562 Rur die Aktien der toseanisehen Rationalbank stiegen fortwahrend

und sind nun L. it. 1560 per Aktie von L. it. 1000 notirt. Rutzuiessung vom 1. Januar 1861. Die Dividende für 1860 betrug l 2 ^^, Prozent , und die diesjährige wird nicht viel kleiner erwartet. Der Zinsfuss der Bank war vom 1. bis ..3. Jauuar 5^ ^, vom 14. Januar bis

2. April 6 ^ und seither 5 ^. Bei privaten ist das Geld stets etwas billiger gewesen.

Jch drücke auch dies Jahr wie in srühern Rapporten mein Bedauern aus, keine wichtigen Veräuderuugen der Beziehungen zwischen der Schweiz und Toseana hervorheben zu konnen. Trotzdem dieselben für unsern Handel nicht von hervorragender Bedeutung sind, so ist dennoch der hiesige Platz stets von vielen jungen ...Schweizer.. zur Ausbildung ihrer kaufmännischen Kenntnisse besucht.

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schweiz. Generalkonsulates in N e a p e l fur das Jahr 18^1.

(Vom 8. Februar 1862.)

Au d e n hohen Bundesrath.

.Titl Mein Handelsbericht sur das Jahr 18^0^) hat bereits die gnten Wirkungen vom Inkrafttreten des piemoutesischen Zolltarifs fur den Einsuhrhandel nach Unteritalien erortert. Unbestreitbar hat die Lage. worin

sich das Jnnere des Laudes im Jahr 1861 befand. sowie die dnrch das

Räuberunwesen verursachte Unsicherheit und die sortwährend fühlbare Finanzkrise der normalen Entwiklung der Geschaste bedeutend geschadet. Allein

^) Siehe Bundesblatt v o .n J .. h r

B n d II , Seite 1.^.

563 sie haben, der ungünstigen Verhaltnisse ungeachtet, unter dem Eiuflufse der Erleichterungen durch die neue Gesezgebung einen bedeutenden Ausschwung genommen. Jn einer amtlichen Bekanntmachung wird dargethan, dass während die Zollermässigungen des neuen Tarifs gegenüber den srühern Ansagen auf 80.^ veranschlagt werden können, die Einnahmen nur um 28^ abgenommen haben, so dass der Betrag der Einfuhr aus ungefähr 50^.. gestiegen sein muss.

Jch freue mich konstatiren zu konnen, dass die schweizerische Judustrie grosseu Antheil au dieser Steigerung genommen hat.

Sie verstand es,.

schleunig die sich ihr bietende Besserung in den Verhältnissen zu benuzen, um den Absaz ihrer Erzeugnisse auszudehnen und in der allgemeinen ^onsumation Boden zu gewinnen. Dieses vorteilhafte Erge^niss , zu dem man sich um so mehr Glük wünschen darf, als es dauerhaft und fortschreitend sein wird, ist der Thätigkeit und guten Organisation der schweizerischen Jndustrie zu verdanken , deren ausgezeichnete Grundbedingungen am besten aus dem Umstande beurtheilt werden können , dass , während der Verkauf der englischen Baumwollenartikel ernstlich unter der von der Theurung der Baumwolle hervorgerufenen Preissteigerung lili^ die schweizeriseheu Baumwollenartikel fortwährend zu den alten Vreisen gehalten wurden. Diess beweist einerseits die Vorsicht, womit sich die sehweizerissen Fabrikanten noch zu rechter Zeit wohlfeiles Rohmaterial zu verschaffen wussten, und andererseits dass die Breise der Fabrikate hinreichenden Spielraum lassen, um fogar eine ernstliche Krisis bestehen zu konnen, ohne zu einer Erhöhung derselben greifen zu müssen, was natürlich schwer zu bewerkstelligen ist und den Absaz der Waar... immerhin beiuträchtigt.

Die schweizerischen Artikel, deren Einfuhr besonders gestiegen ist, sind Baumwolleuzeuge in verschiedenen ^arbeu , wie indische Ginghams.

