758 dessen Anbau in Sieilien sehr an Ausdehnung gewonnen hat. Die Einfuhr von Geweben im Allgemeinen und von baumwollenen im Besondern hat im Jahre 1862 sehr abgenommen. Bei einem gewohnliehen Verbrauch, wie er ans eine gute Ernte zu folgen pflegt, wären die Vorräthe an Baumwollwaaren bereits gänzlich erschöpft. Das Bedürsniss wird die Konsumenten wol bald nöthigen, sieh den gegenwärtigen Breisen zu fügen.

Der Handel mit U h r e n und S c h m u c k w a a r e n liess sieh unter dem Drucke der oben berührten Vernmständnngen nur flau an. Jndessen sehen wir doch neue Geschäfte nnserer Landsleute entstehen und unterliegt es keinem Zweifel, dass ein vorgeschritteneres Verkehrsleben und das Vertrauterwerden mit den norditalischen Verhältnissen den Absatz jener Artikel nach den hiesigen Gegenden merklich heben wird.

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schweiz. Konsulates in Priest über das Jahr

1862.

(Vom 19. Januar 1863.)

Au den h o h e n Bundesrath.

Tit. l Ju Folge des aus allen Handlungen ersichtlichen und bei jedem Anlasse ausgesprochenen sesteu unabänderlichen Entschlusses S. M. des Kaisers, aus der betretenen eonstitnlionellen Bahn zu l.eharren, sowie der

erspriesslichen Thätigkeit des Reichsraths, welcher sich durch Mässigung, und, in Berücksichtigung der Reuheit dieser Justitntion, durch erstaunliehe Gewandtheit auszeichnete, hat seit einigen Wochen die Meinung die Oberhand gewonnen, dass die materiellen Verhältnisse Oesterreichs sieh wesentlieh gebessert haben, und ein ersreulieher Anssehwung in allen ostexreiehischen Staatspapieren und eine ansehnliche Besserung der Valuta hat stattgefunden. Es beweist dieses einen glücklichen Umschwung der öffentlichen

759 Meinung, und zwar jenes sehr vorsichtigen Theiles derselben, welcher Geld hat, zu Gunsten Oesterreiehs und speziell der österreichischen Finanz Verhältnisse. Man hat Vertrauen in die Zukunft eines mächtigen freisinnigen Oesterreichs.

Ohne zu untersuchen, welche beträchtliche .Schwierigkeiten Oesterreich bis zur totalen .Vollziehung seiner Metamorphose und zur vollständigen Eonsolidation noch zu überwinden hat, muss man indessen lediglich die okonomisehe Lage in Betracht ziehend bekennen, dass diese keine gute ist.

Die Geschäfte gehen schlecht.

Jn Folge des amerikanischen Krieges leiden einige der wichtigsten österreichischen Jndustrien , und Arbeitseinstellungen haben in so bedeu^ tendem Umfange stattgesunden , dass die arbeitende Bevölkerung zu Tausenden erwerblos wurde , und dass ein grosses so^.st produktives Kapital brach liegt. Dank der guten Erndte, der Milde des Winters und der Hilse des Gemeindewesens ist die Roth noch nicht bedrohlich, und glücklieherweise noch fern von jenem Grade, wie ihn selbst das reiche England je^t in seinen reichsten Fabriksdistrikten zu beklagen hat.

