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Schweizerisches Bundesblatt.

XV. Jahrgang. l.

Nr. 6.

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7. Februar 1863.

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der Minderheit der nationalräthlichen .Commission über die Frage der Einführung eines neuen Kalibers für da.... eidgenössische Jnfanteriegewehr.

(Vom 23. Januar 1863.)

Tit..

Die kommission . welche Sie mit der Begutachtung der Frage über Einführung eines neuen .Kalibers sur das zur Bewassnung unserer Jnfanterie bestimmte Gewehr beauftragt haben, hatte sich mit einer Vorfrage zu befassen, dahin gehend, es sei seder Entscheid über die Hauptfrage selbst in der gegenwartigen Simung zu vertagen und der h. Bandesrath zn beauftragen, einerseits eine gewisse Anzahl der drei in Vorsehlag gebrachten Gewehre behnfs praktischer Versuche i.. die Hände der Soldaten zu geben, zu welchem Zweke ihm eine Summe von Fr. 20,000 angewiesen würde, andererseits über Mittel und Wege sur die Anschaffung der neuen Gewehre Vorschlage zu hinterbringen.

Ueber diese Vertagnungsfrage hat sich Jhre kommission in eine Mehrheit und Minderheit getheilt.

Eine Mehrheit von fünf Mitgliedern weist die Frage znrük, da sie dieselbe hinreichend ergründet erachtet nnd übrigens dasür hält, dass neue, selbst praktische Versuche keine der Lösung der Hauptsrage forderliche neue Elemente zur Folge haben konnten.

Eine Minderheit von zwei Mitgliedern pflichtet dem Vertaguugsantrage bei, in der Meinung, dass die Frage noch etwelche Dunkelheiten darbiete, dass sie bei .weitem noch nicht genügend ausgehest sei, und dass B u n d e s b l a t t .

Jahrg.

XV.

B d .

1 .

18

230 praktische Versuche erforderlich seien, um diese neuen Gewehre kennen zu lernen und der öffentlichen Meinung Gelegenheit zu verschaffen , sich mit voller Saehkenntniss darüber anzusprechen.

Sie haben, Tit., gesunden, dass .neue Verste nicht unerlässlich und dass die Frage reif genug fe., um sofort entschieden zu werden , die Kommission ist daher in der Lage, auf die Hauptfrage selbst eintreten zu müssen.

Bei Behandlung derselben hat sich ini Schoosse Jhrer kommission die nämliche Meinungsverschiedenheit gezeigt.

Eine Mehrheit von sünf Mitgliedern ist für das Kaliber von 35^^

und den Vorschlag des Bundesrathes.

Eine Minderheit von ^vei Mitgliedern l,.at die Ehre , Jhnen die Annahme des Kalibers .^u 43.^^ und des nachstehenden Beschlusses vorzusehlagen.

Die B u n d e s v e r s a m m l u n g d e r s c h w e i z e r i s c h e n Eidgenossenschaft, nach Einsicht einer Botschaft des Bundesrathes vom 7. Januar

1863,

b e schl i esst .

Art. 1. Für die Handfeuerwaffen der Jnfanterie, des Genie's, der Artillerie und der Kavallerie (Auszug und Reserve) wird ein einheitliehes Rormalkaliber von 43^^ (drei und vierzig ^unkten) festge-

stellt.

Art. 2. Die Jusanterie, sowie die gewehrtragende Mannsehast des Gen^s und der Artillerie, sind mit einem neuen gezogenen Gewehr, und die Kavallerie mit neuen gezogenen Bistolen dieses Kalibers zu bewaffnen.

Art. 3, 4 und 5 nach dem Beschlussentwurf des Bundesrathes.

Die Mehrheit Jhrer Kommission hat die Gründe ihrer Anschauung durch Herrn Nationalrath Oberst K u r ^ zu Jhrer Kenntniss bringen lassen.

Jhrerseits unterbreitet Jhnen hiermit die Minderheit die Begründung ihre^ .Vorschlages. Sie bedauert , dass ihr eine nur hoehst unzureichende Frist eingeräumt war für die Behandlung einer so wichtigen Frage. Sie zählt auf die Raehsicht der Versammlung sür eine nothwendigerwe.se bxuehstükartige und unvollständige Arbeit.

Erlauben ^ie il.^r, ^it. , mit wenigen Worten das Geschichtliche der ^rage ^ berühren.

Die Kalibereinheit war bei uns vor uieht gar langer Zeit vorhanden.

^eharssehüzen und Jufanteristen waren mit Gewehren ^u 59-^0^^ be^wasfnet. Die sphärische Kugel wog eine Un^e. Dieses Verhältniss be^stand lange Jahre hindurch und horte bezüglich .^er Kalibereinheit vor etwa einen. Jahrzehnt aus. ^ehon im Jahr 1842 sprach man von einer

^

231

in Amerika gebräuchlichen Waffe von sehr kleinem .Kaliber, die konische .kugeln mit ungemeiner Präzision aus verhältnissmässig kurze Distanzen schiesse. Diese Waffe machte Aussehen am Basler Schiessen von 1843 und erwekte die .Aufmerksamkeit der Männer, die . steh damals mit der.

Verbesserung unserer Schiesswaffen beschäftigten. Man machte Versuche, ernannte Kommissionen und gelangte am 19. Dezember 1853 zur Ordonnanz des Jägergewehres.

.

.

Lebhaste Diskusstonen erhoben sich über den taktischen Werth dieser Waffe. Wie heute, so warf man ihr damals schon das zu kleine Kaliber und den zu kurzen Laus vor, welcher nur 28^ mass.

