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Schweizerisches Bundesblatt.

XV. Jahrgang. lll.

Nr. 39.

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29. August 1863.

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der

kommission de.... Nationalrathes über die Rhonekorrektion.

(Vom 25. Juli 1863.)

Tit..

Raehdem der Bundesrath in seiner Botsehast vom 1..). Januar 1863 Jhnen in einl.isslieher Weise den gesammten Gang und den gegenwältigen Stand der Rhonekorrektionsangelegenheit vorgeführt hat ; nach...em die beiden eidgenossischen Experten Blotnitzki und H a r t m a n n in drei sueeessiven Berichten ) sowohl die zum Behuse der Rhonekorrektion notwendigen Arbeiten näher angegeben und im Detail beschrieben , als die hiefür erforderlichen kosten, so weit die vorhandenen Vorarbeiten es gestatteten, im Einzelnen berechnet und den Gesammtkostenbetrag zusammengestellt haben, und nachdem endlich die .kommission des Ständerathes

mit lebhasten Farben das Unglük und die traurige Lage des Landes

W al lis, so wie den fortwährenden, sast ausreibenden Kamps der Walliserbevolkerung gegen die zerstorendsten Naturereignisse geschildert und zugleich die Urgenz und Opportunität eiuer schleunigen und krästigen Unterstüzung Seitens des Bundes zur beforderliehsten uud durchgreifenden Bändigung der Rhone und ihrer Seitengewässer dargestellt hat,) nach allen diesen Jhuen, Tit., bereits im Druke vorgelegten Berichten müsste die nationalräthliche Kommission befürchten, mit einem län-

Siehe Bundesblatt v. J. 1863, Band I, Seite 269.

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Bundesblatt. Jahrg. XV. Bd. III.

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470 gern Referate Jhrer Tit. Behörde nur Wiederholungen uud schon Bekanntes mittheilen zu können.

Wir beschränken uns daher mit ausdrüklicher Hinweisüng a..s das oben aufgezählte Aktenmat^.rial darauf, Jh..en, Tit., zunächst zn melden, dass auch Jhre kommission sieh an Ort und Stelle eine klare Anschauung der Verhältnisse einholen zu sollen geglaubt hat, und dass wir in Folge dessen nun keinen Anstand nehmen , mit Bezng ans die .^orre^ion der Rhone und ihrer Seitenslüsse einstimmig und au.... voller Ueberzeugnng Jhnen den Antrag zu hinterbringen .

,,Es möge auch der R..tionalrath dem vom Ständerath ge,,fassten und von. Bundesrathe beantragten Snbventionsbeschlüsse ,, beitreten und mit dieser rettenden That ohne längeres ^ogern^

,,die Bekämpfung eines Uebels ermöglichen , das in immer stei-

Agenden Proportionen am Marke eines unserer Bundesgl.eder ,,zehrt^.

^.o oft ein einzelnes Judivi.^uum im Dienste für das öffentliche Wohl eine ansserordentliche ---. wenn auch nur momentane --. Mnthund .^rastentwiklung beurkundet, wird es als Aufgabe einer gesunden Staatsmoral angesehen, solchem Heroismus öffentliche Anerkennung zu zollen.

Wenn wir nun aber einen ganzen Volkstheil Jahrzehente und Jahrhunderte hindurch im beständigen Kampse mit ^en wilden Ratnrelementen begriffen sehen, wenn wir wahrnehmen, wie unsere Mitbrüder, troz den fast in jedem Jahrhunderte sich wiederholenden gewaltigen Bergstürzen, troz den Generation um Generation heimsuchenden Erdersehütterungen, troz den alle Jahrzehende, ja in neuester ^eit leider sast Jahr für Jahr sieh wiederholenden Ueberflnthungen des fruchttragenden Bodens bald dnreh Glets^hereutleerungen, bald durch Lawinenstürze, und am hänfigsten dnreh das Austreten der Rhone und ihrer ..^eltenznslnsse , immer und immer wieder uuentmuthigt und unernn.det kräftige .^and anlegen , um Haus und Feld zu sehnen und gegen neue Gefahren zu sichern, wenn wir die S..mme dieser Arbeit und dieser Ausdauer in Anschlag bringen: dann, fürwahr l dürfen aueh wir nicht länger zogeru, einmal ^ie bundesbrüderliehe Hand zu bieten, un. gemeinsan. und mit verstärkten Mitteln den ^eind zu bändigen , der verwüstend die südwestlichen Gauen unsers Sehweizerlandes heimsucht.

