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Schweizerisches Bundesblatt.

^. Jahrgang. 1.

Nr. 10.

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7. Marz 18^8.

Bericht über

die Betheiligung der Schweiz an der allgemeinen Knust- und Industrieausstellung in Paris 1^.

Gruppe ..l.

Kunsterzeugnisse.

b l a s s e

.1--5.

Blasse 1. Oe.gemälde.

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2.

^.

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3.

4.

5.

Verschiedene Gemälde , nicht zu Klasse 1 gehorend , und Zeichnungen.

Bildhauer- und Graveurarbeiten.

Architektonische Zeichnungen und Modelle.

Kupserstiche und Lithographien.

Präsident.

Preisgericht der Gruppe l.

Gras Nieuwerkerke, Seuator.

^

Mitglieder: Sämmtliche Breisrichter der Klassen 1--.5.

K l a s s e 1 und 2.

Gemälde nnd Zeichnungen.. .

B r e i s r i e h t e r : 1) Bida, Maler; 2) Cabanel, Maler, Mitglied des Jnstituts; 3) F r a n ç a i s , Maler, 4) F r o m e n t i n , Maler,

Bundesblatt. Jahrg.XX. Bd.I.

^^

320 5)Gerome, Maler; 6) Marquis Mais o.n , Vieeprästdent, 7)Meis-

s on ni er, Maler, Mitglied des Jnstituts ; 8) B ils, Maler. 9) Reiset, Konservator der kaiserlichen Museen im Lonvre . 10) Fr. R o u s s e a u ,

Maler. 11) B. v. St. Bietor, 12) Gras Weller de Lavalette, sämmtlich für Frankreich.

13) J. W i t t . ^ r i n a , Niederlande.

14) p. .La-

v e l e y e , Belgien. 15) E. Magnus, Bros., Mitglied der preussischen

^ Akademie, Breussen und Rorddeutschland. 16) Fr. Horschelt, Bauern.

17) Ed. Eugerth, Bros., Österreich. I8) G l e ^ r e , Maler, Schweiz.

1..)) B e n i t o S o r i a n o ^ Murillo, Spanien. 20) v . D a r d e l , Schweden. 21) Bruni, Rektor der Akademie der Künste in ^t. Betersburg, Russlaud. 22) Ritter Morelli, Jtalien. 23) Ritter Bertin i ,.^ Jtalien. 24) W. F. H o p p i n , Vereinigte Staaten Nordamerikas.

25) Lord Hardinge, Grossbrittanien , Bräsident. 26) S p e n d e r E o w p e r , Grossbrittanien.

A n z a h l s c h w e i z e r i s c h e r A u s st e l l e r :

Blasse 1. 60 mit 112 Gemälden.

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si^ Eata^

86 167 Das Mitglied , welches von weiten der Schweiz für das BreisBericht der Klassen 1 und 2 bezeichnet war, der berühmte waadtländische, in Baris lebende Maler Herr G l e ^ r e , verbreitet sich in seinem Berichte über die Klassen 1, 2, 3 und 5. Wir dürsen uns nicht erlauben, an der kurzen l^harakterist.k schweizerischer Leistungen dieses hoehstehenden Beurtheilers eine weitere Aenderung vorzunehmen als die, dass wir die betreffenden Stellen, gemäss der im Gesammtrapporte eingehaltenen Ordnung , in die einzelnen Klassen einreihen , aus welche sie sieh beziehen ^). Herr Gle^re sagt : ....) ^err ^rof. Kinkel, der, wie andere Dozenten am sch^eiz. .^ol^echnlknm, auf Einladung de^ Sehulrath^ die Ausstellung besuchte, hat an die Behörde einen Bericht eingegeben, den zu benü^en er uns freundlichst gestaltete. ^.a derselbe ge^ wissermaßen offiziellen .^haxakter hal und aus der .^edex eines so hervorragenden Kunstkenners kommt. machen wir um so lieber .von der .^rlaubniß, das daraus zu nehmen, was hier als .^rganzung dienen kann, .Gebrauch, als wir überzeug^ find, daß der Wer.^h des Gesamm.rapportes dadurch wesentlich erhoht wird und die Leser desselben dieß ebenfalls anerkennen werden. Das Jneinander^erarbeiken der beiden Originalberichie durch drille .^and mü^e in einem ^alle wie der vorliegende , w^ ^orm und Ausdrueksweise ebensosehr das ^haraktergebende sind , wie der Anhalt selbst, als unentschuldbare Gewal.ichal erscheinen , aber auch die .^erstü^elun- des .^inkel.schen Berichtes, indem wir ihn in ^orm ^on ^oten zum Gle^re.schen Te^t^ benu^len ^ durfte fich der Redaktor des Gesammtberichtes nicht zu Schuld kommen Iafsen. Wir geben deßl^alb denselben , soweit er nicht Gebiete berührt, die ferner

von Gru.^e I. liegen, in Gestait eines Anhanges zu dem eigentlich offiziellen .^ap^

port. Die Leser der beiden vollig unabhängig von einander en^andenen Bericht ..werden mit Genugtuung bemerken , daß dieselben in den meisten wesentlichen

321 ^ie Werke der schweizerischen Künstler , welche zur Ausstellung.

nach Baris bestimmt waren, wurden der Brüfuug zweier Beurtheilungskommissionen uuterworsen , deren eine in Gens ,^ die andere in Baris funktionirte. Mit Recht ist der unsern Kunstwerken von der kaiserlichen.

Ausftellungskommission zugewiesene Raum sur zu klein befunden worden.

Es wurde desshalb ans Anordnung des schweizerischen Bundesrathes ein besonderes Gebäude im Bark errichtet , das gross genug sein sollte , um die ^Kunstwerke zu sassen, welche die Vorprüfung bestanden.

Jn Folge des Zurücktreteus mehrerer Künstler unmittelbar vor Erofsnung der snr.

die Vorprüfung angeordneten Ausstellung in Baris und Gens trat das unerwartete Verhältuiss ein, dass das in Angriff genommene (nach al.lgemeinem Urtheil sowohl in seinem architektonischen Eharakter als seinem innern Dispositionen wohlgeluugeue) Gebäude hinlänglich gross genng.

war, um Alles aufzunehmen, was pou schweizerischen Küustleru angemeldet blieb. Aus diesem Grunde wurden die beiden Beurtheiluugskommissionen benachrichtigt,. nur das, was als durchaus mittelmäßig und unwürdig erscheine, zurückzuweisen. Jch musste auf diesen Umstand in der Einleitung zu meinen. Bericht aufmerksam machen , denn er erklärt die etwas schwache Mittel.^ualität uusrer Ausstellung, die unfehlbar sich günstiger gestaltet hätte bei geringerer Zahl und strengerer Wahl dex Zugelassenen Stücke.

Aber trol^ dieser Verzettelung sehr beachtenswerter Werke uute^ Erzeugnissen von geringem Jnteresse, die bei flüchtigen. Anschauen leicht eine geringe .^tufe der Gesam.utleistung annehmen lässt, welche aber nur scheinbar , nicht aber in Wirklichkeit vorhanden ist , kann uusre KunstAusstellung aus einen sehr ehrenhaften Rang unter ihren Mitbewerbern Anspruch machen. .^ie Gemälde, Zeichnungen, Bildhauer-, Knpferstecher- und Graveurarbeiten befinden sich mit Geschmack im schweizerischen Annex^ ausgestellt, während die architektonischen Modele und Zeichnungen.

im schweizerischen Seetor des Hauptgebäudes in den sür Kuuftgegenstände angewiesenen Räumen untergebracht sind.

Wie zu erwarten war , ist die Historienmalerei in unsrer Ausstel.ung nur schwach vertreten. Es fehlen in der Schweiz grosse Zeichnen^unkten übereinstimmen , was gewi^ den Werlh der ^Iussprüche der beiden B^.

nr^heiler nur erhohen kann. hingehendere
Besprechung ^ex gesamten ln der allge^ meinen ^..unst. und ^ndu^rieau.^steIlung erschienenen Werke, somi^ a^ch der .^o^e, welche der Schweiz dabei zukam , findet sich übrigen.^ vornehm^ch in folgenden gesonderten Schriften oder Journalen .

1^ .^unst nnd Funkindustrie auf der Weltausstellung von 18^7. ...pariser Briefe

von ^rd. .^echk. Leipzig 18^.

2) Bericht über die künstlerische Abteilung der allgemeinen Aufstellung zn

..I^aris. .^on W. Lü.^ke. Stuttgart 18^7.

.^) ..Artistische B^e^e au.^ der pariser Ausstellung.

Durch verschiedene ....un^

me^n der Augsb. Allg. Leitung, 1. nnd 2. ..^lge, 18.^7.

D. .^ed.

322 schulen und Hülssmittel andrer Art, wie bedeutendere öffentliche oder Brivatsammlnngen, lebende Modele u. s. w., die nur in grossen Städten gesunden werden und für das Studium der menschlichen Gestalt durchaus nothwendig sind. Die Schweiz hat serner nicht, oder doch nur in unbeträchtlicher Anzahl, Valäste, ossentliche Monumente, grosse ^rival.^ Däuser, in welchen Künstler und Bildhauer Gelegenheit erhalten, ihr Talent zu üben. Richt dass es an Ermunterung künstlerischer Thätig.keit in unserm Vaterlande fehlte, aber die Ermunterung muss ausgehen von Vrivatlenten oder Gesellschaften und begünstigt darum vorwiegend Schopfungen , die den bescheidnern Räumlichkeiten und Vermogensumständen sich anpassen. Es dars uns darum nicht wundern , dass die H i s t o r i e n m a l e r e i in der Schweiz weniger eultivirt ist, als Genremalerei und .Landschaftsmaler..^ Wir haben aber immerhin aus Eiuiges in dieser Richtung Geleistete .hinzuweisen : ,, A d a m u n d E v a ^ von D a r i e r , eine Komposition, die wenig Effekt macht , deren Ernst aber einen Maler von Sti.l verspricht, , , D a p h n i s u n d A m a r . ^ l l i s ^ von B o e k l i n , ein Gemälde , das sich durch glänzende und solide Farbenbehandlung auszeichnet .^ ., D i e H e r z o g i n v o n G l o e e s t e r ^ von W e k e s s e r , ein etwas kaltes, aber gewissenhast durchdachtes, sorgfältig ausgeführtes und der Beaehtnng sehr werthes Bild . endlich .. D i e H o eh .^ e i t d e s . L e g t e n d e r R a m st e i n ^ von L a u d e r e r , eine Seene voll Bewegung und Schwnng , in der der Farbenton vorzüglich getrofsen ist.

Jm Genrebild ist unsre Ausstellung reicher, und hier finden wir ihre Hanptschätze. Die beiden Gemälde von Benjamin V a u t i e r . . M ä k l e r u u d B a u e r n ^ und die ,, U e b e r f a h r t ^ sind mit Recht besonders beachtet worden. Es ist zu bedauern, dass dieser junge Künstler von so wahrem und sympathischen Talente nicht seine ,,Mahlz e i t n a ch d e m B e g r ä b n i ss ,^ das im Salon des vorigen Jahres so lebhaste Sensation erregte, ausstellte. Jndesseu die beiden Gemälde, die ihn an der Ausstellung repräsentiren , genügen, um die Wahrheit des MienenspieIes , die Gewalt und Richtigkeit des ^.lnsdrueks , verbuuden mit gesunder, ehrlicher, von jeder Manier freier .^...ssuhrnng darzuthun. Jn solchen Gesühlsseeuen
ist selten, dass der Künstler nicht das Mass überschreitet, aber Vantier hält es genau ein. Unter diesem Gesichtspunkte ist die Mutter, die ihr Kind trägt, auf dem Bilde .,Mä^ler und Bauern^ ga.^ ausgezeichnet und gibt eine genaue Jdee von dem Verdienste des Künstlers. Vantier erhielt eine M e d a i l l e

2. K l a s s e .

A n k e r hat nur ein Gemälde ausgestellt, ,,Der R e u g e b o r n e , ^ das aber durch seine geistreiche Disposition merkwürdig ist. Alle Kinder, die den Reugebornen anstaunen, haben reizende, wahrh.itsoolle Ge-

323.

stchtchen. Anker stellt in der Regel im ^alon zu Baris Etwa^ ...us . . es ist zu bedauern , dass er nicht Einiges , was dort ausgestellt .war und sehr guten Rang einnahm , auch zur allgemeinen Ausstellung sandte. ^ie ,, A b r e i s e des G e l e i t e s e i n e r w a l l a c h i s e h e n H o ch z e i t ^ von J a e o t . . G u i l l a r m o t gewährt einen überraschenden Anblick, ist voll Bewegung und lässt nur bedauern, dass die Ausführung so vag und wenig vorgeschritten ist. Auch einige Thiergemälde stellte derselbe .Künstler aus , die nicht oh..e Verdienst sind...

Jch muss noch ansühren die ,, K o n i g i n d e r B ach... n .. l i .. n ^ von ^ u b e r b ü h l e r , eine lebendige und geistreiche Komposition , und unter deu Thierstückeu diejenigen von K o l l e r . die, wenn auch etwa.^ eintonig, von naivstem Eindruck sind und pon sehr geschickter und kräftiger Behandlung zeigen. Koller opfert nicht zu sehr die sekundären Barthien seiner Kompositionen , aber er fnhlt mit grosser Lebendigkeit das, was er darzustellen hat, und in Allem, was er macht, erkennt man eine feurige .Liebe zu seiner Kunst. ... u g a r d o n , Sohn, hat Gemälde derselben Gattung augehoreud ausgestellt, die kräftig und bi.^ zur Härte aeeentuirt sind.

^ie L a u .. s eh a f t ist reichlich repräsentirt. D i d a ^ , bekannt genug, als dass es uothig erseheinen sollte, seiu^Taleut anzupreisen, hat nur e i n Gemälde ausgestellt, aber mit Vergnügen sieht man die Werke mehrerer jungen Künstler, die mit Vergeht aus jene grossen Motive, die die Malerei nur unvollständig wiederzugeben im Stande ist , in der reichen ^atur unseres Landes zugänglichere und mit den Mitteln der Kunst mehr vereinbare .Sujets aufsuchen. Einige uuter denselben bemühen sich nicht ohne Ersolg, die Ueberlieferungeu des Laudschastsst^les^ mit moderneu Verfahrensweisen und Anschauungen zu verbinden , und beweisen , dass ihre in Jtalien und Frankreich gemachten Studien nicht.

fruchtlos geblieben sind. Zu diesen ^ähleu wir Leon .^ e r t h o u d , dessen 5 .Landschaften aus der Schweiz und Jtalieu sieh durch iutelligente Auswahl der Ansichten, durch schone und grossartige Disposition.

der Zeichnung und durch gnte Lichtvertheilung beu^erklich machen. .^hne den modernen Eigenschaften sremd ^u sein , solgt derselbe der Ueberlieferuug überall , wo ihm dieselbe
et.vas u.it seinem personliehen Ge^ suhle Vereinbares liefert. ^eine Gemälde haben hohen poetischen Ausdruck und finden eine Auszeichnung , die kaum durch einige Ungleich^ mässigkeiten der Ausführung verschleiert werden kann. D u v a l nimmt^ ebenfalls einen ehrenvollen Blal^ uuter den schweizerischen Malern ein, welche vorwiegend von Jtalieu ihre Jnspiratiou suchen. .^wei seiner Gemälde, ,, E .. i u u e r u n g a n E s t e r i t ^ und ,, E r i n n ...... u u ^ a u E i v i t a ^ E a s t e l l a n e , ^ sind namentlich unter dem Gesichtspunkte .der Komposition interessant. Edmund F a v r e hat zwei Ansichten der ,, E a m p a g n a R .. m..^ ausgestellt, die das Aussehen de.^

.324 Bandes genau wiedergeben. Das ., R u d e l W i l d s c h w e i n e im H o ch w a l d ^ von .^ .. d m ...... ist eine Stndie pon vieler Wahrheit, ...nn deren willen sie mächtigen Eindruck macht. Unter den Malern, die fast ausschliesslich Ansichten unsres Landes gaben, nenne ich vor Allen A. d e Me u r o n. Seine Gemälde sind reich beleuchtet, lustig, die Zeichnung schon und malerisch geordnet. Man hat namentlich mit .^.lusZeichnung bemerkt: , , B e r g a m a s k e r , i h r e .^ e e r d e n am F u s s e d e s B e r n i n a h ü t e n d , ^ ein schones Snjet , pom Künstler ge.^ schickt aufgefasst. Die ..Gemälde von B o ei o u haben ebenfalls ^vieles Interesse erweckt. zum erstenmale siud mit so viel Gluck einige seltene und herrliche Ansichten des Genfersees dargestellt worden. Die Färbung ^ist elegant, die Zeichnung ausgezeichnet und der Effekt mit seltener Zart-^ heit gegrissen. Die Werke von V e i l l o n müssen ebenfalls erwähnt .werden . dieser Künstler geht mit Erfolg ans die Ueberlieserungen der E a l a m e ' s c h e n Schule eiu. Das Gleiche gilt von E a r t a n , der jedoch unter dem Einfluss franzosischer Maler die Methode seines Meister...

etwas modisizirte und seine Arbeiten mit wunderbarer Geschicklichkeit und

.Leichtigkeit ausführt. August B e r t h o u d ^hat nieht weniger als 7

.Bilder gegebeu , Landschaften und Fignren , deren Ratnrwahrheit und Energie bis nahe zum Rohen g..ht. Jch will n.ich darauf beschränken, nur noch Earl G i r a r d e t zu nennen , der 4 Gemälde schickte, die ebenso geistvoll gewählt als augelegt sind und deren Jnteresse er dadurch steigert, dass er etwas zartes J^llisches hineinzulegen weiss.

Es ist nicht an mir, die Arbeiten des Preisgerichtes zu benrtheilen, .sie wurden sorgfältig vorgenommen, und doch kann ich nicht sagen, dass

mich der Erfolg befriedigt hätte. Man weiss, wie viel der Znfall in

Dolchen Serutlnien bedeutet, und diessmal hat er sich gegen uns gewendet.

^is znni lel^teu Augenblick hosste ich wenigstens noch zwei preise u.ehr zu erhalten. Es bedurste hiezu 14 Stimmen. H^rr Leon B e r t h o u d hat hievon 12, Herr d e Me u r o u ^) erhalten. ^as Preisgericht forderte einstimmig , dass man sür die Knnst thne , was für die Jn^ dnstrieabtl.^eilung geschehen --- die Zahl der Belohnungen vermehre.

.Man hat aber dieses Begehren ohne Weiteres zurückgewiesen. Tro^

solchen Mißgeschickes hat nach meinem Dafürhalten die Eidg.moss.ms.hast

die Mühe und Kosten nieht zu bedauern, die ihr dieser .^heit der ...lusstellnng vernrsaehte. Wir hätten, wie ich überzeugt biu. vortheilhaster ^uns zeigeu tonnen, aber inimerhin nehmen wir unter den kleinern .^ändern eine sehr ehrenhaste Stelle ein.

K l a s s e 3.

Bil^aner- nnd ^ra.^eurarbeiteu.

P r e i s r i c h t e r . 1)Barr..e, Bildhauer. 2) Eavelier, Bild.hauer, Mitglied des Jnftitnts, 3) D u m o n t , Bildhauer, Mitglied des

325 ^nstitnts. 4) Joufsro.^, Bildhauer, Mitglied desJnstitnts. 5) Th.

lautier. 6) Guillaume, Bildhauer. Mitglied des Jnstituts. 7) Mi.chau^, Vorsteher der Sektion der schonen Knuste bei der Seiuepräfektur, sämmtlieh für Frankreich. 8) L o o s , Belgien. .)) E^ W o l f f , Professor in .Rom, Brenssen und norddeutsche Staaten. 10) Marquis v. Bedmar, .Präsident, Spanien. 11) G r a s D e l a b o r d e , Griechenland. 12) R i t t e r

J. Dupre, Jtalien. 13) V. Schnei^, päpstliche Staaten. 14) J.B.

..Kennedy, Vereinigte Staaten Nordamerikas. 15) .^ L a z a r d , Barlamentsmitglied, Grossbrittanien.

A n z a h l schwei zerischer Aussteller: ^ mit 14 Knnstgegenständen, siehe Eatalog.

Herr Gleyre spricht sich über diese ans, wie folgt: Die Werke der Bildhauerei stnd sehr gering an Zahl . ich will nur näher bezeichnen diejenigen von E a r o n i und von J m h o f s . Die ,, Ophelia^ von Earoni, die e i n e n z w e i t e n Breis erhielt, ist eine sehr schone Ge-

stalt , der Ausdruck ist eben so richtig als glücklich und der Marmor mit einer ^merkwürdigen Geschicklichkeit und Weichheit behandelt. Die

.,Rel..e^ea^ von J m h o s s ist ein eorre.^tes und sch.^enswerthes Werk.

.Mau findet in dieser Klasse noch die schonen^ Medaillen der ^erren B o v ^ (Anton in Baris und Hngo in Genf), deren Rus hinlänglich .begründet ist, so dass es besonderer Hervorhebung hier nicht bedars.

Mehrere gelungene Emailgemälde (sollten in Klasse 2 eingereiht sein, d. Red.) sind ebenfalls in dieser Klasse zu finden , worunter sich au^^eiehuen die von ^räuleiu Julia H e b e r t in Geuf, welehe durch dieses schwierige Versahren mit grosser Trene sowohl Eolorit als Eharakter der Gegenstände, die sie eopirt, wiederzugeben weiss.

K l a s s e 4.

.^tchiteetonische ^eichnnu.^en ul^ .^o^elle.

B r e i s r i c h t e r : 1) B a lu, Architekt, 2)Duban, Architekt,

Mit-

^lied des J^.stituts, Bräsident. 3) Due, Ar.hitel^t, Mitglied des Jnstituts ; 4) B a r o n v. G u i l h e r m ... 5) A l b. ^ e n o i r , sämmtlich für ^ränkreich. 6) R. B r e m e r , Architekt in Aachen, für Breussen und Norddeutschtand ; 7) F. ^ e h m i d t , Brosessor der Architektur an der Bauakademie in Wien, sur ..^esterreich , 8) Dr. Z a m b a e o , für Griechenland, ....)

Mari e t t e ^ B e ^ , für Eggten, 10) R. M. Hunt, für Vereinigte Staaten Nordamerikas, 11) J. F e r g u s s o n , für Grossbrittanien.

Anzahl der .^chweizerisehenAussteller: .) mit 12 O^jeeten, siehe Eatalog.

Es erhielt in dieser Klasse einen d r i t t e n Breis: Herr G.

^emper, Brosessor in Zürieh, für die ausgestellten Blane eines Theater....

^ü... Rio Janeiro.

326 a l a s s e 5.

^llpfetsti.^e und Lit.^ra.^ie^.

B r e i s r i c h t e r : 1) V i e o m t e H. De lab o r d e , Konservator der Kupferstiche an der kaiserlichen Bibliothek. 2,. Henrie. uel^.D u p o n t , Kupferstecher, Mitglied des Jnftituts, Bräsident . 3 ) M a r e i l l e . 4) A.

Martinet, Kupserstecher, Mitglied des Jnstituts^ 5) Mouilleron,

Lithograph, für Frankreich. 6) E h r h a r d t , Brosessor in Dresden, sur Breussen und Rorddeutsehland . 7) F. .Leslie ,^sür die Vereinigten Staaten Nordamerikas; 8) S e ^ m o u r H a d e n, für Grossbritanien.

A n z a h l Schw e i ^ e r i sche r A n s st e l l e r : 4 mit 16 Arbeiten, siehe Eatal.og.

Herr Gleise sagt über diese Klasse . Unsre Kupferstecher haben sieh ausgezeichnet und machen uns grosse Ehre. Die ..Kaiserin E u g e n i e ^ , pou W e b e r ist ein wahres Meisterwerk, und es ist schwerlich moglieh, den Grabstichel mit me^r Zierlichkeit, Leichtigkeit und Eleganz zu führen.

Seine hl. Jungfrau mit dem Schleier, nach Raphael, ist ein ausgezeichueter ^tieh , der den Eharakter des Originals uud seinen milden harmonischen Ausdruck aufs treueste wiedergiebt.

B a u l G i r a r d e t , der die Aezmanier mit der Arbeit .des Grabstichels und der Schab^.anier oder sogenannten Schwarzkunst anfs glück-

liehfte verbindet, l..at es dadurch dahin gebracht, den Efsekt des legten

Bildes von ^. Vernet , ,, d e r G o l d h o eh z e i t v o n K n a uss^ , ,, d e x e l s ässi s eh e n H o eh z e i t v o n B r i o n ^ , Bilder , die

grosse Schwierigkeiten des Eopirens bieten , aufs vollständigste wiederZugeben.

E d u a r d G i r a r d e t , dessen Arbeiten im nachfolgenden Kinkel^

^.hen Berichte erwähnt find, erhielt die Medaille 2. Klasse.

327

Anhang.

Bericht über

die ^erke schweizerischer Künstler auf der Allgemeinen Au^ stellung zu ^ari.^, Sommer 18^7, von Professor ^ott^ fried Kinkel.

^

Es sind vier kleinere Staaten , welche die grosse Zahl der eingesandten Kunstwerke in dem ihnen bewilligten Raum des mächtigen dritten Ovalrings im Hauptgebäude nicht unterbringen konnten. Sie haben daher vorgewogen , im Bark besondere solide Gebäude zu errichten, die von oben herab beleuchtet sind. Es sind diess vier Staaten, in denen die Kunst in starkem Betrieb ist: Bauern, Belgien, die Niederlande und

die Schweiz.