Das Modell von 1853 wn.de 1854 verworfen; neue Versuche wurden angeordnet und im Jahre 1856 das gegenwärtige Modell mit einem Lauf von 31^ .Länge angenommen. Man bewaffnete einige Abtheilungen mit diesem Gewehre , um es auch . im praktischen gebrauche ^ einer Prüfung zu unterwerfen und sich zu vergewissern, ob es in den Händen der Soldaten die gute^ Meinung, die seine Anhänger sieh darüber gebildet hatten, zu rechtfertigen vermoge. Erst nach vierjähriger Ersahrung^ folgte der Beschluss, je eine Jägerkompagnie per Bataillon dam.t zu bewassnen. ^000 Gewehre wurden hiesür angefertigt, und im Jahre 1860 vertheilte man sie an ^4 Jägerkompagnien links.

Seither ist diese .Anzahl um 20 ^ für die Ueberzähligen der Kompagnien vermehrt worden , und die Eidgenossenschaft hat zur Ersezung und als Reserve 1500 Stük angeschafft, so.dass von dieser Wafse im Ganzen

12,300 ..^tüke vorhanden sind. Es müssen also 12,300 Gewehre zu

einem andern Gebran.he, als für die Bewasfnung unserer Jnfanterie verwendet werden und, (da der Lauf .nur 31^ lang ist) wie auch der Entscheid ausfalle, beseitigt werden. Die bei den Raehbarmäeh ten in der Bewaffnung ihrer Jufanterie stattgehabten Fortschritte, die Aufgebung der glatten Gewehre und deren Ersezung durch gezogene Gewehre , set es dnrch Umwandlung. der alten Waffen, sei es durch Einsuhrung neuer, veranlagte die eidgenössische Verwaltung zur Anordnung von Studien über die Frage der Umwandlung unserer alten Ordonnanzgewehre.

Die individuelle Thätigkeit trug hiezu .am meisten l.^ei. Die Erfolge, welche im Kanton Waadt durch die Versuche und Arbeiten des von .^exrn Oberst B u r n a n d umsichtig unterstüzten Büchsenschmieds Prelaz erzielt werden, gaben den Ausschlag, und am 26. Januar 185..) besehloss die Bundesversammlung, dass unsere Jnfanteriegewehre nach dem .^...stem Vrelaz-Burnand umgeändert werden sollten. Wenn auch diese Arbeit nicht ohne Uebelstände und Schwierigkeiten durchgesührt worden ist, so kann man sie doch als eine gelungene bezeichnen, welche ein, alle Erwartungen übertreffendes Ergebniss zu Tage gesordert hat. Wir besizen heute ein Ordonnanzgewehr, das den Vergleich mit denen zu bestehen vermag, welche gegenwärtig ein grosser Theil der Militärmächte Europas besten.

^

232

Bei dieser Umänderung war man sich bewusst, dass damit nur porübergehend geholfen sei, dass aber diese Abhülfe lange genug dauern würde, um ^ett ^..r ruhigen und unüberstü^ten Ansntittlnng eines Rormalgewehres, eines guten Ordonnanzgewehres sur unsere Jnsanterie, Jäger- und Eentrnm-Mannschast, zu gestatten.

.

Es war nie die Rede von der Annahme des Jägergewehres ; die allgemeine Meinung war gan^ zu Gunsten eines grossern Kalibers . denn im Jahre 1860 beantragte der Bundesrath selbst, die zweite Jägerkom..

pagnie jedes Bataillons mit einem Gewehr zu 40^^ zu .bewaffnen.

Dieser Vorschlag wurde nicht angenommen, weil man das Ergebnis. der Versuche abwarten wollte. welche über ein reiflich geprüftes Gewehr angeordnet werden sollten.

Jn Folge dieser Schlussnahme wurde eine Untersuchung angeordnet ; man zog Erkundigungen von den verschiedenen Kantonen und den Herren eidgenosstsehen Jnspektoren ein. Ein Konkurs wurde eroffnet, der jedoch ^ zu keinem besonders befriedigenden Ergebniss führte. Jndessen legten die meisten Bewerber Modelle vor, deren Kaliber 40^.^ überstieg.

.Wir haben nicht alle von den Kantonen gegebenen Ausschlüsse, noeh die Berichte der Herren Jnspektoren gelesen; gleichwohl glanben wir uns ^u erinnern, dass die grosse Mehrzahl der Kantone und fast alle Herren Jnspektoren sich gegen die Annahme des Jägergewehrs für die EentrumKompagnien ausgesprochen haben , und ^ie Meinung der .Kantone und der Herren Jnspektoren hat sieh unsers Wissens seit zwei Jahren nicht bedeutend geändert.

Sostand die Frage, als im Herbst 186l der .Bestand der mit den technischen Untersuchungen über die Han^feuerwassen bis dahin beaustragten eidgenössischen Kommission merklieh, und ^war auf acht Mitglieder erhoht wurde. ..^.ie wurden gebildet aus den Herren Obersten W u r s t e m b e r g e r , H e r z o g , H o f f s t e t t e r , Oberstlieutenanls Weiss, Merian, Bruderer, R o b l e t , und Major van Berchem.

Bevor ste an^s Werk ging, wohnte sie einer Konferenz von Mitgliedern beider Räthe bei, welche am 12. Januar 1862 unter dem Vorsize des Herrn Bundesrath F o r n e r o d abgehalten wurde. Es wurde be.^ stimmt , dass vergleichende Versuche mit Gewehren verschiedenen Kalibers angestellt werden und dass die Jdee der Kalibereinheit die Untersuchungen weder aufhalten, noeh erschweren sollte.

