#ST#

Schweizerisches Bundesblatt.

^V. Jahrgang. l.

Nr. ^.

#ST#

B

e

r

i

ch

^. Januar 18^3.

t

der

Mehrheit der nationalräthlichen Kommission , betreffend die Einführung eines neuen Infanterie-Gewehres:

(Vom 22. Januar l 863.)

Tit..

Die Kaliber-Einheit bei den Handfeuerwaffen einer Armee ist seit Langem ein kriegswifsensehastliches Prinzip. Alle Armeen bestreben sich, dasselbe einzuführen, und es besteht zur Stunde in allen, namentlich in der französischen Armee. Rnr momentan wird es in der einen oder andern aufgegeben , wenn es sieh um die Einführung neuer Waffen handelt , bei welcher, wegen des Vorraths von alten Waffen, es eine gewisse Zeit bedarf, um der ganzen Armee das neue Gewehr zu geben.

Auch bei uns hat sich die Ueberzeugung von der Zwekmassigkeit der Kaliber-Einheit längst Bahn gebrochen. Schon die helvetische MilitärGesellschaft erliess in ihrer Versammlung von l 792 an die Tagsazung ein Memorial , in welchem sie die Gleichheit des Kalibers besürwortete.

Die neuen Bundesbehorden haben sich seit Anfang ihres Bestandes zu jeder Zeit für dieselbe ausgesprochen. Schon im Bundesgeseze über die

Militarorganisation vom 8. Mai 1850 wurde die Kaliber-Einheit vorgesehen, indem in Art. 40 vorgeschrieben ist. die Landwehr solle mit Gewehren von eidgenossischem Kaliber versehen sein. Das Bundesgesez

über die Bewaffnnng vom 27. August 1851 schrieb vor, dass bis zum Jahr 1857 alle Jäger-Kompagnien mit gezogenen Gewehren bewaffnet sein sollen, was schon ein großer Fortschritt war, denn die allgemeine

Bundesblatt. .J a l. r g . ^v. Bd. I.

15

^4

.^

Einführung des gezogenen Gewehres bei der gesam.uten Jnsanter.e war noch bei keiner Armee durchgeführt.^ Der Bundesrath beschäftigte sich auf jenen Beschluss hin mit der Aufstellung eines Modelles für das Jägergewehr . und indem er das Kaliber des .^tuzers wählte, welcher im Jahr 1850 eingefüllt worden war, bewies er, ^ass er die allmälige Einführung.. .der Gleichheit. des Kalibers anstrebte. Jm^Jal.rl854 legte er . dieses Modell bereits. ....or, mit.dem in seiner Botschaft vom 8. Rovemb^er dieses Jahres gestellten Antrag, in Abänderung obiger Bestim-

muug des Gesezes vom 27. August l 85l, die Jägerflinte einstweilen nur bei einer Jäger-Kompagnie von jeden. Bataillon einzuführen. Die Anträge kamen erst im folgenden Jahre 1855 zur Beralhung vor die Bundesversammlung, welche jedoch nnterm 20. Ehristmonat noch fernere Versuche befehloss. Diese Versuche sanden statt im Frühling l 856 zu Biere, Aarau und ^ürich mit einer grossern Anzahl Mannschaft, worauf

der Bundesrath unterm 7. Juli l 856 die Anträge von l 854 wieder.holte, mit der Abänderung jedoch, dass das Gewehr um 3 ^oll verlängert werde. Der Ständerath begnügte sich jedoch^ damit abermals nicht, und wollte noch fernere Versuche in noch grosserm Massstabe anordnen.

Der Nationalrath hingegen beschloss au. 23. Herbstmonat l 856, ans deu Antrag der ans den Herren General D u s o u r , Oberst .^ur^ und Oberst S t e h l i n bestehenden Mehrheit der .kommission, definitive Annahme des Jagdgewehres für die Jäger des ganzen Bundesheeres, vorläufig jedoch nur für je eine Jäger-Kompagnie, welchem Besehlnss am 25.

gleichen Monats der Ständerath beistimmte.

^ie Verlängerung des Jägergewehrs um 3 Zoll, so dass der .Laus nunmehr 3 i ^oil betragen sollte, wurde ebenfalls beschlossen.

..^ass auch bei diesem Entscheide das Bri.^ip der .^aliber-Einheit ini Auge behalten wurde, ergiebt sich ans dem Berichte der nationalräthlichen kommission.

Es wurde von den Gegnern dem vorgeschlagenen Modell vorgeworfen , dass durch die Einsührnug desselben in den Bataillonen ein verschiedenes .Kaliber nothwendig und dadurch die bisherige Einfachheit gestort ^oerde. ,,Das ist riehtig^, entgegnet der Bericht, ,,so l a n g e nicht die g e s a m m t e J u f a u t . ^ r i e ,,das gleiche G e w e h r hat. Allein u.ir dürfen diesen Vor.vurf als ,,uicht erheblich bezeichnen^. Unter den Grundeu, mit welchen die Komnusfion diesen ^az begründete, erscheint folgender. ,,^ie E i n f ü h r u n g ^des J ä g e r g e w e h r e s sür e i n e n T h e i l d e s Heeres i s t e i n A n -

,,faug, der vielleicht allmälig die Einführung d e s s e l b e n bei

.,der g e s a m m t e u J u . f a n t e r i e d e s A u s z u g e s ^ur F o l g e l..abeu ,,wird, wie d e n n auch iu a n d e r n A r m e e n , ^. B. der o s t e r r e i e h i A s c h e n , d a r a u s h i n g e a r b e i t e t wird, d i e g a n z e A r m e e m i t d e m ..nämlichen g e z o g e n e n G e w e h r e zu v e r s e h e n . Die .Schweiz ist ,,nicht im Stande, auf einmal die ganze Armee mit nenen Waffen zu ,,versehen ; es u^uss eine solche Neuerung alln.älig ini Verlauf vieler Jahre .,,gesehehen; und sind daher nicht auch diejenigen, ^ welche auf die Gleich..,heit ..^.s Kalibers über G e b ü h r Gewicht legen, genöthia^ vorüber-

^

ll)5 ,,gehend eine Ungleichheit einzuführen, es sei denn, sie wollten, um dieses ,,zu verhindern, ans die Vortheile eines kleinern Kalibers von vorn herein verzichten^. Es ergiebt sich daraus klar, ^dass die Kommission die Einführung des Jägergewehrkalibers für die ganze Jnsanterie in Aussicht

stellte und folglich die Kaliber^Einheit im Brinzip verfocht, und nur

gegen diejenigen ankämpfte, welche, auf die Kaliber-Einheit über Gebühr Gewicht legend, die Einführung des neuen Kalibers aus dem Grunde verhindern wollten, dass sie die v o r ü b e r g e h e n d e Ungleichheit besorgten.

