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Bundesversammlung.

Die gesetzgebenden Räte der Eidgenossenschaft sind am 23. Januar 1922 zur Fortsetzung der ordentlichen Wintersession zusammengetreten.

Im Ständerat hielt Herr Präsident Dr, Räber bei der Eröffnung folgende Ansprache: Herr Vizepräsident !

Meine Herren Kollegen!

Die Eröffnung der Session fällt nahezu mit dem Momente zusammen, da auf dem Bundeshause die Flagge auf Halbmast gezogen war als Ausdruck öffentlicher Trauer anlässlich des Hinscheides eines Maanes von weltpolitischer Bedeutung, Papst Benedikt XV.

Nicht nur die Katholiken der ganzen Welt trauern an seiner Bahre. Auch die Anhänger jeder andern ernsten Weltanschauung zollen der Stellung und Tätigkeit des Verstorbenen die höchste Achtung.

Benedikt XV. hat in den angstvollsten und entscheidensten Tagen des Weltkrieges, anfangs September 1914, den päpstlichen Thron bestiegen. Sofort spürte man die kluge, weise Führung des erfahrenen Diplomaten, der seine Staatskunst wie kein zweiter in den Dienst der erhabensten menschlichen und ethisch-religiösen Aufgaben stellte.

Zweimal hat er versucht, der Welt den Frieden zu geben, am eindringlichsten mit seiner Friedensnote vom 1. August 1917, wo er das von ,,einem allgemeinen Wahnsinn" ergriffene Europa vor dem ,,Selbstmord" warnte. Wenn der Erfolg ihm auch leider nicht beschieden war, so wird doch seine Initiative denen gegenüber, die sie zu vereiteln wussten, vor dem Urteil der Weltgeschichte bestehen.

Benedikt XV. suchte Trost und Ersatz auf humanitären Gebieten, als die Frucht des Weltfriedens noch nicht reif. Und hier bleibt sein Name für immer verknüpft mit der Tätigkeit unseres Bundesrates, unseres ganzen Landes für den Gefangenenaustausch, die Verbesserung der Lage der Zivilinternierten und die deutsch-schweizerische Kinderhilfsaktion. Sein damaliger vorzüglicher ausserordentlicher Vertreter, der heutige Nuntius, war das Bindeglied mit der schweizerischen Regierung.

165 So ist es erklärlich, dass Benedikt XV. Wert darauf gelegt, die Beziehungen zu unserem Lande noch enger und freundschaftlicher zu knüpfen durch die Wiedererrichtung der Nuntiatur.

Der Verstorbene, als ausgesprochener Friedensfürst, hat nicht alle Hoffnungen und Träume sich erfüllen gesehen. Wie Moses, der vom Berge ins gelobte Land sah, es aber nicht erreichte, sah er wohl noch den ihm so sehr am Herzen liegenden Frieden zwischen England und Irland, nicht aber den wirklichen, wahren Weltfrieden, so dass seine letzten verbürgten Worte der tiefen Tragik nicht entbehren, die er in der Agonie noch klaren Geistes gesprochen: ,,Beten wir für den Frieden. Wir geben unser Leben gerne hin für den Frieden. ' · Und weil echtes, ernstes Streben für ein hohes Ideal immer Achtung findet, auch wenn der Erfolg nicht sofort beschieden, so konnte heute ein führendes protestantisches schweizerisches Blatt schreiben : ,,So ist es gekommen, dass :-- man darf es aussprechen -- des Papstes Stimme wie die Stimme Gottes über den Wassern erklang, verstanden und dankbar empfunden auch von denen, die ohne Zugehörigkeit zum katholischen Kirchenkörper, verflochten in das schwierige Gewebe vaterländischer und staatlicher Pflichten, den Ausgleich zwischen Moral und Politik sich in tiefernstem Ringen erkämpfen müssen."

Ohne Rücksicht der Glaubenszugehörigkeit betrauern alle in dem Dahingeschiedenen den unermüdlichen Friedenssucher; wir Katholiken aber beweinen unsern würdigen, liebevollen, milden Vater.

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Aus den Verhandlungen des Bundesrates

(Vom 21. Januar 1922.)

Herr Eugenio D e l p h i n hat laut Mitteilung des mexikanischen Generalkonsulates in Bern seine Funktionen als Honorarvizekonsul in Genf seit Ende 1920 niedergelegt.

(Vom 23. Januar 1922.)

Dem Kanton B e r n wird an die Erstellung eines Alpweges im Urbachtal, Gemeinde Innertkirchen, ein Bundesbeitrag von 25 °/o der auf Fr. 39,000 veranschlagten Kosten, im Maximum Fr. 9750, bewilligt.

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01.02.1922

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