#ST#

Schweizerisches Bundesblatt.

XIV. Jahrgang. lll.

#ST#

Nr. 51.

1. November 1862.

Gutachten der

eidgenössischen Expertenkommission über die Frage einer

eidg. Eichstätte.

(Vom 13. April 1862.)

Die kommission , welche unterm 26. Februar 1862 vom hohen Bundesrathe beauftragt wurde , die Gründung einer eidgeuossischeu Eiehstatte zu begutachten hat sich Sonntag den 13. April unter dem Vorsitze des Vorstandes des eigenossisi.hen Departements des Jnnern in Bern versammelt und gibt sieh mit Gegenwärtigem die Ehre, der hohen Behorde die Ergebnisse ihrer einläßlichen Besprechung und die Gründe, ans welchen dieselben beruhen, in Kurze darzulegen.

Es sei uns erlaubt, der speziellen Beantwortung der einzelnen Fragen einige allgemeine Worte vorauszuschicken.

Die erste und notwendigste Grundlage eines gut geordneten und gesicherten Mass- und Gewichtwesens bilden natürlich absolut richtige authentische U r m a s s e , aus welchen, sreilich aus sehr mittelbare Weise, alle weiten Massgrossen abgeleitet werden. Damit die Urmasse die unentbehrlichen Bedingungen äußerster Genauigkeit und vollkommenster Unveränderlichkeit bewahren , durseu sie nie und nimmer benutzt werden , ausser u.it den grossteu Vorsichtsmassregeln in den seltenen Fällen , wo es sich um die Vergleiehung der ersten E o p i e n handelt. Rur durch eine ganz abgesouderle, genau beaufsichtigte, vor allen fremden Einflüssen gesicherte , aller und jeder Berührung entzogene Aufbewahrung kann der Bedingung der Unveränderlichst aus die Länge entsprochen werden. Die Siehe Bundesblatt 1862,

l, 389--390.

Bundesblatt. Jahrg. XIV. Bd. III.

40

398 im Jahr l 859 ausgestellte Forschrift über die Aufbewahrung der schwel zerifchen Urmasse im Bundesarchiv anerkennt ..ie Rothweudigkeit solcher Vorsiehtsmassregeln.

Von den Urmassen werden, unter ...^enu^nng aller Hülssmittel der Wissenschaft, einige, wenigstens zwei, mogliehst getreue (Kopien genommen, welche einander nbth.gensalls zu ..ontrolliren bestimmt sind und die eigene liehen ^rossen darstellen, an welche man sich für alle sehr genauen authen-

tischen Vergleichungen hält. Es hat sich anderswo als zweckmässig be-

währt, diese ersten K o p i e n , deren sorgfältige Erhaltung m.d Benu^ung

gleichfalls von hochster Wichtigkeit ist, damit nicht wieder auf die Urmasse zurückgegangen werden müsse, n i c h t in gleicher Hand zu lassen, sondern durch Aufbewahrung an ^anz getrennten Stellen gleichen Einflüssen und Zufälligkeiten, oder einer gleichen Beuu^nng zu entziehen. Für unsere schweizerischen Verhältnisse wären wohl die geeignetsten Ausbewahrnugsorte dieser ersten Eopien einmal der Vundessi^, als Eentrmn der Administration und als Si^ des Bundesarchives, zweitens dann das Bol^technikum (Observatorium oder physikalisches Cabinet), als einzige und hochste schweiprische wissenschaftliehe Anstalt.

Von den ersten Eopien der Urmasse werden alle andern Masse, die noch immer ans grosse wissenschaftliche Genauigkeit Anspruch machen, als z w e i t e E o p i e n abgenommen. Dahin gehoren die den Eautonsregierungen übergebenen M u s t e r m a s s e , sowie diejenigen, welche zu den gewohnlichen genauen Vergleichungen dienen , die allsällig an fremde Regierungen abzugebenden Masse , die Rormalg^bssen , deren hohere wissenschastliche Anstalten, Universitäten, Observatorien u. s. f. bedürfen, endlich die Tvpen , welche als vollkommen genau und richtig von einzelnen Brivatindustrien gefordert werben. Jn allen diesen Fällen sollten die zweiten Eopien, ebensogut wie die ersten, die Eigenschaften grosstmoglieher Richtigkeit und Zuverlässigkeit erhalten , was sich nicht anders als durch die Vereinigung aller Unistände und aller Hülssu.ittel erreichen lässt , üb^.r welche die ph^siealischen und mechanischen ^ Wissenschaften heutigen Tages für Arbeiten hochster Vräeision gebieten.