Als die Ereignisse des ^Jahres 185.) die mogliehst schnelle Einführung gezogener Gewehre l.^i der ganzen Jnsanterie dringend wünsehbar machten, stieg der Gedanke auf, die bisherigen Rollgewel^re in solche umzuändern. Der Bundesrath empfahl durch Botschast vom 11. Jenner 185.) die Transformation dieser Gewehre nach dem System BurnandBrélaz, folglieh ein Aufgeben der Kaliber-Gleichheit. Allein ausdrüklich erklärte der Bundesrath, ,,dass die Einführung einer ganz ^neuen Bewafs,,nung mit kleinem Kaliber den Vorzug verdiene, und dass man sich mit ,,dem Gedanken vertraut machen müsse, die Umänderung der jezigen Ge,,wehre in gezogene dürfe nur als .^in Uebergang betrachtet werden, und ,,es sei für zukünftige neue Anschassuuge.. schon jezt ein neues Modell ,,einer gezogenen Waffe von kleinerm Kaliber aufzustellen^. Die^Kommissionen beider Räthe, und diese dann durch ihren Besehluss von 1.^5^, adoptirten die Ansicht des Bundesrathes, dass die Transformation der bestehenden Rollgewehre nur eiue Uebergangsmassregel sein solle. Es ist demnach dieselbe eine durch die Umstände gebotene Ausnahme des Brinzips der Kaliber-Einheit, zu welchem sich der Bundesrath in der diese Ausnahme empfehlenden Botsehast selbst noch ausdrüklich bekannte.

Es wurde nun in dem Ansuchen, sür die gesammte Jnfanterie ein G^.wehr^Mo^ell mit kleinem Kaliber zu erstellen, fortgefahren, und der Bundesrath hielt dabei wieder fest am Brinzipe der Kaliber^Einheit.

Ans seine Weisung erliess das Militar^Departemeut unterm 2. März 18.^0 eine Breis-Anssehreibu.^g sür ein neues Jufanterie-Gewehr, in welcher unter Auderm die .Forderung gestellt wnrde : ..Kaliber entweder an das ,,betresfende Jägergewehr und den Sturer sich anschliessend oder aber so, ,,dass solches au^h auf den Sturer und das Jägergewehr übertrageu wer,,den kouute. (Moglichkeit der Kaliber-Einheit für alle Handfeuerwasfeu.)^ Die nämliche ^or^ernng wur^e ^n die Experten ^ Kommission gestellt, welche zur .Vornahme der nothigen^ Brüfung und der Versuche, betreffend Einführung leichterer Haudfeuerwassen, uiedergesezt und später durch ^uzng anderer Mitglieder
verniehrt wurde.

Bereits im Januar 18l)2 lag von Seite der E.^perten-Kommissiou der Vorschlag vor, e.^ sei sür die gesammte Jnsanterie ein Gewehr mit einem Kaliber von 43^^ einzuführen, mit Ausnahme der ^charfschü^...

welche ihr Kaliber beibehalten sollen. Damit u.ar die Kaliber-Eu.h^.it

t 96

.

ausgegeben. A..n 7. Hornnng 1862 beschloss jedoch die Bnndesversammlung, aus den Antrag des Bundesrathes, die Vornahme fernerer und zwar vergleichender Versuche. .

Diese fanden statt, und die Expertenkommission bringt in ihrer Mehrheit den nämlichen Antrag, die Einführung eines Gewehrs von 43^^ für die gesammte Jnsanterie, mit Ausnahme der Scharfschüzen. Eine erste Minderheit, aus einem Mitglied bestehend, tragt auf Beibehaltung des Jägergewehr-Katibers von 35^^ und Einführung desselben für die ganze Jnsanterie, und eine dritte, welcher die zweite eventnell beistimmt, auf die Einführung eines Gewehrs von 38^^ an für die Jnfanterie, aus welche Kaliberweite die bestehenden Jägergewehre ausgebohrt werden sollten. Auch diese Minderheit verzichtet aus die Kaliber-Gleiehheit, jedoch mit Vorbehalt, die Läufe der Sturer früher oder später auf das Kaliber von 38 ^ auszubohren. Die Kommisston tragt dann einstimmig ans Verlängerung des Gewehrlanses um 2 Zoll, also von 3l Zollen aus 33^, sowie aus Annahme des Buholzer^schen Geschosses an.

Es versteht sich von selbst, dass nicht die Antrage der Kommission, sondern die Resultate der vorgenommenen Broben maßgebend sind.

Der Bundesrath trägt in seiner Botsehast vom 7. Jenner l^63 darauf an: für alle Handfeuerwafsen der eidgenossischen Armee (Auszug und Reserve) ein einheitliches Rormalkaliber von 35^^ festzustellen und die bisherigen Jägergewehre derjenigen Mannschaft zu belassen, welche sie bereits besi^t, und den Bundesrath zu ermächtigen, die nähere Ordonnanz des neuen Gewehres und der neuen Vistole zu bestimmen.

Die Mehrheit der nationalräthlichen Kommission stimmt den An^ trägen des Bundesrathes bei, wie sie im Besehluss-Entwnrse formulirt sind, und bernst sich im Wesentlichen aus die Motivirung der Botschaft.

Sie erlaubt sich jedoch einige Ergänzungen.

Während bis in die neueste Zeit der Bundesrath die Kaliber-Einheit im Auge behielt , während selbst die Weisungen , welche der ExpertenKommission ertheilt wurden, dahin giengen, ,,die Möglichkeit dieser Ka-

Iiber-Einheit für alle Handfeuerwaffen^ zu berüksichtigen , wirst sich die

Frage von selbst aus . warum die Mehrheit der Kommisston dieselbe ausgiebt, und nicht aneh die Scharsschüzen nothigen will, das allgemein einzuführende Kaliber von 43^^ anzunehmend warnm nicht auch diese dem gleichen ^ehiksal zu unterwerfen seien, ^em die Jäger, welche das Jägergewehr besten, anheim gegeben werden sollen^ Die Mehrheit der E^perten^Kommission stellt den sonderbaren ^az aus: die ^eharsschüzen verloren sicher allen Boden für eine Spezialwasfe, jegliche Berechtigung, ein besonderes Korps zu bilden , sobald sie dasselbe Kaliber haben .oie die Jnsauterie. Jn der That bildeten sie ein besonderes Korps, als sie noch das ganz grosse Kaliber hatten , sie bildeten ohne Anstand ein ^olehes, als das Jägergewehr neben dem Stnzer e^iftirte, und nie hat man ge-

^

197

hört, dass ^wischen den Jägern und Scharfschüzen irgend welcher Span desshalb vorkam.

Die sedere Wasse , welche die dralle Kugel immer zulässt, und die patrone nur für den Fall des schillern Schiessens erhalten wird, bedingt schon hinreichend eine ganz besondere Stellung in der Armee.

Der wahre Grund . warum hinsichtlich der Scharsschüzen die Kaliber-Einheit aufgegeben werden will, liegt einfach darin, dass die Kommission an dem Widerstand derselben verzweiselte. Die Scharsschi.^en, welche neben ihrer militärischen Stellung e.u wichtiges Element der bürgerlu.hen Schüzengesellschasten bilden, konuen weit entschiedener austreten als die Jnfanteristen , welche nehmen müssen , was man ihnen giebt.

mag dabei ihr Wunsch noch so wenig berüksiehtigt sein.

