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2690 Botschaft des

Bundesrates an die Bundesversammlung über den Ankauf der Arlbergliegenschaft in Buchs (St. Gallen) als Bauplatz für ein neues Post- und Telephongebäude.

(Vom 5. Juni 1931.)

Herr Präsident!

Hochgeehrte Herren!

Die ungefähr 4600 Einwohner zählende Gemeinde Buchs (St. Gallen) weist wegen des sehr ausgedehnten Siedelungsgebietes seit Jahren 3 Poststellen auf. Im eigentlichen Dorf, zirka 1000 m vom Bahnhof entfernt, besteht eine Dienststelle, die lediglich Postsendungen entgegennimmt. Die Arbeit wird von einer einzigen Person besorgt. Ein weiteres Aufgabebureau mit bescheidenem Verkehr befindet sich in dem 2,i km vom Bahnhof .Buchs entfernten Weiler Eäfis, der etwa 120 Häuser und 700 Einwohner zählt. Am Bahnhof selbst ist das Hauptpostamt eingerichtet. Es dient dem Aufgab ever k éludes Bahnhofquartiers, im besondern der Auflieferung der Speditionshäuser und versieht auch den Zustelldienst für die ganze Gemeinde, sowie die Abfertigung der Automobilposten. Was ihm aber die ausserordentliche Bedeutung verleiht, ist die direkte Brief- und Paketauswechslung mit Osterreich und den darüber hinaus hegenden Ländern.

Das Hauptpostamt Buchs (St. Gallen) ist in einem besondern, eingeschossigen Bau untergebracht, der die südliche Fortsetzung des Aufnahmegebäades der S. B. B. bildet und im Jabr 1899 von den Vereinigten Schweizerbahnen eigens für Post- und Postzollzwecke erstellt worden ist. Während des mehr als 30jährigen Mietverhältnisses sind die Lokale unverändert beibehalten worden.

In der gleichen Zeitspanne hat der Verkehr des Hauptpostamtes, wie aus nachstehenden Zahlen ersichtlich ist, ganz bedeutend zugenommen.

1900

1913

Uneingeschriebene Kleinsendungen : Aufgabe 186,000 484,000 Umleitung 777,000 nicht ermittelt Eingeschriebene Kleinsendungen : Aufgabe . . . · 7,000 9,000

1925

1930

529,000 2,404,000

724,000 2,827,000

15,000

18,000

825 1925 1913 1900 1930 573,000 800,000 581,000 578,000 Zeitungen, Aufgabe Postanweisungs- und Checkverkehr: 16,000 48,000 36,000 64,000 Ein- und Auszahlungen 16,000 37,000 35,000 39,000 Paketpost, Aufgabe 27,000 58,000 58,000 65,000 » Zustellung 173,000 329,000 448,000 250,000 » Versand ins Ausland .

162,000 399,000 211,000 885,000 » Empfang vom Ausland 1,000 3,000 8,000 10,000 Postreisende 5,000 62,000 173,000 208,000 Wertzeichenverkauf und Barfrankierung Fr.-. 2 25,000 Der Personalbestand ist von 21 Köpfen im Jahr 1900 auf 46 im Jahr 1930 gestiegen.

Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass das Postamt Buchs-Bahnhof bereits im Jahr 1913 über Platzmangel klagte. Wegen der durch den Krieg hervorgerufenen, gänzlich veränderten Verkehrsverhaltnisse wurde die Frage der Lokalvergrösserung indessen zurückgelegt. Man nahm die Angelegenheit erst in den Nachkriegsjahren, als der Verkehr rasch in die Höhe ging, wieder auf. Im Herbst 1927 erlitt das Geschäft neue Hemmnisse. Damals trat der Khein über die Ufer und zerstörte den Bahndamm bei Buche zwischen der Eisenbahnbrücke und Schaan. Der gesamte Postverkehr nach Feldkirch und weiter musste vorübergehend über St. Margrethen geleitet werden. Bei diesem Anlass erörterten gewisse Kreise die Frage, ob die bisherige Verkehrszuleitung Schweiz-Österreich nicht eine wesentliche Änderung erfahren sollte.