Zu diesen allgemeinen Gründen für Anwendung der ^on der nenen Bundesoerfassung vorgesehenen Bundeshülse kommen aber bei der Rhone..

korrel.tion noch folgende Moment.. der Dringlichkeit und Zeitge.uassheit

hinzu.

Erstlich ist es eine betrübende Thatsache, dass die Ueberschwemmungen und Wasserverheerungen im .^a..to.. Wallis von Jahr ^u Jahr ^unehmen und immer häufiger^ sich wiederl.olen, und dass sie mit d.^n bisher

471 in Anwendung gekommen, sporadisch und vereinzelt angewandten Mitteln nicht mehr mit Aussicht aus Erfolg bekämpft und verhütet werden Tonnen.

,,So lange die Eindämmung der Rhone und ihrer Seiteu^uflüsse, erklären die ^perlen, nur an den notwendigsten Stellen, in zerstreuten, kleinen ...^trekeu ausgeführt wird, um erst nach und nach zu einer ..^esan.mtkorrektion zu gelangen, so wird man wohl kaum das wüuschbare Resultat erzielen; denn die halbvollendeten Bauten werden bei jedem Hochnasser wieder mitgenommen und so die vorhandenen Mittel und graste vollends aufgerieben.^ ^ Z w e i t e n s wird eine systematische, rationelle und zugleich kousolidirte Eindämmung der Rhone und damit verbundene Korrektion des Dauses derselben weitaus an. wohlfeilsten und leichtesten mittelst einer Kombination d.s E i s e n b a h n b a u e s mit der F l u s s k o r r e k t i o n erzielt. Rh.ht nur w.rden doppelte Bauauslage.. und doppelte Laudaushebungen dabei verm.eden, sondern der Unterbau der Eisenbahn , der jeweils unter klugen u..d iu gutem Stande behalten werden muss, bildet ein weit festeres Ar^re-bord, als diess sonst bei gesonderten Bauten der Fall wäre.

Nachdem man diessfalls mit der Li^ne d'Itahe die nothigeu Vereinb^ruuge... getroffen und diese gemeinsamen Arbeiten, auf der ...^tr.^e gegen Widers hin, s^hon in Angriff genommen worden find, wäre es wirklich ^. bedauern, wenn in Folge der Verzögerung der Rho^ekorrektioussrage dieses, beiden Theilen so nüzliche Verhältniss wieder in ^rage gestellt werd.n wollte.

D r i t t e n s erheischen auch die^ Rüksichten für die grosse ^implon.^ route, an dereu fortwährender ^rattikabilität nicht uur Wallis, sondern di^ gesammte Westsehweiz und unsere internationalen Beziehungen interessirt sind, eiue besorderliehste Jnangrisfnahme der Rhonekorreklion , denn seit 1860 wurden fast alljährlich ein^elue Strassenstreken unter Wasser ^eiezt und zeitenweise der ganze Verkehr im Wallis unterbrochen ; end-

li.h hat

V i e r t e n s schon die bl.osse Aussicht^ auf eine nahe Bundesunterstü^ung, sowohl.^bei der Gesammtbevolkernng von Wallis, als insbesoudere bei den zunächst betheiligten Gemeinden, neuen Muth u^d neue Arbeitsluft gewekt und zum Theil eine ^pserwilligkeit wachgerufen, welche ^u täuschen eine harte Unbilt wäre. ^o l^at die einzige Geineinde Raron bei sehr bescheidenen Vermogensverhältnifsen auf gan^e Stunden Länge hinab die Rhone bereits normal eingedämmt und sich hiefür eine Sehnl.^ denlast von 90-^100,000 Franken nebst einer jährliehen ^nhrsteuer von

24 ^.^ aufgebürdet.

Ebenso hat der Grosse Rath von Wallis die Wuhrgese^e von 18l 8 und 1833, wie Jhnen in den Berichten des Mähern anseinandergesezt worden ist, revidi.rt, die Beteiligung des Kantons erhoht und die Geneigtheit ausgesprochen, sürderhiu auch im Forstwesen strengere und wirks.uuere Maßnahmen zu treffen. Endlich darf mau .