.^hne über Gebühr ans die Kaliber -Einheit Gewicht zu legen, namentlich für den Fall der Storung nicht, welcher bei der allmäligen Einführung eines neuen Kalibers eintreten muss, halten .^ir dafür, dass diese Einheit allen Ernstes anzustreben ist, wenn nicht entscheidende Gründe dagegen sprechen. Die Seharsschü^en sind gerade die Waffe, welche im Kriege am h.iufigsten in kleinen Theilen detasehirt werden, auf Vorposten, in Positionen u. s. w., und es ist nicht moglieh, einem seden solchen Detaschement ein Eaisson mitzugeben. Es ist daher sur die Scharsschüzen besonders wichtig, dass sie sich ans den Mnnitions^Vorräthen der Truppentheile, welchen sie beigegeben sind, versehen konuen, wenn die Munition, welche sie mit sieh tragen, verbraucht ist. Und da mit der Einsührung des Kalibers von 35^^ sur die ganze Jusanterie die Kaliber-Einheit gegeben ist, so ist es sur uus eiu entscheidender .Grund sur diese Einsührnng mehr.

Rehmen wir die Zusammenstellung der vergleichenden Momente, wie sie die bundesräthli^e Botschaft ans dem Gutachten der Er^perten-Kommission auszieht .

t) ,,Jn Be^iehnng aus die Tressfähigkeit werden das kleine (35^^) und ^as grosse Kaliber als ziemlieh gleich erklärt^.

^äher angegeben verhält sieh die Sache wie folgt . fassen wir bloss die Proben iu^ Ange, welche mit dem Bnhol^er'schen Gesehoss gemacht .vorden sind, und lassen wir die andern, welehe nicht in Beruksiehtigung fallen, bei ^eite, so ergiebt sich folgendes Resultat.: Das kleine Kaliber hatte aus 400 Schritte in sünf Proben fünf Volltreffer, folglich t 00 ^ und den kleinern Streuungshalb.uesser.

Das grosse aus sechs Proben bloss fünf Volltreffer und im Ganzen

^)9,5 ^ Treffer.

Auf 600 Schritte stehen sich beide gleich, mit Ausnahme, dass das.

kleinere Kaliber den kleinern Streuungshalbmesser hatte.

Auf 800 Schritte hatte in sechs Proben, wovon süuf mit Volltressern, das Buhol^sehe Gesehoss .)2,2 ^ Treffer, und ebenfalls den kleinern Streuungshalbmesser ;

^.

^

das grosse in fünf Vroben mit vier Volltreffern nnr 81 ^ Treffer.

Anf 1000 Schritte hatte das kleine Kaliber in drei Broben, wovon eine mit Volltresser (und zwar das Gewehr mit grossem Spielraum), allerdings nur 82 ^ Treffer und den grossern Streunngshalbmesser , das grosse in sechs Broben (wovon keine mit Volltreffern) Treffer.

86 .^

Auf alle wirksamen Distanzen erzeigte daher das kleine Kaliber ein Uebergewicht über das grosse, nnr auf die weite und bei Massen selten vorkommende Distanz von 1000 Stritten zeigte das grosse ein Ueber^ gewicht von nicht vollen 4.^,, wobei wir davon zwar absehen, dass die Schuld dieses Unterschieds darin lag, dass der ...^chi^e in einer ^robe zu

hoch hielt und diese daher ungünstig ausfiel.

Dazu kommt noch, dass in den Vroben mit schlechtem Vulver ans 400 Sehritte das kleine Kaliber in vier Broben mit zwei Volltreffern ^ ^., das grosse hingegen in vier Broben ohne Volltreffer bloss 76 .^ Treffer hatte, was beweist, dass das kleine Kaliber weniger empfindlich ist als das grosse.

^) ,,Ju Beziehung anf Flugbahn und Gestrichenen Raum stellt sich ein kleiner Vorzug zu Gunsten des kleinen Kalibers.^ Das grosse Kaliber hat einen bestriehenen Raum von 422 Schritten, das kleine einen solchen von 436 Schritten, also l 4 Schritt.. mehr.

Das grosse Kaliber aus 600 Sehritte einen gestrichenen Raum von

84 Schritten,

das kleine einen solchen von l)3 Schritten, also 9 Schritte mehr.

Das grosse auf 8l)..) ...^ehritte einen .gestrichenen Raum von 53 Schritten, das kleine einen solchen von 5.) Schritten, also 6 Schritt... mehr.

Das grosse aus l0l)l) Schritte einen beftriehenen Raum von 37 Schritten, .das kleine einen solchen von 40, also 3 Schritte mehr.

Die Mehrheit der Expertenkommission bemerkt in Bezug ans die

Flugbahn, der kleine Vortheil zu Gnnsten des Kalibers von 35^^ sei

naeh ihrer Meinung ohne alle Bedeutnng sur die Kriegführung.

Das thut sie imu.er, wenn es sich um einen .....ortheil zugunsten des kleineu Kalibers handelt. ob aber wirklieh ein Unterschied von l 2^, .)^, 6^ und 3^ mehr beim beftriehenen Raum so gan^ ohne Bedeutung sei, überlassen wir jedem Unbefangenen ^u entscheiden.

3) ,,Ju Beziehnng ans die Ablenkung durch den Wind steht der Vortheil auf .^eite des grossen Kalibers.^

^s ist durch die Versuche diese Behauptung nicht sestgeftellt. ^ Wenn man aber in Betrachtung zieht, dass troz starken... Wind aus die wirksamen

^ 199.

Distanzen das kleine Kaliber im Vortheii blieb, dass ans 1000 Schritte das grosse Kaliber nie bei starkem Wind probirt wurde, dagegen eine der Vroben mit dem kleinen Kaliber bei starke.n Wind stattsand, so n..ird jedenfalls nicht bezweifelt werden konnen, dass dieser mehr a ^priori .zu Gunsten des grossen^ Kalibers ausgemittelte Vortheil in der Wirklichkeit

jedenfalls nicht von Bedeutung ist.

^

4) ,,Ju Beziehung auf Berkusston besteht kein grosser Unterschied zwischen den drei Kalibern, das grossere solle jedoch mehr Zerstorungskrast besten .^

Auf 600 Schritte drang das kleinere Geschoss 35,2.^^ und das grossere 38,4^^, aus 1000 Schritte das kleinere 22,5^^, das grossere 20,5^^ in die Bretter ^ein.