Die eidgenössische Verwaltung liess verschiedene Gewehre anfertigen : 2 Jägergewehre uaeh bestehender ^rdonnan^ vom Kal. 34,5 u. 36,5

2

,,

mit 33^ langem ^auf

,.

.. 34,5 u. 36,5

4 Jusanteriegewehre vom Kal. 4l) und 42^^

4

..

..

.. 43 ,, 45^^

Mi diesen Waffen sollte die Expertenkommission vergleichende Versuche vornehmen. Sie begann dieselben am 20. Jnni und sehloss sie am

^

233 5. Juli, was eine verhältuissmässig kurze Frist ist für du. Losung der ihr unterbreiteten wichtigen Fragen. Ueber die Ergebnisse dieser Versuche hat nun Jhre Kommission an der Hand der aus den besten Quellen gesehopften Rachweisungen ihr Gutachten abzugeben. Man begreift, dass eine so schwierige Anfgabe nicht nur in einigen Stunden, auch nicht in 1 ^ 2 Tagen gelost werden kann. Die Ergebnisse der .Arbeiten der Experten und deren an das eidg. Militärdepartement zu erstattende Gutachten sind in drei Mehrheit^ und Minderheitsberiehten enthalten.

Eine Mehrheit von süns Mitgliedern hat die Annahme des Jrsanteriegewehres von 43^^ vorgeschlagen.

Eine Minderheit von drei Mitgliedern bekämpft diesen Vorschlag.

Diese Minderheit hat sich später in zwei Abtheilungen geschieden , die eine, au..^ zwe. Mitgliedern bestehend , empfiehlt ein Zwischenkaliber von .^^ mit Spielraum bis aus 40^^, die andere Abteilung von einem

Mitglied beantragt die Anuahme des Jägergewehrkalibers zu 35^^ und mithin des Modells mit einem 33^ laugen Lause.

Kalibern nnn ist zu wählen.

Zwischen diesen drei

Einstimmig war die Expertenkommission darin, dass das Jägergewehr nach jeziger Ordonnanz zu beseitigen sei, denn da es sich hier vor Allem um ein Jnsanteriegewehr handelt, da ein solches m..t Rüksicht auf die Bedürfnisse d^.r Mannschaft und vom taktischen Standpunkt aus gewürdigt werden muss, so konnte ein so kurzes Gewehr den Anforderungen nicht genügen.

Das Jnsanteriegewehr von 40 bis 42^^ wurde ebenfalls ausser Betracht gelassen.

Jn Betreff dieses Gewehres darf eine ausfallende Thatsaehe nieht unerwähnt bleiben , dass nämlich diese Waffe von mittlerm Kaliber ent..

gegen den Erwartungen , die man sich davon machen konnte , weder die fehler des kleineu, noeh diejenigen des grossen Kalibers vermeidet. ..^ie ist b^im ..^.ehiessen sowohl dem Jägergewehr als dem Jnsanteriegewehr zu 43^^ nachgestanden. Jn dieser Beziehuug waltet kein Zweifel. Die Toleranz ist geringer als bei den beiden andern Gewehren.

Der beim Jägergewehr zulässige ..Spielraum beträgt 1,7^^ beim Jnsanteriegewehr zu 43^^ 2 ^ ^ ; beim Gewehr zu 40^^ aber nur 1..^^. Diese Zahlen erscheinen sehr geringfügig. aber sie haben ihre

wirkliehe Bedeutung.

Der Rütstoss ist der nämliehe wie beim grossen Kaliber und wurde auf 33...^ .^ für diese beiden Waffen und aus 3l ^ .^ für das kleine Kaliber veranschlagt. Beiläufig gesagt, bemerken wir also eine Differenz von nur 2 .^ zwischen dem kleinen und grossen Kaliber.

Das kleine Kaliber hat freilich einen Vorzug gegenüber dem grossen Kaliber in der Dehnnng der Flugbahn und in der Grosse des beftriehenen Raumes.

.^

234

Auf 600 Schritte beträgt dieser Raum 88 Dritte, für das grosse 4 Schritte.

Kaliber nur 84 ..^ehritte, Differenz zu Gunsten des Kalibers von 40^^

Auf 800 Schritte ist d^r Raum 55 Schritte , beim grossen Kaliber 52, Differenz 3 Sehritte.

Ans 1000 Schritte sind die Räume bei beiden gleich mit 37 Sehritten.

Die Einwirkung des Windes auf das Gesehoss des kleinen Kalibers ist stärker als ans dasjenige des grossen Kalibers. Die Form der B a t r o n e steht derjenigen für das Gewehr zu 43^^ nach.

Die Patrone des Kalibers zu 43^^ ist 22^ 3^^ lang.

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1 .

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Uebrigens sind die .^erren Experten in Betreff dieser Ergebnisse nicht einig und weichen in ihrem gesunde wesentlich von einander ab. Vor^ stehende Ergebnisse entnehmen u.ur jedoch den in den drei Berichten enthaltenen Angaben und der Botsehast des Bundesrathes.

Diese Bemerkungen , Tit. , dienen zur Widerlegung des Berichtes der Minderheit von drei Mitgliedern, welche in der Simung vom 26. Rovember lezthin das Gewehr ^ 38^^ mit Spielraum bis zn 40^^ vorgesehlagen hat, unter dem Voru..ande. dass dieses Gewehr die Mangel des grossen Kalibers beseitigen und die Vorzüge des kleiuen sich aneignen,

und umgekehrt die Mängel des kleinen beseitigen und die Vorzüge des

grossen annehmen werde.

