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Schweizerisches Bundesblatt.

XXI. Jahrgang. l.

Nr. 12.

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27. März 1869.

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Expertenkommissionen über die Ursachen und den Betrag des durch die Ueberschwemmungen im Jahr 1868 in den Kantonen Uri St. fallen, Graubünden, Hessin und Wallis. angerichteten Schadens.

B e r icht über

die Ueberschwemmungen int Kanton Wallte.

An das Tit. eidg. Departement des Innern nnd des Bauwesens in Bern.

Hochgeachteter Herr Bundesrath l Das für mehrere Kantone nnsers Vaterlandes so verhänguissvolle Jahr .868, welches so manche blühende Gegend und Ortschaft durch die entfesselte Wuth der Gewässer zerstorte oder verheerte und deren Bewohner in die bitterste Roth versehe, welches ..nch die Wuhreu und Schutzdämme eine so harte Brobe bestehen lu.ss , hat auch den Kanton.

Wal.lis. welcher unter allen Gauen der au verderbenbringenden RatnrEreignissen so reichen Schweiz am häufigsten vou solchen Katastrophen betroffen wird, auf's Neue mit schwerem Unglück heimgesucht.

Währeud des kurzen Zeitraumes von Ende. Mai bis 5. Oktober ist er

Bundesblatt. Jahrg. XXI. Bd. I.

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454 fünfmal dem Hochwasser ausgesetzt gewesen, von denen zwar nur di^ drei letzten eine außergewöhnliche, aber auch eine solche Hohe erreichten,.

dass sie aus einzelnen Strecken sogar dasjenige von l 860 bedeutend überstiegen. Auf die Ursachen und Wirkungen dieser Hochwasser näher einzutreten, hat sich vorliegender Bericht zur Ausgabe gestellt.

Am 30. Mai stand die Rhone bereits 9,5^ über dem Nullpunkt; am 28. und 29. Juni erreichte sie die Hohe vo.. 10^, am 24. Juli notirte man 1t , 6 ^ . am 18. August 12,..^ und endlich am 4. Oktober 12,3^. Am l3. Juni war das Wasser wieder bis auf 5,5^ über dem Rullpnukt gesun.e.., ebenso hatte sich vom 6. bis 15. Juli ihr Niveau aus 5,2.^ erniedrigt und stieg dann wieder allmälig und beinahe regelmassig bis zu der oben angegebenen Hohe vom 24. gleichen Monats.

Schon dieser erste ausserordentliche Hohenstaud war sür einige Gegenden des Rhonethales verderblieh. Zwar wurden die Dämme von der Rhone nirgends überschritten, noch beschädigt. aber infolge des sehr hohen Wasserstandes und des dadurch vermehrten Druckes sickerte das Wasser .in grosser ^Meuge dnrch den ausgeweichten Boden, so dass, da auch die . Abzugskanäle noch in einem mangelhasteu Zustande sieh befinden, viele Landstrecken ga...^ versumpften. Ja das Wasfer erreichte eine solche Hohe, dass nicht nur die ^eldwege, souderu auch die Kantonsstrasse an einzelnen Stellen eine .^eit lang unter Wasser standen, was weiter unten ausführlicher auseinandergesetzt werdeu soll.

.^ie beiden ersten .^ochwaf^er.

Ueber die Hochwasser vom Mai und Jnui kaun ich hinweggehen, da dieselben vorübergingen, ohne Schaden anzurichten. Jch bemerke nur, dass die aus dem weiter unten gegebenen Vrofile ersichtlichen starken Schwankungen des Wasserstandes während dieser Monate von den im Gebirge abgelagerten gewaltigen ^chneemassen herrühren, welche vom warmen Hauch des Föhnwindes in kurzer ^eit geschmolzen wurden.

lleberschmemmun^ l.om .^4. ^uli.

Da am 24. Juli oberhalb mitten, bei Schn^drigen und Kreuzstadel, .während einigen Tagen das Wasser in einer Gesammtlänge von etwa ^1000^ einige Zoll hoch die Kantonsstrasse bedeckte, ein Umstand, welcher .Veranlassung gab, dass hin und wieder Stimmen laut wurden, welche ^die Wuhreu zu verdächtigen suchten, so erhielt ich von Jhne.. den ..^tus-

^trag , mich ius Wallis zn begeben , um den Stand der Diuge in Augenscheiu zu nel^nen und Jhneu hierüber einen sachgetreueu Bericht zu erstatten.

^ Diesem Anstrage ^gemäss reiste ich ins Rhonethal und inspizirte von Brieg abwärts sämmtliche Arbeiten, worauf ich Jhnen nach meiner Rückkunst mündlich ungefähr dasjenige reserirte , was ich nun schriftlich ^u wiederholeu mir erlaube.

455 Das Hochwasser pom Juli ist den gewohnlicheu Ursachen: .der tropischen Hil^e , dem mehrere Tage anhaltenden Fohnwiud und dem darauf sollenden, jedoch ganz unbedeutenden Regen zuzuschreiben.

Zu den Rhonearbeiten übergehend und mit denjenigen von Brieg beginnend, war es erfreulich wahrzunehmen , wie gut sich sowohl diese, als auch diejenigen pon Vispach und Lalden bewährt und nicht im Geringsteu Schaden gelitten haben. Ebenso hat auch aus der Strecke von der Einmündung der Vispe bis Schu^drigen in einer Länge von

2 Stunden die beseitige Eindämmung wacker Stand gehalten , die Sporreukopfe .waren in gauz normalem Rustaude und nirgends ange- ^ griffen, wie dies aus dem Lause des Flusses sich deutlich erkennen liess.

Die Wirkungen des Hochwassers an den Wuhren konnten um so besser wahrgenommen werben, da das Wasser bereits um 5^ gesunken war.

Ans dem Depot von Holz und Rindesplittern , die das .^ochwasser jedesmal mitbringt , konnte man mit Sicherheit ersehe , dass das Riveau desselben eine ans dieser Strecke noch nie dagewesene Hohe erreicht hatte. Diese auffallende Erscheinung ^findet ihre Erklärung in dem Umstande , dess sowohl die Rhone als auch die Vispe bei ihrem Zusammenfluß gleichzeitig außerordentlich hoch angeschwollen waren, ohne dass die täglichen, ^u verschiedenen Stunden erfolgenden Schwankungen des Riveans der beiden ^lüsse eingetreten wären, und dass der Schuttkegel der noch nicht eingedämmten und eben so wenig mit Thalsperren versehenen .^on^a sieh in letzter Zeit uuverhältnissmässig weit vorgeschoben hatte, wodurch der regelmässige Abfluss des .^ochwassers gehemmt wurde.

Auf der nämlichen ^trecke bemerkte ich auch, dass die Kanäle mit klarem Wasser ubersüllt ^und sonst trockene Felder mit eb^.n solchen..

Wasser gesättigt ^aren. Die Strasse war einzig zwischen ...^hu^rigeu und Kreuzstadel während einiger Stunden des Tags eiuige ^oll hoeh unter Wasser gesetzt,^ weil man in den Wuhren beim Eouus von ^..chn..^ drigeu eine ^effnung lassen musste, um die Sikerwasser wieder ii. die.

Rhone abzuleiten, dnrch diese .^...sfu.....^g drang natürlicherweise das Rhonewasser ri.ck^ärts, wodurch die obern G.^.vässer gestaut wurden.

^a dieses Wasser trüb war, so legte der zurückgelassene Riederschlag an den Gesträuchen Zeng..iss ab, welche Hohe di^ .)..houe erreicht hatte und wie weit sie rückwärts gedrungen war.

^ie Vispe , die während des Kommers . wenn nicht ^n einem grosser^. , so doch ^u einem eben so grossen ^luss anschwillt , als die Rhone, hatte am 24. Juli bei der Brucke von Vispaeh eiue die ^,rtschast bedrohende Hohe erreicht, indem unter derselben kaum noch ein sreier Raum von 11/2.^ blieb. ^iese Besorgniss erregende Hohe^ erklärt sich daraus , dass oberhalb der genannten^ Drucke noch keine .^pur von

Eindämmung sich vorfindet und die ^ispe hier sich ans 500 bis 700^

erweitert, wodurch diese Stelle zu einem wahreu Kiessaug wird.^ Diese Erweiterung des ^lussbettes ist inn so sataler, da der Wildbach unter

456 der Brücke in einem Winkel von 120^ die Richtung seines Laufes ändert. Schon bei diesem ersten außerordentlichen Hochwafser war also der so oft heimgesuchte Flecken von zwei Seiten der Zerstorung ausgesetzt: einerseits von der Vispe und andererseits von der Rhone.

Die neuen Arbeiten von Siders fand ich. im besten Zustande. Von vorzüglicher Wirkung waren hier besonders die lentes Frühjahr ...nterhalb Roes erstellten Stosssporren gewesen, um den dort abgelagerten .^ies weiter nach unten sortzuschieben.

Da bei Granetsch (..^r.^e..^ das Rhonebett noch nicht auf die Rormalbreite eingeengt ist . infolge dessen das^ von der Rhone mitgebrachte Geschiebe hi^r abgelagert wurde, wodurch das Hochwasser an dieser Stelle eine anormale Hohe erreichte, so war in den alten sehwachen Arbeiten unmittelbar unterhalb der Brucke dieser Ortschaft eine Bresche von 130^ ^änge entstanden. Dieser Bresche hätte durch Einschränkung des ^lusses anf die normale Breite vorgebeugt werden konnen, da dieselbe weniger als eine gewaltsame Durchbrechung der Wuhren , sondern vielmehr als eine Ueberfluthuug der zu niedrigen Borde angesehen werden muss. Das durch diese Bresche sich ergiessende Wasser überschwemmte auch die aus dem linken User liegenden Gelände von Granetseh und Grone , wirkte aber insofern nur Gutes, als es das tiefer liegende Land eolmatirte.

Dass die Strasse zwischen St. Leonhard und Bitten in der Rahe einer unter derselben durchführenden Dohle auf einer 300.^ langen ^trecke längs der Eisenbahn überschwemmt war , rührt daher, dass das Hochwasser durch die nicht rechtzeitig geschlossene Wanne oder Dohle hereiudrang , was um so leichter geschehen konnte, da die ^trasse hier ties liegt, ein Uebeistand, dem unbedingt dnrch Erholung derselbeu abgeholfen werden sollte., indem au dieser Stelle sich die Berge.uellen sammeln, deren Wasser, auch wenn die Wanne geschlossen ist, die Strasse überschwemmen kann.

...lus dem Territorium der Gemeinde Bitten haben die Arbeiten durchweg gut gehalten. Einige Besorgniss hatten diejenigen unterhalb der Stadt, iu der sogenannten Blaueherie, erregt, da dieselben erst vor .kurzem ausgesührt waren. allein auch diese leisteten dem andringenden Hochwasser gehorig Widerstand und. schürten vollkommen die schwache Stelle dieser Gemeinde.

Was von den Arbeiten bei Sitten, lässt sich anch von
denjenigen von Aproz, Bra^ Vonrris, Riddes und Le^tron bis zur obern Grenze der Gemeinde Sa^on sagen. Sie haben ohne Ausnahme ihre Aufgabe ersüllt und nicht den mindesten Sehaden gelitten, obschon an der letztgenannten Stelle die Rhone am 24. Juli gedroht hatte , zwischen das alte und neue Arrierebord einzudringen, indem die Verbindung zwischen beiden angegriffen wurde.

457 Richt weniger gut haben sieh die rechtsseitigen Arbeiten in der Gemeinde Full...., 7000^ unterhalb der obersten Grenze bewährt.

Bei Hektometer 445, 1300^ oberhalb der Brücke von Solverse und unmittelbar unterhalb derselben bemerkte man im Damme kleine Senkungen und an der Krone der Arriereborde eine Senkung nach hinten , was dem Umstand zugeschrieben werden muss, dass die Dämme frisch ausgefüllt waren und das noch lockere Material das Wasser zu stark durchsickeru liess. Der Druck war an dieser Stelle um so grosser , da auf dem gegenüberliegenden linken User , ans der Strecke der Eonsorten Brésil, gegenüber Eharat , zwischen Martign^ und Sa^on, noch keine Arbeiten ex^stiren und die grosste Wassermasse sieh gegen die rechtsseitigen Wuhren warf.

Auf der ganzen 5 Viertelstunden langen Strecke von Ma^embro bis ^ollataires sickert.. das Wasser durch den Boden und versumpfte Weg und Felder , so dass man nirgends trockenen Fusses naeh den auf Anhohen liegenden Ortschaften gelangen konnte. Hier ging schon damals beinahe die ganze lernte zu Grunde. auch die Obstbäume wurden hart mitgeuommeu. Bei der Brücke von l^hse, überhaupt aus der ganzen Strecke waren die alten . unregelmässigeu Arriereborde mit sehx sehwachen Dimensionen angegriffen und in Gefahr , Durchbrüche zu erleiden.

Die alten Dämme auf dem linken User wurden von der Gemeinde

Martigu^ naeh Krästen verteidigt. Der 600^ lange Durchstich auf

dem nämlichen Ufer, unmittelbar oberhalb der Eurve von ^ollataires, hat sich nicht in den. Masse ausgebildet, wie man gehofft hatte, weil das Terrain, dnrch welches er gesührt ist, ans groben.. Geschiebe besteht, das im Jahr ^l8l8 infolge der Katastrophe am Getrozgletsehex durch die Dranee hieher geführt wurde. Dieser Umstand hat auch da^u beigetragen , dass das Wasser etn..as hoher ....ar , als es in normalem Zustande der Fall sein wird ; denn , da die Rhone hier fast durchgängig aus beiden Seiten eingedämmt ist, so mussi.e der in der Mitte gebliebeue har.^ Hügel eiue Stauung verursachen.

Aus dem nämlichen Ufer war von Riddes abwärts das laug anhaltende Hochwasser ans einer Strecke von 21/2 Stunden aus dem Bode.^ getreten und hatte den Ab^ugslaual, die sogenannte kleine Rhone, überfüllt, so dass man auch auf dieser .^eite von der Kautousstrasse aus nicht trockenen Fusses an die Wuhren gelangen konnte. .....cho n je^t kamen die Gemeinden Martign.^Stadt und Flecken zur Ueberzeuguug, dass die Dämme allein gege.. Uebersehwen.mungen nicht zu schü^eu vern..ogen, in^en. es deren z^ei verschiedene Arten gibt. eine direkte durch die Rhone und eine andere bei länger anhaltendem .^.och.r.asser durch das Sickerwasser. Die Bevölkerung beider Gemeinden sah ein, dass sie naeh einer beseitigen, systematischen Eindämmung wohl gegen d.e erster^

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Art der Ueberschwemmung durch die Wnhren vollständig geschützt sei, dass fie sich aber gegen das Sickerwasser nur durch Abzngskanäle sicher stellen konue. Es wurden daher auf der Strecke von R.idd^.s bis an die Dranee im Lause des Sommers zum ^....eck... der Erstellung eines solchen Kanals mit den erforderlichen Dimensionen die uothigeu Ausnahmen gemacht.

Von der Drauee an abwärts hat das Hochwasfer vom 24. Juli keinen Sehaden angerichtet.

Aus obiger D..rstelln..g ergibt sieh, dass die Beschädigung an neue..

Arbeiten durch^ dieses erste ansserordentliehe Ho^hwasser ga.^ minim und kaum erwähneuswerth ist, und dass aueh ans den Durchbrachen i^. den alten Arbeiten von Full... und Grauges kein erheblicher ...Schaden erwächst, da dieselben ohnehin umgearbeitet werden mussten.

llebers.^memmnn^ t.om 17. Au^nst.

Da die ofsentlichen Berichte über diese zweite Katastrophe grosse Verheerungen, wenn auch mehr lokaler ^atur ko^ftatirten und die Knnde sich verbreitete, dass der Verkehr mit Jtalien übenden .......impion auf längere Zeit unterbrochen sei, ertheilten S.e mir den speziellen Auftrag, mich. ungesäumt ins Wallis ^u begeben, um den .^antonsteehnikern und der Bevotkernng mit Rath und ......hat beizustehen , was um so ..othiger schien, da gerade zu jener Zeit der Kanto^.s^.genieur, .^err V e n e ^ , krank darnieder lag. Jch beeilte u^ich daher uni so mehr, Jhr..m ge^ ehrten Auftrage nachzukommen.

Die Hauptschuld au dieser Uebersehwemmung, welche die Bewohner des Rhouethales und einiger Seitenthäler anf^s ^ene in Angst und Schrecken versehe, trägt die Vispe, welche, ^u einer furchtbaren Hohe angeschwollen, ans ^er bloss drohenden Haltung, die sie seit dem 24. Juli angenommen, heraustrat, il^ verheerenden ^.luthen üb...r ^trassen nnd Felder ergoss und den untern .......heil des dnr.h frühere Ung.ncksfälle, vornehmlich durch das Erdbeben von 1855, zu tranriger Gekonntheit

gelangten ^leckens Vispach zerstorte.

Die Vispe, welche eines der grossten .^ebe^.thäler der Rhone durchfliesst und das Wasser vou eiuer Fläche von 780,08 ^nadratl^ilo^ueter oder beinahe 34 ^...nadratstunden sammelt , entspringt in zwei Hanptquellen. Die .eine, aus dem Rikolaithal kommende entstürzt deni ^ordund Westabha^ge der Monterosagruppe ^ di.^ andere , das ^aastha.l dnrchfliesseud ,. entftro^nt de^u Monte Moro und wird hauptsächlich ge^ nährt von dem ostlich.^. Abhange der Mischabelhorner. Die erstere er.^ reicht in 61/2 , die lettere in 51/2 Stunden das Dorf ^talde^, wo sie sich vereinigen. Von da ge.a^gt ^ie Vispe nach einem zweistündigen Laufe in^s Rhonethal uud ergiesst stch eine halbe ^...n...e nuterhalb

Vispach in den .^auptflnss. Jm ^aasthal liegt unmittelbar oberhalb des Allalingletschers, durch die obere Visp gebildet, in einer Hohe von

459 ^500^ ein noch jetzt über 3000^ langer See , welcher bei der Ueberschwemmung vom 17. August eine nicht unwichtige Rolle spielte.

Wenn ich bei der Beschreibung des ...n 17. August über den Flecken Vispach und die Umgegend hereingebrochenen furchtbaren Un^lücks mich bestreben werde, möglichst kurz z... sein, so kann ich doch nicht umhin, bei demselben und dem Eindruck, den es auf mich gemacht, etwa^ länger zu verweilen.

Als ich drei Tage nach dem Eintritt der Katastrophe aus dem Schanplatz der Zerstörung ankam, erkannte ich die legend kann.. wieder, von vielen Häusern und Remisen des untern Theils von Vispach, von Härten, Strafen ..e.. keine Spnr mehr. Wo diese sonst das Auge des Wanderers fesselten, wälzte jetzt der Fluss seine trüben Wellen dahin, während im alten Bett kein Wasser floss und nur hie und da in einer Vertiefung desselben eine Lake wahrzunehmen war.

Wenn auch der ^Schaden sür die Bürgschaft ungeheuer gross ist, so hat dieselbe doch glücklicherweise^ keinen Verlust an Menschenleben ^u beklagen. Es ist dies insbesondere der Umsieht, der unermüdlichen,

aufopfernden Thätigkeit des würdigen ^rtspsarrers Tautignoni zu verdanken, welcher in der Frühe des 17. Angust, als die Vispe an-

fing ul.er die oberhalb ^der Brücke errichtete Schutzmauer zu fließen, die Bewohner des Reckens warnte und ihnen rieth, ihre ^ahrhabe in die ^bersten Stockwerke zu schaffen und rechtzeitig an ihre personliche Sicherheit zu. denken. Rühmlichste Erwähnung verdient auch der wackere .^andjäger-Eorporal G e r t s c h e n von Raters, welcher muthig der hochsten Gefahr sieh aussehe , nm seine Mitbürger zu schützen und zu retten. ^) Als der ^luss die Mauer durchbrocheu hatte und sich mitten durch den untern Theil des ^leckens ein neues Bett bahnte , mnsste dem furchtbaren Elemente Alles weichen, was ihm im Wege stand, und was die Fluthen verschonten, wurde .^urch daherges.h.oemmtes Hol^, entwnr^elte Bäume, Brückenbalken, Geschiebe vollends zerstört. Jm Ganzen stürzten 1 l Firsten zusammen und mit den Gebärden gingen anch die bereits ei..g...heimsten ^envorräthe verloren. Jn sämmtl.iehen Häusern, welche auf ^er Thalsohle standen , wurden nicht unr die Keller versau- ^ det, sondern auch die Ställe znr Hälste bis zn ^^ ihres Raumes mit ^and aufgefüllt, ja sogar die Magazine und die Erdgeschosse der Wohnnngen sind unbenutzbar gewordeu. Wo die ^..trassen nicht durch das Wasser aufgefüllt worden sind, muss dies jetzt ^von den Bewohnern gescheheu . denn da das umliegende Terrain durch die Ablagerungen des Flnsses mehrere ^uss hoch gehoben wurde, so würde sich das Wasser in ^) .^s wären außer diesen neeh ^lele andere Beispiele aufopfernder ^ensehen^ Ilebe anzuführen, müssen aber, wenn der Bericht nlchi^ zu voluminös werden soll.

übergangen werden.