472 F ü n f t e n s nicht übersehen, dass es auch der Bnndeskasse immer schwerer fallen wird, durch neue grossere Ausgabeposten das Jahresbüdget ^u beschweren, nud dass es daher gewiss gerathen ist, da zuerst zn helfen, wo die Roth am grossteu ist, indem gerade bei Uebelständen, wie die im Wallis vorherrschenden , die alte Regel ihre Anwendung findet, dass derjenige, welcher rasche Hülfe gewährt, doppelte Hülfe bringt.

^ndem Jhre kommission somit schon in dieser S^nng d.e R^onekorrettionsfrage prinzipiell zu losen und den Bundesbeitrag gleich jezt festzustellen beantragt, erlaubt sie sich mit Be^ug ans das zu befolgende und den Berechnungen der Experten zu Grunde gelegte B a u s ^ s t e m ^nr in Kür^e nachstehende Bemerkungen .

Das gan^e Werk zerfällt in ^vei H a u p t p a r t h i e n , namlich ^ V e r b a u u n g und K o r r e k t i o n der W i l d b ä c h e , und Eindämmung und K o r r e k t i o n der R h o n e selbst. W ...... nun die Wildbäche betrifft, so erinnern wir .daran, dass sieh über 22 grossere Seitenznflüsse ans .^en Rebe..thälern des Wa.lis in die Rhone ergiessen. Die Langenaus..ehnung der Seitentäler ist aber sechsmal so gross als die des Rhonethales selbst. Run aber bringen gerade diese Seitenzuflüsse jeweilen jene Was.erflutten und jene Geschiebsmassen mit sich , welche die Rhone in ih.em Laufe hemmen , ihr Bett ausstauchen , dadurch die Gewässer über die Dänune hinaus treiben und all^ jenes U^glük herbeisühren, welches ^as Land Wallis von Renem erschopst und heimsucht.

Von der Bändigung und Regnlirung dieser S^ten^nslüsse hangt demnach das Gelingen der Rhonekorrektion nnd die Rettnng des Walliser..^ landes ab.

Mit Recht legen daher die Experten das grosste Gewicht daraus, und wir b^anern nur, dass gerade für diese, naeh unserer Ansicht a l l e r w . c h tigste Partie noch so wenige technische Vorarbeiten vorliegen.

l^s freut uns daher

sehr,

dass die Experten ans die sogenannte

Verbauung der Wildbäche mittelst Thalsperren dringen, und

wenigstens 200 Thalsperren fnr uothig erachten. Dieses anderswo im Hoehgebirg von den .Empirikern mit so grossem Erfolge angewandte System zur Verhinderung der Gesehiebsablagernngen und Unterfressungen der Berghalden ist leider von der akademischen Technik noch nicht gehorig gewürdigt und anerkannt.

Um so mehr glaubt die Kommission, hier im Berichte den Bundesrath und den Kanton Wallis auss Eindringlichste einladen zu sollen, alle mogliehe Sorgfalt auf die richtige und zwekmässige Anwendung gerade dieses Systems verwenden und si^h ni^t .uit blossen ungefähren Raehahmungen oder gar mit halben Arbeiten dieser Art begnügen .,u wollen.

Dass sodann die Seitenzuslüsse im Tl^al aneh spizwinklicht in die Rhone geleilet werden müssen, liegt aus der Hand, doeh werden die damit

473 zusammenhängenden Eindämmungsarbeiten um so weniger kostspielig ausfallen dürfen, als es gelungen sein wird, den betreffenden Bach weiter oberhalb gehorig und genügend zn verbauen.

Mit diesen Verbauungen eng verbunden ist aber die .^.ebm.g des Forstwesens und die Bewaldung der Thal- und Sehluehtabhäuge.

Wir theilen hierin ganz die Ansicht des Ständerath..^ , dass eine Behastm.g des Kantons Wallis sur gute Forstordnung um so nothiger ist, als der sreie Waidgang. namentlich des Sehmalviehes, hierin von den

Schädlichsten Folgen ist.