Die Mehrheit der E^perten-Kommissiou giebt zu, dass die Verknssionskraft, das Eindringnngsvermogen, bei beiden Geschossen genügend sei .

dagegen bestreitet sie a priori , ohne irgend welche Erfahrung , die Zerstörungskrast des kleineu Geschosses, d. h. das Vermogen, Menschen und ghiere sofort und nachhaltig ausser Gefecht zu sezen. ^err Oberfeldarzt Dr. Lehmaun bestritt diesen Vorkurs, welcher den. kleinen Geschosse gemacht wurde, bereits im Jahre 1858. Jn seinem zweite.. Gutachten, vom 8. Jenner l 863, erklärt derselbe, aus die Erfahrung und Wissen..

schast gestüzt, dass ,,wohl freilich die ^erftorungskraft des Geschosses des

^kleinen Kalibers genügend sei und daher auch bei Kavalleriechargeu hin.^ ,, reichende Garantie biete. ^ .^on grossem Gewicht ist serner das ^eugniss ,,des russischen Generalstabsarztes B i r o g o f s , ,,dass die kleineu kupferneu ,,.^ugeln der Tscherkefsen , die nicht grosser als Rehposten sind und nur .,zwei Draehnien wiegen, h a r t e K n o c h e n so e r g i e b i g z e r t r ü m m e r n ,,als ^i... g r o s s e n B l e i k u g e l n der R u s s e n , w e l c h e z w e i U n z e n ,,wiegeu^.

^ie lezten Zweifel u.ussten jedoch versehwinden vor den Resultaten der an einem ^serde ..m ^. Jenner l 863 zu Thun vorgenommenen Versuche, welche noch i^. hoherem Masse die ähnlichen Resnl.

tate bestätigten, welche die ebenfalls an einem Bser^e am 16. Jenner 1855 von Herrn Oberst Wehrli gemachten Versuche zu Tage gesordert, und die sür danials wenigstens das offentli.he Geltend^uachen des genannten ^orwnrss verscheucht hatten.

Rach de^n Protokoll der Herren Brosessoren ^. G e r b e r und Heinrich K o l l e r , .^tabspserdarzt in Bern, drang auf 200 Schritte das kleine Geschoss de^u Bferde bei^n Halse hinein, fehl.ug dnr^h die ganze Rnmpslänge mit theils zerstörender, theils vollständig lähmender .^uetschnng aller obern Aeste der Rüken^, Lenden- und Kreuznerven, und drang .bei der ...Schweifwurzel nieder aus dem Leibe. Die exzentrisch getroffenen Gef^sse und andere elastische, mit glatter Oberfläche verseheuen Organe wiesen das Projektil nie ab, wie es bei g r o s s e r e m Kaliber o f t e r g e s c h a h , sondern wurden geoffnet, bedingt durch die grossere ...Geschwindigkeit -er Bewegung und die geringere Berührungsfläche bei verhältnissmässig star-

200 kerem Beharrrungsvermogem ^). Die stärksten .Knochen der Gliedmassen wurden aus der Entfernung von 600 Schritten zersplittert.

Diese Knochenzersplitterungen waren aus der Anatomie zu Bern zu sehen, nnd jeder ^erstaunte über die Grässlichkeit derselben. Solehe Wirksamkeit des kleinen Geschosses sezt wahrlich Menschen und Bferde sofort und nach-

haltig aus dem Gesecht.

Die .Mehrheit der Expertenkommission beruft. sich aus die Ersahrungen, welche .in den legten Feldzügen e.emaeht worden seiu sollen, und will dieselben im Werke von Herrn Dr. Hermann D e m m e in Bern gesnnden haben.. Dieser erkärt aber selbst, es müsse diese Berusm.g aus einen. Missverständniss beruhen, und alle Militärarzt.., welche die Frage der Wirksamkeit der Geschosse, und namentlich der kleinen, behandelt haben, wie ..^trohme.^er, gewesener Generalstabsarzt der holsteinischen Armee, Guthrie, ein englischer Militär-Ehirnrg. und der genannte russi^ sche Generalstabsarzt B i r o g o s s , widerlegen diese Behauptung ans das entschiedenste.

Es ist daher unrichtig und durch die Ersahrung widerlegt, dass die

Zerstörungskraft des kleinen .Kalibers nicht genüge.

5) ,,Jn Bez.ehnng anf Rükstoss ist der Vortheil aus ^..eite des keinen ^ Kalibers^.

Jn der That ist der Rükstoss des bisherigen Jägergeweh^s 3l ,5 Bfund nnd da... des grossen Kalibers 33,5, also bloss zwei Bfunde mehr.

Wenn wir diesem Unterschied auch .nicht eine entscheidende Bedeutung beimessen, so konnen wir ihm doch nicht, wie es hier abermals die Commissions-Mehrheit thut, gar keine Bedeutung zutheileu. Bei einer grossen Anzahl von Sehüzen macht sieh ein solcher vermehrter Rükstoss sehr sühlbar, und es ist Ersahruu^ssaehe, dass jedes ^fund ^ub.^r 3l) im wachsen-

den Verhältniss wirkt.

Wenigstens beklagte sich der Aargauer^ehüze

darüber, nachdem er erst sechzig ^ehüsse mit dem 43^^ Gewehre gethan hatte.

6) ,,Jn Beziehung aus Verschleimung haben sieh alle Kaliber gleich wenig empsindlieh erwiesen.^ Dieses Geständniss ist ein grosser Gewinn, wenn man bedenkt, dass srüher die angeblich grbssere Verschleimung ..in .^anptangriss gegen das kleine Kaliber bildete, und .vir heben dieses Geständuiss besonders hervor, weil noch jezt in Gesprächen hin und wieder auf die grossere Verschleimung und leichtere Verrostung des kleinen Kalibers hingedeutet ^ird.

7) ,,.....n Beziehung ans schlechtes Vnloer habe sich ebenso zwischen den drei Kalibern kein erheblicher Unterschied gezeigt.^ ...) ^us .diesem .^ach.^n la^t sieh sogar en.^nehn^n , da^ da^ kleine Kaliber hlnstchtlich der ^erstorung^krast im ^ortheit über da^ größere .^a..iber stehe. Denn die ^fang^esehwindi^ei.. der .^eschoße de^ keinen .^a.^ers ist großer a^ die de^ ^r.^ßen.

^

20t

Wir berufen uns auf die Mittheilung u..ter l.

^wei Mitglieder der nationalräthlichen Kommission wohnten in Basel einem Versuche bei, wo das grosse Kaliber mit schlechtem Bulver aus 400 Schritte nnr 1 l Treffer aus 30 Schüssen hatte und das Resultat so schlecht war, dass mit .^chiessen ausgehort wurde, obsehon 60 Schüsse hätten gethan werden sollen und mit dem konkurrirenden Jägergewehr 60 Schüsse gethan worden waren. Uns kommt der Unterschied zu Gunsten des ledern erheblich genng vor . jedenfalls ist das kleine Kaliber hier im Vortheile.

^) ,,Ju B^.ehnug auf Kalibertoleran^ stellt der Vortheil ans ^e.te des grossen Kalibers..^ Jn der bun.^esräthliehen Botsehast (Seite 7... hievor) ist die Toleranz der drei Kaliber angegeben. Es wnrden jedoch gar keine Versuche gemacht, ob das Jägergewe.^r nicht noch eine grossere Toleranz Anlasse, und es wird daher die Behauptung als keineswegs festgestellt angenommen. Aus den im November zu Basel mit einen. Sturer gemachten Versuchen, welcher eine Toleranz von 1,.)^^ hatte, ist das Gegentheil zu schließen. Dieser Sturer hatte mit Buholzer-Munitio.. ans 600 Schritte .)0^ Tresser.