460 den tiefer liegenden Theilen ansammeln. An Abzugskanäle ist nicht zu denken, da solche mehrere 1000^ lang in einer beträchtlichen Tiefe erstellt werden müssten und doch den Boden nie so weit trocken legen würden , dass die Häuser ohne Raehtheil sür die Gesundheit bewohnt werden könnten , oder dann die Arbeit der Kanalisirung einen solchen.

Aufwand erforderte, dass derselbe durch d.e erzielten Vortheile bei weitem nicht ausgewogen würde. ^ ..

Was die Ursachen dieser Katastrophe anbetrifft, so ist das Ergebniss meiner hierüber an Ort und Stelle eingezogenen Erkundigungen und eigenen Studien sollendes : Jnsolge des unverhältnissmässig raschen Schmelzen^ der Gletscher und des uoch übrig gebliebenen Sehnee's in den benachbarten Alpen durch den viele Tage anhaltenden Fohnwind schwoll die Vispe ..^u einer ungewöhnlichen^ Hohe an. Dazu kam in der Racht pom 16. ans den 17. August ein in solcher Stärke noch nie erlebtes Gewitter, während welchem e^ .) Stunden lang ununterbrochen hagelte. Wegen der langem Dauer des Hagelwetters kühlte sich gegen Morgen die Temperatur ab.

und die Schlossen blieben oberhalb der Region von 8000^ über dem Meere an liegen , schmolzen aber dann beim anhaltenden Wehen eines.

warmen Windes plo.^lich weg und erzeugten eine nngeheure Wassermasse, welche nun thalwart.... stürzte und die ohnehin hochgehende Vispe nährte.

Diese Ansicht erscheint um so glaubwürdiger durch .die Thatsache , dass.

der Flnss gegen Mittag beinahe plö^lich stieg, we.t schneller, als diess.

sonst während eines ähnliehen Gewitterregens der Fall zu sein pflegt.

Eine weitere ganz glaubwürdige Ursache des so ungewöhnlich sehnetlen Anwachsens der Vispe muss in den. oben angeführten Mattmarkse^ am Fnsse des Allalingletschers gesneht werden. Dieser See, aus welchem die Saaser-Visp durch eiu enges unter dem Gletscher hindurch sührendes.

Desilee abfliesst , war von dem wolkenbruchartigen Regen zu einer beträchtlich.en Hohe angesehwollen. Als dann das aufgestaute wärmere Wasser den Dnrehpass erweitert hatte, floss es weit u^asseuhaster ab und trug .^ur Ueberhol,.nug des Flusses nicht wenig bei. Einen Beweis sür diese Erweiterung des Gletschers und die Ausleerung. des See's lieferten

^die Eisblocke, welche von der Vispe bis in's Hanptthal geführt wurden.

Da sie selbst hier noch von beträchtlicher Grosse waren , so müssen sie sieh , da sie wenigstens 3 Stunden im Wasser gelegen , in mächtigen Stücken vom Gletscher losgerissen haben.

Die Hauptursache der kolossalen Uebersehwemmuug, bei welcher die Vispe 2.^ bis 3^ hoher stand als znr Zeit ihres grossten Hoehwassers, bleibt indessen das wolkenbrnchartige Gewitter. Wenn auch die Gletscher währeud des heissen ..^.ommers (Jnli und August) anfallend stark schmolzen, so dass sie^ nach den Beobachtungen des Herrn Pfarrer Jmseng in Saas-Grund um 11 bis 12^ abgenommen haben, so würde das dadurch

^

461

entstandene Wasser doch nie ein so plötzliches Anschwellen des Wildbaches haben verursachen können ; dieses Gletscherwa^ser hat nur dazu beigetragen, denselben längere Zeit aus einer beträchtlichen Hohe zu erhalten.

Oberhalb

der Brücke

des Fleckens

Vispach erweitert

sich (eine

Skizze liegt bei den Akten) das Flussbett zu einem unregelmässigen Becken von 5500^ Länge und 600 bis 700^ Breite , an der Brücke

selbst aber verengert es sich aus 80^ und ändert unterhalb derselben die Richtung seines Laufes in einem Winkel von 120^, uni sodann aus einer Strecke von 4500^ der Kantonsstrasse zu folgen und wieder beinahe in einem rechten Winkel ^uer durch das Thal der Rhone znzn- .

eilen. dieser schroffen Wendung des Flusses bei der Brücke in VerBindung mit der Verengung oberhalb derselben ist es zuzuschreiben, dass in dem genannten Becken sich massenhastes Geschiebe ablagert, wodurch das Rivean des Wildbaches bei einer grösseru Wassermasse beträchtlich erhöht wird , wie denn auch das Hochwasser vom 24. Juli den Kies bis auf die Höhe des gewohnliehen Hoehwassers aufgetragen hatte.

Hierin liegt die Hauptursache der sür Vispaeh .so unheilvollen folgen

des 17. August.

Auf dem rechten Ufer oberhalb der Brücke besteht seit 1650, also seit mehr als 200 Jahren, eine 450^ lange und 10^ dicke Mauer zum Schule der Ortsehast. Diese Mauer wurde , wie anch aus den Jahrzahleu an den Mauerkränzen zu ersehen ist, zwei Mal erhöht, nämlich

1732 um 1^17^ und 1774 um 1.... Daraus ergibt sich, dass die Vispe seit 2l8 Jahren ihr Bett allmählig erhöht hat, nach unserer Schätzung

um 10 bis 12^. Sie wurde für den Flecken um so gefahrdrohender, da ausser ihr nur kleinere schwache Werke bestanden , welche sast bei jedem Ho.hwasser weggeschwemmt wurden. Die Auffüllung des .^luss^ bettes au dieser Mauer war so stark, dass diese aus der^eite gegen die Ortschast eine Hohe von 14 bis 1^ hat, während sie gegen die ^ Vispe nur etwa 6^ hoch erscheint. Diese mit Mörtel ausgesührte Mauer war jedoch ein mangelhastes Werk , da nur die beiden Häupter aus Bruchstein , das Jnnere aber ans Geroll bestand. .^ie war zudem in lester Zeit, da mau die Korrektion des Flusses in Aussteht genommen hatte, nicht gehörig unterhalten worden, um so weniger, da sie sich nicht auf der Korreltionslinie befindet.

Eine nicht unwesentliche Ursache , warum die Vispe durch diese Mauer brach, ist auch die, dass ^ aus dem linken User 800^ oberhalb der Brücke eiu ^els in einem Winkel von 45^ sich dem ^luss entgegenseht.

Da dieser ^els in eiuer schrägen Linie von etwa 300^ sich ausdehnt, ^

so ist leicht erklärlich , dass die Strömung, welche an diesen Vorsprung

anprallte , die Richtung desselben annehmen und sieh gegen die schräg gegeuüber liegende Mauer werfen musste. Tro^ den zu wiederholten Malen in gerader Richtung erstellten Kanälen ohne Wuhren hat die Vispe

462 seit mehreren Jahren anch beim niedern Wasserstand diese Achtung bei^ behalten.

^ Bevor der Einbruch erfolgte , überschritt der Fluss unterhalb der Brücke sein rechtes User und drohte so auch hier arge .Verwüstungen auzurichteu. Als er sodann um 10 Uhr über die Mauer zn Dessen be-

gann und nun uoch plolzlich stieg, ofsnete sich um .l 2^.. Uhr diese Schutz-

wehr gegen die Burgschast und durch die aus einmal entstehende 1.)5^ lauge Bresche , wälzte sich der verheerende Strom gegen den Flecken, um sich dann fächerformig mit einem Radins von 3500^ auf die Visper..

E^en zu ergiessen. .^ie floss also in einer dem Laus der Rhoue eutgegeng.sel^t..n Richtung und als sie dem Eouus der ledern begegnete, nahm sie ihren Lauf längs des Hauptflusses und mündete bei der obern Brücke von Baltsehieder in denselben ein. Als sie selbst ein.m Eonus gebildet .hatte, lenkte sie immer weiter uaeh unten ab und überführte aus diese Weise 300 Jucharteu Land theils mit seinem, theils m.t grobem Geschiebe. Durch diesen Einbruch wurden nicht nur eine Anzahl Gebäude weggerissen und andere so beschädigt , dass nichts Anderes übrig bleibt, als sie ebenfalls abzubrechen, sonderu auch der übrige noch verschont gebliebene Theil des Fleckens stand in Gesahr, da sede Gasse zu einen.. Kanal wurde , durch welchen ein reissender Arm des Wildbaches sich ergoss , so dass nicht nur ^ie Kommunikation ^wischen beiden Ufern sondern auch, namentlich nach der Zerstoruug der Telegraphenleitung, jeder Verkehr überhaupt unterbrochen war. Um von der andern Seite her nach den. ^lecken zu gelangen, mussle man einen Umweg von 3 Stunden macheu. Die Abgeordneten der ^.berbehorde und der Sektionsingenieure Slockalper kamen daher erst in der Frühe des l 8. an, den^ man l^nnt^., da auch die Rhone aus ihren Wuhren getreten war und die Strasse überschwemmt hatte , schou von Sehn.^drigeu an nur aus dem laugen mühsamen Bergpfade und a.^.f dem genannten Umwege naeh Vispaeh kommen. Jhre erste und natürlichste Thäti^eit war darauf gerichtet, Material und Arl.^ilskräste herbeizuschaffen, uni das Versehoutgebliebeue zu schüfen, da dieses ohne energische Vorkehren bei der immer uoch anhaltenden, täglich uni 6 Uhr wiederkehrenden grosseru Wasserhohe ebenfalls zerstort worden .^äre. Sodann wurde , da die Strasse in einer Lauge von 4000^ ^erstort war, zur Wiederherstellung der unterbrochenen Kommunikation geschritten. Zu diesem ^...ecke musste über das nene

Bett der Vispe eine 31..^ lange Brücke gesehlagen werden, eine Arbeit,

die um so schwieriger roar, da säu^utliehes Material von den Arbeitern herbeigetragen werben musste. Die Erstellung dieser Brücke war zur unumgänglichen Rothwendigkeit geworden , denn n.an wusste , dass auch uaeh dem provisorischen ^ehliessen der Bresche infolge der Filtration der Verkehr ohne ein solches Mittel eine Zeitlang unterbrochen sein würde , zudem musste mau befürchten , dass durch ein neues Ho..hwasser die provisorisehe Arbeit wieder fortgerisseu werden konnte. Die Erstellung dieser

463 Brücke rechtfertigt sich aber auch schon aus dem Grnnde , weil es nicht möglich gewesen wäre , die Mauer noch vor dem Eintritt der kalten Witterung wieder aufzubauen, die Filtration zu hemmen und so zu verhüten , dass nicht den ganzen Winter hindurch die aus dem Geschiebe erstellte Strasse mit Eis bedeckt und so.uit unbrauchbar gewesen .oäre.

Reben dem Silagen dieser Brücke mußten auch die Strassen zwischen den Häusern. geebnet werden. Gleichzeitig fing man an die Bresche in der Mauer mit Faschinenholz und Steinen zu schlössen.

Bei diesen Arbeiten zeichnete sich vorab der Sektionsingenieur, Herr Stockalper , durch die Ausdauer , die Energie und die muthige Entschlossenheit ans , womit er dieselben leitete. Der hart geprüften Bevölkerung waren außerdem aus den benachbarten Ortschaften zahlreiche helfende Hände herbeigeeilt. ..So waren es beim Schlagen der Brücke die Flößer von Gamsen , welche mit hochst auerkeune^swerthem Eiser ihren Mitbürgern au die Hand gingen und bis an die .Brnst im Wasser

stehend von früh bis spät bei der gefährlichen Arbeit ausharrten. Richt

minder wexkthätig bewies sieh beim Schließen der Bresche ^ie Bevolkexung von Raro.., die selbst hart betroffen war.

Das Schliessen der Bresche dauerte volle 14 Tage und war mit grosse.. Schwierigkeiten verbunden ; denn je mehr die Mauerlücke verengt wurde, desto tiefer grub sich der reissende Strom ein , so dass man zulel^t bei einer Tiefe von 7 bis .^ arbeiten musste , und die Arbeit wäre nie zu Stande gekommen , wenn man nicht ein mit der Mauer parallel laufendes Werl^ von 300^ Länge ans Bocken , ^aschinenholz und Steinen erstellt hätte , um durch dasselbe die Hauptstromuug von der Bresche mögliehst abzulenken.

Da die pxojektixte Eindämmung der Vispe oberhalb der Brücke unmöglich in einen. Jahr hergestellt werden kann , so muss leider nach Entfernung der provisorischen Arbeit die Maner in den vorigen Stand gesell werden. Es fällt diess der Gemeinde um so schwerer auf, da sie außerdem an der Rhone unumgänglich nothweudige Arbeiten auszuführen hat , welche keinen Aufschub erleiden , indem sie von dieser ^eite eben so sehr , wenn nicht noch mehr , bedroht ist, als von der Vispe.

Durch eine Vernachlässigung der Rhonearbeiten konnten überdiess die Vortheile , welche die Uebersehwemmung doch auch herbeigeführt hat,

nämlich die starke Ausfüllung des tiefen Geländes durch feinen Schlamm,

.wieder verloren gehen. ^ Jm Saasthal sollte der Abfluss der Vispe aus dem Mattenmarksee am ^usse des Allalingletsehers in ähnlicher Weise gesichert werden, wie Vater Vene^ dies mit der.Dranee am Getro^gletscher gethan. Es ist um so uothiger hierauf Bedacht zu nehmen, da dieser ^ee durch die Moränen des .^.hw..rzenl..erggletsch..rs bereits zur Hälfte mit grobem

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Geschiebe aufgefüllt ist, und so leicht die Quelle spätern , weit grossern Unheils werden konnte. Uebrigens mahnen schon frühere Vorfälle gegen diesen See aus der Hut .zu sein . denn in den Jahren 1633, 1680

und 1772 sprengte er den Gletscher und richtete unsägliches Unglück au.

Auch in neuerer Zeit brach dieser .^.ee zweimal aus , nämlich in den Jahren 1808 und 1828, ohne indessen so bedeutende Verheeruugeu an^ zurichten, wie in den obgenanuten Jahren.

Das Geschiebe in den Seitenschiuchteu zurückzuhalten ist von gross-

ter Wichtigkeit und sollte mehr als bisher beachtet werde... Ohne die enorme Ablagerung des Geschiebes , wäre wohl am 17. August das Wasser in Visbach nicht über die Mauer getreten und der Einbruch ni.ht ersolgt. J.h werde im Verlauf des Rapports Gelegenheit haben, nachzuweisen , dass gerade das Geschiebe eine Hanpt...rsaehe der Wasserverheernngeu ist.

Oberhalb Stalden müssen die beiden Ouellflüsse mit Thalsperren versehen werden, was nicht nur sür die Vispe^ selbst, sondern auch sür

die Rl.oue vom wohltätigsten Eiusluss sein wird. Die Erstellung dieser

Thalsperren kann u in so leichter und ohne erhebliche Kosten vorgenommen werden , da das Bett der beiden Wildbäche mit hausgrossen Blocken

angesüllt ist. .

Die wichtigste Arbeit zum Schui^ von Vispach ist indessen die Eindämmung der Vispe und zwar von 4000^ oberhalb der Brücke an bis zu ihrer Einmündung in die Rhone. Dadurch u.ird sieh der Flnss längs der ^rtschast gehorig vertiefen und so die Gesahr sür dieselbe gehoben sein. Das Hauptgewicht muss insbesondere aus die Korrektion der schroffen Eurve unter der Brücke gelegt werden, welche einen Radins von kaum 400^ hat und so dem Strom eiue wahre Barrage entgegense^t. Was di.^ dem ^luss zu gebende richtige normale Breite betrifft, so konnen die bezüglichen Dimensionen ani besten an der weiter oben im Thale gelegenen .sogenannten neuen Brücke ermittelt werden.

^u den Verheerungen an der Rhone übergehend, beginne ich mit der Strecke. zwischen Baltsehieder und der Gampelbrück... Hier hatte am 17. August die Rhoue die Krone der Wuhren bespült, dieselben au meh^.

xeren Stellen überschritten, einige Durehbrüche verursacht, die Thalsohle und die Strasse , die noeh vor wenigen Jahren bei einer solchen Katastrophe Monate laug unter Wasser standen, wieder 8 Tage lang bedeckt und letalere unfahrbar ^gemacht. Die ausserordeutliche Hohe des Wassers^ auf dieser Strecke kann nicht einzig der Vispe zugesehrieben werden, auch die Gamsen und die Saltine haben das ihrige dazu beigetragen.

Weiter oben hat die Rhone keine ungewöhnliche ^Hol.^e erreicht . eben so wenig die Massa , nur der Mühlebaeh ging etwas hoch und brachte grosse Massen ^lo^holz, das aus den Herbst ^um Transport bereit lag.

^ Tro^ der grosse der Saltine und Gamsen haben Wuhnen von E.^holz und^Vispach gehalten.

465 die schwa.hen

Die außerordentliche Anschwellung der Saltine rührt daher , dass schon am Sonntag von 4 Uhr an wolkenbruchartige Regen fielen, welche namentlich in der Gegend des Monte Leone die ganze ..^acht andauerten und eine solche Wassermeng^ produzirten , dass der Kaltwasserbach eiue Masse Steine von 10 bis 14 Kubikmetern hernnterwälzte, durch welche die Gallerie am Fusse des Gletschers zertrümmert wurde. Auch der Ganterbach war so gross , dass er an der Brücke gleichen Samens die Flügelmauern zerstörte und weiter unten Sporren beschädigte. ^hne die Thalsperre unmittelbar unterhalb der Brücke wäre diese ebenfalls gefährdet gewesen.

Die neuen Wuhren an der Saltine sind ohne Beschädigung geblieben ; das Bett des Wildbaches aber wnrde mit Geschiebe vollgefüllt, so dass die Vorgrnndmanern unterhalb der Brücke nicht mehr gesehen werden konnten.

Der Kanal, der durch den ^chuttkegel , den die Saltine im Jahr 1866 gebildet hatte, getrieben worden war, wurde durch das Hochwasser

beinahe gänzlich zugefüllt . man hatte denselben lentes Frühjahr viel zu spät angefangen und nicht tief genug gegraben , so dass ihn die Rhone nicht weiter ausbilden konnte.

Die beiden Thalsperren in der Schlucht der Saltine haben gut gehalten und sind von erwünschtem Erfolg gewesen. Leider hatte man die weiter oben gelegene lentes Frühjahr nicht , wie ich gewünscht , erhohen konnen, sonst würde der Esfekt noch grosser gewesen sein.

Aus dem linken Ufer, wo die Saltine ans die normale Breite eingedämmt ist, sind d.ie Wuhren von vorzüglicher Wirkung gewesen, indem der Wildbach hier seine gan^e Tiefe behielt .^ nur wurden dem Unternehmer, der die Arbeiten zu spät begonnen hatte, die zum Voraus ausgegrabenen ^undationen wieder zugefüllt. Das grobere Material, welches der Wildbach weiter uuten liegen liess, kommt nicht aus der Schlucht, sondern von der 2000^ langen Strecke oberhalb der neüen Arbeiten, wo man es zu späterer Verwendung aufgehäuft hatte. Das über die Thalsperren gekommene Geschiebe bestand nur aus grobem Kies. An zwei Stellen unterhalb der Brücke trat die Saltine über die linksseitigen alten Wuhren und versaudete einige Wiesen und ^elder :. auch wurde die unterhalb der neuen über den Wildbach führende provisorische Balkenbrücke sortgerifsen.

Die Gamsen spülte wie 1866 ans ihrer Rüfe die Strasse weg. Es ^istiren hier jedoch weder alte noch neue Arbeiten.

^

^

466 Oberhalb

der Kapelle

von Ritti zerstorte die Rhone die Brücke,

welche nach Briegerbad führt und füllte ihr Bett , das hier sehr breit ist, augenscheinlich bis an die Brücke Einmündung der blieben auch hier

a^.f. ^Die alten , schwachen Wuhren jedoch blieben von Lalden unbeschädigt und da die Strecke bis zur Vispe kein ausserordeutliches Hochwasser hatte , so die Arbeiten verschont.

Während bis dahin keine durch die Ueberschwemmung vom 17. August verursach^ Beschädigungen an neuen Arbeiten zu notireu waren, so sind dagegen von Baltschieder bis an die Gampelbrücke 5 Einbrüche in solchen zu nennen, die sämmtlich dadurch entstanden, dass das Wasser über die Wuhren floss . indem es mehr als 2^ hoher war, als das bei den neuen Banten massgebende Hochwasser von 1860.

Jm Gebiet der Gemeinde Raron hatte die Rhone unterhalb der Einmündung der Vispe bis Morgens 7 lll^r noch. keine Hol^e erreicht, welche Schlimmes besürchteu liess ; aber schon gegen l0 Uhr stand sie so hoch und trieb eine solche Menge .^olz ^e., dass ein Unglück unver-

meidlich schien, und uach 12 Uhr .^ar das Rhonebett so angefüllt, dass sie au mehreren Stellen überzutreten drohte und trol^ der angestrengtesten Arbeit der Bevölkerung unter der Raronbrücke am rechten Ufer dnreh^ brach. Gleichzeitig fand der Durchbrach der Vispe statt. Dadurch sank .das Niveau der Rhone so sehr , dass man glaubte , nichts weiter besorgen zu müssen. Allein kurze Zeit daraus , als die Vispe die in ^ ihrem Gebiete liegende flache gefüllt hatte , fing die Ripone , genährt durch das ihr nun wieder zufliesseude ganze Wass^uantum^des Wildbaehes , wieder so schnell au zu steigen . dass sie eine sichtbare Hohe erreichte und um 4 Uhr uuter Mitwirkung des Weissgeplätt , die obere zweite Bresche iu^ dieser Gemeinde verursachte.