Zur zweiten H a u p t p a r t h i e , nämlich zur Eindämmung und K o r r e k t i o n der R h o n e selbst übergehend, wollen wir Sie nur daran erinnern, dass die Länge des bei der Korrektion in Berüksichtignng kommenden Rhonelaufes 25^ Stunden beträgt, wovon 20 Stunden zu beideu Seiten berechtiget werden müssen , so dass es sich also um eine Wuhrlinie von 45 Stunden Lange oder sasl um dreimal so viel haudelt, als bei der St. Galler Rheinkorrektionsfrage.

Dazu kommt, dass das G e s a l l der Rhone ein hoehst ungünstiges ist. d.mn vom See bis

Brieg beträgt dasselbe im Durchschnitt nur 1,8^., dagegen wird dieses Gefall durch Ausstauungen, wie die bei Verdan, Follataires u. a. m.

ost aus ganze Streken bis aus 1.^ vermindert.

Ueberdiess ist ^as gegenwärtige Flussbelt der Rhone au manchen Orten bereits hoher gelegen als das umliegende Land, so das. bei jedem Hochwasser notwendig grosse ^treken Landes in kürzester ^rist in einen verwüstenden See umgewandelt werden. Es fehlt zwar noch eine genaue Aufnahme des Jnoudationsgebietes. Jndessen dars man den Gesammtfläeheninhalt des im Jahre 1.^60 überschwemmten Landes laut den approx^imätiven Angaben der Jugenieurs auf eirea 2..),000 Jueharten annehmen.

Bei solchen Uebelständen ist begreiflich mit einem zusammenhanglosen Werke nicht zu helfen, und wenn die ganze Rhonekorrektionsarbeit auch in f ü n s gleichzeitig neben einander in Angriff zn nehmenden Abtheilungen vorgenommen werden soll, so muss der Technik doch ein Gesammtplan und ein ineinandergreifendes, sieh gegenseitig ergänzendes und unterstüzendes System zu Grnnde gelegt werden. Dieses System besteht nun in regelmäßigen und konformen Uferverbaunngen, in der Durchschneidung der Serpentinen zur Erzielung eiues kürzern Rhonelaufes, sowie mittels Herstellung einer durchgängigen R o r m a l b r e i t e sür den kleinern wie sür den grosser.. Wasserstand.

Rachdem im Wallis seit Jahren das in den Berichten einlässlieh bes.chriebene .^porrens..stem sich als besriedigend erwiesen und praktisch bewährt l^at, dürste es kaum gerathen sein, von demselben wieder abzugehen, obschon sieh einzelne Stimmen in der technischen Welt dagegen aufsprechen. Aber um so driugender und notwendiger ist dann, dass

474 man bei den a u s z u f ü h r e n d e n B a u t e n s i c h auch g e n a u an den D i m e n s i o n e n h a l t e , die in d e n R o r m a l i e n s e w e i l e n ang e g e b e n s i n d , indem nur so eine solide, regelmäßige Eindämmung und e^n gehöriger Wasserabfluss gesichert wird. Bei der hie und da zn Tage tretenden Neigung , sich hierin beliebige Abweichungen zu erlauben, und zwar ost ohne alles technische Raisonnement, mochten wir dem Bnndesratl.^ in dieser Hinsieht scharfe Aussieht und eine gehorige, geradezu strenge Ueberwachung anempfehlen. Wenn demnach das anzuwendende Bauh.stem als festgestellt angesehen werden muss und dasselbe von allen betheiligten Seiten als Grundlage angenommen ist, so konneu u..ir doeh nicht unterlassen, daraus hinzuweisen, dass die Rhonekorrektionsfrage lange nicht so gründlich nnd umfassend studirt und vorbereitet erscheint , wie z. B. die Rheinkorrektion.

Sie haben aus den Berichten entnommen, dass es noch an der gehorig.m Ausnahme des Jnondationsgebietes, an genügenden Längen- und ^uerprosilen, au allen Detailplanen sowol für die Arbeiten an d..r Rhone als an den Wildbächen fehlt. Wir halten es daher für sehr wünschenswerth und sur uothweudig, dass a l l e d i e s e t e c h n i s c h e n V o r a r b e i t e n in Z e i t e n v e r v o l l st ä u d i g e t u n d g r ü n d l i eh und in ih r e m G e s a m m t ^ n s a ni m e n h a n g no eh r e i f l i eh st u d i r t und e r w o g e n w erden.

