesgesezes über die Organisation und den Geschäftsgang des Bundesrathes.

. . 4) Die Erhöhung des Jahreskredits an das eidg. Polytechnikum.

5) Die Ergänzung des Art. 19 im Bundesgeseze über die eidg.

Wahlen und Abstimmungen.

6) Die Wiedereinführung o f f e n e r A b s t i m m u n g bei eidgenössischen Wahlen.

7) Die Repräsentation im Nationalrathe.

8) Die Leistungen und Hilfsmittel des eidg. statistischen Bureau.

9) Die Ergänzung des Bundesgesezes über polizeiliche Maßregeln gegen Viehseuchen.

*) -Bei Anlaß der Prüfung der Geschäftsführung des Bundesraths sprach der Ständerath am 16. Juli 1873 den Wunsch aus, ,,der Bundesrath möchte der Frage der Verbauung der Wildbäche im Hochgebirge seine fortwährende Aufmerksamkeit, namentlich auch in der Richtung schenken, oh nicht die bestehenden bundesgesezlichen Vorschriften über Wiederherstellung solcher Werke im Falle ihrer Zerstörung einer Revision bedürftig seien."

359 10) Der Grenzanstand zwischen den Kantonen Zürich und Thurgau.

11) Die Bundessubvention für Erbauung einer Straße über den Lukmanier.

12) Der Bimdesbeitrag für Erstellung einer neuen Zürichseebrüke bei Rappersweil.

·13) Der Staatsvcrtrag zwischen der Schweiz und dem Großherzogthum Baden über Eisenbahnanschlüsse in Singen und Kreuzungen.

14) Die Uebertragung der Konzession für die Eisenbahn FreiburgYverdon an die Gesellschaft der schweizerischen Westbahnen, und Abänderung dieser Konzession.

15) Die Fusion der westschweizerischen Eisenbahnen, der Eisenbahn Franco-Suisse, der Freiburger Staatsbahn (LausanneFreiburg-Bernergrenze und Genf-Versoix).

16) Die Uebertragung der Konzession für eine Eisenhahn von Rigi-Kaltbad nach Rigi-Seheidegg an die Gesellschaft Regina Montium.

17) Die Uebertragung der Konzession für die Eisenbahn Rigikaltbad-Rigikulm-Arth an die Arther Rigibahn-Gesellschaft.

18) Die Uebertragung der Konzessionen für die Gäubahn an das Direktorium der Schweiz. Centralbahn, und Abänderung dieser Konzessionen.

19) Die Uebertragung der Konzession für das noch im Betriebe befindliche, auf stadtbaslerisehem Gebiete gelegene Stük der alten Elsäßcrbahn an die Schweiz. CV-ntralbahngesellschaft, und Abänderung dieser Konzession.

20) Die Uebertragung der Konzession für die Eisenbahn WaldRüti, mit Fortsezung nach Bauma und Laupen an die Eisenbahngesellschaft Wald-Rüti und das Eisenbahnkomite WaldBauma.

21) Die Fristverlängerung für die Eisenbahnen: 1) Uster-Effretikon ; 2) Wohlhausen-Willisau-Centralbahn ; 3) Lausanne-Ouchy; 4) Liestal-Waldenburg ; 5) die bernischen Jurabahnen; 6) die linksufrige aargauische Seethalbahn; 7) die Suhr-Wiggerthalbahn ; 8) die Wynenthalbahn ;

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t 9) die Eisenbahn Freiburg-Payerne-Yverdon auf Waadtländergebiet und die Broyethalbahn auf Bernergebiet ; 10) die Eisenbahn Winterthnr Bauma ; 11) die rechtsufrige Zürichseebahn; 12) die Töß-Allrnannbahn.

22) Der Niederlassungs- und Handelsvertrag zwischen der Schweiz und Rußland.

23) Der Zusaz zum Auslieferungsvertrag mit Italien.

24) Die Gewährleistung der zwei Verfassungsgeseze des Kantons Genf.

25) Die Umtriebe bei deh ini Oktober und Dezember 1872 im Kanton Tessin stattgefundenen Nationalrathswahlen.

26) Die Bewaffnung der Landwehr.

27) Die Besoldung der eidgenössischen Beamten.

28) Die Nachtragskredite für das Jahr 1873.

29) Die Ergänzung des Pulverregalgesezes.

30) Die Organisation der Telegraphenverwaltung.

31) Die Kreirung einer Kontrolstelîe für die Fabrikation der Francocouverts, Francomarken etc.