Der Zwek ihres Berichtes, sagt diese Minderheit, ist, ihre Ansicht zu begründen und die Erwägungsgründe zu bezeichnen, welche drei Mitglieder der Kommission zur Annahme und Unterstüzung derselben veranlasst haben.

Vor Allem ist diese W^sse den vergleichenden Versuchen nicht unterzogen worden. Aus der Tafel l ist indess ersichtlich , dass mit einem Gewehre von 38^^ zu zweien Malen gesehossen worden ist, und zwar aus 400 Schritte, wobei sehr günstige Ergebnisse erzielt wurden, und aus

1000 schritte. Dieser leztere Versuch lieserte ein so ungünstiges Er-

gebniss, dass diesem Umftande die Unterlassung fernerer Versuche mit dieser Wasse ^geschrieben werden muss. Die Minderheit Jhrer Konnnission kann daher der Versammlung keine Vergleichnngsergebnisse über Versuche mit dieser Waffe vorlegen , indem die Berichte derselben nirgends erwähnen.

Die ehrenwertheu Mitglieder der Expertenkommission haben sich daraaf .beschränkt, Wünsche und Erwartungen anzusprechen. ....^ie suchen zn beweisen, sagen si.., warum da... Kal.ber von 38 bis 40^^ ihnen das geeignetste sche i n t.

^

235 Wir haben bereits hervorgehoben, dass die Minderheit, welche ...m 26. Rovember ein Gewehr zu 38 bis 40^^ vorgeschlagen hat, aus drei Mitgliedern bestand. Nachstehende Anführungen lassen hierüber keinen Zweifel übrig.

Wir lesen auf Seite 3 ihres Berichtes (Seite .)7 hievor): ,,Da in Bezug auf das .Kaliber von 34,5.^ kein bestimmter Vor..schlag erfolgt ist, so geht der gegenwärtige Bericht besonders dahin, die ..beiden vorgeschlagenen .Kaliber (38 und 43) zu vergleichen und zu zeigen, ..warum das von uns vorgeschlagene dem von der Majorität der Kom..mission beantragten vorzuziehen ist.

..Wir werden jedoch Gelegenheit finden, die Vorzüge des Kalibers .,38 --^40^ über das kleine Kaliber von 34.^36,5^^ vom praktiAschen Gesichtspunkte ans anzugeben.^ Ans ^eite 9 (^eite 103): ..Es war vor Allem aus Ausgabe der Konnnission, eine Waffe ansfindig zu machen, welche den taktischen Ansorderungen der Massen entspreche und durch deren Einführung die Kaliberdisferenz in den Jnfanterie^.

Bataillonen ausgehoben werde.

..Von diesem Gesichtspunkte aus die Fra.^e auffassend, schlagen die beiden Fraktionen der Kommission, die eine ein Kaliber von 43^.^, die andere ein solches von 38^.^ vor.

..Mit dem einen wie mit dem andern dieser Kaliber bleiben die Scharssehü^en sür den Augenblik von der Kalibereinheit ausgeschlossen.^ Man konnte hieraus sehliessen, dass das kleine Kaliber einen Augenblik von der Kommission einstimmig aufgegeben worden wäre, n^as uns unwahrscheinlich vorkommt.

Wir konnten Stellen aus den. Berichte dieser Minderheit von drei Mitgliedern ansühren, wllehe unter gewissen Umständen die Ueberlegenheit des Gewehres .^u 43^^ im Schiessen gegenüber dem kleinen Kaliber anerkennen . gedehntere Flugbahn ans Entfernungen von mel^r als 80l) Schritten, grossere Leichtigkeit im ^a^en, grossere Festigkeit, bessere Munition, endlich Ausgeben der Kalibereinheit für alle Wassen, wenn auch unter Anerkennnn..^ der Wünschbarkeit dieser Einheit. Kann man, fragt diese Minorität. die Kalibereinheit jezt schon erzielen, indem man der Jnfanterie das Kaliber der Seharsschü.^en gibt^ ,,Wir glauben nein, da wir das Kaliber von 38--.40^^ vorge^schlagen, und finden, dass nicht Alles der Frage der allgemeinen Ein,.heit untergeordnet und die Bewaffnung von ^00 ^charssehüzen zur ..Grundlage derjenigen von 82,000 Mann gemacht werden soll, die so,.wol,l für die ^..hiesspra^s , als für ihre taktische Anwendung in sehr ..abweichenden Verhältnissen stehen.

Wir schlagen 38^^ vor, .^eil

^

236

..dieses .Kaliber uns genügend seheint, die Uebelstände zu heben. welche ^das ganz kleine Calibe.. für die vor .^llem in Betracht fallende Jnfan^terie darbieten würde...

Wir

Erklärung.

wissen dieser .Minderheit von drei Mitgliedern Dank für diese

Wir haben gesagt, es komme uns unwahrsehei..lieh vor, dass das kleine Kaliber von der Kommission einstimmig aufgegeben worden sei.

Wirklieh hat sieh die Minderheit von drei Mitgliedern geteilt. eine Abtheilung von zwei Mitgliedern hält an dem Vorschlag eines Gewehres

von 38-.40^^ fest, während die andere Abheilung, ein Mitglied, die

Einführung des Kalibers von 35^^ vorsehlägt und seine Ansieht in einem besondern Beriehte begründet.