Shawls, Hals- und Rastü^her aus Glarus, Zürich und Aar^au , glatte und ero.sirte Merinos (Eambrie) ; glatle, broehirte, damaseirte und gestikte Mousselinen von ^t. Gallen ; gestikte Vorhänge, Deken und Rissen ; farbige und Jae^uaxd-Shawls von .B arege und Mousseline. Die bezeichnete Einfuhrzunahme verdient um so mehr bemerkt zu werden , als die Fortschritte in der Erstellung von Eisenbahnen in Oberitalien die vor-

zügli..he Versorgung der Abruzzen und Apuliens, mit schweizerischen Vrodukten über Aneona zur ^olge hatten, für welche Provinzen Reapel früher beinahe ausschließlicher Eiul^aussmarkt war.

Die Einfuhr d..r schweizerischen Wollen- und Baumwolleugewebe hat gleichfalls au Bedeutung gewonnen , wie auch diejeuige der rohen g..-

bleichten und faconnirten Drilche. Das Gleiche fand bei den elastischen Seiden- und Baumwollenstosfen zu ^ussbekleiduugen aus dem Aar^au statt.

Dagegen vermögen die ordinärsten farbigen Banmwollenzeuge aus deu Kantonen .^t. Gallen, Thnrgau und Aargau, denen früher durch allzuhohe Einfuhrzölle der neapolitanische Markt verschlossen war , troz der beträchtlichen Ermässigung der betreffenden Gebühren. noch immer die ^ou-

564 kurreuz der inlandisehen von niedrigerm Taglohn begünstigten Fabrikate nicht zu bestehen. Die Versuche, derartige. Sehweizerwaaren den grossen Konsuln, vornehmlich den des Landvolkes zu ossnen, haben ,^n keinen aufmnnternden Resultaten geführt.

Taselbedeke und Tafelleinwand finden gleichfalls an der inländischen Fabrikation eine Konkurrenz, welche deren Einfuhr verminderte.

Die ^ürch.^r Seiden^euge begegnen jezt ans dem neapolitanischen Markte . der Mitbewerbung der oberitalienische.. Fabrikate, wodurch die Konsignation der erstern weit hinter derjenigen früherer Jahre zurükgeblieben ist.

.

Was diejenigen Zweige der schweizerischen Einfuhr nach Unteritalien betrifft, welche in Luxusartikeln, wie feinen Appender Stikereien, Uhren und Genfer Bijouterien bestehen, so war leicht vorauszusehen, dass ste ganz besonders unter der Unsicherheit und den politischen Präoeenpationen leiden würden. Jn der That hat sich deren Eiusnhr bedeutend vermindert, was für die Ul..r.......acherei und die Bijouterie zu 50.^, gegenüber von ^860 veranschlagt werden muss, einem Jahre, das bereits eine beträchtliche Einbnsse auf ^er Jmportation den Vorjahren gegenüber auswies.

Was der Lage der Uhrenmacherei und ^er Bijonterie Schaden brachte, war die Unredlichkeit, weiche leider uuter den Kleinhändlern des Landes in il.^ren Beziehungen ^u deu Großhandlungen Pla^ greift. Derartige Beispiele sind übrigens auch in andern Zweigen des Einfuhrhandels nicht selten.

Mit Ausnahme vereinzelter Bezirke war ^ie Sicherheit im Jnnern der Provinzen in ben lezten Monaten des Jahres l86i allgeu^in wieder hergestellt. Richts wird mehr da^. beitragen, dem Aufschwung der Haudelsg..schaste mit dem Jnueru und dem Verbrauch der Einfuhrartikel grbssern Vorschub zu leisten, als ^ie übrigens gan^ wahrscheinliche Bewahrung und das fortschreitende Wachstlmm gesicherter Zustände.

Jn den Berichten, welche ich dem h. Bundesrathe im Jahr 1860 zusandte, wurde der zu Seasati bei Reavel au dem schweizerischen Fabrikauss..her ^ e l i ^ R ü e g g im Juli jenes Jahres begangene Mord erwähnt.

Nachdem sieh der Morder längere ^eit jeder Strafe zu entziehen gew^sst hatte, ist er nun im ^ause des Jahres 1861 in Hast gesezt und zu den Galeeren verurtheilt worden.

Die Urheber eines andern , gleichfalls an einem Schweizer , Hrn.

