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Aus den Verhandlungen des schweizerischen Bundesrathes.

(Vom 31. März 1856.)

Mit Zuschrift vom 31. Dezember vorigen Jahres suchte die schweizerische Hilfsgefellfchaft in Rio de Janeiro die Verwendung des Bundesrathes nach, daß die Auswandexungsagenten S t e i n m a n n D x e v e t in Basel und P h. J. G x e v e in Zürich angehalten werden.

möchten, für die von ihx gehabten Auslagen wegen nichtersüllter Reisevertrage gegenüber schweizerischen Auswanderern Ersaz zu leisten. Dabei machte die erwähnte Gesellschaft auf die dringende Notwendigkeit ausmerksam, die Auswandexungsagenten in der Schweiz einer strengern Aufficht und Verantwortlichkeit zu unterwerfen, und daß auch vor leichtsinnigem und unüberlegtem Auswandern ernstlich gewarnt werden möchte.

Jm Jnteresse der Auswanderung beschloß der Bundesrath die Verössentlichung des von der genaunten Hilfsgefellschaft eingesandten Schreibens, welches also lautet:.

Tit.

,,Die schweizerische Hülfsgesellschast in Rio de Janeiro wendet sich an Sie in einer wichtigen Angelegenheit und möchte Sie, Hochgeehrte Herren, um Jhre Vermittlung und um Jhren Schutz .ansprechen.

,,Die Auswanderung nach Brasilien hat in den letzten Monaten auf eine Weise zugenommen, die, wenn auch nicht bedeutend, im Vergleich zu der Auswauderung nach Nord- Amerika, doch im Vergleich zu der brasilianischen Emigration früherer Jahre den Beweis liefert, daß man in unserer Heimath dem großen Kaiserreiche des Südens mehr und mehr Aufmerksamkeit schenkt.

,,Wir sind überzeugt, daß Brasilien diese Aufmerksamkeit in hohem Grade verdient; wir find auch der Ansicht, daß mit der Zeit, und ehe uoch viele Jahre vergehen, das überreiche, unermeßliche Land manchem armen, durch europäische Verhältnisse gedrückten Mann die Mittel zu Wohlstand und Unabhängigkeit und eine neue, schöne Heimath bieten kann und wird; dennoch möchten wix für jetzt vor übereilter Auswanderung warnen. Ein näheres Eintreten in diese allgemeine Frage liegt nicht in unserer Stellung.

,,Mißbräuche aber, wie fie in der jüngsten Zeit durch Gewissenlosigkeit oder Unkenntniß der Auswanderungs- Agenten vorgekommen sind, wollen wix mit allen, uns zu Gebote stehenden Mitteln zu verhindern suchen und sehen es als unsere Pflicht an, solche aufzudecken und überhaupt unfern Landsleuten mit Anleitung und Rath an die Hand zu gehen, zu .Vermeidung von oberflächlichen, unbedachten Entschlüssen und daher entstehenden Täuschungen aller Axt. - Zu diesem Zwecke rufen wix, Tit., Jhxe Vermittlung und Jhxen Schutz an.

302 ,,Jm Laufe des Monats Novembex kamen zum Präsidenten der hiesigen,

schweizerischen Hülfsgesellschaft zwei unterstützungsbedürftige Landsleute.

nämlich.. eiu Melchior Sch.....^) von Untexhallau, Kts. Schasshausen, und Frau Barbara P....., geb. Mathys, von Adelboden, in Kanton Bern.

Ersterex hatte mit M a r k u s Me ^ ex, Agent des Herrn Stein m an nD r e v e t in Bafel einen Reifekontrakt zur Beförderung nach S a n t o s abgeschlossen; letztexe hätte, laut dem mit Notar Lüthi, Agent des genannten Steinmann-Dxevet , getroffenen Akkordes, nach D o n n a - F r a n eis e a befördert werden sollen.