Zählt man die .^ Klassen der Gruppe l für jedes einzelne dieser Länder zusammen, so steht unter jenen vier, in sogenannten Annexen ausstellenden .Staaten Bauern mit 327 Rummern voran. dann folgt Belgien mit 28.), hierauf die Sehwei^ mit 214. die Niederlande mit gerade 200 Rummern schließen. Es muss auffallen, dass daneben ganz ^esterreich nur durch 18.), der gesammte norddeutsche Bund, Breussen eingeschlossen, mit seiner grossen Zahl blüheuder Kunstschulen, nur durch 175 Werke vertreten ist. Deutschland , mit Ausnahme Ba.^erns,^ hat diesmal, gerade wieder wie bei der londoner Weltausstellung von 18.^2 seinen .......ortheil aus der Hand gegeben. Es sind vortreffliche ^aehen da, aber Rieu.au... , dem das Wesen und die eigenthümlichen Vorzüge der deutschen Kunst nicht vorher klar sind, wird dieselben aus dieser Ausstellung erkennen. Seitens der im Verhältuiss kleinen .^ehwei^ haben

sowohl die Künstler als die Regieruug ein Recht, sich ihres ^leisses zu rühmen.

Das Gebäude ist ebeusalls , wie die Dekorationen im Hauptbau, vom Architekten Friedrich J ä g e r gezeichnet. Es stellt eine gestreckte Halle vor, welche sieh mit eiuer .^äugeuseite durch die vorspringenden Vortale nach dem Bark aufthut. Rur das Mittelportal ist geoffnet , die zwei äussern bilden Riseheu , in deueu die Allegorien der ^eulptur und der Malerei in Gips aus vergoldetem Hintergrund stehen. Man ersteigt das Mittelportal aus einer Treppe von Eemeut, der die 6 Mouate dex Ausstellung gnt ausgehalteu hat. Dieses Bortal ist durch Fäulen getheilt, welche einen holzernen Giebel tragen. Das Ganze erinnert einigermassen au ein pompejanisehes Haus. Die Daehrüft..ng ist roth, die Fäulen

328 find biau, am untern Theil der Schäfte aber dunkelviolett, die Wand gra^..blau und daraus in hellem Grau die unvermeidlichen Kantouswapven.

Man sieht im Balast eine grosse architektonische .Ansicht der Façade, ...on

Fr. Jäger selbst ausgeführt. hier. im Entwurf, lasst die Buntheit sich

ansehen, aber in der Ausführung wirkt sie grell, und je^t. an trüben Herbsttagen, sühlt man , dass sie nnser.n transalpinen Klima nicht zu.^

.passt. Anch dass die Thüre unmittelbar zwischen zurückgeschlagenen Vor.hängen hindurch in den Haupisaal sich offset, ist ni.ht gut. Der Zug-

^wind bläst zu Zeiten scharf und feucht herein, was dem Beschauer sehr .unangenehm wird nnd den Gemälden a^eh uichl. nü^t. Da verstehen sich die andern drei separat ausstellenden Rationen aus den Comfort besser.

sie legen die Thüre in eine der beiden Schmalseiten ihrer Annexe und haben dauu gleich hinter ihr eine hol^erne Bretterwand eingezogen, an^ welcher rechte und links vorüber man dann erst in den Salon schreitet.

Jndem diese Wand dann z. B. von den Riederländern gleich mit bunteu Aquarellen gefüllt ist, hat man noch vor dem Eintreten sofort einen heitern malerischen Esfeet. ^)

Das S.hweizer-Gebäude theilt sich in drei Saale und zwei Eapinete, welche in einer Flucht entlang der Hauptsacade liegen nnd mit einander ohne Thüren eommuuieiren. Das Licht fällt natürlich von oben , Fensterofsuungen sind keine und in seden. Saal sind alle vier Seiten ungefähr gleich vortheilhast z..m Aushängen von Bildern.

Die Decke, soweit sie nicht ans Glas besteht, ist harmonisch mit Ornament bemalt, der ^..rund der Wände zweckmässig in indifferenten Farben gehalten und hat der Eentralsaal grangelbe, die vier andern Ränme dunkelrothe Wände.

Es war ein fehler. dass n.an Seitens der Schweiz nicht, wie n..ehrere der andern Rationen gethan haben, bei jeden. .^unstgegenstand den Ramen des Meisters und eine knr^e Angabe des Dargestellten anschlug.

Es ist eine sehr ermüdende Arbeit. im Katalog das einzelne Land, und in diesem wieder die R^mmern der fünf verschiedenen Grnppen von Kunstwerken auszusehlageu , abgesehen von den zahlreichen und ost komischen Verwechslungen, ^u denen diese Un.ständliehkeit bisweilen führt.

...) Dieser Auffassung läßl sich entgegenstellen, daß das Gebaude für den Sommer und für die dieser Jahreszeit entsprechende Beleuchtung entworfen wurde, und daß lm. lebhafteren Richte der wärmern Monate und der denselben entsprechenden reicheren Vegetation, das bunle Kolorit weit motl.^irter erschien, als dleß lm Oe^ober der ^all sein mochte. Ebenso ha^e die Einrichtung der Thüre den .Erfolg , während der weitaus längern warmen Jahreszeit eine angenehme Temperatur zu unterhalten, währenddem der geschulte Eingang der Mün.^ner Ausstellung in dieser eine uner^ fragliche .^itze nach sich zog. Besonders darf hervorgehoben werden das wohI^ studii Ouerprofil der Säle, das der gleichmäßigen und guten Beleuchtung der Bilder sehr günstig ist. Ueber den Schweizerischen Annex^ für ^unst stehe auch .^a^irne du c.^p in der I.^evué des deu^ mondes.. und ^fau in der allgemeinen Augsburger Zeitung. D. .^ed.

329 Denkt man etwa , man will dadurch ein paar tausend Kataloge mehr ...erkaufen ^ Das ist thoricht, denn wer sür Kuust sich inl.eressirt, kauft sich ja doch den allgemeinen Kuustl^atalog.^ und wex sich nicht um Knust interessi^ , kauft sieh gewiss den Speeialkatalog eines einzelnen Laudes nicht. A...s alle ^älie wäre dieser Vortheil unbedeutend dem andern gegenüber, dass von jedem Werk, das Einen anzieht, man gleich und ohne zerstreuendes Aufsuchen an fa.t über das ist , was man bei einem Kunstwerk imm.^.r wissen will : Urheber und Gegenstand.

Bei Durchsieht des Kataloges fällt es sofort auf, dass viele der besten Schweizer Künstler entweder gar nicht oder unbedingt uicht durch .^hre besten Werke vertreten sind. E a l a m e , dessen 3 mächtige Landschaffen im stadtischen Museuni zu Leipzig allein hinreichen .würden, seine Schule berühmt zu machen, fehlt hier ganz. D i d a h hat eine grosse .Lan^schast mit dem Giessbach , welche al.^r die volle K.rast seiner noch unmanirirten Periode nicht erreicht. Von D e s c h w a u d e u ist statt eines

Geschichtsbildes nur eine heilige ^amilie da. Ludwig V o g e l von Zürich

u u d B o s s h a r d fehlen ganz, ebenso für die Seulptur .^rosessor K a i s e r .

Wenn schon diess der Ausstellung grossen Eintrag thul., so steht es no^ schlimmer dadnreh, dass so viele Schweizer in den fremden Abteilungen Vlatz genommen haben und dadurch e^patriirt sind. Man darf sich die Tatsache nicht leugnen, dass die Schweig eine nationale Kunstschule nicht befiel , die Künstler der drei unter dem weissen Kreuz verbundenen Rationalitäten gehen in die Sehulen der sprachverwaudteu Nachbarländer und nehmen deren Eig..nthümlieh^eiten an. Geht es ihnen in der fremde gut, so treten sie ^n ^e.n neuen Vaterlande über. Die Maler studiren in München und Varis , die Tessiner mit ihrer grossen Begabung sür Senlptur wenden sich ua^ Mailand oder Florenz. Dem schweizerischen Realismus muss der heilsauie Gegenpol abhanden kommen, wenn dem Vaterlande ein Talent für die Jdealmalerei verloren gehen konnte, wie Franz G l e . ^ r e , dessen herrliches Bild ..le voici.' (im Loudouer Katalog von 1862 bezeichnender ,,die Enttäuschungen^ genannt) jetzt schon die Wände des Luxemburg schmückt , und der eine Menge der besten Künst.ler in Frankreich nnd ausser Frankreich gebildet hat.

Die Schweiz empfindet diesen Zustand bei der gegenwärtigen Ausstellung sehr schmerzlich , einmal dürste man all diesen so mannigsachen Einflüssen gegenüber schwerlich von einer Schweizer Schnle sprechen, und ferner ist der Schweizer Ausstellung viel einheimisches Talent eutfremdet,

das nun in andern Abtheilungeu glänzt. Bocklin von Basel z. B. ist geradezu vertheilt, von seinen etwas wunderliehen, aber immerhin phantasievollen Bildern sind zwei in dem bayrischen Auner^, weil der Künstler nach München gehort , und nur eins , die antike Studie , von ihm selbst ,,Daph..is und Amarhllis^ genannt , ist der ..^ch^eiz zugefallen.

Jean Dupré in ^loreuz, dessen grosse Marmorgruppe der.^ieta (Ma-

330 donna mit Ehristi Leichnam aus den Knien , Rr. 33 der italienischen Seulptureu) den e r s t e n B r e i s erlangt hat, ist ein Schweizer aus Tessiu , obwohl er jetzt im Katalog als in Florenz wohnend erseheint.

Man versichert mich, dass A l b e x t i n i , A r g e n t i und B e t h i n e l l i , sämmtlich Ramen des italienischen .Katalogs, alle Tieinesen seien , gewiss ist es aber von Vieeuzo V e l a , der jetzt als Brosessor in Tnrin angestellt ist.

Seine Vorgesetzten sollen ihn mit Entlassung aus seinen Stellen bedroht haben, wenn er nieht unter Jtalien ausstelle, und man hatte letzteres zu wünschen einen guteu Grund. Von Velas Hand ist nämlich die merkwürdige lebensgroße Statue Napoleons l. knrz vor seinem Tode ^h ultimi ^iorni di Napoleone Primo), welche jetzt in dem grossen

Vestibül am Eingang in die italienischen Räume von Morgens bis Abende die Massen vor sieh versammelt. Sie wurde 1866 in Turin ausgesührt, offenbar mit Rücksicht ans die Ausstellung, und sie hat so durchgeschlagen, dass sie nicht alleiu den e r s t e n B r e i s erlangte, sondern auch von der französischen Regierung augekauft wurde.. Das Bublikum hat Verse und Kränke zu Füssen dieser Statue niedergelegt, wie vor einem verlotterten Eäsar des Alterthums. Es ist in der That ein merkwüx..

diges Werk, sowohl dem Gedanken als der Anssührnng naeh, und be-

fände es sich, wie billig, in der schweizerischen^ Ausstellung, sie würde

die populärste unter allen Seulptursaehen geworden sein. Die Aussüh^ rung ist lebensgross. Rapoleon sitzt im Armstuhle auf, .ein Rissen im Rücken. das Hemd mit gefältelter franse ist offen, so dass man einen Theil der Brust sieht , darüber trägt er einen Morgenrock mit geblümtem Dessin. Abwärts verhüllt eine ^lanelldecke den ganzen Unterkorper und die ^üsse , welche aus einem gestickten Kissen mit Troddeln stehen. Die linke Hand, leicht ^ur ^anst geballt, liegt ans e.ner Karte von Europa, die, mit Angabe der Länder darauf, papierartig dünn ans dem Marmor gehauen ist. Das eingesunkene Auge blickt mit ernster J..teufivität geisterhast vorwärts, wie die Znk.....fl. erspähend. ^o wirl^t

das Bild pathologisch ergreifend , wenn aneh der Kopf nicht gan.^ die

Würde des grossen Mannes ausdrückt. Die hohe Meisterschaft in der technischen Behandlung des Marmors , welche die moderne italienische .Schule eharakteristrt , seiert hier einen wahren Triumph. Alle ^.berflächen sind charakteristisch bearbeitet. das reiche ^...hnitzwerk an der Armlehne und dem Rücken des .Lehnstuhles, das Dessin aus dem Schlafrock, die rauhe Wolle der ^lauelldecke gehen au die äusserste Grenze des Malerischen, welche die Bildhauerkuust anstreifen darf, und eben weil der Künstler an dieser Grenze noch inne hält, hat er ein so wunderbar lebensvolles Werk geschaffen. Dass Vela jedoch nicht etwa , wie wohl geschieht, hier für ein Mal einen glücklichen Wnrs getl.an hat, sondern dass er ganz besonnen als ein alle Gattungen beherrschender Künstler schaffte, davon liefert ausser einer hübsehen All^gorienfigur des Frühlings (weiblich, weil Primavera feminin ist) noch eine Kolossalgruppe des Eo-

331 lumbus in Gr,.ps den vollsten Beweis. Eolnmbns , in weitem pelzbefestem Rock, legt freundlichen Ausdrucks seine Hand aus das Mädchen Amerika, welches, eine schone, wohlgebaute Rothhaut, sast nackt, neugierig vorgebeugt, aber gehobenen Hauptes, wie nach den Schissen der ankommenden Europäer freudig auszulugen scheint, wo dann wiederum, wie bei dem Rapoleon, der starke Ausdruck der Empfindung die tress-

liehe Technik adelt. Diese Gruppe hat Vela in demselben Jahre ^1866)

mit dem Rapoleon vollendet. Unter den sehr zahlreichen und^znm Theil sehr vorzüglichen italienischen Senlpturen (nicht weniger als 88 l) heben sich wirklich neben den stark ausgesprochenen Charakterfiguren des berühmten ^agui die beiden gebornen Schweizer, D e r ^ r e und V e l a , als die geift.g bedeutendsten hervor.

Jm Schweizer Anne^ fehlen übrigens gute Statuen nicht. H. Jmh o s f von Uri in Rom hat ^wei lebeusgrosse Marmorbilder dort, eiuen

Jüngling Ehriftus im Tempel lehrend und eine Rebekka, den Krug auf

der linken ^ch..lter, so dass der rechte Arm , um das Gefäss zu halten, gefällig um den sanft gesenkten Kopf herumgreift. Ledere Statue ist für das Museum von Basel bestellt. Es sind schone Werke des strengen

St.^ls , der dem Malerischen eher ans dem Wege geht ,. doch will ich

nicht leugnen , dass der Ausdruck der Gesichter mir nicht scharf , nicht king genng vorkommt. Dann abermals zwei Tieinesen: Joseph S o m a j i n i in Mailand mit einer truppe zweier im B...d überraschter Mädchen unter .^ebensgrosse und Emmanuel E a r o n i , von Rancate, in Florenz. Von dem ledern sind 3 Werke in Marmor ausgestellt, zwei davon, die am Boden halb spende, h^alb liegende Eireassierin aus dem ^klavenmarkt und Amor mit dernier, als Bändiger eines Löwen, ge.horen der Klasse trivialer Gegenstände an, welche die italienische Knust für den Ln^.us reicher Leute sabrieirt. Doch ist auch hier wieder der Ehie der modernen italienischen ^chnle unverkennbar. Der Bildhauer hat es dort g..t. weil er eben über den von Alters her geschicktesten Arbeiter verfügt. Die Kette der Sklavin mit allen ihren viereckigen gliedern ist ans Mar^uor frei herausgeh^ueu ; das geblümte ^hwal .rit welligen Fransen, der Turban von dessiuirter ...^eide mit Perlenschnur mwu^en und mit kleinen Federn besteckt, sind zu malerischer Wirkung anz anders behandelt als z. B. das sehr ^arte weiche ^le.sch des .ückens. Geistig bleiben di..se Aachen tro^ der Brätensionen., welche ..re Technik macht, unbedeutend. .^lbex Earonis drittes Marmorwerk, .e Ein^elfigur der .^pl..elia ans Hamlet, Vlumen darbietend, ist mit ^eeht eine sehr populäre Statne geworden. Es ist der Moment, wo sie em Konig .^n Stiefmütterchen überreicht. Die Aufgabe des Wahnsinns . der Erscheinung einer seinen modernen Dame war für die ^eulptur ehr schwer. Der Bildhauer hat den Wahnfiun mehr noch als eine ngstliche Sehen dargestellt, die in dem gesenkten Haupt mit doch wieder ehob..uen Augen und in dem leicht vorgebengten ^berl^orper zart sieh

332 ...usspricht.^ Das Haar ist bis jet^t nur leicht verwildert, der Anzug no...., gar nicht. Die junge vornehme Dame des Hoses, mit dem spit^ zugehenden Seidenschuh, ist sein charakterisirt ; das am Saum dessinirte Gewand von schwerer Seide legt sieh in wunderbar naturtreuen galten, selbst die Brüche, in denen das Zeug im Laden gelegen hat, sind nicht vergessen .^ die Blumen, zum Theil schon den Händen entfallend, sind eben so sorglich ausgeführt ^ hier, wie aueh am Spit^eubesat^ des Unterkleides, ist wohl zu vieles mit dem Bohrer gearbeitet. Diese zierliche

Statue steht sur ..)000 Franken seil, sie hat aus dieser Ausstellung die

g o l d e n e M e d a i l l e (2. Brei^) erhalten, so wie die Sklavin einen Breis aus einer Florentiner Ausstellung gewann.

.^ Die nicht zahlreichen a r ch i t e k t o n i sche n Z e i ch n u n g e n d e r S ch w e i z befinden sieh nicht ini Schweizer Anner., sondern nehmen

ein Eabinet im Hauptgebäude der Ausstellung ein. ^r. J ä g e r s

Ausriss in Darben von seiner Façade des schweizerischem. Anue^es habe ich bereits besprochen. Ferdinand S t a d l e r von Zürich giebt die grossten Ansichten eiuer Zahl seiner ausgesührten Werke, darunter seine Elisabethkirche zu Basel. Das Gebäude ist fertig, über seine .Vorzüge uud Mängel brauche ich au diesem Orte nicht zu berichten. Ausserdem hat er ^wei glänzende gothische Entwürfe in sehr grosser Zeichnung aus-

gestellt, einen in deutscher Gothil. sür die Dreiko..igskirehe zu Sachsen.^

hausen, uud noch reicher einen sür eine neue Kathedrale vou .^ille, die Façade in sranzosischer Weise von horizontalen Galerien durchschnitten, welche dann statt des Spi^bogeusensters die franzosische Rose bedingen.

Von unserm verehrten Kollegen^ S e m p e r vermisst man sehr das

prächtige Modell des ^estbaus für München , es ist dieser glänzende

Baugedanke je^t nur in kleinen Zeichnungen und Bhotographien vorhanden, doch bietet der Entwurf des Theaters sür Rio de Janeiro (mit dem Motto ver non s.^^.^. ilore.) einen in der Anlage verwandten, kaum minder prächtigen Blan in grossen Darstellungen. Von K u n k l e r in St. Galleu^sei^ neben andern Monumenten, der romanischeu Kirche St. Loreu^ in ^t. Gallen gedacht, . sowie eines Wohnhauses und des Schlosses Wartegg , eines Bestes der Herzogin von Barma , wo der spätgothische St^l zu zie^nliehex Anwendung k.^nnnt.

Einmal hat derselbe auch sür ein Wohnhaus den einheimischen Holzbausi.^l glücklich verwendet. Besonders aber zeichuet sich durch ^e^teres J. G i e n d r o .^ in Gens aus , welcher dieseu ....^l auf glänzende Wohnungen reicher Leute verwendet, z. B. die Villa Jrene, das Eigenthum des Grafen Walewski im Departement Haute Savoie uud sür das Cl.^.el des Roses (in Wahrheit wieder eine Villa) des Bürsten von Esslingen zu Bellerive (Kanton Genf). Diesen Schweizer Ho.^-

baust^l stellen endlich in seiner naturwüchsigen Geschicklichkeit die Zeich-

nungen unseres Eollegen G l a d b a ch dar, von welchen unschätzbar nützlichen Blättern, die er selbst vortresslieh radirt hat., eine schone

33^ Auswahl hier ausgestellt ist. Endlieh hat J. S e e m a n n in Genf hier ein in braunrothem. Holz ausgeführtes Modell des .^trassburgermünsters zum Verkauf ausgestellt, dessen Massstab so gross ist, dass der ......hurm 41/2 Fuss Hohe erreicht.

An dieser Stelle wolle man mir eine Abschweisnug erlauben.

Jn der sranzosischen Architekturabtheilung zeichnen sich besonder^ die g r osse n Re st a u r a t i o n en a n t i k e r und m i t t e l a l t i g e x M o n u m e n t e aus, welche mit Unterstützuug der Regierung meist von jungen Architekten gemacht werden. Sie sind wahre B e r e i c h e r u n g ^ a e n der A r c h ä o l o g i e , da sie mit musterhastem Fleiss die Keuntni^ oer baulichen Technik und ihrer Möglichkeiten verbinden. es ist aber auch für die Architekten eine vortreffliche Schule, so einen grossen Meistex der Vergangenheit gleichsam nach zu denken und dessen verbautes abex zertrümmertes Werk nachmals weuigstens sür den Geist neu ^u schaffen.

Wir haben in der Schweiz so viele Monumente, besonders des srühern Mittelalters, welche noch gar nicht aufgenommen siud.^ darunter besi.^den sich manche , besonders in der srauzosischeu Schweig , welche seit Blavigeae's Buch Ausmerksamkeit erregt haben, aber chronologisch ga...

nicht so bestimmt feststehen. Hier würde genaue Ausnahme mit dem Versuch der Restauration den Archäologen oft ausklären und .^.gleich

sür die Bauschule und die Vorträge über Kunstgeschichte uü^liche Jllu-

strationen liefern. Wäre es moglich, einen Jahrespreis zu schassen, der einem unserer jungen Architekten sür eine solche Ausnahme eines altern Gebäudes der ^chwei^, das er sich selbst wählen dürfte, sür eine Arbeit, die etwa die grossen ^erbstferien ausfüllte, eine Entschädigung bole.^ Jch wende mich jet^t zur M a l e r e i .

Was einem beim Eintritt in den Schwerer ^aal gleich ausfällt, ist das a u s s e r o r d e n t l i c h e V o r w a l t e n der . ^ a n d s e h a s t und d e s T h i e r s t ü c k s . Von 110 Oelbildern gehoren dahin 82 und nur 28 sind ^igurenbilder, wo aber zum Theil auch noch die Landschaft

stark mitwirkt. ^iess drückt geradezu deprimirend aus die Wirkung dex Schweizer Ausstellung. Einer der grosseren Säle ist gau., und gar mit Landschaften, ein ^weiter wenigstens vorherrschend u.it Thierftücken ge-

füllt. Das grosse Vublikum hält sich in^mer an ^iguren -,,Haudlung ist der Welt allmächtiger V^ls l^

und für diese Abwesenheit kann keine S^honheit der Lauds.^hast oder des Seestücks die Masse entschädigen. Man vergleiche hier die hollandische Gemäldeausstellung mit der schweizerischen, und man wird sehen, wo der Rachtheil liegt. Mit aus dieser Ursache haben auch die ^ran^osen, welche ja. vorwaltend ^igurenmaler sind, die Schweizer Ausstellung in ihrer Kritik so hart behandelt.

Dann sind aber anch selbst die Figurenbilder, obwohl zum Theil gar nicht verwerflich, wenig dazu angethan, das von dem ^arbe..glan^

334 der beiden mächtigen sranzosisehen Salons abgespannte Auge lebhaft anzuziehen. Die Gegenstände sind im Allgemeinen gleichgültig.

W e ck e s s e r aus Wiuterthnr, in Rom, führt uns die Herzogin von Gloeester aus Shakspeare's Heinrich Vl. vor, welche wegen Anklage der Zauberei im wollenen Büsserhemd mit der Kerze barfuss durch die ^ondonerstrassen zieht. Wer kennt diesen Gegenstand, der in ..^.hak.^ speare's wenigstgelesenem Historieustück selbst wieder nur eine bedeutungslose Episode bildet ^ So konnte nur ein Eostümbild daraus werden. Run aber hätte wenigstens der englische ^aeeut.^pns getroffen werden müssen. Das kann ei.^ fremder Maler. Der Spanier G i s ^ b e r t hat es in seiner Ausschiffung der Buritaner auf dem Felsen von^ Bl^month doch einigermasse.. fertig gebracht, aber auf dem schweizer.-

schen Bild sind es ganz allgemeine .Kopfe geblieben. Das schweizerische

Schwiugsest von ^lug..ft B a eh e l i n aus Ren.^hatel .^der anch aus der Bhautasie und ..Archäologie die Bsahlbaubilder über der Ausstellung von Bfahlbanresten erschaffen hat) ist lebendig aus dem Voiksthnm gegriffen.