Der letztgenannte Einbruch an der Grenze zwischen Vispaeh und

Raron gegenüber dem Weissgeplätt ist etwa 300^ laug. Sowohl ober-

als unterhalb dieser Bresche sah man an den abgeschwemmten, ans der Krone abgelagerten .^olzresten , dass das Wasser hier die Wuhren überschritten hatte. Die Grosse der Bresche ist dem sogenannten Weissgeplätt ^.Anschreiben , einen. schrägen Felsen , welcher 500^ oberhalb derselben aus dem gegenüberliegenden rechten Ufer sich erhebt und die Rhone mit

Macht gegen die stelle leitet , wo der Einbruch geschah. Sehon seit

1866 wollte man die .^treck^ unterhalb dieses ^elsens korrigiren , da dies aber keine geringe Arbeit ist, so war die äusserst arme und kleine Gemeiude Baltsehieder nicht im Stande . dieselbe ohne ausserordentliche Hülfe auszuführen , uni so weniger , da ihr aus dem linken User noch dringendere Arbeiten obliegen und man ohnehin die durch den Bundesbeitrag bestimmte jährliche Bansumme schon seit zwei Jahren^ überschritten hatte, so dass der Gemeinde der ihr sür diese Arbeit zukommende Dritttheil nicht hätte verabfolgt werden konnen. Uebrigens hatte Baltschieder

467 ^ .

^

^

für die linksseitigen Arbeiten erhalten.

bereits einen Er^trabeitrag vom Kanton

Von hier an bis zur Brücke litten die Arbeiten tro^ des massenhasten , vou der Rhone dahergesehwemmteu Hol^s , keinen Schaden.

Es waren nur an einigen Stellen kleinere Furchen bemerkbar , welche durch Ueberflutl.ung der Krone entstanden.

Die zweite Bresche findet sich aus dem rechten Ufer unmittelbar unter der. Brücke von Raron. Auch hier war die Ueberfluthnug die Hauptursache derselben. Dass auch diese über 200^ lang gewordeu ist, rührt daher, dass die Rhone bei der Brücke einen Winkel macht, welcher der bestehenden alten Arbeiten wegen bis je^t nicht korrigirt werden konnte , was aber dessenungeachtet wird geschehen müssen , da an der nämlichen Stelle die Rhone schon früher einmal durchbrach.

Die^ Bresche in der Gemeinde Riedergesteleu aus dem liuken User, etwa 4000^ unterhalb der Brucke vou Raron, bildete sich ebensal.ls durch Ueberfluthung der Rhone, u..as hier ga..^ deutlich daran zu sehen war, dass das Wasser in dem Arrierebord oberhalb des Einbruchs eine Furche eingewaschen hatte, um welche herum angeschwemmte Stückchen Holende lagen ; serner ergibt sich dies daraus, dass der Einbruch ans zwei Theilen bestand.

Die Gemeinde Steg hatte aus dem rechten User in der Eurve vis^vis von ^ehn^drigen eine Bresche und eine Dammeinsenknng in einer Länge vou 200^. Au.h die Konsorten ^ehn.^drig^n erlitten ...ine

kleine Beschädigung durch Uebersluthung. Folgende Tatsache mog.. hier

noch Aufnahme finden. Der in Turtig wohnende Wnhrausseher Werlen beobachtete während der Uebersehwemmung . dass das durch die geofsueten Dämme über die ^elder sich ergiessende Wasser uach kaum einer halben Stunde wieder in die Rhone sloss und zwar aus dem linken Ufer bei Sehn^drigen, aus dem^ rechten aber oberhalb der Lonza. Dieser schnelle Wiedereintritt des Wassers in^s Rhonebett ist dem Umstande zu verdanken, dass der Thalboden gleiches Gefalle hat, wie der ^luss und zudem bereits so vollständig getränkt .^ar, dass das ausgetretene Wasser ohne zu versickern dahinstromte.

Dass die ^Breschen nur oberflächlich und nicht durch gewaltsame Zerstorung der Wuhren entstanden waren, erhellt daraus, dass die Rhone nirgends sich ein neues Bett bildete und dass das Wasser, als es noch ..^ über dem Rieder.oasser stand, schon in dem vorgeschriebenen Bett floss und,. statt frische Arme zu bilden,^ überall eolmatirte. Jn einem Schreiben an das Baudepartement von Wallis vom 1..). August spricht der Bräfekt von Raron, .^.err Nationalrath von R o t e n , die UebexBeugung aus, dass die Dämme fest genug wären, der Gewalt des Wassers Widerstand zu leisten, ^dass sie aber noch keine genügende Hohe

468

halten. Obgleich, sährt er fort, das neue Unglück sehr niederschlagend ans die Bevölkerung gewirkt, so habe es ihr doch die Gewissheit gegeben, ^ass mit erneuerter Anstrengung und Erhohnng der Hinterborde einem künftigen Unglück vorgebengt werden konne.

Er meint , wenn die Hinterborde nur um einen Fuss hoher gewesen, so wären die Gemeinden .ohne Breschen geblieben.

Es siel mir ans, dass je näher der Gampelbrücke, die Ueberflnthnng desto stärker war und die Breschen sich um so näher beisammen fanden.

Dies brachte mich aus die Vermuthung , dass die Lonza ihr Geschiebe ^ feit 1866 bedeutend .veiter vorgeschoben haben müsse, dass die Rhone ^ hier eben deswegen ein schwächeres Gefalle hat und nicht im Stande ist, ^die nothige Durchslnssossnnng zu ränmen. Jch liess nun an der gleichen ...^tefle, wo dies schon 1866 geschehen war, das ^..nerprofil aufnehmen, um beide mit einander vergleichen zu konnen. Zum Beweise , dass meine Vermuthung sich ans Wahrheit. gründet, beehre ich mich, die beiden Brofile in einer Skizze z n geben.

(Diese Skizze liegt bei den Akten.)

Die Differenz zwischen den beiden Flussprofileu zeigt eine VerMinderung von 162 .^uadratsuss. daher mnsste dieses Jahr das Wasser noch mehr gestaut werden als früher.

Nehmen wir an, dass die in Rechnung kommende mittlere Geschwindigkeit beim Hoehwasser nur 7^ .beträgt, so ergibt sich per Sekunde eine Stauung von t 134 Kn-

biksnss.

Zur Hebnng diesel Uebelstaudes ist es unumgänglich nothwendig, dass man vor .^.lllem die Lonza mit Thalsperren versehe, il^re^ Einmündung gehor.g eindämme und die Rhone auf Rormalbreite ausbaggere.

Durch diese letztere .Arbeit wird, je nach der Vertiefung, die man er.^elt, das Riveau des ^.auptflusses steh bedeutend senken. Nehmen wir an, dass dies in den ersten Jahren nur um 3.^ geschieht, so muss sieh dieses Riveau an der Brücke von Raron um 11/2 Fuss vertiefen. Jch muss mit allem Rachdruck auf diese wichtige Stelle, .auf welche ich schon ^u wiederholten Malen, namentlich auch letztes Frühjahr, hingewiesen, aufmerksam macheu, denn seit den 8 Jahren, da ich sie zu beobachten Gelegenheit hatte, ist sie immer schlimmer geworden.

.^luf der nämlichen Strecke kommt noeh ein weiterer Umstand hinzu, .warum das Hoch.vasser vom 17. ...lugust die Krone der Wahren erreicht hat. Man hatte nämlich von der Einmündung der Vispe an den Dämmen ein gleichmässiges Gesälle gegeben in der Voraussetzung, dass auch

.der ^lnss durch Vertiesung ein solches Gesälle sich bilden werde. Wenn

dieser sieh nun anch, wie schon wiederholt konstatirt wurde, vertieft hat, ^was insbesondere an den umgebauten .^porren sichtbar ist, so traf jene Voraussetzung doch nicht in dem vorgesehenen Masse ein, indem die später zum Vorseheine gekommenen alten ^uerwuhren, die nur nach und

46^ nach entfernt werden können, den Fluss an einer gleichmässigen Vertier fung verhindern.

Der Hauptgrund bleibt aber der, dass man noch kein solches Hochwasser kannte , wie es dieses Jahr eingetroffen ist. Man hatte das Maximum des Hochwassers .zu 10^ über dem niedern Wasserstand an..

genommen und daher die Wuhren, indem mau ans die Verlesung des ^lussbettes rechnete, nur 12^ über jenem Wasserstau oder 2^ über dem Maximum des Hochwassers ausgeführt, während bei der Ueberschwemmnng vom 17. August das Hochwasser über l2^ anstieg nnd die Krone der Dämme um so leichter bespülen konnte, da diese sich unvermeidlich setze.n und die frischen, noch nicht berasten Aufsüllnngen , welche aus lockerm Material bestehen, vom Winde .abge.veht werden.

Jndess...n dauerte die Uebersch.vemmuug und die Hemmnng ^des Verkehrs, di.. sie zur ^olge hatte, nicht wie früher b..i ahnlichen Katastrophe^ monatelang, sondern nur 3 Tage. was offenbar den Wnhren zu verdanken ist. Die Ueberschwemm..ng hat aber die gemeinden auch Ersahrungen machen lassen und Mängel .erkennen lernen , von ^welchen

sie die Dringlichkeit der Hebung bis jetzt nicht einsehen wollten. .Es

ist nur zu bedauern, dass nieder diejenigen Ge.meiuden am härtesten betrossen wurden, welche schon ^vor 1862 finanziell erschopst waren und nun zu dem Schaden, den ihre Wuhren erlitten, auch noch die Ernte eingebüsst haben.

.Von der Gampelbrücke bis Fnlh.. haben die Rhonearbeiten ihrem Zweck vollständig entsprochen und sind unversehrt geblieben. Es bleibt hier nur zu bemerken , dass die unterhalb Roes befindlichen Kiesbänke weiter naeh Bunten in die Erweiterung der Rhone bei der Granetsehbrücke geschoben wurden und dort augenscheinlich das Flussbett erhohteu. Die provisorischeu Arbeiten , durch welche die am 24. Juli in den alten Arbeiten entstandene Bresche inzwischen war geschlossen worden, wurden durch das Hochwasser vom 17. August grbsstentheils sortgeschwemmt, während die Bresse gleich gross blieb. Ansserdem kamen einzelne unbedeutende Beschädigungen an Sporren vor , welche , da der ^luss ung.h^.re Massen Holz aller Art brachte, unvermeidlich waren. Endlieh wurde die Brücke von ^endaz weggeschwemmt.

Bei den durch das Hoehwasser vom Juli entstandenen Senkungen i^n ^Arrierebord oberhalb ^er Brücke von ^olverse entstand durch die lleberschwemm...ng vom August eine Bresche in einer Ausdehnung von..

500^. Anch hier war der Einbruch kein gewaltsamer, indem sämmtliche ^un^amente der Maurerarbeiten geblieben sind. fatalerweise besteht.

von diesem funkte bis znr Brücke von l'Elise .in einer mittlern Ent.^ fernung von 200^ vom neuen ein altes Arrierebord. Zwischen diesen beiden Hinterborden floss na^ dem Einbruch das Rhonewasser wie i^

^ Bund^blatt. Jahrg. XXI. Bd. I.

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470

^

^

einem Kanal und beschädigte auf diese Weise den Damm von der Rückseite, eine Beschädigung, welche die Gemeinde dadurch hätte verhüten können, dass fie zum Zwecke der Ableitung des Wassers in das tieser liegende. Gelände gegen den Berg jenen alten Damm an einigen Stellen ^durchstochen hätte, was um so thunlicher gewesen wäre, da ihre Felder ohnehin überschwemmt waren. Dass man diesen alten Damm nicht zur Ausführung des neuen bennate, hat seinen Grund darin, dass derselbe mit einem Hag versehen ist, welcher Brivatgüter einzäunt.

Während der Ueberschwemmung ^konnte man misslieherweise nicht an die Wuhren hinkommen, denn während sonst bei solchen Unfällen die Breschen von den Gemeinden sosort provisorisch geschlossen oder die Enden der Dämme garantirt werden, konnte dies hier nicht geschehen, weil die Zusahrtsstrassen weggeschwemmt waren, so dass es nur aus Umwegen und zn Fnss möglich war, die Dämme zu erreichen . aus diesem Grunde ist auch die Bresche grosser geworden, als es sonst der ^all gewesen wäre.

Von der Brücke von l'E^lise bis zu derjenigen von Brancon, wo das User nur dnrch alte, sehwache Wuhren geschü^t ist, erfolgten an mehreren Stellen Einbrüche, die weniger an den Wuhren , als in den Feldern Schaden anrichteten, indem lettere stark versandet wnrden. Das Riveau des Wassers war hier hoher als 1860, aber nicht wegen grosseur Wassermasse , sondern weil der Fluss in der Erweiterung am linken Ufer seine Allnvion abgelagert hatte. Die alten Dämme, welche in einer Entfernung von 200 bis 400^ vom Ufer sich vorfinden, würden auf einer 15,000^ langen Strecke sämmtlieh überfluthet worden sein, wenn nicht die Bevölkerung der Gemeinden Martign^ ans den Ruf der Sturmglocken in Masse herbeigeeilt wäre nnd, wohl erkennend, dass bei einem allsälligen Durchbruch oder einer Uebersluthung Strasse und Eisenbahndamm auf längere ^trecken .^iner gäuzlieheu Zerftorung preisgegeben ^..äreu, dieselben so zn sagen Zoll nm Zoll gegen das anwachsende Hoch.wasser mit Rasen erhoht hätte.

^ehou seit mehr.^rn Jahren wurde die Eindämmung dieser ^trecke ^von den Kantoustechnikern in Aussieht geuommen ; allein das Budget mit seiner zum Voraus bestimmten jährliehen Bausumme erlaubte bis je.^t die Ausführung nicht, da es sieh nm die ansehnliche ..^umme von

Fr. 180,000 handelt. Durch diese nothgedrnngeue Verschiebung ist

aber die arme Gemeinde Full.^ ausgesät worden , denn es ist mit Sicherheit anzunehmen, und die Techniker sowohl als auch die Bevolkerung stimmen darin überein, dass durch die fragliche Eindämmung der Fluss sich soweit vertiest hätte , dass die Bresehen in F u lu, nicht oder doch nieht in solcher Ausdehnung entstanden wären und so diese Gemeinde vor dem euoru.en Sehaden, den sie erlitten, bewahrt geblieben wäre. ^Ebenso stimmt man auch darin überein, dass längere, zusammeu-

471 hängende Strecken weit weniger der Beschädigung ausgesät sind. Man darf aber bei ailedem nicht vergessen, dass wenn mau bei einer einseitigen Eindämmung von 45 Stunden vorab auch nur die dringendsten

Stellen eindämmen will, die Büdgetsumme ^on Fr. 660,000 bald ausgegeben ist und von solchen grossern zusammenhangenden Arbeiten einstweilen Umgang gekommen werden muss.

Eine Hauptnrsache, warum die Rhone hier so hoch ging, ist die Dranee, deren Wassermasse wohl eben so gross gewesen sein mag, als diejenige des Hauptslusses und welche zudem ein weit stärkeres Gesälle

besitzt als dieser.

Bläue und Devise sür seit 3 Jahren vorgeschlagen musste man die Ausführung ohnehin und an dringenden

die Eindämmung der Dranee sind schon und genehmigt worden.

Aber auch hier ^ verschieben, da die jährliehe Bausumme Orten überschritten war.

Jch erlaube mir, hier beiläufig zu bemerken, dass das System der .Eindämmnng der Dranee auch für diejenige der Vispe ^nm Muster genommen und adoptirt werden konnte. denn seit 45 Jahren haben sich die bereits bestehenden Arbeiten bestens erprobt. Es lässt sieh dieses System um so leichter an der V^pe anwenden, da diese nicht so voluminoses Material sührt, wie die Dranee ; es scheint nur wünschenswert^, den Mauern, besonders weil sie aus kleinerem Material bestehen müssen, mehr Anzng zu. geben, damit sie stabiler werden.

Von der Dranee bis an deu See haben die Wuhren eben so wenig

Schaden gelitten, als am 24. Juli, obgleich das Bxofil des ^lusses an

der Brücke von Borte de .....^ex^ enger ist, als die weiter oben und unten angenommene Rormalbreite, was nothwendig eine Ueberhohung verursachen musste. Die Differenz zwischen den beiden Riveau^ war 12^ 3^, also 1^ 3^ hoher als das hochst angenommene Hochwassex. Die Hohe des Wassers wurde ans der ganzen Strecke markirt, um die Arriereborde nach de^n Ergebniss richten zu konuen.

Die Wildbäche hatten der Mehrzahl nach einen mittlern Hoch^ wasserstaud , einige zeigten gar kein Hochwasser. - Die Losende, deren Eindämmungsspstem angefochten worden ^var, bewährte sich vorzüglich.

Die in meinem Rapport von. legten Frühjahr nachgewiesenen ^ortheile sind buchstäblich eiugetrofseu. Eine .kaum uenneuswerthe Beschädigung der rechlseitigeu Bosehung ist nur der Unachtsamkeit des Unternehmers zuzuschreiben, was derselbe auch sofort erkannte, indem er den Sehade^ ^r. 150) auf seine Kosten ausbesserte.

tlebers.t.wemmnn.^ vom 3. Oktober.

Als die Kunde von dem schreckliehen Unglück, welches durch die Verheerungen des Rheins, des Tessins und einiger ihrer Znflüsse in der

472 östlichen und südlichen Schweiz hereingebrochen, ins Wallis drang, da bemächtigte sich der Gemüther, welche seit der letzten Ueberschwemmung kaum etwas freier aufathmeten, anss Reue Angst und Bangen. Die Befürchtung neuen ^schwere^n Unheils zögerte nicht, sich als gegründet zn erweisen.^ Dureh eine Depesche des Kantonsingenienrs wurde ich zum dritten

Mal ins Wallis besehieden und folgte - auf Jhre Weisung - diesmal den. Rufe mit um fo grösserer Besorgniss, da ich den Znstand der durch die vorausgegangene Ueberschwemmung hart mitgenommenen geöffneten Wnhren kannte. Von Herrn Venetz begleitet, begab ich mich an Ort und Stelle, um die nöthige Jnspektion vorzunehmen.

Diesmal war es nieht die Visp.^, welche die meiste Besorgniss erregte, obgleich sie, wie auch die Saltine und die Gamsen, ziemlieh hoch ging . die Haupt.^uelle des Unglücks war vielmehr das Gomserthal. Von Vispa.h auswärts hatte sieh unter fortwährendem Blitzen zwei Tage lang ein heftiges Gewitter über diese legend entladen, dessen Hauptsitz in der Rahe des Rnseneupasses gewesen zu sein scheint. Das meiste Wasser lieferte der oberste Theil der Rhone, der Gerenbach, der Blinnenbach und der Binnenbach. Entgegen der^ oft geltend gemachten Behauptung, als ob das ungewöhnlich rasche Schmelzen der Gletscher bei warmem Regen jeweilen die Hauptursaehe der Ueberschwemmungen sei, muss hier die Thatsaehe konstatirt werden, dass in der Rahe dieser so hoch angeschwollenen Bäche sieh so zu sagen keine Gletscher besiuden, so dass also nur der massenhafte, zwei Tage andauernde Regen, welcher den vom Föhnwind aus Jtalien hergetriebenen Gewitterwolken entströmte^ das Ansehwellen der Gewässer und somit die Uebersehwemmung verursacht haben kann. Dass der in diesem Theil des Kantons gesallene Regen weit reichlicher gewesen sein muss, als der im Gebiete der Vispe, lässt sich schon daraus schliessen, dass die fläche. welche diese ungeheure Wassermeuge sammelte, uur 553,6 Quadratkilometer oder 24 ....^uadratstunden misst, somit volle 10 .^...uadratstunden kleiner ist.

Schon an der Brücke von Oberwald bei der Einmündung des Gerenbaches hatte die Rhone eine Höhe von 10^ über dem Riederwasserstand erreicht und in Kestiholz oberhalb Mörell beobachtete man eine Höhe von 16 bis 18 Fnss. Kein Wunder also, dass sie nach ihrer Vereinignug mit der etwas angeschwollenen Massa oberhalb W.^ssensand ..und Raters die kultivirte Fläche verheerte.

Dass die Rhone allein die Uebersch.vemmung vom Oktober verursachte, erhellt ans der Thatsaehe, dass ihre Wassermasse uach ihrer Ver-

einigung mit der Vispe eben so gross war, als am 17. Angnst, obgleich

das Hochwasser der letztern bedeutend^ uiedriger stand, als an jenem Unglückstage. Ans den Messungen an der Brücke von Sitten stellt sieh

473.

heraus, dass hier das Hochwasser um 3^ niedriger war, als dasjenige pom 17. August, was daher kommt, dass das dem Gewitterregen aus..

gesetzte Gebiet in dem oberhalb Vispach gelegenen linksseitigen Kantonstheil zu suchen ist, während die übrigen Wildbäche eine ..^enig grossere Wassermenge als gewohnlieh führten.