,,Jn Antwerpen wurden die genannten Personen durch das mit Steinmann-Drevet in Verbindung stehende Haus an Bord des Schiffes ,,N^veuheid^ gebracht, welches nach Rio de Janeiro unter Segel ging. Daß die ,,N.^venheid^ Schiffbruch gelitten und die Leute durch theilweisen Verlust

ihres Gepä.kes noch mehr in's Unglück gexiethen, thut Nichts zux Sache;

denn erstens sind die Agenten hieran unschuldig, und zweitens find die Passagiere sammt . dem geretteten Gepäcke durch den belgischen GeneralEonsul kostenfrei nach Rio de Janeiro , dem Bestimmungsort des Schiffes, transportât worden. Wir erwähnen diesen Umstand auch nur , um deu Agenten zuvorzukommen, wenn dieselben etwa einwenden wollten, daß dex Schiffbxuch der ,,Nyvenheid.^ an der Nichterfüllung der im Eontraet eingegangenen Verbindlichkeiten Schuld trage. Was die Rheder in Antwerpen versprachen, ist erfüllt worden; die Passagiere find nach Rio de Janeiro gekommen ; ebenso hat der belgische Generalkonsul Sorge dafür getragen, daß die Auswanderer, deren Eontxaet in Belgien ausgefertigt oder legalisixt worden, von Rio de Janeiro kostenfrei an den Ort ihrer Bestimmung gelangt sind. Was aber Steinmann-Drevet, oder iu seinem Namen dessen Agenten versprochen, haben dieselben nicht gehalten, und, statt nach S a n t o s und nach D o n n a - F r a n e i s e a sind die armen Leute nach Rio de Janeixo gesandt worden, einer Stadt, welche für dergleichen Leute durchaus keine Gelegenheit zum Erwerb bietet , und wo die übermäßige Theure des Lebensunterhaltes, deren winzige Geldmittel in wenig Tagen aufzehrend,

Elend und Noth nach sich zieht. Die freiwillige Hülssgesellschaft hat sich

nun, ihren Statuten gemäß, und vom hiesigen Schweizer-Eonsul dazu veranlaßt, der armen Auswanderer angenommen ,,Durch Vermittlung des belgischen Generalkonsuls , Herrn Pécher, dem wir unsern besten Dank schulden, wurde die Wittwe P..... mit ihrer Familie von Seiten der brasilianischen Regierung nach Donna-Franeisea befördert. Sch..... ist noch hier, und wir suchen ihn da unterzubringen, oder nach Santos zu schicken , wenn sich hier Nichts findet. Die Kosten aber, die wir sowohl für die Wittwe P..... und ihre Familie vom Tage ihrer Ankunft an bis zum Tage ihrer Abreise gehabt haben , sowie die Auslagen, welche wir für Sch..... zu machen gezwungen find, und fiix *) Die im Schreiben angegebenen Geschlechtsnamen werden ans Gründen nicht

veröffentlicht.

303 de^en Ueberfahrt nach Santos, wohin kein Regierungsschiff geht, und daher auch freie Passage nicht zu erwarten ist, diese Auslagen muß uns nach unserer Ansicht Herr Steinmann-Drevet zurückzahlen.

Wir verlangen somit von dem Letztgenannten die Vergütung von Fr. 120. -,,Jnliegende Contraete und die von unserem Eonsul legalisirten Rech^.

nungen sind genügende Beweise, daß wir das Recht haben, .von Steinmann-Drevet den genannten Betrag zu sordern, uud wir übergeben Jhnen, Tit., diese Beweisstücke , in dem festen Vertrauen , daß Sie unser Recht wahren und sich unserer Gesellschast krästig annehmen werden.

,,Durch das gleiche belgische Schiff ,,N.^venhei^. kamen. später fechs schweizerische Auswanderer nach Rio de Janeiro, nämlich: Joseph Alois H...... von Baar, Kanton Zug.

Rosa G... von Roth, Kanton Luzern.

