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der wegen der Kinderpest nach Italien abgeordneten Herren Zangger und Paganini.

(Vom 18 Juni 1863.) .

An

den h. sd, h e t z e r i s c h en B u n d e s r a t h .

Tit. l Durch Schreiben vom 11. April malten Sie uns die Anzeige, dass die beiden .Unterzeichneten aus den Vorschlag des Departements des Jnnern nach Oesterreich (besondere uach Venetien) und Jtalien abgeordnet seien, zur Erhebung grauer Rachrichten über die .Rinderpest und über die dagegen ergrisseuen Massregeln.

Jn einer besondern Justrnktion wurde der Hauptzwek der Reise da-

hin festgestellt.

a.

Das Vorhandensein und die Verbreitung (den (Gebietsumfang) der Rinderpest in den Nachbarstaaten der Schweiz zu konslatireu.

h.

Die grossere oder geringere Gesahr ihres Eindringens in die ...Schweiz für die Gegenwart .und nächste Zukunf zu ermitteln.

Wir haben über das Ergebniss unserer Nachforschungen dem Departeu.ent des Jnnern während d...r Reise von Zeit zu Zeit Kenntniss gegeben und beehren uns hiemit. in einem Schlussrapport dieselben zusammengestellt dem hohen Bundesrathe. vorzulegen.

Wir werden dabei summarisch verfahren , damit die hohe Vehorde um so schneller mit dem Sachverhalte bekannt u.erde. Eine unpassende

43.)

wissensehastli..he Bearbeitung de.. sämmtlieheu aus Rinderpest bezüglichen Wahrnehmungen ersordert bei unserer beschränkten Musse längere Zeit und würde die Verspätung einer Darlegung der praktischen Quintessenz unserer Vorsehungen nicht rechtfertigen.

Vorerst g...ben wir ein übersichtliches Tra..^ der R..ise. mit Angabe der Gründe, welche uns den betreffenden W^ führten,. sodann lassen wir eine geschichtliche U^.bersicht der dermaligen R.inderpeft^Jnvasion folgen, hierauf geben wir das Bill^ d^r beobachteten Krankheit, bezeichnen dann die Massregeln, welche in den verschiedenen ^ändern zur Tilgung und Verhütung derselben angewendet wurden, und schließen mit einen. Blike ^auf .^ie Stellung uusers Vaterlandes zu der betreffenden Seuche.

I. ^ie ^eise.

Rad. einer unliebsamen Verhinderung des einen Experten während süns Tagen verliefen wir am 23. April gemeinschaftlich B e l l i n ^ o n a und verfügten uns direkt nach Mailand.

Daselbst zogen wir Erkundigungen ein über das Vorkommen der Rinderpest in Oberitalien. Uebexeinstinnnend erfuhren wir aus versebiedenen Quellen , besonders von den Professoren der Thierarzneisehule und von dem venetiauisehen Thierarzte De T u o n i , welcher aus einen amtliehen Ruf die .Beuche in der Brovinz A s s o l i studirt und di^ Tilgungsmassregeln vorgeschlagen hatte, dass die fragliche Krankheit bis .^u jener Zeit in der Lombardei sich nirgends gezeigt habe; anch sei nach amtlichen Mittheilungen und dem Ergebniss von Brivaterknnd^gungen .^ie Seuche in den angrenzenden venetianisehen Distrikten nicht vorgekommen.

Jn llanz Jtalien herrschte nach der Ansicht eompetenter Personen die ^enehe nur im ^ehemaligen ^onigreich R e a p e l , in ^er Umgegend von R o m , und hatte geherrscht, war aber getilgt, au der .^üste des adriatisehen Meeres in der Provinz .^ n e o n a.

Wir wendeten uns nach Turin, und unter der gefälligen Mit.^ wirkuug des dortigen schweizerischen Generalkonsuls, Herrn G e i s e r , erhielten wir von dem Minister des ^lkerbaues , der Jndustrie und des Handels unterni 26. Avril ein offenes Schreiben an die Bräsekte und Unterpräfekte des .^onigreichs Jtalien , worin diese Beamteu eingeladen wnrden. uns alle ans die Rinderpestinvasion bezüglichen Aktenstüke vorzulegen und -.- obsehon die Seuche nicht .mehr herrsehe -^- uns in der Erforschung der daraus bezüglichen Verhältnisse au die Hand zu gehen.

Die Beamten, Thierärzte, Professoren a^. ^er Thierarzneisehule und d^r Sekretär ^er thierärztliehen allgemeinen italienischen Gesellsehast --^ sie stimmten alle darin üb...rein, Ober- und Mittelitalien habe keinen ^all von Rinderpest aufzuweisen , dagegen herrsehe d.iese Krankheit im Romisehen und Neapolitanischen. Den .amtliehen .Berichterstatter über die ^enehe in den ..^lbrnzzen, den Vrosessor Franz G a t t i , suchten wir ver-

440 Bebens aus. dagegen sanken wir bei den.. Sekretär der italienischen thierärztlichen Gesellsehast, Prosessor Bapa, eine Anzahl neuerer und älterer Korrespondenzen über die Seuche aus den verschiedensten Gegenden Jtaliens.