32) Zehn Rekurse, nemlich: a. von der Vormundschaftsbehörde von Niederurnen und der Konkursmasse des Wilhelm S c h e u daselbst, betreffend Arrest und Gerichtsstand ; b. von Hrn. Dr. Fmil Frey in Arlesheim( Basel-Landschaft), betreffend^ Besteurung und Kompetenz in Steuers-echen; c. vom Vize-Gerichtspräsidenten S ut er in Frick (Aargau), und Banquier R i g g e n b a c h in Basel, betreffend Gerichtsstand ; d. von Hrn. Ulderico a M a r c a in Misox (Graubünden), 'betreffend Gerichtsstand ; e. von Hrn. Franz C a m e n z i n d in Gersau (Schwyz), betreffend Gerichtsstand; f. vom Vervvaltungsrathe der Burgergemeinde Neuenburg, betreffend Verfassungsverlezung durch das .iieuenburgische Munizipalgesez ; g. von Hrn. Amédée H, S i m o n i n in Yverdon, betreffend Vollziehung eines französischen Civilurtheils im Kanton Waadt;

361 h. von der Pastoralkonferenz des Kantons Solothurn, betreffend Verfassungsverlezung durch das solothurnische Gesez über die Wiederwahl der Geistlichen; i. von Hrn. Kaspar M e r m i l l o d , betreffend dessen Ausweisung aus der Schweiz; k. von Hrn. Andreas B a u m a n n, von Silenen (Uri), betreffend Verfassungsverlezung durch Amtszwang.

(Von den vorstehenden Rekursen sind bloß die unter Ziffer a und d angeführten als begründet erklärt, die andern aber abgewesen worden. Beim Rekurs Baumann wurde beschlossen, zur Zeit auf diesen Rekurs nicht einzutreten.)

33) Drei Petitionen: a. von Francois M a r a d a n, Siebmacher, in Cerniat (Freiburg), betreffend die von der Gemeinde ihm verweigerte Anweisung einiger zur Ausübung seines Berufes erforderlichen Bäume; b. von Arnold Z ä s l e i n in Basel, um Verwendung bei der Regierung von Uruguay für Zahlung einer Tauschsumme für die Abtretung der Kolonie Neu-Helvetia ; c. von Johann P a l m i in Wiesen (Graubünden) und der Frau Marie V eil l a r d , geb., Nicolet, in Genf, betreffend Ersaz der durch den Generalkonsul G li n z in St. Petersburg erlittenen Verluste.

(Ueber die unter a und b genannten Petitionen- ist zur Tagesordnung geschritten worden ; die Gesuche von Hrn.

Palmi und der Frau Veillard aber wurden an den Bundesrath zur geeigneten Berüksiehtigung gewiesen.)

34) Das Begnadigungsgesuch des Constant C o m m e n t , von Bonfol (Bern), gewesener Soldat im Bataillon 69, verurtheilt seinerzeit wegen Diebstahl.

35) Die Ermächtigung an den Bundesrath, in besonders dringenden Fällen den Beginn von Eisenbahnarbeiten zu gestatten.

V e r s c h o b e n wurden folgende Traktanden : 1) die Revision der Bundesverfassung ; 2) die Normal-Eisenbahnkonzession; 3) die Geltendmichung von Pfandrechten an Eisenbahnen; 4) die Abändermg der Konzession für die Bödelibahn; 5) die Uebertragung der Konzession für die Broyethalbahn auf Bernergebiet.

Bundesblatt, Jahrg. XXV. Bd. III.

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6) 19 Eisenbahnkonzessionsgesuchc, nemlich : für eine Eisenbahn Genf-St. Julien; ' ,, ,, ,, Croy-Allaman; ,, ,, ,, Konolfingen-Thun; ,, ,, ,, Lyß-Herzogenbuchsee-Zofmgen ; ,, ,, ,, Winterthur-Zofingen (Nationalbahn) ; ,, ,, ,, Gysikon-Perlen ; ,, ,, ,, Muri-Affoltern-Aegeri ; T, . ,-, n Bülach-Schaffhausen ; ,, 7, ,, Niederglatt-Otelfingen ; v r, ' -n Stäfa-Grüningen-Wezikon ; ,, ,, ,, Neumünster-Forch-Grüningen (Forc'hbahn) ; ,, ,, ,, Ziegelbrükc-Linthkanal; y, ,, Winkeln-Herisaii-Appenzell ; T) ,, y, ,, Bulle-Thun; ,, ,, ,, Langenthal-Wauwyl ; ,, ,, ,, Wasserfalle-Oensingen; ,, ,, ,, Bern-Thun-Brünig-Luzern (Brimigbahn) ; ,, ,, Jura-Gotthardbahn ; ,, Touristenbahnen im Berner Oberland.

