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Schweizerische Bundesversammlung,

Die gesetzgebenden Räte der Eidgenossenschaft sind am 6. Juni 1898 zur ordentlichen Sommersession zusammengetreten.

Neugewählte Mitglieder : N a t i o n a l rat: Herr B o s s y , Alois, von und in Freiburg.

Stände rat: Herr C a r d i n a u x , Louis, von Chatel-St-Denis, in Freiburg.

,, de P r e u x , Charles, von und in Siders.

C h a p p a z, Achille, von Monthey, in Sitten.

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Im N a t i o n a l r a t eröffnete der abtretende Präsident, Herr Dr. G r i e s h a b e r , die Session mit folgenden Worten : Meine Herren Nationalräte !

Zum letztenmal habe ich die Ehre, Ihnen von dieser Stelle aus den Gruß und Willkomm in der Bundesstadt zu entbieten.

Die hinter uns liegende Legislaturperiode war für uns eine etwas angestrengte ; nur mit bester Ausnutzung der Zeit und mit Zuhülfenahme außerordentlicher Sessionen ist es uns möglich geworden, die reichbesetzten Traktandenlisten zu bewältigen. Unter den zahlreichen Verhandlungsgegenständen nahmen die beiden größern gesetzgeberischen Arbeiten über den Eisenbahnrückkauf und die Kranken- und Unfallversicherung eine besonders hervorragende Stellung ein. Das Gesetz über den Eisenbahnrückkauf ist in beiden Räten zu Ende beraten worden und hat die Feuerprobe der Volksabstimmung mit Glanz bestanden. Das Gesetz über die Krankenund Unfallversicherung harrt noch der Beratung im Ständerat; möge auch dieses Gesetz eine Gestaltung erhalten, welcher das Schweizervolk seine Genehmigung erteilen kann, und möge das-

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selbe berufen sein, bald auf weite Kreise der Bevölkerung seine wohlthätige Wirkung auszuüben !

Über die wichtigen Vorgänge, welche sich vor 100 Jahren, anno 1798 in unserm Vaterland abgewickelt haben, habe ich mich bei Beginn der Aprilsession ausgesprochen. Gestatten Sie mir heute, mit ein paar Worten auf eine Erscheinung der Gegenwart zu sprechen zu kommen. Plötzlich, wie der Blitz aus heiterm Himmel, sind in Italien Revolten ausgebrochen, von welchen diejenige im benachbarten Mailand eine besondere Ausdehnung und Gefährlichkeit annahm. Infolgedessen scharten sich die vielen italienischen Arbeiter in der Schweiz in einzelnen Kantonen zu Hunderten zusammen, um durch den Kanton Tessin nach Italien zu eilen. Bei dem Gedanken einer massenhaften Überflutung eines exponierten Kantones in einem so kritischen Momente konnte man sich einesteils eines gewissen Gefühles der Besorgnis nicht erwehren, während andererseits die behördlich angeordnete Überlieferung solcher Zuzugler an die italienischen Behörden zu energischen Protestversammlungen 'Veranlassung gab. Mit unserm Urteil über das Verhalten des Bundesrates in dieser Angelegenheit wollen wir zurückhalten bis nach Prüfung des in Aussicht stehenden bundesrätlichen Berichtes. Dagegen erlaube ich mir, auf die Zweckmäßigkeit aufmerksam zu machen, schon jetzt bei den gegenwärtigen ruhigen Zeiten darauf Bedacht zu nehmen, für die Zukunft eine Wegleitung zu suchen ; denn was diesmal gut und ohne Schaden für den Bund oder einen Kanton vorübergegangen ist, könnte ein anderes Mal doch noch verhängnisvoll werden.

Bei dieser Gelegenheit nehme ich noch gerne Veranlassung, Ihnen mitzuteilen, daß die Abordnung, welche Sie an die Centennarfeier nach Lugano gesandt haben, daselbst freundeidgenössische Aufnahme gefunden hat. Die Feste nahmen einen schönen, würdigen und patriotischen Verlauf. Besonders erfreulich war tür Ihre Abordnung die Wahrnehmung, daß die verschiedenen Parteien Tessins, mögen sie unter sich noch so viele Fehden auszufechten haben, doch in einem Punkte einig gehen, in einer gemeinsamen guteidgenössischen Gesinnung.

Zum Schlüsse erübrigt mir noch, Ihnen, verehrte Herren Kollegen, die wohlwollende Unterstützung, die Sie meiner Geschäftsleitung haben angedeihen lassen, von Herzen zu verdanken.

Damit erkläre ich die Session für eröffnet.

Die Neubestellung der Bureaux ergab folgendes Resultat: Nationalrat.

Präsident :

Herr T h è l i n, Adrien, von Bioley-Orjulaz in La Sarraz.

Vizepräsident: ,, H e l l e r , Hermann, von und in Luzern.

Stimmenzähler : ,, S t a u b , Jos. Othmar, von und in Goßau.

,, M o s e r, Johannes, von und in Klein-Andeln'ngen.

,, P a i l l a r d , Emile, von Ste-Croix, in Yverdon.

,, Z i m m e r m a n n , Johann, von Lyß, in Aarberg.

Ständerat.

Präsident : Herr H i l d e b r a n d , Joseph, von Cham, in Zug.

Vizepräsident : ,, S i m e n , Binaldo, von .Bellinzona, in Minusio.

Stimmenzähler: R o b e r t , Arnold, von und in Chaux-de-Fonds.

D ä h l e r , Edmund, von und in Appenzell.

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08.06.1898

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