Die Eutsagnng, von J. B u c h s e r ans Solothurn, der in Washington arbeitet, wo Kapuziuermönche in Brozession ihre ^trasse ^iehe.., wahrend Reiter und Reiterin in fröhlichem .Lebensgesühl deren Bfa... kreuzen, ist schön gedacht und schon gemalt, besonders sind die zwei in der Mitte wandelnden Monche treffliche Borträ^opse. A neh die Faschingskon.gin, von Eharakteru.asken umgeben, von Z u b e r b ü h l e r aus ^o.^le ^Reuchatel^ in Baris, ist ein lebendiges und ansprechendes Bild. Von demselben Meister sind auch zwei Aquarelle da, Undinen im Mondlicht einen Jüng.^ ling verlockend. und der Geister^.g der Willis durch die Rachtl..st (beide

schon srüher in Zürich ausgestellt^ Ra.h der Sage sind die Willis Braute, die vor der Hochzeit gestorben sind, und nun als Geister d.e Raeht dnrehschweben. Ein schon gealterter Mann, die ^eier zu seinen Müssen, sieht diesen leichten ^ng im Dämmerlicht vor sich vorbeisehweben und erkennt

die Eine wieder, die er als Jüngling zu besinn .gehofft, wie ^ Jdeal,

das dem Alter so leicht verloren geht , sehwebt sie im Ehor ihrer Schwestern an ihm vorüber.

Es giebt wenig Werke von dieser er^reisenden Boesie des Gedankens in dem ganzen Bariser Bilderschal^.

Ernst ^ t ü c k e l b e r g e r ans Basel uralte eine ^eeue aus unseres Gottfried Kellers Dorfgeschichte ^.Romeo und Julie^ ; der Knabe führt das Mädchen sehnend uber den Steg, im Hintergrund pflügt e^n Baner mit Kühen. Die beiden lebensgroßen Figuren sind portresslieh eharakterisirt, der tiefe Ernst in den beiden Kinderkopfen lässt die Gewalt der ^ei^ensehaft, die sie ^erstoren wird, schon vorausahnen. Hiermit stimmt der dunkle kräftige ^arbento... Die beiden populärsten Stücke des Schweizer Salons blieben aber immer die zwei Genrebilder von Benjamin V a u t i e r aus Lausanne, der in Dusseldorf seine Studien gemacht hat. Beide sind stark unter lebensgroß Das eine führt ..ns vor den gross^n grunen Kachelofen in einem württembergis^hen Bauern-

^ haus. Ein reicher Bauer, der, um sein Anliegen eindringlicher zu machen, einige Rollen harter Thaler vor sieh aus den Tisch gelegt hat, will dem ärmern Eigenthümer des Hauses ein Stück .Land abkaufen, und hat sieh einen Juden als Zwischenhändler mitgebracht, der nun dem Andern den Vortheil aufs Ueberzeugendste buchstäblich an den Fingern herabrechnet. Diese drei Kopse sind wunderbar charakteristisch.

Aber hinter dem ärmern Bauer steht seine Frau mit dem schlafenden Kinde auf dem Arm, die Jene in der Hitze der Verhandlung gar nicht beachtet haben , und legt ihrem Mann warnend die Hand auf die Schulter. Roch ausgehender im Gegenstand, aber kaum besser gemalt, ist die Ueberfahrt über den Brienzersee. Jn e^uem Kahn , den eine ^ Schifferin und ein Knabe rudern, führen Vater, Mutter und Tochterehen das weisse ^ärgleiu eines kleinen Kindes , mit einem grossen Blumeukrau^ bedeckt, über das Wasser zu dem Kirchhof, den man nebst ^ der kleineu Kirche drüben am Berge bereits erblickt. Der tiefe und doch wieder sich resignir.^nde Schmer^ der Eltern, neben dem schon fast wieder vergessenden Jugendausdruck des kleinen Mädchens, greift tief ans Herz ; die ewig unbeantwortete Frage, warum die Ratur aueh im Meuseheug^schleeht mehr Keime ausstreut , als sie zur Eutsaltung bringen will, tritt in Wehmuth saust aufgelost au uus heran. Die .Lust ist etwas duftig, aber es ist Sonnenschein in der .Landschaft, und um so tiefer geht .^er Eontraft des Raturglücks mit dem Weh des Mensehenherzens. Diese beiden Werke erfüllen die Aufgabe des echten Genrebildes, dass wir uns um die Menschen interesfiren, die es darstellt. Man ist bei dem einen wirklieh neugierig, ob der Kauf zu Stande kommt, und das zweite wird ein Vater, der einmal ein Kind begraben hat, schwerlich ansehen, ohne dass ihm das Auge wieder feucht

wird. ^ür das ^veite Bild hat aueh Vauiier die g o l d e n e Medai l le der A u s s t e l l u n g (2. Breis) erhalten.

Schmerzlich , dass es einer nationalen Anstellung an jeglichem Historieubilde fehlt, das einen grossen Moment der vaterländischen Ge-

seichte feierte. Es ist klar, dass diese Richtung der Kunst in der

^ehweiz keiue Forderung findet, dass also talentvolle Künstler il.^r ausweichen. Letztere tragen davon nicht die Schuld. Jm letzten HerbstProgramm unserer Schule habe ich nicht ohne Absicht eine .^ahl von großartigen ^...sehichtsbilderu zusammengestellt, welche flandrische und westdeutsche Eommunen des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts für ihre Rathhänser malen lassen. Man erlaube mir au dieser Stelle die Eonse^uenz aus jeuer Auszählung zu zeichnen.

Wenn aueh der .^chweizerstaat nicht so die Kunst pflegen kann, wie Louis Bhilipp es that (jeder Schritt durch die ..^allerien von Verfailles ^eigt ja, wie sieh an diesen Bestellungen des Staats ^ie grossen franzofisehen Maler der Epoehe vou 1840 recht eigentlich entwickelt

Bund^bla^. ^ahrg.XX. Bd.I.

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336 ^haben,^) so dürfen den Eautonshauptstädten, war's auch durch Vermittlung von Vereinen oder durch Sammlungen , die Mittel nicht fehlen , bei einheimischen Künstlern wenigstens Einen grossen Moment aus der Spezialgesehichte zu bestellen und offeutlich im Rathhause anszuhängen. Die Aureguug würde bald weiter sichren, und schon die Kinder würden auch an Anderes als Acker, Vieh oder allenfalls Baumwolle denken lernen. So lange in der vorleuehtenden Kunststadt Zür.eh

als Schmuck des Rathhauses die berühmten Abbildungen aller 40 tra-

ditionellen Fische ...users Sees hangen, wohl zum Trost dafür, dass man sie leider^nf unserm ^ischmarkt längst bitter vermisst -^ ^ifche anstatt Zwinglis Tod . -- so lauge wird die Schweig vielleicht bunte Gletscher und schmuckes Vieh malen , aber keine herzerhebende Geschichtsbilder^ erleben.

Die s c h w e i z e r i s c h e L a n d s c h a f t unterscheidet sich sehr wesentlieh von der gegenwärtigen srauzosischen. Die Franzosen, die auch in der Kunst der Mode anhangen, sind iel^t sämmtlich solchen Landschaften geneigt, welche keine weitern Ausblicke gewähren. Man nimmt das kleinste Stückchen Terrain, ost nur den Ausschnitt einer Haide mit einem Wasserpsuhl, ein Waldfleckchen mit Weg, ein ^tück Kanal am Waldrand, wo durch das ganze eine rnhige Haltung, eine ganz unisorme Stimmung hindurchgeht , und starke ^arbeneontraste unmoglich werden. Als Beispiel nehme mau etwa aus der heurigen Ausstellung die Aachen von D a u b i g u y oder die Mondlandschaft aus dem ^orst von Fontainebleau von dem Badeuser S a a l , welche der Kaiser Ra.^

poleou zur Ausstellung geliehen hat. Die Schweiz zwingt den. Künstler

eine andere Ausfassung der Ratur aus. Wir haben vor allen. weite Fernsichten, starke Beleuchtuugen in den verschiedenen brillanten Farben,

und eine Lust, in deren Klarheit die Blendung der Eisgebirge, Smaragd der Alu. und das Blau der .^eeu sieh auch aus grosser ^erue, ohne zu erblassen oder sieh stark abzutonen, in scharfen Eontrast stellt. Die ^andschasteu iu der Schweiz kann dem B u n t e n nicht entgehen , und gerade diess hassen je^t die Franzosen , während ihre altern Meister, Elaude und ^anssin, diese Tendenz eher liebten.

Die grossten Laudschaster sind in Ländern geboren, welche keine grosse Lnstklarheit besten . und gerade die ...^ehonheit der Schweizer Atmosphäre, welche den. Leben und A..ge so wohl thut , ist für die Darstellung in der Knnst gefährlich. Selbst E a l a m e hat, wenn er Alpen malte, dem fleckigen nicht entgehen konnen, und das fleckige, das in ..^ben und Ratur uus entzücken mag, wirkt im Kunstwerk stets entzaubernd, denn das Kunst.verk fordert Haltung.

..) ^er von der Bundesregierung ^hrlich bewilligte Betrag von ^00 ^..aul^en für Anschaffung eine^ unter e.ie Schweizer .^unfwereiu^städte zu verlosenden .^elchich^ bildet hat diesen Sommer gerade wieder zu Ankauf eine.^ Geurestücke.^ hin^ gereicht.

337 Anderseits wird aber auch die Schweizer Landsehast nie durch Un-

bedeutendheit der Vedute langweilig . in Mannigfaltigkeit der Gegen-

stände, Umrisse und Temperaturen stehen die Schweizer auch aus diesem Ausstellung am reichsten da. Jn dem grosseu Saal, der nur Landschaften enthält , gleicht keine der andern bis zum Verwechseln , und sogar derselbe Meister wird von den vielen neuen Veduten vor Wiederholungen bewahrt.

Aus diesem Reichthum kann ich nnr Einzelnes hervorheben, ohne darum dem Verdienst der übrigen Meister zu nahe treten zn wollen.

Unter den Landschaftern ans der deutschen Schweiz bemerke ich S t e s s a n aus Wädenschw....l, dessen zwei Bilder die Münchener Schule bezeichnen, der er angehört. .^as genügt natürlich für .^echt, um ihm in seinem bekannten Machwerk den ersten Vreis unter den Schweizer Landschasten zu ertheilen. Es sind beides wilde Bergwasser, welche durch ^elsblocke herabschäumen ; besonders das grosste Stück ist schon gemalt und effektvoll, wo rechts die schwarzen Tannen unter finster.. Wolken , links der blendende Glanz von Schneefeld und Gletscher i... Sonnenlicht eontrastiren. Sonst ist noch ein Rudel Wildschweine im Hochwald, von Karl B o d m e r aus Zürich, der 1e^t in Frankreich lebt, durch Lebendigkeit und .Neuheit des Gegenstandes anziehend.

Sonst aber waltet im landschaftlichen ^.aeh aufs entschiendenste d i e w e l s c h e S c h w e i z vor.

F. B o ei o u in Onel,^ malt die südlichen ^.een der Schweiz mit ^n viel Licht, daher mit milchiger Spiegelung, oder als ware das Wasser Eis . aber seine Staffage, z. B. die schifflisahrend eu Engländer aus den.. Geufersee, ist hochst lebendig. Von den beiden B e r t h o u d ^ s .^.luguft Heinrich zu Jnterlaken, ^éon zu Vaumareus, E.

Reuehatel) ist ...lngnst Heinrich besonders durch den Effekt starker ^piege.^ung im Wasser charakteristisch. ein Morg^.licht aus einem Snmpf^ bei Jnterlaken, wo das noch morgeudunkle Ufer mit Bissen und .^ äumen ^ieh schars auf den blanken Spiegel abzeichnet, ist pon grosster Wirkung. ^lbex auch in einen. lebensgroßen Vortrait ganze Figur Deiner Mutter, einer ernsten, im .^ehnstnhl lesenden Frau, zeigt er sieh als bedeutende... Figurenmaler. Leon B e r t h o u d hat eine grosse ^lbendlandschaft, eine enge Schlucht des Vierwal^stättersees bei derFr^hnalp, mit einem über die Wetterwolken , das ^elsnfer und das Wasser verbreiteten rothgelben Gewitter^Essekt. Gustav E a st a n in Genf hat unter fünf Stücken einen kühlen
^l^toberabend, wo ein weicher Rebel den Wal^psad süllt und eine holztragende Frau vorn hervortritt, die sich beeilt, der kalten feuchten Waldlust zu entgehen. R. L e m a i t r e in Gens giebt neben einem guten Bild von. Mittelmeer, eine hochst eigentümliche Landsehast ans dem .^lindepartement, ein stilles Wasser zwischen settsanien .^alksteinwänden , eiu Eisvogel fliegt darüber, im Hintexgrund sieht mau eine Heumahd.

Hier ist einmal die stille Stimmung, wie die Franzosen sie lieben, und ihre Kritiker haben anch

^

gerade dies Bild gelobt. Adolf B o t t e r in Gens hat eine stark golden beleuchtete Abendlaudschast. Karl G i r a r d e t aus Rench^.tel, aber laugst in Baris wohnhaft, nebst Anderm eine Getreideeinsuhr am Wasser mit drohendem Regen.

Unter den M a r i n eu, deren wenige sind, gedenke ich einem stillen See am ^elsufer bei Ri^a , von Bros. Ulrich in Zürich.

Uumerklieh wird von der Landschaft der Uebergang znm T h i e r st ü ck

gemacht. Ausgezeichnet sind die Bilder Albert de M e u r o n ' s , aus Reuch.^tel, ebenfalls in Baris, in denen sich Landschaft und Hirtenstafsage so verbindet, dass eigentlich keines vorwaltet. Seine Sachen sind aber Zugleich sehr vielseitig, so hat er z. B. neben einer dunkeln Schlucht im Hoehgebirg, wo ein^m Adler ein Zug Krähen folgt ^Rr. 8^.), eine grüne Alpenweide, wo das Vieh von einem Streifen ..^onne beschienen wird, während sonst die Berg^velt dunkel im Hintergrund l.egt. ^ein grosses Stück (Rr. 85), wo Bergamasl^er mit ihren Phasen bei einem See am Fuss des Berniua lagern , dahinter in dunstiger Atmosphäre ein weites Amphitheater von Aussicht, dürste Manchem die sehonste Landschaft des Schweizer Salons scheinen. Vorzüglich ist serner ein .^ehneestnrm aus dem Gebirgsweg, von Charles H u m b e r t aus Gens. Vieh kommt zwischen stark sich schwingenden Bannen den Bsad herab, dabei ein Mädchen, das sich kaum des Windes erwehrt, mit einem Sanmross ; der Schnee wirbelt von oben, von unten und seitwärts gegen die kleine Caravane heran. Unser berühmte Rudolf K o l l e r hat süuf Bilder hier. darunter millelgross, sehr lebendig ein paar ^tück Vieh, die in sremdes Gras hineinweiden und von einem bellenden Hund vergebens ^urück^s.hreckt werden ; und einen Herbst aus der Alpenweide , wo eiu grosser gefleckter .^..chs zwis.heu Bullenkälbern, die sich lecken, und ^haseu im Gras liegt, im Hintergrund haben drei Binder sieh eiu ^^...er gemacht, aus beiden Bildern wieder Kollers gescheutes Oeehsehen, das von hlntenher iu's Bild tritt. B^.ide Werl^e vortrefflich , doch erreichen sie die träumerische Boesie der Mittagssonne nicht, die auf Kollers unvergleichlichem Bild in der Küustlergesellsehast

.^u Zürich rul,.t.

Von A q u a r e l l e n finden sich , ausser jenen beiden GeisterArenen , vou ^ u b e r b ü h l e r , noch eiu kräftig ausgesasster Kopf, ein Blumeustück und ein Stillleben von Elementine ^ t o c k a r ^ s c h e r in

Zürich.

^um ^ehlnss erwähne ieh einige sehr schone K u p f e r s t i c h e und R ad i r u n g e n .

^r. W e b e r aus Basel stellte sü..f .nicht grosse, aber vortrefflich ausgeführte Stiche aus : 1) einen naeh dem Jü^glingsportrait Raphaels (ndt dem Kopse auf die rechte Hand gestuft ^ ^m Couvre, wobei in.

Jnteresse des schonen Aussehens der Umstand übergangen ist, dass das ^rigiual, ursprünglich iu sehr engen Rahmen, ^oie so viele Bilder des ^ouvres, durch eine ans allen vier Reiten darumgemalte Ausfüllung

339 vergrossert worden ist. 2) Raphael^s Vierte .^n hi.^e.. auch ans dem .Lonvre. 3) Winterhalter's ^berühmtes Brustbild der Kaiserin Eugeuie im Brofil. 4) Das Vortrait eiuer jungen russischen Dan.e, ebeusalls nach Winterhalter. 5) Die L.^s Coriutl.iac^ von Holbein, im Basler Museum. Alle sünf siud vortrefflich in .Linienmanier ausgeführt . die La.s, eiue ganz ausgezeichnete Arbeit, die sich würdig den grossen Kupferstichen der Vergangenheit anschließt. Das Gewand macht in seiner Lebendigkeit fast den Eindruck der ^arbe.

Dann sehr schon V a u l G i r a r d e t aus Rench.^tel, in Versailles , mehr in radirter Manier, zwei allerliebste Charakterbilder vo...

Knaus, die man jet^t auf der Ausstelluug sieht : einen Taschenspieler,.

.^der vor seinem in einer Scheune versammelten sehr dankbaren Bublikum einem Bauer Kanarienvogel aus dem Hut fliegen lässt, und einer goldenen Hochait. Der Kupferstecher hat den Maler vortrefflich iuterpretirt , und vou seinem. Werke kehrt man mit erneuerten.. Vergnügen zu den Originalen zurück.

Ednard G i r a r d e t hat ebenfalls vortreffliche Knpserstiche ausgestellt, darunter den mit vielen kleinen Figuren, nach Ger^in'^ Modere an der Tafel .Ludwigs .^lV. unter den erstaunten Hofliugen , von

welchem ebenfalls das original diesmal in der Ausstellung sich findet.

Sodann die vier berühmten kleinen Bildchen von Vaul D e la r och e aus dem Vassionsgesehäfle, beinahe seine legten Werke, welche aus der .Londoner Ausstellung von 1862 so viel Bewunderung fanden.

Da sie sammtlh.h iu uiedrige , sehr düster beleuchtete Räume verlegt siud, so war es für den Kupferstecher eiue schwere Ausgabe, die Jnteutionen des großen Malers zu iuterpretireu, da er sie vielfach eigentlich errathen mussle , und er hat diese Aufgabe mit dem Geist des ächten Künstlers

gelost. ^ür diese vier kleinen Stocke hat Eduard Girardet die goldene

Medaille erhalten.

Die Schweiz hat Ehre von dieser Ausstellung. Reben der sehr respektabeln Etalage ihrer mechanischen und industriellen Leistungen tritt zwar die Rohere Kunst stark ^uruck. Allein bei viel Gemachtem, bei einigem ^oreirteu, wie es der ganzen modernen Kunst anhängt, zeigen ihre Kunstwerke stets fleissiges Raturstudium und frischen Realismus.

Moge die wachsende Gnnst des Volkes den Künstler stärken, dass ex mit grosserer Kraft den funken des idealen Lebeus entzünde und nähre.

nach dessen Erloschen Staaten und Volker niemals ihre Existenz behauptet haben.

V a r i s, im Ansang Oktober 1867.

Gottfried Kinkel.

340

truppe ..l^.

Materialien nnd .^nn.endnngeu der freien ^.....nste.

K l a s s e 6-13.

Alasse ^ 6.

,, 7.

,,

8.

,, ,, .,, ^,

9.

l0.

11.

12.

Buehdruckerei und Buchhandel.

Bapiersabrikation , Buchbinderei, .Materialien für Zeichner und Maler.

Anwendungen des Zeichnens, Malens und der Bl.astik in den Gewerben.

photographie.

Musikinstrumente.

Medizinische Apparate und Jnstrumente.

Präzisionsinstrumente, Apparate und Material naturwissen-

.,,

13.

Landkarten, geographische und eosmographis.he Apparate.

sehaftlichen Unterrichts.

^rei^eri^t der Gruppe ll.

Präsident: Vizepräsident: ,, ^, Mitglieder:

Elie de Beaumont, Senator^. Frankreich.

Feer^Herzog, Nationalrath. Schweig ^ord Hougl.^ton. Grossbrittaunien.

Die ..Präsidenten nnd Berichterstatter der Klassen 6-13.

K l a s s e 6.

Bnchdrn..lerei und Buchhandel.

V r e i s r i e h t e r : t. V i c o m t e d e l a G u é r o n u i è r e , Senator, ..^räsideut. 2. D e r e u é m e s m i t , technischer Vorsteher der kaiserl.

Druckerei, Berichterstatter für Frankreich. 3. J a m a r , Kammermitglied für Belgien.

4. Dr. V a r e u t r a p p , Vrofessor^, für Breussen und ...^orddeutschland. 5. G. E lo u.. e s , für Grossbrittanuien.

A n z a h l S c h w e i z e r i s c h e r A u s s t e l l e r 4, siehe Katalog.

Mit Reeht darf man sich üb^r die geringe Betheiligung wundern, ^da doch die ^pographie und Lithographie (diese gehort nur hieher, soweit es nicht Kunsterzeuguisse betrifft) nicht ans geringer ^tuse stehen.

Der hervorragendste Aussteller der Klasse war die Buehdruckerei ^nd Verlagshaudlung von G e o r g Bride l in Lausanne.

34t

Dieses Etablissement stellte 120 seiner Verlagsartikel, theologischen, pädagogischen, historischen, naturwissenschastlichen und literarischen Jnhalts aus, für deren zwekentspreehende, theilweise sehr schone Ausstattung dem Hanse die B r o n z e m e d a i l l e zuerkannt wurde.

b l a s s e 7.

^apierfabrilati....., Buchbinderei, .^ateri..lie^ fur Zeichner ul^ .^aler.

P r e i s r i c h t e r : 1. Ans. B e t e t i n , Staatsrath, Direktor der kaiserlichen Druckerei. 2. R o u l h a e . Kausmann, Mitglied der Handels..

Jammer, für Frankreich. 3. E. H o s c h , Fabrikant von Düren , für Vreussen und Rorddeutschland, Bra.sident. 4. .^. M e u n i e r , Vapiersabrikant in Fiume, für Oesterreieh. 5.. W a r r e n de la R u e , Mit..

glied der königlichen Gesellschast, für Großbritannien, Berichterstatter.

A n z a h l S c h w e i z e r i s c h e r Aussteller: 2.

Auch hier ist zu bedauern, dass nicht wenigstens die Schweizerische Bapiersabrikation sieh in einem ihrer Ausdehnung und ihrem guten Rufe

entsprechenden Verhältniss betheiligte.

Einige Materialien sür Zeichner, Maler, .Lithographen n. s. w.

sind in Klasse 44 (chemische Broduete) eingereiht worden.

Es erhielt der eine der beiden Aussteller, ....^piller-Wallich in Basel, sür seine Bnchbinderarbeiten, die meist sür ^omptoire von Ha..delsh..usern bestimmt sind, der genauen, eleganten und soliden Arbeit wegen eine B r o n z e m e d a i l l e .

...ln^endu^en de^ Zeichnens, der Calerei und Elastik ilt .^en ^emerbelt.

Breisriehter: 1. Baltard, Mitglied des Jnstitnts, Berichterstatter. 2. Ed. .^aign... für Frankreich. 3. Ant. Bovh, Graveur, für die Schweiz. 4. R. Redgrave für Grossbrittannien, Präsident.

Anzahl Schweizerischer Aussteller. 2l.

(Man hat die Graveurarbeiten von Uhrgehäusen, die in Klasse 23 ausgestellt und so auch. im Katalog eingetragen waren, in dieser Klasse beurtheilt.) Diese Klasse umsasst, wie aus dem .^itel derselben hervorgeht, die verschiedenartigsten Erzeugnisse der dekorativen Künste und wirklicher Kunstgewerbe. Für Uns hat sie eine besondere Bedeutung, weil die Holzschnitzerei darin enthalten ist , und die grossere Zahl der

342 Aussteller erklärt sich auch aus der Betheiligung der d e s B e .. n e r Oberlandes^.).

Holzs.hnitzer

Wenn wir nach der ..Beschichte dieses Erwerbszweiges forschen , so vernehmen wir, dass in den Theurungsjahren 1816 und 17 die Roth zum Aussuchen ueuer Erwerbsquellen trieb, die aber gerade im Ansang als nur sehr wenig ergiebig angesehen werden mussteu. Wir seheu eiuen ein^eluen Mann, den Christian Bischer v o n B r i e u z , der vor nun 50 Jahren. mit den Ausäugen der Schnitzlerei austrat. Die Vroduete bestanden in Besteckringen, Eierbechern, die er mit Laubwerk versah u. a. m.

Dieser F.scher wird allgemein als der Gründer der benannten Jndustrie angesehen, wenn er gerade auch nicht durch besondere Talente begünstigt^ war.

Was ihn aber besonders aus^eichuete , das war sein Streben, junge Leute sür den neuen Arbeits^weig zu gewinnen, und er hatte die Satissaei.iou , sieh selbst sehr bald überflügelt zu sehen. Er seh.en sich nie eine systematische Vorstellung über sein Beginnen eutworsen zu haben ^ dasür soll er ^u unbestimmten Eharaeters gewesen sein. Er war theils Ar^t, ^um Theil Justrumentenmaeher, Musiker und endlieh ^chnitzler.

