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schweizerisches Bundesblatt

XV. Jahrgang. l l.

Nr. 22.

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23. Mai

1863.

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des

Hrn.

ferner Munzinger über die Spedition zur Entdekung des Hrn.

Dr. Vogel.

(Vom 27. März 1863.)

An den h. B u n d e s r a t h .

Tit..

Es musste sür den Unterzeichneten eine grosse Ehre sein, dass die .h. schweinisch... Bundesversammlung znm ersten Mal von ihrer Brar.is abwich , indem sie einer wissenschaftlichen Expedition , deren Resultate keinen direkten Rntzen sur die Schweiz haben konnten, Unterstütznng angedeihen liess. Bevor ich ansauge, über meine in dieser Expedition entwickelte Thätigkeit Bericht zu erstatten, mochte ich eine Meinung aussprechen und einen unmaßgeblichen Wnnsch.

Jch glaube nämlich, dass die Erforschung fremder Weltteile uusern Jnteressen nicht so fern steht, wie man es be. unserer Binnenlage zuerst meinen mochte. Jch möchte wünschen, dass die Unterstellung, die in diesem Fall zu meinen Gunsten stattfand, nicht die letzte sei, dass noch manche.. Schweizer in seinem Rame.. und im Rame.. der Wissenschaft es seinen. Vaterlande danken muss, wenn er uene Lander zu entdecken das Glück hat oder in alten Landern nene Menschen. Vielleicht ivird er dem Vaterlande die Schu.d zurückzahlen konneu, indem er ihu..

neue Haudelswege erosfnet. Jch stütze meine Meinung aus die Stellung der Schweig und der Schweizer im .Ausland.

Wir find kein seefahrendes, aber ein Behandelndes Volk. wenn .wir anch vom Meer abgeschlossen sind, haben wir doch nns...r a.ntes Theil

Bundesblatt. Jahrg. XV. Bd. I.

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550 an dem überseeischen Handel. Der Krieg in .Amerika maeht nns so warm, wie jedem Engländer. Wir haben ein grosses Jnteresse daran, ^ass im Orient Ruhe und Friede herrsche.

Wir gehoren leider zu den Volkern, die mit ihrem Schicksal kämpfen , aber wir streiten muthig fort. Die Reugriechen mit erbarmliehen politischen Zuständen, industrielos, dem Geist der Anarchie ver^ fallen, haben den orientalischen Handel an sieh gerissen, und ihre Kolonien in der Levante sind der althelleuischen nicht unwürdig. Aber sie erreichen ihr ^iel mit Aufopferung d..s Charakters und der Ehrlichkeit, sie rninir.m den Handel, den sie zu einem Hasardspiel hinabwürgen.

Die Schweiz, von eifersüchtigen Rationen umringt und umstrickt,^ schickt ihre Sohne mit chren Produkten beladen na^.h Ost und West.

Aber, Gott sei Dank, sie haben Scharssinn ohne Kniffe. sie sind kaltblütig ohne Engherzigkeit, sie spekuliren, wenn der Grieche ans Glück spielt, ihre Hanptwaffe ist eine unverbrüchliche Ehrlichkeit und Solidität.

Wer unsere Liebe zum Vaterlande kennt, dem sollte unser Auswanderung.^trieb unnatürlich s.heinen. Es wnndert mich noch immer, wie ich und mancher Andere freiwillig sieh von der schneeigen Jungfrau wegreissen konnten, der wir uns doch wieder so gern anklammern. Aber .auch unfere Alpen stauen weit in die Ferne und so au.h ihre Sohne.

Jeh habe mieh oft gefragt, wo das lauggefürehtete Heimweh ge^ blieben sei; aber ich glaube ausrichtig zu reden, wenn ich es aus unserer gebildeten ^eit verbanne. Die Bildung macht uns objektiv . je edel..

gebildeter wir sind, um so weniger sind wir an die Scholle gebunden, so stark sich auch der Geist dahin zurücksehnt. Der Schweizer liebt sein Vaterland, aber nicht wie das .^.hier, das nur in seiner Zone lebt, nieht wie die Vslanze, die .our^lt, sondern als ein intelligenter ^ohn fühlt er eine bewusste Liebe zu seiner Mutter. ^.ie schützt ihn uicht mit Flotten, aber sie hat ihn gnt erzogen. Er achtet seine Mitmenschen, wie si..h selbst, er glaubt anch den Reger zur Freiheit geboren und behandelt ihn danach. .^tol.. s^.in gegenüber dem ^rechen, hoflich gegen den Geringsten,

das hat il.m die Republik gelehrt und eine fast abergläubische Achtung

vor dem Gesetz. Riemand moge daran zweifeln, dass diese .Eigenschaften sich anch bei dem wildesten Volk Geltnng verschaffen unl^ Artung abZwingen.

Wenn ieh ans die Bedeutung unseres Handels in der fremde hin.^ ^eise, so wird Riemand in Abrede stellen, dass unparteiische praktische Aufschlüsse noch manchen neuen Weg babnen konnten. Und wenn es Schweizer sind, die der Vorsehung fleh unterziehen, so verleiht il^nen die

republikanische politische Bildung eine praktische , fruchtbare Ausfassnng und Wahrheitsliebe, die. den. flüchtigen, Effekt suchenden Franzosen eben so gut, wie dem in theoretisches Wissen verliebten Deutschen abgeht.

