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schweizerischen Generalkonsulate.... in Toscana über das Jahr 18^.

(D. d. Livorno, 31. Januar 1864.)

An den hohen Bundesrath.

Tit..

Die Wein- und Seidenernte waren nur mittelmassig, fanden aber, (besonders die erstere) in guten Preisen Ersaz.

Die Krankheit der Seidenwürmer stellte sich in einigen Gegenden sehr stark, in andern beinahe gar nicht ein.

Der Ertrag von Getraide war mittelmäßig , jener von Mais sehr gut, - sur Toscana ein Gegenstand von Bedeutung, da es nicht nur die Bewohner der Berggegenden im Sommer ausseh liesslieh ernährt, die im Winter nur das eigene Ka standen meh l verbrauchen, sondern auch noch nach Ober-Jtalien, Jrland, .Spanien u. ausgeführt wird. Die Breise von Getraide und .Mais bleiben den vorjährigen ungefähr gleich.

Die Hornvieh-, Schaf- und Schweinezucht lieferte, bei den erlangten hohen Breisen, auch gute Resultate.

Geflechte aus Stroh zu Huten und sogenannte Florentiner Strohhüte, ein sonst sehr bedeutender Export Toseanas, nebst mehrern andern kleinen Jndustrien, litten nicht wenig dnreh die Stoknng des americanisehen Handels.

Dagegen nahm der Fremdenbesuch in Florenz (auch in Livorno während der Badezeit) wieder zu , der von grosser Bedeutung ist, nicht so sehr wegen der materiellen Zehrung, als wegen der dadurch veraulassten Einkäufe und Bestellungen von Kunstgegenständen , Antiquitäten ..e.

Unter den verschiedenen Mineral-Ausbeuten liefert besonders Boraxsäure und ein Kupferbergwerk uuausgesezt brillante Resultate, ziemlich

697 befriedigende mehrere rudere Blei^, Eisen-, Marmor- und Alabastergruben.

Der vielseitigen Widerwärtigkeiten ungeachtet, erfreute sich Tosean...

auch in diesem Jahre eines ziemlich allgemeinen Wohlstandes. Die Regierung bemühte sich auch durch Anspornung der Eisenbahn- und anderer osfentlieher Arbeiten, wie z. B. am neuen Marinearsenal und au einem angefangenen , troken zu legenden Dock zur Ausbesserung der Schiffe (has^n de c^.rén.^c) in Livorno, der ärmeren blasse Arbeit zu verschasfen . und hat zur Hebung des bisher so vernachlässigten, öffentlichen Unterrichts schon sehr viel geleistet. Sie verordnete in allen Gemeinden und auf den Hauptmauthen statistische Ausnahmen, die mit der Zeit von Jnteresse sein konnen. Vorerst sind sie aber noch sehr mangelhaft, werden erst 6 Monate nachdem das Ministerium davon Einsicht bekommen, veröffentlieht und dann auch wenig mehr beachtet. Wiederholter Bemühungen ungeachtet, war es sowohl mir, als meinen stets bevorzugten Herren

.Kollegen für Frankreich und England, bis jezt nicht möglich, nur irgend

eiue zu bennzende statistische Angabe zu erlangen, wesshalb ieh mich, wie in den früheren Jahren , ans allgemeine eigene Bemerkungen beschränken muss und betreffs des mir gan^ fremden Manufaktureufaches auf die gütigen Mitteilungen besreundeter Landsleute.

Der Absaz von schweizerischen Manusakturwaaren im Laufe des Jahres l 863 war im .Allgemeinen wesentlich unbedeutender als in den früheren, was, wie begreiflich , den hohen Vreisen zuzuschreiben ist , zu welchen der allmälige .Aufschlag der rohen Baumwolle die sabrizirte Waare naeh und nach hinausgesehraubt hat.

Jn den in Darben gewobenen, ganz baumwollenen so^vie auch halbwollenen Artikeln, ^ie Sehirmstossen, Ginghams, Hosenstoffen, Mou..hoirs, Eravatten, Easfinets, ist äusserst wenig gemacht worden, während dieselben Genres früher recht gangbar waren. Ebenso steht es mit ..^en broehirten und gestikten .^t. Galler Artikeln, welche sich in den verflosseuen Jahren in erheblichen Barthien nach den afrikanischen Küsten verkauften, dieses Jahr aber ganz in Stokung fielen.

Dagegen wurden die .......arsenets (gefärbtes Futterzeug) sehr verlangt und darum auch in grosserm Quantum als gewohulich eingeführt.

Die bedrukten Glarner Tüehel, sowie die türkisehxothen Mouchoirs merinos und Ealieots gleichen Samens , im Verhältnis zu deu übrigen schweizerischen ^Manufakturen, gehen immer im bedeutendsten Massstabe und behaupten einen Vor^.g, welcher ihnen keine andere Bezugsquelle streitig maehen kann.

