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Botschaft des

Bundesrates an die Bundesversammlung über die Erstellung eines Gebäudes der Post-, Telegraphen- und TelephonVerwaltung in St. Moritz (Vom 13. Dezember 1948) Herr Präsident!

Hochgeehrte Herren!

Die Notwendigkeit, für die Vollautomatisierung der Telephonnetzgruppe St. Moritz, den stark gesteigerten Verkehr der Postautomobilkursgruppe St. Moritz und der verschiedenen Postbetriebszweige in St. Moritz selbst die nötigen Eäumlichkeiten zu beschaffen, hat die Post-, Telegraphen- und Telephonverwaltung schon seit einigen Jahren beschäftigt. Nachdem verschiedene Möglichkeiten, der nicht leichten Aufgabe gerecht zu werden, geprüft worden waren, bot sich durch den Ankauf der Liegenschaft des abgebrannten GrandHotels in der Nähe des Bahnhofes St. Moritz eine günstige Gelegenheit für eine auf lange Sicht alle Ansprüche befriedigende, wirtschaftliche Lösung. Wir beehren uns daher, Ihnen hiemit eine Kreditvorlage für ein entsprechendes Gebäude der Post-, Telegraphen- und Telephonverwaltung in St. Moritz zu unterbreiten und gestatten uns, zur Begründung folgendes auszuführen: I. Die Verkehrsentwicklung 1. Die Telephonnetzgruppe St. Moritz, die ausser dem ganzen obern Engadin und dem obern Teil des Unterengadins bis Sta. Maria im Münstertal auch das gesamte Bergeil und das Puschlav umfasst, hat in den letzten Jahren folgende Entwicklung zu verzeichnen: Jahr

Hauptanschlüsse

Sprechstellen

Ortsgespräche

Ferngespräche

1900 1920

141

156 869 2629 5146

69450 334 114 535 710 908 556

26652 575 840 1 668 208 3 147 378

1940 1947

728 1526 2178

1184 Die heute noch im Posthotel untergebrachte Zentrale von St. Moritz ist eines der letzten noch nicht automatisierten Hauptämter der Schweiz. Hier werden alle ankommenden und abgehenden Netzgruppen- und Fernverbindungen der gesamten zur Netzgruppe gehörenden Talschaften vermittelt sowie die Ferngespräche nach Scuol-Schuls verstärkt. Bin besonderer Verstärker sorgt ferner für die Speisung des Hoch- und Niederfrequenz-Telephonrundspruchs des ganzen Engadins. St. Moritz ist zudem der wichtigste Kabelknotenpunkt des Engadins und als solcher durch direkte Fernkabel mit Chur und ScuolSchuls sowie durch Bezirkskabel mit Poschiavo, Samedan, Zuoz und Promontogno verbunden.

Für die Durchführung der wie überall, so auch, hier mit wesentlichen Personalersparnissen verbundenen Vollautomatisierung: dieser ganzen Netzgruppe ist es notwendig, in St. Moritz als dem Zentralpunkt mit dem Hauptknotenund Verstärkeramt die nötigen Bäumlichkeiten zu schaffen, um den gesamten automatischen Fernverkehr der Netzgruppe unter sieh und mit dem Unterland abwickeln zu können. Dabei beansprucht auch der hier konzentrierte Beparaturund Unterhaltsdienst der ganzen Netzgruppe mit allem erforderlichen Material und den Fahrzeugen erheblich Baum. Sodann ist gleichzeitig auf den weitem Ausbau der Anlagen und eine weitere Steigerung des Verkehrs Bücksicht zu nehmen. Die für das neue automatische Netzgruppen-Hauptamt St. Moritz anzuschaffenden technischen Einrichtungen werden im Erstausbau etwa 3,5-Millionen Franken und im Endzustand etwa 7 Millionen Franken erfordern.

Es ist klar, dass Anlagen von diesem Wert nur in verwaltungseigene Gebäude eingebaut werden können.