Diesmal stand die Strasse schon von Tnrtman ^an bis Gross^en in der Rahe der Vispe mit Ausnahme weniger Stellen unter Wasser, io^dass ^wischen Turtmau und Kreuzstadel, wo das Wasser jedoch nur.

zwei Tage blieb, die Beschotterung ganz weggespült war und man aus der blossen Vorlage sahren musste. Auch die Strasse zwischen Roller und Gross-E^en war, wenn auch nur zwei Tage lang, überschwemmt und stellenweise abgespült, die Strecke zwischen Kreuzstadel und Gol.ler dagegen blieb noeh 4 weitere Tage unter Wasser. Da die Bresche aus den.. linken I.l^.r zn oberst in der Gemeinde Raron das meiste Wasser gab und der Thalweg sich am Fusse des liukseitigen Bergabhanges hinzieht, so ergoss sieh die W.^ssermasse über die Strasse, stromte bei Turtig vorbei, uni nochmals am Bergabhauge sich über die Strasse zu werfen, bei Kreuzstadel wieder gegen die Rhone zu wenden und bei .^chn^drigen sich mit derselben zu vereinigen. Durch dieses ^in- und Hersliessen über die Strasse wurde diese nicht nur abgespült, sondern auch der Strasseukorper selbst angegriffen und die Randsteine weggerissen.

Der eigentliche Schauplatz der Verheerung war aber nicht hier ; denn der angeführte Schaden ist nur als eine Verschlimmerung des früher geschehenen ^n betrachten. das obere Rhonethal von Vispach ..l.h war diesmal vorzüglich der Verwüstung .ausgesetzt, die sux die ärmern Gemeinden in einer surchtbaren Grosse austrat.

Von jenem Flecken an bis ^ur Ritti^Kapelle stand die ^auptstrasse in einer ^änge von 8000 ^uss vollständig unter Wasser. ^ie war so verschlammt, dass man. anch nach nach dem fallen des Wassers dieselbe nicht ohne Gesahr, stecken zu bleiben, passireu konnte. Der schlimmste u^.d . am schwierigsten zu passireude Vunkt war vis^a-vis von Salden, wo mau sieh geuotl^igt .sah, iu dem Bergabhaug eiue neue ^trasse anzulegen. Aueh die Gamsen hatte wieder die Strasse beschädigt.

Zwischen den Ortschaften Gamsen und Gl.^ss staud die Strasse auf eine.r Strecke von 3l)00 ^uss un.er Wasser, welches hier eine so starke ^tromung hatt.^, dass die Beschotterung weggewasehen wurde.

Dieses Wasser lieserte jedoch nicht di^e Rhone, sondern die Saltine.

Ju Brieg habe ich die gleichen Beschädigungen getroffen, wie bei der letzten ...Besichtigung, mit dem Unterschied jedoch, dass im Hauptthal noch mel^r Geschiebe vom obern Theil der Rnfe weggeschwemmt und auf dem untern abgelagert, insbesondere auch der Kanal noeh mehr zugesüllt worden war.

474 ^ Das Bett der Saltine war an ihrer Einmündung sosehr angeschwemmt, dass es die alten linksseitigen Ufermauern überragte. Jnsolge dessen trat das Wasser hier ans, verwüstete einen Theil der schönsten

Wiesen und Felder, floss 4000 Fnss lang parallel mit der Rhone, ergoss

sich zweimal über die Strasse und vereinigte sich erst unterhalb der .^rtschast Gamsen mit der Rhone.

An der Brücke von Raters trat die Rhone ans ihrem rechten Ufer ans, überschwemmte die Furkastrasse und beschädigte die alten Manern.

Wenn man nicht die Erhöhung der obern Thalsperre vornimmt und weiter oben eine neue anlegt, wenn serner mit der Einengung der Saltine nur stückweise sorigefahren wird, wie bisher, so se^t man den Flecken Brieg Deiner weit verhangnissvoliern Katastrophe aus, als Vispach sie am 17. August erlitten hat.

Z.^leieh muß aber auch die Rhone bei der Einmündung des Wildbaehes versichert werden. Will man ökonomisch zu Werke gehen, so müssen diese Arbeiten auf einmal und mit mogliehster Beförderung vorgekommen werden , denn bei längerer Verschie^ bung müssen die Kosten für die Gemeinden und Konsorten immer grosser werden, indem man genothigt sein wird, von Jahr zu Jahr tiefere Fnudationen anszugraben und das Bett auszuräumen. Die neue eiserne Brücke über die Saltine darf nicht aufgeschlagen werden, bevor der Kanal sich ausgebildet hat, soust konnte sie leicht grosser.. Schaden veranlassen.

^ Von Brieg bis Ga.nsen hat die Rhone ein Gesälle von 3 .^..

von hier bis Lal.den aber nur 2 ^. Ausser diesem s.h.vä.her.. Gesälle ist hier ihr Bett zwischen der Strasse und den rechtsseitigen schwachen Dämmen sehr breit, wesshalb sie ans dieser Strecke, wie dies am 17.

August wahrgenommen wurde, gern ihr Geschiebe ablagert und beim Hochwasser von.^ 3. Oktober bis zur Einmündung der Vispe oberhalb Baltsehieder für die schwachen Arbeiten einen so verheerenden Eharakter annahm.

Die Gemeinde Briegerbad erlrtt in ihren Dämmen aus dem rechten User eine Menge. kleiner Durehbrüche, durch welche ihre sämmtliehen Wiesen und Felder überschwemmt und zum Theil versandet wurden ,

überdies hat die Rl^one die Ab^ngskanäte beinahe vollständig vernichtet.

An den Gebäuden in dieser G^n.einde konnte deutlich wahrgenommen werden, dass das Hochwasser vom 3. ^ttober 31/2.^ hoher war, als

dasjenige von 1860.

Aus dem linken Ufer dnrehbrach die Rhone in der Gemeinde Ehholz die alten Wulfen an 3 verschiedenen Stellen in Deiner Gesamtlänge von^780 Fuss. Die oberste Bresche etwas oberhalb der Ritti^Kapelle hat zur Folge, dass^ beinahe das ganze Territorium dieser Gemeinde aus

^

475

wenigstens zwei Jahre so vollständig verheert wurde, dass weder Wege

noch Abzugskanäle mehr sichtbar sind.

Jn der Gemeinde Lalden entstanden in den alten .Arbeiten auf dem rechten User in unmittelbarer Rahe der neuen zwei kleine Einbrüche von zusammen 210 Fuss. und zu unterst ein dritter^ ebensalls in alten.

Arbeiten von 400 ^uss. Der Schaden an neuen Wuhren ist unbedeutend und kann mit höchstens Fr. 300 wieder gut gemacht werden. ex entstand dadurch, dass die Vslafterung der Boschung nicht fertig war.

Ausser dem Schaden an den Wuhren wurde auch die Brücke der Gemeinde

stark beschädigt.

Gemeinde Vispach. Jn der starken Eurpe zwischen der Saldenbrücke und den neuen Arbeiten wurden die ganz schwachen Dämme in einer Länge von 8..)0 Fuss weggeschwemmt. Unterhalb der neuen Arbeiten entstand ein oberflächlicher Einbruch von 200 Fuss.

Diese vielen Breschen so nahe bei einander leisten den Beweis, dass das Wasser, sei es insolge seiner ausserordeutlichen Hohe, sei es

durch die Auffülluug des zu breiteu Flussbettes, die Wuhren ^. gleicher

Zeit überschritt , da diese nur aus schwachen Dämmen gestanden, so konnten sich die Breschen so sehr erweitern.

Aus den Einbrüchen in der Gemeinde ^E^holz wie auch aus den^ jenigen untenher der Brücke von Lalden drang das Wasser bis in die Häuser von Vispach, nahm seinen Laus in einiger Entfernung der Rhone und parallel mit ihr, um dann bei der obern Brücke von Baltschiedex in dieselbe einzumünden.

Wäre in Vispach nicht das Unglück vom 17. August porausgegangeu, so würde dasjeuige vom 3. Oktober weit verderblicher ausgetreten und so gravireud geworden sein, dass der tiefer gelegene Theil des ^leckens nicht mehr bewohnbar. gewesen wäre. Rieht die Felder, sondern der Blecken selbst wäre versumpft, indem sich hier der tiesste^ Vunkt gebildet hätte, wo das angesammelte Wasser sitzen geblieben wäre.

Dadurch nun, dass die Vispe einen Eonus bildete, wurde der tiefste Vuukt.mit dem Thalgefälle der Rhone etwas weiter nach oben geschoben.

Durch diese letzte Uebersehwemmung muss übrigeus die Ortschaft zur Ueberzeugung gelangt seiu, dass sie die Rhoneeindämmung mit Ausbietuug aller fräste betreiben muss, wenn sie nicht srüher oder später das Rhonewasser wieder vor ihren Schwellen haben will.

Von den neuen Arbeiten untenher der Brücke von Lalden bis ober^

halb der Rittikapelle muss ein Durchstich gemacht werden. Es ist aus.

zwei Grüudeu notwendig, dass er während . der nächsten Baueampague ausgeführt werde : einmal weil ^nan den armen Gemeinden nicht ^umuthen kann, dass sie behuss Schliessung der vielen und laugen Breschen kostspielige provisorische Arbeiten machen, wosür sie weder vom Danton

4^ noch von. Bunde eine Unterstützung bekäme, sodann weil die Rhone unbedingt eingeengt und gerade gelegt werden muss, damit sie ihre nor....ale Tiese annehme und nicht so gefahrdrohend dahinfliesse. wie bisher, wo sie mit ihrem Hochwasser unmittelbar an der Kautonsstrasse 8 Fuss

hoher steht als diese selbst.

Diese grossere Arbeit wird einen beträchtlichen Theil des Jahresbudgets in Anspruch nehmen und dem Kanton um so schwerer fallen, weil e... laut Gesetz an diesen Durchstich einen Dritttheil zu bezahlen hat.

Der Einbruch vom 17. August aus dem linken User der Gemeinde Raron erweiterte sieh bis aus 480 ^..ss, trotzdem die Gemeinde dieselbe mit Faschinenholz und Stein geschlossen hatte. Diese bedeutende Erweiterung ist .wie die ursprüngliche Bresehe besonders dem aus dem gegenübexliegenden User sich in schräger Richtung dem Strom entgegensetzenden Weissgeplätt zuzuschreiben. Wenn Raron gegen fernere Einbrüche geschützt werden soll, so muss die Korrektion der Rhone unterhalb dieses ^elsens von der Gemeinde Baltsehieder ohne Aufschub an die Hand genommen werden, denn wenn auch jene Bresche geschlossen wird, so

bleibt die Stelle doch fortwährend dem Anprall der Strom....g ausgesetzt.

Anch der Einbrach ans dem rechten User unterhalb der Brücke hat sich erweitert. Au dieser Stelle ersolgte schon im Jahr 186l^ ei.. Einbrneh, weil die Arbeiten damals noch sehwach und unvollendet waren.

Dass diese Einbrüche jedesmal beträchtliche Dimensionen annehmen, ist dem Umstand zuzusehreiben, dass die Ufer hier eiuen Wickel bilden und so das Wasser von der linken nach der rechten Seite geleitet wird.

Man hat das linke User aus Oekonomie so belassen. es wäre aber gewiss weit ökonomischer gewesen, die Brücke zu verlängern und den Winkel ^n korrigiren. Wahrend der Ueberschwemmung vom 3. Oktober war zudem an dieser Brücke eine grossere Stannng zu bemerken als sonst, indem das Wasser oberhalb der Brücke über die Krone der Arriereborde sloss, während es unterhalb derselben in den Dämmen blieb.

Der Eiubrueh von Riedergestelen blieb auf vollig gleichem ^tadium wie am 17. Angust. Dnrch das hinter den Wuhren sliesseude Wasser haben die Arriereborde stark gelitten.

Jn den Konsorten Schnvdrigen haben steh die Breschen vom 17.

August etwas erweitert , der Schaden ist jedoch nicht von Belang.

Ebenso haben auch die Einbrüche in der Gemeinde ^teg eine ErWeiterung erlitten, die indessen nur oberflächlich ist und die ^undationen nicht angegriffen hat. Auch die Arriereborde sind aus der Rückseite etwas

beschädigt worden.

.Bevor ich mit der Auszählnug des Schadens sortfahre, sei hier die Thatsache konstatirt, dass das Riveau des Hochwassers vom 3. Oktober an der Gampelbrücke hoher war, als das vom 17. Angnst. Der

477 hochliegende Strassenpunkt blieb kaum aus 60 Fuss verschont und wurde rechts und links rein abgespült oder mit Sand angeschwemmt, während im August kein Wasser dorthin kam, obgleich an der Einmündung der Vispe das Hochwasser die n ä m l i c h e H o h e erreicht hatte, wie am 17.

August und v^on da bis zur Gampelbrücke nur kleine Bäche sich in die Rhone ergiessen. Die ausfallende Höhe des Wasserniveaus an dieser Brücke kann also nur eiuer Stauung zugesehrieben werden.

Jn der Gemeinde Turtman sind in der Rähe der Gampelbrücke an 3 Stellen unbedeutende Beschädigungen am alten Arrierebord zu notiren.

Beiläufig mache ich hier daraus aufmerksam, dass das Leukerfeld ansängt ^u versumpsen. Die Rhone, gestaut durch das enorme Geschiebe

des Jllgrabens, hat hier weniger Zug und erhöht desshalb ihr Bett,

zudem wird das Feld, dessen Boden aus leichter Allnvion besteht, von einer Menge Binnenwasser dnrchsurchl^und zwar ost bis zu einer Tiefe von 10 Fnss, so dass die Eigentümer g^.nöthigt sind, weitern Verheerungen durch steinerne Sperren vorzubeugen. Wenn diese schonen ^eldex nicht vollends zu Grunde gehen sollen, so muss als einziges Rettungsmittel der grosse Durchstich an die Hand genommen werden, welcher ^ie Rhone in den Thalweg leiten wird.

Die neuen Arbeiten von Ehippis bis unterhalb .....oes haben sich auch bei dieser Ueberschwemmnng in einer Strecke von 3 Viertelstunden vorzüglich bewährt. Die noch ^letztes Frühjahr unterhalb Roes besindliehen Kiesbänke, ans die ich schon oben aufmerksam gemacht, wurden in die 10,000 ^uss weiter unten befindliche Erweiterung an der Granetschbrücke vorgeschoben. Jnfolge dessen hat sieh das Rhonebett auf dieser Strecke vertief und daher die alten Barallelwuhren der landwirthschastlichen Gesellschaft, welche nicht mit Sporren versichert siud, theilweife unterspült und in denselben Breschen verursacht, was jedenfalls bei den drei obern Einbrüchen der ^all ist, während der vierte, weiter unten gelegene, eher durch Ueberfluthung entstanden zu sein scheint. Aus der ganzen Länge war der Damm zu niedrig, die Erhohung desselben je-

doeh in der Anssührung begriffen. So lange die Rhone längs der

Kantonsstrasse hinfloss und das Flussbett nicht aus die normale Breite eingeengt war, haben diese schon äitern Arbeiten gehalten, jetzt scheinen sie aber nicht mehr solio genng zu fein. Man wird daher nicht vermeiden können, dieselben durch Sporren zu schützen, indem sie die ganze Wassermasse an sich ziehen und ein unregelmässiges Bett verursachen.

Roes gegenüber haben einige Sporren stark gelitten, sei es durch Anprallen des dahergeschwen.mten Holdes, sei es durch den von den Kiesbänken herrührenden unregelmässigen Strom.

478

^

Der Einbruch in der Gemeinde Granetsch (Granges) vom 24. Juli ist gleich geblieben, zu diesem hat sich ohne grossern Schaden noch ein

zweiter gebildet.

Von hier bis an die Licerne, Gemeinde Ardon, haben sieh sämmtliche Arbeiten aus beiden Ufern in einer Länge von 3 Stunden tresslich bewährt, so dass also auch hier durch die Eindämmung der 4 legten Jahre bereits ein schoner Ersolg erzielt wurde. An einigen Stellen hat nur eine kaum nennenswerlhe Uebersluthung der alten Arriereborde stattgesuuden.

Jn der Gemeinde Ardon hat die Rhone an zwei ..ahe bei einander liegenden Stellen die alten Arriereborde durchbrocheu und die Kartoffel- und Maissetder verwüstet , der Schaden an Arbeiten ist jedoch nur unbedeutend.

Die geringen Beschädigungen in den Gemeinden Ehamoson und Riddes sind zum gewohnlichen Unterhalt zu rechnen.

Jn der Gemeinde Lehtron war der ...^uerdamm, welcher die Arbeiten mit dem Schuttkegel der Losenze verbindet, beschädigt worden und das aus der Rückseite der Arbeiten eindringende Wasser griff nun die Erddämme an.

Der Gemeinde Saillou wurden an ihrer obern Grenze die alten aus Faschinenhol^ und Steinwurs bestehenden Sporren beschädigt. auch verlor sie einigen .^teinwurs. Seit mehrern Jahren war die Gemeinde von den Kantonsteehnikexn gemahnt worden , diese Sporren nach den vorgeschriebenen Rormalien umzuarbeiten, indem das längere Zeit ausser Wasser befindliehe. Fasehinenholz versaulte und keinen Widerstand mehr leistete. Da diese Arbeiten aber einige Hochwasser ausgehalten hatten, so war die Gemeinde nieht zu bewegen , die Umarbeitnng derselben in Angriff zu nehmen.

Von der Brücke der Gemeinde Raillon abwärts si^d die Wnhren unversehrt geblieben.

Jn der Gemeinde Sa^.on hat die Querverbindung zwischen den alten und neuen Arbeiten stark gelitten , wodurch auch die Erdarbeiten der Hinterborde auf der Rückseite ^angegrissen wurden.

Wieder in ^nlh.., dem untern ^Grenzort der Verheerungen, angelaugt , habe ich zu dem bei den srühern Ueberschwemmungen Gesagten nichts weiter beizusügen, als dass das Hochwasser vom 3. Oktober den Einbruch in den neuen Arbeiten , so wie auch die Breschen in den alten erweiterte und die im August ans der Rückseite angegrifsenen Arriereborde noch Reiter beschädigte.

Wenn man strenge sein wollte, so würde man wohl in jeder Gemeinde einzelne, geringere Beschädigungen sieden. Diese werden aber

^

479

immer vorkommen ^und fallendem ganz gewöhnlichen Unterhalt anheim.

Auf der ganzen Strecke von Siders bis zum See, also in einer Länge von 18 Stunden, wo die meisten neuen Arbeiten ausgeführt wurden, ist die Bresche von Fnll.^ die einige Stelle, wo die Wuhren erheblichen Schaden gelitten haben.

Da dieser Rapport sieh bis dahin hauptsächlich mit denjenigen Arbeiten befasst., welche mit Hülfe des Bundesbeitrags ausgeführt werden, so bleibt mir noch übrig, einen Blick aus den obern Theil der Rhoue im Gomserthal zu werfen. . Der hier an neuen Arbeiten verursachte ^Schaden ist indessen so minim, dass er kaum in Betracht kommt.

Der Schaden am Reckingenbach ist genügeud geschäht, wenn man Fr. 200 annimmt. Weiter unten bei Kestih^lz, oberhalb Mörell, wurde die Rho.^emauer in einer Länge von 30.^ unterwühlt, was et^a zu ^r. 300 augeschlagen werden kann. Dies der sämmtliche Sehaden an neuen .Arbeiten. An alten Wuhren indessen sind bedeutendere Verheerungen vorgekommen. Am Gerenbach wurde ein 300^ langes Stück Barallelwuhr nebst ^ einer Brücke zerstort. Auch die Gemeinden Münster, Selkingen und Glurigeu haben grossere Strecken .Wuhrarbeiten eingebüsst.

Endlich wurden auch im Vispe- , .Lotsehen- und Bagnethal durch das Hoehwasser vom 17. August grossere Arbeiten ^erstort.

Zum Zwecke einer klaren Uebersicht über die Grosse des sämmtliehen Schadens sowohl an Wasserbauten , als auch an Strassen und

Brücken im Kanton Wallis gebe ich folgende 3 Tabellen :

1) Beschädigungen im Rhonethal.

Rur die in der zweiten und vierten Kolonne dieser Tabelle ver-

zeichneten Arbeiten sind mit Hülse des Bundesbeitrags ausgesülzt worden, die erste und dritte Kolonne betreffen alte Schwache Wuhren,

die sä.umtlich vor 1862 bestanden.

2) Beschädigungen in den Seitenthälern.

.^ier find keine beschädigte Arbeiten zu^notiren, die mit Hülse des Bundes ausgesührt wären.

3) Tabelle des^ Sehadens an Strassen und Brücken

des Staats.

480

A. Beschädigungen .

An Wildbäehen

^

Rr. ^ Rame der gemeinden und Gesellschaften.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 l4 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 2..)

Gemeinde Unterwasser ,,

Münster

,,

Reckinaen .

,,

Glurigen

.

.

.

.

.

.

Biel^

.

.

.

.

.

.

,,

Selkingen

.

.

. . . . .

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

Briegerbad .

.

.

.

.

.

,,

Lalden

.

.

.

.

.

.

Visvach

.

.

.

.

.

Baltsehieder

.