Wir heben hier bloss noch die Thatsaehe hervor, dass ein^g das Jägergewehr mit großem Spielraum ans l000 Schritte ein Resultat mit Volltreffern lieferte.

.)) ,,Jn Be^ieh^ng ans das Gewicht von W.^fs.^ und Mnnition steht das kleine Kaliber im ^ortheil.^ Das

Gewehr

35^^ ^vieat ohne Bajonnet .) Vsund, des Gewehr

43^^ .) .^fund 4 Lotl.^.

60 Vatronen des kleinen Kalibers wiegen 2 Vfund 27 Lotl^. 60 Valronen des grossen 3 ^fund 2.) ^oth^ als^. ei^ volles Vfn^.d und ^wei ^.oth mehr.

Aus einen. Rentner Blei macht man 2745 Buhol^er^ und 1872 Grosskaliber-Gesehosse, also 8^3 oder ungefähr einen drittel Buhol^er'sch.^ Ge^hosse mehr.

Dieser Unterschied zu Gunsten des kleinen Kalibers , was d.essmal die Er^perte^Kommissions-Mehrheit selbst als von Belang bezeichnet , ist sowohl in Betresf der ^ast, welche nachzusühren ist, als in Betreff des Kostenpunktes sehr gros..

Wir haben hier noch bloss der in der ^orm einer ..^ermutl^ung von der Mehrheit hingeworfenen Bemerkung zu erwähnen, ,^ob di.^ ziemlieh delikat a u s s e h e n d e Wasfe des kleinen Kalibers (behauptet wird also nicht, sie s e i .delikat) stark genug ist, um die unsanfte Behandlung unserer Jnsauteriften zu ertragen, (wer garantirt, dass das Gewehr von 43^^ diese angeblich unsanfte Behandlung erträgt.^) ..^b die .Läufe ^gegeu Ver..

.

202 biegen gesichert sind ..e.,^ müssen wir dahingestellt sein lassen. Wir müssen es einstweilen bezweiseln.^ Seither wurden Versuche gemacht. Es wurden an einem Kleinkaliber-Laus 306 Bsuude gehängt. ohue dass derselbe aus seiner normalen Richtung kau. oder verbogen wurde.

l0) ,.Jn Betreff der Form der Batroneu und des Ladens stehe das grosse .Kaliber obenan. .^

So lange das alte Jägergewehr-Geschoss e^istirte, liess allerdings das Laden Manches zu wünschen übrig. und wenn die Patronen schlecht verfertigt wurden, so gie..g ...as Laden etwas mühsam. Alle Erfahrungen, aus welche die Mehrheit der Expertenkommission sich. beruft, sind mit den alten Patronen gemacht worden. Aber mit den Buholzer^schen Vatroue.. ist sezt die Ladnng so leicht, .oie die mit einer .etroas dikeren ^a..

trone, wovon sieh ein seder im Vorsaale des Nationalrathes selbst überzeugen kann , namentlich wenn die Mündung des Gewehres ein wenig ansgesraist wird, wie diess auch bei der Witt.vorths^Bü..hse der Fall ist.

^an hat übrigens im verflossenen Jahre der Versuche in grosserem Mas.st^be die Menge gemacht, freilich am meisten mit Seharssehü^en, welche .man uns vielleicht uicht gelten lassen wird. Allein a.u.h in der Sehiessschule zn Winterthur find mit Jägergewehren solche Versuche gemacht worden, welche ^ur vollen Befriedigung aufgefallen sind. Ein Soldat, der das Kleinkalibergewehr mit den Bnho^er'scheu Vatronen nicht leicht laden kann, dem gebe man gar kein .Bewehr in die Hand, weder das Grosskaliber-Gew..^, noeh selbst das Bür..a.^^rela^Gewehr. Ilebrige..s haben selbst die Versuche mit dem ^ade.. der altern Patrone . günstige Resultate gezeigt, Resultate, welche den.. Laden mit den alten Rollg.^ wehren und selbst dem Mini.^en..ehr überlegen .oaren. Während in einer Minute 4^ Schüsse mit dem Jägergewehr getl.^an wurden , schoss u^an u^it deni glatten Gemehre nnd den^ Miniege^vehre nur 3^^. ^iese Versuche hatten solche Resultate , dass danials die Einführung des JägerGewehrs gesichert schien. ^r. Oberst V e i l l o u , welcher im April t856 .^ie mit sündig Mann ^u Bu.re gemaehten Versuche leitete , sagte am ^ ..h lusse seines Berichtes . ,,dn re^le nos ch.^sseur^ out inani^t.^ le dé^out qu'ils avaient ^ re^reiidre le fusil de munition ^pi.es avoir ^o.^te les donneurs de ^elni de .^..sseur.^ .^r. ^berft B e r n o l d , welcher .^ie u.it 53 Manu iu. Mai I.^6 zn ^ürich gemachten Versuche leitete, sehloss seinen Berieht mit den Worten . ^Richt ^u übersehen ..st die Liebe ,,und d^e Anhänglichkeit der Mannschaft an die neue Jägergewehrwasse ,,und die Abneigung und den Abseheu vor dem Miuiege^vehr.^ Auch iu Aarau wurden im April 18.^6 mit .^ Mann solche Versuche gemacht, welche die angegebenen
Resultate bestätigten. ^) .^^ Da die Verlängerung de^ ^ewehr^ um 2 ^oll , a^so ^on .^.^^ , welche ^nge der ^auf de^ ^ezigen ^ewehr^ hat, auf .^^^ beantragt wird, und da wix diesem .^n^age gerne beistimmen , so heben wir folgende S^lle au^ der Bo^chaf^ des Bundesrathes ^om 7. ^uii 185^ heraus . ,,Wiewohl das ^eueru in geschlossenen

.-

20.^ .^uch anderswo zeigten sich nicht. die vielen Schwierigkeiten im Laden, welche die Opposition gegen das Jägergewehr erbliken wollte. Es hien^ allerdings viel von der Bearbeitung der Patronen ab, und es wird der Ersolg des grossen Kalibers gerade eben so sehr von der gnten Beschafsen^ heit der Patronen abhaugen, wie derjenige des Kleinkalibergewehres, und wir haben die ..Versicherung mehrerer Zeughansverwaltnugen sur uns, dass die Herstellung der Kleinkaliber-^atrone gar nieht so .schwierig ist.

Das bestätigt auch der Bundesrath in seinem ..Rechenschaftsbericht über das Jahr l 858.

.,Wo .^er Bedingung, heisst es daselbst, ,,dass die ..Jäa^rgewehr^Mnnition sorgfältiger gearbeitet werden muss als die bis,, herige , welcher übrigens leicht nachzukommen ist, gemäss verfahren ,,wur^e , entsprachen diese Gewehre den aus sie gesezen Erwartungen vollständig..^ Wir hebe.. hier eine Ungenauigkeit im Berichte der Mehrheit der Expertenkommission hervor.