Auch der Telegrammverkehr hat sich in St. Moritz stets entwickelt und war z. B. im Jahre 1947 grösser als derjenige der Kantonshauptorte Frauenfeld, Schaffhausen, Sitten und Solothurn.

2. Der Automobilverkehr der Kursgruppe St. Moritz (ganzjährige Kurse nachMaloja-Castasegna-Chiavenna-Menaggio-Lugano und Saisonkurse JulierChur, Ofenberg-Stelvio-Meran-Bozen, St. Moritz-Bad-Suvrettahaus und Schlarigna/Celerina-Pontresina) weist ebenfalls eine stark aufsteigende Entwicklung auf, wie sich aus folgenden Zahlen ergibt: Anzahl Beisend,e im Jahre 1935: » » » » 1945: » » » » 1946: » »> » » 1947: » » » » 1948: über

256 334 136 852 239997 322754 400000

Da in St. Moritz der Hauptunischlagplatz für den Übergang der Beisenden von der Bhätischen Bahn auf die Postautolinien liegt, kommt dem Transitautomobilverkehr an diesem Platz eine den Ortsverkehr weit überragende Bedeutung zu. Denn die Postautomobile übernehmen für die ganze Bevölkerung des Engadins oberhalb St. Moritz und des Bergells die Bolle einer Fort-

1185 Setzung der Bhätischen Bahn. Für die Abwicklung dieses Verkehrs genügen die bestehenden Anlagen schon lange nicht mehr. Die Abfertigungsverhältnisse vermögen den heutigen Anforderungen in keiner Weise mehr zu genügen. In der Sommer- und Wintersaison kommen täglich durchschnittlich 2400 Personen in 160 Postautos in St. Moritz an oder fahren von St. Moritz weg. Ein Warteraum oder doch wenigstens ein geschützter Abfertigungsplatz besteht beim Postamt nicht, so dass die Fahrgäste den Unbilden der Witterung ausgesetzt sind. Die Postautos werden dem schmalen Trottoir .entlang aufgestellt, das die vielen Fahrgäste und das umfangreiche Eeisegepäck nicht zu fassen vermag.

Es entstehen Gedränge, die oft zu Kursverspätungen führen und eine geordnete und flüssige Beisendenabfertigung verunmöglichen. Die Maloja- und Julierkurse können wegen der schlechten Zufahrt überhaupt nicht bis zum Postamt geführt werden.

Die Gemeindebehörden wiesen schon seit vielen Jahren auf die unzulänglichen Verkehrsverhältnisse vor dem Postamt hin. Die Postautos stehen an der verkehrsreichsten Strasse der Ortschaft, umgeben von Eeisenden und Gepäckstücken und behindern den Strassenverkehr. Die Gemeinde unterstützte deswegen die Bestrebungen zur Verlegung der Post stets nachdrücklich, ohne dass aber bis jetzt eine befriedigende Lösung möglich gewesen wäre.

3. Die Postbetriebszweige in der Ortschaft St. Moritz selbst weisen ebenfalls eine mit vorübergehenden Unterbrüchen ständig ansteigende Entwicklung auf.

Darüber orientieren die folgenden statistischen Angaben: ' Jahr

Geldumsatz -

1935 1940 1946 1947

35 609 141 24584109 57 115 744 77 287 026

Wertzeicheuverkauf

Fr.

Er.

. 319386 142 930 311146 387 648

Uneingeschriebene Briefpost

Geldpost Einge: StückEinzahschriebene sendungen lungen ohne Briefpost .

Ausland

Anzahl

Anzahl

Anzahl

4 500 600 2 867 100 4 063 900

81847 41954 77615 89122

230 058 86403 134 017 68553 236 421 98153 269 654 117467

4920100

Anzahl

Die Bäume, in denen die Post seit 1907 im Posthotel untergebracht ist, .haben für die Abwicklung dieses gesteigerten Verkehrs verschiedene Nachteile, die sich immer unangenehmer auswirken.