Endlieh sei es gesagt. auch eine Schuld kbnnt... das Vaterland bezahlen. Andere Rationen haben Vlatz sur Alle, uns fehlen Konsulate,

551 wir sind Stiefkinder für alle Fremden. Den guten Willen haben Manche und auch die Wissenschaft ; aber wo sollen wir Gehor finden für unsere Plane, die nur Misstrauen erweckend Wir verlangen ja nicht, dass die Schweiz es den grossen Rationen nachmache; aber ein wenig nachhelfen dürfte sie doch, und ein h. Bundesrath moge es mir verzeihen, wenn ich nicht im personliehen Jnteresse, aber in dem vieler anderer, viel besserer Männer hoffe, dass die mir gewährte Hülfe eine Antezedenz bilde, die

bald in einen massig geregelten Usns übergehen wird.

Die Expedition, deren Mitglied ich war, hat den Erfolg nicht gehabt, den man sieh davon versprechen konnte. Jeder Kenner Afrika^ musste voraussehen, dass eine über Abyssinien weggelenkte Reise nach W a d a i l..ei den nicht übermässigen Mitteln nicht weit führen konnte. Die Jdee, nach Kaffa zn gehen, zerstorte vollends die Hoffnung einer Entde^ung Pogel^s.

Ein zweites Hindern^ war die .Mehrheit der Teilnehmer. Maeaula.^ sagt, ieh glanbe im Warren Hastings, man müsse ans einer grossen Seereise To.^freund oder Todfeind werden. Diese Bemerkung ist eben so wahr für ferne Landreifen. Dort zwängt uns das Meer eng zusammen, hier die Jsolirtheit zwischen fremden Leuten.

Vom Zufall zusammengeworfene Personen konnen nur durch Zufall zusammenpassen. Jn Europa wären sie vielleicht Freunde ; die nnangenehmen leiten der Mensehen treten weniger hervor, da sie kanm das Privatleben berühren. Jn der fremde zusammengebunden, geniren, kränken, verhindern sie si.h, man steht sich zu nah, um den geringsten Fehler der Genossen übersehen zu konnen. Desswegen sind, unserer gewohnliehe.. Logik zuwider, ^ie meisten zusammengesetzten Expeditionen ^u Grund gegangen, während allein stehend Mungo Park, Livingstone, B a r t h reüssirt haben.

Wir sahen bal^ ein, dass uns getrennt wohler wurde. Wir s.chieden, uni in Ehartum wieder zusammenzustossen. Mein lieber und ehrenwerther freund, Herr Th. Kinzelbaeh, begleitete mich aus der Reise durch die Basa.

^.ie Kun.^ma, wie sie sich selber nennen, haben das Land nor.^lieh von Al^ssinien längs dem Mareb und Takase inne. Durch Religion, Gesetz, ^itte, Sprache und Abstammung ebensowohl den Ab^ssiniern, wie dem mohammedanischen Riederländer sremd, wurden sie bei dem Mangel an nationaler Einheit eine leiehte Beute nachbarlicher Raubsucht, und die jährliehen Razzia'... vermehrten nur die feindliehe Abgeschlossenheit. Glück^ lieherweise dachten die Kunama in neuester Zeit daran , steh wenigstens von Einer Seite sicher ^u stellen,. verbanden sieh mit den stärkern Grenzal....ssi.nern von Ad^Jabo und sühren sie nun jährlich durch ihr Gebiet in die Riederlande znr Verwüstung.

552 Jndem wir das Vertrauen der Grasen von Ad'Jabo. gewannen, war es uns ersten Europäern vergonnt, dieses merkwürdige .^oll. zn nntersuchen. überhaupt hat kein Ab^sstnier oder Mohammedaner die W.ilder der Basa friedlich dureh^ogen. Wir durchreisten das Land von ^üden nach Rorden und stiegen dann in die wenig besuchten, nie erforschten Gaue der Barea hinab.

Jeh hoffe, dass diese. Reise andern Europäern den Weg erleichtern wird. Wir konnten den Lauf und Stromcharakter des M^reb endlieh fest bestimmen. Wir sahen ein Volk, dessen nette Häuser und Geräth, dessen r.chige Sitten. dessen ae..entlose Sprache viel an die innerafril.an^ schen Regerstämme erinnern, das aber wenig von dem ph.^isehen Reger- ^ charaktex hat, wenn dieser nieht überhaupt . eine J.lusion der .^...stemmacher ist.^ Denn die Unterschiede der Mensehen erscheinen in der Theorie grell, während der Reisende in der Bra^is so unmerklieh von dem blassesten Nordländer zu dem verzerrtesten Reger geführt wird, dass es ih.n rein unmoglich .w.rd, Grenzlinien zu ziehen.

Der Knnama hat übrigens in Vl.^siognomie, Farbe, Korperbau . nichts von dem sogenannten Reger und weniges Eigenthümliehes. Dagegen scheidet er sich geistig streng von allen seinen Rach^barn: Konse.^uent durchgeführte Gleichheit, keine Aristokratie der Gebart, des Geldes oder des Geistes.. keine Sklaverei; keine Familie. alles geht in der Ge..

meinde aus. Rationalgefühl ohne politische Verbindung. desshalb tro^

dem tapfern Muth Wehrlosigkeit dem Ausland gegenüber. Die Ordnung im Jnnern erhalten durch die Gleiehmässigkeit der Eapazitäten, wo keiner besser .st oder sein will, als der Andere, und durch e.ne unbeschrankt^ religiose Verehrung vor dem Alter, dem gegenüber Mnth, Geist und Geld alle Bedeutung verliereu. Keine Religion, aber eine vielleicht entlehnte Jdee von Gott, den aber kein Ge^et anruft, l.eiu Kultus verehrt.