Johann Jakob B...... von Müllingen, Kanton Aargau und dessen Frau und Kinder.

Johannes ^.... von Ennenda, Kanton Glarus, deren Reise-Eontraete alle mit Herrn P h. J. G r e v e in Zürich abgeschlossen wurden. Diese Contraete enthalten unter dem Titel ,,besondere Bedingungen^ die Verbindlichkeit des Agenten, den betreffenden Auswanderern freie Dampfschifffahrt nach Rio G r a n d e do Sul zu gewähren, und diese eingegangene Verbindlichkeit hat Greve durchaus nicht gehalten, noch Anstalten getroffen, damit fie erfüllt werde, sondern nach der Einschiffung in Antwerpen die Leute ohne weitere Sorge ihrem guten Stern überlassen.

Angekommen in Rio de Janeiro fielen die genannten Personen dem SchweizerEonsul zur Last, welcher sie an die Privat..Wohlthätigkeit unserer Gesellschaft verwies. Jn Folge unserer Verwendung und durch Vermittlung des schon genannten belgischen Generalkonsuls , Herrn Pécher , hat nun der Kolonist Joseph Alois H...... von der Regierung. freie Ueberfahrt nach einer Ackerbau treibenden Eolonie erhalten. --.. Für. die andern suchten wir auf beste Art zu sorgen. B...... und seine Familie sandten wir in die zunächst gelegene Eolonie, nach Santos; sür Rosa G... fanden wir nach langem Suchen hier ein Unterkommen; ebenso für .^.... --DonnaFraneisea ist weiter entfernt; Rio Grande liegt noch entfernter; die wohl^ feilste Passage von hier aus ist daher nach Sautos. - Jn jedem Falle hat sich aber der Agent, sei es aus Unkenntniß, oder aus Leichtsinn stark bloßgestellt, und wir machen ihn für die Kosten verantwortlich, welche unserer Gesellschaft für den Unterhalt der verschiedenen Eolonisten und für deren Ueberfahrt nach Santos, wo solche stattfand, zu tragen hat und die fich laut einliegender Rechnung auf Franes 480. 60 Eent. belausen. Außer den Rechnungen senden wir Jhnen noch zwei der von Ph. J. Greve in Zürich abgeschlossenen Eontraete, als Belege unserer Mittheilungen. Die andern Contraete, die Sie nicht inliegend finden, hat Herr Pécher an die belgische Regierung gefandt und uns die Versicherung gegeben, daß mau gegen das mit Ph. J. Greve in Verbindung stehende Haus Greve und

Bu^esblatt. Iahrg. VIII. Bd. I.

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304 Bewxe iu Antwerpen von Seite feiner Regierung einschreiten und solchem Unwesen steuern werde. Jm Falle Greve Schwierigkeiten machen sollte, würde die belgische Regierung die andern Beweisstücke Jhnen zustellen.

,,Kurze Zeit vor obigen Vorfällen, d. h. kaum einen Monat früher, kam eiu anderes Antwexper - Schiff mit drei schweizerischen Auswanderern hier an : Johann Rudolph B... von Bixmenstorf, Kts. Zürich.

Johann Sch........ von Hausen, ,, ..

Jahann Jakob B.. .mit Familie von Gebenstorf, Kts. Aargau, welche durch die gleichen P h. J. G x e v e in Zürich spedirt worden sind. Gxeve versprach Allen Uebersahrt nach S an tos od e r nach Rio G r a n d e do Sul, versprach goldene Berge, Empfehlungsschreiben vom brasilianischen Eonsul in Antwerpen, die eine prächtige Aufnahme im neuen Vaterlande zux Folge haben würde, sandte die Leute aber ohne weiteres nach Rio de Janeiro, um sie, ohne irgend eine Vorkehrung, ihrem Schicksal zu überlassen.

Jnliegendes Büchlein , das Greve dem Jakob B ...