Alle stimmten überein mit dem anderwärts Ersahrenen.

Ueber B o l o g n a und F l o r e n z begaben wir uns nach R o m .

Die ans dem Wege eingebogenen Erkundigungen , sur welche .oir iusbe^ sondere in dem Brosessor .^imon R i g o n i zu Floren^ einen zuverlässigen Gewährsmann fanden, bestätigten das Freisein Mittelitaliens von der Rinderpest. Eine Vermnthnng, die Penche s...i in Umbri e n eingeschleppt worden, wird demeutirt durch eine Proklamation der betreffenden .^anitälsbeho.^e, datirl V e r n g i a ^en 8. April l8li3 und unterzeichnet von dem .

Präsidenten, Sekretär und sämmtlichen sieben Mitgliedern ..^.r Behorde.

Diese Knudgebnng versichert ^ie Bevölkerung, von ^er Rinderpest sei in der ganzen Vrovin^ kein Fall vorgekommen. Eine ^pezialkommission sei im Lande umhergereist, habe alle verdächtigen Fälle untersucht und sich überzeugt, dass ^ie penche in der ganzen Provinz nicht vorkomme. Jn einer angrenzenden ^rovinz hatte ^ie Krankheit geherrscht, und es kommen noch einzelne Fälle vor. Gegen diese Gegend ist aber schon unterm 7. ^.brnar vollständige Sperre der Eins.chr von Rindvieh oder Theilen von solchem verhängt worden.

Am 29. April laugten wir in R o m an. Hier war es hauptsächlich die. Handelskammer, welche die zuverlässigsten Rachrichten über die Seuche hatte. Diese liess seit Anfang Januar ungefähr 3000 ^tük Rindvieh und Büffel todten. Man hielt die Krankheit für beinahe er..

losehen. Eine von der Handelskammer errichtete Jmpfanstalt war am Tage vor unserer Ankunft ausgelost worden. A^n 1 . Mai erfuhren wir aus den. Bnreau der .Handelskammer, es kommen noch zeitweise Erkrankungen vor ans den Gutern de^ Fürsten T o r l o n i a ^u V o r t o .

Daselbst seien et.va 300 S.lük gefallen, nnd von der H...erde seien vor zehn Tagen 2.0..) .^ühe mit ihren Kälbern aus ^ o r t o nach E a u ^ p o di M e r l o in dem A g r o R o m a n o gebracht worden. Von di^.s...^u Trausport seien am 30. April eine Kuh und ihr Kalb erkrankt und seither zu Gruude gegangen. Wir glanbten neue Erkrankungen abwarten ^u tonnen und sorgten dasnr, t.ass uns von solchen sofort Anzeige gemacht werde.
^ehon a^u 3. Mai sahen wir in E a m p o .^i M e r l o ei^e todte Kuh und zwei krank.... Das Vieh dieser Heerde war aber so wil^, dass von einer nahen Betrachtung, namentlich von einer Berührung der Thiere keine Rede sein konnte. Das ...^e^ireu von .Kadavern war strengstens untersagt. Es bot sich uns also, tr.^zden. die Rinderpest in E a m p o d.. M e r l o herrschte und voraussichtlich noch eine Reihe von Thiereu ergrisf, keine Gelegenheit, die Krankheit zu stndiren.

Rach ^uehrsaeheu Mittheilungen war die .^..nche i^n ehemaligen ^onigreieh R e a p e l , besonders aach in d^r ..^tadt nnd Ilmgegend, sow.e in f a l e r n o mit bedeutender Hestigkeit ausgetreten. ^s hatte keinen

44l^ besondern ^wek, an Ort und Stelle die Tiigungsmassregeln anwenden zu sehen, blos dann, wenn nns die Gelegenheit geboten worden wäre, die Krankheitserscheinungen am lebenden und todten Thiele zu beobachten, hätten wir unsere Reise bis nach Neapel ausgedehnt. Um solches nicht vergebens thun zu müssen, liessen wir, von der Gefälligkeit des schweb zerischen Konsuls, Herrn H o ^ , Gebranch machend, bei Herrn Generalkonsnl M o r i k o f s e r in Reapel telegraphisch anfragen, wie es sich daselbst mit der sraglichen .Krankheit verhalte. Die Antwort, welche am zweiten Tage erfolgte, sagte, feit de.n 23. April fei in Neapel kein neuer Erkrankung^sall mehr aufgetreten. dagegen herrsche die Krankheit noch auf ^ dem Lande. Von einer Exkursion in die Abrufen wurde mit Rüksieht anf das dortige Brigantenunwesen allseitig abgerathen.

Wir verliessen Rom am 7. Mai und langten nach vierzigstündiger Fahrt mit der Diligenee in A n e o n a an. daselbst überzeugten wir uns durch die Eingeht der amtlichen Rapporte, dass die keuche, welche Eude Februar und Anfangs Mär., in einigen Ortschaften geherrscht hatte, nunmehr vollständig getilgt sei.. Es lag kein Grund vor, an der Richtigkeit dieser Rapporte, die vollkommen mit dem bisher Ersahrenen übereinstimmten, zu zweifeln.