Die Besserung der Valuta, so erfreulich sie ist, muss gleichfalls im wirthsehastliehen Leben die uachtheiligften Storuugen hervorbringen, denn sie drükt aus den Vrodukten^ und Waarenmarkt in der empsiudliehften Weise. Ferner hat der Agiorückgang zunächst auch auf die österreichische Jndustrie, welcher das Silberagio zum Theil wie ein erhohter .^chu^zoll zu statten kam, einen deprimirenden Einsluss, indem dadurch die Waarenvorräthe im Werthe gedrückt, der Jmport des Auslandes genährt, und

doch auch der Export der bei hohem Agio exportfähigen Artikel beei..träch-

tigt wird. Und alles diess wäre noch zu verschmerzen,^ wenn der .^.tand der Valuta eiue gewisse Deftigkeit erlangte, aber die fortgesetzten ^ehwankungen lahmen alle Verkehrsthätigkeit, und entgehen uns sremde Eap.talien, die besonders für unsere Handelsstadt unentbehrlich sind, weil der Reiehthum hier nicht gross ist , durch den Agioabs.^hlag hat diese speziell enorm verloren, denn an die Besserung der Valuta hat kaum der zehnte Theil davon geglaubt. man hielt grosse Waareuvorräthe, ohne sich gegen eine allsällige Besserung der Valuta zu sichern, sondern l^offte im Gegentheile durch Verschlechterung der Valuta hohere Waareupreise zu erzielen.

Kurz, die zu geringe Meinung , welche Trieft vou der Lebensfähigkeit .^.....esterreiehs hatte, kommt d.e ^tadt sehr theu...r zu stehen. Judessen muss man eben wegen dieser schweren Verluste die ^^renhaftigkeit dieser Kaufmannsehast hoch sehäl^en, indem so zu sagen kein einziges Haud^ lungshaus die Gelegeuheit benüt^te, sieh iusolveut zu erklären, und muss man gestehen, dass sich der hiesige Blal^ in dieser Beziehung gegenüber anderen Blasen der Monarchie ruhmvoll ausgezeichnet hat.

Der Uebergang der Valuta bedingt eben eine Erisis, die sieh kaum vermeiden lässt.

Es ist nicht zu leugnen, dass die eommerziellen. Kreise durch die Eroff..ung der Bahnlinie Sisseck-^teinbrück sieh schonen Erwartungen hin-

^0 gaben, welche sich indessen noch nicht erfüllten.

Die Ursachen sind mannigfaltig Vor allem ist es die Save. welche steh dem Fortgange der Unternehmung mit ihren Hindernissen entgegenstellt.

Das Hanpthinderniss ist der häufig wiederkehrende niedere Stand ihres Wassers.

Jn weiterer Folge ist es die Donau-Dampsschissfahrts-Gesellschast, weiche den Handel nicht sordert. Es geht noch nicht, wie es gehen sollte, und diese Linie bedarf der Abhilfe, sie komme von wem sie wolle. ^l....h die Eisenbahn hat mangelhafte Verkeilung des Verkehres, und übermässig belastende Tarife auf Dieser Linie, sowie auch auf der Südbahn.

Das Geschäft, und namentlich Getreide, welches unser hauptsächlichster Exportart.kel zu werden versprach, konnt. sohin keinen Aufschwung nehmen, denn zu obigen Motiven gesellten sieh noch das Sinken des Ag^ , das Misstrauen bei der herrschenden Geldkrise ini Jnnern, der geringe Bedarf des Auslandes bei günstigen Erndten überall, und ganz besonders aber die .^onenrre.nz des amerikanischen Rordens, dessen Agioaufschlag aus dem Golde, als Gegensa^ zu uns, den Export von Mehl und Getreide nach England ungemein begünstigt. Der Export über Triest nach l.^ngland, Frankreich und Jtalien betrug daher an ungarischer und Banaler Frucht 1861 l ,28 l ,337 Star, im Jahr 1862 aber in runder ^umme nnr 862,000 Star. Getreide ist aber sür Trieft der Artikel, ...eleher aus eine bessere Znknnft hoffen lässt, und wird nach Beseitigung aller Hindernisse der Haupte^port darin bestehen, und dadurch hoffentlich auch der Jmport begünstigt werden. Ohne grossen Export giebt es natürlich keinen Jmport. Kommt diese Zeit und mit ihr eine geregelte Valuta, so wird ^iese Handelsstadt das ihr durch die nordischen H..fen abg^oonneue Terrain wiedererringen und nnter einer freisinnigen und weisen Re^ierung sich zu einer Blüthe emporschwingen wie noch nie.