übergab , kann Jhnen zeigen , auf welche Weise die armen Leute hintergangen werden. Man spricht denselben von San t o s , wo sie zum Theil Verwandte haben, man spricht von Rio Grande, das mehr als 100 Stunden weiter liegt, als ob Alles auf.s Gleiche herauskäme ; man erzählt denselben viel Schönes uud Herrliches, ködert fie und sendet sie nachhex auf dem ersten besten Schiff nach Rio de Janeiro, einex Stadt und Provinz, die manche Br^itegrade entfexnt liegt, durchaus keine Aehnlichkeit mit den im Büchlein so schön ausgemalten Verhältnissen, und wenigstens in gegenwärter .Zeit noch keine Hülsse.u..llen für dexgieichen ackerbauende Eolonisten bietet. Die genannten Männer wurden vom hiesigen Schweizer-Eonsul unserer Gesellschaft überwiesen , und wir entschlossen uns , dieselben nach der nächstgelegen^. Provinz St. Paulo, auf die Colonie des Senators ^ergueiro in Santos zu senden, und beanspruchen nun von Ph. J. Greve, der sur diese Beförderung , wie er versprochen , hätte sorgen sollen , die Rückerstattung unserer Auslagen, laut inliegenden, legalisirten Rechnungen im Betrag von Franes 786. 40 Eent.

,,Die Ankunft de... B... , Sch....... und B... gab schon ^or eine.n Monat Veranlassung zu einer Versammlung des Vorstandes unserer Gesellschaft. Es wurde in dieser Versammlung beschlossen, einen Aufruf an unsere
auswanderungslustigen Landsleute in den Schweizer - Blättern zu veröffentlichen, und dieser Beschluß ward jüngst zur Ausführung gebracht. An den hohen Bundesrath wollten wir uns noch nicht wenden , weil wir erstens noch keine ganz schlagenden Beweise iu Händen hatten, und weil wix Sie, Tit. , um eines , vielleicht ausnahmsweise vorgekommenen Falles willen, nicht von nützlicheren, unserem Vaterlaude wichtigexen Geschäften abhalten mochten. . Jetzt aber, da fich die Mißbräuche in so kurzer Zeit wiederholen, da nach sichern Berichten die Auswanderung nach Brasilien immer mehr zux Sprache kommt, und wir eine bedeutende Zahl Einwanderer, und zwar durch die gleiche Vermittlung erwarten müssen, können wix im Juteresse

.^05 unserer Landsleute nicht mehr schweigen und erfüllen unsere Pflicht, indem wir Sie um kräftigen Schutz für Jhxe und unsere Mitbürger anrufen.

Die inliegenden Doeume.^te werden Jhnen beweisen, daß die Agenten nicht gehalten, was sie verbrochen, daß dieselben, sei es aus Unwissenheit, sei es aus Habsucht, das in sie gesetzte Vertrauen gemißbxaucht und arme Leute, statt wie verheißen, nach passenden Eolouien, nach einer entfernteren Stadt gesandt haben, wo solche der Pxivat-Wohlthätig^it oder dem Elend anheimfallen müssen. Die aus solchem Verfahren entstehenden Folgen fallen nun gewiß den Agenten zur Last, und wir sind fest überzeugt, daß Recht und Billigkeit auf unserer Seite sind , wenn wir von den Herren Steinmann-Drevet und.Ph. J. Greve die Rückerstattung der oben angegebenen Auslagen. verlaugen. Die Hülfsmittel unserer Gesellschaft find nicht dex Art , daß wix nicht zu größter Sparsamkeit gezwungen wären , und wer .zu leiden hat, wenn unsere Gelder sich in Folge solcher Spekulationen erschöpfen, find a r m e und unglückliche Schweizer.