In der Folge ist die Bahnlinie zwischen Buchs und Schaan jedoch neu hergestellt und der normale Verkehr Schweiz-Österreich über Buchs wieder aufgenommen worden. Damit war auch die Möglichkeit geschaffen, die Postlokalfrage einer endgültigen Lösung entgegenzuführen.

Die Kaumverhältnisse beim Postamt Buchs-Bahnhof haben sich seit den ersten Nachkriegsjahren arg verschlimmert. Der Paketpostverkehr mit dem Ausland bleibt zahlenmässig allerdings noch etwas hinter jenem von 1913 zurück. Die einzelnen Sendungen sind jedoch erheblich umfangreicher und schwerer geworden, weil das Höchstgewicht der sogenannten Poststücke, das vor dem Krieg auf 6 kg beschränkt war, seither auf 10 kg und in den letzten Jahren für die in Betracht fallenden Verkehre fast allgemein auf 20 kg erhöht worden ist. Es verdient ferner erwähnt zu werden, dass das Postamt zur Beschleunigung des Paketverkehrs Kartenschlüsse nach der Tschechoslowakei, nach Jugoslawien und Ungarn abfertigen muss, wofür
erheblich mehr Kaum beansprucht wird als bei der frühern samthaften Übermittlung der Sendungen an die alte österreichische Verwaltimg, Die Kaumverhältnisse wären noch ungünstiger, wenn nicht seit Frühjahr 1928 alljährlich 60--70,000 Durchgangsstücke West--Ost von Basel aus abgefertigt würden, wodurch vermieden wird, dass sie in Buchs ins Bureau verbracht werden müssen. Schliesslich hat sich auch durch den Anschluss des Fürstentums Liechtenstein an das schweiBundesblatt. 88. Jahrg. Bd. I.

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zerische Post- und Zollgebiet für das Postamt Buchs-Bahnhof eine ausserordentliche Verkehrszunahme ergeben, die in den vorstehenden Zahlen deswegen nicht oder nur zum kleinsten Teil zum Ausdruck kommt, weil die inländische Paketumleitung mit der Verkehrsstatistik nicht erfasst wird.

Dieser grosse Verkehr muss sich gegenwärtig in Lokalen abwickeln, die eine nutzbare Fläche von zirka 325 m2 aufweisen. Soll der Dienst einigermassen rationell betrieben werden, so sind Bäumlichkeiten von mindestens 500 ma erforderlich. Was heute sodann fehlt, ist ein besonderes, dachgeschütztes Postgeleise, wo die täglichen grossen Paketumladungen im Schutze vor der Witterung vorgenommen werden können, Schliesslich erweisen sich auch die Postzollokale im gegenwärtigen Posthaus am Bahnhof als zu klein; deren nutzbare Mäche beträgt zurzeit rund 85 m2, Wach den Angaben der Zollverwaltung sollten dem Postzollamt künftig Eäumhchkeiten von zirka 200 m2 zur Verfügung stehen.

Die Unterhandlungen mit den S. B. B. als nunmehriger Vermieterin der Post- und Postzollokale an der Station ergaben, dass die Bahn Verwaltung nicht dazu. Hand bieten kann, das gegenwärtige Postgebäude zu vergrössern.

Sie sieht sich infolge des auch beim Bahndienst eingetretenen Platzmangels vielmehr genötigt, die bisher von der Post und vom Postzoll benützten Bäumlichkeiten für Bahndienstzwecke heranzuziehen. Abgesehen hiervon leidet der Bahnbetrieb nach den Mitteilungen der Kreisdirektion S. B, B. heute und seit längerer Zeit empfindlich darunter, dass die Bahnpost- und Postgepäckwagen mitten in dem für den Zugsverkehr und das Manöver benötigten Geleisegobiet aufgestellt und stundenlang stehen gelassen werden müssen.

Die Bahnverwaltung wünscht deshalb dringend, dass die Post das bisher innegehabte Gebäude an der Station wenn irgend möglich im Laufe des Jahres 1938 räume.

