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Bericht des

Schweizerischen Generalkonsuls in Rio de Janeiro (hrn Eugen Emil Raffard von Genf) über das Jahr 1 8 6 9.

(Vom 5. Mai 1870.^,

An den hohen Bundesrath.

.Tit..

Jm Jahre 186.) hat im Geschästsleben im Allgemeinen grosse Flauheit geherrscht, eine natürliche Folge des Ausuahmsznstaudes , in den das Reich durch die lange Fortdauer des Krieges mit Baraguay gerathen war. Es zeigte sich aber aneh bei dieser Gelegeuheit , welch unermessliche Hülfsquellen Brasilien besizt, da es ihm, ohne zu einer ausländischen Hülfsquelle seine Zuflucht nehmen zu müssen , moglich war, die schwere Last des Krieges zu tragen uud ihn zu eiuem glüklichen Ende zu führen.

Heute nun, wo die ausserordentlichen Ausgaben ihr Ende erreicht haben, ist es zur Gewissheit geworden, dass die Finanzlage des Landes ihrer gründliehen Verbesserung entgegengeht. Das den Kammern demnächst vorzulegende Büdget beziffert die Einnahme auf 95,000 Contos

de Reis und die Ausgabe aus ungefähr 70,000 Contos, so dass sich der Ein..ahmen.Ueberschnss

ans 25,000 Contos belaufen würde. ^ Wenn

dieses Resultat, wie versichert wird, der Wirklichkeit entspricht , so ist es hoehst wahrscheinlich, dass, angesichts der bevorstehenden ansgezeichneten Ernte uud einer Aussnhr, welche die Eiusuhr uni Vieles übersteigt, der Kurs aus Pari zurükl.ehren wird, was für den Handel von ausserordentlicher Bedeutung ist.

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^ Jn der Handelsgesezgebung sind im abgelaufenen Jahre zwei Mo-^

difikationen erfolgt , nämlich .

1. Durch das Gesez vom 22. März 1869, wodurch das Jnkrast^ treten eines neuen Einsnhrzolltariss vom 1. J..li gl. J. hin.veg verfügt wurde. Wenn aueh dieser Tarif eine namhafte Erhohnng dex^ Zolle zur Folge hatte , so u.^ren hinwieder eine gerechtere Klassisikation mancher Waaren und vermehrte^ Erleichterungen in seinem Gefolge,.

indem im Allgemeinen das Gewicht als Basis der Verzollung angenommen wurde. Dieser Tarif, der den betreffenden Jnteressenten in.

der Schweiz mitgetheilt worden ist, gereicht zur Befriedigung des Haudels-.

standes.

2. Durch ein Zirkular vo.n 22. Oktober 1869 verordnete di.^ Regierung eine neue, 40 Prozent betragende ^Erhohnng der Zolle, und zwar vom 1. Januar 1870 hinweg. Jm umgekehrten Verhältnisse der.^ Kursveränderungen soll, aus Grundlage von 18 Deniers Sterling für^ tausend Reis, eine jährliche .Reduktion diesel Zollzuschlages erfolgen.

Diese Massregel, welche zum Voraus bekannt geworden war, bewog den Handel vor Ende des Jahres 1869 ^u einer stärkern Einfuhr, um sich.

die alten Zolle noch zu Rnzen zu machen. Jnfolge dessen ist nnse.^ Markt etwas überführt und sind seine Bedürfnisse geringer geworden.

Da jedoch die Lage eine bessere zu werben verspricht, so werden selbstverständlich auch die Geschäfte wieder ihren regelmäßigen Gang nehmen..

Es ist die Rede davon, noch einige andere Tarisäudernugen vorzunehmen: vom 1. Juli nächsthin stände für einige Artikel eine Ermässigung ,^ sür andere eine Erhohung bevor. Da aber das Dekret,.

betreffend diese Veränderungen, welche übrigens die schweizerischen Artikel nur in geringfügiger Weise berühren, noch nicht erschienen ist , so is^ uus deren nähexe Definition gegeuwärtig nicht möglieh.

Die wichtigste Frage, welche Brasilien noch zu losen hat, ist die^ Abschaffung der Sklaverei. Alles deutet darauf hin, dass diese Losnn^ in^ Uebereiustimmung mit den Wünscheu des Bnblikums demuächst. er.^ folgen werde. S. M. der Kaiser widmet der hochwichtigen ^rage sein^ grosste Aufmerksamkeit und die Volksstimme spricht sieh zu Gunsten der Umgestaltung aus. Um aber hierbei Ersehütternugeu zu vermeiden und wichtige Jnteressen zu schonen , bedarf es der ^Zeit und ebenso einer Erledigung der Frage, betreffend die sür das Reich so nothwendige Einwanderung. Hoffentlich wird die Regierung in richtiger Erkenntniss dex^ zwingenden Verhältnisse, diese Angelegenheit mit möglichster Sorgfalt behandeln und damit beginnen, dass sie die noch immer schwebende^ Reklamationen der alten Kolonisten , namentlich die gegen das Hau.:..

Vergueiro und Komp., erledigt.

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Bericht des schweizerischen Generalkonsuls in Rio de Janeiro (Hrn Eugen Emil Raffard von Genf) über das Jahr 1 8 6 9. (Vom 5. Mai 1870.)

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1870

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31

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06.08.1870

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91-92

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