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Schweizerische Bundesversammlung.

Im Nationalrat gedachte Herr Präsident Dr. Büeler des am 18. Dezember 1916 in Raron verstorbenen Herrn Ständerat Heinrich Roten mit folgenden Worten: Meine Herren !

Aus Raron trifft die schmerzliche Mitteilung ein, dass Herr Ständerat H e i n r i c h R o t e n durch den Tod uns entrissen worden sei.

Es trifft diese Kunde den Sprechenden um so schmerzlicher, als er dem Verstorbenen nahe stand durch gemeinsame Gymnasialstudien in Schwyz und durch gemeinsamen Militärdienst, und infolgedessen in der Lage war, dessen liebenswürdigen, trefflichen Charakter, dessen hohen rechtlichen Sinn, dessen tadelloses Privatleben und dessen selbstlose Hingabe im Dienste seiner Mitbürger der engern und weitern Heimat ganz besonders zu würdigen und zu schätzen.

Ständerat Heinrich Roten, geboren am 15. Februar 1856 in Raron, entspross einer jener alten Familien des Kantons Wallis, welche durch Tradition berufen scheinen, im öffentlichen Leben ihrer Mitbürger eine massgebende Stellung einzunehmen; so gehörte auch dessen Vater beinahe ein Menschenalter dem Ständeund dem Nationalrate an.

Herr Roten absolvierte seine Gymnasialstudien in Schwyz, wo «r heute noch infolge seines liebenswürdigen Charakters, seines fröhlichen, leutseligen Wesens in bester Erinnerung ist. Er studierte Jurisprudenz in Sitten und Paris, war 1880--1891 Gerichtsschreiber in Raron, 1891--1904 Einleitungsrichter, seit 1880 Grossrat, 1903 Präsident desselben, 1904--1906 Nationalrat, seit 1906 Ständerat. Von hohem schlanken Wüchse mit markantem Kopfe war derselbe eine vornehme sympatische Erscheinung.

Mit Recht genoss Herr Roten in den eidgenössischen Räten hohes Ansehen, wenn derselbe auch nicht allzu häufig in die Diskussion eingriff. Jedermann war sich sofort bewusst, dass derselbe, von den besten Absichten beseelt, sich bestrebte, den Schaden des Landes zu wenden und dessen Nutzen zu fördern.

Bundesblatt. 68. Jahrg. Bd. IV.

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648 Der Schwerpunkt des öffentlichen Wirkens des Verstorbenen lag jedoch in seinem Heimatkantone Wallis, und da ganz besonders in seiner engern lieben Heimat, wo er der väterliche Berater und Schützer aller Hülfs- und Schutzbedürftigen war und darin seine edle und selbstlose Lebensaufgabe erblickte.

Ständerat Roten war ein Blann von tiefreligiöser Gesinnung, es hinderte dies nicht, dass ihn enge Bande der Freundschaft mit Vertretern anderer Konfessionen, anderer religiöser Auffassung verbanden.

Justus ut palma florebit !

Das Andenken des Herrn Roten wird überall, wo man ihn kannte, besonders aber in seinem lieben Heimatkantone ein gesegnetes und dauerndes sein.

Er wird auf dem schlichten, einfachen Friedhofe seines ihm lieben Heimatdorfes in Gottes Frieden ruhen. Parva domus magna quies !

Wir entbieten der schmerzerfüllten Familie, Land und Volk unseres lieben Mitstandes Wallis unser herzliches Beileid, dem selig Verstorbenen bewahren wir ein treues Andenken.

Ich ersuche Sie, zu Ehren des Verstorbenen sich von Ihren Sitzen zu erheben.

Im Ständerat widmete Herr Vizepräsident Bolli dem Verstorbenen Kollegen folgenden Nachruf: Meine Herren Ständeräte !

Es ist beim Präsidium des Ständerates die schmerzliche Mitteilung eingegangen, dass unser Kollege aus dem Wallis, H e r r S t ä n d e r a t H e i n r i c h R o t e n , gestern abend in Raron der Krankheit erlegen ist, die ihn verhindert hatte, zur gegenwärtigen Session in unserer Mitte zu erscheinen.

Heinrich Roten wurde am 15. Februar 1856 in Raron geboren. Er folgte in der Entwicklung und Gestaltung seines Lebens seinem Vater, der ebenfalls Mitglied des Ständerates gewesen ist.

In Sitten und Paris widmete er sich dem Studium der Jurisprudenz. Nach der Rückkehr in die Heimat betrat er die richterliche und politische Laufbahn. Von 1880--1891 bekleidete er das Amt des Gerichtsschreibers beim Gerichte des Bezirkes Raron, !

um sodann das Amt des Einleitungsrichters daselbst zu überb° nehmen, dem er bis zu seinem Lebensende vorstand.

649 Schon frühzeitig wurde Heinrich Roten durch das Zutrauen seiner Mitbürger in die gesetzgebende Behörde des Kantons Wallis berufen ; er trat in den Grossen Rat schon im Alter von 24 Jahren ein und war dessen Präsident im Jahr 1903.

Dem Ständerat hat Heinrich Roten seit dem Jahre 1906 angehört als geschätzter Mitarbeiter und liebenswürdiger Kollege.

Wir werden dem liebenswürdigen bodenständigen Walliser Kollegen ein gutes Andenken bewahren, und ich ersuche den Rat, zu Ehren seines Andenkens sich von den Sitzen zu erheben.

Im Nationalrate schloss Herr Präsident Dr. Büeler die Session mit folgenden Worten : Meine Herren !

Wir stehen vor Weihnachten, dem grossen hehren Feste der Liebe und des Friedens.

Wenn in der heiligen Nacht die Weihnachtsglocken erklingen, so durchzieht ein tiefes Weh unsere Seele, dass schon das dritteiTial die grossen Völker Europas, mit denen wir so viele freundKchaftliche Beziehungen hegen und pflegen, des Weihnachtsfriedens entbehren.

Möchte doch jener glänzende Stern, der die drei Weisen des Morgenlandes zur Krippe des ewigen Friedensbringers geführt hat, den Weisen des Abendlandes den Weg zu einem glücklichen Frieden der Völker zeigen.

Ihnen, meine Herren, und allen, die Ihnen lieb und teuer sind, dem gesamten lieben Schweizervolk, wünsche ich frohe Weihnachten, das innere beseligende Weihnachtsglück.

Die erste Abteilung der ordentlichen Wintersession ist am 22. Dezember 1916 geschlossen worden.

Die Übersicht der Verhandlungen wird in einigen Tagen als Beilage zum Bundesblatt erscheinen.

Am 19. März 191.7 beginnt die Fortsetzung der ordentlichen Wintersession.

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1916

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27.12.1916

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647-649

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