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schweiz. Konsulates in N e a p e l über das Jahr 18^ (Vom 30. Januar 1863.)

An den hohen Bundesrath.

Tit..

Was im gegenwärtigen Berichte erwähnt zu werden verdient, bildet großenteils nur die Fortseznng und weitere Gestaltung der in meinem vorjährigen Berichte über die Handelsbeziehungen der Schweiz mit den Diesigen Gegenden geschilderten Sachlage.

Es freut mich, daraus hinweisen zu konnen, dass in Bezug ans versehiedene schweizerische Erzeugnisse der Verbrauch stetig zugenommen hat.

Dieser Geschäftsaufschwung zeigt sich hauptsächlich beim wichtigsten schwei-

zerischen Industriezweig, den Baumwollenwaare.n, nnd zwar ungeachtet der so bedeutenden Verteuerung des Rohstoffes.

Die Glarner Mouchoirs behielten ihre, seit der Zollermässigung durch Einführung des piemoutesischen Tariss, in. Oktober l 860, er.angte Beliebtheit nnd ihr Absaz i.. Reapel gewann grossere Verhältnisse. Keine ernstliche Konkurrenz, weder einheimische noch ausländische, henunte diesen günstigen Geschäftsgang ; vielmehr wurden noch einige besondere Arten Mouchoirs, Madras und Lapis, welche früher das Vorrecht der Fabrikanten von Rouen nnd Tonlonse bildeten, von nnsern schweizerischen Fa-

brikanten vollständig nachgemacht und dabei billiger geliefert.

Die Einfuhr farbiger Baumwollengewebe des Kautons Aargau hat sich im Ber chtsjahre erhalten.

Die halbwollenen étoffe (bassinets) des gleichen Kantons, die. einige Jahre her nur schwaehen Absaz hatten, erlangte... im Jahr l 862 lebhaftere Nachfrage und nach den seit einigen Monaten eingegangeneu Bestellungen zu urtheil..n, dürfte jene sich ini Jahr 1863 noch steigern.

Jn Bezug ans die broschirten und glatten Mousselines, Vorhänge, Deken und gestikten Kissen aus den Kantonen St. Gallen und Appenzell

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^ist zu bemerken, dass mit Ausnahme der auch im hiesigen Lande gefertigt ten einfarbigen Mousselines gau^ geringer Qualität , die Schweiz ^war in diesen Artikeln keine Konkurrenz ^u sür^ten. hat, wie denn auch keine .bemerkbare Abnahme des Verbrauchs eintrat, dass dieselben aber gleichwol .einen sehr schwierigen. Stand haben. Anstatt dass nämlich diese Artikel wie früher in den Händen einiger weniger Causer verblieben , sand eine Zersplitterung statt ; die ^u grosse Verkausslust schweizerischer Fabrikanten liess sie die nothige Vorsicht ausser Aeht se.^en und der Umstand , dass in ^die Hände von Agenten bedeutende Warenpartien sielen, die zu niedrigen Vr^sen losgeschlagen wurden, war den solidere Geschastsunternehmungen .hinderlich.

Die in meinem legten Beruhte enthaltene Einweisung aus das wakere Standhalten ^er schweizerischen Jn^ustrie angestehts der Baumwollnoth, .muß hier wiederholt werden. Wenn jene auch natürlich durch diese ^risis untbetrosfeu wurde , so hat sie sich do.h durch vorsichtiges Austreten zu behaupten gewusst und die schweizerischen Artikel sind im Breise weniger Bestiegen, als die ähnlichen anderer Länder. Die zu ^en frühern ^reisen übernommenen Lieferungen sind getreu eingehalten worden und die^ Gefehäfte hatten , Dank den nur massig gesteigerten Forderungen der Fabrikanten, ihren ungestörten Fortgang.

Die ungebleichte Lei u w a n d (do^h.. drill^ der Cantone Bern und ^largau hat sieh in. verflossenen Jahre eines ziemlieh namhaften Absa^es zu erfreuen gehabt und dieser Einsuhrartikel aus der Schweiz seheint in ^olge des diessfälligen Bedarfes der Aru.ee und noeh mehr wegen der Theuruug der Baumwolle^ eine gewisse Bedeutung erlangen zu wolleu.

