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schweizerischen Kosulates in Bahia über das Jahr 1......^.

Vom 10. Februar 1864.)

An den hohen Bundesrath.

Ti t. l Es gereicht mir zum Vergnügen, sagen zu können. dass auch während des abgewichenen Jahres der G e s u n d h e i t s z u s t a n d d i e s e r B r o v i n z sehr befriedigend war, und weder gelbes Fieber, noch andere epidemische Krankheiten an diesem Blaze oder in nächster Umgebung geherrscht haben.

Von den seit zwei Jahren sehr zahlreich hier angekommenen j u n g e n Kaufleuten, sowol Schweizer, als anderer Rationen, sind gar keine Sterbesälle vorgekommen.

politische Lage.

Der Präsident der Provinz, Ant. Coelho de Sà e Alhnquerqne hat am l0. Dezember die Administration derselben an den Vizepräsidenten, José Maria de Amaral übergeben. Heute verlautet bereits die Ernennung eines neuen Präsidenten. Die Wahlen sur die Deputirtenkammer im August und September haben ausserordentliche Aufregung und Wahlumtriebe im Lande hervorgerufen, was leider auch für Gessaste und Handelsinteressen von etwelchem naehtheiligem Eiufluss war. Heute sind die Gemüther wieder beruhigt, und geht Alles seinen geregelten Gang.

Der engliseh-brasilianische Zwist hatte auch hier, wie anderwärts, viel Redens hervorgebracht, jedoch den Handel nicht näher insluenzirt.

Export der Landesprodukte.

Aus dem angehäugteu Tableau geht hervor, dass die Ernte im Allgemeiuen eine günstige genannt werden kann in Bezng auf Quantität.

An Zuker blieb die Produktion nur unbedeutend hinter den frühern Jahren zurük.

Tabak zeigt einen Mehrertrag von zirka 70 ^ gegen voriges Jahr.

694 Kaffee und Eaeao zeigen eine gute Mittelernte.

Jn Baumwolle hat sich die Broduktion abermals verdoppelt.

Breise sür Z.^er hielten sich zirka 20---25 ^ unter einem regnlären Mittelpreis. Tabak wurde der grosste Theil zu regulären Breisen perschifft. Erst seit beginn des ^weiten Semesters hat si.h die Lage sehr zu Ungunsten dee Bflau^er verändert und sind Rotirnugen zirka 30 --40^ gefallen. Baumwolle holte durchschnittlich den dreifachen Breis, den man in frühern Jahren hier kannte und bildete desshalb , obs^hon die Quantität noch nicht von grossem Belange ^ar, eine^ wesentlichen Zuwachs der Einnahmen des Landes.

Die Ernte 18^64, die von Oktober an rechnet, ist sehr verspät...t und erst seit Ansang Januar machen sieh .^eschäste von einigem Belang. Wie vorauszusehen, wird der Ertrag iu Z...ker und Kaffee sehr reduzirt aussalleu ; Tabak wird jedensalls bedeutend hinter der aussergewohnliehen legten Erute zurükftehen, einzig in Baumwolle rechnet man auf einen namhaften Mehrertrag, da die Bflanzer durch die brillanten Breise ermuthigt, dem Artikel wieder mehr Aufmerksamkeit schenken.

J m p o r t a t i o n von Manufakturen.

Als natürliche Folge des günstigen Aussalles der Broduktenernten dieser Brovinz machte sich auch das Jmportgesehäft im Allgemeinen regelmassig und befriedigend , und darf das abgelaufene Jahr in Bezug anf das Ma..nsakture^eschäst ein gutes Mitteljahr genannt werden. Geld war fortwährend ziemlich reichlich im Umlauf. Fallimente kamen nur wenige vor, und bei diesen .wenigen waren schweizerische Juterefsen uubedeutend. so ^u sagen gar nicht betheiligt.

Die grosse Tagesfrage bildete auch für das verflossene Jahr die Baumwollenkrisis und ist in dieser Einsicht die auffallende Erscheinung zu notiren. dass troz der Seltenheit und der ausserordeutlich hohen Breise des Rohstosfes unser Markt fortwährend mehr als genügend an Baumwollenwaaren versehen war, während hiesige Erlose bei weitem nicht im vollen Einklange standen mit den erholten Breiten des Rohstoffes.