Grosse Friedfertigkeit de^n Landsmann gegenüber, tiefer .Hass gegen alles Fremde, --- so sehen wir ein Volk, das keinen ^taat und keine Kirche nothig hat, um friedlich und glücklieh zn leben , wenn man es vor dem Luftzug der Ges..hiehte bewahren konute, würde es uoeh hunderttausend Jahre ex^istiren, nicht wie die aristokratischen Raehbarvolker, deren A^elsstolz, Ehrgeiz, Habsucht sie gegenseitig aufreibt, wenn eine giftige Monarchie sie nieht vor dem Selbstmord bewahrt.

Dieses Volk denken wir uns als die alten Bewohner Abyssiniens; ihre Spra.he,. deren Gruudzüge wenigstens uns sassbar waren, mnss mehr Ausschluss geben.

Raeh langem Krankenlager in Kassala kamen wir ans südlichem Umwege dem Atbara nach über Damer naeh Ehartnm.

Hier erhielten wir das Mandat, selbständig weiter zu gehen. .Jch hatte immer ^eu Weg vou Tripolis hinein sur .^en fast allein möglichen gehalten . da die Expedition aber einmal von ^sten eingedrungen war, konnte daran uiehts mehr geändert werden. Um den Bahr-el-Gasal west-

553 lieh zu verfolgen, dazu reichten die Mittel bei weitem nicht hin, da bei den jetzigen Anstanden des weissen Flusses militärische Bedeckung noth^.

wendig ist. Es blieb also nur der direkte Weg über Darsor. Es ist

bekannt, dass ieh aus die Antwort des dasigen Sultans ein Vordringen nicht räthlieh glaubte. Jeh durfte nm so eher den Rückzug antreten, da.

ich vernahm, dass der Weg von Tripolis hinein versucht wurde, und zwar von einem eben so gebildeten, als wahrhastigen und energischen Gentleman, Herrn von B e u r m a n e , von dem ich mir A.les verspreche.

Der Brief des Sultans erlaubte uns einen Besuch am Hos von Tendelti, aber erst aus ein neues Schreiben vom österreichischen .Konsul ^in Ehartnm, was uns jedenfalls mehrere Fiebermonate noch in Kordosan aufgehalten h^.tte. Hoffnung aus Umherreisen in Darsar selbst war keine da ; die zum Vordringen gegen Westen kur^ abgeschnitten : also war keine Aussicht aus einen wissenschastlichen Erfolg.

Ferner gab uns der Sultan gar keine Garantie für unser Leben, und nach allen Erfahrungen selten wir uns einer langen, wenn auch ehrenvollen Gefangenschaft in Darsor aus.

Jch muss jedenfalls mit einigen Erörterungen dem Europäer klar macheu, wol^.er die Schwierigkeit eines Eindringens in diese Länder kommt.

Vorerst verdanken die . mohammedanischen Staaten , die sich am Saume der Wüste auf der Rordgrenze des wasserreichen Regerlandes koustituirt haben, dem Gesühl der religiosen Einheit gegenüber isolirten Heidengemeinden ihre Existenz. Aber die innere Existenz garantirt keine Jdee, keinen Ratioualgeist, da vom Zufall zusammengeworfeue Stämme lange noch nieht ein Volk werden. Wir finden al^o Monarchien, die der Zufall gründet und die Apathie der Gewohnheit und der Mangel an besserem Ersatz bestehen lässt: deswegen verdienen sie keine Geschichte.

Solehe ^ufallsregierungen verschlechtern aber den Einzelnen; das Gastrecht und die damit verbundene Schulpflicht fällt vor der Monarchie, deren unvollendeter Bau hinwieder die .Sicherheit, die damit verbunden war, keineswegs ersetzt. Ferner wird der Einzelne durch deu Absolutismus demoralisirt, da ihm nur .Schlauheit und Betrag zum Recht verhelfen konnen. - Diese Zustände erschweren das Reisen s.^on sehr.

Die Religion, die in dem sinnlichen Afrika, was sie an sittlichem Wertl., verliert, mit dogmatischer Strenge ersetzen ^oill, erzeugt einen unüberwindlichen ^Abscheu gegen das Ehristentlmm. und es scheint besonders unsere Zeit zu sein, worin eine ^teigeru..g des Fanatismus sigualistrt werden muss. Mag der Koran auch uns günstige
Stellen enthalten, so lässt er uns doch, als Ganzes genommen, noch eher verächtlich als hassenswertl.. erscheinen. Der gemeine Mann glaubt jedes Verbrechen, das den Ehristen verletzt, erlaubt. Dieser Abscheu wird durch unsere blasse Farbe verdoppelt, die uus als Stiefkinder der Ratur, als ver-

554 worsene Wesen von einer andern Art erscheinen lässt. J.^h brauche kanm beizufügen, dass wir mit unserer objekiven Auffassung das Gute und Schone in jedem Gewand erkennen konnen, während der subjektive Asrikaner nur. seinem eigenen Selbst und dem ihm Verwandten Gesehmacke abgewinnen kann.

Jetzt denke man sich die eigenthümliche Stellung Darsor's, des ....achbaren der Eg...pter, die ihm Kordofan entrissen haben, und da die Sehwarzen von Haus aus misstrauiseh sind, welches Misstrauen sie gegen jeden Weissen haben müssen, der von türkischem Land hineinkommt.

Run besucht sie der Europäer, dessen ethische Zwecke Riemand begreisen kann, dessen Fragen, Forsehen, Wandern ein Spionage seheinen muss, wenn es der gesunde Menschenverstand der Afrikaner . nicht gar zum Wahnsinn stempelt.