Aus diesen Berieht hin hat der h. Bundesrath seine ....^lussnahme gesasst , und aus demselben die gründe seines Beschlussentwurfes entnommen.

Das Kaliber von 3.^^ kann na^ der Ausixt der Minderheit Jhrer Kommission nicht angenommen werden , die ..^ehiessversuehe sind nieht zu seinen Gunsten ausgefallen, und keine andere Prüfung spricht für seine Annahme. Will man sieh serner damit beschäftigen, so müsste es vollständigen Prüfungen unterzogen werden.

Es bleiben also nur in Frage das Kaliber von 35.^^ und das-^ Wenige von 43^^, und die Verhandlungen werden sich also nur um diese zwei Kaliber drehen konneu.

Die Vorzüge des kleinen Kalibers sind .

Die Leichtigkeit der Waffe, welche d^n Mann weniger belastet.

Die Kleinheit des Kalibers, welche eine Ermässigung der Munitionskosten und grossere .^ransportleiehtigkeit mit sich bringt.

Geht man aber aus eine praktische Brüfnng der Waffe ein, so kann man sieh leicht überzeugeu , dass vom taktischen Standpunkte aus diese beiden funkte, weit entfernt, Vorzüge zu sein , vielmehr wirkliehe Uebel-

stände bilden.

Ju der That kann die Leichtigkeit des Gewehres nur auf Kosteu seiner Deftigkeit, seiner Widerstandskraft als Handwasse erlangt werden.

Jnnerhalb gewisser Grenzen ist das Gewehr , je leichter es ist , um so

weniger geeignet für den Angriff und die Verteidigung mit dem Ba-

jonnett, was einen wahrhaften Mangel ausmacht, im Augeublike, wo die ..Taktik fast aller Armeen Europas in sehr bestimmter Weise darauf aus^eht, die Bajounettkampsart zu entwikeln.

237 Der kleine Umfang des Kalibers ergibt ein enges Rohr, in welche^ der Soldat nür mit der aussersten Vorsicht die ganze Ladung einzubringen vermag , ein Theil des Pulvers wird ausser die Seele des Laufes fallen, besonders wenn der Soldat unter dem Eindruk der Erregnng und des Eifers des Kampfes steht. Das Rämli.l.e wird bei regnerischem oder kaltem Wetter der Fall sein.

Da die Batronen dem Kaliber anzupassen sind, so müssen sie folglich sehr lang und dünn werden und dahe.. wenig Festigkeit darbieten.

Die aus den Paketen herausgenommenen Patronen werden in den Patrontasehen leicht beschädigt werden.

Der kleinste Wasfertropfen, der die patrone berührt, wird in da....

Jnnere derselben dringen und einen Klumpen bilden, welcher dem Ausleeren des Pulvers hinderlieh sein wird.

Durch die Hize wird das Fett schmelzen, in die Patrone eindringen und daselbst ebenfalls einen Klumpen bilden. Diese Erschemung hat sich schon zu wiederholten Malen gezeigt.

England hat troz den Berichten seiner ausgezeichnetsten Büchsenmacher und troz der Annahme des Wittworth-Stuzers mit 38^^ durch die Schieß liebhaber, sein Kaliber von 48^^ beibehalten. und zwar besonders der Schwierigkeit des Ladens wegen.

Hatte diese Wasse ballistische und taktische Eigenschaften. , welche deren Annahme dringend begruuden ^ Die Minorität Jhrer Kommission findet nein.

Jn Bezug auf Tresssicherheit und Tragweite haben die gemachten Ersahrungen bewiesen, dass das Kaliber von 43^^ dem ihm gegenüber^ gestellten von 35^^ in Richts nachsteht. Aus den grossen Distanzen seheint sogar der Vorzug zn dessen Gunsten festgestellt. Hie und da ist das Jägergewehr mit einem Laus von 33^.^ überlegen . aber dieser, dureh theilweise Versuche anerkannte Vorzug wird durch die zu Gunsten des grossen Kalibers erwieseneu Vorzüge mehr als aufgewogen.

Die Expertenkommission anerkennt, dass die Vorzüge sieh auswiegen und dass die Ueberlegenheit dem kleinen Kaliber nicht gehort. Jn dieser Beziehung gäbe es eine Kompensation von Vorzügen und eine Gleichheit und, wenn in dieser Hinsicht eine Prämie zu bewilligen wäre, so glauben wir fest, dass ein Preisgericht von Experten dieselbe dem Kaliber von 43^^ zuerkennen würde.

Dieses Ergebniss hebt die verbreitete und allgemein angenommene Ansieht auf, als hätte das Jägergewehr einen grossen und unbestreitbaren Vorzug
vor seder Waffe grossern Kalibers.

Man wird suchen, den Vorzug dieses Gewehrs in dieser Hinsicht dureh Gruppirung von , anf Erfahrungen gegründeten Resultaten darzu-

238 stellen . aber diese Kombinationen und Anordnungen werden nur ein schwaches Resultat ergeben, ein Resultat. das in den Augen der Minderheit Jhrer Kommission in der Frage im Allgemeinen nur eine unterge-

.ordnete Wichtigkeit bietet.

Wir wiederholen es , Gleichheit der beiden Waffen ist das Einige ,

was nnbefangene Experten daraus schlössen konnen.

W a f f e n m i t n o r m a l e m Spielraum.

Das Gewehr Rr. 33 (verlängertes Jägergewehr. Kaliber 34, 7^^) ergab :

1000 600 800 100 83-100 62-90 Treffer 12.^3 19,5-22 29-43 55 aller 18--28 30^33 Das kurze Jägergewehr Rr. 4 ergab . ziemlich identische Resultate , siehe Tab. 1V.