Jn Leinen-Drills fand ein ordentliches Geschäft statt. Bei den unerschwinglich hohen Vreisen baumwollener Gewebe ist anzunehmen, d^.ss dieses geeignete Fabrikat auch künftighin eine erhebliehe Rolle spielen wird.

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Weitere Details erachte ich überflüssig, um nicht in die Wieder.holung des mehrmals Gesagten zu verfallen. Die hier ansässigen SchweizerMannsakturisten sind im Allgemeinen mit ihren Geschäften zufrieden, was auch bei den steigenden preisen der Waarenlager begreiflich ist.

Jn unseren Seidenstoffen und Bändern, sowie Baumwol..enbä..dern, Scheint eher weniger als mehr, wie früher, nmgefezt worden zu fein, da man sich nicht genng Mühe gegeben haben soll, in der Billigkeit mit den Zollfreien italienischen und in dem Geschmak, der Farbenpracht und den Mustern, mit den sranzosischen zu konkurriren.

Von Uhren und Bijouteriewaaren wnrde, besonders in den geringen billigen Sorten, ziemlich viel abgesezt. Man klagte jedoch über Ueberführung und schlechte Breise, weil die schweizerische Fabrikation des kleinen Verschlusses nach Amerika ungeachtet, eher zugenommen haben soll.

Kase und gegerbtes Leder hatten den früheren beschränkten Absaz, während die gewohnliehen Berner-Reiseuden sur Hol.^schnizw..are.. sich dieses Jahr hier nicht zeigten. Jn Eigarren mogen nur Schmuggele^chaste gemacht worden sein , über welche ich nichts ^n berichten ..^.sste.

^ls dass man hie und da aus Waare stösst. die aus der Schweiz kommen soll.

Toseanas Exporten nach der Schweiz gingen anch dieses Jahr ^rosstentheils über Marseille statt über Genna. und von da über sranzosisches Gebiet n a eh Basel, da man leider allgemein über Unregelmäßigkeit, Langsamkeit und hohe Frachten unserer Bahnen klagt. Sie beschränkten sich auf Ess- und etwas Fabrik-Oel, mehrere Farb- und Medizinal-Waaren und einige Südsrüchte nebst Honig. Die früher nicht unbedeutenden Sendungen von Talg und Sehweinset.. horten beinahe ^an^ auf, weil ^ber-Jtalien und Reapel das hiesige, zollfrei zu beziehende Produkt zu theuer be^l^lteu.

Auch in diesem Jahre hat die Dampfschiffsahrt augenseheinlich ^ugenommen, jene der Regler si..h eher vermindert, was bem Hasen einen .^ehein grosser Bewegung verleiht, welche aber faktisch nicht besteht, weil ^ine ^ln^ahl , meist grossere Dampfboote von starkem Touneugel.^alt, ^ivorno und die Rachbarl.^äfen regelmässig besuchen, welche da nur ei^.en ^leiueu Theil der Ladung landen oder einnehmen.

Jm Vost- und Telegraphenweseu erfolgte keine wesentliche Verande^uug. Unserm italienischen Bostoertra^e mochte man vorwerseu , dass die
Ta^e von 1 ^ sür Vos^.^luweisungen etwas hoch sei, und dass Bücher, ^Muster ^e. nur bis zum Gewi^.te von 500 Grammes angenommen werden, ein et^.vas grosserer Musterpack oder Bnch mithin abgewiesen wird. Ebenso bleiben die in der Schweig so massigen Telegraphenta^en zu ^r. 7. 5l) für 20 Worte, einbegriffen Adresse, von hier nach Bern, Ludern, Zür.ch ^e.,^ und ^r. 6 nach dem so nahen Loearuo, während Mailand nnr Fr 2 und .^lrona Fr. 3 freilich sür nur 15 Worte) befahlt, etwas hoch.

6.^ Die toseanische Bank hielt den Wechsel-Diseouto vom 1. Januar bis ^um 6. November auf 5^, erhohte ihn am 6. November aus 6^,, am l1. Rovember auf 7.^ und am 18. November auf 8^, erniedrigte ihn aber s^hou am 28. Dezember wieder auf 7^,, ans dem er jezt noch steht. Sie blieb mithin meistens hinter dem Sa^e der italien.scheu Rational-Bauk ^urük und hätte sich in Livorno selbst noch niedriger gehalten, wenn es die Gleichstellung mit Florenz und den Vrovin^ialStädten erlaubt hatte, woselbst sieh der Umsa^ bei etwas hoherem oder niederem ^iussuss uugesähr gleich bleibt. Jn Livorno wurden mithin hauptsächlich nur Vorschüsse auf Wertpapiere gegeben, da der Wechsel..

Seouto bei privaten immer niedriger war, in den Sommermonaten nur 3 - 3.^^, und doch wird für 1^3 eine Retto- Dividende von wenigstens 10 ^ in Aussieht gestellt. Livornos Handel bewahrte sich wie früher auch in dem vergangenen Jahre als solid.