Die^ Europäer haben in Asrika sehon einen Ramen, der, je besser er klingt, desto mehr Gesahr bringt. Dass die Engländer in Jndien, die Franzosen in Algier, also im Land der Gläubigen herrschen , die Altgewalt der Konsuln in der Türkei, das weiss man in Afrika, und die Kunde davon ist kein Empfehlungsschreiben für den Reisenden. Die theilweise schlecht geführten Streiche gegen den Sklavenhandel, die mehr erbittern, als verletzen, und noch lange nicht todten. stempeln vollends den Franken ^um Erbfeind, besonders in Darsor und seinen Rachbartändern, wo dieser Handel die Haupteinnahme des Konigs bildet, wo der Sklave numerisch noch mehr überwiegt, als einst in Athen, wo die ganze Gesellschaft ans dem Grundsatz beruht, dass der geborne Gläubige von seinem gläubig gewordenen Sklaven ernährt und gepflegt werden mnss. Der Unterschied vom Alterthum besteht dariu, dass die von der Arbeit besreiten Athenienser Zeit gewannen, Volksversammlungen und Theater zu besuchen und so sich politisch und ästhetisch zu bilden, während der Muslim dadnreh zu einem beschaulichen, aus ^rommigkeit und ^innliehkeit krass zusammengesetzten Leben , za vielem Theologiestudiren und Beten Musse bekommt.

Endlieh muss man bedenken, dass der Handel von .^stsudau in den Händen der Rilbewohuer ist, die über europäischen Han.^elsgeist sehr gut unterrichtet sind und fnr die eine Konkurrent ein Kampf au^ Le^en und Tod werden muss. An..h sie handeln vorzugsweise mit Menschen. Jhre Jnteressen sind mit denen des Konigs eng verbunden , ^er ihr Lieferant ist und dessen
Banquiers sie sind. Diese müssen natürlich Allem a...fbieten, um Europäer fern zu halten, uns so viel moglieh aazusch.w.irzen und, wenn sie ein Eindringen nicht verhindern konnen, es doch so schwer und folgenlos zu machen, dass jedem die Lnft zur Ra.hal^nung vergehen muss. Als der Engländer B r o w n e na.h Darsor reiste, bestanden diefe Verhältnisse noch nicht , er hatte nur mit den. religiose.. Fanatismus und der grenzenlosen Dummheit und bosl^asten Gemeinheit ^er Ei^gebornen

555 zn kämpfen, und dennoch hat seine dreijährige Gefangenschaft der Wissen-

sehaft nichts genützt.

Von Tripolis hinein e^istiren nicht die gleichen Verhaltnisse, da

wir viel zu weit abliegen, um viel Eifersucht zu erregen , aber es ist zu fürchten, dass auch da das Eindringen gefährlicher wird, wenn unsere Versuche und Besneh.. regelmässiger werden und die Propaganda der Zivilisation, dnrch die bisherige Sicherheit nnvorsi.htig geworden, un...

genirter austreten wird.

Diese Andeutungen mogen genügen, um die Stellung des Europäers in Asrika deutlicher zn machen.

Wenn wir nun auch nicht unser Reiseprojekt anssühren konnten, glaube ich doch durch meine ..Nachrichten über l)r. Vogel eine Seite der Aufgabe wenigstens theilweise gelost zu haben. Es ist kaum hier der Vlatz, si.. vollständig wiederzugeben. Es hatte ge.viss Jedermann mehr

befriedigt, diese Auskünfte von Wadai datirt zu sehen, obgleich ich zweifle, dass Jemand da wird ungenirt die Zeugen abhoren konnen.

Denn der Afrikaner, der gesund dentt, fragt seinem ermordeten Bruder nicht nach, um ihn zu beweinen, oder gar ans Reugierde, sondern um ihn z.. räche... Wenn um. auch die Morder Vogels todt sind, so wird doch Niemand in Wadai gern Red^ und Antwort stehen, da man Rebenabsi.hten vermuthet. Ein Schlaglicht wirst daraus die Tatsache, dass mich die Leute von Kordofan, denen ich Vogels Ermordung erzählt, oft fragten, was jetzt Europa tlmn^werde.^ Werden die Mächte Truppen und Kanonen schicken, um ihren Sohn z...^ rächend Wer mit dieser Ansieht nicht einverstanden ist, der moge mir er^ klären, waru.n der Herr von Bornu seinen Freunden, den Engländern, nie die geringste Auskunft über Vogel gab, während man doch in Bornu über die geringsten Begebenheiten der Raehbarlän^er genau unterrichtet ist und unmoglieh über Dr. Vog^s Schicksal in Zweifel sein konnte.

Die Rachrichten gehe^. in Afrika sehr schnell, was besonders die schnelle Kunde beweist, die von Mungo Bar^s Tod aus dem Riger nach dem Senegal im Westen und naeh Djedda in Arabien ^.gleich drang.

Die Rachrieht von Dr. ^ogel's Ermordung wnrde mir direkt von einem Mogrebiner gegeben, den ieh zufälligerweise fragte, wo sich Vogel jetzt b..fi..d^. Da Dieser Mann seit Jahren von seiner Heimath fort ist, so liess i eh ihn mir sein Leben chronologisch erzählen nach den Jahreszeiten und Festen, fo .^ass er, welche Meinung man auch von seiner Wahrhaftigkeit haben mag , wenige Tage na.h ..^ogel^s Tod in Wadai eingetroffen sein muss. Seine Daten stimmen so genau mit den uns von Bornn her bekannten überein, dass an Erfindung nicht zu denken ist; denn eine solche h^itte in so langem Zeitranme zu chronologischen Widersprühen führen müssen. Seine Angaben wurden uns dann von einem im Sudan hochverehrten Scheich, von der Familie des edlen Scheieh

55^ El Bakai von Timbuktu und selbst Dr. Barth^ Freund, bestätigt uu..^ in einem Brief an den Letztern besiegelt.