E. J. L i c h t e n st e i
g e r , Zeichner ^in einer der Fabriken des Hauses Vonwilter, begangenen Attentates (das jedoch weniger tranrige Folgen hatte, indem Hr. Liehtensteiger nur leicht verwundet worden war) sind gleichsalls ^u den Galeeren verurtheilt worden.

565 ^un^el.lmltuiffe.

Die nach dem Dezimalsystem geprägten Mü.^eu in Franken haben je^t geglichen Kurs in den neapolitanischen Provinzen ; ihr Verh.iltniss zur alten neapolitanischen Münze ist bestimmt worden : zu italienischen Liren Fx. 4. 25 für den Dukaten oder zu .....apolitamschen Grani 23 ^1^ für

eine italienische L.ra

oder einen Franken.

Jndessen haben die Zwanzigfrankenftüke in Gold noeh nicht v e r b i n d l i c h e n Knrs, es kann nämlieh bei jeder Stipulation in Dukaten, welche noch die Rechnungsmün^ für allen Brivatverkehr bilden, das Gold zurückwiesen werden, und die Zahlung in Silber bleibt obligatorisch.

.^.iera^s folgt, dass obwol die Regierung beinahe ihre sammtlichen Zahlungen in Zwanzigsrankenstük.^n macht, diese Geldsort.., die nicht ^u der ..^esammtheit der Transaktionen dienlich ist, eher eine Waare als eine Geldmüu^e vorstellt und ungefähr 1 .^, gegen Silber verliert.

Silbergeld ist dagegen seltener ^oor.^en; das Mißtrauen hat manche B^rsou^u da.,u v^rmo.^t, gewisse Quantitäten desselben bei Seite ^u l.egen, wodurch obwol es meistens nur kleine betrage sind, deunoeh in ihrer I^.^sanuntheit dem Verkehre beträchtliche ^unimen entzogen werden.

.Hieraus entspringt eine .^^..ltenheit an baarem ^eld.^ und eine gewisse Geldkrise, deren Wirkungen sieh jedoch vermindern werden, sei es durch eine .^rhohung des Zutrauens. indeni das Volk sieh bald mit den neuen Münzen befreunden und das von ihm bei ^.eite gelegte Geld wieder in den Verkehr gelangen lassen wird, sei es duxeh eine neue Immission von Silbermün^eu, die als nahe bevorstehend angekündigt wird; sei es endlieh kraft eines bereits vor den. Parlamente liegenden gese^geberischen Aktes, dureh den das Gol^ selbst für Zahlungen. die in alter ueapolitauis^er Münze stipulirt sind, obligatorischen .^urs erhalten wird.

^..it dem l. Januar 1862 führen die Banken und alle o^utlicheu Anstalten ihre ...^üeher und Rechnungen in italienischen Liren.

Kreditanstalten.

Jn Neapel ist eine filiale der Turinex Rationalbank erstellt worden, welche ihre Operationen in den ersten Wochen des Monats November begonnen hat.

Die Vortheile, welche diese Anstalt dem Handelsstande bringen sollte, wurden indessen grosseutheils durch die oben angedeuteten Münzverlegenheiten paral^sirt, ^a die Kassen der ..^ank nur in ^^an^igsrankenstüken ^us^ahlen und die Goldsorten noch nicht verbindliehen Kurs erhalten haben.

Die ehemalige Ba..k der Beiden Sizilien, welche uur eine Depositobank ist, fahrt unter dem Rameu einer Bank vou Neapel wie ehedem.

566 zu funktioniren fort, gleichwie die Diskontokasse, welche mit derselben zu..

fammenhän.^t.

^isenl^nelt.

Es gibt vier g..ge..wartig g im Bau neapolitanischen Brooin^..

begriffene Linien in b...e

den alten

1. Linie: Von Reapel nach Eeprano, ein Theil der .Linie NeapelRom.

Dieser Schienenweg ist im Jahr 186l der durch Hrn. v. Salamanea dirigirt.m Gesellschaft der romischen Eisenbahnen konzedirt worden, welcher.

die Regierung auch das seit mehreren Jahren im Betrieb befindliche Bruch-

stük derselben, die Reapel^Eapuabahn, abgetreten hat.