Erst in lester Zeit scheint es, dass Aussenduugeu etwas abnehmeu, so dass sich wohl bald Mangel an gewissen Waaren und dabei auch grosserer Aussehlag einstellen dürfte.

Euglische glatte schwere Stoffe erhielten im verflossenen Jahre verhält-

nissmässig die grossten Erhöhungen, bei gewissen Stapelartikeln 50---60 ^

aus den frühern Breiseu.

Bedrnkte und sarbig gehobene Stosfe, Jndienues, Mouchoirs, Hosenstoffe , .^hawls u. s. m. ....aren fortwährend besonders reichlich vertreten und ist diess der Hauptgrund, dass in Breisen abwechselnd kaum 5-15.^ ^rho^ung gegen frühere reguläre Zeiten durchzusehen war.

695 Die Sehwe^erindustrie ist bekanntlich besonders im Banmwollsache.

vertreten und war gerade auch von dieser Seite nichts weniger al^ eine Reduktion der Aussendungen gegen früher zu notiren. Die rothen Artikel von Glarns und Winterthur, Toggenburger-Gewebe, Judiennes und Jaeounas, waren ^ur Genüge vertreten, fatalerweise manchmal auch in Bsuscherhänden und es ist anzunehmen , dass durchschnittlich kaum 10 .^ mehr erhielt wurde, als in regelmässigen Zeiten. Jm Uebrigen ist in diesen Branchen fortwährend grosser Konsum. Wenn auch eine genaue Statistik über die Einsuhr schweizerischer Erzengnisse mangelt und nicht zu beschaffen ist, da viele schweizerische Brodnkte. die z. B. über Hamburg verschifft werden, als ,,deutsehe^ Waare deklarirt werden, so ift doch mit Sicherheit anzunehmen, dass das Geschäst in Schweizerwaaren fortwahrend in ersrenlicher Annahme begriffen ist.

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Ausser den Baumwollenartikeln sind einzig noch die Zürcher Seidenwaaren von einiger Bedeutung. Der .^lbsaz derselben gestaltete sich ziemlich regelmassig, doch droht in neuester Zeit eine gefährliche Konkurrenz von französischem Fabrikate, welches gern gesehen und billig ist.

Das Monsselinegeschäft hat sich um ein Weniges gebessert, ist indessen noch weit von der srül.ern Wichtigkeit entfernt.

Broderie. von Appen^ell und St. Gallen, Seidenbänder von Basel, Uhren von Gens und Renenbnrg liegen sehr darnieder und werden alle

Depots mit grossem Verluste li.^nidirt.

Die

geschästliehe Lage des Vla.^es im Allgemeinen

und ^die Aus-

sichten sur die Zuknnft sind besriedigeud. Ein grosser .^heil, viellei^t mehr als die Halste der Verzinse werden, anstatt wie früher auf 12 Monate, heute auf kurzen Termin, 30--^60 Tage, mit Diseonlo gemalt, und wenn diess .^pstem noch nicht allgemein durchgedrnugen und vielleicht noch lange nicht allgemein durchzuführen sein wird, so liegt ein Hauptgrnnd dariu, dass diese Reuer^ng besonders für di... entfernten Gegenden ^es Jnnern wegen der schwierigen laugsamen Kommunikatiousmittel , äusserst schwer, beinahe unmöglich ist.

Die Banketablissements haben immer grossen Baarvorrath , und es betrng der Diseonto im verflossenen Jahr ^ 9^. Dieselben sind jedoch in ihren Operationen sehr vorsi^tig und zurül.halteud. Diseonto am Vlaze für Warenverkäufe ist allgemein 12^.

Es sind bedeutende Goldsenduugen von England hier angekommen.

Der Zwaugskurs dieser Münzen ist eine weitere Verbesserung des hiesigen Geschäfts, da dadurch dem außerordentlichen Schwanken, resp. einem unverhältnissmassigen Fallen oder Steigen der We.hselkurse einigermassen vorgebeng.. wird.

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Bericht des schweizerischen Konsulates in Bahia über das Jahr 1863. (Vom 10. Februar 1864.)

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1864

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13.05.1864

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693-695

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