Durch diese vielseitige^. Eigeuschasten erwarb er sich einen gewissen Ra^ men und dieser Vielseitigkeit mochte es auch zu verdanken sein, dass er über dem gewöhnlichen Jdeeukreis stehend sür seine Heimath ein neues Subsistenzmittel anf^uthun im Stande war. ^ür seine in so hohem Grade verdankenswerthen , wenn auch noch mangelhaften Bemühungen wurde ihm wenig Dank ^u Theil. Er starb in dürftigen Umständen, und es würde schwer halten, gegenwärtig seine Grabstätte anzufinden.

Die Rachwelt wird ihm mehr gerecht werden. Kaum hatte er mit seinen ersten Versuchen in Brienz begonnen, als auch ein gewisser ^ e n z ans L a u t e r b r u u n e n und V e t . B a u m a n n in G r i n d e l w a l d die Fabrikation kleiner ^chwei^erhäusehen vornahmen. Der letztexe siedelte nach Meningen über. ^.eine drei Sohne .Andreas, Hans und ^eter verbanden sieh mit ihm in der Versertiguug dergleichen Gegenstände.

Andreas besonders zeichnete sieh aus, indem er den Versuch machte, an..

statt der bisherigen flachen Darstellung, das erhabene, vollständig modellirte Ornament ans^nsühren. Die drei Brüder leben gegenwärtig noeh. Der verdiente Zeichnungslehrer Federer au der Brie.^er Zeichuuugssehule erklärt , dass noeh jetzt die srühern Arbeiten von Andreas ^^ .^llle^ wa^ über diese Industrie im
Nachsagenden gesagt ist, entnehmen wir einem iu die Verhältnisse derselben dieser eingehenden, sehr lehrreichen nnd mit eben^ soviel ^iebe al^ Sachtennmif^ geschriebenen Bericht de.^ .^errn ^an^n.^banmeister S a l^ v i.^ ber g in ..^ern, den ex an d...^ dortige Departement de.^ ^nnexn richte^ nm die ..^ufmerk^an.keit der Kautoualbehorde ans den Anstand und die ^..iuel zur .^ebnng der Bescheidenen talentbeweisenden natnrwüchstgen Industrie ,^n lenken. Dieser Bericht ist .nn^ vom Verfasser in. Manuskript zur Benn^nng überlassen worden. ^. .^ed.)

343 Baumann ihres Gleichen suchen. Die Arbeiten desselben dienten lange Zeit den Schülern als Vorbild, und es kommt ihm insofern ein eutschiedenes Verdienst zu. Die Jndustrie verbreitete sieh, wenn auch langsam, ini Haslethal und auf den benachbarten Bergen. Anfangs waren die Kellner der Hotels die Hauptvermittler des Verkaufs der Arbeiten.

Der Andrang der Fremden im Berner Oberland brachte natürlicherweise leichtern Absa^ mit sich. Die Ausdehnung des Gewerbes ist gegenwärtig eine solche, dass eher über als unter 2000 arbeitende Sehnig ler vorhanden sein mogen. Diese vertheilen sich ungefähr in folgender Weise aus die Ortschaften:

Brienz

.

.....

Brienzw^ler . . .

Schwanden und Hosstetten Hohfluh

.

.

.

.

.

. 870

.

.

.

.

. 125 .

70

.

.

.

.

60

Meningen und Hasleberg .

.^berried, Ebigen, Jseltwald

.

.

350 165

Grindelwald und Lauterbrunnen

.

.

100

Ringgenberg, Bonigen, Jnterlaken .

Thun

.

.

.

.

.

.

.

.

220 40

2000 Ein geschickter Schnitter darf auf eiuen Tageserwerb von 3-4 ^r., ein ausgezeichneter Arbeiter noch hoher angeschlagen werden , während die geringern Arbeiter sich auf ^r. 1. ^0 .-- ^r. 2 bringen mogen.

Rechnet man für obige Arbeiterzahl 200 Arbeitstage und einen Durchschnittslohn von Fr. 2. 50, so ergibt sich ein Gesammtwerth der Arbeit, Rohmaterial inbegrisfen , von et.^a 1 Million Franken. Mit HinZurechnung des Draufschlags der Händler darf mau vielleicht ^r. 1 ,300,000 annehmen. Theils durch Aulage eigener Verkaussmaga^ine im Laude, theils durch Anknüpfungen mit Händlern in den Städten der Schweiz und im Anslande haben mehrere Fabrikanten die Absatzwege vervielfältigt uud ihre eigenen Geschähe dadurch mächtig gehoben. Es sind eine Reihe solcher zu nennen, die auf genannte Weise ihrer Jndustrie festeren und ausgedehnteren Boden zu gewinnen trachteten , und zeichneten sich hierin ^namentlich aus die Ramen: B. Michel, J. Flük, Gebr. Kehrli, ^nchs und Abplanalp, Gebr. Wirth, Eggler und Schueiter, J. Jäger

und Eie., S. M. Rätter und Eie. in Brieu^, J. Stähli in schwanden,

Ruef in .^..berried, Steiner, Wick und Eie., Whss, ^umbrunu in Ring^ genberg, Annnann und Mühlemann in Bonigen, Grossmann und ^esti in Jnterlaken, Klein und Knitel in Meningen, die Aktienfabrik in ... h un u. A. ^eit etwa 14 Jahren haben namentlich die Gebrüder Wirth

mächtigen Jn.pnls sür die Eutwiklung der Schnitzerei gegeben. Sie führten .

Zeichnungen und Modele ein, und gaben den Arbeitern eine bestimmtere

344 und eorreetere Haltung dadurch , dass sie in die Nachahmung der Ratur St.^l.isirnng brachten. Sie erwarben sich das Verdienst , die Möbelfabrication mit der^ Schnitzerei in Verbindung zu bringen und thaten überhaupt Vieles, wodurch das Geschäft vor der bei sortdauerndem engerem Betrieb nahe liegenden Stagnation gerettet wurde. Durch die Mitwirkung des Kapitals und durch die Aufmunterung der Unternehmer bildeten sieh allmälig eine nicht geringe Zahl^ hervorragender geschickter Arbeiter. Die einen eültiviren die Figuren und Thiergrnppen, andere, und zwar die grosste Zahl , betreiben das ^rnamentfach , andere wieder fabriziren Häuschen , Easetten , Dosen u. s. w. ; es siud namentlich tüchtige Schreiner zu nennen, die den Uebergang ihres Gewerbes in die Knnstindustrie sehr geschickt zu vermitteln verstehen.

Die grosse Mannigfaltigkeit^ des Stoffes ermoglieht die Mithülfe der Fraueuhände , die wirklich einen nicht unerheblichen Beitrag zu den Produkten liesern.

Wenn diese Judustrie , fast gä..zl.eh ohne Raehhülse des Staates, aus sich selbst heraus das geworden ist, was sie heute ist, so liegt hierin gewiss ein evidenter Beweis von Kraft, Ausdauer und Talent. aber ob sie im Stande ist , ohne künstlerische Führung , ohne Unterstützung des Staates durch Bildungsaustalteu sieh fernerhin ganz aus der Hohe zu halten , ist eine Frage , die man uicht ganz ohne Besorgniss beantworten kann.

Seit .etwa 5 Jahren besteht eine Zeiehnuugssehule in Brienz unter .Leitung eines tüchtigen Lehrers, der zugleich Bildhauer ist, sie ist vom Kantone mit einer Subvention von ^.r. I000 ausgestattet. Andere Leistungen übernimmt die Gemeinde Brienz. Das Schulgeld beträgt monatlich Fr. 1. Die Frequenz ist 5^l Schüler im Alter von 14-17 Jahren.

Diese einzige geistige nachhülfe ist für die Zukunft gewiss unzureichend.

Es ist in der Vrimarsehnle sehon auf einen der Altersstufe angemessenen Unterricht im Freihandzeichnen und im gewundenen Zeichnen zu dringen, die Schnle in Brie..^ müsste an Lehrkräften, Lehrmitteln und Unterrichtsobiekten erweitert, und eine andere noch im Oberland gegründet werden.

Diess sind die Grundgedanken der Vorsehläge, die Herr Kantonsbaumeister Salvisberg sehr beredt vor der Behorde vertritt. Er stützt sieh unter andern Motiven aueh aus die bei der Ausstellung in Paris zu Tage getretenen Erscheinungen. Man erkennt in den Ausstellungen Frankreichs und Deutschlands gewaltige Eoueurrenten. Dass in diesen Ländern etwas für Hebung der Kunstgewerbe geschieht, geht u. A. hervor aus den z. B.

sehr geschmackvoll mit Schnitzerei versehenen Uhreugehäusen vom Schwarzwald , aus den Mobelschnitzereien ans Baden und Hessen , ans der .Lehrmittel- und Modelsammlnng ans Bauern, ans den Elsenbeinsehnitze. reien Württembergs, den Beinschnitzereien und Ebenholzs.hnitzereien ...^estreichs und Rorddentschlands. Es sollte von den Staatsbehörden des

.

.

.

.

4 5

Kantons Bern nicht länger gesäumt werden, sür die technische und artiftische Bildung einer so strebsamen Bevölkerung an's Werk zu gehen l Herr ^alvisberg macht, gewiss mit Recht, daraus aufmerksam , dass

die Oberläuder-.^chnitzerei an einer gewissen Einseitigkeit hinsichtlich des

Materials leide. Zwar werden viele Holzarten: Eichen-, Tannen-, Bnehen-, Rnssbaum-, Ahorn-, Eschen-, Obstbaumholz und vielsach Linden gebraucht , allein bei einiger Umschau sollte es gelingen , andere Materialien in den Kreis der Arbeiten zu ziehen, für welche die Hand des Schnitzlers und seine Hülssmittel hinlängliche Vorbereitung gewähren. Es wird auf den sogenannten G ü l t s t e in (^erpentm^) ausmerksam gemacht, der sich im Oberland reichlieh findet, beim Brechen weieh . und daher leicht bearbeitbar ist und allmaiig erst hart wird. ferner wird genannt der s c h w a r z e Richte K a l k s t e i n , (schwarzer Marmor) und w e i s s e r k o r n i g e r K a l k (weisser Marmor). T h o n und G.^ps sind auch bis jetzt unverwendet geblieben. von Horn und E l s e n b e i n und K n o c h e n ist das Aehnliche zu sagen. Die Znmuthung, die hiemit an die ^ehnitzler ergeht, ist keineswegs eine überspannte, jeder einigermassen gewandte Bildhauer arbeitet in Thon, G...ps , Holz, Stein, so^ar in Metall. ^er industrielle Schnitzler, dem es vorkommt, einen und denselben Gegenstand oft hundertmal zu machen, ist darum im Vortheil gegenüber dem Künstler, der seine Uebnng nicht durch Wiederholung des gleichen. Produktes erlangen kann. Eine Variirung im Material müsste eine grosse Erleichterung des Eingreifens der Sehuitzlerei in andere Gewerbe mit sich bringen^ alle Bauhandwerke würden ihr Zugänge osfnen.

Eine solche Erweiterung des Thätigkeitsseldes der ^ehuitzler würde ge-

wiss bald auch günstige folgen für die .Organisation der Arbeit haben, es würde manches aus dem Rohen maschinenmäßig gemacht werden, was jetzt mühevoll und mit zu grossem Zeitaufwand von Hand gemacht wird.

Roch eine Gewohnheit, die jetzt tief eingewurzelt ist, wird als Hinderniss einer freiexn künstlerischen Entwicklung und sichern Schaffens von eorreeteu Produkten gerügt. Mau arbeitet fast ohne Ausnahme, so ost es sich um selbständige Erfindung neuer Objekte handelt, ohne vorausgeschaffenes Model.

Und doch ist es allein das Model , an welchem die fehler nicht nur erkannt, sondern auch verbessert werden können.

Man sieht , dass die meisten der noch bestehenden Mängel dureh geistigen Austos., durch das Mittel der Schule gehoben werdeu konnten.

Jft die Besreiuug von der Unsicherheit des Geschmacks in der Wahl der ....^bjeete , und von deu knappen technischen Hülssmitteln , eingetreten, regt sich eine grossere Zahl technisch und artistisch hoher stehender Jndividuen in dem Berufe , so macht sich eiue rationelle , praktische , gesehästiiehe Organisation von selbst schon , sür diese bedars es der eingreisenden Hand der Staatsgewalt nicht.

346

Es erhielten im Gebiete der Holzseulptur Die S i l b e r m e d a i l l e : Die Gebrüder W i r t h iu Bern und Baris, Die B r o n z e m e d a i l l e : Die A u s s t e i l e r aus dem Berner O b e r l a n d gemeinsam. (Der Katalog zählt 8 auf.)

Es waren in dieser Klasse uoeh drei Aussteller mit Holzschuitzerei, zwei aus dem Kauton Tessiu und einer ans Genf. Ferner fand sich ein Model des Münsters von Strassbnrg in Schnitzarbeit und Broben von

Holzschnitt sur Bücherdruck.

Endlich fanden sich zwei Aussteller mit Gouachegemälden , einer mit Lithographien , einer mit Graveurarbeit , einer mit Zeichnungen sür .

Stickerei , einer mit Zeichnungen sür Bijouterie und einer mit ealligraphischen Broben.

Fünf Aussteller , die in Klasse 23 (Uhreumacherei) eingetragen waren und Metallgravirungen meist sür Uhrgehäuse vorlegten , wurden ausgezeichnet, und zwar G l a t a u - R e ^ u a u d in Gens und H e n r y Grandjean - B e r r e u a u d in .Loele durch die Silber..

m e d a il l e ; H e n r y J u st i n in Ehau^de^onds und

E m i l e B r i f s a u l t in G..uf durch die B r o n z e m e d a i l i e ; endlich E h a r l e s G r a n d j e a n - B e r r e n a u d in Ehanr^de-^onds durch E h r e n m e l d u u g.

E l a s s e 9.

..^otogra.^ie.

Breisrichter: 1. G r a s .^ l^ mpe A g uad o , Bräfident. 2.

. ^ i e p e e de S a i n t - V i e t o r , beide sür Frankreich. 3. Dr. H. V o g e l , Brosessor am Gewerbeinstitut iu Berlin, sür Breussen und Norddeutsch^

land, Berichterstatter. 4. A.Meliugo, Muui^ipalrath in Wien, für

....^streich. 5. W. A. A d a m s sür die Vereiuigten Staaten Rordamerika^s. 6. Dr. Hugh. W. D i a m o n d sür Grossbrittaunien.

Anzahl Schweizerischer Aussteller : 11.

Eine allgemeine Eharakteristik des Zustandes der Photographie in der Schweiz lässt sich nicht wohl geben. ^hne Zweifel ist diese neue .Kunst nach Quantität und Qualität in unserm Lande so beschaffen, dass es andern Ländern von ähnlicher Ausdehnung nicht nachsteht. Die Zahl der diessmal und bei srühern Ausstelluugen vou unfern Bhotographen erworbenen Auerkennuugen liefert das günstigste Zeugniss.

Bei

347 den heurigen allgemeinen Ausstellungen hat sieh vornehmlieh die franzousche Schweiz betheiligt. Unter den 11 Ausstellern finden sich 6 aus Gens, 2 aus .Lausanne und ei.^er ans Reuenburg, so dass nur 2 der deutscheu Schweiz, die doch mehrere ganz ansehnliche Ateliers besitzt, angehoren.

Den Objeeten nach sind sämmtli.he Genres: Bortraits in allen Grossen, Landwirthschastliches, Reproduktion von Gemälden (pon ^. Bone^ in Gens) u. s. w. repräsentirt. Es finden sich auch mehrere Augenblicksportraite.

Jn den ehemischen Methoden ist so viel Uns bekannt nur die gebrauchliehe bei dem Ausgestellten angewendet ; sogenannte Kohlenbilder oder Bilder mit den neuern Salzen erzengt sind nicht vorhanden.

Ausgezeichnet wurden von den 11 Ausstellern 4.

Es erhielt eine Brouzemedaille : A u g . G a r e i u vou Genf.

Ehrenmeldungen: A. de E o n s t a u t ^ ) von .Lausanne.

Franz V .. n e .^ von Gens.

Karl V i eh a r d von Gens.

E l a s s e 10.

......^si.^strnmeute.

V r e i s r i c h t e r : 1. G e n e r a l Melinet, Senator, 2 . A m b r .

T h o m a s , Mitglied des Jnstitnts, Brofessor am Konservatorium, Bräsident. 3. K a s t u e r , Mitglied des Jnstituts, diese 3 sur Frankreich; 4. ^ e t i s . Direktor des Eouservatoriums iu Brüssel ^., für Belgieu, Berichterstatter. ..... J. ^ c h i e d m e . ^ e r , Biauosortesabril.aut, für ^ürttemberg. 6. Dr. E. ^ a n s l i c k , Brofessor in Wien, für ^streich; 7. L o r d G e r a l d ^ i l ^ g e r a l d , für Grossbrittannien.

Anzahl Schweizerischer Aussteller: 20.

Jhrer grossen M.hrzahl nach vertheilen sich diese Aussteller iu zwei .^auptgruppen : 1. ^abril^auten vou ^ o r t e p i a n os und 2. Fabrikanten von . ^ p i e l d o s e u , Z u u g e u sp i e lw e r k e n u. s. w.

Es reihen sich diesen au : zwei Aussteller mit Bleehinstrumeuten und eine

^Musikverlagshaudluug.

Die Fabrikation der Bianofortes iu der ^ehwei^ hat , wenn wir von einzelnen ^abr^anteu, die in verstiegenen ^.chweizerstädten niedergelassen sind, absehen, ihren Hauptsii^ in Z ü r i c h .

Es befindeu sich in .^t. Gallen , Bern , ^u^ern und Reuchatel je eine , in Basel und Genf je zwei Fabriken , so weit unsere Erknn^) ^err v. .^oustaul betreibt die photographie ..l^ Liebhaber, nicht gewerb.^ ma^ig.

34.^ digungen reichen , dagegen bestehen in Zürich deren fünf , die gegenBärtig zusammen etwa 150 Arbeiter beschäftigen. Die Anzahl der jähr-

lieh in .^ürich verfertigten Jnstrumente betragt durchschnittlich 550-600.

Die beiden grossten der in Zürich und überhaupt in der Schweiz bestehenden Fabriken liefern Flügel : Eoneertflügel und Salonslügel, mehrere Sorten ^ol^qnes.. und ^demi^ obliques^. Dagegen sind sallen gelassen die Tafelelaviere und ^...nmos ver^les^. Erstere sind durch die technische Vervollkommnung , welche die in der ^orm geselligeren ..ompendioseren Vianinos gefunden haben, ziemlich ausser Nachfrage gekommen, lettere , die Biauinos mit gan^ aufrechten Saiten stellen die geringste Sorte dieser Jnstrumente dar.

Sachkenner schälen den Werth der im jährlichen Durchschnitt ex^portirten Elaviere ans^Fr. 700,000, wovon etwa ^ auf Zürich kommen mag. Mehr als die Hälfte, wohl nahezu -^ der in Zürich fabrizirten Jnstrumeute gehen in's Ausland. Diese sind für Rorddentsch.^ land, Schweden, Norwegen, England, Russland, Belgien, auch einige nach Frankreich und mehrere sür Süd- und Eentralamerika bestimmt.

Auch diese Jndustrie hat sieh, wie manche unsrer übrigen, über Mangel an Gleichstellung gegenüber ihren auswärtigem. Eoneurreuteu zu beklagen.

Wenn z. B. der Handelsvertrag mit Frankreich den Einfuhrzoll sranzosischer Jnstruntente von Fr. 15 aus ^r. 8 pro Eentner herabsel^te^, so wurde dadurch den französischen Fabrikanten die Eoneurre..^ in der Schweiz erleichtert, während der Wertzoll von ^r. 10 pro 100 dnrchschnittli.h mehr als Fr. 20 pro Zentner beträgt.

Die Einsnl^r in den Zollverein beträgt 5 Thaler - ^r. 22. 50 pro Eentner. Es haben aber augenscheinlich die deutschen musikalischen Justrumente bei uus dieselbe Vergünstigung je^t schon , die den fraudofischen vertragsgeu.äss seit 1864 gewährt ist , denn während uo^h im Jahre 1865 667 Zentner zu Fr. 15 verzollt eiugieugen , neben 143.)

Zentnern zu Fr. 8, hat 1866 ersteres ganz anfgehort und es gieugen auch in den Zollgebieten 2 und 3 (Zürich, ^ehaffhansen, Thurgau, St.

Gallen und Granbünden) alle Musikinstrumente ^.. ^r. 8 verzollt ein.

Da die Gesammteinfuhr (230.) Zentner im Jahre 1866) nicht uubedeutend ist , dürste bei Absehluss neuer Verträge aus diess ungünstige

Verhältniss Rücksicht zu nehmen sein.

Elaviere waren ausgestellt .

1) von H ü n i und H u b e r t in Zürich ein ^lügel und ein Pi.nimo oblique.

2) von S p r e ch e r und Eie. in Zürich ein Flügel nnd ein Pianmo obliqne.

3) von R o r d o r s und E i e. in Zürich ein pianino.

349 Von den erstern beiden Fabriken erhielt eine jede die S i l b e r m e d a i l l e . Die H i. n i - H üb e r t'sehe Fabrik, seit 1850 unter dieser Firma bestehend , hat seit 1852 aus den Jndustrieausstellungen in England , Frankreich , Deutschland und der Schweiz neun Auszeit nungen erworben, die S p r e c h e r ' s e h e erhielt 1857 in Bern die silberne Medaille und 1862 in London die Breismedaille (Pr^e medal).

Es werden im erftern Etablissement Elaviaturen , Mechaniken , alle Schreiner^, Drechsler-, Schlosser- und Bildschnil^erarbeiten gemacht.

Die Jnstrumente beider Fabriken zeichnen sich bei sehr geselligem Aeussern , solidem Ban , durch ex^aete Mechanik , angenehmen milden .^Ton und ^gleichartigen ^oucharaeter so wie durch billige Breise gegenüber manchen ausländischen Jnstrumenten ans.

Auch die Jnstrnmente von R o r d o r s und Eie. fanden bei frühern Ausstelluugen (Willisau 1855 und Bern 1857) vollste Anerkennung und verdienen fie mancher Vorzüge wegen.

Dass die J..strumente von Hüni und Hubert und von Sprecher und Eie. einen gnten Rang in der Ausstellung einnahmen , geht auch daraus hervor , dass für sämmtliche französische Aussteller 8 , für den

Zollverein 5, sür .......estreich 3, für Belgien 4, für Englaud 1 und für

Bolen 1 Silbermedaille ertheilt wurden , während die Ansstellerzahl Frankreichs uach dem Katalog über 50 , die des Zollvereins uahe an 40, die Ostreichs etwa 24, Belgiens 7 und Englands 8 beträgt.

Es kamen zwar ausserd.^m auf Frankreich 1 , auf ^estreich 1 , anf England 1 und auf Nordamerika 2 Goldmedaillen sür Biano's , was indess der sehr günstigen Beurtheiluug der Schweizerischen Jnstrumente keinen Eintrag thut. Bedeuke man nur , dass den Firmen Streicher, Broadway, ..^teiu.^a^, Herz, die mit ungewöhnlichen Mitteln arbeiten und deren die meisten früher schon die hoehften Auszeichnungen erhalten hatten, kaum etwas anderes als der erste .Grad der Anerkennung znfallen konnte l Die S p i e l d o s e n , M u s i k k ä f t c h e n waren , wie auf den frühern allgemeinen Ausstellungen, in namhafter Zahl vorhanden. Jm Ganzen waren es 15 Aussteller, deren beinahe jeder mehrere Jnstrumente ausstellte. Die Fabrikation dieser Jnstrumente ist in der Schweiz zu einer ziemlich wichtigen Jndustrie geworden. Wie schon das Ausstell..rverzeichniss kundgibt , sind die hervorragenden Erzeugungsorte ^t. Eroix^ am Ehaperon, im waadtläudischen Jura, und Gens. Minder erheblieh dem Broduktion^nantum nach sind das Jou^rthal und die Aargauisehe .^rtsehaft Teufeuthal und audere vereinzelte Bunkte. Jm Auslaude ist es namentlich Oestreich, das derartige Dinge liefert.

Die Zahl der in .^t. Eroir^ bestehenden Fabriken wird von dortiger Jndustrie- n^.d Handelsgesellschaft in angenäherter Zahl zu 30, die der

350 .Arbeiter beider Geschlechter zu et.va 700 angegeben. Es mogen sich hievon etwa ^ mit kleinen Stücken .,Dosen^ und eirea ^ mit der Fabrikation grosserer Justrumente , sogenannter ^Eartels^ beschäftigen.

Der Werth der dort im Jahre durchschnittlich gemachten Spielwerke mag auf Fr. 1 .300,000 bis ein und eine halbe Million Franken angeschlagen werden.

Jn Genf bestehen nach einer freundlichen Mittheilung eines ^a^hmanues (v. Vorrede) 7 Etablissemente, die zusammen etwa 300 ArLeiter mit Herstellung der einzelnen ...^estaudtheile der Spieldosen be^hastigen. Diese find 1. die Ebauchen und 2. die Kästchen oder Ge^ häuse, 3. die Zungenblätter, 4. die Federn. Entweder wird nur einer...

oder mehrere derartige Beftandtheile in diesen Fabriken gemacht. Sechs weitere Etablissements befassen sich mit der Zusammensein^ der obigen Theile und dem Fertigmachen , also der musikalischen ^.eite der Fabrikation und es mogen in diesen Fabriken etwa 200 Arbeiter bethäti^t sein. Jn den Händen der ledern Etablissement.. liegt der Handel und die Ausfuhr der Instrumente. Ju denselben werden jähr^ lieh durchschnittlich 6000 Stück Musikdosen, Ehatnll^.n n. s. w. fertig gemacht, die einen Werth von etwa ^r. 700,000 darstellen mögen. Die kleinsten dieser Instrumente kosten ^r. 40, die in grossir ^ahl gefertigten ^r. 200 und grossere kommen auf Fr. 400-500 ^u stehen.