Die Bureaulokale der Post, die Schalterhalle und der Schlossfächerraum liegen im Hochparterre des Hotelgebäudes und sind von der ansteigenden Strasse nur über eine Treppe erreichbar. Die Bäume haben eine unpraktische, langgestreckte Form und müssen zum grössten Teil künstlich beleuchtet werden.

Missliche Platzverhältnisse herrschen vor allem im Paket- und Laderaum, die viel zu klein sind. Die umfangreiche Paketpost und das Beisegepäck können auf die Autos und Zustellkarren nur von der 1,2 m hohen und viel zu kleinen Laderampe aus verladen werden, wobei die Fahrzeuge auf einem bloss 10 m2 Bundesblatt.

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Bd. III.

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1186 grossen, abschüssigen Vorplatz aufgestellt werden müssen, auf dem sie den Publikumszugang zur Schalterhalle beeinträchtigen. Ausserdem fehlt eine Postremise zur Versorgung der Zustell- und Vermittlungskarren, die ungeschützt auf einer offenen Nebenstrasse abgestellt werden.

u. Das Neubauprojekt Wie sich aus den vorstehenden Ausfüllrungen ergibt, hat der geplant» Neubau dr i verschiedene Zwecke zu erfüllen: In erster Linie sind die nötigen Räumlichkeiten zu schaffen für die Unterbringung des neuen automatischen Netzgruppenhauptamtes St. Moritz für den Telephonverkehr. Sodann sind für die reibungslose Abwicklung des starken Automobilverkehrs die nötigen zusätzlichen Räumlichkeiten und Abstellplätze zu schaffen, und schliesslich müssen auch für das Ortspostamt St. Moritz den veränderten Verkehrsverhältnissen entsprechende Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden, in denen sich der Betrieb rationeller abwickeln lässt.

Durch den projektierten Neubau können endlich sämtliche Probleme restlos und rationell, unter wesentlichen Einsparungen an Betriebskosten, gelöst werden. Der Neubau käme an die Strasse zum Bahnhof zu stehen, also in eine für Post und Gemeinde günstige Lage. Die grossen Kurswagen müssten die Ortschaft nicht mehr durchfahren, und der Reisendenverkehr könnte sich auf dem projektierten grossen Vorplatz reibungslos abwickeln. Für die teuren automatischen Anlagen des Telephons ständen genügend und zweckmässige Räumfr zur Verfügung.

Durch die Lage des Neubaus an einem ziemlich steil abfallenden Hang ergibt sich zwangsläufig die für die Post erwünschte Möglichkeit, im untersten, anderweitig sonst nur schwer verwendbaren Geschoss einen Einstellraum für 10--12 Postautos vorzusehen. Dieser zusätzliche Raum ist sehr willkommen, da sonst die zu kleine Postgarage in St. Moritz-Bad schon in nächster Zukunft erweitert werden müsste. Die durch dieses Untergeschoss verursachten Mehrkosten (600000--700000 Fr.) können in St. Moritz-Bad eingespart werden.

Sie werden überdies teilweise kompensiert durch eine Verminderung der Betriebskosten (Wegfall zahlreicher Leerfahrten zwischen St. Moritz-Bad und St. MoritzBahnhof).

Die Direktion der eidgenössischen Bauten hat zusammen mit den bauund betriebstechnischen Organen der PTT-Verwaltung ein Projekt ausgearbeitet, das die Hauptbetriebsräume wie folgt
vorsieht: Im obersten Geschoss, auf der Höhe der Bahnhofstrasse, sind die Postschalter, die Betriebsräume d,er Post, ferner Telegraph, Telephon und Warteräume für die Postreisenden untergebracht. Der grossdimensionierte Vorplatz dient zur Aufstellung der Postautos und zur Abfertigung des Reisepostverkehrs.

Die zwei untern Geschosse nehmen die Anlagen des Telephons auf, während das dritte Untergeschoss den bereits erwähnten Einstellraum für Postwagen und dazu ein Materialmagazin des Telephons umfasst.