Jn S e i d e n s t o f f e n wird die Einfuhr ^nie eine wichtige werden, da die italienische Fabrikation durch Einfuhrzolle geschüzt ist und überdiess den Rohstoff grossentheils im Lande selbst gewinnt. Die Einfuhr an ^eidenwaaren von Zürich besteht nnr in sehr leiehten und wohlseilen Mou^hoirstosseu. Dagegen war ^ie Raehsrage nach einfarbigen Beiden^ändern, ans dem Danton ^ Bern, s^hr lebhaft und es befinden steh selbst neapolitanische Fabr.ikanten dieses Artikels unter den Däusern, was die Ueberlegenheit des schweizerischen Fabrikates in Qualität und Wohlseilheit gegenüber dem hiesigen (ungeachtet d.^s Schuzes und sonstiger Vortheile
des leztern) hinlänglich beweist.

Die schweizerischen e l a s t i s c h e n G e w e b e haben die .^onknrrenz ahnlichex englischer und preussischer Artikel gut bestanden.

Die Einsuhr von in der Schweiz verfertigten M a s c h i n e n wurde auch dieses Jahr sortgesezt und wird wahrscheinlich noeh weiter zunehmen.

Der Genfer J u w e l e n h a n d e i hat .unter den unsiehern Zuständen eines Theiles von ....^üditalien, zu dere^. Regelung die Regierung übrigens ihr Mogliehstes thut, en.pfindlich gelitten; weniger der U h r e n h a u d e l,

30 besonders in den gangbareren Sorten ; doch waren die greise wenig lohnend.

Vom 1. Januar ^1863 an werden zu Reavel die ^olle nach dem metrischen System anstatt nach bisherigem neapolitanischem Mass und Gewicht bezogen^ Durch eine ne.^e Zollverordnung wird die Verbleiung der Güter, welche die Zollgebühren entrichtet haben, wieder eingesül,.rt ; jedoch sind die Verbleinn^skost..n , welche vor 1.861 1^ bis 34 Eeut.

für ein ..l^akstük betrugen, je^t ans 3 Eent. ermäßigt. Diese gegen die Einschwärzung und deren miss liehe folgen gerichtete Massregel kann dem rechtmässigen Handel nur forderlich sein.

Was die zur Anssuhr uaeh der Schweiz bestimmten Artikel der neapolitanisehen Vrovinzen betrisft, so war die Getraideernte eine mittlere; der Seidenertrag wurde , wie in den vorhergehenden Jahren , durch die verderblieh aufgetretene Krankheit der Raupe bedeutend verkürzt und das Olivenol vollends erlitt eine fast gänzliche Missernte, besonders in Kalabrien und Apulien. Die Produktion von Krappwur.^eln war ziemlich bedeutend , aber die Aussuhr wegen der niedrigen Breise im Ausland wenig ^bringend, was dem, den Verbrauch vermindernden amerikanischen Krieg zuzuschreiben ist.

Ein Erzeugniss dieser Provinzen, welches bei gegenwärtiger Jndustriekrisis alle Beachtung der schweizerischen Fabrikanten verdient , ist die B a u m w o l l e , welche hier vielerorts, wie auch in ..Sizilien, ange..

bant wird.

Die Hauptproduktionsorte sind Eastellamare und Roeera bei Neapel, welche die besten .Qualitäten liesern, sodann Taranto , Leeee, Barletta in Apulien, und in Sizilien di.^ Ebene von Eatania. Die guten ^ualitäten sind ziemlich sein , wiewol der ^aden kurzer und schwächer als bei der amerikanischen Baumwolle ist.

