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Berichte über die Rinderpest.

(Fortsezung.)

Jnfolge bundesräthlichen Auftrags vom 1.). Oktober 1870 an die schwel. Gesandtschaft in Berlin , über den Stand der Rinderpest von 10 zu 10 Tagen an das eidg. Departement d..s Jnnern zu berichten, übermacht genannte Gesandtschaft unterm 28. gl. Mts. nachstehenden ersten Begeht : Ueber den gegenwärtigen Stand der Seuche beehre ich mich, Folgendes mitzutheilen :

Amtliche Erfahrung.

Rach mündlicher Eroffnung des vorstanden Raths kanzleramte erfuhr ich : Die

im

Bundes-

Seuche ist in den Ländern des .Norddeutschen Bnndes

im

Abnehmen begriffen und die Bewältigung derselben steht in Bälde zu

erwarten. Hingegen ist die Krankheit in der bayerischen Rheinpfalz, in Elsass und Lothringen noeh sehr beunruhigend.

Aus Zeitungsmittheilungen.

Stralsund, A n f a n g s O k t o b e r .

Laut Bekanntmachung des

Regierungspräsidenten daselbst ist die Rinderpest in dem Regierungsbezirke als erloschen zu betrachten.

Schwerin, 16. Oktober. Die Rinderpest hat in den lezten 14 Tagen weniger bedenkliche Fortschritte gemacht. die Seuche ist im Ganzen in einem Duzend Ortschasten ausgetreten. Zahl der Opfer

zirka 2--.300 Haupt. Seit den legten 8 Tagen ist keine neue OrtSchaft als infizirt gemeldet.

.^

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Schwerin, 24. Oktober. Dem Vernehmen nach wird die Eernirung ^ur Verhütung weiterer Verbreitung der Rinderpest in allen mecklenburg-schwerinschen Ortschaften, wo dieselbe angeordnet ist, im .Lause dieser Woche ausgehobeu werdeu konnen , falls nicht neu eintretende Falle eine längere Dauer derselben nothig machen.

Berlin, 13. O k t o b e r .

^ach neueren Berichten hat in lezterer

Zeit die Rinderpest im Regierungsbezirk Botsdam sich u.icht ausgebreitet.

Orauienburg, Lowenberg, Teschendorf, Gross Mu^, .^ermensdorf, Linde, Gross^Barnim , ^riedrichsselde . sind sür senchensrei erklärt. Rur in ^ Lichtenberg, Br^, sind neue Erkrankungen vorgekommen.

Berlin, 16. Oktober. Aus der Umgegend von Berlin kehren die zur Ausreehterhaltung der militärischen Rinderpest-Sperrnngsmassregeln kommandirten Landwehrtrnppen ^urük. Jn Bri^ ist die Rinderpest er^ loschen.

Berlin, 26. Oktober. Raeh amtlichen Mittheilungen ist die Rinderpest im Regierungsbezirk Wiesbaden, im rechtsrheinischen Theile des Regierungsbezirks Koln und in Oberhessen erloschen. Jm Regierungsbezirk Koblen^ und im Fürstenthnm ^irkenseld bietet sich alle Aus^ sieht aus ihr baldiges Erloschen. Dagegen herrscht die Senehe noch im

linksrheiuischen Theile des Regierungsbezirkes Kolu uud in. Regierungs-

bezirk Trier. Jn lezterem besonders im Kreise Saarlouis, wo sie überhaupt ihre grosste Verbreitung hatte.

Mel^, 17. O k t o b e r . Die Verpflegung der Truppe.. vor Mel^ geschieht, iudem grosse Schafsheerden zugesührt werden, da, wie amtlich bekannt gemacht wird , die Rinderpest auch in Elsass und Lothringen ausgebrochen ist.

^lus der b a ^ e r i s e h e u V s a l z , 20. O k t o b e r . Die Riuderpest ist aus der Bsalz u och uicht verschwunden. Die bis je^t in un serer Brovinz bezahlten Entschädigungsgelder sür Vieh , welches der Seuehe wegen erschlagen werden musste , belaufen sich bereits aus fl. 150,000.

Grosse Ausdehnung hat die Best leider in Elsass und Lothringen genommeu.

518 .Bericht .^ .^errn Bündel .u^ ^ühlh.in^n .^w ^. ^.ewl.er 18^0.

Jhrem Wnns.he a.emäss habe ich Jhnen die Anskunst mitgetheilt, welche ich über de.. Stand der Rinderpest im Elsass erlangen konnte.