Distanz in Schritt a 2^ Treffer ^, mit Vuholzer- und Zaugg-Brojektil . . .

Radius der bessern Hälfte

400 100

7-8^

-

Das^ Jnsanteriegewehr Rr. 3, Kaliber 43

400 600 800 1000 100 94 l 00 t 00 8^ 12-13 16,5 26 26 30-37 56 Das Jnfanteriegewehr Rr. 9, Ka iber 40^ Distanz in schritt a 2^ . . . 400 600 800 l 000 95 88 100 94 32 Radius der b e s s e r n H ä l f t e Tresser 9 26 17,5 aller . . . . .

29

Distanz in Schritt ^ 2^

. . .

Tresser ^ .

. . .

Radius der b e s s e r n H ä l f t e Tresse aller

.

.

.

.

.

...^

Treffer

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.

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.

.

.

.

.

-

Diese Ergebnisse zeigen einen Vorzug zu Gunsten des Jägergewehrs, Kaliber 34,^.^, welches wir allein zn prüsen haben gegenüber dem Jnfanteriegewehr mit 43^^ Kaliber, was den Radins der bessern Hälfte

Treffer anbelangt, dagegen ist die Waffe mit 43^^ im Vortheil, was

die Zahl der Tresser .anbelangt.

Nachstehende Tabelle zeigt das Ergebniss der Versuche mit diesen nämliehen Wassen , mit dem Maximum der Kaliber^Toleranz bis auf .36,5^^ für das Jägergewehr und auf 45^^ für das grosse Kaliber :

23..)

W a f f e n mit g r osse .n Spielraum.

Verlangtes Jagergewehr Rr. 34, Kaliber 3^,4^^ Distanz in Schritt a 2^ . . . .

Treffer .^ mit Zangg und Buholzer .

Radius der b e s s e r n H ä l f t e Tresser .

400 800 1000 84--86 83,3 90 9 27 32^-37^-4l^

aller

.

.

.

.

.

.

^^

^^^

.

.

.

^

Das kurze Jägergewehr Rr. 35 ergab etwas günstigere Resultate , siehe Tab. lV. die Erweiterung beträgt jedoch nur 1,5^^.

Jnfanteriegewehr Rr. 2,l.^, Kaliber 45^^

Distanz in Schritt .^ 2^ . . . .

Treffer -,^ . ^ Radius der b e s s e r n H ä l f t e Treffer .

aller

.

.

.

.

.

.

400 100 ..).

22

800 92 5 23.^

1000 96 32

^ ^ .

.

. Hier ist der Vortheil zu Gunsten des Kalibers von 43^^, sowohl in Ve^ng ans die Zahl der Treffer , als auf den kleinsten Radius der bessern Hälfte Schüsse.

Die Majorität der E^perten-Kommission zieht den Schlnss , dass , wenn man das kurze Jägergewel^r in Betracht zieht, das kleine und grosse

Kaliber in Bezug auf Treffsicherheit sich den Rang streitig machen , und wenn man das kurze Jägerge.vehr ausser Betragt lässt, und nur die für die Jnfanterie geeignete verlängerte Waffe in .Anschlag bringt, das grosse Kaliber dem kleinen sür die Trefssieherheit auf den grossen Distanzen überlegen ist.

Sie misst diesem Vor^ng keinen grossen Werth für den .Krieg bei.

Es bleibt jedoch bemer^.nswerth, diese Thatsaehe festzustellen, welche eine in d..r Schweiz allgemein angenommene .Ansieht wiederlegt.

2) Was die Flugbahn und den bestriehenen Raum anbelangt, so w..ist die E^perten^Kon.mission folgende, nicht bestrittene Ergebnisse vor:

240 ^rgebniss der Versuche im November.

Ziel auf 400 Schritt, grosste Erbebung der Flugbahn über die Vistrlinie : Waffe.

Distanz in Schritt .^ 2..^.

-^-^

.

Art.

^r.

200.

300.

2,^53 2,^50 2,^52 2,^80 2,^53

3,^56 3,^70 3,^69 3,^94 3,^69

0 2,^79 0 3,^00 3,^00 . 0 0 3,^12 0 3,^05 ^

^allber.

4 ^ Jäg.^Gew^ 33 lg. ,^ 9 Jnf.-Gewehr .l27l,5 .)6 Ord.-Stu^er

34,8 34,7 40 43 34,8

.,

^

0 0 0 0 0

400.

100.

..

Rach diesen Versuchen und den sriseh kontrol.lirten ...^isirwinkein ans grosseren Distanzen ergeben sich folgende abgeleitete bestochene Räume gegen Jnfanterie, den Mann zu .^ Hohe angenommen: Gestrichener Raum in Schritt .^ 2^.

^ .

.

.

.

^ .

^a^imum.

Rr.

4

33 ^ ,, ^7^ ,,

^

442 436 436 . 422 435

600.

800.

1000.

90 .^3 88 84

58 59 55 53

40 40 37 37

.^

.

icht berechnet.

Rach diesen Daten find die Zugaben der Tab. lV ^u berichtigen.

Der Vortheil stellt in dieser Beziehung auf Seite des kleinen Kalibers , aber, gleich wie in Bezug aus den geringen Vortheil eines Kalibers vor dem andern mit Rüksieht ans die Tragweite und die Trefssieherheit , hat der Vor^ng wegen der Flugbahn und den Gestrichenen Raum kein grosses Gewicht für den Krieg.