Wir haben in der ^..hweiz keinen Ort, wo Prüfungen und Vergleiehnugen wie die hier geforderten auf befriedigende Weise ausgeführt werden konnten. Einerseits be.^ars es da^n einer geeigneten, eigens ein^ gerieten Realität, andererseits verschiedener ungemein genauer und kostbarer , auf den besondern ^weck berechneter Apparate --^ zwei Bedingungen, ^oelehe weder von unsern ^visseuschastliehen Anstalten, noch von ^rivatetablisse^nenten gehorig erfüllt werben. Wird dem Erfordernisse nicht von Seite der obersten Landesbehorde entsprochen , wie es in den meisten Ländern der Fall ist, so geschieht es von Niemanden, und unser ganzes Mass- und ..^ewiehtwesen entbehrt einer seiner ersten und wichtigsten Garautien. Der Maugel an geeigneten ..^rüsnngsmitteln war schon beim

399 Abschlnss des ersten Eo...eordates über Einführung gemeinsamer Masse u.^d Gewichte in hohen.. Grade fühlbar und wnrde ein Hinderniss gegen Erzielung der höchsten wünschbaren Genauigkeit.

Raeh diesen Bemerkungen muss .die erste uns vorgelegte Frage :

1, ^st eine ei^ettossische ^ichstgtte no^e^i^ unbedingt b e i a h e n d beantwortet werden.

Die Geschäfte einer solchen Eichstätte, wenn vollständig und saeh^ gemäss eingerichtet, lassen sich in a n f ä n g l i c h e oder einmalige und in später w i e d e r k e h r e n d e oder sortlaufende theilen.

Zu den ersten gehort : a. Die Abnahme der zwei oder drei ersten E o p i e n von den als authentisch anerkannten sehweizerisehen Urmassen, unter jedesmaliger Festse^nug der ^ Unsicherheitsgrenze.

^ b. Die Verifikation und allfällige Erneuerung der den Eantonen zukommenden Mustermasse. Da die Jnspektionen des Hrn. Brof. Wild das Dasein nicht unerheblicher .Abweichungen, eine Folge schlechter BeHandlung oder anderer Ursachen , dargethan haben, so ist eine neue zuverlässige Vrüfung der Mustermasse unumgänglich notwendig geworden.

c. Die Abnahme z w e i ter E o p i e n , zur Schonung der ersten, als Hülfsmittel bei den verschiedenen Arbeiten der Eichstätte.

. Zu den wiederkehrenden Geschäften rechnen wir : d. Die nach l0 oder 12 Jahren ^u wiederholende Vergleichung der Eopien u.^it den Ur^uassen und mit den ^genannten eantonalen Mustermassen, weil letztere durch unvorsichtigen Gebrauch oder unbesriedigende Verwahrung leicht sehlerhaft geworden sein konnen.

e. Die Vornahme aller amtlich georderten genauen Massvergleiehnugen mit den eigenen oder fremden Massgrossen.

l. Die Abnahme von Eopien für wissenschaftliche Anstalten, für Universitäten, Sternwarten, topographische Burea.^ oder gewisse technische Etablissemente.

Ansser diesen Geschästen, sür welche Riemand anders einstehen ka^n, ist als ein wesentliches ^er eidgenössischen Eichstätte noch zu^ betrachten.

^. Die erste Vrüsnng und spätere Beaussi.htigung der den sämmt.

lichen Eichmeistern zukommenden B r o b e m a s s e .

Freilich wurde der Gedanke angeregt , die Einwirkung der Eiehstätte auf eine blosse Kontrolle durch Visitationen zu ^beschränken, die Prüfungen der Vrobemasse aber ^wissenschaftlich gebildeten Eantonalinspektoreu zu überlassen. Die Mehrheit der kommission aber, ohne die Wünsehbarkeit solcher Juspektoren sür die regelmässige Beaufsichtigung der Eichmeister und Erstatten bestreiten zu wollen, hegt entschieden die Meinung, dass,

400 bei der .Verschiedenheit der kantonalen Vergebungen , die wünschbare Gleich.formigi^it und Zuverlässigkeit der Brobemasse einzig durch eine von gleicher Stelle ausgehende Untersuchung und Abgleichung zn erreichen sei.