.

.

Gampel

.

.

Granges

.

.

.

.

. .

9,450

.

.

.

.

.

.

Turtman .,

. . . . .

Raron .

.

.

Rieder-Gesteleu . . .

Sehnydrigen . . . .

Steg . . . .

. Ebale..^

500 1,500

.

Epbol^

,,

^200

. .

..

, ,, Konsorten Gemeinde

^r.

.

,,

.,

^ 1,650

. . . . .

Raters

.

.

neue

. . . .

.^.^^ Glr.ss

.

alte

200 530

. .

.

.

.

.

.

.

.

.

.

Laudwirthschastliche Gesellschaft . .

Gemeinde Rendaz . . . . . .

,,

Ardon

.

,,

Le.^tron

.

. . . .

Saillon

.

.

Saxon

.

. . . .

,,

^ull...

.

.

^.

.

.

.

.

.

.

.

.

Zusammen

.

.

^

.

.

.

.

.

.

.

.

-

.

13,830

200

^iezu kommt noch sur Schaden in Gemeiude ., die hier nicht verzeich iet sind, die Summe von etwa Fr. 10,000, welche abe r dem gewoh .lichen Unterhalt anheimfällt. ^omit beträgt die Gesan^utsun^me des Schadens im Rhonethal ^r. 353,614.

48l im Rb^net.^al.

An der Rhone alte

neue

.^

.^r.

4,800 5,700 .4,500 .

^ .

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

^

^ .

.7,500

^^

.

^

-^-.

^ .

^

---

^--

6,300.

6,240 5,850 300 .. 13,200 1,440 12,600 3,300 9,300 .

.

.

.

.

.

-

---

.

2,000

^

7,600

.--.

2,840 1,550

.

-

.

^

Strassen. ^ leitung und ^ Kanäle.

.

.

.

^

.

360 . 840 ^ 600 . 300 2,000 .

Fr^

Fr^

768 .

.

.

.

-

.

.

.

^

200

-.-^

.

.

-

.

^^

.

.^^^

^ .

^

150 ^ .

.

.

.

.

.

-

.

.

.

-

---

4,920 440 864 500 .4,560. . 200 540 240 1,920 ^300 7,364 . 3,.916 .5,880 . 2,450 336 300 180.

720 ^ .75.

250 6,120 1,860 .

.

-

2,600 2,000 6,000 3,000 7,125^ 8,000 9,000 1,000 13,500 7,000 200 1,875 .

^

^

..

.

.

-

8,472 10,010 1,500 4,540 1,500 3,818

^

^

-

.

--^

.

.

^

7,020

^

-

3,000

.

-

^

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

-

.

.

.

^

.

^^

^

^-..

^ .

.

.

.

.

.

.

.

-

^^

.

.

.

^

^

^^

-

300

-

2,371 ^17,140 34,600 8,000 112,200 69,771 ^ 54,507 ^

Total.

^

^r.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

Wasser-

^

Brücken.

-.--

3,440 13,406

1,400 ^^ ^^ .

-

17,000 79,700

^r.

2,4l8 4,800 6,460 5,340 600 300 10,250 4,500 7,500 14,660 14,729 18,910 32,430 4,660 40,680 24,630 2,836 10,575 3,370 1,875 6,120 10,332 10,0l0 8,520 6,240 4,500 3,818 2,371 80,180 343,614

482 ....^ Beschädigungen Rame der gemeinde.

Rame des Wildbaches. .

Simplon.

Gemeinde Simpeln . . . . . .

.^rummbach.

Rr.

2 3 ^ 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

Gemeinde ,, ,, ., ,,

S aaser- Thal.

Saas^Fee . .

Saas-Allmagel .

Saas-Grund^. .

Saas^Balen . .

.

.

.

.

.

.

.

.

Eisten

.

.

.

.

.

.

.

St. Rikolaithal.

Gemeinde Täsch .

,.

St. Rikolaus

,,

Stalden-

.

^ ^

.,

Kippel Whler

.

.

.

.

.

.

.

^.

.

.

B a g n e t h a l.

.

.

.

.

Dranee.

Gemeinde Ehable . . . . . .

,, Bovernier . . . . .

,, Martign^Eombe

C. S c h a d e n au S t r a s s e n und W a s s e r b a u t e n des Staats.

^urkastrasse

.

.

Simplonstrasse

.

.

.

.

.

^trasse i m Hauptthal

.

.

Lonza.

.

.

Zusaunnen

1 2 3

Vispe.

. . . .

.

Lotschenthal.

Gemeinde Blatten . . . . . .

,,

. Vispe.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

. . . . .

Zusammen

483 in den Seitentbalern.

Haupt-

Reben-

eken.

Strafen.

Kanäle.

Fr.

Fr.

Fr.

---

-

Total.

Bach.

Fr.

Fr.

600 800 1,500 7,500 6,000 1,500 3,276 ^ 1,500

-

1,440 .

^

^

3,900 ---

8,724 ^.^

-

. 500 2,000 1,500 8,250 5,150 40,076

.

^^

-

---

800 .

.-^

2,800

^

.....

.

^ .

.

^

19,504

900

27,900 3,600 31,500

15,550 1,200 24,000 40,750

900

900 600 ^^

700

14,064

-

^--

^.

1,100 2,000 ^^

---

^ 5,200

---

5,000 8^866

-

-^

136

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.^^

520 400

.

^ .

.

^

^

-

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

2,t00 ^ 50

1,000

^

^^^

---

3,800 3,600 1,020

-^

10,420

^..^

---

-

^

Zusammenstellung.

A. Schaden im Rhonethal B.

,.

in Seitentälern

C..

,,

des

Staats

.

.

.

^

. . . . .

600 3,100 1,860 14,800 11,320 1,694 21,000 3,736 3,420 2,800 2,000 3,400 13,050 .^,150 5,000 92,930

---

.

80

780 360 4,680 1,020 144

Fr.

.

.

.

.

15,550 30,000 27,600 73,150 353.614

Fr.

. ^ ,, ,,

^2,....^

73,15l)

Total Fr. 519,694

484 Die Summe der Kolonnen 2 und 4, Tabelle A, für Arbeiten, die den Bundesb^eitrag genossen habend macht zusammen Fr. 69,971.

Wenn man pon dieser Summe den Schaden abzieht, welcher durch Beschädigung der Arriereborde auf der Rückseite entstanden ist und dessen Verzeichnis^ sich solgendermassen gestaltet : Gemeinde Riedergestelen . . . . . Fr. 4,050

,,

Steg .

^tron Sax^on .

Full^ .

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

. ,, 2,100 . ^ 3,000 . ,, 2,371 . ., 22,600

zusammen

Fr. 34,121

so bleiben als Summe des Sehadens sür die Einbrüche Fr. 35,850.

Da bis je^im Ganzen Fr. 3,100,000 für neue Arbeiten ausgegeben wurden , so macht der Gesammtsehaden 21/2o ^ dieser Summe aus, wovon etwas mehr als 1 .^ aus die Einbrüche kommen. Bedenkt man, dass die Wuhren ein dreimaliges, aufeinanderfolgendes ausserordentliches Hochwasser zu bestehen hatten, so muss dieser Schaden als ein ganz minimer erseheinen.

Es mag hier am Bla^e sein, wiederholt zu konstatiren, dass die Einbrüche in neuen Arbeiten nirgends bis in die Fundationen griffen, und dass die Rhone , bevor sie sich aus ihren Riederwasserstand ^urückzog, schon wieder iu ihrem Bette floss.

Da man die Ursachen der Breschen, namentlich im Distrikt Raron, pon Baltsehieder bis zur Gampelbrücke, genau keunt, so wird es hoffentlich Niemandem ei^.^llen , dieselben dem augewandten ^stem ^ur ^ast zu legen. Gegen außerordentliche Katastrophen , wie Ausbrüehe von Eisseeu, Gletscherbrüche, Wolkenbrnche oder solche .uie erlebte Gewitterregen , wie sie sieh im August und Oktober über mehrere Gegenden der Schweiz ergossen , gibt es eben keine Korrektionsbauten.

Dass man im Wallis das grosste Vertrauen in das zur Anwendung gekommene Wuhrs^stem se^t, beweist ^nter Anderm der Eifer, .womit die Gemeinden des Rhonethales, mit Ausnahme einiger ganz verarmter, auch während der nächsten Baneampagne ^die Arbeiten sortzusel^.n ge.willt sind. Wären sie von der Zweckmässigkeit und dem günstigeu Erfolg derselben nieht so entschieden überzeugt , so würde ein solcher Eiser kaum denkbar sein.

.nrfacheu der ne.^erfchwel.nmuu^en.

Es mag im Juteresse der Klarheit und Uebersiehtliehkeit uicht überflüssig sein, das über die Ursaeheu der Ueberschw^mmungen in vorstehendem Berieht zerstreut Mitgetheilte hier mit einigen Ergänzungen noch-

485 mal... zusammenzustellen. ^u diesem Brosil voraus.

(dasselbe liegt bei den Akten.)

Zwecke

sende

ich beiliegendes

Das schnelle Steigen der Rhone im Mai bis aus 9,.^, sowie auch dasjenige .von Ende Juni mit 10^ Hohe ist rein und einzig dem raschen Schmelzen des massenhaften Schnees in den Seitenthäl^.n durch die äusserst warme Temperatur zuzuschreiben. Das ansserordeutliche Hochwasser vom 24. Juli mit 11.,.^ hat seine Ursache ebensalls in dem Schmelzen des hoher liegenden Schnees und der Gletscher durch die herrschende tropische Hi^e und den mehrere Tage anhaltenden Fohn.

Dass der Regen , der hin und .wieder gefallen sein mag , wessen man sich aber im Thale nicht erinnern will, bei diesem Hochwasser sehr wenig oder gar nicht mitgewirkt, geht aus der langern Dauer desselben und dem darüber angenommenen profile deutlich hervor, abgesehen von der Unwahrscheinlichkeit , dass ein in den Seitentälern 10 o.^er 14 Tag.. anhaltender Reg^n nicht auch im Hauptthal.. bemerkt worden sein sollte ^ anch die Abnahme der Gletscher, welche sowohl aus der Rord-,

als auch aus der Südseite beobachtet wurde, bestätigt dies.

Ans dem^ obeu gegebeneu ^rosile ist zu erseheu , dass alle Ueberschwemm^ugeu , welche aus heftigeu Regeugüssen entstehen , sehnell ansteigende Linien bilden , längere oder kürzere ^eit anhalten und dann eben so schnell wieder fallen, während die vom Schmelzen des Schnees und der Gletscher herrührenden langsamer ansteigen , nach längerer Dauer^ auch allmälig wieder fallen, und so eine mehr abgerundete ^igur

bilden.

Die dieses Jahr angestellten Beobachtungen haben nachgewiesen, d.^ die Rhone beim schonsten Wetter nicht nur ihren hochst angenommenen Wasserstand erreicht, sondern denselben um 1^ 6^ überschritten haf, so dass also feststeht, dass nichts Anderes die Ursache der Ueberschwemmung vom 24. Juli sein kann, als das Schmelzen der Gletscher.

Das Ho^hwasser vom 17. August kam ans den.. Baguethal, hanpt^ sächlich ^ aber von. Monterosa , Monte^noro und Simplon. Dass die Rl^oue nach der Ueberschwemmnng vo^n Juli bis 16. Angust beim sehonsten Wetter eine mittlere Hol^.e von .)^ über dem ^ullpuukt be^

hielt, beweist, dass die Gletscher dieses Wasser geliesert haben. Ru

erfolgte vom 16. bis l 7. August eiu starkes Gewitter, währeud dessen^ Dauer es in eiuigeu Gegendeu volle .) Stunden in ^tromen regnete und hagelte. Jm Visperthal, wo die Wassermasse und die dnrch dieselbe verursachten Verheerungen am grossten waren, blieben die über ^Racht gefallenen Schlosseu von 8000^ au auswärts liegeu. Die Behauptnng der ob.^ru Thalbewohuer , dass der sehr hoch angeschwollene Bach, der die tieser liegenden Gelände bereits übersehet.., um 9 Uhr Morgens auf eiuu.al schneller , um nicht zu fageu plo^lich , gestiegen

Bundesblatt. Jahrg. XXI. Bd. I.

37

486

^

fei, stimmt ganz mit den Aussagen unten im Thale überein, dass das Hochwassex nach 1 Uhr die hochste Hohe erreicht habe. Die Meinung geht dahin, dass dieses plötzli^e Anschwellen des Flnsses, nachdem sich das Wetter bereits wieder aufgehellt hatte, dem schnellen Schmelzen der den Boden noch immer fnsshoch bedeckenden Schlossen durch den Fohn zuzuschreiben sei. Dass aber ausserdem noch eine andere Ursache mitgewirkt ha^en mag, ist aus den Aussagen der Bewohner des Saasthales zu entnehmen. Diesen ^ufolge schwoll während des Gewitters der mehrsach erwähnte Mattmarksee zu beträchtlicher Hohe an.

Dem vermehrten Wassere.uautnm wurde aber der Absluss durch den Allalin-

gletscher von diesem selbst gesperrt, bis es sich am Morgen des 17.

August um 9 Uhr seiuen Kanal selber erweitert hatte und nun schneller und massenhafter abfloss. Die Hauptursache der Ueberhohnng der Vispe muss also ohne Zweifel in dem so lange andauernden Gewitterregen

liegen. Es ist jedoch nicht zu übersehen, dass die Gewässer 12 Tage

vor der Ueberschwemmung aus .^ über dem Rnllpunkt staudeu und erst durch das Gewitter aus l2,^ stiegen, so dass an.h diesmal das meiste Wasser durch die Gletscher geliefert wurde.

Da die Wasserverheernngen im August in der Rahe zahlreicher, sich an einander reihender Gletscher geschahen,^ so konnte leicht die Meinnng ansi.ommen, diese le^tern müßten bei solchen Katastrophen immer eine Hauptrolle spielen. Diese Meinung wird aber durch die Ueberschwemmnng vom 3. Oktober aus's Gründlichste widerlegt.

Das Gebiet derselben liegt nämlich an der obern Rhone von Morell aufwärts, wo sich weder in den links-, uoch in den rechtsseitigen Gebirgen grossere Gletscher finden, die ihren Abfluss der Rhone zusendeten. Weder^ der Abfluss des Viescher-, noch des Aletsehgletschers war zu einer erheblichen Hohe angeschwollen, so dass sie also nicht in Betracht kommen Tonnen.

Dass die Gletscher wenig oder .uichts zur Ueberschwemmuug beigetragen haben, geht auch daraus hervor, dass die Rhone vor dem Eintritt der^selben nur 3 ^uss über 0 ftaud und danu plo^lieh aus l 2^ 3^ stieg.

^Das ansserordeutliche Hoehwasser vo^u 3. Oktober ist also allein dem ^zwei Tage anhaltenden, dichten Gewitterregen zuzuschreiben. Auch diesmal kam die Hauptwassermasse von den südlich vom Hauptthal gelegeneu Alpen und wurde dnrch die an .denselben entspringenden ..^ildbäche ^der Rhone zugeführt. Diese stand, wie oben gesagt, anf 3^ über 0, .als die Regengüsse im Gomserthal dieselbe aus die .^ohe von 1..^ 3^ brachten, so dass diesmal dem Regen .^ 3^ und uur 3^ den gewohn-

lichen Ursachen znznschreibeu sind. Es beweist d^ies, ^velche Jntensität das

Gewitter haben musste , da es nur auf einer fläche von 553,6 ^uadratkilometer oder 24 ^uadratstunden hauste, während das den. Gewitter vom 17. August ausgese^te.. Gebiet eiueu Flächeninhalt von 780,08 ...Quadratkilometer oder 34 ..^uadratstunden hatte , somit volle 10 .^uadratstnnden grosser war. Die Saltine und die Gamsen standen

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bei beiden Ueberschwemmungeu aus gleicher Hohe, so dass sie beim ..^ergleich ausser Acht gelassen werden konnen.

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Aus diesen während der Uebersehwemmung und unmittelbar nachher an Ort und Stelle gesammelten Rotizen ergibt sieh folgendes Resüme : 1. Die erste und wesentlichste Ursache solch plo^licher und kolossaler Ueberschwemmungen sind die aus den vom Fohn.vind von Jtalien herbeigewehten Gewitterwolken in den Alpen sieh ergiessenden mafsenhaften Regen. Diese Ursache muss namentlich für das Rhonethal als massgebend bezeichnet werden.

2. Die meisten Uebersehwemmungen treten ein , wenn , nachdem durch lange anhaltende Sommerhi^e das Wasser einen bedeutend hohen Stand erreicht hat . kürzere , aber heftige Gewitter dasselbe auf eine aussergewohuliche Hohe bringen.

3. Endlich ist nicht zu laugnen, dass auch das Schmelzen der.

Gletscher infolge lang anhaltender, starker Sommerge ein längere Zeit andauerndes Hochwasser oder sogar eine Uebexsehwemmuug zn erzeugen vermag.

^ämmtliehe Angaben über die Wasserhohe wnrden an der Brücke von Bitten notirt.

Am 3. Oktober war das Hochwasser nur bis zur Einmündung der Vispe 3...^ hoher, unterhalb derselben gleich hoch und an der Gampel^.

brücke wegen der dortigen Stauung wieder hoher, als am 17. August, in Bitten dagegen 3^ niedriger, .vas, .vie schon gesagt, dem Eiufluss der Wildbäehe ^geschrieben werden muss.

Am 28. September war im Wallis die Rhone bis auf ^ 6^ über 0 g..stiegeu , am 1. ^ltober wieder 2^ gesunken und begann erst von da an wieder zu steigen.

Ausser den oben angeführten Ursachen übt auch das Geschiebe, welches die ^lüsse und Wildbäehe führen, einen nicht geringen .^influss auf die Ueberschwemmungen aus. Wie dieser Bericht nachgewiesen, muss die Hauptschuld des Unglücks in Vispach den. Gesehiebe Angeschrieben werden, welches sich in dem Bassin oberhalb der Brücke angesammelt hatte. Weitere Beweise sür obige Behauptung liefert das Rho..el.ett zwischen der Gamsen und der Balkenbrücke, an der Brücke von Granetsch und in der Gemeinde ^nll^. Dieses Geschiebe wird , soweit es aus

.^ies und Alluvion besteht, nicht mehr liegen bleiben und folglich nicht mehr gesährlich werden , sobald die Rhone vollständig eingedämmt sein wird, besonders wenn man j.^t schon sich nicht darauf beschränkt, nur vereinzelte Strecken einzudämmen, sondern längere, zusammenhängende Wahren baut. Das grobe Geschiebe dagegen wird immer gefürchtet werden müssen. Es sollte daher unter allen Umständen daraus .Bedacht

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genommen werden, dasselbe zu permindern, wenn nicht unschädlich zu machen. Durch das Geschiebe der Saltine wurde 1866 die Rhone gan^ versperrt und ihr Bett 12 bis 14^ über dem Riederwafserstand ausgefüllt. Dank den zwei Thalsperren, welche man poriges Jahr erstellte , hat sie dieses Jahr nicht mehr so grobes Geschiebe gebracht.

Dureh die .Lonza wurde die Rhone noch mehr an die ^elsen gedrängt und ihr Durchflussprosil um 162 Ouadratfuss verengert.

Auch die Drange brachte so viel Geschiebe, dass dadurch die Rhone gestaut wurde.

Was die Vispe anbelangt, so ist nicht abzusehen, ..^elch^ furchtbare Dimensioneu das Unglück in Vispach angenommen hätte, wenn der Fluss sein Geschiebe, statt es unmittelbar an dex Mauer liegen zu lassen, in die Rhone geführt hätte. Bei einer Katastrophe wird nämlich das Geschiebe von den Wildbächen vermoge ihres stärkern Gesälles dem .^.anptfluss weit schneller zugeführt , als dieser bei seinem sch.vächern Gefalle fortzuschaffen vermag, es muss sich daher wenigstens eine Zeitlang auhausen und die Rhone stauen, so dass die ^auswärts liegenden Strecken immer ein ausserordentliches Hoehwasfer zu gewärtigen haben. Diesem Uebelstand kann nun , wie die Ersahrungen im Wallis, namentlich an der Saltine, nachweisen, abgeholse^ werden und zwar durch Erstellung von Thalsperren, wesshalb mit allem Rachdruck daraus gedrungen werden muss, dass dieselben, wenn moglieh, vor Allem aus und in genügender Anzahl erbaut werden.

Diesen Beobachtungen und Erfahrungen erlauben Sie mir noch einige Betrachtungen beizufügen über die Ursachen , wesshalb das Geschiebe so massenhaft herunterkommt.