Bei den bis auf die Graupe des Spielraumes gebrachten Kalibern haben die kleinen einen grossern Visirwinkel und kürzern gestrichenen Rau.n. bei den grossen ist es umgekehrt.

Die Experten baben jedoch eine wichtige Thatsache konstatirt: die Thatsache nämlich. dass mau für die Wasfen der drei Kaliber ein festes .Absehen von 280 ..Schritten anbringen kann . das sich sür alle Distanzen

von 0 bis 400 ^ehritt gebrauchen lässt.

24t 3) Die Abweichung oder der Einfluss des Windes auf die Flugbahn.

Die Experten anerkennen einstimmig, dass dieser Einslnss erheblicher sei bei dem kleinen, als beim mittlern und besonders beim grossern.

4) Die Verkusstonskrast ist bei den drei Waffen ungefähr die gleiche. Den Vorzug seheint auf I000 Schritte das kleine halbier ^u besizen, aber was die ^erstorende Krast anbelangt, so gehorte die Ueberlegenheit dem grossen Kaliber.

5) Der Rükstoss ist bei dem grossern Kaliber stärker als bei d..m kleinen, und ^war im Verhältniss von 31^ zu 33...^. Dieses ist ein relativ schwacher Unterschied. Keine der drei Wasfen hat einen Rükstoss , welcher den Schüfen beunruhigen^ konnte.

6) Was die Verschleimung der Waffen dnreh länger andauernden Gebrauch anbetrifft , so sind die drei Kaliber derselben bei gutem Bulver

gleich unempfindlich geblieben.

Den 3. und 4. Juli wurden mit jedem der fragliehen Gewehre 150 Schüsse, 75 am ersten ..nd ebensoviel am zweiten Tag, geschossen.

Am 4. Juli schossen die während der Racht ohne Reinigung stehen gebliebenen Gewehre eben so gut als am vorigen^ Tage , in dieser Hinsicht ist der Unterschied zwischen dem Jägergewehr und dem Gewehr mit grossem Kaliber sast unmerklich , wie man si.h nach den sollenden Schiessresultaten überzeugen kann.

R e s u l t a t des ersten Tages. Distanz 600 .schritt.

.Scheibe .^ .^ 12^.

^ Rad .us.

^ der Schüsse. Tresser.

aller ^e.

bessern

Treffer.

.^..lfte.

Verlängertes Jägergewehr

Rr. 33, Kaliber 34,7

Jnfanteriegewehr

Rr. 9, Kaliber 40 43 ,,

.^..

50 50 50

50 47 50

100

50 50 50

50 47 50

100 12,5^ ^33^ 94 26^ l 00 12^ 30^

..)4 100

13^ 24^ 13^

30^ 37^

R e f u l t a t d e s z w e i fe n

Tages.

Verlängertes Jägergewehr

Rr. 33, Kaliber 34,7

Jnfanteriegewehr

Rr. .^, Kaliber 40 ,,

3,

,,

43

2^2 ^) Was die ...^lität des ^ulvers anbetrifft, so ist aus den Berichten zu entnehmen , dass , während der ini Rovember stattgefundenen Broben ein Gewehr von grossem Kaliber an seinem Wertl.e bedeutend

eingebüßt h..^. Jst diess ein Anfälliger Umstand^ Moglieh ist es. Der

Berichterstatter der Kommissionsminderheif,

vorschlägt, bemerkt hiezn :

.

^

welcher

,,Diese und andere frühere Wahrnehmungen

das kleine Kaliber berechtigen daher zu

,,de.n Anssprueh, dass das kleine Kaliber allerwenigstens nicht empfindlicher ,,fei, als das grosse gegen die Qualität de.^ Bulvers^

Die Mehrheit der Expertenkommission erklärt, dass das kleine Kaliber (35^^) uud das grosse Kaliber (4.^^) ziemlich unempfindlich gegen Verwendung schle.hter Bulversorten seien.

8) Wir haben uns schon über den Spielraum (Kalibertoleranz), nämlich über ein Gewehr, dessen .Laus durch den Gebrauch erweitert, und von einem Roxmakkaliber auf ein Kaliber mit Abnn^ungs-Ma^imum von 2 Bunkten gebracht wurde, ausgesprochen. Wir haben durch die erfolgten Resultate dargethan, dass das grosse Kaliber in den gleichen Verhalt^ nisseu eine grossere Tresssicherheit bewahre als das kleine , und dass in Be^ug aus die Form der Vagone diejenige des grossen Kalibers den Vorzug verdiene , wir wollen hier aus diese zwei Punkte nicht ^urükkommen.

Das Gewicht der Wasse hat vergleichsweise keine Bedeutung, indem ein Gewehr mit 43^^ Kaliber nur ungefähr 4 Loth schwerer ist, als ein solches von kleinem Kaliber , wir würden sogar einer Differenz bis

ans ..^ .^ nicht eine wirkliche Wichtigkeit beimessen.

Das

Gewicht der Munition, sowie der hohere Breis derselben für

das grosse Kaliber ist für uns von grosserer Wichtigkeit , der Gewichtsunterschied sur etwa 50 Batronen , welche dem Soldaten im Angenblike des Gefechts übergeben werden, beträgt jedoch nur etwa ^ .^.