Es dürste sich fogar fragen, ob nicht d.e ..Anstellung eines Eichmeisters von einer .^rüfnng durch einen eidgenossischen Beamten abhängig gemacht wenden sollte.

..^ Welche ^enschaftea mu^ ^s ....^eal besten ^ Abgesehen von jeder bestimmten Loyalität. scheinen uns zur besriedigenden Ausführung der genannten Arbeiten folgende Räumlichkeiten erforderlich .

.... Ein kleiner abgesonderter Raum zur Aufbewahrung der ersten und zweiten Eopien der Urmasse, der offiziell nütgetheilten Rormalmasse anderer ^au.^er, endlich anderer Masse und Gewichte, welche besondere Sorgfalt erhäschen. Dieser Raum muss vollkommen trocken, wo moglieh feuerfest eingerichtet und sicher verschliessbar sein, denn er enthält die sur

die ganze Vollziehung der Mass- und Gewichtordnung wichtigsten Grund-

^rossen.

b. Ein grosseres, hebbares Zimmer zur Aufstellung der genaueren Messnngs- und Wägungsapparate, die bleibend einzurichten, mit grosster Sorgfalt ^u behandeln und vor schädlichen Einwirkungen zu schüfen sind.

Vollkommene Trockenheit , hinlängliche Helligkeit zur Ausführung der

feinsten Messungen^ Beschulung vor den direkten Sonnenstrahlen, welche storende Ausdehnungen veranlassen, Sicherung vor ostern Erschütterungen, Möglichkeit einer Einrichtung fester, auf den. Boden ruhender Sockel sind die wesentlichen Eigenschaften, welche dieser, den feinsten und schwierigsten Arbeiten bestimmte Raum b..si^en muss.

c. Ein zweites Zimmer , das die gleichen Bedingungen , in etwas geringerm Grade zu erfüllen braucht, wäre für die Prüfung der grossern Gewichte, sowie der Hohlmasse, welche den Gebrauch von Wasser verlangen, bestimmt.

d. Jn diesen beiden Zimmern kann jedoch die Vrüsnng und Abglei^ung der Brobemasse nicht wohl, wenigstens nur zum kleinsten Theile, vorgenommen werden. Diese Arbeiten, weil schon weniger scharf, bedürsen weniger vollkommene Hülssmittel ; sie müssen schneller abgemacht werden , sin^ mit kleinen Verbesserungen an den Massen und Gewichten selbst verbunden, welche die ho.hste Reinlichkeit ausschließen, kehren endlich häufiger, möglicherweise unter der Storung anderer Bersonen , wieder.

^oll die Eichstätte auch dieser Aufgabe genügen, so bedarf sie noch eines eigenen hellen und geräumigen Loeals, das zur uunnttelbaren Ausführung der Berichtigungen, einigermassen auch als Werkstätte eingerichtet ist, oder mit einer solchen in naher Beziehung steht.

401 ..^ ^lche ^tellea merdeu ^nr ^esor^ung .^er ^statte erforderlich sent^ Wie aus dem Gesagten hervorgeht, zerfallen die fortdauernden Geschäste der Eichstatte in ^wei Elassen, welche, als von abweichender Art, nicht notwendig, vielleicht sogar zweckmassiger nicht in ein und dieselbe Hand zu legen sind , nämlich in die seinern , mehr wissenschastliehen Arbeiteu und die mehr technische Brüsnng der Brobemasse. ...^tatt eines zahlreichen personales. wie es wohl anderwärts an den obersten Eichämtern angestellt ist, halten wir die Ausstellung zweier Beamtungeu für unsere beschränkten schweizerischen Verhältnisse sür vollkommen zureichend.

a. Der erste, der eigentliche J n s p e k t o r der Eichstätte hätte die s.^ ^iss. l c, d, c und k genannten Geschäfte zu verrichten. Er muss ein gründlich gebildeter Bh^siker sein, geübt in den seinen Messungsverfahren, vertraut mit den vorkommenden Untersuchungen über das spezifische Gewicht, die Ausdehnung durch Wärme, die Elastizität ^e., in. Stande endlich, seine eigenen J..str...meute zu eontrolliren und die moglichen Fehlergrenzen seiner Bestimmungen ^u ermitteln.

b. Der D i r e k t o r der Brobemasse hätte diese Masse nach bestimmten Vorschriften genau zu prüfen, abzugleichen und ^u beglaubigen ; dann zeitweise als amtlicher Experte die Visitationen der Eiehstälten vorzunehmen, endlich die übrigen Arbeiten zu verrichten, die nicht den allerlegten Grad der Genauigkeit erfordern. Er muss gleichfalls wissensehaftlich gebildet, daneben aber vorzugsweise ein gewandter und geschickter ^.^ehniker sein.