Die schon s.^it geraumer Zeit von der frühern Regierung begonnenen Arbeiten zwischen Eapua und Aprano sind mit vielem Eifer betrieben worden ; binnen wenigen Monaten ist eine Brüke über den Vollurno geworsen und die Bahn bis Bresenzano dem Verkehre übergeben worden.

Durch die Vollendung des Bruehstükes von Rom nach Eeprano ist man schon im Stande, den Weg von Rom nach Neapel in zwolf Stunden zu durchfahren . man versichert, dass die ganze Linie in einigen Monaten vollendet sein werde und die Fahrt alsdann in acht bis neun Stunden gemacht werden kbnne.

Z w e i t e L i n i e . ^ou .^. Benedetto del Trouto bis ^trauto.

D r i t t e .Linie. Von Veseara (...lbrnzzen) nach Eevrano.

Diese Bahnen waren Bestandtheile der von der italienischen Regierung der Gesellschaft T al ab o t gewährten .Konzession. Jn Folge der Anflosung des mit dieser Gesellsehast abgeschlossenen Vertrages, welche gegen Ende 1861 eintrat, hat die Regierung gegenwärtig den Ban ans eigene Rechnung übernommen ; das R..^ ist in verschiedene grosse Streken getheilt, welche einzeln an Bauunternehmergeselisrhasten übertragen werden. Diese Gesellschaften bestehen hauptsächlich aus Jngenienren und oberitalienischen Kapitalisten.

Die Gesammtläuge der beiden l^tern Linien soll

1060 Kilometer

betragen. die Kosten ihrer Erstellung werden auf 180,972,420 italienische .Liren angeschlagen, was, abgesehen vom Material, einen Betrag von 170,6.^6 Liren per Kilometer ergibt. Wird das Material ^.. 35,000 .Liren für den Kilometer veranschlagt, so kommt die kilometrische Erstellung.^ auslage aus .Liren 205,69^. 4.) Centesimi und die Gesammtauslage aus

2l 8,081 ,4.)0 Liren zu stehen.

Die Bauten haben auf all^ den ^unkten begonnen, wo der ^tand der ...^erran.studien es gestattete; sie find mit vorzüglteher Tätigkeit auf der Sektionen von ^. Benedetto del ..Pronto nach den. Ozento und vom Ozento nach Foggia betrieben worden.

^

567

Die Unternehmer haben steh bei einer Busse dazu verpflichtet, zu bestimmter ^eit die ihnen anvertrauten Arbeiten zu vollenden V i e r t e Linie: .^on .....eapel nach Eboli so.l durch die Apenninen nach Foggia verlängert werden.

Diese Bahn ist s.it langer Zeit von Reapel nach Vietri beendigt; genannte Strebe gehort einer sranzosiseh^u Aktiengesellschaft unter der ^irma B a v a r d de l a V e n g t r i e , welche sie ^um grossten Theile s.hon seit zwanzig. Jahren gebaut hat.

Die nämliche Gesellschaft bant gegenwärtig die gan^ kurze Stxeke vo... Vietri nach Salerno, welche nächstens vollendet sein wird.

Auf den 30 Kilometern von falerno nach Eboli sind die Arbeiten durch eine italienne Gesellsehast begonnen worden.

Es wird sofort eine Fahrstrasse zwischen Eboli und Foggia durch die Apenninen gebaut werden, um die ersten in Betrieb gesäten Bruchstüke der Linien ans jedem Abhange der Apenninen in diesem Theile der Halbtnsel mit einander zu verbinden.

Endlich ist gleichfalls der Bau einer ausgedehnten Eentralstation in Reapel unternommen worden.

Tampf^oote.

Eine neue Dampfsehifslinie x.on Aneona nach Messina , welche die italienischen Häfen des adriatischen Meeres und diejenigen des Meerbusens von Tarent versieht, ist in^s Leben gerufen worden, hat aber erst mit Reujahr l 8^2 ^u funktioniren begonnen. Die Fahrten finden alle 1l) Tage statt. Die Vostverbindung zwischen Reapel und Sizilien ^ur .^ee, so wie diejenige mit Genua und Livorno ist viel regelmässiger geworden und findet häufiger statt.

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Bericht des schweiz. Generalkonsulates in Neapel für das Jahr 1861. (Vom 8. Februar 1862.)

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19.06.1862

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