,,Ohne gerade eine Reklamation gegen einen weitern Agenten zu machen, da bei demselben der Zufall größexe.n Nachtheil vexhütet hat , aber um noch durch ein Beispiel mehr daxzuthuu, wie leicht, wie oberflächlich fast von allen Agenten ihr Geschäft betrieben wird , und um die Auswanderer durch ein fernere^ Beispiel zu warnen , fügen wir noch den Eontraet bei , welchen Herr W e i d m a n n zux W i e g e in Zürich mit Franz V o l k e r t und dessen Frau abgeschlossen hat.

,,Auf dex exsten Seite unterzeichnet der Agent Spedition nach Rio de Janeiro , auf dex zweiten ist Rio Grande do Sul genannt. Volkert wollte nach St. Paulo, wo ex Verwandte aus dex Eolonie des Senatox's Vergueiro h...t , uud der Eontraet beweist die Wahrheit dieser Aussage, da er sagt.. ,,Passagiere reisen nach St. Paulo.^ Was für die andern Kolonisten des ,,N^venheid^ ein Unglüek war, kam dem Volk.rt gut; denn von Rio de Janeiro ist es weniger weit nach Santos , als von Rio Grande do Sul ; die Fahrt von letzter Stadt nach Santos hätte wohl ebensoviel gekostet, als eine Reise von Europa nach Santos. Da.^ Geld, welches die Leute in guter Treue für die Beförderung nach ihrem ^Ziele bezahlt, wäre durchaus unnütz und weggeworfen. Wir sandten die Volkerts nun nach Santos und haben soeben von der
Güte des Senators Vergueiro einen Theil dex Unkosten zuxüek erhalten, so daß wix hier keine Reklamationen machen wollen und , wie gesagt , nur davon sprechen , um noch einen Beleg mehx zu liefexn über die Axt und Weise , wie im Allgemeinen Auswanderungs-Agenten ihre Geschäfte betreiben.

,,Wir wollen weder Herrn Weidmann , noch die andern genannten Leute geflissentlich ex Nichterfüllung ihrex Contraete anklagen. Diese Herren find uns Alle nicht persönlich bekannt , und wix mögen ihnen nicht zu nahe treten; Thatsache ist aber, daß ihre Unkenntniß der brasilianischen Dinge die Eolonisten und unsere Gesellschaft nicht unbedeutender Opfex und Verluste ausgesetzt hat, und daß sie dahex, wie jeder Geschäftsmann, füx

306 die Folgen ^ihres Jrrthums und ihrer Unkeuntniß verantwortlich find.

Wenn bei der immer mehr zunehmenden Lust, nach Brasilien ..u emigriren, nicht mit Eifer und Ernst folchem Treiben ein Ziel gestellt wird, so sehen wir in kurzer Zeit, wie mit dem Schweiß und Blut von Hunderten unserer Landsleute und Mitbürger ein Geschäft getrieben wird , das nicht viel besserest, als Neg^.rhandel.

,,Bevor wir schließen, können wir nicht umhin, noch oon dem Leichtsinn zu sprechen, mit dem alte, schwache Leute, und sogar Krüppel, zur Auswanderung verleitet werden. So haben wir schon mehrmals L a h m e , Bullige und Blind e ankommen gesehen. Der in inliegendem Contraete genannte Hans Jakob B...... von Müllingeu ist ein kleiner, schwächlicher Mensch; sein darin ebenfalls aufgeführter Vetter, Heinrich B......, 64 Jahre alt , starb unterwegs ; -- ein gewisser Bollinger aus dem Kanton