Jch ha^be bereits in meinen^ Rapport von 1867 ausführlicher nachgewiesen, woher es kommt, dass die Moränen und Schuttkegel je^t weit mehr Geschiebe liefern als früher, nämlich weil das grosse Material, das sich am ^usse jedes Kegels befand, nach und nach fortgeschafft wurde, so dass der Schutt mehr dem Angriff des Wassers ausgesät war und die Abrutsehungen immer grosses werden mussten. Dieser Thatsache habe ich noch beizufügen , dass wenigstens im Wallis die allzu^ahlreiehe Bevolkerung der Gebirge eine der wesentlichern Ursachen ist, dass die Seitenzuflüsse je^t mehr Geschiebe herunterführen als früher. Diese zahlreiche Bevölkerung, die den Boden in immer weiterm Umsauge ausackert und jeden kleineu ^leck,
der urbar gemacht werden kann, zur Vflanzung von Getreide, Kartoffeln ^. benn^t, lockert auf diese Weise deu früher durch Wald oder eine dichte Rasendecke geschützten Boden immer mehr auf und gibt denselben den Einwirkuugen des Frostes und der Gewitterregen preis , das Wasser dringt in den je^t lockern Boden ein und schwemmt die Ackerkrume allmälig in die Tiese. Die nämliche Bevolkerung , die sür ihren ^iehstand nicht genug ^trene hat, beraubt aneh den Waldbodeu seiner natürlichen Düugung durch Sammeln der abge-

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sallenen Radeln. Durch diese Abräumung wird den^Bflan^en der natürliche Schut^ gegen die Kalte entzogen, so dass der Boden immer mehr verarmen muss. Er entbehrt damit ^ugleieh des nothigen Bindemittel^ und liefert daher mehr Geschiebe. Die Alpenwälder selbst werden von diesen Bergbewohnern für Bauten , Einzäunung und zum Hausbedarf immer mehr gelichtet und abgeholzt. Wenn. sich diese Bevölkerung im Thale ansiedelte, so würde sie sieh jedenfalls mehr an die tieserliegenden, unter der Eontrole des Staats stehenden Waldungen halten. Zu all diesen Uebelständen kommt noeh der Weidgang. Ziegen und Schafe werden im Herbst so lange als moglich auf die Weide getrieben. Da diese Thiere aber in so vorgerückter Jahreszeit aus den abgenagten Bergwiesen keine genügende Rahrung mehr finden, so halten sie sich an

die Schosslinge d.er Sträucher. Weit naehtheiliger noeh ist dieses Wei-

den im Frühjahr , wo der Mangel an Stallsutter die .Leute nothigt, viel zu früh damit zu begiunen.

Dass die Seitenthäler im Wallis erst seit einigen Generationen so stark bevolkert sind , geht daraus hervor , dass in vielen Weilern und kleinern Ortschaften nur zu^ei oder drei Gesehleehtsnamen vorkommen oder wenigstens sehr zahlreich sind, während andere, später eingewanderte, nur wenige Glieder zählen. Bei einer weniger zahlreichen Bevolkeruug musste auch in weit geringerm Masse als heute das Bedürsniss vorhanden sein , den Boden in oben beschriebener Weise auszubeuten, dadurch ^u desseu Verarmung beizutragen und ihn so den Rutschungen und andern uachtheiligeu Folgen auszusehen.

Jch halte dafür, dass auch diesen.. Uebelstaude durch die Eindämmung der Rhone zum Theil abgeholfen werden wird. Jst nämlich einmal durch diese der Tl^alboden gegen die Rhone gesichert und kultnrsähig gemacht , so wird sich jene Bergbevolkeruug nicht in dem bisherigeu Masse ausdehnen , sondern sich eher im Thale ansiedeln. Diese wichtige Angelegenheit sollte man aber nicht sieh selbst überlassen , die hohe Regierung sollte hiezu mogliehst .^.and bieten und durch geeignete Bestimmungen dahin zu Dirken suchen, dass dieses wirklich geschehe, bevor das Uebel noch weiter um sieh gegrissen hat. Zur Forderung dieses Zweckes sollten insbesondere Abzngskanäle erstellt werden. .Sobald eine Strecke eingedämmt ist, sollten die Gemeinden oder Korporationen Allem aufbieten, solche herznstellen, damit sie ihren Boden um so bälder ver^ werthen konnten. Die Tit. Regierung aber sollte die Gemeinden in der Weise uuterstül^en , dass sie ilmen gut ausgearbeitete Bläue in die

Hände gäbe.

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Jch wollte in Vorstehendem nur eiuige Andeutungen geben und werde in einem später^ Berieht Gelegenheit ergreisen mich über diesen wichtigen Gegenstand ausführlicher auszusprechen.

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Schließlich lasse ich ein Verzeichniss derjenigen Arbeiten folgen, welche durch die Ueberschwemmungen nothig geworden sind.

1) Vollständige Eindämmung der Saltine sammt Ausgrabung des Rhonekanals, sowie Erhohung der obersten Thalsperre und u.enn moglieh Erstellung einer neuen.

2) Eindämmung der Rhone von Ritti bis an die Arbeiten der fünften Ban.^a...vagne sammt dem Durchstich . Vollendung der Arbeiten der fünften Baneampague in der Gemeinde ..^ispach.

3) Schliessung der Breschen in der Gemeinde Lalden nach den Ror^ malien.

4) Eindämmung der Rhone unterhalb des Weissgeplätt in der Gemeinde Baltschieder.

5) Schliessung der Breschen im Distrikt Raron und etwaige Erhohnng der Arriereborde.

6) Verbauung der Einmündung der Lonza sammt bestmöglicher Ansräumung des Rhonebettes.

7) Vollendung der .arbeiten der landwirthschaftlichen Gesellschaft und Vorrücken mit den Wnhren in der Gemeinde Granets.h auf der Korrettio..sliuie , damit so die Breschen in ^dieser Gemeinde geseh l osse n werden.

^ Eindämmung der Rhone aus dem Territorium der Gemeinde Ar^ don, sowie einige Arbeiten in der Gemeinde Re.^az.

9) Ausbesserung des sämmtliehen Schadens in der Gemeinde Füll^.

10)

Wiederherstellung der zerstorten Arbeiten von Füll.., und ^ort^ fe^nng derselben so weit , dass wenigstens die obern Breschen in den alten Arbeiten nieht provisorisch geschlossen werden müssen.

11)

Herstellung der Arbeiten aus dem linken User der Konsorten Brésil unt.. der Gemeinde Martigu^mix^te in der ganzen Länge.

12) Ansbaggernng in ^ollataires und Eindämmung der Einmündung der Dranee ; Erstellung einiger Talsperren zwischen Bovernier und Martignr^^ombe.

Die ausgeführten Arbeiten schliessen selbstverständlich diejeuigen nicht aus, welche weiter oben und unten ansserdem uoeh nothig sind.

Diese sind aber Sache der detailtirte.. Vorlage des Kantons für die nächste Baneampagne.

^ Roch mochte ich der hohen Regierung von Wallis dringend anem.psehlen, überall, wo es nur thunlich ist, die Gemeinden in der Erstel-

lung von ^Abzugskanälen zu unterstützen , indem dies das beste Mittel

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491

ist den ..Gemeinden , die durch die Wnhrarbeiten erschopft sind , durch

Erhohung der Ertragssähigkeit des Bodens aufzuhelfen.

Jhnen. hochgeachteter Herr Bundesrath, glaube ich sagen zu dürfen, dass ieh in Vorliegendem einen saehgetrenen Berieht über die diesjährigen Uebersehwemmuugen erstattet habe und bedaure nur, dass er in mancher

Hinsieht nicht so vollständig geworden isf, als ich ihn gerne geben

möchte , werde ihn jedoch bei späterer Gelegenheit zu ergänzen suchen.

Genehmigen Sie die Versicherung der vollkommensten Hochachtung, mit der ich die Ehre habe zu zeichnen .^

Jhr ergebenster ...^ .^lotnit^, Oberingenieur.

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^chni^er Bericht de.^

^errn Ingenieur W. graisse., ^r^stdenten der l.l. Sektion der .eidgeno^.schen Scha^ung^kommilston für die Wafferverheernngen vom September 1....^.

Die schreckliche Ueberschwemmung , von welcher ein beträchtlicher

Theil der Schweiz und insbesondere das schone St. gallische Rheinthal, für dessen Schutz bereits schon bedeutende Summen perausgabt wurden, heimgesucht worden ist, hardie ^rage austauchen lassen, ob es angemessen sei, solche grosse Ausgaben zu machen, ^..enn mau ungeachtet der ausgeführten Werke noch solch^ grossem Unglück ausgesetzt bliebe.

Dieser Zweifel hat sowohl bei den Behorden,

als

auch bei den

Beitragspflichtigen und der Bevölkerung seine Berechtigung. es ist daher am Blatze, den Verlauf

und die Folgen der letzten Uebersehwemmung

des Rheins vom Gesichtspunkte der Haltbarkeit der bereits ausgeführten und noch auszuführenden ^hutzbauten sorgfältig zu prüfen.

Dies zu versuchen ist der Zweck gegenwärtiger Berichterstattung.

Vor Allem muss ich daraus hinweisen, dass die Regenmenge, welche sieh über die den Gotthardt umgebeuden Gebirgsftocke ergossen hat, eine ganz ausserordentliche gewesen ist. Jch w.ll hier nicht Zahlen anführen, wie mir solche von verschiedenen Seiten, jedoch ohne Garantie für ihre Authentizität , mitgetheilt worden si..d , sondern ich halte mich an die mir vom Observatorium in Zürich durch die freundliehe Vermittlung des Herrn Vrosessor D u f o u r zugekommeneu offiziellen Angaben der mit den diessälligen Beobachtungen betrauten Bersonen.

Rehmen wir die Beobachtungen von sieben, oberhalb der Tardisbrücke im Flussgebiete des Rheins gelegenen meteorologischen Stationen^

494

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so finden wir, dass die mittlern Riederschlagshohen betrugen:

^ Vom

19.^30. September 159,2.^, vom 22.^-23. allein 48^... und vom

27.-^28. 67,2^. Wird naeh diesen mittleru .^..derschlagshohen das Ouautum des aus das 4267 Quadratkilometer umsasseude ^lussgebiet

des Rheins gefallenen Regens berechnet, so ergibt sich (bei Weglassnng lionen Kubikmetern, vom 27. und 28. September 287 Millionen Kubikmeter und endlich vom l9.--^30. September 679 Millionen Kubikmeter.

^er Bruchzahlen) für den 22. und 23. eine Wassermasse von 206 Mil-

Diese Zahlen beziehen sieh , wie bemerkt , ausschliesslich nur auf das Flussgebiet des Rheins oberhalb der Tardisbrücke.

Diese ausserordentlicheu Regengüsse, welche noch von einem warmen Fohn begleitet waren , mnssten rasch eine ziemliche Masse Gletschereis ^um Schmelzen bringen. Da das Flussgebiet des Rheins das Wasser von 71 Gletschern von einem Flächeninhalt von 266^Kilomete^n aufnimmt , so wird obige Wassermenge durch die. daherigen Zuflüsse noeh vermehrt. Da wir indessen keine Mittel besten, dies.e Vermehrung in fahlen zu schälen, so beschränken wir uns daraus, dieses unbestimmte ....Quantum als Zuwachs anzuführeu.

Bis je^t wurde die Abflussmenge des Rheins bei Hoehwasser aus

40-^50,000 Kubiksuss und bei gauz ausserordentlicheu Auschwellungen

ans 60,000 Kubikfuss per Sekuude geschäht. Rnn ergibt sich für den 28. September uaeh den zurückgebliebenen Spuren und gemachten Beobachtungen durch approximative Berechnung, dass die abgeflossene Wassermenge 100,000 Kubiksnss per Sekunde überstiegen habe.

Das Profil, der .Querschnitt und das l^esälle siud bekauute Grossen.

Der Rhein hat zahlreiche Spuren an den beidseitigen Dämmen zurückgelassen. Aus dieseu Faktoren lässt sich annähernd die Schnelligkeit und das .^uautum des Abflusses ern.itteln. Jm Momente eiuer so ernsten Katastrophe, wo die Sturmglocken aller Ortschaften die arbeitsfähigen Männer zur Hülfe rufen, haben die Jngenieure Anderes zu thun, als sich mit theoretischen Beobachtungen abzugeben.

Es ift daher erst etrvas hintendrein, nachdem.. die dringendste Roth überstanden, moglieh, sich über ein solches Ereigniss, dessen Zeuge man gewesen , rnhiger Rechenschast zu gebeu. Wenn ich aber als Abfluß menge die runde Zahl von^ 100...)00 Kubikfuss annehme, so bleibe ieh, um ja nicht zu hoch zu greifen, unter der von Hrn. v. .^alis, .^beringenieur des Kantons Graubünden, angenommenen Ziffer von 28.^1 Knbikmetern und uuter derjenigen von 3250 Kubikmetern, welche sich bei Anwendung der gewohnlichen Formeln ergeben würde.

Aus diesen Untersuchungen ergibt sich , dass die Abflussmenge des Rheines während der legten fürchterlichen Ansehwelluug uuzweiselhast um den vierten Theil grosser war, als bei den grossten bekannten Hochwassern.

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495

Wenn nun die seit dem Bundesbeschluße von 1.862 erstellten Dämme sich bei einer derartigen Vrobe bewährt haben. so ist man zu der ^olgerung berechtigt, dass das S^stem^ gut sei und. einzelne Verbessernden in der lokalen .Anwendung vorbehalten, mit Vertrauen sortgesetzt werden dürfe.

Der Abflnss von 100,000 Knbiksnss per Sekunde hat besonders am 28. S..pt. stattgefunden. Die ^ Auschwellu..g dauerte bis 3. Oktober.

aber obiges ^Ma^imum dauerte nicht lauge Zeit.

Nehmen wir an, dasselbe habe 24 Stunden angedauert, so gibt dies eine Abflussmeuge von 233 Millionen Kubikmetern, d. h. 54 Millionen weniger, als wahrend des gleichen Zeitraums Regen gefallen ist.

Diese Zahlen stimmen hinlänglich , um sich gegenseitig ^u bestätigen.

Das am 27. und 28. in einem Terrain ^mit steilen Abhängen aus einen felsigen, vou den vorhergehenden Regengüssen bereits durchuässten^ Boden gefallene Wasser musste sehr rasch .abfliessen, wobei es immerhin noch ein gewisses Quantum zurückliess , welches vom Boden absorbirt wurde.

Die vollständige Tränkung des Bodens durch die Regengüsse vom 19.

bis 27. wird leider nur zu deutlich bewiesen durch die vielen Erdrutschungen, welche in den Gebirgsgegenden der Kautone Graubünden und Tessin vorgekommen find.

Wir gehen über ^u den Ereignissen, welche sich während der Ueberschwemmung ans der Rheinstrecke von der Tardisbrücke bis ..um Bodensee Angetragen haben.

Aus eine Länge von 3 Kilometern auf dem linken und 4 Kilometern aus dem rechten Ufer sind die Dämme vollkommen unbeschädigt geblieben, obwohl das Wasser bis zur Krone reichte und^n.anigfaltige Spuren zurückgelasseu hat. Eiüige schwächere Stellen wurden noch rechtzeitig verstärkt und im Ganzen ist das hinterlegende Terrain geschult geblieben.

Beim Wuhrstein Rro. 5 hingegen, auf dem linkeu Ufer, befand sich eine kleine Bucht, mit deren Abschliessung mau trotz ziemlich bedeutender Schwierigkeiten begonnen hatte, in der Absieht, dieselbe während der bevorsteh^.udeu Eampagne ^u vollenden. Der Voranschlag für diese Arbeit war bereits gemacht und zur Genehmigung vorgelegt. Das noch vorhandene alte Wuhr ^ourde uoch als genügend fest betrachtet, so dass man diese Arbeit zwar als angemessen und ^weckmässig für die definitive Korrektion dieser Strecke, aber keineswegs als dringlich erachtete.

Aus diesem Grunde waren denn auch während den letzten Jahren die Anstrengungen der Ragatzer-Wuhrgemeinde auf andere Vunkte ihrer Linie gerichtet. An dieser Stelle nun ist die erste Bresche entstanden. Es scheint, dass das Rück.^asser den Fuss des alten Wuhrs unterspült habe, welches dann, dem Druck von beinahe 6 Metern Wildwasser nachgebend, einstürzte. Eine ungeheure .Wassermasse ergoss sich über die zwischen dem

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496

Rheiu, der Tamina und dem Berg eingeschlossene Ebene , deren überschwemmte Fläche ans 500-5^0 Jneharten geschätzt wurde.

Jndem dieses Wasser mit demjenigen der Tamina bei ihre.... Einmündung in den Rhein zusammenstieß stante stch dasselbe oberhalb des Eisenbahndammes an , überflutete den Boden des Bahnhoses und die grosse Strasse auf eine Hohe von 4^ und bedrohte die zunächst dem Bahnhos liegenden Häuser , welche auch wirklich bedeutenden Schaden litten.

Diese Zerstörung wurde schon sehr bedeuklieh , als auch der Znfahrtsdamm sammt der Eisenbahnuntersahrt ans eine Länge von 150 Metern einstürzte. Diese neue Bresche verschaffte dem Wasser um den Bahnhos herum Abfluss. Mit Heftigkeit strömte dasselbe über die Ebene zwischen dem Rhein und der grossen Kantonsstrasse und überschwemmte bis Sargans und Mels eiue weitere Fläche von mehr als 4000 Jueharteu.

Diese Bewegung bewirkte dann auch die theilweise Zerstörung der in einem Kreisbogen gegen das linke Widerlager der Eisenbahnbrücke in den Rhein ausmündenden Eindämmung der lamina. Dureh die Unter-

spüluug von hiuten, in Verbindung mit dem Druck des Rheines selbst,

wurden enorme Materialien von ihrer Stelle gerückt, in deren Rahe sie dann zwar beisammen, aber im grossten Durcheinander, liegen blieben.

^ Eine neue, durch die Stanung der Rheinbrücke in die Hohe getriebene Masse Wasser, stürzte sich, eiuen Wasserfall bildend, gegen diesen Bunkt und steigerte noch die Grosse der Ueberschwemmung.

Schon hier liess sieh die Wirkung des Brosils der Ebene , welche ini Allgemeinen tiefer liegt, als der Rhein, in augenfälliger Weise konstatiren. Während bis zum Bergabhang eiue weite Terrai nfläche, wie auch die Strasse und der Boden der Eisenbahnstation Sargans mit Wasser bedeckt waren , ragte der unmittelbar an den Rhein stossende Boden über dasselbe hinaus, so dass die neuen Dä^.me unterhalb der Eisenbahnbrücke ans mehrere Kilometer Länge, sowie die Arriere-Borde von Ragatz , Vilters , Wangs und theilweise auch von .^argans intakt blieben und sogar das anftosseude Terrain schützten. Auch ist bekannt, dass das Wasser bis ^ur Krone der Dämme reichte , ohne dass dieselben erheblichen Schaden^ litten.

Das

Gleiche war auch der Fall oberhalb der Eisenbahnbrücke.

Der eirea 1000 Meter lange Damm , durch welchen das linke Ufer regnlirt ist, blieb ebenfalls unversehrt und bildete so eine Scheidemauer zwischen dem überschwemmten Gelände und dem^Rhein selbst.

Die Dämme von Maieufeld auf dem rechten Ufer hab^u uur eiuige

unbedeutende Beschädigungen erlitten. Einiges Material wird genügen, die beschädigten Stellen wieder zu siehern.

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497

Der Damm, den die Gemeinde unmittelbar oberhalb des rechten Widerlagers der Eisenbahnbrücke aufgeführt , aber nicht ganz vollendet hatte , ist zwar nicht gerade zerftoxt . aber doch in bedeutendem Masse beschädigt. Die gehorige Wiederherstellung desselben ist bereits im Gange.

Unterhalb dieses Punktes, stieg die Stromung, verstärkt durch den dort einmündenden Mühlebach, dessen Einlaus Wirbel verursachte, zuerst über den anstoßenden Boden und zerstorte sodann eirea 150-^200 Meter alte Dämme welche zu weit zurück lagen und deren Umbau auch bereits projektirt gewesen war. Der Einsturz dieses Dammstückes scheint dadurch veranlasst worden zu sein, dass das Wasser den nur aus der Flussfeite mit Steinbekleiduug versehenen Damm von hinten angriff und den aus Kies bestehenden Korper desselben unterwühlte. Dagegeu hat die abwärts folgende 1300 Meter lange^ gerade Dammstrecke . obwohl sie nnr schwach d^.rch Steinwurs versichert war, keinen erheblichen Schaden gelitten. Durch die Stromuug von hinten wurde zwar der aus Kies . bestehende Dammkorper etwas augegriffen, allein die Steiuwurfboschung

blieb unbeschädigt.

Die Eifenbahubrücke erlitt keinen Schaden ; die Bahn hingegen wurde an verschiedeuen Stellen , bei Maieuseld , Raga.^ und Sargans und weiter unten bis Au^ an 20 ^rten durchbrochen.

Das bei Raga^ in die Ebene geflossene Wasser lies in einer Entfernuug von mehr als 8 Kilometern durch die Einmündung der Saas bei Trübbach wieder in den Rhein. Da an dieser Stelle das Wasser mit dem dort einmündenden Trübbach zusammentraf, und überdies die Dämme des Rheins und des genannten Wildbachs im Rücken angriff,

so wurden hier die Dämme selbst ziemlieh stark beschädigt , obwohl der

Hauptkorper derselben stehen blieb. Auch wurden die Arbeiten an der Einmündung der ^aas uud des Trübbaehs, .velche zwar nicht ^um Unternehmen der Rheinkorrektion gehoren, deren Zerfall aber immerhin sehr zu bedauern ist, gänzlich zerstort.