Die Gesehäste der schweizerischen Eichstätte werden, die erste Zeit einmal überstanden , keine zahlreichen sein und konnen daher die beiden Beamten nur zeitweise beschäftigen. Desshalb wird es angemess.... erscheinen, Männer dasür ^u wählen, welche bereits in verwandten Berufsgesehästen leben, ohne ga..^ davon in Anspruch genommen zu sein. Jl^re Besoldung braucht anch uur ans das Mass ihrer .wirklichen Geschäfte und ihrer Verantwortlichkeit, nicht aber auf ^ie Anforderungen einer selbstständigen Stellung berechnet zu werden. Wie die ^Verhältnisse de^ Bundessines gegenwärtig sind, schienen uns ein Vh.^siker und der Direktor

der Münzstätte, der in Znkunft weniger besck.ästigt sein wird als derjenige der Telegraph.....werkstätte , ganz geeignete Versonen , so dass die eine

(gegenwärtig Hr. Vrof. Wild, früher^ Hr. Telegraphendir.^tor Dr.

Brunner) ihre Verrichtungen als Experte sürs eid^euossische Mass- und Gewi.hts.ves..n im Allgemeinen wie bisher zeitweise fortseien konnte, während die andere (Hr. Direktor Escher) diejenige Aufgabe übernähme, die mehr technischer Ratnr ist und auch die periodisch Wiederkehrenden^ eidgenossischen ^aehschauen in den Eantonen in sich schliesseu mnrde.

Den beiden Beamten müssen zeitweise noch einer oder ^ei Gel^lsen zu Diensten stehen, wie es bisher ebensalls üblich gewesen ist.

402 4. ^it welche.. ^st^me^eu ist ^e ^statte ^ .^el,e^ ^.ie von Hrn. Vrof. Wild, bisherigem Jnspektor sur Mass und Gewicht, vorgelegten Vorschläge, deren einige bereits auch zur Beftel.nng gelangt und bezal.lt sind, haben die Zustimmung der kommission erhalten.

Es sind nämlich folgende Jnstrnmente notwendig .

Preis.

a. ein grosser Längeneomparator mit Wasserwaagenfühlhebeln und Mikroskopen zur .^ergleichuug sur End..

und für Strichmasse. eirea .

.

.

.

. F r . 3,000 b. eine Waage für ..0 .^ Ma^imal-Belastnng mit Vorrichtnng für hydrostatische Wägungen , von Hermann und Studer, bezahlt .

.

.

.

.

,, 1,560 c. 4 Waagen für Max^imalbelastungen von 100 .^, 2 .^, 50 Gr. und 5 Gr., die 2 .^ Waage ebenfalls mit .^or.^ richtung zur Bestimmung des spezifischen Gewichts, bei Hermann und Studer bestellt, eirea .

.

,, 3,500

d. ein Ealibermassstab mit Theilung auf Silber , der .^onins, 0,01 Linien angebend, von Hermann und

Studer; bezahlt .

.

.

.

.

. ,, e. ein Glasmeter mit Theilung, von Steinheil ; bezahlt ,,

I.^.^ 5l)l)

l. ein Bergkrhstallpsund, bei Steinheil bestellt, eirea .

^. 2 Argentange^vichtssätze, bei Hermann und Stnder bestellt; eirea .

.

. ^ .

.

.

,,

3.)l)

,,

5l)l)

.

^ , ,,

6l)l) 1,798 3.^0 269

h. einige Flüssigkeitsmasse und Hohlmasse ^ eirea

.

^

1 Barometer, einige Thermometer, Hygrometer und Ablesefernrohren , ..irea .

.

.

.

.

.

k. Eichmeifter-Apparat, von Goldschmid, bezahlt .

l . Ergänzungen dazu, eirea .