7) Fünf Rekurse, nemlich: a. der Rekurs des Hrn. Advokat G e n d r e in Freiburg, betreffend Verfassungsverlezung durch das freiburgische Schulgesez von 1870; b- der Rekurs des Vereins f r e i s i n n i g e r Katholiken, Sektion Luzern, betreffend Verlezung konfessioneller Rechte ; c. der Rekurs von Augustin. D u b e y in Gletterens (Freiburg), betreffend Gerichtsstand in Ehesachen; d. der Rekurs der Maria K e ß l e r , von Galgenen (Schwyz), in Genf, betreffend Verweigerung von Legitimationsschriften ; e. der Rekurs von Joseph Maria D u r r e r in Wylen bei Sarnen, betreffend Verfassungsverlezung.

8) Der Kompetenzkonflikt mit der Regierung von Freiburg wegen Einbürgerung der Familie Nydegger.

An den Bundesrath sind zur B e r i c h t e r s t a t t u n g gewiesen worden : a. der Rekurs des gewesenen Generaleinzügers Alois B o ß h a r d von Zug, betreffend das über ihn vom ztgerschen Obergericht am 21. April 1869 ausgefällte Strafurthdl;

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b. die Beschwerde von 10 e w i g e n E i n w o h n e r n aus Port Valais (Wallis) über Vertheilung von Burgergut; c. der Rekurs von Richard K a u f m a n n , von Knutwyl, Fuhrmann in Luzern, betreffend verweigerte Herausgabe eines Depositums ; d. der Rekurs der Regierung von Graubünden, betreffend das Siegeln von Weinfässern; e. der Rekurs der Frau Ursula L an z, geb. Waller, von Rütschelen (Bern), in Luzern, betreffend deren Ausweisung aus der Stadt Luzern.

f. Die Verlegung der ordentlichen Session der Bundesversammlung auf einen andern Zeitpunkt.

Der diesfalls vom Ständerath am 16. Juli 1873 und vom Nationalrathe am 19. gl. Mts. gefaßte Beschluß lautet also : ,,Der Bundesrath ist eingeladen, Bericht und Antrag vorzulegen über die Frage, ob es nicht möglich wäre, den Art. l des Bundesgesezes über den Geschäftsverkehr zwischen dem Nationalrathe und dem Ständerathe vom 22. Dezember 1849 dahin zu revidiren, daß der Beginn der ordentlichen Session der Bundesversammlung auf eine geeignetere Zeit als bisher verlegt würde.1-' Die Motion des Hrn. Nationalrath A n d e r w e r t , betreffend die Bundesgesezgebung in Kirchensachen, und die Motion des Hrn.

Nationalrath Joos, betreffend die Circulation von Kreditgeld, sind zurükgezogen worden.

Ueber die Rekurse und Petitionen wurden schlüsse gefaßt: Vom Nationalrath.

1) über den Rekurs Frey^ am 18. Juli 1873, 2) n ·n T) 21.

·n ·n a Marca 11 Camenzind 3) ·n ·n 11 18.

T) 11 11 4) n ·n 11 ·n Simonin ·n 21. ·n 5) n 11 11 21. n D ·n Baumann 6) n n » der Pastoralkonferenz T) 22. n 11 7) n die Petition von Maradan ·n 18. V) fi ,, Zäslein « 28. n 8) ·n ·n 11 n

9) ·n das Begnadigungsgesuch

von Comment

unforrnulirte BeVom Ständerath. ' 22. Februar 1872; 17. Juli 1873; 11. V) T) 11. T) ·ft 11. T) fi 15.

11.

30.

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-

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7)

Vereinigte Bundesversammlung.

am 25. Juli 1873.

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Ueber die Frage betreff(nd g e m e i n d w e i s e Abstimmung bei eidgenössischen Wahlen haben die Räthe (der Nationalrath am 29. Juli 1873 und der Ständerath am 31. gl. Mts.) beschlossen : 1. Es wird eine definitive Schlußnahme in dieser Angelegenheit verschoben, bis die Regierungen der interessirten Kantone durch den Bundesrath angehört worden sind.

2. Der Bundesrath wird eingeladen, bei der Regierung des Kantons Tessin dahin zu wirken, daß dieselbe bei den bevorstehenden eidg. Wahlen und Abstimmungen Anordnungen treffe, welche den Stimmberechtigten die Ausübung ihres Stimmrechtes -in möglichster Nähe ihres Wohnortes gestatten.

Am 25. und 26. Juli 1873 hat die Bundesversammlung wegen Anfertigung einer Karte der Schweiz folgendes Postulat gefaßt: ,,Der Bundesrath wird eingeladen, eine Karte der Schweiz anfertigen und den Mitgliedern der Bundesversammlung zur Verfügung stellen zu lassen, in welche die bereits gebauten, die in Ausführung begriffenen und die konzessionirten Bahnen eingetragen werden sollen, sowie von Zeit zu Zeit eine neue, die mittlerweilen eingetretenen Veränderungen ausweisende Ausgabe dieser Karte anzuordnen."

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09.08.1873

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