Wir glauben, dass man diess ohne wesentliche Verzögerung der Rhonekorrektion selbst noch in den nächsten .Reiten thnn sollte und tl..nn müsse, zumal die früher bei den Bartialkorrektionen ins Ange gesassten Korrei.tionslinien uns wleder an andern ..^rten einzelne Territorial- und .^okalrüksichten ohne diess einen. rationellen , einzig die Gebote der Technik berükstehtigend.en Wuhrbau und einer systematisch in einander greifenden Korrektionslinie ofter hindernd in den Weg zu treten suchen dürften.

Ans diesem Grunde konnte sich Jhre Kommission mit dem vom Bnndesralhe vorgeschlagenen nnd vom ..^..tä.^erathe adoptirten einfachen Art. 2 nicht begnügen, sondern sie glanbte im Dekrete selbst der noch ^n ge.oärtigenden Vervollständigung der Vlane und den weitern technischen llebersichts- nnd Gesammtstudien rufen und die Ausführung der Arbeit au ^iese lester.. noch binden zu sollen.

Jhre Kommission schlägt Jhnen daher bei Art. 2 die Einschaltung eines ^wisehensa^s vor, lautend : ,,Die Arbeiten der Rhonekorrektion sollen den, dem gege^.v^rligen .^Beschluss.. beigelegten, aber dnr..h den Bundesrath sowohl mit Be^ug ans ,, ihren Gesammtzusammenhang , als mit Bezug anf die Seitengewässer, ,,noch ^u vervollständigenden planen gemäss ausgeführt werden u. s. w.^

475 Ferner müsste dann auch im Art. 8 der Zwischensaz .,wie solche in den be.gegebenen Blanen enthalten ist^ durch die Worte :

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,,wie solche in .^en vom Bundesrathe zu genehmigenden Blanen ent.^ ..halten ist,^ erseht werden.

Jn allem Uebrigen stimmen wir dem Dekrete des Ständerathes bei.

Denn wenn in Bezug auf die Regulirung der BartieipationsQuoten aller bei der Rhonekorrektion betheiligten Bartheien auch noch nicht Alles und Jedes vollständig ausgemittelt und bereinigt ist, so betrifft diess nicht sowol den Bund, als den Kanton Wallis selbst.

Es kann, nachdem im .Allgemeinen und unter historisch gegebenen Verhältnissen wohl au.h in angemessenster Weise oie participation des Staates , der Gemeinden., Korporationen. und Brivaten im betreffenden

Grossrathsbeschluss vou Wallis grunds.^lich festgestellt ist, kaum an dem

sein, von Bundeswegen schon je^t eine spezialisirende und detaillirtere Bezeichnung der einzelnen Bflichttheile verlangt werden.

Auch hält Jhre Kommission dafür, dass bei der Grosse, der Sehwierigkeit und der Tragweite des im Wurf liegenden Werkes ein allzukarges ^ubsidienmass Seitens des Bundes niel..t am Bla^ sei , denn wir haben hier mit keinen übertriebenen Kostenanschlägen zu thnn, wobei ein mitwirkender Kanton am Ende aus ^en Bundesgeldern aliein das Ganze erstellt und gar noch ein Spekulationsgeschäft zu machen Gefahr läuft.

Hiesür^ bürgen schon folgende wenige Momente : Beim ersten Kostendevis wurde die Arbeit nach den alten Arbeitslohnen berechnet, wäl^ren.^ schon sezt die Arbeiten mehr kosten und in 12 Jahren bedeutend hoher ^u stehen kommen werden, als sie dermalen devisirt wurden.

Bei der Maurerarbeit ist ^. B. das K^bikklaster nur ^u Fr. 21. 60 angenommen. während z. B. bei Raron dieselbe schon jezt mit Fr. 27 befahlt wurde. Rechnet man aber n ....eh die Grosse der Unterl.^altnngslast hinzu, wofür Wallis allein hastbar gemacht wird, so wird Jeder, .dex weiss, was für eine Bewandtniss es mit Wuhrlasten hat, finden, dass die von Wallis zu übernehmenden Arbeiten. Leistungen und Verpflichtungen so weitgehend und schwer stnd, dass man diesem Kanton jedenfalls einen Drittel des aus 12 Jahre ^u verteilenden Betrages des Kostenanschlages als Subsidie gewähren muss, wenn überhaupt das Werk gelingen und zu Stande kommen soll.