.

.

.

.

, m. Reiseapparat mit Waage, von Lincke, bezahlt .

500

i.

^ie ungefähren Kosten sämmtlicher Jnstrumente wären also

.

.

.

.

.

.

.

.

.

^r.

Von dieser .^un.me sind aber aus dem sü... das Jal^r

1861 bewilligten Eredite bereits bezahlt .

..

Für die vollständige Ausstattung der Eiehstätte wären

,.

l2,992

4,292

also bloss noeh ersorderlieh .

.

.

.

.

^r. 8,700 mit Aussehluss freilich der Unkosten siir die baulichen Einrichtungen.

^ ^o ^are die ^ichstatte am besten plaeirt .^ Wird die schweizerische Eichstätte nach unsern Vorschlägen eingerichtet, so steht sie selbftständig da und bedarf der Unterstützung keiner andern Anstalt, weder des Observatoriums, noch des Vol..technikums , welche beiden ihr ohnehin weder die angemessenen Räumlichkeiten, noch, theilweise wenigstens, die nothigen Apparate anzubieten im Stande wären.

403

Allerdings könnte .umgekehrt die Benu^un^ der Apparate der Eichstätte bei einzelnen sehr genauen Untersuchungen jenen Anstalten willkommen sein; ein dauernder Rntzen ist aber nicht vorauszusehen, da man nicht daran denken kann , eine Eontrollanftalt, wo mit Ruhe und hochster Braeision gearbeitet werden soll und auf deren Arbeiten eine grosse Verantwortlichkeit ruht, zum Uebungsplatz junger Stndirenden ^.machen.

Jn der Wahl des Loeals dürfen daller Gründe anderer Art zur Geltung gebracht werden, von denen .einige sehr gewichtige zur Verlegung an den Bundessitz stimmen.

. . ^ ....

^ .^. Sie befindet sich dann ^vorerst .in der Rahe des Bnndesarchws und der in demselben ausbewahrten schweizerischen Urmasse, wodurch in^ den Fallen, ^ w o aus lettere zurückgegangen werden mnss, die stets gefährliehen Transporte der einen oder ..andern Masse bedeutend vermindert und erleichtert werden.

b. Zweitens bestehen zwischen den Beamten der Erstatte und dem Departement des Jnnern, dem^ das Mass- und Gewichtwesen anvertraut ist, mancherlei administrative Beziehungen, welche aus den gleichen Gründen , die sür das Loeal der Münzstatte und der Telegraphenwerkstätte bestimmend waren , eine Annähernng beider sehr vorteilhaft erscheinen lassen.

c. Endlich mnss es in. Bundessitz am leichtesten sein, wegen der zahlreichen .Loealitäten uud zahlreichen Angestellten , welche der Zentralverwaltung zur V^rsügung stehen , die neue .Anstalt ^befriedigend unterenbringen und zu besehen.

Jn der Tl^at ist der kommission eine Räumlichkeit in Vorschlag gebracht worden, welche, nach vorgenommenem Augenschein, ihres Trachtens

allen Anforderungen besriedigend entspricht. Es ist das Erdgeschoss des

nordliehen Munzgebäudes, das ans die wenig besahrene Jnselgasse blickt.^ Es enthält. 1) ein trocknes gewolbtes Kämmerehen, ^ur Ausbewahrung der Masse ganz geeignet (oben als Loeal a bezeichnet), 2) ein allerdings nicht sehr grosses Eckzimmer, mit zwei Fenstern nach R. .und einem abzuschliessenden nach O., welches für die Aufstellung des Eomparators (Loeal b) dienen würde, endlich 3) ein zweifenstriges ^immer naeh O., gegenwärtig durch eine .^.alb^and getheilt, welches das Zimmer c darstellen würde. Diese Zimmer ruhen ans einem sestgen.olbte.i Keller, der für gewisse Zwecke gleiehsalls dienen konnte und durch denses leicht wäre,.

die für den Sockel der Jnftrnmente forderliche .^teinsäule emporzusehen.

-.-. Die Arbeiten mit den Vrobemassen mi.ssten .dagegen in das andere, südliche Münzgebäude verlegt werden, wo ein schoner und passender Anbau, gegenwärtig nur als .^olzbel..älter benu^t. zur Versügung stellt.