Von da wars sieh die Masse Wasser gegen das rechte .User und richtete in dem lichteusteiuiseheu Dorfe Bauers grossen ^chadeu an. Die Häuser von Trübbach, sowie das Territorium von Wartau haben keinen

Schaden gelitten. Bis aus^ einige geringe Beschädigungen uud eine

an einein alten Damme entstandene kleine Bresche von 40 .^ 50 Meter blieb diese ganze Vartie so zu sagen unversehrt. Ein weiterer grosser Dammbruch saud a^.s dem Gebiete von Sevelen bei dem Wuhrsteine Rro. 32 statt. Auch hier , gerade au derjenigen Stelle , wo die während der legten Jahre erstellten neuen Dämme aushorteu und iu der nächsten Eampagne hätten fortgesetzt werden sollen, war es wieder das alte Ufer, das vom Wasser angegriffen und fortgerissen wurde.

4.)8

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Dieser Dammbru.h war sehr bedeutend . seine Flnthen erstreckten sich , eine flache von nahezu 7000 Jucharten bedeckend . bis an den Berg. Unglücklicherweise wurden verschiedene Dorfer, Burgerau, Salez, Haag , Buchs, Rüsi u. s. w. durch diese Ueberschwemmu.^ heimgesucht.

Das Dors Burgerau ist nahezu ganz zerstört. Ein schlammiges Wasser, welches stellenweise, je nach den Terrainverhältnissen, von starken Stromungen durchfurcht war, bedeckte bis auf 2 Meter Hohe den Boden der Wohnungen. Es befanden sieh daselbst noch einige kleinere Breschen, deren Wasser sieh aber fast an der gleichen Stelle mit demjenigen des Haup^a.umbruches vermengten. Leider ^sind an diesem Orte anch noch 7 Menschenleben zu Grunde gegangen.

Seit mehreren Jahren hatte man daran gearbeitet, die Kurve oder Bucht , welche das Ufer in der Gemeinde Wartau zwischen W.uhrstein 27^ und 32 bildet, ^u schlössen. Jedes Jahr wurde ein beträchtliches Stuck ausgeführt und zur Zeit der Uebersehwemmnng waren bereits 2800 Meter neue Dämme fertig. Um die Bucht bis auf das Territorium von Sevelen ^u schließen, blieben nur noch ungefähr 750 Meter zu erstellen übrig , wovon ...00 Meter bereits für die nächste Eampagne zur Ausführung projektirt waren.

Da das Wasser an dieser Stelle ein schwach befestigtes Ufer traf, welches überdies durch die Ausmünduug eines Baches (Mühlebach^ u^terbrochen war, so musste die. Wirbelströmung, welche sieh bildete, das alte Ufer und die dort befindlichen Hinterdämme unterspülen. Nachdem diese schwache Sehranke einmal durchbrochen w a r , konnte sich da.^ Wasseren freiem Laufe über die ganze^Ebene ausdehnen, a^.s welcher es dann nur gan^ langsam, 18 Kilometer weiter abwärts, bei den Felsen vo^ Bühel unterhalb Rüti, wieder in den Rhein absloss. Die Spuren, welche das Wasser in Haag, Sale^ und Seunwald zurückgelassen hat, sind Zeugen, der^ Gewalt, wie der Richtung des .^lromes. Viele Bänme sind in ^e.u Aesten bis ans 2 Meter Hohe mit angeschwemmten Materialien beladen, das Gras liegt am Bodeu und Alles ist mit einer dicken ^ehlammsehieht überzogen.

Da der grosste Theil des Thales ziemlieh tiefer liegt , als das Rheiubett, so ist es begreiflieh, dass die Ebene sehr raseh tief unter Wasser gese^t war,. währeud die für deu allmäligen Abfiuss in deu Rhein vorhandeneu Oessuungen erst uach Verminderung des Zuflusses und nach
dem Sinken des Rheins wirksam werden konnten.

Hieraus erklärt sich denn aueh, dass ganze Dorfer so lange uuter Wasser stunden, bis sie sast vollständig zerstört waren.

Eine neue grosse Bresche oder vielmehr zwei Breschen ofsneten sich bei Moutlingen. Die erste derselben, zwischen den Wuhrsteineu 75 und 76, hätte zwar. für sich allein keine grosse Bedeutung gehabt, wenn nicht

49.)

ihre Wasser sich mit demjenigen der ^weiten, gefährlichern Bresche, welche in der Rahe des Dorfes selbst, bei Rro. 7^ , entstanden war , ver-

einigt hätten.

Das Dors Montlingen, bemerkenswert durch den Hügel, welcher dasselbe dominirt, bildet gewissermassen den Anfang der durch die Rheineurve, genannt Hohenemserbucht, begrenzten ungehenern Ebene , welche sieh bis au den Berg gegen Marbach , Re^bstein , Balgach und Berneck erstreckt und die zahlreich bevölkerten Dorfer Au, Diepol.dsau, Kriesern,

Schmitter und Widnau in sich schließt.

Diese Ebene liegt fast durchgehend unter dem Riveau des Rheins.

Die gewohnlichen Wasser, welche dieselbe aufnimmt, finden ihren Abfluss durch einen Bach, die Aaeh, welche mittelst einer, zur Verhinderung der Stauungen durch das Rheiuwasser mit selbstwirkeuden Thüren versehenen Schleuse, uuter der Eisenbahn durch geleitet wird und sich unter-

halb Monstein in den Rhein ergiesst. Es ist dies der einige Abfluss

für die Gewässer dieser Ebene , deren wirklicher Thalweg längs der grossen Strasse bei Widnau sich hinzieht , woraus sieh erklärt , dass, während in Widnau und Au saft in allen Häusern bei 2 .^ 3 Meter Wasser stnnd, das Dors Diepoldsau verschont blieb und Schmitter und ^riesern von der Uebersehwemmnng nnr in ganz geringem Masse berührt wurden.

Mit uugeheurer Schnelligkeit ergoss sich die grosse Wassermasse durck den Dammbruch bei Montlingen über die ganze Ebene, überschwemmte die Dorser An und Widnau vollständig und erreichte sogar die ersten.

Häuser von Berneck und einen Theil von Kriesern.

Durch diesen grossen Dammbruch wnrde ^nerst das gauze Dorf Montliugen überschwemmt. dann stürzte sieh die Wassermasse, indem sie drei Reihen alter Dämme und Arriereborde wegriss, in vollem ^trom in die Ebene, deren überschwemmte Fläehe aus mehr als 10,000 Jucharten geschäht worden ist.

Bei Au und Monsteiu sammelte das Wasser sich an, vermochte aber uugeaehtet der Durehbrüche. welches es durch den Bahndamm und die Arriereborde machte, nur änsserst langsam in den Rhein abzufliessen, ^ so dass die Wohuungeu während nahezu zwei Wochen auf eiue bedeutende Hohe unter Wasser stunden und überall masseuhaster Schlauem sich ablagerte.

Die Richtung, welche die Ueberschwemmung in dieser Gegend verfolgte, ergibt sieh aus solgeuder Beobachtung : Alle Breschen im Bahudamme und in den Arrierebo^den und die von der Wasserstromuug hinterlassenen Spuren zeigen durch die Reigung der Zweige nn.^ Gräser , die .^berfläche des abgelagerten Sandes und Geschiebes , dass die Stromung überall gegen den Rhein zu und niemals vom Rhein gegen das rück-

500 regende Gelände sieh bewegt hat. Die längs dem Rheine , zwischen ^Montlingen und Monstein erstellten Dämme haben keinen bemerken^ Berthen Schaden erlitten. Man sieht, dass das Bett bis an die Krone der Dämme gefüllt war , allein die Werke sind bis ans einige kleine Ausnahmen unbeschädigt geblieben.

Rach dem Obengesagten ergeben sich also 3 oder, wenn man die Breschen bei Ragatz (Wuhrsteine Rro. 5 und 7) besonders unterscheiden will, 4 grosse Dammbrüche, welche allein die Uebersehwemmung einer bewohnten und kultivirteu .Laudstrecke von nahezu t.5-20,000 Jucharten .(6-7000 Heetaren^ Flächeninhalt und gegen 750 Hänsern verursacht haben.

Abgesehen davon, dass mehrere Personen bei dieser Katastrophe das .Leben verloren haben , ist hervorzuheben , dass 35 Ortsgemeinden von derselben heimgesucht .worden sind und dass der dadurch sür die ^ganze Gegend erwachsene Schaden zu einer Snmme ansteigt, ^welche die .gross.uüthigsten Unterstützungen nicht ^u erreichen vermogen.

Jch übergehe hier die wenigen , bei der Uebers^wemmung vor.gekommenen kleinen, lokalen Breschen, weil dieselben keinen erwähnen^werthen Einfluss gehabt haben und daher untergeordneter Ratur sind.

Es ist übrigens zu bemerken , dass die angeführten HauptdammBrüche, und selbst die weniger wichtigen Breschen hauptsächlich an solchen Stellen der alten Ufer entstanden sind, die durch die neuen Korrektionsbauten noch nicht geschützt waren.

Seit Erlass des Bundesbeschlusses von l 862, also seit 6 Jahren, ist an dem Unternehmen der Rheintorrektion tl.^ätig gearbeitet worden.

Jn der von mir unterm 24 .August 1868 ausgestellten Ueberfieht ^der Rheinkorrektionsarbeiten habe ich bereits schon eonstatlrt , dass im Ganzen 221/2 Kilometer ^ängendämme erstellt worden sind, ohne die .übrigen an dieselben auschliessenden Arbeiten.

Von diesen 221/2 Kilometern Dämme sind im Ganzen nur etwa 5-600 Meter zerstort worden. und auch diese Zerstornng ist nicht eine .vollständige, indem das Material, obwohl durcheinander geworfen, doch aus dem Blatze geblieben ist und noch jetzt als rohe Eindämmung .gegen das Wasser dient. Die grosste Lucke in den neuen Dämmen befindet sieh bei ^..argans bei Wuhrstein Rro. 16 und aus dem^rechten

Ufer bei ^läsch.

Es ift allerdings zu bedauern , dass diese Arbeiten nicht srül^er

.unternommen worden find und dass man nicht, anstatt die Bauzeit auf 12 Jahre hinaus ^u erstrecken, die uothigen administrativen und finangellen Massregeln getroffen hat, um das ganze Unternehmen in 6 Jah-

reu vollenden zu kouuen. vielleicht hätte dadurch das jetzige Unglück

.verhindert oder vermindert werden konnen.

Allein die Buudesbehorden

^

^

^.50t

^konnte... eben nicht voraus sehen , dass Bitten in der Ausführung de....

von ihnen subventionirten Werkes, eine solche Katastrophe eintreten und mehrere Kantone i^n ebenso unerwarteter als schrecklicher Weise heimsuchen würde.

Ereignisse dieser Art entgehen aller menschlichen Weisheit und Voraussicht.

Wenn wir uns nun auch Glück wünschen können, dass die Arbeiten, weiche seit der Betheiligung der Eidgenossenschaft an dem Unternehmen ^ der Rheinkorrektion ausgeführt worden sind, sich im Allgemeinen so gut gehalten haben, so liegt es gleichwohl in unserer Vslicht, uns über alle nähern Verumständungen genaue Reeheuseh..ft zu geben, um die künstigen Arbeiten mit um so mehr Umsicht leiten zu können.

Währeud bis je^t der hochste Wasserabfluss des Rheins zu 80,000 Kubiksuss per Sekunde angenommen wurde, hat uns die jüngste Ersahrung gezeigt, dass dieser Abslnss 100,000 Knbikfnss noch übersteigen kann, so dass , wenn auch die Wiederkehr eines solchen ansserordeutlichen ^Hochwassert für gerann. e Zeit nicht als wahrscheinlich angenommen werden darf , doch einer solchen Moglichkeit Rechnung getragen und d^ie Konstrnktion der Damme darnach gerichtet werden muss und aus diesen Vuukt werden die Herren K.^ntonsingenieure in Zukunft bei Aufstellung der jährlichen Bauvorlagen ihr Hauptaugenmerk zu richten haben.

Aus der andern Seite müssen die gemachten Erfahrungen die kautonalen Behörden zu rascher Vervollständigung der Eindämmungsarbeiten antreiben und ihr Augenmerk insbesondere auch aus die .^iuterdämme und die ^uerdämme , durch welche in sehr vielen Fällen ^tromnngen rechtzeitig zurückgehalten werden konnen, hinlenken. Jch glaube auf diesen Vunkt gan^ besondern Nachdruck legen zu sollen.

Jm Fernern ist es von grosser Wichtigkeit, dass recht viele, gehörig ausgedämmte und solide Strasseu nach dem Rhein erstellt werden. Dieselben haben einen doppelten Zweck : Für's Erste sind sie uothwendig für den leichten Transport des W..hrmaterials und zweitens dienen sie gleichzeitig als Dämme , welche wesentlich dazn beitragen werden, allsällige Rl..eiuausbrüche aufgehalten und so den allgemeinen Ueberschwemmungen, welche sich ohne Widerstand ans mehrere Kilometer Entfernung verbreiten, vorzubeugen.

Die neuen Dämme haben im Allgemeinen, Dank ihrer guten.

Konstruktion und der guten Beschaffenheit des Materials , welches sich fast aus der ganzen ^iuie vorfindet, gut gehalten. Es ist daher uothwendig, dass man auch in Zukunft darnach trachte, starkes und grosses.

Material zu verwenden, wie es bisher, ungeachtet des hoheru greises, geschehen ist.

Die schweren eck.gen und gut aufliegenden Felsstücke gewähren den Vortheil, dass sie, wenn auch durch Unterspülung aus ihre.^

Bunde^blai.... Jahrg. XXI. Bd.I.

^

38

50.^ Lage gebracht , ^doch aus den^ Bla^e liegen bleiben. Sie bilden dann einen rohen Steinwurf, welcher zwar uaehrutschen un^ wohl auch mehr oder weniger in den Sand oder das Kies einsinken kann, aber nie von

seiner ursprünglichen Stelle weggeführt wird. Die Hauptmasse bleibt

auf dem Blatte und dient als Grundlage füx das herbeizuschaffeude neue Material.

Bei diesem Aulasse halte ich es für zweckmässig , aus die Frage einer sueeessiven Kolmatirung dieser grossen tiesliegeuden Ebene , deren allmälige Erhohung von der grossten Wichtigkeit ..st, zurückzukommen.^ Die le^te Uebersehwemmung hat eine grossartige Kolmatirung zur Folge

gehabt. Eine Schlammschicht von beträchtlicher Dicke hat sich fast über

die ganze Ebene ausgebreitet. Dieselbe misst au einigen Orten . wo keine starke Stromuug war, 30, 60 und 80 Zentimeter oder 2-.-.3 ^uss.

Dieser plo.^lich abgelagerte Schlamm bildet aber wegen seiner grosseu Masse und schlechten Beschaffenheit für die Wiederherstellung des Bodeus in kultursähigeu ^ustand ein bedeuteudes Hinderuiss. Es wird mehrere Jahre und grosso Kosten erfordern , um einen. so überführten Boden wieder . seinen srühern Werth zu verschaffen. Würde dagegen dieser gleiche Schlamm nach und nach, ^ur geeigneten Jahreszeit durch Kanäle, mittelst deren Schleuseu das Wasser zurückgehalten oder uaeh Belieben und je nach den Verhältnissen der Jahreszeit au die geeigneten Stellen geleitet werden konnte ^-. hergeführt, so würde derselbe den Alluvionboden, aus welchem der Thalgruud besteht, uach und nach erhoheu und sieh mit demselben vermengen, ohue die Kulturen ^u zerstoreu.

Jch weiss wohl , dass dieses Mittel nur sehr langsam zu einem uennenswerthen Resultate sührt, und dass das Hochwasser vou 186^ sür die Bodenerhohung der Ebene mehr geleistet hat, als das beste Kolmatirnngss^stem während einer langen Reihe von Jahren hätte ^u Staude briugen konnen. Dieses Mittel ist ab..r, obwohl langsau., doeh sicher .wirkend ^ es lässt sich damit ein Bewässerungs- und Entsumpsnngss^ftem verbinden und dasselbe verdient daher die volle Beachtn.rg der ^achmänner uud. Betheiligteu.

Die Wiederbewaldung der Gebirge ist ebensalls ein sehr langsames Mittel, um den jähen Anschwellungen der Wildwasser vorzubeugen und die ^iedernngen zu sehnten. Richtdestoweniger ist dasselbe dringend an^nempfehlen, wenn aueh die je^ige Generation wenig Aussieht hat, einen nachweisbaren, grosseren Ersolg desselben zu erleben.

Mache man immerhin den Ansang mit diesen, wenn auch l^ug^ samen doch sichern Verbesserungen. Unsere Rachkommen werden die Früehte derselben ernten und das begonnene Werk nach Massgabe ihrer Kräfte fortseien.

Wir haben obeu gesehen , dass das Wasser des Dammbruches bei .Montliugeu , über die Ebeue von Widua.... stromend , sich bei diesem

503 Dorse nn.^ dem grossen Dorse Au ansammelte und daselbst wegeu Maugel eines leisten Abflusses iu^den hochgehenden Rhein die uuglaubliche Hohe von 3 Meter (10^) erreichte, eine Hohe, die ich mir nicht anzuführen getrauen würde, ^ wenn ich sie ni.ht nach den dort überall vorhandenen unwiderlegbaren Spuren selbst verifizirt hätte.

Es muss zugegeben werden, dass der Eisenbahndamm bei Au, tro^ des d^rt befindlichen , mit selbstbeweglichen Thüren versehenen Durchlasses sür den raschen Abflnss dieser grossen Wassermasse ein grosses Hinderniss gewesen ist.

Dieser Damm wurde ^durchbrochen , der Eisenbahnverkehr unterbrochen und insorge dessen trag.. die .Gesellschaft die folgen dieser Anlag.., welche aber nichtsdestoweniger als für den Absluss der Ach, welche.

sämmtliehe Gewässer der Ebene aufnimmt, als hoehst nachteilig beziehnet werden .nuss.

Jst es nicht Fuss weniger hoch leicht ohne den wäre^ Das Bett stens --. sür den

klar , dass wenn an dieser Stelle der Rhein einige gewesen wäre , dieses Wasser viel schneller und vielgenannten Dorsern Schaden ...u bringen abgeflossen des Baches konnte - in den meisten fällen wenigAbflnss genügen.

Diese Tieferlegung des Bettes bei Widnan liegt aber gan^ in der Hand des menschlichen Willens. ..^.e ist der Gegenstand der ^rojekte gewesen, welche an zwei internationalen Konferenzen zwischen schweizeris.hen und österreichischen Jn^enieuren,^ im Jahr 1865 ^n .Bregenz und 1867 in Konstanz, behandelt u.nrden.

E.^ ist festgestellt, dass mittelst eines Durchstiches bei Brng.g durch österreichisches Gebiet sich eine Senkung von 1^ 80 bis ..^ 70 (6 bis 9 ^.ss) erreichen lässt.

Eine solche Tieferleguug des Flussbettes und Wasserspiegels müsste eine sofortige Entsnmpsung der ganzen Gegend zur ^olge haben n^d würde in solcher Weise vielleicht weitere Dammbrüche, welche in dieser Ebene noch zu befürchten stünden, unschädlich machen. Wenn das Wasser rascher^ hätte ablausen konuen, so würde sein momentaner Durchfl..ss keine so schweren Folgen gehabt haben , indem hauptsächlich das lang andauernde Stehen des Wassers die Ursache so vieler Zerftorungen gewesen ist.

Jm Weiteru würde ein zweiter, dem ersten fast ähnlicher Durchstich über schweizerisches Gebiet bei Kriesern und Widnau, welcher eben-

salls dnrch die gleichen Jngeüieur.e projektirt worden ist, die ^Tiefer-

legung wesentlich vergrossern und seine Wirkung auswärts bis Montlingen und weiter ausdehnen.

504.

Raeh einer Katastrophe , welche , wie die letztstattgehabte , eine so zahlreiche Bevölkerung in's Unglück gebracht hat, ist zu hoffen, dass man endlieh dazu kommen werde, solche wichtige Brojekte in's Werk zu setzen.

Beide Länder sind dabei interessirt ; beide haben das Bedürsniss , den Abfluss der ihnen Schaden bringenden Gewässer zu begünstigen, ihr anstossendes Gelände zu entsumpsen und sich gegen die Gefahren der verderbenbringenden Hochwasser möglichst zu schüfen.

Wenn im Jahre 1868 die Dammbrüche auf dem linken Ufer des

Rheins stattgesunden haben, so ist damit nicht gesagt, dass das Gleiche nicht

ein anderes Mal auch aus dem rechten User vorkommen könne.

Die grosse Ebene zwischen dem Rhein und den Bergabhängen bei Hohenems, Dornbirn u. s. w. ist ganz in der gleichen eben so bedrohten Lage, wie das linke Ufer ; ein Dammbruch würde daselbst die gleichen Wirkungen zur Folge haben.

Es kan.n sich gegenwärtig n.cht darum handeln, aus allen obigen allgemeinen Bemerkungen die Nutzanwendung zu ziehen. Es wird dies den Gegenstand einer besondern Arbeit bilden. Den Beobachtungen, zu welchen ^as letzte Hochwasser Veranlassung gegeben hat, wird man bei der Fortsetzung der Korrektionsarbeiten, welche bis jetzt gemäss dem

Bundesrathsbeschlusse vom 24. Juli 1862 erstellt worden sind, Rech-

nuug zu tragen haben.