,,Der Versuch mit Brela^ Bürnaud.^ und ,,Jägergewehr- Patronen in der Zentralschule von 186l ^ , sagt dieselbe, ,,hat ^var gezeigt, dass lettere, insofern (.) sie von gutem, zäl^em Bapier ^angefertigt sind, iu d^..r Patro^tasehe si.ch so gut (.) eonserviren als er^ ,,stere.^ Die Wahrheit ist, dass die Jägergewehr -Patronen sich w e i t b e s s e r eonsexviren.

Einer der aus der ^ust gegriffenen Vorwürfe, welche die Apposition deni Jägergewehre ge^aeht hatte, war, dass seine Patronen sich ni^t eonservirten , und es wurden eine Menge Gründe .^ priori angebracht, .^elehe dieses eonstatiren sollten, die sieh dann in der Erfahrung als vollkommen unrichtig auswiesen. ^nsoseru ist schou das Geständniss der Kommissionsmehr^eit von Wichtigkeit. ^ie Versuche in Thun hatten folgendes Resultat: Man gab 1l) unerosfnete und 1l) offene Vatronenpäkehen von jeder Sorte einer entsprechenden ^ln^ahl von ..^oldate^. während ungefähr vierzehn Tagen ^u tragen. Die geschlossenen ..^äkehen beider .Borten blieben unverlezt. Dagegen waren von den l 00 einzeln getragenen Jnsanteriegewehrpatronen 43 zerrissen und geosfnet u^d war das Vnt^er n.ehr oder weniger ausgeflosse^. , bei zweien hatte^ sich sogar ^as Geschoss von der Vatrone getrennt. Bei der Jägerwehrmuui^ tion ^varen hingegen von 1l)..) nur drei mehr oder weniger verdorben . es floss jedoch nur wenig Vulver aus denselben. Von
der Richtigkeit dieser A^.gabe kann nian si^h noch znr Stunde bei der eidgenossischen Kriegsverwaltnng überzeugen, wo ^ie Vatronen aufbewahrt sind. Wir lassen

es dahin gestellt sein, ob ein ähnlicher Vortheil zu Gunsten des kleinen Kalibers vo.. dem 4.^^ Kaliber angenommen werden konne. Da es sieh herausgestellt hatte, dass die Schwere der K^gel die wesentliche Schuld ^er ^.^liedern mildem ^gergewehr mit kürzerm Lauf (bi^herige^ Modell zu 28^) auf Ballen .^nstr^ionsplazen zu wiederholen ^alen und ohne Unfall ausgeübt worden.

..so hält e^ dennoch die .^^^er^n.^ommisslon bel großeren Abheilungen fur ge^ ^ährlich und irag^ darauf an^ den Lauf um .^ Zoll z... verengern, eine Anficht, ,,d.^r auch der ^....desra^h belstimmt...^ Diese Verlängerung wurde dann ^on den .Käthen beschlossen..

204 grossern Zerstorung der Brelaz^Bürnand-Batronen liegt , so durste man, von dergleichen Ursache ans die nemliche Wirkung schliessend, annehmen, dass es sieh wirklich so verhalte.

11) ,,Ueber die Dauerhaftigkeit des Jnnern der Läuse sei no^.h keine genügende Grundlage ^u einem Urtheil. vorhanden.^ Das hindert aber die E^pert.^Kommisfionsmehrheit nicht, nnt allerlei, ,,wir meinen.^ und .,es mogen^, ,,wir glauben.^ diese mangelnde Grund.^ lage zu Ungutsten des Jägergewehrs zu ergänzen . und als ihr der Aussprnch der holländischen Gewehrkommission im Wege stand, da ss v i e r s c h w e i z e r i s c h e J ä g e r g e w e h r e nach z w e i j ä h r i g e m Ge b r a u c h u n d u n g e f ä h r 3 5 0 0 Schüssen aus j e d e m G e w e h r e a n

T r e s s s ä h i g k e i t nichts e i n g e b ü s s t h a t t e n , (eine Ersahrung,

welcher sieh das 43^^ Gewehr nicht rühmen kann), so weiss sie sich schnell zu helfen . ,,diese vier Gewehre^, entgegnet sie, ,,waren stets zu den Versuchen der Rormalschiessschnle verwendet und mit Sorgfalt behandelt worden. bei unserer Jnfanterie ist ein solches Resultat nicht zu erwarten.^ Sie vergisst aber, dass dieser lettere Grund ihrem Gewehre ebenso gut entgegensteht als dem Jägergewehr, und dass dur^.h schlechte Behandlung das eine wie das andere zu Grnnde gerichtet werden kann.

Wenn wir mit gleichen .,wir meinen^ , ,,es mogen^ und ,,wir glauben.^ gegen das Gewehr von 43^^ ankämpfen wollten, was bliebe an ^emselben^ ^ie E^perten-^onunissionsmehrheit will darans, dass die Züge beim Jägergewehre weniger tief sind , aus ihre geringere Garantie sur anhaltende Fähigkeit, dieKngel richtig zu führen, schließen; sie g l a u b t vielmehr , dass die Züge dnreh Rost und Scheuren des Ladstokes in Kurzem sehr leiden werden (alles im klarsten Widerspruch nnt der angeführten holländischen .Ersahrung). ^r. Oberst W n r f t e m b ^ r g e r bemerkt dagegen.

,,^a die Züge ^beim kleinen Kaliber weniger tief sind als beim grossen, in einem grossern Kaliber eine grossere fläche gereinigt werden mnss, als in einem kleinen, so liegt es in der Ratur der ^aehe, dass der Unterhalt des Jägergewehres nicht schwieriger geworden ist, als dasjenige des Jnsanteriegewehr..s. .^in ordentlicher Soldat .oird das eine wie das andere rein zu halten wissen. Aueh dieHerren R o b l et und V a n B er.h e m sagen: Entweder trägt der Mann ^orge zn seiner Waffe, sei es aus eigenem Antrieb, sei es, daß man ihn dazu zu zwingen wisse, ^ und in diesem ^alle unterhält er eben so gut ein Gewehr von kleinen.. Kaliber als ein solches von 43^^, oder er vernachlässigt die Wasfe, und dann s..hiesse ein Gewehr in schlechtem Zustande aneh schlecht, n.oge sein Kaliber sein wie es wolle.

Uebrigens fällt es uns aus, dass die Mehrheit der Expertenkommission, bei dem langjährigen Bestande der ..^tnzer und dem mehrjährigen des Jägergewehres über die Dauerhaftigkeit des Junern der ^äuse keine genügende Grundlage haben will. Wenn sie keine Versuche darüber gemacht hat, so sind von anderer Seite, offentlieh und privatim, der Versuche schon

.^

205.

so viele gemacht worden, dass wenigstens haftigkeit des Jnnern der Läuse längst von 43^^ verlangen wir keine solche.

des Jagdgewehres lautenden Resultaten ^ dasselbe ziehen.

für das Jägergewehr die Dauereonstatirt ist. Für das Kaliber Wir wollen aus den zu Dunsten ebenfalls günstige Schlüsse für

1^) ,,Jn Begehung auf den Breis von Gewehr und Munition ist der Vortheil auf Seite des kleinen Kalibers..^ Die Mehrheit der Expertenkommission nimmt den Breis der Gewehre aller drei Kaliber als den gleichen an, nemlieh zwischen 70-78 Franken, je nachdem das definitive Modell mehr oder weniger vereinfacht werde. Andere wollen eine kleine Differenz zu Gunsten des kleinen Kalibers finden.