Er liegt unmittelbar neben der kleinen Werkstätte der Münze, und es wäre dadurch leicht, anch die Werkzeuge und Arbeiter derselben, gegebenen Falles, für die Eichstätte zu benutzen. Da der Direktor der Mün^e, Hr. Escher, sich bereit erklärt, die Geschäste eines Inspektors der Brobe-

404 masse zu übernehmen, so wäre durch diese Anordnung in je.^er Be^iehnag für die Sache geformt.

Durch diese Bemerkungen ist bereits auch auf die Frage .

^ ^st eilt eigenes Loegl fur ^ie ^statte notln^ im Wesentlichen geantwortet. Wir sehen in einer Verse^ung der Eichstatte in das Münzgebäude von Seiten des Mass- und Gewichtwesens keinen ....achtheil, wofern die schweren Arbeiten des Münzschlagens, die.

aber keine anhaltenden sind, nicht erschütternd aus das nördliche Mün^gebände zurückwirken. Jedenfalls dürft.. eine Vereinigung mit der Mün^statte, wegen der besehränktern Dauer und geringern Anhäufung der Geschäfte. passender sein als mit der Telegraphenwerkstätte. Es versteht sieh jedoch von selbst, dass unsere Eichstätte eine von der Mü.^e ganz unabhängige Anstalt bilden muss , wie es übrigens von selbst ans der Unterordnung beider nnter verschiedene Bundesdepartemente hervorgeht.

^ ^oll mit .^er ^ichfttitte ^leitll eine ..^erlst.itte ...e^nn.^en .^e^en .^ ^Wir haben im Bisherigen diese Frage nicht berührt, weil sie wirklieh von derjenigen einer hohern Eontrollanstalt, was die Eichstatte sein soll, gan^ abweichend ist. Die Eommission beantwortet dieselbe indess, insofern es sich wenigstens nm eine ^onstr..ltio^.sanstalt sür Mas.e un^ .Gewichte handelt, entschieden mit n e i n , un^ zwar aas folgenden gründen .

a. Weil es dem Geiste unserer republikanischen Einrichtungen und unsers freien Staatslebeus entspricht, nichts Unnolhiges zu eentralisiren, sondern der freien Eoneurreu^ und der Vrivatindustrie alles das ^u überlassen, was dieselbe gehorig ^.. erzeugen vermag. Der .^taat soll nur das Re..ht der amtlichen Vrüsung und Beglaubigung , nicht ab^..r die Fabrikation, als Regal etwa, an sieh ^iehen.

b. Weil es sür die Ordnung der Gesehäste und dem Bublikum

gegenüber von Wichtigkeit ist, der eidgenossischen Anstalt ihre volle .selbst..

ständigkeit und Unparteilichkeit zn wahren, w^s durch jede Einrichtung, welche die Verfertigung und die amtliche Brüsung der Masse in dieselbe

Hand legt, nicht mehr der Fall ist.

.... Weil .bei dem hohen Stande der schweizerischen Technik es an tüchtigen Mechanikern nicht fehlt, welche de... Massgrossen eine Genauigkeit zn geben im Falle sind, wie sie den .Leistungen einer privilegirten

Anstalt gar zu oft abgeht.

d^. Endlieh weil die Werkstätte, um allen Anforderungen der Massfabrikation zu genügen, eine ziemlich umfassende Einriehtnng und ein nicht geringes Versonal erhalten u.üsste, wodurch die Eentralverwallung mit einen. weitläufigen, tostbareu, wegen der äussern Eoneurrenz aber keines.wegs lohnenden Geschäftszweige belastet würde.

40^ Diese gründe scheinen uns entscheidend, so dass wir der Eichstätt...

keine andere mechanische Arbeit zuweisen würden, als welche mit der Al.^ Gleichung und Justirung der ihr angebotenen Masse und Gewichte in

Verbindung steht, wozu, wie gefagt, eine kleine Hülfswerkstätte ganz genügt. Es bezieht sich diess sowohl aus die nach bestimmter Vorschrift gestalteten ..nd beschasfenen ^robemasse und Gewichte, als ans diejenigen Masse, welche Vrivaten zu grosserer. Genauigkeit gegen Gebühr aus der Eentraleichftätte wollen prüfen und beglaubigen. lassen.