1187 Das Projekt hält sich architektonisch in den grossen Linien an die Vorschläge der Kommission für Hotel- und Kurortsanierungen. Der Neubau wird sich der Landschaft viel besser anpassen als der abgebrochene Hotolriese und darf auch in dieser Hinsicht als eine für St. Moritz glückliche Lösung bezeichnet werden.

Die Baukosten sind auf Grund der Ansätze des Sommers 1948 mit Fr. 3 800 000 veranschlagt.

.

Bei der Beurteilung der Höhe der Kostensumme ist ausser der allgemeinen Verteuerung der Baukosten um ca. 100 % gegenüber der Vorkriegszeit vor allem auch zu berücksichtigen, dass die Baukosten wegen der Höhenlage von St. Moritz und den überdurchschnittlichen Transportkosten für das Baumaterial um ca.

20--25 Fr. pro m3 höher sind als für die Erstellung eines gleichartigen Objektes im schweizerischen Mittelland. Allein die auf diesen Faktor zurückzuführend'n Mehrkosten machen rund 400 000 bis 500 000 Fr. aus. Von den Gesamtbaukosten entfallen etwas mehr als die Hälfte auf die Anlagen für den Telephonverkehr, ungefähr % auf diejenigen des Ortspostamtes St. Moritz und etwa ·1J6 auf die Anlagen für die Abwicklung des Automobilverkehrs der Kursgruppe St. Moritz. Die Dimensionierung des gesamten Baues ist in, erster Linie durch die dauernden Bedürfnisse des Verkehrs der ansässigen Bevölkerung der beteiligten Talschaften bedingt und nur in nebensächlichem Umfange durch den gewissen Schwankungen unterliegenden Fremdenverkehr. Es darf ferner nicht ausser acht gelassen werden, dass die jährlicfwn Einnahmen aus allen Dienstzweigen, für deren' Gebrauch der Neubau bestimmt ist, schon im Jahre 1948 den Betrag von 2,5 Millionen Franken übersteigen und nach Inbetriebsetzung der leistungsfähigeren Anlagen noch weiter hinaufgehen werden.

Die baldige Ausführung des Baues ist vor allem wegen der Entwicklung des Telephonverkehrs und des Automobilverkehrs dringlich; sie ist auch mit Eücksicht auf die Arbeitsbeschaffung im Engadin in hohem Masse wünschenswert.

Gestützt auf diese Ausführungen ersuchen wir Sie, den erforderlichen Kredit für die Erstellung eines PTT-Gebäudes in St. Moritz zu bewilligen und den nachstehenden Entwurf zu einem entsprechenden Bundesbeschluss gutzuheissen.

Wir versichern Sie, Herr Präsident, hochgeehrte Herren, unserer vollkommenen Hochachtung.

Bern, den 13. Dezember 1948.

Im Namen dés Schweiz. Bundesrates, Der Bundespräsident: Celio Der Bundeskanzler: Leimgrnber

1188 (Entwurf)

Bundesbeschluss über

die Erstellung eines Gebäudes der Post-, Telegraphen- und Telephonverwaltung in St. Moritz

Die Bundesversammlung der schweizerischen Eidgenossenschaft, nach Einsicht in eine Botschaft des Bundesrates vom 13. Dezember 1948, beschliesst: Art. l Für die Erstellung eines PTT-Gebäudes in St. Moritz wird ein Kredit von Fr. 8 800 000 bewilligt.

Der Bundesrat wird ermächtigt, am vorgelegten Bauprojekt im Kahmen des bewilligten Kredites die Änderungen anzubringen, die sich nachträglich als notwendig erweisen.

Art. 2 Dieser Beschluss tritt, als nicht allgemeinverbindlicher Natur, sofort in Kraft.

Der Bundesrat ist mit dem Vollzug beauftragt.

8295

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung über die Erstellung eines Gebäudes der Post-, Telegraphen- und Telephonverwaltung in St. Moritz (Vom 13. Dezember 1948)

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1948

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5559

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16.12.1948

Date Data Seite

1183-1188

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