Schasshausen, ist gänzlich verkrüppelt angelangt; Tiefenthaler von St. Gallen

.^ ist blind; Joseph Ropraz, ans dem Kanton Freiburg, durchaus arbeitsunfähig , mit sechs Zehen an den Füßen , sechs Fingern und ganz verkrüppeiten Händen. Daß dergleichen Unglückliche in einem fremden, ihnen gänzlich unbekannten Lande ihr Fortkommen finden, ist unmöglich, und sie hieher schien, was manchmal sogar von Gemeinde wegen geschieht, heißt sie dem Elend überlassen , oder der Privat^Wohlthätigkeit , welch' letztere bei der kleinen Zahl der hier lebenden Schweizer, trotz des besten Willens nur bescheidene Mittel hat. --Nur für j u n g e , k r ä f t i g e L e u t e bietet die Auswanderung die Möglichkeit des Erwerbes und der durch Beharrlichkeit und Mühe erkauften Unabhängigkeit; - aber. auch junge, kräftige Menschen sollen sich nicht blindlings dem ersten , besten Agenten anvertrauen. Vor der Hand ist eine Auswanderung auf^s Gerathewohl, ohne bestimmtes Ziel verfrüht. -- Die Negerfklaverei und andere Verhältnisse sind Kli.^eu , an denen noch Manches scheitern muß. Dagegen gibt es große Unternehmen , an deren Spitze bedeutende und rechtliche Männer stehen, und von denen wir, ohne anderen zu nahe treten zu wollen, die Herren Vergueiro und Ottoni nennen, welche dem Auswanderer jedenfalls das Versprochene halten. Noth thut aber, daß man die AuswanderungsAgenten einer strengen Kontrolle unterwirft, da dieselben nur zu oft, und wie in vorliegenden Fällen, ohne irgend eine Autorisation, den Auswau. derungslustigen Eintritt in die genannten oder ähnliche Kolonien versprechen und überhaupt goldene Berge in Aussicht stellen , deren Verwirk-

lichung gar nicht in ihrer Macht liegt , um deren Verwirklichung sie sich übrigens auch nie kümmern.

^ ,,Hochgeehrte Herren Bundesräthe! Die Hülfsgesellschaft von Rio de Janeiro ist überzeugt , indem sie sich an Sie wendet , und Jhnen die obigen Thatfachen auseinander setzt , ihre Pflicht erfüllt zu haben.

Mit Vertrauen erwarten wir von Jhnen kräftige Maßregeln zum Schutze unserer Mitbürger und zur Erlangung unserer., im Jnteresse der Armen und llnglücklichen an Steinmann-Drevet und Ph. J. Greve gestellten Forderungen.

307 ,,Wir bitten Sie schließlich, Tit., die Versicherung untrer ausgezeichueten Hochachtung und Ergebenheit zu genehmigen.^ Rio de J a n e i r o , den 3l. Dezember 1855.

(.^ig.) .^einri.^ David , Präsident.

1^^.. .^..ii^ u.^f.^.I...^ Vizepräsident.

.^. .^.t.^.., Kassier.

^..ii^ ^11.^ Sekretär.

^I... ^. ^^.^n^.^..

^^^. u....^.^,

^. Stnrzeneaaer .

Räthe.

(Vom 9. April 1856.)

Der Bundesrath hat den bisherigen Kommis aus dem Postbureau iu L o e l e , Herrn Aimé G i a u q u e , wegen störrischem und ungebührlichem Benehmen, aus dem Postdienste entlasse

(Vom 1l. April 1856.)

Der Bundesrath ermächtigte sein Post^ und Bau.^epartement : 1) den Messageriedienst zwischen S i t t e n und Bri..g, dessen Auf^hebung unterm 20. Februar abhin beschlossen wurde (siehe Seite 188 hievor), bis zum 1. Oktober d. J. fortbestehen zu lassen; 2) auf den Zeitpunkt der Eröffnung der G l a t t t h a l ^ E i s e n b a h u ^ folgende Kursabänderungeu vorzunehmen: a. Verlängerung des bestehenden 6pläzigen Postkurses S c h i r m e n f e e Hinweil-Wezikon;

b. Erstellung eines 4pläzigen Postkuxfes von S t ä s a über Grüningen und Goßau nach Uste r; ... Umwandlung des 6pläzigen, wöchentlich zweimaligen Kurses Wezi-

kon-Winterthur in einen 8pläzigen Omnibusdienst W e z i k o u Pfäffikon-Fehraltorf-Jllnau-Effretikon; .^.Beschränkung des bestehenden 6pläzigen Postknrses S t ä f a - l l s t e x -