Das Resultat dieser Angaben war. dass Dr. .^ogel von seinem.

Gastherrn in Wadai (Frühjahr 1856) mit Erlanbniss des damalige...

Sultans getodtet ...mrde, und ^ar ein.^s Bserdes wegen, um das ma^ ihn beneidete. Dass ein Bferd, ein elendes Vserd uns eine so theure.

Existenz ranben konnte, will unserer Log^k so wenig einleuchten, dass ich einige Erläuterungen darüber ^u geben gezwungen bin.

Jn dem monarchischen Asrika, wo der Staat in der Bersou des.

.Honigs ausgeht, soll die Herrschast die Herrsch.su.ht befriedigen und vorzüglieh den Herrseher bereichern. Dieser Grundsatz gilt nicht nur von... ^ Konig, sondern von allen Gewalthabern. Der Hochgestellte erwartet von.

seinem Untergebenen Geschenke, n..omit dieser sieh seine E^isten^ erkauft.

Ein angebornes Recht, unangetastet zu leben, e^istirt wenigstens in der^ Brar^is nicht. Um ein ruhiges Dasein ^. gemessen, genügt nicht Gesetze beobachten und Steuern bezahlen. Die Gesetze sind mild, die ...luslegnng la^, die Steuern meist unbedeutend. Aber die i n d i r e k t e n Steuern, die kein Buch einschreibt und doeh v^el regelmäßiger b.^ahlt werden, die Geschenke nämlich. sind viel lästiger, und Riemand, auch de.^ Mächtigste nieht, dars sich über diesen Usns hiuanssetzen in Ländern, w^ Alles ^och nur von dem guten Willen des Richters und Beamten ab-

hängt. Denn der Mächtige , an diesen sreiuullig .n Tribnt gewohnt,

kann sich dessen Vernachlässigung als Missaehtung seiner Macht erklären,.

un^ da es bei den ungeordneten Reehtsznständen eines seden Mannes.

Jnteresse ist, g e s ü r e h t e t zu sein. ermangelt diese Empfindlichkeit nicht ihrer Berechtigung.

Diese Vrätentionen werden viel stärker, wenn es sieh um eine.^ Fremden handelt, nn^ gar noch inn einen Christen.

Der Ein.^eborne l.,at seine Freunde, seine ^amilie, die ihn hält,.

das Re.cht der Gewohnnng ; er hat jeden Tag Gelegenheit. sich seinem ^bern nützlich un.^ sogar nothwendig ^u inaehen ; endlieh ist er dem...

doch ein guter Muslim, dem man s.hon etn.as verzeihen darf.

Der fremde Gast entbehrt aller dieser Vorteile. ohne Freund^ ohne Familie, ohne Vaterland, der Sprache nnr halb mäehtig, freund ^ureh .^arbe, ^itte und Denkun^sart, hente hier, morgen sort, ist er allein aus die habsüchtige Gutmütigkeit ^ seines Wirtl^.s angewiesene ^ein Wol^l .nteressirt Niemanden, da er doch nur vorbeireist. seiu Tod^ bleibt unbeweint. Eine Knh ist dem .^errn lieber, als sein Gast, den er gewohnlich zu beerben die .^offnung hat.

Es ist mir einmal begegnet in ....^abderat, einem sonst reeht gastfreundlichen Dors unweit von Kassala, dass ieh vor der u.ir eingeräumte^ Hütte stand, als von der ^erne der Trauerschrei erseholl, ohne dass man den Ramen des Hingeschiedenen unterscheiden konnte. Die Frauen de^

557 Dorfes stürzten sede aus ihrer Hütte heraus und riefen wildbewegt mit einer abreisenden Bewegung der Rechten : Ga^liej l.^ba (das Unglück^ moge einen Gast treffen). Rieht ^u vergessen, dass ieh mit meinen Bogos nicht unterliess, diesen liebenswürdigen Glückwunsch mit dem Rnfe : B.^ ad l.^.ba (es moge einen Eingebornen treffen). zurückzugeben.

Jft der Fremde vollends ein Ehrist, ein Feind des Propheten, s^ erregt schon sein Anblick Abscheu. So weh es ....serm Selbstgefühl thut, so wahr ist doch, dass der Fremde nur insoweit angesehen wird, als man aus ihm Vortheile erpressen kann. Edle Ausnahmen gibt es schon , fi^ sind aber eben Ausnahmen.

Befriedigt nnn der Fremde die Erwartung nicht, die man von ihm hegt, wagt er es als sreier Mann lästige Begehren zurückzuweisen, s....

verwandelt sich die Habsucht in verletzten Stol^. Der Fürst verlangt Vogel's Vferd ; er liesse sich nie träumeu, dass nur der geringste Einwand erhoben werden konne; im Gegentheil glaubt er, der Franke werde sich sehr geschmeichelt fühlen, seinen Beschützer befriedigen zu konnen. .^..o..

gross ist seine Meinung von sieh selbst und von der Bedeutung des verliehenen Schutzes, so gering die von seines Gastes personlichem Reehtl Run wagt es der Ungläubige, das blasse Gesicht, der verächtliche fremde,.

der geringer ist, als .^er geringste .^klave, sieh dem Begehren zu w.dersetzen^ Die Habsucht w o l l t e sein ^serd, die E m p f i n d l i c h k e i t will sein Leben.