Dagegen ist man einig, dnss die Breisdifserenz in Betreff des Bleis zum G^schoss zu Gunsten des kleinen Kalibers bedeutend ist. l 87,200 Grosskaliberkugeln kosten. Fr.3200, eben so viele Kleinkaliberkugeln nur Fr. 2163.

Freilich weiss sich die Mehrheit der Expertenkommission, anch hier zu helfen.

Die Eigenschast des Kalibers von 43^^, grbssere Toleranz zu besten, gestatte einen länger dauernden Gebrauch der Wasfe, was grossentheils diesen Monomischen Rachtheil kompenfire. Vorerst weisen wir aus

Art. 11 hin. Es ist nicht festgestellt, und wird von Sachkennern be-

stritten, dass das kleine Kaliber bloss eine Toleranz von 1, 7^^ gestatte.

Allein gesezt, es verhielte sich so, so genügte diess auf hinreichend lange Zeit. Wenn das Jägergewehr, ohne eine neue .^iehung nothig zu machen

und ohne der TrefffäI..igkeit Rachtheil zu bringen, 3.^.. ^chüffe gestattet,

so haben unsere Soldaten viel Blei ^u verschiessen, bevor eine Erweiterung nothig wird. Ein besseres und wohlseileres Mittel, die ökonomischen Rachtheile zu vermeiden, welche das Ziehen mit sich bringt, ist die Einführaug von Stahlläufen, welche allerdings anfänglich mehr kosten, aber wodurch die spätern Auslagen erspart werden.

13) ,,Die Erweiterung der Ordonnancier und Jägergewehre auf

das Kaliber von 40 bis 42^^, um auf diesem W..ge die Kalibereinheit für alle Handseuerwafsen zu erzielen, wird unthunlich erklärt.^

Dagegen ist d.e Erweiterung derselben auf 38^^ thunlieh, was die Minderheit der Experten -Kommission wesentlich zu ihrem Vorschlage bewog.

Wir bemerken hier: Da wir die Annahme des 35^^ Kalibers beantragen, so fanden wir es nicht für nothig, in diesen Vorschlag näher einzutreten, welchen wir nur als eventuellen Rettungsanker festhalten, um dem großen Kaliber auch diese Wasfe entgegen zu sezen. Wir haben von Anfang an den Vorsehlag eines Kalibers von 38^^ mehr als eine Konzession betrachtet, um ^ie Gegner des Jägergewehrs möglichst ^nfrieden zu stellen, aber eben so sehr die Ueberzeugung in uns getragen, dass sie

dieselben nicht besriedigen wird.

Das Resultat der Versuche, welches wir in Obigem zusammen gestellt haben, spricht in allen positiven Ersahrungen ^u Gnnsten des Jäger-

^.

206 gewehrs. Wir nehmen mit dem Bundesrathe an , dass zu Gunsten des Jagergewehrs b e s s e r e F l u g b a h n , g e r i n g e r e r R ü k s t o s s , k l e i n e r e s Gew i c h t und g e r i n g e r e r B r e i s sprechen. .^lber wir bestreiten. dass das grossere Kaliber den Vortheil g r ö s s e r e r Z e r s t ö r u n g s k r a f t u n d g ü n s t i g e r e r B a t r o n e n s o r m besize, und was den grossern Widerstand gegen den Wind anbelangt, welchen wir in ^en Erfahrungen der Kommission , wie sie a.is den Versuchen hervorgegangen sind , nicht bestätigt finden, so ergiebt es sich wenigstens, dass derselbe nur einen äusserst ^eringen Vortheil zu Gunsten des grossern Kalibers Bewahren kann.

.^lls wesentlich heben wir noch hervor, dass die Trefffähigkeit auf allen wirksamen Distanzen ^zu Gunsten des kleinen Kalibers spricht , und wenn die Distanz von 1000 Schritten hierin einen kleinen Unterschied zu Gunsten des.grossern Kalibers zeigte, der Grund einzig darin liegt, dass der Schüfe, welcher diejenige Brobe schoss, die besonders ungünstig aussiel, obschon ein renommirter Schiesskundiger, zn hoch zielte. Wahrlich, wenn das Bessere der Feind des Guten ist, so steht diese Rolle am wenigsten dem Minderten zu.

.Allein wesentlicher noch als alle diese in der Wasse selbst liegenden Gründe sprechen folgende für die allgemeine Einfnhrung des kleinen Kalibers, woraus auch der Bundesrath das grosste Gedieht legt. Es ist

diess .

Das k l e i n e Kaliber ist bei u n s b e r e i t s e in hei misch , sur

den S t u z e r s e i t z w o l f , f ü r d a s J ä g e r g e w e h r seit sechs Jahren.

Ohne dringende Roth soll das bestehende ni.ht aufgegeben werden, wodurch nur Werthe nu^los vergeudet werden. Mit der .Annahme des kleinen Kalibers bleiben die mindestens 13,000 Jägergewehre, welche wir bereits besten, verwendbar und die Kalibereinheit wird ermöglicht. U.^berdieß, das wagt Niemand zu bestreiten, ist das Jägergewehr dem Soldaten lieb geworden; er würde es nicht gerne ausgeben, und uns wenigstens scheint es, es konnte nur eine dringende Rothweudigkeit die Wegnahme einer beliebten Wasse rechtfertigen.

Die aus^den Herren K u r z , ^ t a p f e r , V o n m a t t , J. J. K a r l e u und B ü e l e r (von ^.^v..^) bestehende Mehrheit der nationalräthlichen Kommission stimmt daher zum Vorschlage des Bundesrathes.

Die Minderheit, bestehend ans den Herren D e l a r a g e a z und . ^ o u d e r w e i d trägt daraus an, es mochten noch fernere Versuche in grosserem Massstabe mit Mannsehast gemacht werden. Die Mehrheit hält

diess für überflüssig. .

Wir konnen keine iunern Gründe sür eine solehe , die Kosten bedeutend vermehrende Verschiebung fiuden. .^eit sechs und n.ehr Jahren sind der Versuche so viele gemacht worden, dass wir wirklich nicht begreisen

l.

207 tonnen , worin neue Versuche neues Liebt bringen würden. Allerdings fanden die meisten derselben mit dem bisherigen Gewehr un.^ dem bis^ herigen Geschoss statt. Aber es versteht sieh von selbst . dass wenn das kürzere Gewehr im Gliederfener bisher keinen Unfall mit siel. brachte, das uni 2 ^olI verlängerte vom ^weiten Gliede noch leichter gehandhabt werden wird ; ebenso, dass wenn das Laden mit dem Rormalkaliber ohne erhebliehen ^aehtheil von Statten gieng, das Laden mit dem Bnholzer^schen Geschosse von der Mannschaft noch viel leichter ausgeführt werden wird.