^Unter den gegenwärtigen Umständen sind diesfällig.. Jnformalionen uur sehr unvollständig nn^ namentlich sehr schwer ^erhältlich. So erhielt ieh kein einziges Sehreiben von. Rieder-Rhein und doch erwartete ich Briefe von verschiedenen Kollegen , die ich engagirt hatte, mir regelmässig zu schreiben . denn ich übernahm ebenfalls den Austrag, die Regierung von Tours über den Gang ..^r Krankheit zu benachrichtigen.

Vom Rieder^Rl^ei.r sehlen mir Briese . ich bin daher seit 14 Tagen ohne Nachrichten und weiss nicht, ob die Krankheit Fortschritte gemacht hat, seitdem. ich selbst in der llmgegend vou Strassburg Beobachtungen angestellt habe. Zu diesem Zeitpunkte u.ar die Krankheit noch weit davon entfernt, verschwinden zu wollen, und u.ahm vielmehr in mehreren Ortschaften noch ..,..... Es scheint jedoch Alles darauf hinzudeuten, dass das Arrondissement Schlettstadt nebst den. ganzen südlich von

Strassburg gelegenen Theile von. Rieder^Rhein nicht angestekt ist.

Das Departement Ober^Rhein ist bisher ebenfalls vollständig ver.

schont, doch scheint es mir n.^n mehr bedroht, als bisher. ^o lange unter den anstoßenden Departeu.enten nur der Rieder^Rhein betroffen war, hatten wir wenig zu fürchten , weil der .....ieder-Rhein in der Viehzucht uur .schwach vertraten ist und der Verkehrszng immer vom Ober.^Rhein nach d.^m Rieder-Rheiu und niemals iu umgekehrter Richtung geht.

Es hätte daher, um die .Krankheit bei nns einzuschleppen, ^ eine^ ausserordentlichen Umstaudes b.^dnrst, wie ^..in hein.lieher Viehverkehr, Aufkäufe vou Vieh zu Schleuderpreisen in einem verseuchten Stalle, das Durchziehen einer Armee durch das Departement des Riederrheius, gefolgt vou r.^nirirtem Vi...he.

Jezt ist . die Krankheit aber aueh iu den Vogeseu ansgebrochen.

zuerst wurde sie nach Eharmes eingeschleppt durch ...ine Heerde von 1^0 Viehstüken, welche ^urch einen Spekulanten in der Meurthe ausgekauft war.

Sofort wurden sanitätspolizeiliehe Massnahmen getroffen, das Schlachten dieses Viehes wurde augeordnet, jedoch uur schlecht überwaeht, so dass man einige Tage später solches Vieh, das heimlieh in der Umgegend verkauft worden, entdekte, wobei bereits dnrch die UuRedlichkeit die Krankheit daselbst verbreitet war.

Diess muss iu den ersten Tagen des Monats Oktober geschehen sein. Seither geigte stch die Krankheit noch aus andern Punkten des Vogeseü-Departeme..ts und besonders in der. Umgegend von Rambervillers und bis gegen ^t. Di^.

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Sie wurde dorthin verschleppt im Gefolge der badischeu Armeen, welche stch zu Etival am 6. und 7. Oktober schlugen und die seither über Epinal, Vesonl marschirten.

Diese Armee führte Vieh mit sich, .das im Rieder-Rhein und in der Meurthe requirirt war. Jch liess die Maires der Vogesen-Pässe präveniren, dass sie sich aus der Hut zu halten und die Verfügung des Hru. Brafekten gut zu vollziehen haben, welche die Jmportation von jeglichem Vieh aus den infektirten Departementeu untersagt. Jch that mein Möglichstes, dass man ein wachsames Auge habe, und ich glanbe, dass insbesondere die Stadt Mühlhausen ein gutes Beispiel geben wird

durch sorgfältige Ueberwachung jedes Viehtransports und speziell der ...Schlachthäuser.

^

Eine Korrespondenz des Hrn. Eolin, Brosessor der Veterinärschule von Alfort, ..Abgeordneter des Ministeriums fnr die Veterinär-SanitätsPolizei in den Ostdepartementen, theilt mir mit, dass die .Umgegend von Epiual und das ga..ze Departement der Haute Saone verschont seien.

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Aus den Verhandlungen des schweizerischen Bundesrathes.

(Vom 4. November 1870.)

Das Vostdepartemeut wurde ermächtigt , mit der Regierung des Kantons Zürich einen Vertrag über Errichtung eines Telegraphenbüreaus in R u s s i k o n abzuschliessen.

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Berichte über die Rinderpest. (Fortsezung.)

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05.11.1870

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