Wiederholt wurde bei den Direktionen sowohl, als in den Versammlun^en der Aktionäre , die Einverleibung der toseanischen in die italienische ^ationaibank weitläufig erortert, die auf lebhasten Widerstand stiess. Man erwartet ziemlich allgemein weniger^ Sicherheit des Kapitals und Beeinträchtigung der Rente, aber der Rationalgeift, das Brinzip der

Vereinigung siegte. Rach langen Unterhandlungen bewilligte die Direk-

tion in Turin, ausnahmsweise und bloss für einige Jahre, Beibehaltung mehrerer hiesiger Reglemente , worunter hauptsächlich jener, Wechsel mit nur ^wei Unterschristen anzunehmen, (während in Tnrin drei verlangt werden) und damit wurde die Fusion hier angenommen ; man erwartet nur noeh die Genehmigung des damit s^hon einverstandenen Ministeriums und jene der Kammern.

Jn meinem lezten Berichte verhandelte ich das ^ach der Eisenbahnen etwas aussührlieh, weil gerade damals aneh im Vaterlande die Aufmerkfamkeit ziemlich allgemein darauf gerichtet war uud Fachmänner aus den Resultaten der Z.veiglinien, Fusionen ^e. .e. nüzliehe Erfahruugssehlüsse ^ieheu konnten.

Heute kann ich uur kurz berichten, dass ^war an allen Linien eifrig ^...arbeitet worden ist , dass aber ausser der sehr uü^liehen , vier Bahnen verbindenden Arno-Brüke bei Visa, nur kur^e ueue .^trekeu dem Verkehre übergeben wurden, welche so alleinstehend ^kaum die Betriebskosten deren, dass uo.ch kein Anschluß au irgend eiue Linie ausser Toseana moglich war, und dass mau sehr sroh sein wird, wenn einer der für den Handel wichtigsten, jener von Vistoja..Bolog..a, im Lause des Jahres 1864 wirklich ersol^t, wie es in Aussieht gestellt wird.

Auch kann ich nicht umhin , einer neuen arosseren Umwälzung zu erwähnen, nämlieh der, durch das Ministerium schon bewilligten, durch die verschiedenen Gesellschaften vorläusig angeuommenen ^usion der nachstehenden Linien unter dem Rameu ^ G e s e l l s c h a f t der r o m i s c h e n

700 und t o s e a n i s c h e n Bahnen des mittelländischen Meeres^, welche nur noch von der kaum zu bezweifelnden ^weiten Ratifikation.^Abstimmung der mehrseitigen Aktionär-Versammiungen und von der etwas sehwierigern ..Genehmigung der Kammern abhängt.

Es handelt sich um sämmtliche erstellten oder im Baue begriffenen Linien von : 1) Rizza, Genna, Spezzia, Maffa, Visa, Livorno, Ehiavone.. Eivita^eechia, Rom bis nach Reapel .

2^ die zwei Linien von Livorno nach Rom über Siena und über Arezzo.

3^ die zwei Linien von Livorno nach Florenz über Visa, Empoli und über Bistoja^Brato , 4) jene von Rom gegen Orte-Aneona , nebst mehreren Seiten- und Verzweigungsbahnen im Toseanischen, Rönnsehen und Neapolitanischen, mit Ausnahme der Linie Bologna-Aneona, die die Regierung sieh vorbehalten will, zusammen 2 1 5 4 Kilometer, wovon 308 Kilom. ans dem römi-

schen und aus dem italienischen Gebiet 1846 Kilom. liegen.

Die komischen Bahnen behalten deren Garantie für Zinsen und p^i

Auslösung innerhalb 30 Jahren. Aus die im Königreiche liegenden 1846

Kilometer sichert dagegen die Regierung eine jährliche unentgeltliche ..^ubvention v.^n Fr. 12,000 per Kilometer, mithin nicht weniger als Fr. 22,152,000 reines jährliches Opfer für sie. ^nr wenn der durchschnittliche BruttoErtrag a l l e r vereinigten Bahnen Fr. 15,000 per Kilometer übersteigt, soll die Hälfte des Mehrertrages an der Subventionssumme gekürzt werden, ein nicht sobald zu erwartender Fall, weil mehrere der zu übernehmenden Zweigbahnen aus längere Zeit unrentabel bleiben dürsten.

Am besten sollten sich die bisher bloss aus die Regierungsgarantie von 5 ^ und Amortisation in 90 Jahren angewiesenen Aktien der Livorneser Bahnen stehen , die nun eine Regierungsgarantie von 6 .^ nebst pari Amortisation innerhalb 30 Jahren, gleich den romisehen,^ und ziemlieh gegründete Aussieht aus eine Mehrdividende bekämen.

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Bericht des schweizerischen Generalkonsulates in Toscana über das Jahr 1863. (D. d.

Livorno, 31. Januar 1864.)

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