Aber wie wir bereits angeführt haben, find im verflossenen Jahre Versuch^ mit Buholzer^schen Patronen in hinreichender Menae gemacht worden, und ^.var nicht bloss mit Scharsschü^en. Es fand in Winterthnr eine Schiessschule sur Ossifere statt, an welcher in zwei Kursen, wovon der erste vom 7.^ bis 28. September, der ^veite vom 5. bis 28. Oktober dauerte, 84 Jnsanterie-Offiziere Theil nahmen. Es wurde auch mit Buholzer^.he..

Patronen geschossen. Die ^s^iere .varen meist keine Sehiesskundigen, und daher . in Begehung auf l.^ie ...^..hiessserti^keit so ziemlich den Soldaten gleich zu stellen. W.r heben nur solgende Resultate l.^ervor. Auf Kon.mando hatte das Vlotonsfeuer auf 800 Schritte ein .......resfergebuiss von 50^, und das klassenweise Geschwindfeuer ans 600 und 800 Schritte ein solches von 60^, beides bei sehr ungünstiger Witterung.

Das Einzelnster gab noch sehonere Resultate.

.Allerdings sind mit dem ^ 4 3 ^ ^ Kaliber keine grosseren Versuche gemacht worden. Der Antrag des Berichterstatters, welcher im verflossenen Sommer in seiner Eigenschaft als Präsident der nationalräthlichen Kommission in Basel der ..^ung der Eierten -Kounnisston beiwohnte: es mochten solche vorgenommen und ^u diesem ^weke eine genügende Anzahl Gewehre versertigt werden, wurde von derselben als nnnothig verworfen.

Und in der That sind sie nicht nothwendig; denn Niemand wird bestreiten, dass das Gewehr von 43^^ auch gnuftige Resultate zeigen wird, wenn wir auch nicht im geringsten an dem Vorzug des kleineu Kalibers Zweifeln.

Es ist nieht .^u läugnen, dass die Kaliberfrage die militärischen l.leberBeugungen bedeutend augeregt hat. Diejenigen, welche das Jägergewehr bereits besten, und ^ie Annehmlichkeiten desselben (les donneurs, wie Hr. Oberst Veillon sagte) kosten gelernt haben, fangen an, den Verlust desselben zu besorgen. Die Bewegung wird durch Versehieben nur ge^ steigert. ^chliessen wir einmal ab, so oder anders, und fügen wir ...ns als gnte Republikaner den.. Entscheide der Mehrheit. Es ist diess immer leichter, als das Ausgeben einer bereits ausgesprochenen Meinung. Dann

ist es für die kantonalen Zeughäuser dringlich , dass einmal das Modell des in Aussicht gestellten neuen Jnfa..teri..gewel..rs festgestellt werde, indem sie sonst noch bedeutende Anschaffungen an Gewehren , welche in kurzer ^eit veraltet sein werden, maehen müssten. Dem Kanton Bern träfe es für das lausende Jahr allein 2200 Gewehre.

Wir machen schließlich noch auf die Ersahrungen aufmerksam, welche in Holland mit dem schweizerischen Jägergewehr gemacht worden sind.

Wir thun es, weil in offentlichen Blättern dieselben zu Gunsten der Opposition gegen dasselbe ausgebeutet worden sind.

Schon ziemlich frühe erregte die schweizerische Erfindung des 35^^ .Kalibers in Holland Aussehen. Es wurde von hoherer Stelle eine Kom^.

mission ernannt, welche diese Waffe prüfen sollte und zugleich dem 1.

.und 3. Jnsanterie- Regiment der Austrag ertheilt, dieselbe praktisch mit Mannschaft zu üben. Die ans Offizieren dieser Regimenter gebildete Speziall.ommission sprach sich nach sorgfältigen Versuchen entschieden zn Gunsten des schweizerischen Jägergewehrs aus, und dann ebenso die Ge.^ neralkommisfion, welche die Einsührung desselben bei der ganzen holländische.. Armee beantragte. Der Kriegsminister, welchem diese ^Anträge nicht recht munden wollten, ernannte eine zweite ..^eneralkommission, welche tendentios zusammengefegt wurde, so dass die Gegner des schweizerischen Jägergewehrs von vornherein die Mehrheit in der Kommission bildeten .

namentlich bezeichnete er mehrere Artillerieoffiziere als Mitglieder, wobei wir freilich bemerken, dass in ^en. fremden Armeen die Technik der .^ehiesswaffen in den Bereich der Artillerie gehort. Diese Kommission. sprach sieh in ihrer Mehrheit von sechs Mitgliedern in. ihrem Endantrage sur ein Kaliber von 4..^^ aus . eine Minderheit von drei hielt jedoch am schweizerischen Jägergewehr seft. Der Kriegsmiuister erklärte sid.. natürlich mit den Anträgen der Mehrheit der Kommission einverstanden, und ordnete das Anschaffen einer Anzahl von 1000 solcher Gewehre an, mit welchen in den Regimentern Versuche in grosserm Massstabe gemaeht werden sollen.

Sogleich erschienen im holländischen Militaire s.^.^tor Artikel , welche der Kommissionalmehrheit mehrere Jrrthümer in ihren.. Berichte nachwiesen.

Die unabhängigen Kommissionen sprachen stch zu Gunsten des schweiz.

Jägergewehrs aus. die lezte Kommission entsprach den Wünschen des Kriegsministers; und wenn sämmtliche die verschiedenen Kommissionen bildenden Experten sieh in grosser Mehrheit zn dem Kaliber von 35^^ be..

kannten, so wird, kr.egswissenschastlich wenigstens, die grossere Vortresftichkeit desselben konftatirt, wenn schon eine massgebende kleine Minderheit mit Hülfe des Kriegsminifters znlezt einer andern Meinnng Boden verschaffte.

Bern, den 22. Januar 1863.

^u...^, Oberst, Berichterstatter.

^ o t e . . .....^ 7.... gegen 17 S^i.nm.m hat der sich Nationalrath am 2.^. ^..^ unar für da^ ^eine ^atiber ^on ^5^^ ausgesprochen, und ebenso der Ständerath am 28. gleichen ^..ona^ mil^ .^ gegen 5 Summen.

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Bericht der Mehrheit der nationalräthlichen Kommission, betreffend die Einführung eines neuen Infanterie-Gewehres. (Vom 22. Januar l863.)

In

Bundesblatt

Dans

Feuille fédérale

In

Foglio federale

Jahr

1863

Année Anno Band

1

Volume Volume Heft

05

Cahier Numero Geschäftsnummer

---

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

31.01.1863

Date Data Seite

193-208

Page Pagina Ref. No

10 003 965

Das Dokument wurde durch das Schweizerische Bundesarchiv digitalisiert.

Le document a été digitalisé par les. Archives Fédérales Suisses.

Il documento è stato digitalizzato dell'Archivio federale svizzero.