Das Hauptmittel der Tonerzeugung ist die ^tahlzunge, daher die hoehliegenden Realen und das etwas ^pll^e, Gläserne des Tones, wie er von ziemlich steifen, kurzen, schnellschwingenden Stäben nicht anders erwartet werden kann. ...^ei reiner Stimmung, d. h. sorgfältiger Arbeit, wirken ^iese Instrumente durch den flüsternden , nleht weit tragenden, do^ klaren .^laug angenehm aus das Ohr, und sind dadurch so beliebt geworden. Es sind aber andere Mittel, Tone hervorzubringen , nicht ausgeschlossen, schwingende .Membram.^u. Glockchen, namentlich Zungenpseisen , ähnlich den Harmoniums , wodurch die sogenannten .Orchesterspielwerke hervorgebracht werden. Die Einrichtung , dass die Z.^liuder mit den .^tisten , welche die Melodie hervorbringen konueu, ausgetauscht werden , wodurch die Anzahl der Melodien ins unendliche vermehrbar wird, ist eine grosse Verbesserung. Endlich brachte man au der Ausseuseite der Kasten Tasten au , so dass ^uau freie beliebige Stücke wie aus
einem Harmonium spielen kann.

Es wird überall zugegeben, dass^die ..^ehwei^erisehe fabrication in diesem Zweige den hoehsten Rang erreicht hat.

Unsere ^rodnkte finden den Weg anf die entferntesten Märkte der Erde.

Der musikalische Werth au und für steh vermag vielleicht nieht diese Arbeiten aus der Hohe eines gesicherten, bedeutenderen Absal^.s zu erhalteu ; man bemühte sieh darnm, ihnen eine aeeessorisehe Rolle an

351 Ziergegenständen oder Mobeln oder Verbrauchsobseeten zu geben, indem man die kleinern Werke in Arbeitskästchen, Zigarrenetuis, Bhotographiealbums u. s. w., die grossern an Mobeln, Schnit^werken u. s. n... unter...

brachte. Dieser Ausweg , namentlich aueh die Verbindung mit .^..^rländer Schui^waaren, hat , wie uns von St. Eroix^ berichtet wurde, einigen neuen Schwung in diese Jnduftrie gebracht. Mit dem Nachlassen dieses Geschmacks wird man sich um andere Hülssmittel umzusehen haben, die man, da es sich um Spielwaare und Lu^usgegenstand zugleich handelt, unschwer auffinden wird.

Richt genau in diese Jndustrie , sondern zwischen sie und die ^ijonterie, fällt die Fabrikation derMiniaturvogelchen, die, iu zierlichen, oft sehr reichen Goldgehäusen augebracht, nach dem Ausgehen des ..^pielwerkes heraustreten , sieh bewegen und zwitschern. Zwei Häuser beschädigen sich in Gens mit diesen Stücken, deren sie im Jahre vielleicht

100 macheu, zum preise von Fr. 500 bis Fr. 1500 das Stück.

Es wurden von dem Preisgericht f ü n f unserer Aussteller von derartigen Jnstrumenten B r o n z e m e d a i l l e n ^ zuerkannt. nämlich : ........ A. B r e m o n d in Gens.

D u e o m .m u n - G i r o d in Genf.

..^h. G r e i u e r in Genf.

.^ e e o u l t r e - S u b l e t in St. Eroi^., Waadt.

B a i l l a r d - ^ a nche r und S o h n in St. Eroi^ , Waadt.

^. .^. J a e e a x d und ^ o h n in ..^t. Eroix^ Waadt.

Zwei dieser Aussteller, Th. G r e i u e r und ^ e e o u l t r e ^ u b l e t , hatten auch mechanische Orgeln ausgestellt.

Die ausgestellten Blaseinstrumente (Blech) wurden einer Anstich -

nung nicht würdig gefunden.

Das Preisgericht der Klaffe 10 reelamirte für seine Beurteilung die im Schweizerische^ Departement ausgestellten zahlreichen u.usikalischen Verlagsartikel der Musikhandlung von J. R i e t e r - B i e d e r m a n n in L e i p z i g und W i u t e r t h u r. Diess Jnstitnt wurde im Mai 185l^ gegründet. Die demselben zu Grunde liegende Jdee: nur gediegeue Musik zu verlegen oder die Kompositionen unserer bedeutendsten älteru Meister zu repro^u^ireu , ist seit dem einährigen Bestände desselben zu würdiger und reichhaltiger Ausführung gekommen. Die Verlagsver^eichnisse der ^irma, in deren Verlag nun anch die .,Leip^iger allgemeine musikalische Zeitung^ übergegangen ist, geben unzweideutiges ^engniss von dem ernsten, seinem Zweck treuem Streben des Gründers.

E^ werden sich nicht viele Verlagsgeschäste musikalischer Kompositionen einer ^iste von Ramen rühmen konnen , deren Werke sie herausgeben.

Bundesblal... ..^ahrg.XX. Bd.I.

25

352 wie das Rieter'sche. Wir glauben diesen Ausspruch, wenn auch nur in gedrängtester Kürze, näher belegen zu müssen.

Es erschienen a. sür Gesang (Solo oder Ehor) mit Orchester:

Berlioz, H., Op. 7. Sommernächte. B r a h m s , J., Op. 12.

Maria.

Op. 13 Begräbnissgesang.

G e r n s h e i m, Fr., Op. 10. Salamis. H i l l e r , Ferd., Op. 79. Ehrist^ nacht. Op. l02. Balmsonntagsmorgen. Hol, Rieh., Op. 35.

der 23. Bsalm. K r on ach, Em. , Op. 5. der 96. Bsalm.

Ave

M a n g o l d , Op. 65. Abraham, Oratorium. S eh u m a n u, R., Op. 29. Zigeunerleben. Op. 140. vom Bagen und der Konigs-

toehter. Op. 143. Das Glück von Edenhall. .^p. 144. Re..^ jahrslied. Op. 147. Messe. Op. 148. Requiem. S c h u b e r t

^ranz. Grosse Messe.

b. Werke für Orchester. H a . ^ d n , J. , Sinfonien, revidirt von

F. W o l l n e r Rx. 1. M o z ar t , W. A. , türkischer Marsch,

instrumentât von B. Baseal. S e h o l ^ , Op. 15. Ouverture zu Jphigeu^ auf Tanri- von Goethe. Op. 21. ,,Jm ^reien^.

Schumann, R. Op. 136. Ouverture^. Hermann und Dorothea.

..... ^ür pianoforte mit Orchester. B e r g s o n , Mich. , Op^. 62.

Con^erl sympl..omqne. B r a h m s , J. , Op. 15. Eoneert.

L e w i , H., .^p. 1. Eoneert.

d. Quintette, Quartette, Trios. B r a h m s , Joh. , Op. 34.

G r a e d e n e r E. G. B., drei Quartette. K ü k e n , Fr., Op.

76. Grosses Trio. ^ a u m a n u , Op. 6. Quintett. R a f f , J.,

.^p. 112. Zweites grosses Trio. V o g t , J. , Op. 56.

Quintett.

e. Baeh'sch.^ Kompositionen in Uebertragungen und Arrangements. Eine grosse Zahl.

i. Die Ehorstimmen , Elavieraus^üge und Textbücher sä^umtlicher Häudel^scheu Gesangswerke . mit Autorisation der Händelgesells.ehast. Erschienen sind Ehorstimmen zu Saul , ^amsou , zur Trauerh^n.ne , der kleinen Eäeilienode und Jsrael in ^ieg^pten.

Es sind in dem Verlage über 500, theils sehr umfangreiche Werke erschienen , darunter eiue grosse Auswahl vou ^iedereompositiouen der hervorragendsten Meister. ..^as Breisgericht erkannte der Firma R i e terB i e d e r m a n n e i n e B r o u z e m e d aille zu, um zu beweiseu, dass es Leistungen, die uicht in den strengen Geschäststreis der Klasse 10 gehoren , die aber in einer andern Klasse nicht gewürdigt werdeu kennen, anzuerkennen bedacht gewesen.

353 E l a s s e 1 1.

..^e^ieinische Apparate und Instrumente.

P r e i s r i c h t e r : 1. R e la t o n , kaiserlicher Leibarzt und Brofessor,.

Mitglied der Akademie der Medizin, Präsident. 2. Tardieu, Bro-

fesfor , Präsident der Akademie der Medizin, Berichterstatter , beide für Frankreich. 3. J. R. ^ r i e z e für die Vereinigten Staaten .Nordamerika'^.

4. Sir J. F. K l i f f e sür Grossbrittannien.

A n z a h l Schw e i z e r i sche r A u s st e l l e r : 6.

.

.Die ausgestellten Gegenstände bestehen in einer Drouche im Zintmer zu gebrauchen, in Bruchbändern, Sicherheitsporriehtung für Husbeschlag , einen. künstlichen Bein , einen: Apparate zur Bluttransfusion,.

einem zum Biegsammachen des Knie's, zum unausgesetzten Beträufeln, und endlich Apparate sür den Trausport von Verwundeten.

Es erhielt E h r e n m e l d u n g : 1 . D e m a u r e ^ in G e u f sür ein künstliches Bein und 2. Dr. A p p i a in G e u s für einen Apparat zur Schonung Verwnudeter auf den. Transport. Dr. Appia in Gens ist eines der thätigsten und hervorragenden Mitglieder der internationalen Eonserenz gewesen, die 18^.3 in Genf zusammentrat, um die Vrivathülfe zur Vslege verwundeter und erkrankter Krieger zu orga..isiren ; derselbe hat die dort promnlgirten Grundsätze seither aus einigen

Kriegsschauplatz. selbstthätig zur Wahrheit gemacht. Eine von

dem Präsidenten der Genser^Eouseren^ in Gemeinschaft mit Dr.

Appia versante Schrift: ^La ^rre et la Chiite, Cenere et l^ris. Cl^ C^er^li.^ 1867^ erhielt den vo^u Berliuer-Eentraleomite der preußischen Hülfsvereiue ausgeschriebenen ersten

Vreis.

K l a s s e 12.

...^ision^nsl.rnmente,. Apparate un^ Material natlIr^i^enschaftlichen Unterricht.

V r e i s r i c h t e r . 1) Milue^Edwards, Mitglied des Jnstitnts, Dekan der naturwissenschaftlichen ^akultät, Präsident. 2) ^ a u e a u l t , Mitglied des Jnstituts. 3) L i s s a j o u s , Professor am L^eum St. .^ouis, Berichterstatter, diese 3 für Frankreich. 4) M a g n u s , Brofessox ^u .Berlin, für Vreussen und Roxddeuts.hlaud. 5) B a r n a r d , Vrosefsor, für die Vereinigten Staaten Nordamerikas. 6) E. B r o o k e , Mitglied der Kouiglichen Gesellschaft, sür Grossbrittanuien.

354 Anzahl Schweizerischer Aussteller . . . . 1 5 Diese Klasse umsasst ebenfalls sehr Verschiedenartiges. Von uusrer Seite waren ausgestellt : Waagen, Gewichte und Masse, meteorologische, physikalische, geodätische und astrouomische Jnstrumeute, Reisszeuge und einige eouservirte Naturalien.

Die Form einer loeal gewordenen Juduftrie hat unter den Gewerben, aus welchen die zur Klasse 12 gel..oreudeu Erzeugnisse hervor^ehen, zunächst nur die R e i s s z e u g s a b r i k a t i ou angenommen. Der Sil^ derselben ist A a r a u. Die Gründung dieser Jndustrie geht bis zum Ansaug unseres Jahrhunderts zurück, zu welcher Zeit L. E s s e r durch den um natnrwisseuschastliehes Wissen und gewerblichen Fortschritt verdienten Vater R u d o l f M e i e r veraulasst wurde, eine Werkstätte ..

sür mathematische Zeichueuiustrnmente zu gründen. Das Esser'sche Geschäst erwarb sich das doppelte Verdienst genauer Arbeit und der Heranbilduug tüchtiger Graste. Es bestehen gegenwärtig in A..rau drei erheblichere Werl.stätten sür diese Gegenstände.

Die erstgegründete Esser'sehe führt .je^t die Firma H o m m e l..

E s s e r ^ das ^weite Gesehäst wurde von J. K e r n gegründet. ^as dritte von ^.. R. G . ^ f i ^ beide le^tern werden von den lohnen, das erstere pon dem Enkel des Gründers sortgesührt.

Während die Häuser Hommel^Esser und Ghsi sich enger an die Fabrikation von Reiss^eugen und sich an diese anschließende Messiustrumente hielten , hat das Etablissement von J. Kern auch die Verfertigung geodätischer und astronomischer Justrumeute in den Kreis seines Betriebes gezogen und versolgt diesen neuern Zweig seiner Thätigkeit n.^it sichtbar günstigem Erfolg.

Es kauu die Summe der in den drei Werkstätten beschäftigten Arbeiter ans 1.^0 augeschlagen werden. Dieselben sind meist in den Ortsehasten bei Aarau ^u Hause, es kommt jedo.h verhältnissmäsug nicht viele hänsliche Arbeit v o r , obsehon diese gegen V.^al.^ung ^nach dem

.^tück nicht ausgeschlossen ist. Mit der Einführung mechanischer Hülfs-

werk^euge u.usste die Arbeit im Etablissement in den Vordergrund treten, außerdem aber wird sie wegen der Erleichterung der Kontrolle von den Ehess vorgezogen. Die Anzahl der Reis^enge, von den einsaehern bis ^u solchen von einem Vreise von 300-400 Franken, die

jährlieh aus den genannten drei Werkstätten hervorgehen, beträgt ^000 bis 6000 ^tück, wobei eingerechnet sind die Reiss^engaussüllungen, welche ohne Etni an stärkere Abnehmer in Amerika und England versandt werden. Die Aarauer Reiss^euge behaupten trol^ vielsacher Eoneurreuz vermoge der gewisseuhafteu Eontrolle, der Genauigkeit der Arbeil. und der Zweckmäßigkeit der jedem Bedürfniss entgegenkommenden ^ormeu, ihren R^f ungeschmälert und sind, mau darf sagen, vou den ^aehmäuueru alier .Länder der Erde gesucht.

355 Das E t a b l i s s e m e n t J. K er n hatte ausgestellt : 1) ein Assortiment Zeichnungsinftrumente in allen eorrenteu vorkommenden Arten und verschiedene Reisszeuge, einfachere und vollständigere , 2) eiueu aftrouomischeu Theodolithen ; 3) einen terrestrischen Theodolitheu ; 4) ein Rivellirinstrument mit Horizontal^ und Vertikalkreis, von dem Hause vielfach an schweizerische, ostreichische, württembergisehe und italienische Eisenbahnbüreau^ geliesert . ^.) einen Messapparat mit Aufsaß ^....m Distanzenmessen uud Rivelliren ; 6) einen andern mit einfachem Aufsaß , 7) ein .^ivellirinftrument gleich den für die Schweizerische geodätische Eommission eonstruirteu Justruu.euten und verschiedene kleinere Winkelmesser, Vrismeukreuze , Brismeudistanzenmesser u. s. w. , mit Ausnahme der ^ Theodolithe , sämn.tlich eigne Eonstruetionen. Das mit neuesten Hülssmaschinen, von hänfig eigner Erfindung, vollständig ausgerüstete, über

100 Arbeiter beschäftigende Etablissement erhielt die Silbermedaille.

Die A u s s t e l l u n g v o n F. G.^si bestand: 1) in einem grossen Rahmen mit 80 verschiedenen Jnstrumenten ; 2) einem Etui mit 12 Instrumenten uud ihrem Zubehox in Rensilber. 3) einen. kleinern mit 6 Instrumenten in Rensilber.

Es wurde den. Aussteller die B r o n z e m e d a i l l e zuerkannt.

Von H o m m e l ^ E s s e r waren ausgestellt. ein grosseres und fünf kleinere Zeichnenbestecke , süx welche dem Verfertiger ebenfalls eine B r o n z e m e d a i l l e zuertheilt wnxde.

Die G e n f e r G e s e l l s c h a f t für V e r f e r t i g u n g ph^sikalis c h e r I n s t r u m e n t e hat in wenigen Jahren, die seit ihrer Gründung verflossen sind, sich einen hohen Ruf in der wissenschaftlichen Welt erworbeu. Dieselbe wurde auf Anregung vou Vrosessor A. de la R i v e uud unter dem Beistand des bei der wissenschaftlichen ^eitnng näher b^heiligteu Professors M. Thur... vou einer Anzahl von Freunden der Wissenschaft, deren es in Genf so viele uud hervorragende hat, ins Lebeu gerufen. Die technische Führung der Werkstätte wurde einem deutschen Mechaniker, E. ^chwerd, dem ^ohn des berühmten Optikers, Vrofessor Sehwerd in Spe.^er, anvertraut. Die Verzeichnisse^) der aus diesem Etablissement hexvorgegangenen Jnstrumente, sowie die^ Liste ^) uud Erläuterungen der in Varis ausgestellten Apparate und^ Jnstrumeute gebeu den augeuseheiuliehsten Beweis von dem, was das Etablissement unter den Jmpulsen der beiden genialen Genfer Gelehrten ^u leisten vermag.

.

^) Notices ^....^ quelques in^^^^nen^s de pI^v^ique con^^ui^ ^. Genere e^.

suivls du ca^lo^ue des in^.^rnn^en^ qui se trouvent dans ee^ e^aolissen^ent. Genève 1^3.

^^) Notices sn^. les Instruments exposés .^ar la ^o.^iété ^enevoi^e poux la eon^^ue.^Ion des in^xu^ents de pl^sique. Genève, .^.vxil 18^.

356 Es ist nicht moglich , die einzelnen der 28 ausgestellten Jnstrumente hier^ näher zu besprechen. Jhre vollständige .Auszählung aber giebt einen g^.ten Begriff von den. Umfang und der Richtung des Etablissements. Bei einer nicht geringen Zahl d.^r Instrumente sind Verbesserungen, die von der Werkstätte selbst ausgingen, angebracht, oder sie sind Erfindungen der ^.erren de la R i v e oder T hu r..., wie Rr. 10, 17, 28. Es wareu ausgestellt. 1) und 2) ein MikrometerZirkel und ein Greiszirkel sür Uhrmacherarbeiten ; 3^ ein Theodolit sur schnelle Ausnahmen. 4) Messtisch. der ans Abhängen kann ansgestellt werden. 5^ Wasserwaage von Jngeuieur Wolssberger in Gens.

6) Luftpumpe . 7) Saugpumpe einfacher Eoustrn^tion , ein Vaeunm, ^nf 3 Millimeter Quecksilbersäule gebend, nach dem von Regnault angegebenen Vrinzip , 8) Loser Teller sür die Lnstpnmpe aus Gusseisen ; ^ ^) Ehlorealeinm.^linder zur Lustpu.upe. 10) Apparat von Leshot und

....hur... um das Brinzip ihres neuen Mittels, die Reibung zu beseitigen,

^u erläutern (der Apparat gi^.bt überraschende Erscheinungen) . 1.l)G..rotrop. 12) Saug- und Eompressionspumpe , um durch L..st oder Gas ^ans Gasleit..ngsroi^ren angesetztes Raphtaliu oder Wasser abzuleiten ; 13) Model eines Aee...atorialinstrnme..tes , viele Vereinfachungen ent.haltend. 14) Brosser Spektralapparat. 15) Spektroskop. 1^) Bunsen'sche Brenner. 17) grosser Apparat zur Hervorbringung der Erscheinungen des Rordliehtes. 18) Elektromagnet sür momentane Jndu.^tionsstrou.e.

. 19) Voltameter.^ 20) zusammengese^tes Mikroskop, gross, 2^) kleineres ^..sammengese^tes Mikroseop; 22) einfaches Mikroskop. 23) parallelrompressor.. 24) Bumpe sür Transsusion des Blutes. 25) Sonnenuhr; 26) Saussure'sches Hygrometer ; 27) Zirkel für mikroskopische Messung ..atnrhistorischer Gegenstände, 28) Tonon.eter, Jnstrument, uu. den Grad der Erhärtung des Auges beim grauen Staar zu anessen.

Es wurde diesem, den hochsten und seinfteu Forderungen wissenschastlieher Esperimenti^ und Beobachtungskuuft entsprechenden Etablissemeut die g o l d e n e Medaille zuerkannt.

Ebenso hohe Anerkennung verdient ein anderer im Dienste. der physikalischen Wissenschaften arbeitender Aussteller, T h. Dag ne t in Freiburg. Die Daguet'schen optischen Gläser erhielten aus den iuter^atioualeu Ausstellungen ^.. London l 85l die ^ouneil me.h.^, das

.^st die hochste Auszeichnung, im Jahr .855 zu Varis die Ehrenmedaille,

1862 ^u London die Medaille (deren nnr e i n e ^-- nieht Abstufungen --perliehen wurde) und aus der ...^chweizerisehen Ausstellung iu Bern 1857

die Goldmedaille. Auch bei gegeuwärtiger Ausstellung ^wurde den in

Klarheit unübertroffenen optischen Gläsern desselben durch Verleihung

der Goldmedaille die verdiente Auszeichnung zn Tl..eil.

Die unter Direktion des dnrch seine vorzügliche Erfindungsgabe .ausgezeichueten Mechanikers A. Hipp in R e n e n b n r g s t e h e n d e

357 T e l e g r a p h e n s a b r i k hat eine .)..eihe meist in das Gebiet der elektrischen Telegraphie einschlagender Apparate ausgestellt. ^) Jn ihren Werk-

statten sind 60-80 Arbeiter beschästigt, und es gingen aus derselben

im legten Jahre hervor : 290 Morseapparate , 20 andere Telegraphen verschiedener ...^steme, 620 Läutapparate, deren welche sür Hotels z. B.

bis aus 1865 Rummern gemacht werden, 25 elektrische Uhren, 6 Ehronographen u. s. w. Die Fabrik liefert alles Material zu den Batterien und Leitungen. Die ausgestellten Gegeustände waren : Telegraphen nach dem Systeme Morse, und Zeigertelegraphen, elektrische EisenbahnSignalapparate , elektrische Uhren und Glocken , ein Ehronoseop , ein . Ehronograph für astronomische Zwecke, Registrirbarometer und Thermometer, sodann ein elektrisches Elavier.

Die Hipp^schen T e l e g r a p h e n haben mehrere Verbesserungen, insbesondere für die praktischen Zwecke, erhalten.

Das E i s e n b a h n ^ S i g n a l besteht aus einer hohen eisernen Säule, welche obeu einen viereckigen Rahmen trägt, in demselben sind eine Art Jalousien, welche horizontal gestellt durch die Rahme hindurchsehen lassen, und vertikal gestellt dieselbe abschliessen und eine grosse rothe Oberfläche bilden.

Ein Eoutrol-Apparat ist mit einem Hebel versehen, der aus roth oder weiss gestellt werden kann.

Eine elektrische Batterie bewirkt die Bewegung dieser Jalousien , angenommen, man stelle den Hebel auf roth, so wird sich die Jalousie vertikal, d. h. auf roth stellen. sollte diese ...Stellung auf Hindernisse stosseu , so würde ^eine Glocke so lange läuten . bis d..s Hinderniss ^-

hoben ist . eine kleine Eontrolseheibe zeigt zugleich an, dass die Scheibe sich gedreht hat. Diese Einrichtung gestattet darum die sur die Bahn-

züge so uuerlässliche, absolute Sicherheit, weil die Scheibe selbst nur in der verlaugten .Lage das Zeichen giebt und gebeu kann , das als Kontrolle für die richtige Lage gilt.

An e l e k t r i s c h e n Uhren waren mehrere Exemplare ausgestellt, deren eigeuthümliche Einrichtung sich von allen andern elektrischen Uhren, welche ausgestellt sind, unterscheidet. Angenehm war es, dass diese Uhreu von Anfang ^er Ausstellung an immer im Gange waren , wodurch das früher nur ^u sehr begrüudete Vorurtheil, dass die elektrischen Uhren nicht auf die Dauer im Gauge erhalten werden konnen, praktisch widerlegt wurde. Es dürsten aus diesem Grunde der näheren Einrichtnug derselben einige Worte gewidmet werden.

^) Wir finden es angemessen , dle ^p^sche Ausstellung und die der eldg.

TeIegraphenwerkstätte hier als .Ganzes zu besprechen, obschon ein Theil der Jnstru.

mente in .Blasse .^4 g^ort, auf die n.lr im Uebrlgen verweisen.

358 Es waren z w e i ganz verschiedene Arte.... von Uhren ausgestellt: Die einen sind Uhren mit Bendel, die durch Elektrizität im Gang erhalten werden. Die andern sind sympathische (abhängige^ Uhren , und erhalten alle Minuten einen elektrischen Strom durch eine als Regulator bennate Uhr, wodurch der Minutenzeiger in demselben Augenblicke vorwärts springt, in welchem eine neue Minute beginnt.

