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Verhandlungen in

der italienischen Deputirtenkammer am 20. Juli 1862 über die Einverleibung des Kantons Dessin in da.... Königreich Jtalien.

(Uebersezt ans der Amtlichen Zeitung.)

Minister der a u s w ä r t i g e n A n g e l e g e n h e i t e n .

Unser Verhältniss zur Schweig ist etwas schwierig. Die Kammer wird sieh erinnern, wie in einer jüngsten S.zung hier Anspielungen auf gewisse Theile von italienischem Stamm , die noch nicht mit dem Stau.mlande wieder vereinet seieu, gemacht wurden. . . . . Es ist nicht Hr. Betrug eelli. Hr. Betrueeelli hat es kaum angedeutet. Jch nenne den Abgeordneten, der diese Anspielungen machte, nicht, um nicht Aulass zu per-..

sonliehen Fragen zu geben und diese Erorteruugen endlos zu machen.

Bigio. Es ist eine personliehe Meinung.

voila (Heiterkeit) ?

Jch beharre daraus, et

Erispi. Jch bekämpfe sie, et voilà (Heiterkeit).

Minister. . Jch muss klar über die Sache sprechen (Aufmerksamkeit). Jch halte dafür, dass jeder Sehritt, jeder Versuch, jede Ermuthigung, welche mittel- oder unmittelbar jene, wenn man will, künstliche,.

aber immerhin mächtige Verbindung bedrohen würden, ein schwerer Missgriff der italienischen Bolitik wären (Bravo).

Jeh glaube, meine Herren, dass wenn in der Zukunft Jtaliens wix.

sichere Bündnisse suchen müssen, wir daraus unser Augenmerk richten sollen, ein Volk, einen zwisehenliegenden Staat zu finden, der uns ^^ jenen Volkern ferne hält oder wenigstens trennt, von welchen, hundert-

jährigen Ueberlieferungen gemäss, die Missgeschike Jtaliens nur zn schwer und zu lauge Zeit über uns gekonnnen sind.

Jch kann daher nicht umhin, diese Meinung zu perurtheilen und erkläre für meinen Theil, dass ich unbedingt nie etwas thun würde, um gewisse Bestrebungen zu unterstuzen , die etwa von denjenigen Volksstammen der Schweiz ausgehen mochten, welche mit Jtalieu vereinigt zu

werden wünschen , denn ich müßte besuchten, dass dieses der Ansang des Endes einer Eidgenossenschaft, eines Staates werden könnte, dessen stra-

tegische und politische Stellung ich für die Unabhängigkeit Jtaliens als

änsserst nothwendig betrachte (Bravo).

Jch erkare im Weitern, dass, wenn durch die Macht der Umstände.

durch gewisse, nicht vorauszusehende Verhältnisse, die aber in diesem Wirbel der Ereignisse doch noch eintreten könnten, es nöthig und zwekmässig würde, dass ein Theil jenes Gebietes mit seinem natürlichen Stammlande wieder vereinigt werden konnte, ich, falls ich immer noch einigen Einfluss

aus die Regierungsgeschaste zu üben in der Stellung wäre^ ans Mittel und Wege denken würde, die Schweiz für den ^andestheil. um den sie

geschmälert und folglich weniger machtig und kräftig zu ihrer und Jtaliens

Vertheidigung würde, anderweitig schadlos zu halten (Bene).

Der Ehrenw. Betrueeelli sagte (ich glaube, er würde es nach diesen Worten noch nachdrüklicher wiederholen) . Wäre es aber nicht moglich, mit der Schweiz ein Schu^bündniss abzuschliessen .^ Aus dem, was ich gesagt habe, mag der Ehrenw. Betrueeelli ent.^ nehmen , ob ieh einem Bündnisse mit der Schweiz Werth beimesse. Es stellen sich dem aber unüberwindliche Hindernisse entgegen. Es ist dem Ehrenw. Betrneeelli bekannt, welcher Art die Stellung dieser Macht

gegenüber Europa ist. Rach dem Vertrage von 1815 ist die Schweiz

neutral; sie konnte daher nur in gewissen gegebenen Verhältnissen Schuzbündn.sse eingehen. Die Schweiz wird durch ihre Neutralität geschüzt.

Alle Vertragsmächte von 1815 haben ein bindendes Schu^bündniss mit

der Schweiz. Da wir aber nicht die Ehre gehabt haben, den WienerVertrag (wenigstens dessen aus die allgemeine Neutralität der Schweiz

beglichen Theil) ^u unterzeichnen, so sind wir nicht zur Verteidigung ihrer Neutralität verpflichtet.

Der Ehrenw

Vetrn.^elli dars indessen sest

überzeugt sein, dass wenn die Unabhängigkeit der Schweiz wirklich bedroht würde, die italienische Regierung dieses Ereigniss in ernste Erwägung ziehen, und obgleich sie am Vertrage von 1815 sieh nicht betheiligt hatte, diejenigen Vorkehrungen zu trefsen wissen würde, welche ihre hochsten Jnteressen und die äussere Sicherheit erfordern mogen (Benissimo^.

^ o ^ e . Der von ^errn T o u r t e unterm 21. Jull abhln telegraphlsch ln franzostscher Sprache mitgetheilt Wortlaut der Verhandlungen finden sich auf Seite ....... hlevor.

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Verhandlungen in der italienischen Deputirtenkammer am 20. Juli 1862 über die Einverleibung des Kantons Tessin in das Königreich Italien. (Uebersezt aus der Amtlichen Zeitung.)

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Jahr

1862

Année Anno Band

3

Volume Volume Heft

39

Cahier Numero Geschäftsnummer

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

11.08.1862

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81-82

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