476 Aus diesem Grunde konnten wir uns auch nicht zu einem speziellen Abzug einzelner, von der Li^ne d'It.d^ an Wallis zu bezahlenden Vergütungen entschliessen, und zwär um so weniger, als dieser Betrag den ärmsten Gemeinden zu gut kommen soll. - Jn der That , wenn Sie bedenken, dass z. B. die Gemeinden Ehatillon und Steig nur 400 Seelen, darunter nur etwa 50^60 arbeitsfähige Versonen (die mitschaffenden Frauen inbegriffen) zählen und bei einem Gesammtvermogen von 350,000 Franken eine Wühriinie von Fr. 2 l 6,000 grosstentheils zu übernehmen haben, so wird Riemand diesen Gemeinden die obige Staatsnnterstüznng schmälern und in Abzug bringen wollen.

Aus dem gleichen Grunde stimmen wir auch zu .em vom Ständerath im Art. 1 beliebten Zusage, indem sonst gerade diejenigen Gemeinden, welche aus die blosse Aussicht aus Bnndeshülfe hin sich wieder aufgerasst haben, uni den. Umsichgreifen des Uebels ..eitig zu wehren, sür ihren Muth und ihre Energie in der Weise belohnt würden, dass sie fast leer ausgehen müßten.

Wenn wir uns übrigens in diese Eitelkeiten eingelassen haben, so geschah es zum Theil, weil ans denselben ^am schlagendsten die reellen Verhältnisse sich abspiegeln. Die Verarmung und Entvolkerung eines schweizerischen Landestheiles, dessen Klima und Bodenbeftandlheile zu den fruchtbarsten der Sehwei^ gehoren, geht aus obigen Zahlen recht augenfällig hervor.

Der stoische Muth und die ungebeugte Arbeitskrast eines Bergvolkes spricht zu Jlmen, wenn Sie die sämmtlichen Arbeitshände eines l.leinen Gemeinwesens an der von Renem eingerisseu.m langen Wuhrlinie in Thätigkeit sehen . und bliken ^ie dann hinauf in die Hohe, so begegnet Jhrem Auge der weit von den Gletschern hergeleitete Bewässerungskanal, mit welchem die Bergdorser ihre Al.h.inge erst srnehttragend machen müssen, so dass diese leztern den Rachbarn in der Ebene wenig Hülse weder an Arbeit, noch Geld leisten konnen. Und dass auch der Staat, ohne aus .dem Steuerwege bei den gleichen Gemeinden zuerst sich Einkünfte zn ver-

schassen, nicht grosse Geldbeiträge leisten kann, ergibt sich von selbst.

. Bei so bewandten Umständen ist daher die Anwendung des Art. 2t ^er Bundesverfassung gewiss nicht nur gestattet, sondern auch geboten, und jedenfalls um so mehr gerechtsertigt , als dieser Gränzl.anton bei seinen Beziehungen zum Anslande im Verhält.nss immerhin an den Grän^ollen auch mehr beiträgt, als Kantone im Jnnern der Schweiz, die ihre Märkte innerhalb der Zolllinien haben.

Zum Sehlusse konnte.. wir auch auf die politischen und volkswirthsehastlichen Gründe hinweisen, welche uns an sich schon bewegen konnten,

477 die Rettung eines ganzen Landestheiles und die Hebnng seiner ^roduktivität anzustreben, wenn w^ es nicht vorgehen würden, die ganze Fragen der Rhonekorrektion lieber als eine schone ^rncht unserer neuen sehweizerischen ^erfassungszustän^e und vorab als reinen ...lusfluss unserer eidgenossischen bundesbrüderlichen Gesinnung erscheinen zu lassen.

Genehmigen Sie bei diesem Anlass, Tit., den ...lusdrnk unserer hochachtungsvollsten Gesinnungen.

Bern, den 25.^ Juli 1863.

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Die K o m m i s s i o n s m i t g l i e d e r .

^l. .^. planta.. Berichterstatter.^

^am.^erio.

^ia^et.

Benz.

.^en^eler.

Bernold.

.^s^er.

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Bericht der Kommission des Nationalrathes über die Rhonekorrektion. (Vom 25. Juli 1863.)

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1863

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39

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29.08.1863

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469-477

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10 004 178

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