Die Ersteren , welche ebenfalls als Regulatoreu benutzt werden, haben eine nene Einrichtung , welche der Eigenthümlichkeit der elettrisehen Batterien ganz besonders Rechnung trägt. Diese Einrichtung besteht darin, dass im Gegeusa^e zu anderen Uhren die Jmpulsionen nicht in einem bestimmten Zeitraums wiederholt werden , sondern dass die Jmpulsion sich jedesmal wiederholt, wenn das Bendel auf ein be-..^ stimmtet Minimum s^iuer Schwiugungsgrosse zurückgekommen ist. Es entstehen daraus wesentliche Vortheile. Der sonst nothwendige Uebersehnss und somit Verlust an Kraft ist vermieden. Die Batterie mag stark oder schwach sein, ihre Krast wird nie unuü^ verwendet.

Die Jmpulsionen erfolgen in längeren Zeitintervallen , wenn der Strom stark ist, während bei anderen elektrischen Uhren nur konstante Batterien angewendet werden konnen, ist hier jede Batterie gut, ihre Krast kann in sehr grossen Grannen sehwanken.

Diese Einrichtung perbindet noch außerdem den Vortheil, dass wenn etwa der von ^eit zu Zeit herzustellende Kontakt in ^olge allmäliger O^dation nicht Erso lg hätte, der Kontakt sieh 15-20 Mal wiederholt, ehe die Uhr stehen bleibt, womit wesentlich zur Sicherheit de^ Ganges beigetragen wird.

Die sympathischen oder abhängigen Uhren , welche von Anfang der Ausstellung an ebeusalls bestäudig im Gange waren , sind , wie bereits ermähnt, so eingerichtet, dass ein Elektromagnet jedesmal den Zeiger um eine Minute vorwärts schiebt, so ost ein elektrischer ..^.trom

durchgeht. Eigenthün.lich ist hiebei der Elektromagnet und wesentlich

verschieden von den bisher angewendeten ; das Hufeisen si^t auf einem Stahlmagnete , welcher beiden Schenkeln einen seiner Bole durch Jnduktion mittheilt : der Anker wird polarisch durch den andereu Bol des Stahlmagnetes. Die ^orm des Ankers ist so gewählt, dass er, ^wisehen beiden Sehenkeln des Hufeiseus sieh bewegend, allmälig sieh dem einen Schenkel nähert, während er sieh von den. anderen entfernt, indem er eine Wiukelbewegung von 60 Grad maeht. Angenommen, ein Strom gehe durch die ^puhle des Eisenmagnetes , so n.^ird einer der beiden Bole , welche ^. B. nordpolariseh sind, südpolariseh , der andere wird seiue Bolarität bedeutend verstärken. Der Anker, welcher südpolariseh ist, wird vom südpolarisch gewordenen Eisen abgestossen und von. nordpolarischen angezogen. Kommt der Stroni in entgegengesetzter Richtung, .dann kehrt der Anker in derselben Weise in seine vorige Stellung

359 zurück. Die Erfahrung zeigt, dass ein schwacher Strom genügt, die Uhr in.Gang zu erhalten. Die Störungen, die sich oft dadurch zeigten, dass atmosphärische Elektrieität Erschütterungen und mehrmaligen Stromdurchgang zur Folge hatte , sind gehoben. Wenn auch atmosphärische Elektrizität den Zeiger vorwärts zu treiben im Stande wäre, so würde diess den Gang der Uhr nicht storen. Erschütterungen haben darum keine storenden Einflüsse , weil der Anker den bedeutenden Weg von 60 Grad macht, und mehrsache Stromdurchgäuge können nur dann eine Wirkung ausüben , wenn sie zum porangegangenen in umgekehrter Richtung kommen. Mehrsache bedeutende Aussühruugen in Städten, Fabriken , Vrivathäusern ^e. haben die Richtigkeit der angewendeten Vriueipien dargethan. ^) Eine der ausgebreitetsten Anwendungen der Elektrizität haben ohne Zweifel die E l e k t r i s c h e n Glocken gewonnen, die man fast in jedem grossern Gasthofe sieht. Dergleichen Glocken sind in sorgsältiger Ans-

sührung ebenfalls ausgestellt.

Das E h r o n o s e o p ist. allen Bhhsikern bekannt und findet sieh in den meisten und bedeutendsten physikalischen Kabinetten Europas. Eine in Oszillation versetzte ^eder, welche 1000 Schwingungen in der Sekunde macht (Erfindung des Ausstellers), lasst bei jeder Oszillation den Zahn eines Rades vorbeigehen , womit ein Zeiger verbunden ist, der 1000 Theile einer Sekunde anzeigt, durch einen Elektromagneten wird der Anfang und das Ende einer Beobachtung festgestellt, es dient

zur Eonstatirnng des Fallgesetzes, zur Messung der Geschwindigkeit abgeschossener Projektile , serner zur Bestimmuug der Geschwindigkeit der Rerventhätigl.eit, der persönlichen Gleichung. der Anziehung....- und Abreissungs^eit der Elettromagnete ^.

Der Eh r o u o g r a p h ist nach deu nämlichen Grundsätzen koustruirt und aus mehreren Sternwarten in Tl^ätig^eit (Reuenburg, Zürich, Gens, Mailand, Turin, Florenz, Reapel, Rom, Palermo, Modena, Washington, Madrid ..e.).

Vermittelst einer Sekundenuhr werden dnrch einen Elektromagnet Sekunden auf eiuen um eine Walze gelegten Bapierbogen ausgeschrieben, ein zweiter Magnet giebt neben dem Sekundenzeiehen ein Zeichen, wenn die entsprechende Batterie an irgend einen. ^rte geschlossen wird, es wird dadurch dem Astronomen ermöglicht. ohne seine Aufmerksamkeit theilen zu müssen , durch einen leichten Druck ans einen Knopf den Moment der Beobachtuug zu fairen. Die spätere Ablesung gestattet ^) ^an ^erglelehe . I^.ppo..^ sur I.^ n^a^I^e des I^orIo^es élec^ique^ de la vi^1e de ^euel^^el de ^I. ^I. I^ard^, I1uscl^. e^ ^er^ier. ^eucI^tel..

.G. GuiIlann..e ..Il..., 1.8.^7.

360 eine Genauigkeit bis ^u 1/2.^ Sekunde. Dieses Jnstrument hat bereits Wesentliches sur genaue Beobachtung geleistet.

Registrir-Thermometer und -Barometer. Die Reg.slrirnng beruht aus einer vom Aussteller zuerst porgeschlagenen und in Anwendung gebrachten Methode, einem Zeiger vollkommen sreie Bewegung zu lassen und nur von Zeit zu Zeit seinen Standpunkt in ein Bapier einzudrücken. Diese Methode hat den bedeutenden Vortheil gegenüber derjenigen , welche mit Bleistift oder in anderer Weise beständig schreibt, dass , wenn keine Reibung zu überwiuden ist, die Genauigkeit grosser sein kauu.

Diese Apparate werden dadurch zu wissenschaftlichen Zwecken geeignet, der Stand der Zeiger kann so oft eingedrückt werden, als man es wünscht^ diess geschieht, indem eine Uhr eine Batterie ebenso oft ^ sehliesst und osfnet.

Endlich ist auch einer ganz neuen Anwendung der Elektrizität zu erwähnen: die. Erfindung eines e l e k t r i s c h e n K l a v i e r s vom Aus-

steller, welches jedoch erst später in die Ausstellung kam.

Eiu Vapierband laust auf eiuer Walze zwischen Federchen , so oft im Vapierband ein Loch ist, tritt das Federehen in metallische Verbindung mit der Walze , schliesst dadurch eine Batterie und leitet den Strom aus einen Elektromagnet, welcher mit eiuer Taste iu Verbindung steht und denjenigen Ton ausklagt , der dieser Tafte entspricht . da so viel Federn da sind als Tasten, so kommt es nur daraus an, die .Locher^ so einzuschlagen , dass die betreffende .^eder darüber hingleitet und dieselbe so lange zu machen , als der Ton sein soll. Die Verschiedenheit der Stärke des Tones wird durch die Verschiedenheit der Stärke des elektrischen Stromes bewirkt.

Die Telegraphenfabrik von A. Hipp erhielt sur die ausgestellten me-

teorologis.hen Justrnmente iu dieser Klasse eine S i l b e r m e d a i l l e .

. Die E i d g e n o s s i sehe T e l e g r a p h e u w erl^ftä t t e i u B e r n , ^ geleitet von den Herren ..^ as le r und E s eh er, ein ebenfalls im Ruse grosser Solidität und genauer Arbeitsliesernng stehendes Etablissement, au.^ dem ungefähr 200 Apparate verschiedener Systeme jährlich hervorgehen, und das 40-50 Arbeiter beschäftigt, fabrieirt vornehmlieh Telegraphenapparate nebst den zugehoreuden Uteusilieu , dann ^äuteinrichtungeu , elektrische Uhren , serner namentlich meteorologische Registririnstrumente, und befasst sieh endlich mit Anfertigung kleiner Maschinen.

Ausgestellt hat diese Werkstätte mehrere Telegrapheuapparate, wie

sie gegeuwärtig der Eidgenössischen Telegraphen-Administration geliefert

werden.

Reu in seiner Art ist das meteorologische Registririnstrumeut, weiches der physikalischen ...^eetion der Schweizerischen natursorschenden Gesellschaft in ihrer Simung in Gens vorgezeigt und erklärt wnrde.

361 Dasselbe besteht aus drei wesentlichen Theilen : 1) die Normaluhr, mit Lausen und Eontaetwerk, die den Strom einer galvanischen Batterie alle 10 Minuten schliesst.

2) die B a t t e r i e , besteht aus sechs grossen zinkkohlenen Elementen, welche in einer Auslosung von Kochsalz und Alaun in Wasser stehen .

3) das R e g i s t r i r i n f t r u m e n t markirt :

a. die Windrichtung,

^

b.

c.

d.

e.

den Thermometerstand, den Barometerstand, die Windstarke, die Regenmenge.

.... Windrichtung.

Die Drehung der Windfahne theilt sich unmittelbar einer horizontalen Achse mit acht spiralsormig liegenden Daumen mit, welche den acht Windrichtungen entsprechen. Diese Daumen drücken aus Stahlsedern , die au ihren Enden runde Scheibchen tragen , welche beim Vorrücken des papiers Rinnen markiren und so zu jeder Zeit uuab-

hängig von der Uhr die Windrichtung angeben. Bei dieser Einrichtung ist gar kein Elektromagnet uothig.

b.

Thermometer.

Eine Spirale ans Messing und Stahl trägt am äußren Ende eineu Zeiger mit Markirstift, der über dem Papier srei hin- und hergebt.

c.

Barometer.

Auf der Achse des Waagbalkens (^hstem Sechi) ist ebenfalls ein feiger mit Markirstist befestigt.

d.

R e g e n m e s s e r.

Das Wasser fliesst aus dem Aussanggesässe ans ein Wasserrädchen, welches sich z.. drehen ansäugt und vermittelst einer Räderübersetzung eiuen Schlitten mit dem Markirsti.ste vorwärts bewegt. Raeh jeder

Markirung kehrt der ^tist auf den Rullpunkt zurück.

e.

Windstärkemesser.

Das durch den Wind .in Bewegung versetzte Schaalenkrenz theilt die Bewegung, wie bei dem vorhergehenden, dem Martirstifte mit.

Die füns angeführten Jnstrumeute sind derart zu einem einzigen vereinigt, dass sämml.liehe Beobachtungskurven ans einem Vapierstreisen von 1,.^ Meter ^.inge und 60 Eentimeter Breite aufgezeichnet werden.

Beim Schlössen der. Batterie geht der Strom dnreh zwei zn beiden

362 Seiteu des Jnstrumentes angebrachte Elektromaguete ; die beiden Anker, durch eine Achse verbunden, werden angezogen und durch diese Vewegung die Markirstifte des Jnstrumentes h , c , d und e ius Vapiex

eingedrückt. Beim Abfallen der Anker gehen die Stifte zurück nnd der

..l^apierstreisen wird vermittelst Zahnrad und Walzen etwas vorgeschoben.

^ur Besseren Eontroliruug der Vunkte, welche alle 10 Mi..nteu markirt werden, ist noch die Einrichtung getroffen, dass zu beiden leiten des Bapiers Stuudenpunkte gezeichnet werden. Diese , mit einander verbunden, bildeu Rormallinien für die bezüglichen Ablesungen. Eine Besehreibuug dieses Instrumente^, sowie der übrigen für das Bernisehe Observatorium gelieferten Instrumente mit Abbildungen findet sich in dem Werke von ^rosessor Wild : ..Meteorologische Registriri..strnmente^ der Sternwarte in Bern^ , welches einen Theil des Repertoriums für

Bh^sik von Earl in München bildet.

Die Schweizerische Telegrapheuwerkstätte in Bern erhielt ebenfalls eine Silbermedaille für ihre meteorologischen Apparate.

B. G r a b h o r n von G e u s , Fabrikant feiner Waagen für Ehemiker, ^robirer, Juweliere u. s. w. hat drei Waagen ausgestellt.

Eine wie sie gewohulich sur Goldarbeiter und Juweliere geliefert wird und die bis zu 1 Kilogramm auf jeder Wagschaale belastet werden kann.

Eine ^weite sur Gold- und Silberproben sammt Gewichten in Blatiu von 1 Gramm bis 50 Milligramm, und in Aluminium von 20 Milligramm abwärts. Der Waagebalken ist von Aluminium, dem

bekanntlich spezifisch sehr leichten Metall , uni grossere Empfindlichkeit

zu erzielen, die drei Schneiden sind beweglich, die in der Mitte aufund abwärts , die an den Enden des Waagebalkens nach rechts und links, uni sowohl die Empfindlichkeit als die Gleicharmigst regnliren zu kbunen. Der Waagebalken hat eine Eintheilung sur einen Miligrammreiter. Die Bügel, worau die Schalen hängen, sind ebenfalls von Aluminium.

Eine dritte Waage vom Aussteller erfunden, dient für die fahrenden Bostbüreau^. Sie hat die Einrichtung , dass während des RichtGebrauchs die Bügel nicht auf den Messern ruhen. Es erfolgt bei Waagen in diesem Dienste durch die fortwährende Erschütterung, ohne die erwähnte Einrichtuug, sehr bald Abnü^uug.

Ueber die Empfindlichkeit der Grabhorn^schen Waagen wurde von deu Professoren E. Wartmaun uud Eolladon und dem Jngeuieur Secheha.^e ein äusserst vorteilhafter Bericht au die Gesellsehast der Künste in Geus abgestattet.^) Der Aussteller, der bei der Schwei-

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18.^0.

363 zergehen Ausstellung in Bern 1857, und bei den internationalen Ansstellnngen von Baris und London 18.^5 und 1862 Auszeichnungen erntete, erhielt bei der heurigen internationalen Ausstellung ebenfalls eine Silbermedaille.

A m s l e r ^ L a s f o n in S c h a s s h a u s e n stellte einen Blanim e t e r und J n d i e a t o r aus.

Seit der legten Ausstellung wurden in der Fabrikation und Adjustiruug der Blanimeter wesentliche Fortsehritte gemacht , wodurch eine grossere Genauigkeit und Zuverlässigkeit des Justrumentes erzielt wurde.

So einfach der Blauimeter ist, so erfordert seine Ausertigung doch in mehrsacher Beziehung eine minutiöse Sorgfalt, und erst vieljährige ^lebung lehrt alle die kleinen Schwierigkeiten beseitigen. Mehrere Staaten haben dasselbe offiziell beim Kataster eingeführt (Breussen, Jtalieu). Von den verschiedene.. zur Ausstellung gebrachten formen des Biauimeter ist eine neu und speziell dazu bestimmt, die mittleren Ordinaten der Diagramme ohne Rechnung zu finden , welche mittelst dem Wal^s.hen Jndieator, Dynamometern und andern selbstregistrirenden Justrumenten erhalten werden. (Man stellt das Justrumeut auf die .Länge des zu berechnenden Diagrammes ein und umfährt die ^.gnr mit dem Fahrstift , die Ablesung der Zählrolle giebt unmittelbar die mittlere Breite oder Ordinate des Diagrammes au.) Jn Deutschland und namentlich in Frankreich sind bereits eine grossere Anzahl solcher Jnstrumente in Gebrauch.

Der Jndieator, auf dem nämlichen Brinzipe beruhend, wie das Blanimeter, wird in ähnlicher Weise angewendet, wie dasselbe, erfüllt aber einen allgemeinen Z.veck. Das Jnstrument ist mit einem Fahrstift und drei Laufrollen versehen. Umsährt man mit dem Fahrftift eine gegebene ebene Figur, so erhält man aus den Ablesungen der drei Lausrollen den Flächeninhalt, das statische Moment und das Tragheitsmoment der Figur. Lettere beiden bezogen aus eine beliebig gewählte A^e. (Die hiezu notl.igen Rechnungen sinl.. zwei Multiplikationen und eine Addition.^ Da bei Berechnung der relativen Festigkeit von Balken diese drei Elemente ermittelt werden müssen, so kann das Jnstrument hierbei mit grossem Vortheil benu^t werden, namentlich dann, wenn eomplieirte Querschnitte das gewohnliche Versahren mühsam machen.

Auch in der Ballistik konnte das Jnstrument vortheilhast znm Studium der Gesehosssormeu
benu^t werden.

Es wurde dem Aussteller und Erfinder dieses Instrumentes eine S i l b e r m e d a i l l e zu Theil.

E. A. G r o s e l a u d e in G e n f hatte ein Thermometer, ein Baro^ meter und ein Hygrometer mit selbsttätiger Registrirnng mittelst einer

364 gewöhnlichen Bendelnhr ausgestellt. Wäre ein solches Jnstrument entfernt von einer Wohnung aufzustellen, so konnte man sich zur Registrirung einer elektrischen Uhr oder eines Elektromagnetes bedienen.

Jedes der Jnstrumente schreibt alle Viertelstunde durch Buuktirun^ seinen Stand ans, giebt also im Tage ..)6 Beobachtungen. Die AufZeichnung geschieht aus Bapierblattchen , deren Auswechslung mit dem Uhrausziehen alle 24 Stunden von jeder beliebigen Berso.i kann vorgenommen werden. Die Markirungen sind scharf und deutlieh.

Es wurde diesem interessanten meteorologischen Hülssmittel Ehrene r w ä h n u n g ^u Theil.

Dr. L. Lavi^ari in L u g a n o stellte mehrere Jnstrumente aus^ deren er sieh bediente, um gewisse Beobachtungen an kr^stallisirten Snb.^ stanzen zu machen , die ,^n beachtenswerthen Resultaten sührten. Die Hauptsätze, welche ans seinen subtilen Beobachtnugen hervorgingen, sind : 1) Dass versehiedeuwärtige Flächen eines Kr^stalles unter gleichen Umständen durch Säuren , die sie angreisen , verschiedene Mengen von Gasen entwickeln. 2) Dass Säuren, die ans versehiedenwerthige flächen eines Kr^stalles einwirken , zu verschiedenen Temperaturgraden erwärmt werden. Der Aussteller verfolgte besondere von ihm selbst erdachte Wege, uni Kristalle ^u bilden, und machte Versuche über die Härte, welche versehiedenwerthige ^lächeu eiues Kr.^stalles zeigen. Die von demselben beobachteten Bhäuomeue sind sammt .der Beschreibung und Abbildung seiuer Apparate zusammengestellt in einer Sehrist betitelt : Nouveau^ phe^omenes des coros cristali^és avec quatorze planches, par .^. L.^..^....^.. Lucano 186.^. Es wurde den. Erfinder der ausgestellten Justrumeute E h r e n e r w ä h n n n g ertheilt.

G. .Lu ne l v o n G e n s hatte fische für zoologische Kabinette präparirt ausgestellt, die man als sehr gelungene Bräparate bezeichnete und sür welche dem Aussteller E h r e u e r w ä h n u n g ertheilt wurde.

K l a s s e 13.

Lan^arten, geographische und eosmographische Apparate.

P r e i s r i c h t e r : 1. V a r i s , Vieeadmiral, Mitglied des Jnstituts, 2. ^ e r r i - V i s a n i , ^tabsoberst, Berichterstatter, beide. sür Frankreich.

3. D o v e , Brosessor in Berlin, für Breusseu und Rorddeutsehland ,

Präsident. 4. Eapitän G. H. Richards, für Grossl..rittan..ien.

A n s a h t S c h w e i z e r i s c h e r A u s s t e l l e r : 6.

Diese blasse enthielt Mehreres, das zu deu bedeutendsten Leistungen gehort,. die in diesem Gebiete in Baris ^u Tage getreten waren. Wir haben au erster Steile z.. nennen die g r o s s e t o p o g r a p h i s c h e K a r t e

365 der S c h w e i z , die vom Bureau des Schweizerischen Generalstabsausgestellt wurde.

Die interessante Entstehungsgeschichte dieses grossen Werkes ist, in den gedrängtesten Zügen, nach dem klaren und bescheidenen Referate, das General Du f o u r in den Denkschriften der geographischen Gesellschaft

Genfs ^) giebt, folgeude: Die feit Anfang des Jahrhunderts ausge-

tauchte, aber stets nur bei vereinzelten Versuchen stehen gebliebene Jdee der Herstellung einer allgemeinen Schweizerkarte nach genauen Messungen, nahm erst im Jahre 1833 Leben und Gestalt an, nachdem die Tagsal^.ung die Ausnahme und Heransgabe einer topographischen und mili^ ..arischen Karte der Schweiz beschlossen hatte. Die bisherigen Triaugulationen konnten , als unzureichend und allzu unsicher erkannt , nicht benu^t werden. Es musste die Arbeit von Grund aus neu begonnen werden , wenn man sie als zweifellos richtig , aus der Hohe ähnlicher Unternehmungen der Rachbarstaaten steheud und als zuverlässiges Bindeglied zwischen den Triangulationen Frankreichs. Jtalieus und Tirols anerkannt wissen wollte. Der General.^uartiermeister der Schweiz hatte die Unternehmung zu leiten. Eine Kommission , bestehend aus einem Astronomen, zwei Jngeuieuren und zwei hohern Stabsoffizieren, hielt ihre erste Sitzung im März 1833.

Man kam überein, die früher von dem Bern'schen Brosessor Tralles gemessene Basis bei ^larberg zu verifizireu , da sie als nicht ^ ganz zuverlässig erschien. Zugleich sollte zur Eontrolle und hohern Genauigkeit des Ganzen eine zweite Basis aus dem Sihlseld bei Zürich vermessen werden , diess auch desswegeu , um Jugenieure und Gehülsen mit dem Gebrauch der Jnstrumente vertraut ^u machen. Man wählte als Messlatten eiserne Rohren, an den Enden mit stählernen ..^lindern versehen , die in Halbkugeln endigten. Bei den Vermessungsarbeiten wurden diese Messscheite nicht unmittelbar mit einander in Berührung gebracht, sondern die kleinen Entfernungen durch Einsenken eines Keiles , der auf eiuer Seite einen Massstab enthielt, gemessen. Die Scheite hatten Holzhülseu und waren mit Regulirvorrichtuugen zum Verstellen in der Horizontalen und Vertikalen versehen.

Sie waren alle, ehe sie in Gebrauch kamen, von Vros. Horner in Zürich, dem Begleiter Krusensterns auf seiner Weltumsegeluug, auf's Gewisseuhafteste verisi^irt u.orden. Die Reduktion der Ausdehnung dieser leichten und starken Schienen war vermoge des bekannten AusdehnungseoesfiDienten des Schmiedeeisens leicht ausführbar. Man nahm als Rormaltemperatur die sogenannte ,,von Beru^, nämlich 13^ Reau.uur. Vermoge des Keils liess sieh die Entfernung der Schienen bis aus eine Tausendtel-Liuie genau ermittelu. Die für die Karte angenommene Brojeetion
war die unter dem Ramen der modifizirten ^lamsted'sehen ^) ^.Ie^o^es de Ia ^o.^.^é de ^eo^r^nl^ie de Gen^e. ^o^e ^. p. .^.

^ol^ice ^ur Ia car^e de la ^ui^e dre^^ée p^r I.é^...^n.^or tedéral.

366 bekannte, deren Eentrum, das Observatorium von Bern, als das meist zentral gelegen sein sollte. Die Karte sollte im M a s s s t a b von e i n e m H u n d e r t t a u s e n d t e i ausgesülzt werden. Als Masseinheit wurde der Meter angenommen. Mau theilte die Karte in 25 Blätter ab , sünf der Länge ^ostwestlich) und fünf der Hohe nach, jedes Blatt von 70 Em.

Breite und 48 Em. Hohe, das ist einen Onadratinhalt von 33.6 Ou..^ dratdeeimeter, welcher einer Landfläche von 10,000 Hektaren entspricht.

Rnr ungefähr zwei Dritttheile dieser fläche kommen aber auf die Schweiz.

Jedes Blatt sollte mit zwei Massstäben versehe. werden, der eine ^ einfach metrisch , der andere in S.hweizerstunden von 4800 Meter oder 16,000 Schweizersnssen. Ueberdiess wurde beschlossen, den Rand der

harten in hnndertel und gleichzeitig in seehs^igtel Minuten einzuheilen. .