Wir

verweilen einen Augenblik bei der ^rage über die Dauerhastig-

keit der Züge; bei dem kleinen Kaliber sind dieselben wenig tief, was die Treffsicherheit

und den Gebrauch

eines

leicht verdorbenen Bulvers

begünstigt , dieser Umstand bietet dagegen einen wirklichen Uebelstand dar, au.^ dem Grunde, weil diese Züge leicht abnehmen uud theilweise versehwinden konnen, und ^war in dem Masse, dass sie in wenigen Jahren ihren Zwek nicht mehr erfüllen. Die Brä^ision und Tragweite nehmen in dem Grade ab, wie diese Züge an ihrer ursprünglichen Form ver.^ lieren. Da es sehr schwer sein wird, ^nm Buzen der Läuse eines so kleinen Kalibers einen holzernen Ladstok zu gebrauchen , da solche sehr biegsam sind, so werden die Soldaten hie^.. einen eisernen Ladftok benuzeu, was die Beschädigung der innern Wände des Lanses beschleunigen wird.

Solche Gewehre in den Händen der Truppen werden

243 weniger Zügen.

lang danern,

als

Gewehre pon grossem Kaliber

und tieser.n

Dieser Uebelstand hebt die Vermehrung des Preises der Munition wie des Gewehrs. wenn in dieser Hinsicht ein Unterschied zwis.hen dem Jägergewehre und dem Gewehr von 43^^ wegen der grössern Schwere dieses leztern besteht, genügend aus.

Jn Betreff des Vreises ist man im Allgemeinen einig, anzuerkennen, dass derselbe für beide Wasfen gleich sein wird, wenn man einen Lux^us und eine sorgfältige Ausarbeitung wie bei den bei den Versuchen gebrauchten Versuchen, verlangt.

Wir wünschen für ein Munitionsgewehr weniger Lur^us, ohne welchen die Solidität und gehorige .Ausarbeitung der wichtigen Bestandtheile nicht ausgeschlossen wäre, damit eine erhebliehe Kostenverminderung erzielt werden konne. 70 bis 80 Franken scheinen uns für ein Mmntionsgewehr eine übertriebene, ja fast übel angebrachte Ausgabe. W.r denken, man werde unserer Bemerkung eine andere Tragweite, als welche darin euthalten ist, nicht geben, nämlich weniger Lur^us für das Zubehorde und gute Ausarbeitung der wesentlichen Theile, und wenn möglich um so mehr Sorgfalt in dieser leztern Begehung.

Wir haben uns mit deu vorhandenen l2,3l)0 Jägergewehren speziell nicht zu befassen ; in keinem ^alle konneu sie da^u gebraucht werden, einen Theil unseres eidgenössischen Auszuges zu bewassuen, indem diese Gewehre in der Länge ihres Lauses von demjenigen abweichen, welcher vom Buudesrath als reglementarische Waffe vorgeschlageu ift.

Jn der Vorausse^.ng der Annahme des Kalibers von 43^^ konnen sie, wie die Expertenkommission sich aussprieht, znr Bewaffnung der Landwehrschüzen verweudet und vortheilhaster gebraucht werden.

Vorstehendes zusammensassend, hat die Minderheit Jhrer Kommission, in Betracht, dass, wenn einerseits das kleine Kaliber einen wirkliehen Vorzug verdient vor dem Kaliber von 43^ in Bezug auf das Gewicht und die Kosten der Munition, auf eine kleine Vermehrung des bestriehenen Raumes und ans den geringen Einsluss der leicht verdorbeneu Vulversorten auf die Trefffähigkeit, das Jnsanteriegewehr von 43^, demselben dagegen nicht nachsteht in Hin-

sieht aus die Treffsicherheit, und demselben unstreitig überlegen ist, mit Riecht auf: den Widerstand gegen den Eiuslnss des Windes,

die Zerstornngsfähigkeit, die Kalibertoleranz, die Form der Vatrone, die leichte Ladungsweise und den leiehten Unterhalt des Laufes, und dass dieses Gewehr für den Bajonnettkamps eineu wirklichen Vortheil^ darbietet,

244 die Ehre, dem ^ationalrathe zu beantragen, ini Grnndsaze das Kaliber von 43^^ für das zur Bewaffnung unserer Jnsanterie, Jägerund Eentrumkompagnien zn verwendende Gewehr zu bestimmen, und em-

pfiehlt den ini Eingange des gegenwärtigen Berichts enthaltenen BesehlnssesEntwurf zur Annahme.

Wir schlagen nun das g r o s s e Kaliber vor. Dieser Ausdruk ist pas^end für die Unterscheidung vom Jä^ergewehre. Wenn die schweizerische Bundesversammlung das Kaliber von 43^^ annimmt, so erhält unsere Jnsanterie ein Gewehr mit dem kleinsten aller von den Militärmächten Europas angenommenen Kaliber. Wir halten nicht dafür, dass in dieser Beziehung und für die Bestimmung einer gnten Kriegswaffe wir den Anfprnch machen, in Kenntnissen, in Mi.teln, zu Forschungen und groben, ...llen Staaten Europas überlegen zu sein. .

Bern, den 23. Januar 1863.

Der Berichterstatter der Minderheit.

.......elara^eaz.

^ote.

Die Minderheit der kommission bestand au^ den ^erren^ ^. .^. D e l a r a g e a z , eidg. Oberft^ ln Lausanne.

^llf. ^ o n d e r w e l d , Staa^ra^h, in ^reiburg.

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Bericht der Minderheit der nationalräthlichen Kommission über die Frage der Einführung eines neuen Kalibers für das eidgenössische Infanteriegewehr. (Vom 23. Januar 1863.)

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Bundesblatt

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1863

Année Anno Band

1

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06

Cahier Numero Geschäftsnummer

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07.02.1863

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229-244

Page Pagina Ref. No

10 003 972

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