Unter diesen Umständen bleibt nichts anderes übrig, als die Erstellung eines posteigenen Dienstgebäudes ins Auge zu fassen. An die Miete von Privatlokalen ist bei der Bedeutung der Poststelle nicht zu denken. Diese steht wegen des erheblichen Paketverkehrs nach und von Österreich und darüber hinaus in täglicher enger Beziehung mit dein Bahnbetrieb und sollte, wie vorstehend angedeutet, über einen besondern Anschluss an die Bundesbahngeleise verfügen. Die Umschau nach Bauplätzen
sseigte sofort, dass nur das Terrain in Frage kommen kann, auf dem der Gasthof zum Arlberg steht. Es ist dies die einzige Bodenfläche ausserhalb des Bahnareals, die in unmittelbarer Nähe des Aufnahmegebäudes gelegen ist und wo ein Geleiseanschluss erstellt werden kann. Die Liegenschaftseigcntümerin wollte von einem Verkauf vorerst nichts wissen. Nach längern Unterhandlungen lenkte sie schliesslich ein, stellte aber die Bedingung, dass die Postverwaltung die ganze Liegenschaft zu erwerben habe. Sollten sich die Parteien über die Kaufsumme nicht einigen können, so wollte es die Eigentümerin auf eine Expropriation ankommen lassen. Der verlangte Kaufpreis von Fr. 250,000 konnte schliesslich auf Fr. 220,000 herab-

827 gesetzt werden. Eine weitere Ermässigung war auf gütlichem Wege nicht zu erzielen.

Die Liegenschaft zum Arlberg besteht aus 2 Terrainparzellen im Halte von insgesamt 4942 m2. Die verschiedenen darauf stehenden Gebäulichkeiten sind für Fr. 112,000 brandversichert. Der Gebäudewert dürfte deshalb mit Fr. 120,000 nicht zu hoch bemessen sein. Rechnet man sodann für den der Strasse entlang gelegenen Teil des Terrains, d. h. für eine ideelle Parzelle von zirka 2000 m2, einen Preis von Fr. 25 per m2 = Fr. 50,000 für die Restparzelle von zirka 2950 ma Fr. 8 per m2 = rund » 24,000 sowie für Inkonvenienzen und ausserrechtliche Kosten . . = » 26,000 so kommt man auf den verlangten Preis von

Fr, 220,000

Es lässt sich nicht bestreiten, dass dieser Preis hoch ist ; er erscheint aber ohne weiteres annehmbar, wenn die besondern Verhältnisse in Rechnung gestellt werden, die dem Kaufgeschäft zugrunde hegen. Der Gasthof zum Ailberg sichert dank seiner vorzüglichen Lage in nächster Nähe des Bahnhofes einem tüchtigen Geschäftsmann ein gutes Auekommen. Um dieses noch zu erhöhen, betrieb der vor einigen Jahren verstorbene Inhaber" und Gatte der jetzigen Eigentümerin neben dem Gasthof und Restaurant einen ausgedehnten Pferdehandel. Hierfür eignete sich die umfangreiche Liegenschaft mit den verschiedenen Dependenzgebäuden vorzüglich. Wäre diese nach dem Tod des bisherigen Besitzers in fremde Hände übergegangen, so hätte die Verwaltung mit einer ungleich höhern Forderung rechnen müssen.

Es ist auch nicht ausser acht zu lassen, dass die Postverwaltung bei der Beschaffung von neuen, ihren Bedürfnissen entsprechenden Dienstlokalen ausschliesslich auf die Erwerbung dieser Liegenschaft angewiesen ist und dass sie mangels einer Einigung auf gütlichem Wege zur Expropriation hätte schreiten müssen. Die Forderung der Eigentumerin stellt darauf ab, dass sie verkaufen muss und dass ihr nichts anderes übrig bleibt, als sich gänzlich umzustellen und neu einzurichten. In Würdigung aller Umstände und im Bestreben, wenn immer möglich auf gütlichem Wege eine Einigung herbeizuführen, hat die Postverwaltung unter den üblichen Vorbehalten einen Kaufvertrag zum Preise von Fr. 220,000 abgeschlossen. Zum Kaufpreis sind noch rund Fr. 2000 hinzuzurechnen für die bei der Handänderung sich ergebenden Kosten, so dass ein Kredit von insgesamt Fr. 222,000 erforderlich ist.

Es ist beabsichtigt, die auf der Liegenschaft bestehenden Gebäulichkeiten mit Ausnahme der grossen Scheune niederzulegen und an deren Stelle das Postdienstgebäude zu errichten. Ob die Scheune zu Postgaragezwecken umgebaut werden kann, wird noch zu prüfen sein.