Erstere wieder in 10 gleiche Theile getheilt , gewähren den Vorlheil,

dass sie Kilometer darstellen , so dass aus dem Kartenrand ein weiteres Mittel d.er Entsernungsschä^nng gegeben ist. Die unmittelbaren Aufnahmeu konnten nicht mit demselben Massstab in den grossentheils mit Eis und Schnee bedeckten Hochalpen wie in den ebeneren ^artl,.ien des .Landes vorgenommen werden. Man nahm in der Ebene den Massstab zu .^,.^, in -eu Alpen zu ..^^.^ an, was für fo wenig bewohntes Terrain hinreichend gross ist. Die Ausnahmen sollten nicht nur alle bewohnten Orte ohne Ausnahme, Strasseü und Fusswege und Gewässer jeder Art, ^sondern auch die Eonformation des Landes berücksichtigen.

An Gränzbezeichnnngen sollten nur die. Kantonsgrän^en ausgenommen werden, auch hielt man nicht aus änsserste Genanigkeit in Ausnahme des

Waldbodens, da derselbe vielem Wechsel unterliegt. Die Ueberschristen,

Ramen und Legenden sollten in deutscher Sprache, aber mit franzosischen .Lettern eingeschrieben, in deu nicht deutschredenden Landestheilen aber die sranzosischen oder italienischen Ortsnamen beibehalten werden. Die Hohe des Ehasseral, von fran^ischen Ingenieuren zn 1609,^7 M^ter bestimmt, wurde sür die geodätischen Nivellements als Basis geuomn.eu.

Wie schon gesagt, solite die Triangulation von der Basis Aarberg ausgehen. Dieselbe wurde im Jahre 1834 vermessen. Die Messung er^ gab reduzirt aus 13^ R. und dem Meeresspiegel 13053,74 Meter.

(Die srauzosiseheu Jngeuieure waren durch eine von Ensisheim i^u Elsass ausgegangeue Triaugulatiou ans 13053,78 Meter und iu einer Wieder-

holung der Messung aus 13053,72 Meter glommen.) Es bedurste

zwei Jahre, um mit der Triaugnlatiou der Alpen zu Ende zu kommen und den Auschluss au die Lombardei zu bewirken, und drei Jahre waren

bis zur Beendigung der Arbeit nothig. Dieselbe ist näher besprochen

in einem Werke. ,,Ergebnisse der trigonometrischen Vermessungen der Schweiz^ , das von einem der Mitwirkenden unter Genehmigung des Direktors und der eidgenossischen Behorden publizirt wurde. Die eigentlieh topographischen Ausnahmen haben erst 1836 begonnen und zwar in den Kantonen Waadt und ^reibnrg, während gleichzeitig die seenndären

367..

und tertiären Triangulationen in der übrigen Schweiz sortgesetzt wurden, und man an Rednetion und Einfügung einiger harten, die von früher .

her vorhanden waren und als benutzbar erschienen, arbeitete. Es sind diess namentlich die Karte des Bisthums Basel von Buch.valder , die des Fürstenthums Reuenbnrg von ^sterwald , die von Solothurn von Walker, endlich noch nicht zur Veröffentlichung gelangte Blane und Karten von Baselstadt, Thurgau, Appenzell und Genf.

^u derselben Zeit errichtete man auch unter Direktion des Generalqnartiermeisters, General Dufour, in Gens das topographische Bureau, .Bestehend nur ans einigen Zeichnern, Kupferstechern und Jngeuieuren, da die damals bewilligten Mittel nicht weiter reichten. Der Direktor ^er Karte berechnete die Projektionen selbst und liess die Knpserplatten herrichten, aus welche im Verhältniss der vorwärtsschreitenden Ausnahmen und Reduktionen die Karten aufgetragen werden sollten. Es galt nun, eine Entscheidung zu treffen über die Darstellungsart der Ausnahmen.

Man entschied sieh mit Rücksicht a^f die unebene Konfiguration des Terrains für die Annahme schräg einfallenden Lichtes , da man durch diese Methode der Karte mehr Klarheit geben konnte. Es erschien als der beste Weg, um ^zn einer für Alle gefälligen und anschaulichen Karte zn gelangen, nachdem die Deliramente mit mathematischer Schärfe fest. gestellt waren , die übrige Behandlung nach mehr malerischen Rücksichten zu leiten. Die ersten Proben, nämlich die Blätter 16 und 17, erhielten

1855 bei der ersten pariser Ausstellung die goldene Medaille. Am

Ende des Jahres 1860 waren alle Aufnahmen, kleine Theile der Blätter

13 und 23 abgerechnet, beendigt. Jm Jahre 1863 war die ganze

Karte fertig. Es waren also zur Vollbringung eines Werkes, das ansaugs die Kräfte der Eidgenossenschaft zn übersehreiten schien, 30 Jahre erforderlich. Die Jahrestredite, anfangs sehr gering, wurden allmälig aus 38,000 ^r. gesteigert, ohne j.edoeh das zu rechnen, was unter dem ^amen von Snpplementarkrediten den Kantonen bewilligt worden war, welche in ihren Kosten und nach denselben Prinzipien Karten ausführen liessen. Durch Geschenke und Legate ^urden die Mittel noch um etwas vermehrt, so dass 1863 mit einer Gesamtausgabe von 1,130,000 ^r.

das Werk geschlossen werden konnte. Die Eidgenössischen Räthe b..^ sehlossen eine reduzirte Auflage von vier Blättern im Massstabe von .

^ e , .

^ .

Wahre und hohe Anerkennung verdient die auf mancherlei Bindernisse stossende Durchführung dieser Unternehmung. Die Jngeuieure haben sich mit wahrhafter Aufopferung von Gesundheit und Leben der ^a.l,e hingegeben , muthig alle Entbehrungen , die der Aufenthalt in den rauheften Klimaten unseres Kontinents mit sich bringt, ertragen, --^ einer derselben verlor sein Leben durch einen ^turz, ein anderer wurde durch einen Blitzschlag gelähmt ^ in den Bureau^ wetteiferten

Bunde.^latl. Jahrg.^X. Bd. I.

26 ^

'368 Fleiss und erdete Kenntnisse , um ein Werk zu Stande zu bringen, für das, wenn auch.verhältnissmässig geringer Lohn, so doch die Genugthnun^ reichlich geerntet wird. dass es dem Lande in .verschiedensten Verhältnissen grossen Ru^en bringt und von den hochstbegabten Kennern als vorzüglich gelungen anerkannt wird. Die unermüdliche Hingebung, die geistige

und korperliche dreißigjährige Arbeit des Direktors der eidgenossischen

Karte, G e n e r a l D u f o u r, wurde auf^s Reue geehrt durch Zuerken-^ nuug der g o l d e n e n Medaille.

Die T o p o g r a p h i s c h e A n st alt v o n W u r s t e r und R a n d e g g ex in W i n t e r t h u r wurde im Jahre 1842 unter der ^irma J. Wurster und Eomp. gegründet. Jhr bis heute treu eingehaltuex und mit Energie und Einsieht verfolgter Zweck war, sich im Dienste dex^ Wissenschast, für Herausgabe geographischer, topographischer und geologischer Karten, und für Jllustration naturwissenschastlicher und technischer Werke nützlich zu machen und zugleich jüngere Kräfte sür die beiden Richtungen heranzubilden. Mit sehr geringen Ausnahmen sind die Arbeiter Durchschnittlich 22) in der Anstalt selbst gebildet. Es erschienen

im Selbstverlag als erste Broben der Leistungsfähigkeit: die darstellende

Geometrie und der geographische Atlas von J. M. Ziegler, Assoie und wissenschaftlichem Geschästsleiter des Etablissements. Bestellungen von Kantousregierungen , eidgenössischen Behorden und Gese.lschafteu, sowie mehrere eigne Unternehmungen in Herausgabe von Kartenwerken und technischen Atlanten gaben dem Geschäfte seine je^ge Ausdehnung und vortheilhaften Ramen.

Das beste Bild von der Thätigkeit des Jnstitutes giebt die gedrängte Aufzählung der von ihm ausgestellten Werke. Es sind: 1 . Topographische Studien der Gebirgsforu.en des untern Engadins auf Grund der geologischen Untersuchungen von ^ros. Theobald und der eidgenössischen Karte, ^ sowie nach eignen Beobaehtnngen . entworfen von J. M. ^iegler -^ meisterhaste Ausführung.

2. u. 3. Geologische Karte der Schweig in ^..^,^ ans Kosten der Eidgenossensehast und unter Leitung der eidgenosstsehen geologischen

Kon^nissiou herausgegebeu. Blatt 15 und 20 des eidgenossischen Atlasses.

4. Hypsometrische Karte der Schweiz von J. M.

stab

Regler.

Mass-

^ .

.

.

.

.

, .

.

^ .

5. Geologische Karte der Schweiz von B. Studer und A. Esche.: von der Linth, ^^,^^. Zweite Auslage.

6. Dritte Karte der Schweig von J. M. Ziegler .^s..,.^. l^Grundlage sür die Karte Rr. 5).

^7. Wandkarte der Kantoue.. St. Gallen und Appen^ell .^^, offizielle Ausgabe sür Brimarschulen.

369

..

8. Topographische Karte des Kantons Zürich .^,.^.

9.

,, ,, der Kantone Genf, Waadt, Reuchatel un.^ Freiburg .^,.^..

10. Geographische... Atlas von J. M. Ziegler, 27 Blätter. Farbendruck.

1^1. Atlas des Eisenbahnprojeetes über den .Lukmanier. Blan und Brofile.

12. Atlas des Eisenbahnprojeetes über den St. Gotthard. Blau und Brosile.

13. Geologie des Bilatus von Bros. F. J. Kaufmann.

14. Viadnet von Graudse.... aus der Eisenbahn von Freiburg uach.

Lausanne von Eulmann, Bros. 12 Blätter.

15. Zeichnungen von Maschinen von Bros. J. H. Krouauer. Auswahl von 30 Blättern.

16. Atlas zur ..graphischen Statik^ von Bros. Eulmann. 36 Blätter.

17. Tertiärslora der Schweiz von Dr. O. Heer. 3 Bände. 156 Tafeln..

18. Wandkarte der Schweiz von J. M. Ziegler ^,.^.

19. Ein Atlas mit verschiedenen Musterblättern von Arbeiten, die im Atelier ausgeführt wurden , aus dem Gebiete der Topographie,.

Geographie, Geologie, Architektur, Geometrie, Botanik, Balaontologie und ^llterthumskunde.

Die Reihe der kartographischen , naturhistorischeu und technischen Zeichnungen und Drucke ist mit diesen Ausstelluugsproben lauge nicht erschopft.

Manche der von der Anstalt gemachten Bublieatioueu, sehr spezielle .^bjeete behandelnd, geschahen ohne Aussicht aus Gewinn , ja nur auf vollen Kosteners....^ im Jnteresse der Wissenschaft.

Das Breisgericht hat der topographischen Anstalt von W u r s t e r , .

Randeggi.. und Eomp. die s i l b e r n e M e d a i l l e zuerkannt.

Die g e o l o g i s c h e K a r t e ^ a v o . ^ e u s , von Bros. Alp h. F a v r e in Genf ausgestellt, ist die Frucht laugjähriger wissenschaftlicher Forschung des ausgezeichneten Geuser Geologen. Derselbe hat sie in eignen Kosten in der topographischen Anstalt in Wiuterthur ausführen lassen. Die technische Arbeit an dieser Karte ist als vortrefflich ^u bezeichnen. Der Herausgeber ^er Karte, Bros. Fa vre, erhielt die S i l b e r m e d a i l l e .

Von Müllhaupt und Sohn in Bern war eine Karte des Ka..tous Ludern im Massstab von .^,.^ in Kupser gestochen ausgestellt.

Dieselbe wurde pou den. Aussteller, der früher sich auch am .^tich der großen.

topographischen Karte der Schweiz unter Geueral. Dufour's Leitung betheiligte, im Austrag der Kantousregieruug ausgearbeitet. Der als

370 tüchtiger topographischer Kupferstecher bekannte Aussteller wurde durch .Ertheiluug der B r o n z e m e d a i l l e ausgezeichnet.

R. L e u z i n g e r i n Bern hat eine Sehweizerkarte zum Reisegebrauch im Massstab von .,^,.^, die im Verlage der Datschen Buchhandlung in Bern erschien, ausgestellt und erhielt Ehren e r w ä h n u n g .

A. Scholl von St. Gallen, der sich als Darsteller treuer ^..nd lebendig gehaltner Reliefe von Gebirgsabschnitten der Alpen einen verdienten Ramen erwarb , erhielt für seine ausgestellten Reliese ebenfalls E hrenerwähnung.

Wir haben somit in dieser Klasse die ungewöhnliche Satisfaetion, dass bei einer nicht sehr kleinen Zahl von Ausstellern Jeder derselben^ eine Auszeichnung erfuhr.

Gruppe IIl.

^...bel und andere ^^hnnng^einrichtungen.

K l a s s e 14-26.

Klasse ,, ,, ,,

14.

15.

16.

17.

Lu^usmobel.

Tapezier- und Dekorateurarbeiten.

Gläser und Kr^stallwaaren.

Borzellan, Fa.^enee und Lur^nsgeschirre anderer Art.

,, ,, ,,

20.

21.

22.

Messersehmiedwaaren.

Silberschmiedwaaren.

Kunstgüsse und getriebene Metallarbeiten.

,, ,,

25.

26.

Barfümerie.

Kleine Lederarbeiten, Holz.vaaren, (Rippgegenstande) und Korbmacherwaaren .

,, 18. Teppiche und Mobelstoffe. ^ ,, 19. Tapeten.

,, 23. Uhreu aller Art.

., 24. Heizungs- und Beleuchtnngseiuriehtnngen.

^rei^eri^l.t der Gruppe

lll.

Bräsident:^

^ürst v o n H o h e n ^ o l l e r n ^ S i g m a r i n g e n . Vreussen und Rorddeutsehland.

S t e l l v e r t r e t e r : H e r z o g v o n Valeuea.... u n d S a g a n .

Vreusseu und Rorddeutschland.

V i z e p r ä s i d e n t : Diniere, Mitglied des Munieipalrathes von Varis.

,, ,, Baron v ou B nrg , ans Wien. Oesterreich.

Mitglieder.

Die Vräsidenteu und Berichterstatter der

Klassen 14-26.

371 a l a s s e 14.

Ln.rusmobel.

B r e i s r i c h t e r : 1) V. Sommerard, Direktor des Museums des.

Hotels Elün^, Präsident. 2) W i l l i a m s o n , Verwalter des Mobiliars der Krone, beide für Frankreich. 3) K n u s m a n n , Mobelsabrikant, für^

Hessen. 4) Stache, Architekt, sürOestreich. 5) G r a s Fin schietti,.

Gouverneur des Balastes des Konigs von Jtalien. ....) J. H. Bollen..

Esa^., für Grossbrittannien, Berichterstatter.

Anzahl schweizerischer Aussteller:

11.

Es zerfallen die Erzeugnisse unserer Aussteller in: 1 . Bolstermobel .

.

.

.

.

.

.

2 . harte Mobel (Tischlerarbeit) .

.

.

3. reichere gesehni^te Mobel .

.

4 .

2 2 1

e i n ^ Billard

.

.

.

.

.

.

1

5 . Baratterie

.

.

.

.

.

.

5

11 Es waren in verschiedenen Kantonen eine grössere Anzahl von Anmeldungen eingegangen , die aber glücklicherweise , theils ^.var erst auf Abmahnung der Kantonalkomites zurückgezogen worden sind.

Man kann sich bei anfn.erksau.erem Versolgen der Beweguug vieler Handwerke nicht verhehlen, dass mehr und mehr zwei drückende Umstände modernen Ursprungs ans denselben lasten: das sind 1. der Grossbetrieb, 2. die eminenten Vorteile der Etablissemente in grossern Städten.

Zu diesen Handwerken gehort Tischlerei und Bolsterergeschäft. Der unausgesetzte Anblick, wenn auch nicht immer a.nter, so doch beliebter Formen, die bessern Ehaneen des Absatzes unbestellter muhe^ und kosten-^ voller Arbeiten , die leichtere Beschaffung von Arbeitskräften und, wenigstens in vielen Stücken, die bessere Gelegenheit zn Materialankauf, fremde Holzer u. s. w. sind Vortheile , die bei weitem mehr als das Gleichgewicht herstellen gegen das vielleicht etwas theurere ^eben grosserer Städte in Nahrung und Wohnnng. Die Be^.u^ung fordernder meeha-

nischer Hülfsmittel, die in vielen Fällen hinzutritt, macht den Vor-

sprung nm so fühlbarer, den die grosse Stadt hat. Wir finden in unseru Städten zweiten und dritten Ranges in den Mobelmagazinen stets.

Vorrath von Barisermobeln oder doch Mobelbestandtheilen, wie Gestelle für Sophas, Fauteuils u. s. w. Wenn talentvolle flüssige Arbeiter ber uns in ^u^usmobelu da und dort glücklich eonenrrireu mit den BariserWerkstätten, so gelingt diess mehr durch Solidität, vielleicht auch durch.

guten Gesehu^ack in ihren Erzeugnissen, oder bei Bestellungen durch e^al^te Ausführung der Wünsche des Bestellers , aber wenn diese Requisite er-

.372 ^ füllt sind, kaum aneh durch niedrige Breise. Was Wunder darum, ^wenn eine gewisse Scheu obwaltet , die unsere Mobelarbeiter abhält, etwas zur Ausstellung nach Baris zu schicken . Die Waffen sind in der That allzu ungleich in dem Kampse. Das ..gebiet der kleinen im Lande ^erstreuteu Werkstätten ist das laufende bürgerliche Bedürsniss.

Wir sagten darum, dass glücklicherweise Manches .weggeblieben ist, was angemeldet war. Die wenigen Aussteller aber, die wir hatten, haben ni.ht Unehre gebracht.

Das Ensemble von Bolstermobeln für einen Salon und ein Schlafgemach, das L. S o e r e u s e u , T a p e z i e r e r in L a u s a n n e , ansgestellt hatte, und welches in schwieriger aber sorgsam ausgeführter Stickerei ^das Winzerfest in .^ivis darstellte, wnrde vom Breisgericht durch Zutheilung d e r B r o u z e - M e d a i l l e anerkannt.

Eine Ehrenerwähnung erhielt Fr. B l a g n a r d von Genf sür eine Kommode und ein Büreau.

Die Arbeiten der G e b r . W i r t h , v o n B r i e u z , die ein zweites .Etablissement in Baris haben, gehoren ebensowohl in Klasse 8 ,,K...nft^ewerbe^ zu den Hol^sck.n^waaren, als in die Klasse ,,Mobel^. Sie .erhielten ind^ss anch in dieser Klasse eiue B r o n z e -Me da i l le. ^a^ere Besprechung oben, Klasse 8.)

Die Tischlerei in der Schweiz ist mit wenigen Ausnahmen., die mehr Bauschreinerei betreffen, nirgends zu erheblicher Jndustrle geworden Anders ist es mit einem Zweige derselben, der sieh jel^t losgelost hat ^er B a r ^ u e t f a b r i k a t i . o n .

Wir haben in dieser Fabrikation ein Gewerbe vor uns , das aus mannigfachen Gründen unser Juteresse iu Anspruch nehmen u.nss. 1) Dasselbe ist verl.ältnissmässig neu, 2, der relativ stärkste Betrieb desselben ^kommt der Schweiz zu , 3) es verarbeitet fast ausschliesslieh ein im Lande sieh reichlich und in gnter Qualität findendes Rohmaterial und die Ver^ .arbeitung bringt es zn einer sei^r bedeutenden Steigernng des Wertlos desselben.

Bar.^netboden findet man bekanntlich in den Wohnungen bevorzn^ ter Gesellschastsschichten schon im Mittelalter. Diese wnrden aber immer nur von. Banschreiner aus besondere Bestellung und dnrch Bandarbeit in Verbindung mit seinen übrigen Arbeiten gemacht. Ein.. B a r o n e t e r i e f a b r i k kannte man nicht. Es scheint, dass das erste derartige Geschäst in .^trassburg gegründet
wurde und zwar in den ersten Jahr^ehnden unseres Jahrhunderts.

Das älteste und gegenwärtig noch bedeutendste Etablissement dieser ^lrt in der Schweiz ist ^ie B a r b u e t e r i e f a b r i k in J n t e r l a k e n . ^) ...) Zuerst unter .^irma Seiler , JndermühIe und We.^ermann ^ spater ^nder.

mühle und We^ermann (hat nicht au^geslelll).

373 ^.s entstanden in der Reihenfolge nach dem Alter aufgezählt : Die Fabrik in Tour de Tre.ne bei Bulle, die in Grenchen (von Müller^Bridel), die in Aigle (von Eolomb und Eomp.), die in Goldbach bei Burgdorf (von .Ferd. Wissler und Eomp.), die in Earouge, bei Genf (Gebr. Monnerat),.

eine Fabrik in .^uzern, in Biberist, in Kerns, in Romout.. Es bestehen ferner Geschäfte in Basel, Zürich, Renchatel, Winterthur und wohl auch ..n andern Orten, die aber nicht ausschliesslich Baquets zu ihrem Obiekte haben, sondern als Rebenzweig von Zimmerleuten. Sehreinern u. s. w. betrieben werden. Jm Ganzen mogen etwa 20 derartige Etablissemeute bestehen. Mehrere, wie das in Rothen bei Ludern, die ^allgemeine Bar^uetsabrik in Jnterlaken^ (nicht die oben genannte), die ^in Raters, Kanton Wallis, u. A. siud eingegangen.

Mit einzelnen dieser Fabriken, deren Hauptprodukt aber Bare.uets sind, ist Bausehreinerei, mit der in Jnterlaken Ehaletbau verbunden.

Diese Geschäfte in der Schweiz geniessen die Vortheile des leichten Bezugs vorzüglich geeigneter Holzsorten. Wir finden sie desshalb auch in Mehrzahl am Fusse der Alpen oder des Jnra. Ein hauptsächliches ^Material ist Tannenholz , das namentlich in deu Alpen und Jura sieh findet, während das Eichenholz mehr in der Ebene zwischen den beiden Hauptgebirgen gesucht werden muss. Das Russbaumholz aus den an die Alpen anstossenden Vorthälern an dem Vierwaldstätter-, dem Thunerund Brienzersee. dem Rhonethal und von andern Orten ist längst ein wichtiger Aussuhrartikel wegen der dunkeln satten Farbe und der schonen Zeichnung. Ahorn^, Kirschbaum^ und Z^etsehgenhaumholz, so^vie das seltener gebrauchte Holz der .^ärchtannen finden sieh ebensalls in hinreichender Menge und guter ^nalität. Eine andere Begünstigung dieser Fabriken ist die in der Regel benü^te Wasserkraft zum Betrieb der vie^.

leu unentbehrlichen Maschinen.

Sowohl in Frankreich als in Deutsehland ist die Bar^uetfabrikation ^u den weniger erheblichen Gewerben zu rechnen. Es sind Fabriken in Baris, Grenoble, ^trassburg, in Wien, Eoln, Stuttgart, in Langen.argen am Bodensee (ursprunglieh ^weiggesehäst der Jnterlakner Fabrik) un.^ an andern Orten, aber ihre Broduktionssähig^it im Vergleich zur Grosse der Länder steht .oeit zurück gegen die Schweig. Man ist, wenn gleich wir im Bau bürgerlicher Wohnungeu noch Manches vom
Auslande lernen konneu, in mehreren wesentlichen Bnnkten bei uns zu viel rationeller.. Aussassungen gekommen, als ste ausserhalb der Schweiz bestehen. Der Bar^uetboden , draussen in Frankreich und Deutschlaud, man darf sagen eine Seltenheit im gewohnlichen Wohnhause, ist in der Schweiz iu solehermassen zunehmender Verbreitung, dass er sast den gewohnliehen Bretterboden in städtischen Reubauteu verdrängt. Rieht nur das bessere Ausseheu, soudern die Dauerhastigkeit, die die grossere Aus-.

^abe für die erste Aulage lohnt, und die raschere, vou der Jahreszeit:

.374 ^unabhängige Ausführbarkeit, haben dem Var.^uetboden so grossen Vor^chub geleistet.

Es find nicht sowohl Rücksichten des Ln^ns als Zweckmässigkeitsrücksichten, die man hiebei hegte. Es ist nnlängbar, von uns vielfach konstatiate Thatsache, dass die Bare.uetboden, die mau bis in die hochstgelegeneu Wohnorte, in den Gasthosen aus den Bergpässen, in den Bade- und Lustkurorten antrifft, Propaganda unter den fremden Besuchern der Schweiz für diess komfortable und solide Baumaterial macheu. Die

Fabrik in Juterlaken, die im Stande ist, täglich 15,000 .^nadratsnss

zu liefern und einige der neuern Vrachi.hotels mit ihren Boden versah, ist in dieser Begehung hochst künftig gelegen , da viele Reisende a..f^ sie aufmerksam werden. Mag es im Rorden durch das Elima gerecht-

fertigt sein , dass man den Bodenteppich für unentbehrlich hält --- der

Engländer wird sich von demselben nicht mehr trennen - und findet man im Süden den Backsteinboden seiuer Kühle wegen --- die übrigens

zuweilen znr Uuausstehliehkeit umschlägt -- so ist doch mit Sicherheit

zu erwarten, dass das grosse Mittelstück Europas sich der Einführung der Vare.uets mehr und mehr zugänglich zeigen wird.