Eines dürsen wir nicht übergehen, die Thatsache nämlich, dass nach einer solchen Katastrophe, welche in jäher Weise die ganze Ebene überraseht hat, die zunächst betheiligte Bevölkerung, welche einen bedeuten-

den Theil der ausgaben zu tragen hat, bezüglich Haltbarkeit der bis-

her ausgesührten Arbeiten durchaus nicht entmnthigt ist , sondern im Gegentheil schleunige Fortsetzung derselben verlangt.

Es werden die Arbeiten auch in sämmtlichen Gemeinden ausgenommen und die Baubehörde wird nicht ermangeln, diejenigen VerBesserungen zur Anwendung zu bringen , welche als zweckdienlich sich herausgestellt haben.

.Lausanne, den 3. Deeember 1868.

.^. Baisse. Jngenieur.

505

^ie ^ferschn^bauten ..m ^hein im ^lnton ^raubünden.

Die Ueberschwemmungen vom September und Oktober 1868 haben mit Rücksicht aus die Zerstörung der Userschutzbauten des Rhein bemerkenswerthe Erscheinungen zu Tage gefördert. Da die Eidgenossenschaft wie die Kantone alljährlich sehr bedeutende Summen für Flusskorrektionsbauten verausgaben, so darf angenommen werden, dass^ die über die Zerstörung solcher Anlagen gemachten Wahrnehmungen in dieser oder jener Richtung belehrend .und Nutzen bringend sein dürsten. Es liegt aber noch ein anderer Grund vor, die in genannter Richtung erhobenen Tatsachen einer kompetenten Behörde vorzusühreu. Es ist folgender: Der Unterzeichnete hat mit der Sektion des Herrn Oberstl. Fenner den Rhein von Sedrun bis Felsberg und von Reiehenau bis Thusis bereist, alle zerstörten Userparthien einlässlich untersucht, um die Berechnung des Schadens möglichst genau feststellen zu können. Bei dieser Arbeit wurden jeweilen die Vorsteher der betreffenden Gemeinden beigezogen und von denselben Ausschlüsse in jeder Richtung verlangt. Hievon Anlass nehmend, erklärten mit bemerkenswerther Uebereinstimmung sast. alle Gemeinde^Abgeordueten, es möchten allfällige der Gegend znkommende Unterstützuugen fur Eindämmungen des Stromes und Verbanung von Wildbächen (Rufen) bestimmt und verweudet werden , man habe sich in den einmal bestehenden Schaden zu fügen, müsse aber zur

Zeit hauptsächlich dasür Sorge tragen, das noch Verbliebene nach Mög-

liehkeit sicher zu stellen. Wenu nun in diesem ^inne eine erhebliche Unterstützung sehr wünschenswerth erscheine, so sei eine andere und weitere Art der Hilfeleistung ebenso uothwendig. D i e s e b e s t e h e in g u t e n R ä t h e n über die A r t und W e i s e , wie in Z u k u n f t g e w u h r t w e r d e n s o l l e , da die bisherigen, seit langen Jahren ausgeführten Userschutzbauten sich nicht als ^ureicheud bewährt haben.

506 Der Augenschein hat nnn dargethau, dass der hier dem Sinn nach mitgetheilt Wunsch seine volle Berechtigung hat, und erwächst hieraus zunächst sür^den Techniker, welcher die Schal..ungskommission zu begleiten die Ehre hatte, die Bfl.cht, die bezüglichen Erhebungen kurz festzustellen.

.

I ^ufeu und ..^il.^ache.

Ueber die Rüfen des Vorder- und Mittelrheinthals sowie des Domlesehg und deren Verbauung kann hier sachlich nicht eingetreten werden, da dieser Stoff zu weit führen würde. Jndessen muss dennoch eine kurze Berichtigung Vlal^ greifen. Herr Vrosessor Eulmaun sührt in seiner Zusammenstellung der schweizerischen Wildbäehe von 1863, pag.

101^ und ^02, eine Anzahl Rüsen des Oberlandes ,,als nicht g e fährlich ^ auf, während mehrere derselben zur Zeit der Katastrophe vom September und ^k^ober 1868 eine fast unglaubliche Gewalt nnd

Mächtigkeit erzeigten.

Hiezn gehort die Rüse aus dem Zavragia-Tobel, welche einen ^elsblock von ea. 10,000 Knbikfuss mitten in das Dors Ringgenberg wälzte, während der der Rüfe vorangehende Windsturm eine holzerne Mühle aus ea. 35 Fuss bei Seite wars, und es nur einem glücklichen Zufall zu perdanken ^war, dass das Dorf nicht mit sämmtlichen lebenden Wesen vernichtet worden ist. Dieser Vorgang beweist, dass mit gntem Grund wohl kein Alpenbach ,,als u n g e f ä h r l i c h ^ bezeichnet werdeu kann, weil bloss das Zusammenwirken verschiedener ^Ursachen notwendig ist, um ihn zu einer äusserft verderblichen Rüse umzugestalten.

(Rüse unterhalb Trons und Ringgeuberg.) ^ Aehnlich wie mit der Gefährlichkeit und Ungefährlichkeit der Rufen verhält es sich mit den Vorschlägen über die Art und ^eise ihrer Ver^ bauuug. Auch hier bestehen theilweise sehr abweichende Ansichten von denjenigen, welche Hr. Professor Eulmann in seinem Werk anlässlich vorschlägt. Jn jedem einzelnen ^all ^ k a n n offenbar nur eine genaue Lokalprüfung das zweckentsprechende Mittel ^reffen, wenn dieselbe zugleich die langjäl^rigeu Erfahrungen der Anwohner gehor^g zu Ru^en

zieht..

Jeh glaubte diese Bemerkungen voransehicken zu sollen, weil die von uns gemachten und zu Protokoll g.mommenen Beobachtungen und Erhebungen mehrfach und wesentlich von Auseinandersel^ngeu ini Berieht des Hrn. Vrofessor Eulmann an den Bundesrath abweichen.

^. ^er .^heiu lion .^eicheuau bi^ Difienti^.

Die U s e r sch u m b a u t e n des V o r d e r - R hei n uud seiner ^ e i t e n z u f l ü s s e im s o g e n a n t e n O b e r l a n d hatten eine sehr

^

507

manigfaltige Anlage und Eonstruktionsweise. Ost waren es Streiche wuhrnngen, welche das bestehende Ufer decken sollen, oft waren es vollständig kombinierte, unter st.h in Wechselwirkung stehende Sporrens^stem(Jlanz). Bei letztern finden sich hauptsächlich normal auf den Stromstrich stehende, sehr ost aber auch desinante Sporren vor.

^..ie Werke sind und waren durehgehends aus grossen und lagerhaften Steinen erbaut, sehr stark angelegt und zeigten oft Kronenbreiten von l0 bis auf 20.^. Traversdamme wurden gewöhnlich aus Erde auf^ geführt Strom aufwärts und ans der Krone mit kleinen Steinen gepflastert. Die im eigentlichen Fluss erstellten Bauteu wurden in der Regel auf sehr starke sogenannte Kästenroste fnndirt und glaubte man hindurch dem W^.rk eine aussergewöhnliche Sicherheit ^u verschassen. Fast überall hatten und haben die Wuhrbanten eine e i n s ü s s i g e B o s c h u u g u^.d sind die Steiue unter sich in gnten Verband gese^t. J.r dieser Beziehung zeichnen sich namentlich einige Bauten des .^errn Oberst S.herrer vortheilhast aus. Jm Allgemeinen und das Gesagte zusammen ziehend, kann daher angenommen werden, da.ss diese Bauten mit Rücksicht ans Anlage und Konstruktion konform jenen .^teinwuhrungen ausgeführt .vorden find , welche in all..n übrigen Theilen der Schweiz bei ^lnssbanten g.^vohulich in Anwendung kommen. Es ist jedoch hiebei ausdrücklich zu bemerken , dass^ die Dimensionen ihres .....^uerpro.sils sehr oft bei weitem stärker waren und sind, als bei je^.en.

Die S i t u a t i o n s l ^ i s p o s i t i o n der betreffenden W..rke war nur

in den meisten Fällen nicht glücklich gewählt. Theilweise waren sie mehr auf eineu vorübergehenden Ersolg berechnet , theilweise dafür, dem Raehbar das Wasser zu^ und sich abzuwenden . theilweise und das war ^wohl der hauptsächlichste Gruud , lag den Bauten kein durchdachter, grnndsä^licher und durchgehender Korrektionsplan zu Grunde. Jn dieser Beschaffenheit und Lage trafen die Gewässer vom September und Oktober 1868 die User des Vorder-Rl....ius im Bündneroberland.

Mit sast unwiderstehlicher Gewalt wurde der grossie Tl.,eil der Wnhrnngen zerstort ^und in zahlreichen Fällen gänzlich sortgesehwemmt.

Wir haben B^nkte gefunden , .vo , uach übereinstimmenden Erhebungen Werke solidester Konstruktion bestanden haben sollen , von denen keine Spur mehr bemerkbar .^ar. Die wenigen Werke, welche dem Wasser Widerstand zu leisten vermochten, d. h. erhalten blieben, verdanken ihre

Rettung weniger ihrer Solidität, als ganz lokalen und zufälligen Ursachen.

Hiezn g^hort, dass der ^trom z. B. anderwärts ansbrach und in ^olge dessen oer Angriff aus das Werk aushorte oder geschwächt wurde. Jnteressant ist hier die sast allgemein sieh geltend machende Erscheinung, welche beinahe als Regel angenommen werden kann, dass je s t ä r k e r das W e r k w a r , de st o g r ü n d l i c h e r und u n w i d e r r u f l i c h e r s e i n e Z e r s t ö r n n g u n d Z e r t r ü m m e r u n g dureh d e n Strom.

508 Mit andern Worten : J e g r o s s e r d e r W i d e r s t a n d w a r , d e n m a n d e m Strom durch W u h r u n g e n s e ^ t e , desto m ä c h t i g e r w u r d e der A n g r i f f d e s s e l b e n u n d d e s t o s i c h e r e r ^auch d e r U n t e r g a n . g

des Werks.

Die Art und Weise . wie die Zerstörung sich vollzog , mnss nach dem Ausschluß, den die verbliebenen Ruiuen geben und den Erzählungen von Augenzeugen ungefähr folgende gewesen sein. Entweder : 1) Das Werk wurde unterspület. Wenn diese Operation bis zn einem gewissen Grade gelangt w a r , wurde sie durch die Konstruktion der sogenannten Kastenröste noch befördert. Es erfolgte der Einsturz der Fundamente und das Zusammenbrechen der einfüssigen steilen Böschnngen, worans die gänzliche Wegschwemmnng in den meisten Fällen rasch erfolgte.

Oder : 2) Die Dämme, namentlich Traversen und Sporren , wurden überflui.het , an der Krone angegriffen und zugleich an der Rückseite in Abbruch verseht, sodann durchbrochen und fortgespühlt.

oder endlieh .

3) Das Bauwerk wnrde durch Baumstämme und Felsblöcke, n. s. w., welche die ^.luthen mitführten , so gewaltsam gedrängt und beschädigt, dass es im eigentlichen Sinne des Worts umgestürzt uud zertrümmert wurde.

Jn dieseu Erscheinungen liegt an und für sich nichts Reues und nichts Auffallendes, wenn man bedenkt, dass der Vorder-Rhein zur Zeit seiner grössten Höhe bei einer Geschwindigkeit von l 5 --18^ per Sekunde annähernd eine Wassermenge von etwa 30,000 Kubiksuss per ..^..eknnde abgeführt haben wird. Jndessen knüpfen sieh an dieselben weitere Wahrnehmungen von tragendem Jnteresse.

Es ist nämlich vieler .^rts am Rhein die kontrastierende Beoba.htung gemacht worden, d a ss w ä h r e n d in v o r b e s eh r i e b e n e .. W e i s e.

starke Usersch u^ba uten mit e i n f ü s s i g e n S t e i n b ö s c h u ugeu

t o t a l z e r st ö r t w u r d e n , d a g e g e n k ü n st l i ch u i eh t g e schü ^ t e

a b e r g a n z f l a c h e U s e r b ö s c h u n g e n , w e l c h e i h r e r ^ a g e n a eh d e n g l e i c h e n ve r wüst e n de n . W i r k u n g e n des W a s s e r s a u s g e s e ^ t g e w e s e u s e i n m nsst e n , g l ückl i ch j e d e r Z e r st i.. r n n g widerstanden haben.

Wenn diese flachen Uferböschungen mit einem entsprechenden Rasen ....der auch biegsamen Erlen und Weiden bewachsen waren , geigte sich der von daher rührende wirksame Usersehn^ noch bei weitem ansfalleuder. .

.Jeh habe mehrfach beobachtet, dass in unmittelbarer Rahe zerstörter Werke

509 flache Uferrasenboschungen, deren Fuss theils ganz ungeschützt, theils mit grossern Geröllsteinen bedeckt war, vollständig unversehrt aus dem mäch^gen Angriff der Gewässer hervorgegangen sind. Die Ratur ^eigt also auch hier wieder die Art und Weise der Wirkung ihrer fräste und zu-

gleich die Mittel denselben , wo es nöthig wird , wirksam entgegen zu

treten. Während nämlich die e i n s ü s s i g e n s t a r k e n S t e i n b o s c h u n g e n keinem ernsten und erheblichen Angriff des Wassers zu widerstehen vermochten und in ^ der einen o^er andern Weise zum Sturz gebracht wurden, widerstand s eh o n die d r e i - bis v i e r f ü s s i g e B o s c h u n g , w e n n s i e b e z i e h u n g s w e i s e ihre E r d e durch e i n e n V f l a n z e n w u c h s g e d e c k t und der F u ss n.ur e i n i g e r m a s s e n g e s ch ü tz t w a r.

Diese der Wirklichkeit entnommene Thatsache stimmt natürlich vollkommen ^mit dem längst bekannten Ersahrungssatz und der demselben abgeleiteten Theorie der s l a c h e n U s e r d e c k u n g s b a u t e n überein.

Das Wasser findet bei wenig steilen Boschungen nur geringe Angriffspunkte und beim Steigen eine entsprechende seitliehe Brofilerweiteruug und kommt dahe^. nicht in die Lage Hindernisse, welehe stch seiner Richtung und seinem notwendigen ^uer- un.d Durehflussprofil gewaltam entgegenstellen, zu beseitigen.

D i e f l a c h e U f e r b ö s c h u n g w i r d d a h e r in d e n m^e i st.e n F ä l l e n u n v e r s e h r t a u s e i n e m H ochw a s s e x h e r v o r g e h e n , w e n n d e r ^ u s s d e r s e l b e n g e g e n Un-.

t e r s p ü h l u n g u u d d i e F l ä ch e g e g e n A b s p ü h l u n g hinl ä n g l ichg e s iche r t i st.

Es kann keineswegs Ausgabe dieses Berichts sein , einlasslich aus diese Art der Userversicherungen genug sind.

einzutreten ,

da sie allerorts bekannt

Jndessen kann in den gemachten Wahrnehmungen doch für die künstigen Währungen des Vorder-Rhein eine Anregung für die Anwen..dnng der stachen Boschungen liegen, welche wahrscheinlich in vielen fällen auch für andere schweizerische Flüsse von starkem und massigem Gefall von Ersolg sein dürfte.

Das Gesagte lässt sich ^in folgende Bunkte zusammenfassen : ^1) Die Wuhrlinien sind nach einem grundsätzlichen und einheitlichen die ganze bedrohte Flusslange^ einschliesseuden .^orrektionsplan festzustellen und die Werke in bestimmter Reihenfolge auszuführen, wobei natürlich die Wiederverlandung der verwüsteten Grundstücke gebührende Berücksichtigung finden muss.

510

^

^

2) Die Wuhrungen sollten, wo es die Terrai .Verhältnisse gestatten, hauptsächlich in Userversieherungen , d. h. Varallelwerk^u bestehen, deren Krone über den hochsten Wasserstand erhoben . deren Bö^ schungen mindestens drei- bis viersüssig und rauh gepflastert sind und deren Fuss in entsprechender Weise und ties ^genug versichert werden muss. Es ist zu bemerken, dass solche Bauanlagen wohl-.

feiler werden dürsten, als die bisherigen Werke, welche zn .^olge ihrer steilen Boschnngen fast ganz als Steinwuhrnngen erbaut werden mussten.

3) Das .^nerprosil des Flusses ist entsprechend seiner Seiteuzuflüsse, der stattfindenden G.^sehiebbewegung und der Konstruktionswe.se der Userversicherungen zu wählen. Ein zu enges Brofil ist zu vermeiden.

Diese .Andeutungen dürsten vielleicht einen Anlass bieten, die Frage zweckmässiger Uferschntzbauten eiuer weitern Untersuchung .zu unterstellen.

..l^.ll. .^er .^hein im ^..mlefch^.

Der Schaden an Usersehutzbauten in Domleschg von Rothenbrunnen bis Thusis beträgt ea. Fr. t 30,000^, woran der Staat ungefähr

mit der Hälfte partieipirt. Der Rhein ist hier bekanntlich nach den

Vroielteu des Hrn. Oberst La-Rieea korrigirt. uud si^d die daherigen gewonnenen Resultate in mancher Richtuug bewunderungswürdig. Ein Beweis dafür, wie durch Erfahrung und Ausdauer dieses Mannes eine verwüstete Grienfläche von 1,5 Stunden Länge der lohnenden Knltnr wieder gewonnen worden ist. Und doch konnte der ...Schaden an Wuhrungen zu der obgenannten Ziffer ansteigen. Hieran trägt hauptsächlich Sehnld. Die Einwirkung der ^olla bei Thusis und dereu grosse Geschiebsbewegung, welehe das Bett des Rheins in kurzer Zeit so stark erhohte. dass eine Ueberfluthung und sodann ein Bru.^h der Dämme bei Thusis und Sils erfolgt^. Eine Verbauu^.g dieses Wildbaches ist daher von vornherein durch diesen Vorgang angezeigt und müsste eine genaue Lokaluntersuchung seftstellen, wie diess zu geschehen ^at.

, Jndessen darf man auch hier einen Theil der stattgehabten Beschädigungen aus Rechnung der Konstruktion der bestehenden Steinwuhrungen setzen, deren Boschnngen vielerorts nicht einmal einsüssig sind. Auch hier wie im Bündner Oberland traten die gleichen dort erwähnten Erscheinungen zu Tag nnd ist daher anzunehmen, dass wenn die Wuhruug.^n mit mogliehst flachen und gepflasterten Boschungeu und gehorig geschütztem Fnss ansgeführt gewesen wären, die gedachten Beschädigungen kanm in so umfassender Weise hätten eintreten konuen.

5l1 Es darf dabei ausdrücklich erwähnt werden, dass die Zwecke der Korrektion in gleicher Weise hätten erreicht werden können, und die Kosten der Anlage wahrscheinlich noch eine Ermässigung erlitten haben würden.

Jch schließe diese Bemerkungen mit dem Wunsch: Die während der Flussbereisnng in Bündten gemachten Wahrnehmungen und daraus abgeleiteten Folgerungen mochten dort und anderswo bei den künftigen Wnhrbauten entsprechend berücksichtigt und gewürdigt werden.

Aarau, Rovember 1868.

.^li^ier ..^..hokk....

513

#ST#

Technischer Bricht über

die im Gebiete der ersten Section vorkommenden grössern Flussbauten

Der Unterzeichnete, gewesenes technisches Mitglied der ersten Seetion für Schalung des Wasserschadens, findet sieh, nachdem der Bericht der technischen kommission über die Wasserverheerungen im Eanton Uri erschienen ist, verpflichtet, seine gewonnenen Anschauungen über die Reusseorreetion, sowie über die Flussbauten im Eanton Hessin nachträglieh noch beizubringen.

^

Reußcorrection im Danton llri.

Die Wasserstände .der Reuss vom Jahr 1860 und 1868 sind wohl die hoehsten seit der vollendeten Reusseorreetion. Diesem Umstande und nicht der Seesüllung durch das neue Reussnadelwehr .in Luzern , welche sich nur auf mittlere und hohere Seestaude beziehen kann, ist die Zerstorung der Reussausmündung zuzuschreiben.

Solche Ausmündungsbauten , wenn sie uicht aus kleinsten Seestand basirt sind, konnen nur durch ein normal in die Sohle gelegtes, solides Schwellwuhr sicher gestellt werden , sonst ist eiue Vertiesung der Sohle und Einsturz der ihres Fundaments entblossten Steinwuhre unvermeidlich.

Das Brosil der Reusseorreetion von der Attinghauser-Brücke abwärts lässt iu Gefäll uud Querschuitt, als vorzügliches Rormalprofil , nichts zu wünschen übrig und hat sieh bis eine Strecke unterhalb der SeedorferBrücke ausgezeichnet gut erhalten. Dennoch ist diese erhaltene Correc-

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Berichte der Expertenkommissionen über die Ursachen und den Betrag des durch die Ueberschwemmungen im Jahr 1868 in den Cantonen Uri, St. Gallen, Graubünden, Tessin und Wallis angerichteten Schadens.

In

Bundesblatt

Dans

Feuille fédérale

In

Foglio federale

Jahr

1869

Année Anno Band

1

Volume Volume Heft

12

Cahier Numero Geschäftsnummer

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

27.03.1869

Date Data Seite

453-513

Page Pagina Ref. No

10 006 099

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