Bis j.^t hatte man beim Anbau dieses Produktes uur die Versorgung der eigenen Fabriken in.. Auge. allein die diesjährige ziemlich gute Ernte und der Mangel au Rohstoff im Auslaud haben bereits Nachfragen sur le^tere.^ hervorgerufen, .velche die Breise so ziemlich mit denen der umssgebeuden Märkte ausglichen und die Vorratl,.e grossteutheils erschöpften. Die außerordentliche ^teiguug der Vreise, beiuahe bis ans^s Dreifache gegen früher , wird indessen diesen Zweig mäehtig anspornen, und es ist anzunehmen, dass im Jahre l 863 bedeuteude Länderstreken mit Bau^nwolle bepflanzt und dadurch bei der .nä eh
sten Ernte weit betrachtlichere Quantitäten als gewohnlieh werden erhielt werdeu, so dass der Markt von Reapel die ernstliehe Aufmerksan.keit der Fabrikanten in Bezug aus die Dekung ihres Bedarfes aus sieh zu ziehen geeignet ist.

Jm März 1 862 hat ein von. Parlament erlassenes Gesez ^as Gold zur gesezlichen Münze für Südiralieu erklärt, was sofort einen vermehrten Umlauf dieses Metalls im Münzverkehre der hiesigen Vrovin^en ^ur ^olge hatte , die 20-Fr.-Stüke werden überall im Verhältnis von Fr. 4. 25 pr. neapolit. Dukaten augenommeu.

3t E^i s e n b a h n e n.

^..r Bau der die alten neapolitanischen Provinzen mit Oberitalie^ verbindenden Eisenbahnen ist nicht mit der g^.os^t.... R..schheit vorgeschritten.

Für diese Linien ist durch ein von. italienischen Parlament im August 1862 erlassenes Gesez die Konzession einer Aktiengesellschaft unter den. Vorsize des Grafen Bastogi ertheilt uno von der Regiernug eiue^ .Roheinuahme von Fr. 2.),00l) per Kilometer gewährleistet worden.

Wiewol man versichert, dass ans der Linie von der ehemaligen ueapolitischen Gränze (^eu Abrufen) bis nach .^ogg.a (246 Kilo.ueter) eisrig gearbeitet .oerde, so scheint doch die Vollendung dieser ^treke bis zum 1. Mai l 863, entgegen den Verpflichtungen der Gesellschaft, nicht erfolgen zu konuen ; unter Andern.. sind namentlich die wichtigen Brüten aus dieser Linie im Bau noch wenig vorgerükt.

Von Tarauta aus wurden die Arbeiten ebenfalls begonnen.

Auf dieser ^.eite der Appeninnen hat man ans den der Gesellschaft Baftogi ko.^edirten Linien nur längs der kleinen Streke z.visehen falerno und

Eboli (30 Kilometer) gearbeitet.

dagegen wurde die Linie von Neapel bis ^ur romischen Gränze, welche von der italienischen Regierung der Gesellschaft für die römischen Eisenbahnen konzedirt worden , geg...^ das Ende de^ ^onnners erosfnet.

Dar.naeh sollten Reapel und Rom vollständig durch eine Eisenbahn mit einander verbunden sein, da aber der Bau nicht solid genug war und die schlechte Witterung bedeutende Beschädigungen verursacht hatte, so wird die Eisenbahnbefor^er..ug für das Publikum aus eine ^treke von ungefähr 40 italienischen Meilen unterbrochen, nämlich von Bresenzano bis Eeprano, welche Streke die Reisenden mittels des von der Eisenbal.mverw..ltnng angeordneten Bostdienstes zurüklegen. Wegen dieser Lüke ist von Rom nach Neapel innner noch eine starke .^agreise.

^chliesslich verweise ich aus die mit Mai 1862 stattgefunden Einsührung der Vostmandate zwischen ..^üditalien und der Schweiz , sowie auf die Ausdehnung der zwischen Viemout und der ..Schweiz bestandenen Handels- und ...luslieferungsverträge aus das gesammte .^onigreieh Jtalieu, welche Verträge nun also auch auf die neapolitanischen und sizilianisehen Provinzen ihre Wirksamkeit erstreken ; alles Umstände, welche den immer inniger sich gestaltenden Begehungen zwischen den beiderseitigen Staaten nur forderlich sein konuen.

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Bericht des schweiz. Konsulates in Neapel über das Jahr 1862 (Vom 30. Januar 1863.)

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1863

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01.07.1863

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