^interthur auf die Streke Stäfa-Eßlingeu-Uster;

^. ^wandlung des 6pläzigen Kurfes B a u m a - F e h x a l t o r f - Z ü r i c h

1n^inen 8pläzigen Omnibusdienst Bauma-Pfäfsikon-Ustex;

^ B^ränkungdes ^pläzigen Kurses B ä r e t s c h w e i l - W e z i k o n - U s t e r -

Zü.ch auf die Streke Bäretsch^veil-Uster.

^t .iiksicht auf die bereits in Betrieb gefezten Eisenbahnlinien O^likou^oman.^^ru und W i n t e r t h u r - S t . Gallen, hat der Bundesrath ^ F^u^u d^^ ^d^^ ^st... uud Baudepartement ermächtigt.

vonr 1. J^ ^^ <^ ^..^ ^... ^^ ^.^u.^^ d^.^ ^^m^nermon..te^ ^inen Sommerk^ ^wif^^ ^... G a l l e n und T r o g e n , und einen solchen zwisch..^ (^..li^n und Heiden zu erstellen, und zwar mittels Verwen^ .^p^^ .^ägen ^der leichter 6pläzigex Omnibus ;

308 zwischen Hexisau und Winkeln mit dem 1. Mai nächstkünftig zwei Jahreskurse vermittelst eines 6pläzigeu Omnibus zu errichten.

Herr Johannes Bösch, von und in Ebnat, Kts. St. Gallen, ist zum Posthalter und Briefträger in dort gewählt worden.

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Bekanntmachung.

Es wird hiermit zur öffentlichen Kenntuiß gebracht, daß der Bun.

desrath sur dasjenige schweizerische Material u. s. s, welches an die vom

August bis Oktober d. J. in Brüssel abzuhaltende Ausstellung hauswirth-

schaftlicher Gegenstände, so wie für die Teiere und .Erzeugnisse, welche an die dießjährige im Mai beginnende landwirtschaftliche Ausstellung in Paris gesandt werden, die zollfreie Ausfuhr und .....ükkehr tu die Schweiz

bewilligt hat.

Um diese Begünstigung seiner Zeit ansprechen zu können haben die schweizerischen Aussteller bei der Ausfuhr der fraglichen Artikel Freip a f f e zu lösen und sich dafür an diejenige Zolldirektion zu wenden, in deren Gebiet die Zollstätte gelegen ist, über welche die Aus- und Wieder..

einfuhr stattsindeu soll, wo sie gleichfalls auf Verlangen nähern Aufschlug über das zu beobachtende Verfahren erhalten werden.

Die verehrlichen schweizerischen Zeituugsredaktionen sind gebeten, bestehender Bekanntmachung durch Ausnahme in ihre Blätter weitere Verbreituug vexschaiseu zu wollen.

Bern, den 4 April 1856.

Das schweizerische Handls- nnd Zolldepartement

Ansschreihnng von erledigten Stellen.

(Anmeldungen ohne g u t e L e u m u n d s z e u g n i s s e k ö n n e n nicht berüksichtigt werden.)

1) E i n n e h m e r der ....lebenzollstätte Fahi), Kts. Bern Jahresbesoldung Fr. 1300. Anmeldung bis zum 19. d. Mts. be der Direktion des I. schweiz. Zollgebiets, in Basel.

2) E i n n e h m e r der Nebenzollstätte B e g g in g e u, &. Schaffhausen.

Jahresbesoldung Fr. 150 nebst 10 Prozent Bezusprovision aus der Roheinnahme. Anmeldung bis zum 19. d. Mts. bei der Direktion des II. schweiz. Zollgebiets, in Schasshausen.

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Aus den Verhandlungen des schweizerischen Bundesrathes.

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1856

Année Anno Band

1

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17

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12.04.1856

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301-308

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10 001 871

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