Jch glaube, mit diesen Erläuterungen eine richtige Einsicht iu di^ afrikanische Anschauungsweise geoffnet zu haben, und ich denke, mau wird.

Vogels Tod aus Veranlassung eines ^ferdes kaum mehr unwahrscheinlich finden, besonders wenn man bedenkt, dass sich die Vartheien wahrsehein^ lieh sprachlich schlecht verstunden. ..Selbst in dem viel humanern Abhs^ sinien herrseht ^iese Anschauungsweise, und Europäer sind ost des gleiche...

Vrinzips wegen schlecht weggekommen. Uebrigens ist meine Meinung..

gegenüber falschen Nachrichten, die immer wieder auftauchen^ vom eng-

lis^eu Generalkonsul in Tripolis vollständig geteilt worden.

Durch den schnellen Abschluss der Reise beschränkte sich u.eine^

wissenschaftliche Thätigkeit wesentlich aus Vervollständigung meiner srüher

begonnenen Arbeiten über ^ie Länder nordlich von Abyssinien zwischen dem Meer und dem Ril. Jch bin jetzt damit beschäftigt, die gewonnene^ Endresultate in einer grossern ^christ zusammenzustellen, und i eh hosfe.^ sie dann einem h. Bundesrathe vorlegen ..u konnen. Hier u..ill ich nur gedrängt die Tragweite und die Tenden^ n.einer Untersuchungen skiz^iren.

Die Reise uach den Marea erweiterte deu Blick na^ Rorden un^ vervollständigte unsere Kenntniss des niederländischen ^lussshstems bi.^.

55^ Suakin. Die Reise durch die Kunama (Basa) schenkte der Geographie ein neues Land, der Ethnographie ein nenes ..^olk.

Mein Hauptstreben ging aus Klarheit. ich mochte dem Leser ein Basrelief hin^eichnen von dem gesehenen Land und auch von dem asrikanischen Mensehen, der leider noch wenig gekannt ist, und je nach der guten nnd bosen Laune fluchtiger Touristen seine Farbe wechseln musste.

Jeh weiss nicht, wie mir mein Versn.h gelingen wird, hier manisestire ich nur mein Streben.

Mein engeres Studium galt den Sprachen. ich habe ziemlieh genügende Arbeiten über das Tigre, Belen, to' Edanie, Barea^ Basa, Teleg.^ und For; andere sind weniger vollständig. Es ist eine peinliche Arbeit, eine Sprache ohne Literatur, ohne ^ukunst einem Eingebornen abzuzwingen, der keinen grammatikalischen Begriss hat.

Aber wir gewinnen Mnth und Freude, wenn wir bedenken, dass die einzelne .......praehe einen Ri..g bildet zu der grossen Kette der Sprachvergleichung, und je gewissenhafter wir arbeiten, um so eher konnen wir hoffen, ^ass es einem bessern Geschlecht vergonnt sein wird, unsere Bausteine benutzend, ein grosses Gebäude auszubauen, wo jede Sprache ihren Biatz finden wird, wo die wahllosen Znngen in wenige Hauptgruppen zusam.nengefasst werden konnen. Damit soll die Weltgeschichte erst recht begründet werden.

Wir hoffen, dass die Sprachvergleichung einst uns erlauben wird, alte Menschen als Brüder nns zu denken, als einen Adam (arabisch nnd ab...ssinisch Mensch), gerettet vor der traurigen Zersplitterung, dem trosttosen Siehsremdwerden.

Einzeln genommen hat die Sprache eben so gut wie die Knnst, ^wie das .lns, ein gewisses Recht, studirt zu werden, als natürliches, selbstBeschaffenes Produkt des Volks^eistes. Das Verl..ältniss von Sprache zur Schrift ist eben so interessant. das romische Volk konnte seine Sprache nicht anders sehreiben. Es wäre hässlieh, uns das seste La^ teiniseh mit seiner gewaltigen Männlichkeit mit arabischen Buchstaben geschrieben zn denken.

Alle Wissenschaften sühren wieder ^um Menschen ^urück. die Geo-

graphie wird erst so wichtig als Grundlage der Weltgeschichte, die uns

den sreieu Menschen ^eigt im Kampf oder im frieden mit einer hohern Weltordnung, Vorsehung oder Schicksal von Oben und mit den BodenVerhältnissen von unten, der Gestaltung der Erde als Berg, Thal, ^luss, Meer und dem Klima. Die Entwicklung des Menschengeschlechtes mochte darin bestehen , dass es diese Einflüsse immer mehr besiegt und mit bewnsster Freiwilligkeit sich sein Schicksal selber maeht.

Als Ethnograph musste natürlich mein Hauptaugenmerk aus das Recht gerichtet sein, das in Afrika nie ^fällig und nicht entlehnt ist, sondern ursprünglich. Wir sehen ein Rechtestem , der Sitte en^ perbunden, als heilige ^amilientradition jedem bekannt, und als natürliche

559 .^onsea^uen... die Jur^, deren Gebrauch dem Bürger eben so bekanntest, wie Ackerbau oder Handel. Warum aber dieses anf die Familie anfge-

baute Recht, in England z. B., zu den heutigen Zustanden st.h entwickelt

hat, welche die personliche Freiheit so bewunderungswürdig schüfen, und warnen es in Afrika, bei den Bogos z. B., zu einem abscheulichen Missbrauch der ^amilienmacht führt, das ist eine sehr verwickelte Frage, deren Losung mich viel besehästigen wird.