Der von der Post nicht benötigte südliche Teil der Liegenschaft längs der Bahngeleise soll gelegentlich veräussert werden.

In dem zu erstellenden Postgebäude sollen auch das Postzollamt und das Telegraphen- und Telephonbureau untergebracht werden. Das Telephonbureau ist gegenwärtig in nächster Nähe des Postbureaus Buchs-Dorf mietweise in

828 einem Privathause eingerichtet und weist über 300 Ortsteilnehmer auf. Die Zentrale wird als Netzgruppenhauptamt auch die in den nächsten Jahren zu automatisierenden Zentralen Garns, Sevelen und Sennwald mit rund 160 Teilnehmern zu bedienen haben. Nebstdem vermittelt sie den Telephonfernverkehr für das ganze liechtensteinische Gebiet. Es ist deshalb zu begrüssen, wenn die Zentrale auf alle Zeiten hinaus in einem posteigenen Gebäude eingerichtet werden kann. Ausser den eigentlichen Dienstlokalen wird man im Interesse eines wirtschaftlichen Dienstbetriebs eine Wohnung für den Bureauinhaber bereitstellen müssen.

Mit den vorstehenden Darlegungen glauben wir den Nachweis erbracht zu haben, dass es sich empfiehlt, die Arlberghegenschaft in Buchs (St. Gallen) für Post-, Postzoll-, Telephon- und Telegraphenzwecke anzukaufen.

Gegenwärtig stehen die Gemeinde Buchs und der Kanton St. Gallen mit den S. B. B. noch in Unterhandlung über die Ersetzung des Niveauüberganges der Strasse von Buchs nach Schaan durch eine weiter südlich zu erstellende Unterführung. Die Verwirklichung dieses Projektes hätte möglicherweise zur Folge, dass ein kleinerer Teil des Terrains der Arlberghegenschaft auf der Süd- und Westseite zu Strassenzwecken beansprucht werden müsste.

Soviel steht jedoch fest, dass die Postverwaltung das Postgebäude auf dem vordem, strassenseitigen Teil des Terrains unbehindert erstellen kann. Mit der Ausarbeitung der Pläne und des Kostenvoranschlags für das neue Postgebäude möchte man indessen noch etwas zuwarten, um die aufgenommenen Studien über die Strassenunterführung nicht zu erschweren. Wir würden uns erlauben, dannzumal in einer besondern Botschaft um den Kredit nachzusuchen, der für die Erstellung des Gebäudes erforderlich ist. Vorläufig möchten wir den Ankauf der Liegenschaft, der der Postverwaltung bis Ende des Jahres vertraglich gesichert ist, in die Wege leiten.

Wir beehren uns deshalb, Ihnen in Zusammenfassung unserer Darlegungen den nachstehenden Entwurf zu einem Bundesbeschluss zur Genehmigung zu unterbreiten, und benutzen den Anlass, um Sie, Herr Präsident, hochgeehrte Herren, unserer vollkommenen Hochachtung zu versichern.

Bern, den 5. Juni 1981.

Im Namen des Schweiz. Bundesrates, Der Bundespräsident :

Uäberjin.

Der Bundeskanzler:

Kaeslin.

829 (Entwurf.)

Bundesbeschluss über

den Ankauf der Arlbergliegenschaft in Buchs (St. Gallen) für Post-, Telephon- und Telegraphenzwecke.

Die Bundesversammlung der schweizerischen Eidgenossenschaft, nach Einsicht einer Botschaft des Bundesrates vom 5. Juni 1931,

beschliesst : Art, 1.

Für den Ankauf der Arlberg-Liegenschaft beim Bahnhof Buchs (St. Gallen) zur Erstellung eines Post- und Telephongebäudes wird ein Kredit von Fr. 222,000 bewilligt.

Art. 2.

Dieser Beschluss tritt als nicht allgemein verbindlicher Natur sofort in Kraft.

Art. 3.

Der Bundesrat ist mit dessen Vollziehung beauftragt.

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung über den Ankauf der Arlbergliegenschaft in Buchs (St. Gallen) als Bauplatz für ein neues Post- und Telephongebäude. (Vom 5. Juni 1931.)

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Jahr

1931

Année Anno Band

1

Volume Volume Heft

23

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2690

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10.06.1931

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824-829

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