Gegenwärtig beträgt die Ausfuhr, wenn sie auch im langsamen Steigen begriffen ist , kaum ...^ des inländischen Konsums. Es geht Etwas in die sranzosischeu Grenzdepartemeute, nach Jtalien, nicht Vieles nach Deutschland, nach .Nordamerika und Brasilien, auch Einiges nach

England.

Die Zollverhaltuisse find immer noch so, dass der Export sehr erschwert ist.

Der Zollvertrag mit Frankreich hat eine Herabse^ung des Zolles ad valorem von 15 aus I0^ zur ^olge gehabt, was sür viele Porten von Var^uettafeln noch als eine ^n grosse Besehränkuug des freien Verkehrs anzusehen ist. Die^ ostreichisehen Länder sind sür diese Jndnstrie soviel als verschlossen. Die Eingangszolle in den Zollverein sind ebenfalls .^u hoeh und treffen namentlich einzelne Porten zu schwer, als dass an stärkere Aussnhr dorthin gedacht werden konnte. Der ^oll in RordAmerika soll mit Hinzurechnung der Fracht gleich den. Einkaufspreis sein.

Erfreulich ist, dass mehr und mehr bei den Bare.uetfabril^auten die

Einsieht sich beseitigt , dass nur durch die solideste Arbeit ein besriedi-

geuder Abfa^ behalten werden kann. Mangelhafte Produkte lassen nicht ^sür längere Zeit ihre ..Schwächen unerkaunt. Gewiss ist das , dass das ^Wiederaufhoreu mehrerer ^Fabriken flüchtiger Behaudlnng der Arbeiten ^um grossern Theil zuzuschreiben ist. Zunächst macht sich uothwendig:

sorgfältiges Dorren des Holzes. Es sind Temperaturen bis 65^ R er-

forderlich und längeres Verweilen des Schnittholzes in wohleonstruirten ^noglichst gleiehmässige Temperaturen gebenden Trockenofen, um das Reissen ..und das Sichwerfen der Taseln unmoglich zu machen.

375 Zu genauer Arbeit sind durchaus erforderlich genau wirkende Maseh inen : Sägen für Langschnitt, auch Fourniersägen, Eireularsägen für ....^uer- und W i n k e l schn i t t , Rutmaschinen, Fughobel, Hobelmaschinen für die Flachseiten u. A. Zuweilen sieht man an oberflächlicher Arbeit di...

Fugen klaffend, mit Lein.. verstrichen, Fehler, die jedem auch nicht mit der Sache vertrauten Auge auffallen.

Hoehst wichtig ist endlich eine sorgfältige Auswahl der Farben des Holzes und Fernhalten künstlicher Färbungen. Man erkeuut schon aus dem Gesagten, dass sich diese Fabrikation nicht wohl im Kleinbetrieb halten kann. Es treten aber hinzu die Anforderungen an ein vol.lständigeres Sortiment von Produkten.

Abgesehen vom Detail der Zeichnung und den möglichen Eombinationen der Holzarten, ergeben sich folgende typische Formen, die man im Handel trifft: 1. Sogenannte R i e m e n , theils aus Eichenholz theilsaus Buchenholz und Tannenholz.

2. W i n k e l f r i e s t a f e ln , mit vier rechtwinklig aneinander stossenden Umsassnngsstücken.

3. G e h r u n g s s r i e s t a s e l n , mit Rah.neuftücken , die unter 45^ aneinander stossen.

4. Ge h r u u g s t a s e l n , mit vier dreieckigen in der Tafelmitte sieh berührenden Stücken ohue Rahmnng.

5. .^ pi e s s e c k e n, aus drei rhombischen Stücken, ein Sechseck bilden^.

6. B o r d ü r e n in verschiedensten Formen.

7. Mitte l stück e e.omplizirtere Bilder für die Mitte von Salons u. s. w.

Wenig im Gebrauch stnd fournirte Var.^uets, und doch bieten dieselben die vereinigten Vortheile grosserer Billigkeit und sestern Zusammenhalteus , da zwei gut aufeinauder geleimte Holzstücke weniger Reigung haben, sich zu werfen als ein Stück, dessen fasern alle in einem Sinne gerichtet sind. Da die Fournierblätter aus Russbaum-, Eichen- u. s. w.

Holz etwa 3^ ....... 1 Zentimeter dick find, ist das Auslausen auch naeh Jahrzehnden nicht zu surehten. Sie sind indess nur bei dunklern, namentlich gewiehsten, daruu^ nicht häusig nass zu reinigenden Boden zu empfehlen.

Es erhielt die ^abrik von Eolomb und Eomp. in .^ligle, Waadt, die mit etwa 30 Bserdekrästen (Wasser, und aus 60-80 vermehrbar), mit etwa 30-40 Arbeitern und 15-20 Bodeulegern jähr-

lieh über 200,000 ..^uadratsuss Baquets liefert, die Bronzemedaille.

376 E h r e n e r w ä h n u n g wurde ertheilt den ebensalls gut eingerichteten und in tüchtigem Rnse stehenden Fabriken: von Ferd. W i s s l e r

in Goldbach, Danton Bern, (Jahresproduktion 150-180,000 Oua-

dratsuss), welche die Vara^uets in den ,,Seidensaal^ des schweizerischen Seetors und auf die beiden Estraden, die längs desselben geführt sind, lieferten und dadurch einen anerkennenswerten Beitrag zur Hebung unserer Deeorationsmittel lieferten, und von M ü l l e r ^ B r i d e l , in Gren.chen bei Solothnrn.

K l a s s e 15.

Tapezier- nnd Teeoratenrarbeitel...

P r e i s r i c h t e r : 1. Gustav von Rothschild. 2. Mieterle, .Künstler und .Dekorationsmaler, Berichterstatter, beide für Frankreich.

3. E. R o m b e r g , Vieepräsident der belgischen Ansstellnngseommission, für Belgien, Präsident. 4. Digbh^W^att Esq. für Grossbritannien.

Anzahl Schweizerischer Aussteller: 4.

Obschon keiner der Aussteller in dieser Klasse so glücklich war, vor dem Preisgericht Anerkennung zu finden, besprechen wir dennoch zwei Vrodnkte , d.e überhaupt wenig bekannt sind , für welche wir aber er^ reichen mochten , dass ihre Darstellung in der Schweiz mehr beachtet werde.

Von Amstalden und D u r r e r in Wachsein, Kanton Unterw a l d e u , waren S t o r e s ^ aus Holz ausgestellt. Es sind diess Hol^ ftäbcheu, die mit Maschinen, ähnlich wie die runden Züudho.^ftäbehe.., gefertigt werden. Sie haben die gan^e Länge einer Fensterbr.^ite und sind mit einigen ^ehnüren oder Bändchen aneinander hes^.stigt, so ^ass sie eine Art Zeng bilden, das in der Richtung der Stäbchen steif, in der der Verbindungsschnüre aber aufrollt ist. ^ie ^täbcheu sind theilweise gefärbt. Die Stores stellen sich dadurch gewissermassen als quergestreifte Teppiche dar. Wenn wir diese Versuche unter dem Ge.^ sichtspun^ der Zimmerdeeoration nicht gerade für sehr gelungen halten konnen und über ihre Zweckmässigl^eit und Solidität keine Erfahrungen anzuführen ver.uogen, so halten wir doch den Gedanken, derartige Blatten darzustellen , nicht sür ^..üssig und die Stoffe selbst mancher Ver^ wenduugen sähig. Man hat z. B.^ zuweilen Decken von Strohhalmen

in gan^ ähnlicher Weise aneinandergefügt , die ans Tischtücher gelegt

werdeu, uni solche vor B..sehmu^ung zu schüfen. Die Holztaseln würden gewiss weit besser entsprechen.

Von M a h l e r - S e g e s s e r in L u z e r n sind ganz dünne Holztafeln ausgestellt, eine Art fast papierdünner, glattgehobelter ^ourniere aus verschiedenen .Holzarten. Solche aus Tannenholz (vielleicht auch ans

377 Ahorn^) in kleine Blättchen geschnitten und bedruckt dienen zu Visitenkarten. Zarte Holzer mit Maser oder Zeichnung liefern Blätter, die aus andere Gegenstände ausgeklebt, diesen das Ausehen schoner Holzarbeit geben. Wir haben in Deutschland Zimmer in solcher Auskkeidung gesehen , die das Ansehen unsrer alten Holztäselung aus harten dunkleren Holzarten haben. Bostamente von Säulen , .Lambris in grosseru Sälen sahen wir in ähnlicher Manier bekleidet. Feuchtigkeit und starke Abuül^.ung erträgt dieses Dekorationsmittel nicht , trolzdem mag es ^älle genug geben , in welchen es erwünschte Dienste leisten kann und wir halten es darum als in unserer Ausgabe liegend, unsere Banteehniker aus diesen Ausstellungsgegenstand ausmerksam ^u machen.

Es waren von den beiden ..andern Ausstellern Malereien ans Holz

und Bilder in ^piegelrahmeu und Rahmenstäbe ausgestellt.

K l a s s e I6.

Glaser n.^ .^s^l^aa...^.

B r e i s r i c h t e r : 1. Beligot, Mitglied des Justituis, Brosessor, Bräsident. 2.^G. B o u t e m p s , Fabrikant, Berichterstatter, beide süx Frankreich. 3. J o n e t , Mitglied des Repräsentantenhauses für Belgien.

4. H.. s e n e le v e r . Dr., Direktor der Gesellschast Rhenania, für Brenssen und Rorddeutschland. 5. R a s c h , Fabrikant, sur Oestreich.

Anzahl Schweizerischer Aussteller : 3 Jm Jahre 1.^57, nach der schweizerischen Ausstellung, die in Bern stattsand, haben wir auf Grundlage mehrseitiger Ermutigungen sestgestellt, dass I4 Glashütten ^n jener ^eit in der Schweiz bestanden, .wo.^ von aber drei ihre Arbeiten eingestellt hatten. Es sind seit jenem Jahre zwei neue Etablissemente entstanden , eines i^u Berner Jura und eines in Gens, ^welch legeres indessen bald nach seiner Gründung li^ni-

dirte. Gegenwärtig bestehen noch snr Taselglassabrikation drei Glas-

ofen ^wei davon - Roche und Montiers , im Besi^e eines der Aussteller, A. E ha te la i n in Montiers - und einer in Bellela.^) im Berner Jnra. Von den beiden Glashütten im Kanton Granbünden, iu Land.^nartau und E^ns ist die erstere seit ^rühjahr dieses Jahres eingestellt worden, der andern steht ein ähnliches ^oos bevor, sobald der Holzvorrath ausgebraucht ist. Eiu Glasoseu iu Mels , im Kautou St. Gallen , aus Holzseuernng eingerichtet , wurde vor einigen Jahren ebenfalls abgebrochen , soll aber wieder ausgebaut und mit Ste.iutohlen (wahrscheinlich Gasfeuerung) betrieben werden. Wir werden sür die Zukunft etwa 3^-4 Glashütten haben, die Tafelglas sabri^iren.

Die übrigen Glashütten beschäftigen si.h meist mit ordinärer Gobletterie, eine davon mit seinern Hohlglaswaaren.

Es sind deren 2 im

378 .Canton Schw^ (Lachen und Küssnacht) , 1 im Kanton Unterwalden

(Hergisw^l) , im Kanton Luzern (Flühli im Entlebueh) , 1 im Kan-

ton Freiburg (Semsales) und in Monthe..., im Kanton Wallis. zusammen 6 Etablissemente , die Hohlglas fabriziren. Wenn von einem einigermassen blühenden Zustande der Glassabrikation seit langer Zeit schon nicht die Rede sein konnte, und wenn in den letzten zehn Jahren wieder Abnahme eonstatirt werden kann, so trifft diese mehr die Taselglasproduktion, als die Hohlglassabrikation , die seit 1857 ihren Ve...

stand nicht wesentlich geändert hat.

Die letzte eidgenössische Volkszählung ergab in den Kantonen Bern, Lnzern, Schw...^, Ridwalden, Freibnrg, St. Gallen, Graubünden, ^ Wallis ,^ Reueuburg und Gens zusammen die Zahl von 424 ^), mit Glassabrikatiou direkt ^) beschästigte Judividuen. Es sind hier mitgezählt einige kleinere Jndnstrien., z. B. die Fabriken von Uhrgläsern, deren mehrere (im Val travers 2) bestehen.

Die Leiden der Glassabrikation in unserm Lande lassen sich auf eine einzige Ursache zurückführen . die hohen Breise des Breuumaterials, aus welches sie augewiesen ist. ^ie theilt dieselben mit sämmtliehen p^roteehnischeu Gewerben, z. B. den metallurgischen, deren Produkte der Kraft der Hitze zn verdanken sind , während die Handarbeit die sekundäre Bedeutung hinsichtlich des Kostenaufwandes hat. Das Beiden

der Glasindustrie ist ein doppeltes : ..^icht nur dass die Erzeugung des

Glases , das Glasschmelzen , bei uns theuer zu stehen kommt, sondern es müssen auch die hauptsächlichsten Materialien zur Glaserzeugung, schwefelsaures ..Patron (Pulsai.) und Soda (Sodasalz), meist aus Lander.. bezogen werden, die sie wegen billigeru Brennmaterials wohlfeiler pxoduzixen. Eiue R...beneinanderstellu..g der Durchschnittspreise der Steinkohlen, des ^odasal^es und des Sulfats in Belgien, welches eiues der

hauptsächlichsten Glas einführenden Länder für uns ist , und in der Schweiz wird die Situation uusrer Glasindustrie ziemlich klar beleuchten.

Ein Eentner(50 Kilogr.) Steinkohlen kostet in Belgien 50 Eentiu.es,

in der Schweiz, je nach der Lage der Glashütte, ^r. 1. 50 - Fr. 1. 75.

Das Klaster Tannenholz von 3^ .^änge zu 20 Rentnern gerechnet und zu 20 Fr. , was im Kanton Graubüuden und im Jura bis zum Etablissement wenigstens angenommen werden muss, leistet an Heilkraft nicht mehr als 12-14 Eentner guter Steinkohlen. Es wird bei uns ...) ^ie Unterscheidung in ^Melster^ und .,Gehülfen.., welche die Tabellen an^ geben, ist nicht gut zutreffend, wa^ denjenigen begreiflich erscheint , der dl^ aus dem alten Zunft^ nnd .^ewerbsgenofsenschaft^leben entnommenen ^omenelaturen kennt, ........ gerade in dem fraglichen Gewerbe Geister durchaus nicht gleichbedeutend ist mit selbststandigem Unternehmer^

^^ Die Angehörigen der direkt Bethaligten , die Fuhrleute für ^olz , .^oh..

Material und Glas find nicht mitgerechnet.

379 also mit 20 ^r. Ausgabe ein Effekt hervorgebracht, der den belgischen

Glassabrikanten 6-7 Fr. kostet.

Das Sulfat kommt in Belgien die Tonne aus höchstens 110 Fr., d. i. der Eentner Fr. 5. 50, hier aber ans 8 Fr. zu stehen.

Das Sodasalz erhält der belgische Glasfabrikant zu Fr. 14 Fr. 14. 50 den Eentner, während es hier aus Fr. 17. 50 --. 18 Fr.

zu stehen kommt.

Nehmen wir als Beispiel einen Glasosen, der in zehnmonatlichem Gang und bei zwei Monaten .^tillestaud für Reuaufbau 10,000 Eentner geschmolzenes Glas zum Werth von 20 Fr. , also für 200,000 Fr.

.^Glas jährlich hervorbringt.

Rach einem als sehr gut erkanuten Sat^e dient für Herstellung von

1000 .^ weissem Tafelglas, zu dessen Schmelzung und Verarbeitung 2,5 Klafter Tannholz oder 35 Eentner Steinkohlen nothig sind :

260 .^ Glaubersalz die hier kosten .^r. 20. 80, in Belgien ^r. 14. 30 45 ,, Soda ,, ,, ,, ,, 7. 87, ,, ,, ,, 6. 25 712 ,, Sand l der Breis kann 225 ,, Kalk ^ als gleich ange.^.a^

^

23 ,, ,, Kohle ^ nommeu werden.

Holz kostet hier . . .^ ,, 50. -, ,, ^r. 78. 67

,,

,. 17. 50 Fr. 38. 05

Wird die Arbeit an beiden Orten als gleich viel kostend angesehen,

was indess nicht gan^ richtig ist, da .oir ungünstiger stehen, so sieht man , dass das Brenn- und Rohmaterial unsre Fabrikanten mehr als

doppelt so hoch zu stehen kommt als die belgischen. Der Eentner Glas, den wir zu 20 Fr. Werth annehmen , kostet an dem hauptsächlichsten Material in einem ^all ^r. 7. 86 , im andern ^r. 3. 80 , und ein Ofen, der 10,000 Eentner jährlich produzirl., hat hier sür Holz 50,000 ^r.

auszugeben, der gleich viel produzirende belgische 17,500 ^r. sür ^teinkohlen .

Jn der preußischen Rheinproviuz stellen sich die Verhältnisse ganz ähnlich , sür Frankreich müssten die oben sür Belgien gemachten Ansähe etwas, aber nicht bedeutend, erhoht werden.

Man konnte leicht mit andern Mischungen e^empliren , in welchen

das Missverhältniss der Kosten noch deutlicher auftritt.

Kanu im vorliegenden ^alle durch das Mittel auderer Zolltarifrungen et^as zu Gunsten der Glasfabriken geschehen .. Wenn in sehr vielen andern fällen das Bestreben der Behörden dahin g^heu muss, der ^lusf...hr unserer Erzeugnisse deu Weg zu erleichtern, so kann diess Mittel uns hier aus doppeltem Grunde uichts helfen : 1^) weil nach Obigem die auswärtige Fabrikation an sich schon günstiger gestellt ist,

380 und 2) weil die Zollange jei.,t schon sehr massig sind. Es bezieht der Zollverein^ z. B. ^r. 2 sur den Eentner eingehenden Fenster- oder weisseu Hohlglases (mit Berechnung von 23 .^ Tara), Frankreich für Fensterglas Fr. 3. 50, für Glasflaschen Fr. 1. 30 sür 100 Kilogramm.

Unser Einsuhrzoll beträgt Fr. 3. 50 sür den Bruttoeeutner Fensterglas und weisses Hohlglas , also der fraglichen hauptsächlichst kousumirten Glassorten. Au eine Erhohung des Einfuhrzolles ist daher wohl kaum zu denken , er ist je^t schon hoher als der unserer zumeist in ^rage.

kommenden Rachbarn.

Die Lage kann sich nur dadurch einigermassen verbessern, dass unsere Glassabriken 1) überall da, wo ein verlangter Wärmeesfekt mit Steinkohlen billiger zu stehen kommt als mit Holz , was natürlich je nach ^ der Gegend wechselt, sich aus Steinkohleuseurung einrichten, und .....) ^dass sie sich die Oseueonstruetionen aneignen , bei welchen anerkanntermaßen Brennmaterialverminderuug zulässig ist.

Man kaun die Quantität des jährlich in der Schweig produzirten Glases aus 60-70,000 Eeut..er anschlagen, wenn mau die oben an-

gegebene ^.senzahl zu Grnnde legt und das Verhältnis der Hohlglasfabrikation zur T..selglassabrikation etwas berücksichtigt.

Die Glaseinsnhr in den legten zehn Jahren gestaltete sich folgendermassen : ^.

Grüne und

.^.

Fensterglas und

C.

.^ristall^

braune Flaschen. weißes ^ohlglas. glas.^

1856 1857 1858 185.)

1860 1861 1862 1863 1864 1865^) 1866

Ctnr.

10,464 12,246 13,642 14,973 20,747 18,54l 16,770 14,239 15,920 15,591 19,064

^tnr.

8,366 10,535 13,230 1.^,912 18,380 17,866 18,451 20,07..)

2l ,225 19,187 1.^,734

Clnr.

^.

l^.

Spiegel und Glasstangen,

Spiegelglas. gemeine mas^ 2 Kategorien. si....., Glas^

2,217 2,751 3,047 3,584 3,939 4,176 4,888 .^,941 5,976 .^,579 5,064

Ctnr.

2,017 2,168 2,486 2,387 2,371 2,781 .

2,894 3,177 3,184 2,735 3,001

li^en.^e.

Clnr.

4^2 172 280 209 272 190 13l 196 238 116 200

...) ^ine .Rubrik der .^infuh^abelle, worin Glas ^oxkom.nl^ das zu 8 ^r. der Centner verzoll^ werden muß, find Glasperlen, die aber m^ Sta^l. und ^elall^ perlen zusammen geworfen find , s^ daß ans dieser Aufzeichnung gar nichts her..

vorgeht.

^^) Seit dem .^nkrafllre.^n der Verträge mußte die Eintheilung in den Cln..

fuhrlisten etwas ^erandert werden , der Einfluß auf unsere Zusammenstellung ist

indessen nicht beträchtlich.

381 Die Zunahme der Einsuhren ist also in sehr starkem Wachsen begriffen. Jn allen 5 obigen Kategorien betrug sie im Jahre 1856

23,526 und 1866, 43,063 Zentner, d. i. nahezu das Doppelte. Be-

denkt man , dass die Rubriken C und D viel theurere Glassorten betreffen, als alie die, welche im Lande gemacht werden (unr eine Glas-

hütte, im Wallis, macht Kristallgläser, Spiegel werden gar nicht gemacht), so wird klar , dass der Werth des eingeführten Glases dem des im Lande erzeugten ^.anz nahe kommt.

Die Glasausfuhr findet meist an der südlieheu Greu^e statte ste

ist nicht bedeutend. Jn der Regel bewegt sie sich um 2000 Eentner, .

1865 ausnahmsweise hob sie sieh aus 5000 Eentner. Ohne Zweifel ist ziemlich viel Glas aus dem schweizerischen Zwischenhandel dabei.

Von den 3 Aus.stellern erhielt A. Ehatel.ain in M o u t i e r s , der sich seit lauger ^eit um die ^..rassische Glassabril.ation verdient machte, eine . B r o n z e m e d a i l l e .

K l a s s e 17.

^orzelau, .^enee und Ln.r^efchirre anderer Art.

V r e i s r i c h t e r : 1. R e g u a u l t , Mitglied des Justiluts, Professor , Direktor der Borzelaumanufaktur in ^evres , Bräsideut.

2. D o m a r t i u , Kausmann , beide sur Frankreich. 3. E h a u d e l o u , Brosessor in Lüttich, Berichterstatter, für Belgien. 4. Baul March, Fabrikant, für Breussen und Rorddeutschland. 5. G. ^ u l p h e n für Ehina. 6. W. E. G l a d s t o n e . Parlamentsmitglied. sur Grossbritannien.

Anzahl Schweizerischer Aussteller F a y e n e e f a b r i k in R^ou.

1.

Aus einer internationalen Ausstellung konnte unsere ^a^eneesabrikation nicht grosse Beachtung ausprechen. Es wird durch sie, wie sie heute bestellt ist, mancher bescheidneren ^orderuug einheimischer Konsumenten entsprochen , aber weiter reicht es uicht. Technisch .venig begünstigt, durch theures Brennmaterial uud, wenn auch dieusame , doch keiueswegs ausgezeichnete Rohstoffe , kommerziell gehindert durch die Zolle der Rachbarläuder, die aus eiu schwer ins Gericht fallendes und au sieh uieht hoch im Breise stehendes Brodukt doppelt drückeu Frankreich erhebt, wie für manche andere Gegeustäude, auch für ^a.^enee einen Wertzoll. Derselbe betragt nach dem ^ertrag 15^, was alle Einfuhr uumoglieh macht), haben wir uns nur ^u wuuderu , dass diese Jndustrie so viel leistet, wie das Ausgestellte. Die Aussuhr von gebrannten Geschirren aller A r t : gewohuliehe Topser^vaare, ^teiugut, Fa^enee und Borzelau (legeres wird in der Schweiz nicht gemacht),

382 .beträgt Alles in Allem 3---4000 Zentner, wovon ^ aus die tessinische grenze kommen und wohl nur dem Grenzverkehr in ordinärem Geschirre Anzuschreiben sind, während an Borzelan und Fa^enee durchschnittlich

ungefähr 16,000, an geringerer Töpferwaare 12,000 Eentner jährlich

eingesührt werden.

B l a s s e 18.

Teppiche und ^.belstoffe.

Keine Betheiligung von Seite der Schweiz.

B l a s s e 1..).

Tapeten.

Keine Aussteller aus der Schweiz.

K l a s s e 20.

. ..^esserschmie^aare^.

P r e i s r i c h t e r : 1. General G u i o d , Präsident. 2. Dube.^, Ingenieur, Berichterstatter, beide für Frankreich. 3. K. K a r m a r s c h , Direktor der polytechnischen Schule in Hannover, sur ^reusseu und Rorddeutschland. 4. W. S t a d e für die nordamerikanische U..ion.

5. W o sten h o l m sür Grossbritannien.

Anzahl Schweizerischer Aussteller 1.

Die ausgestellten Messer zeigen von geschickter Handhabung des ^Geschäftes, geben indess zu weitern Bemerkungen nicht Veranlassung.

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Bericht über die Betheiligung der Schweiz an der allgemeinen Kunst- und Industrieausstellung in Paris 1867.

In

Bundesblatt

Dans

Feuille fédérale

In

Foglio federale

Jahr

1868

Année Anno Band

1

Volume Volume Heft

10

Cahier Numero Geschäftsnummer

---

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

07.03.1868

Date Data Seite

319-382

Page Pagina Ref. No

10 005 710

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