Meine Stndien haben mir viele Verhältnisse klar gemacht, Enropa meist nnr sehr dunkle Begriffe hat.

..

worüber

Die merkwürdige Ausbreitung des Jslam in Afrika soll festgestellt werden, wie seine Lebensfähigkeit.

Die Zunahme des unbedingten Glaubens bei dem Verfall der Wissenschaft und der Moral und bei der politischen Anslosung soll in's

Licht gestellt werden.

Das .Recht des Jslam zur E^ist^ als Ausdruck des orientalischen

Vharisäertlmms soll erwiesen werden durch einen Blick in das orien-

talische El.riste..thnm.

Der Jslam wird aber als eine nivellisirende Krast erseheinen, die alle Eigentümlichkeit der Manschen in ^itte und Recht vernichtet,. die aber bei werklosem Glauben die Gesellsehast jeder Garantie beraubt.

^o zeigt sich uns die mohammedanische Welt als Eine Wüste, und auffallenderweise hat der Jslam auch den Boden, n^o er herrscht, vertrocknet und od gemacht. Die Romadenreligion führt geistige und physische Ver^ sandung herbei.

Aber ganz eigentümlich ist die Wirkung des Jslam ans die Volitik. Wir sehen eine Reihe mohammedanischer Staaten unter fast gleichem Breitegrad auf der sndliehen Grenze der Wnste gegen das Wasserland einen Gürtel durch ganz Afrika bilden, der den heidnischen Bewohnern des Wasserlandes immer mehr Boden abgewinnt. Woher diese Ueberleg.^.h^it b..i weniger Kräften^ Es ist die Religion, die Einheit bringt, wahrend das Heide..lhnm die Reger in Vartikularinteressen gesanaen hält.

. Endlich sei beigefügt, dass unsere Stadien den wahren Unterschied vo.. Orient und O^ident, von Vegetiren und Leben, von ...Stillstand und Fortschritt in ein wahres Licht selben müssen. Diese Betrachtung fuhrt zum ...^..hlnsse, dass der Stillstand einiger weniger Lichtseiten nicht entbehrt und vielleicht sein Recht znr Existenz hat, wie die Vflan^e.

Jch glaubte nicht unrecht zu thun, diese wenigen Säl^e als eine Art Programm herzustellen.

Vral.tisch glanbe ich nicht nnnut^lich zu werden, wenn ich die Handelsverhältnisse des rothen Meeres und des Rils verdeutliche.

Das rothe M..er hat durel.. den unternommenen Jstl^mus^anal eine grosse Be-

560 deutnng erhalten, und wie nun eine mit Jndien hergestellt werden wird, eine grosse , der asrikanis.hen Küste gehende Eisenbahn, in beiden Fällen

ungehindertere Verbindung Enropa^s ob dnreh einen Kanal oder durch bis ausser der Meerenge entlang werden die Küstenländer gewinnen.

Jedenfalls ist das rothe Meer der Segelschissfahrt ungünstig. Es wer..

den sieh geordnete Dampssehissverbindungen bilden. Der natürliche Hafen für den Sndan^Handel ist jedenfalls Suakin oder ein Buukt da herum, sein Weg nicht auf dem unschissbaren Mitteluil, noch durch die Wüste.

Bei erleichterter Kommunikation und ruhiger Regierung kann und wird sich die Baumwollenknltnr über gan.^ Ostafrika verbreiten.

Auch Abhs..

sinien hat Aufsicht, durch eine Autokratie sich an Ordnung zu gewohnen.

Der leichtere Verkehr wird den europäischen Jndustrieerzeugnissen grosseru Markt verschaffen. Und da wird die Sehwei.. entweder direkt mit ihrer Jndustrie sich. beteiligen oder wenigstens indirekt am Handel dieser Lauder. Jch habe mich desswegen um Handelsverhältuisse immer eifrig be^.

kümmert.

Jch hoffe endlich , jenen Mitbürgern , die mit so viel Edelmnth Missionen ..u.terstützen, einen Dienst zu erweisen, indem ich unparlheiiseh meiue Meinung Darüber mittheile. wenn ieh viele Jllusionen zerstore, anerkenne ieh die bedinge Rützli.chkeit solcher Versuche. Jch ^offe, durch die Darstellung des Gebens und Charakters manchem Missionär einen richtigen Begriff von den Anforderungen zu geben, die Afrika an ihn macht.

Hier darf ich nicht verschweigen, welchen Dank ich allen Schweizern

ohne Unterschied in Eg^pten schuldig bin, und wie sehr ich mich ihrer

edlen Gastfreundschaft und Treue verpflichtet fül^le. Es würde jede Ration stol^ .daraus sein, solche Sohne in der Fremde .^u besitzen.

^chwei^er sind bei jedem Konsulate geru empfangen, da sie selten ^u klagen l.aben, nie ^u klagen gebeu. Die ^ehweizerkolonie in Eg.^pten mag zweihundert Versone.. betragen, die meisten Kauflente, wenig Handwerker , keine Abenteurer , alles ruhige Leute , die sreundlich zusammen leben, Patrioten, die ihr Vaterland nicht vergessen.

Eine wichtige ^rage, die oft angeregt, aber nie einlässlieh beantwortet worden, ist, ob es räthlich sei, unsere Laudsleute iu. Orient und besonders in Eg^pten direkt zu schüfen. ^..h habe Gelegenheit gehabt, die angesehensten S.hweizer in Eghpten darüber ^u ^Rathe zu Riehen, und ich werde immer bereit sein, ihre und meiue Jdeen auseinander^use^en.