Jm Vorstehenden sind bereits die beiden legten Fragen :

^, Laßt si.^ der be..bsi..l,.t^te ^me^ nicht durch .^erbindm^ mit einer ^ri.oa..mer..^at..e errei^en.^ ^ .^ann bei .^erbindn^ der eid^. ^ichftiitte mit der e.i.^. ...^iinzoder Tele^ra.^enmerlftatte das daselbst bestelle dienst.. .oder Aussichts^er^Ilal ^r ^eso^llll.^ ^er .^erlftatte mcht .oermendet merdes ^ gleichfalls beantwortet. -^ie ^achtheile der Verbindung einer Werkstätte mit einer eidg. Eichstätte würden voraussichtlich in erhohtem Masse eintreten, wenn die eidg. Eichstätte sich an eine Brivatwerkftatte binden wollte, indem sie in diesem Falle ihre Unparteilichkeit einbüssen müsste und ihre Eontrollirungsaufgabe in ^rivathände siele, die zunächst für ihr eigenes Jnteresse arbeiten.

Es würde alsdann die Brivatwerkstätte sich selbst eontrolliren. Jn welchem Masse und in welchem ^inne ein .^lnsehliessen an die Münzstätte und ihre Zugestellten uns moglieh iu^.d passend erscheint, ist oben bereits aus einander gesetzt worden.

.^urz zusammengesasst lauten hiernach unsere Antworten auf die geftellten Fragen, wie folgt :

1. Eine eidgenossische Eichstätte ist unumgäuglieh uothweudig.

2. Es sind wenigstens 4 Rämne nothwendig : einer für Ausbewahruug der Masse und Gewichte, zwei sür die seinem. Arbeiten, einer endlieh für die Brüfung der Brobemasse.

3.

Es genügt an einem Jnspektor für die rein ^wissenschaftlichen Arbeiten, einen. Direktor sür l^ie Brobeu.^asse und der uothigen Aushülse.

4.

Die Jnstrumente sind oben genannt.

5. Der .^andessitz ist der geeignetste .^rt sür^ die eidgenössische Eiehstätte.

6.

Sie bedarf eines eigenen Loyales, das aber angemessen im

geschoss des Münzgebäudes gefunden wird.

Erd-

7. Die Eiehstälte bedarf keiner ^onstrnl.tions.verkstätte sür Masse und Gewichte.

8.. Der beabsichtigte Zweck ei..er ei..g. Eiehstätte lässt sich durch

deren Verbinduug mit eiuer Vrlvalwerkstätte nicht gut erreichen.

406 . 9. Die Münzstätte bietet, wie a^agt, ein passendes Loeal dar.

der Direktor derselben kann ohne Schwierigst die Geschäfte des Direktors übernehmen, seine Münzarbeiter die B^dienstung besorgen.

Da es sich nun einmal um eine gute und seste Begründung schweizerischen Mass- und Gewichtwesens handelt, so erlaubt sich kommission, an ihre Antworten einige Anträge zu schließen, welche Errichtung einer schweizerischen Eentraleichstätte ^..r Vervollständigung Ergänzung dienen.

des die der und

Die spezielle Einrichtung der Eichstätte selbst, nebst der Brüfung ihrer Bräeisionsapparate, sowie zweitens, nach ihrer Gründung, die neue Vrüfung der Mustermasse der Kantone, sind so wichtige und zum Theil feine Gesehäste, und bedürfen so sehr der Garantie zweckmässiger und riehtiger Ausführung, dass die ve.ei^igte Einsicht u..d Erfahrung mehrerer Bersonen , die gegenseitige Eontrolle mehrerer Beobachter . endlich die Theilung der Verantwortlichkeit ans mehrere gan^ unabhängige Experten ivünschbar und notwendig erscheint. Wenn auch Eine ^erson die ...lrbeiten vorzugsweise leitet, so betrachten wir dennoch den vollständigen Einblick von Seiten anderer Männer der Wissenschaft, ihre unbedingte ^nstimmung, ihre beglaubigende Eontrolle als eine Gewähr l..er Richtigkeit, welche die Bundesbehorde verlangen soll, und die selbst dem vorzugsweise thätigen Mitgliede zu seiner eigenen Deckung willkommen sein muss.