Dnreh den Krieg in Nordamerika hat dieser Seehasen aueh alle .Hoffnung, bald eine grbssere Bedeutung im Baumwollenhandel zu erlangen , denn die fehlende amerikanische muss nach und naeh durch andere .erseht werden. Die Länder aber, welche am meisten geeignet sind, den Abgang theilweise zu decken, liegen diesem Vla^e entweder nahe oder .gegenüber, wie z. B. Jtalien, Griechenland, Türkei, Eg^pten, wo Ban.u.volIe im verflossene... Jahre durchschnittlich das Dreifache von
dem was früher, lieferte , serner der nordliche Theil Asriea^s, dann Ostindien, wo der Baumwollbau sieh immer mehr ausdehnt.

Auch der Sue^Eanal würde viel zu einer besseren Zukunft Triers beitragen, und dieses colossale Unternehmen, an welchem man so lange ^weiselte, verspricht immer mehr, wenn auch langsam, einer glücklichen Vollendung entgegen zu sehreiten.

Was nun deu direkten Handel mit der Schweiz belrifst, so ist es .mir unmoglich, eine genaue Aufstellung darüber zu erlheilen, indem sowohl die .^nssuhren von dorten, als aueh die Ausfuhren nach dorten nicht eontrollirt werden tonnen. Die Expeditionen schweizerischer ^abri-

761 tate nach der Levante, welche in früheren Jahren meistens über Triest kamen, scheinen nnn ihren Weg t.ber Marseille und Genua zu nehmen, sowie auch das meiste, was pon Griechenland, Lehnte, . Eggten .e. nach der Schweiz geht. Der schweizerische Handel mit jenen Gebenden ist mehr ein direkter geworden, und wie überall hent zu Tage, . verschwindet dieser Zwischenhandel nach nnd nach auch hier.

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schweizerischen konfulates in ....Odessa über das Jahr 1862.

(Vom 10/22. Januar 1863.) ^

Au deu hoheu Bundesrath.

Tit. l .

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Jm Anschlusse beehre ich mich, Jhnen die Aus- und Einsuhr von Odessa während des Jahres 1862 in Uebersiehten vorzusühxen.

Eine Verglei.hung des Gesammtumsazes unseres Handels mit dem vorjährigen weist sehr unbefriedigende Ergebnisse aus ; der Abstand beträgt

in der Aussuhr 9,370,13l Silberrubel in der Einsuhr 2,228,0l4 Sil.berrubel, im Ganzen also 1l,5.)8,145 Silberrubel zu Ungunsten des Jahres 1862 gegenüber dem Gesammtumsaz von 1861.

Diese bedeutende Abnahme der Aussuhr ist hauptsächlich der beinahe im ganzen Küstengebiete des schwarten Meeres, sowie in Bessarabien stattgehabten Fehlernte Anzuschreiben, im grossten Theil der,. Odessa nmgebenden Bezirke hat man nicht einmal die Aussaat eiugebraeht. Die Krim, welche uns sonst Getreide zur Ausfuhr abgab, hat statt dessen zur Deknng ihres eigenen Bedarfes ziemlich viel uns entzogen. Auch in Delsamen fand, in Folge fehr verkün..merter Ernte, eine merklich geringere Aussuhr statt. Bei der Beliebtheit des Betroleum in England hat. die Rachfrage nach uuserm Talg bedeutend nachgelassen und ist dessen Aussuhr um

14,680 Bud schwächer als die vorjährige gewesen.

Bundesblatt. Jahrg. xv. Bd. l.l..

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Bericht des schweiz. Konsulates in Triest über das Jahr 1862. (Vom 19. Januar 1863.)

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27.06.1863

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758-761

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