Hier will ieh nur bemerken, dass bei der grossen Gewalt eines Konsuln in der Levante ein Handels-Konsulat im ^inne unserer e u r o p ä i s c h e n Konsulate nicht moglich ist. Bei den dem Europäer, besonders in Eg^pten, eingeräumten Vorrechten wird der Konsnl Richter, Handelspolitiker und Diplomat zugleich. Da seine Schül^linge nur unter seiner Gerichtsbarkeit stehen und den Landesgesetzen gan^ entrückt si^d, hat seine .Stellung mit der eines ge^ohnliehen Handelskonsulu nur den Ran.e^ gemein.

561 Anderseits würde der Bund kaum einen Generalkonsul auf dem Fnss anderer Rationen unterhalten wollen. J^h u.^re für einen Mittelweg, der dahin ginge, dass die Schweiz den angesehensten Kansmann znm Generall^o..s..l bestellen und ihm einen ^..rist.sch gebildeten Kanzler ans des Bandes Kosten unterordnen würde. Dass die ...^hweizer ost den Mangel einer eigenen Vertretung bitter sühlen müssen , daran moge Riemand zweifeln.

Wenn ich nicht mehr wagen dars, die Ansmerksamkeit eines h.

Bundesrathes in Anspruch zu nehmen, will ieh noch personlich meinen ^ innigsten Dank sür .^as mir geschenkte Vertrauen aussprechen. Jn der ^ Fremde, wo es dem Mann der Wissenschaft so schwer wird, sich Bahn zu brechen und Engländern und ^ranzosen Konkurrenz zu machen, und wo so manches Talent elend verkümmert, ist es ungemein wohlthnend, sich wieder einmal an das Vaterland anlehnen zn konnen. Jeh konnte die vergangene Reise nur wieder als eine V o r b e r e i t u n g ansehen, da es schwer ist, ein Haus zu bauen, mit dessen Vlan man nicht einverstanden ist.

Jch hoffe aber, dass ihre Resultate beweisen werden, dass ich znm Reisen die nolhige Auffassungsgabe besitze. Jch werde mich setzt, so viel es die Zeit erlaubt, in Ratnrwissens.haften fester machen , und dann wäre es moglich, dass ich, wenn Gott will, in der Ausführung eines alten Lieblingsprosektes werde zeigen konnen, dass es mir auch an

Kühnheit und Ausdauer nicht fel..lt.

Bevor ich sehliesse, ist es mir eine angenehme Vflieht, nachdem ick, leider in diesem Berichte als Schweizer an den h. schweizerischen Bundesrath nur in meinen. eigenen Ramen reden konnte, insbesondere hervorzugeben, dass mein lieber Gefährte, Herr T h e o d o r Kinzelbaeh aus Stuttgart, an den gewonnenen Resultaten sein volles Theil hat. Die Geographie der durchreisten Gaue hat er astronomisch sestgeftellt, und wer weiss, wie schwer es ist, oh..e Gehülsen zu gleicher Zeit zu beobachte^, die Sekunden zn zählen, abzulesen und zu notiren, wer in Rechnung zieht, dass -.- nicht dnreh seine .Schuld --.. unser Sextant zn klein und das ^ernrohr zu schwach war, der wird erkennen. welchen Dank er dem Beobachter schuldig ist, der ihm auch nur Eine Länge angibt, die aber das Resultat von hundert Beobachtungen, langwierigen Rechnungen und durchwachten Rächten ist. Der Barometer hatte lange Jahre in Kairo gelegen, ohne srisch gereinigt und gebunden ^u werben. Schon den 20. Rovember 1861 beim Uebergang über den M^reb bemerkten wir mit Schrecken, dass das Quecksilber durchsickere. Für den Augenblick war nicht zu helsen, für die Zukamst we..ig zu hoffen. Mit s.hw^.rem Herzen stiegen .vir den Abgang von A^ Jabo hinan , da wir fürchten mussten, schon setzt eines zum Gelingen der Reise gichtigen Moments beraubt ^u sein. Wie stolz waren .vir aber und wie srendig, a.s nach einer schlaflosen, aber nicht langweiligen Arbeitsna.^ht .oir nnsern frisch gebundenen Barometer mit gerein.gtem Quecksilber Bieder auffüllen konnten.

562 So war es uns freilich mit ewigem Repariren und Beihülfe des Hr^psometers moglieh, die absolute und relative Erhebung des dnrehzogenen Landes sicher zu bestimmen. Ein meteorologisches Tagebuch wurde sorgfältig geführt.

Was Herrn Kinzelbach in hohem Grade auszeichnet, ist ein von tiefem psychologischen. Jnteresse geseharster Blick in das Leben der Mensehen, der steht und unterscheidet, wo eines Andern müdes Auge achtlos weggleitet. Unschätzbar n..ar mir endlieh sein durehans reeller, goldener Eharakter, gepaart mit einem gottliehen Humor.

Jch habe die Ehre, mich Jhnen, Herr Bundespräsident , Bundesräthe, bestens zn empfehlen, und zeiehne

Herren^

mit ausgezeichneter Hochachtung

Bern, den 27. März 1863.

ferner .^.^nt^.

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Bericht des Hrn. Werner Munzinger über die Spedition zur Entdekung des Hrn. Dr. Vogel.

(Vom 27. März 1863.)

In

Bundesblatt

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Feuille fédérale

In

Foglio federale

Jahr

1863

Année Anno Band

2

Volume Volume Heft

22

Cahier Numero Geschäftsnummer

---

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

23.05.1863

Date Data Seite

549-562

Page Pagina Ref. No

10 004 064

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