Wir schlagen daher vor, dass die genannten beiden Geschäfte ,,einer Eommission zugewiesen werden,.^ bestehend aus dem snuetionirenden eidg. Mass- und Gewiehter^perten und z.vei ihm beigegebenen Experten, -- welche, alle drei, Bericht und ^erbalprozess über die getroffenen Einrichtungen und ausgeführten ..^erglei.hungen zu unterzeichnen hätten.

Rach Einrichtung der schweizerischen Eichstätte sollte aber der Vrüfung der eantoualen Mustern..asse ein anderes Gesehäst vorausgehen, welches allein jener Prusuug die unantastbare Grundlage zu bieten vern..ag.

Wir meinen eine offizielle ^erglei...hung , vermutlich sogar eine vollständige Erneuerung unserer schweizerischen llrmasse u.it und nach den in ^ar.s .ausbewahrten Grundmassen Frankreichs. Es wurden diese Urmasse nämlich, bestehend in einem Mètre a bout aus Eisen und in eine^n ^ilogramn..

aus Messing, im Jahre l 708, mit amtlicher Beglaubigung versehen, von..

Minister des Jnnern der sran.^osisehen Republik dem Direktorium der helvetischen Repnblik dnrch pralles zugeschickt, zu einer Zeit also, da die Anforderungen an die Richtigkeit niedrigere, die Brüfnngsmittel weniger ^..ollkommne waren, als je^t. Seitdem wnrden sie mehrn.als transportirt, sind verschiedenen Manipulationen ausgesetzt gewesen nnd befanden sich nicht immer in hinlänglich trockner und geschützter Verwahrung. Daraus erklärt sich , wie die Eommission durch unmittelbaren Augenschein sich dessen überzeugen musste , dass beide Grossen durch Or^dation gelitten haben und kaum mehr als antheutiseh richtig Massgrossen gelten dürfen.

407 Von unsicher gewordenen Grossen mit den vollkommenen Hülssmitteln der Je^tz.^t identische Eopien zu nehmen , wäre eine reine Täuschung. Erst wenn unsere Urmasse , wo moglieh au... einem unveränderlichen Stosse , wissenschaftlich richtig neu hergestellt worden s^nd . kann die Vervielfältig gung derselben auch aus offizielle Authentieität Anspruch machen. Zu dem Ende ist ferner wünsehenswerth , dass dann die neuen Urmasse auch mit den Urmassen einiger Länder, welche in dieser Be^iehn^g am weitesten vorgeschritten sind, nämlich von V r e u s s e n und E n g l a n d verglichen werden. Authentische englische Masse sind bereits im Archive vorhanden, doch dürste gegenwärtig nur das Längenmaß noch Zutrauen verdienen.

Wir schlössen daher mit einem legten Antrage:

.,Dass der hohe Bundesrath die Brüsung und allfällige Er,,neueru.^ der schwierigen Urmasse beschiiessen und theils durch

,.Mittheilung an die französische Regierung, theils durch Bezeich-

^

,,nnug einer Abordnung nach Varis die Ausführung der Sachen . ..einleiten , sowie auch zur Erlangung authentischer Urmasse von ,,Breussen und England .^ie nothigen Schritte thun wolle. ^ Genehmigen Sie, Hochgeehrte Herren, die. Versicherung ausgezeiehneter Hochachtung.

Bern,. den 13. April 1862.

Die Expertenkommission : ^. B. ^ioda, Bradent.

Alb. ^oussou. Brof., Bericht.^ .. erstatter.

Dr. ^. ^ild, Professor.

Dr. Adol^ pirsch, Direktor.

^ottlieb .^iu.^ier. Eichmeister.

Albert Ascher, eidg. Münzdirektor.

^ ^. .^asler. Ehes der eidg. .^elegraphenwerkstätte.

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Gutachten der eidgenössischen Expertenkommission über die Frage einer eidg. Eichstätte.

(Vom 13. April 1862.)

In

Bundesblatt

Dans

Feuille fédérale

In

Foglio federale

Jahr

1862

Année Anno Band

3

Volume Volume Heft

51

Cahier Numero Geschäftsnummer

---

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

01.11.1862

Date Data Seite

397-407

Page Pagina Ref. No

10 003 882

Das Dokument wurde durch das Schweizerische Bundesarchiv digitalisiert.

Le document a été digitalisé par les. Archives Fédérales Suisses.

Il documento è stato digitalizzato dell'Archivio federale svizzero.