Wir begaben uns desshalb und B a du a n a ..h V e n e d i g .

über R i m i n i , B o l o g n a . ^ e r r a r a

Hier verfügten. wir uns in Begleitung des Konsuls, Herrn R o t h plel^, vorerst zu den Beamten der Vrovinzialregierung. Die Verhält..isse, welche uns iuleressirlen, erschloß uns vorzüglich Herr Medizinalrath .)r. ^ p o u g i a . ^ehon im Rovember vorigen Jahres wurde von der Zentralstelle des Kommandos über das adriatische Meer zu Triest, in ^olge der Ausbreitung der Rinderpest in D a l m a t i e n , aller Transport .m Rindvieh auf dem .adriatiseheu Meere verboten. Jm Monat April .s der Bericht ein, es kommen in einer begrenzten Gegend des ^ r i a n l hlreiehe Erkrankungen unter ^en Hausll^ieren vor. Man befü.^hl.t...,

^ s.... die Rinderpest daselbst eingeschleppt worden.. Dr. ..^pongia be-

e^ sich selbst an ^rt und Stelle. Er traf unter dem Rindvieh die ^ul^ und .Klauenseuche und bei Sehweinen den authrar^artigen Rothlaus.

^ Bevolkerung fürchtete sehr, wenn auch ohne Grund, aus der gen..ten Rindvieh^raukheit konnte sich die Rinderpest entwikeln. Dieser ^.l^t Rechnung tragend, liess die Medizinalbehorde der Vrovinz die Aitate... streng absperren und zu diesem Z.veke sogar mit einem Eordon de.^u Venetien zahlreich angehäuften osterreichischen Militärs umziehen.

S.^ nach ein paar Tagen wurden von hoherer Stelle diese etwas omisen Beruhignugsmassregeln wieder ausgehoben. aber dieselben hatten bere dem falschen Zeitnngslärm ,. der auch in ^ie S.hweiz gedrungen, Ra^g gegeben, die Rinderpest sei bis ins ^ r i a u l vorgerükt. Mit der ^liehen Versicherung stimmten aneh die unter der Hand bei einze.neThierärzten eingezogenen Erkundigungen überein und überzeugten

442 uns, dass in Venetien in jüngster Z.eit nichts von einer Rinderpestinvasion perspürt wnrde.

Am .l2. Mai gelangten wir nach priest. J.. Begleitung des Herrn E l o e t t a als Stellvertreters des abwesenden Konsuls, verfügten wir uns a^s die Landesstatthalterei. Ausser von. Landesstattl^alter, den.

Herrn Hofrath E. v o n E i b e s s e l d , erhielten wir gan^ besonders über die uns interessirenden Verhältnisse Aussehluss durch Herrn M.^^i..alrath Dr. S c h r o t t . Nachdem vor einiger ^eit die Seuche in J strie.. voll^.

ständig getilgt war, ist sie ganz neulich wieder eingeschleppt worden. und

zwar in S e n o s i t s c h , W i p p a c h und B r e g a r i e des Bezirks R a s t e l R u o v o nnd ^u B a r t a im ^ e s a u u e r ^ B e z i r k . Roch am Abend des 13. Mai begaben wir uns mit E^.trasuhrwerk nach S e s a n u a und in Begleitung des Bürovorstehers und des Bezirkspl.^sikns i.. der ^rühe des 14. nach B a r k a . Zwei Tage vorher waren daselbst fünf kranke Stüke getodtet worden. Die Bewohner des Ortes besassen noch l 86 Stük Rindvieh. 1 9 von denselben wurden in drei .Ställen abgesperrt gehalten.

Das llebrige musste wegen Mangel an Stallsutter auf der Waide separirt und abgesperrt werden. Es wnrde nnn durch den Landesthierarzt^ Kraiu eine Untersuchung von Stük ^u Stül^ vorg..nonnnen.

Wir wohnten derselben, ^ie bei der grossen Entfernung und Ausdehnung der Waidepläze mühsam und langwierig war, von Ansang bis zu Ende bei. So sehr wir es den ängstlieben Landlenten gonuen mochten, war es uns doeh nicht gau^ angenehm, dass wir kein einziges krankes ^tük trafen.

Der genannte Landesthierarzt war eben ans den. Bewirk E a s t e lR u o v o herübergekommen und versicherte nns. dass, nachdem d^ie wenigen pestkranken Thiere getodtet worden seien, daselbst sich nur noch aeht Rinder und eine Sehasheerde in Beobachtung eontnmazirt befinden.

Wir kehrten daher wieder nach Tri est znrük, naehden. wir das kaiserliche Hosgestüt L ^ p i z z a , eine freundliche Oase auf den unwirtlichen ^tein^ seldern des .^arst, besieht hatten.

Von Trieft führte uns die Eisenbahn in einer Tonr bis W i e n Am Vorn.ittag des 16. Mai zogen ^oir auf der ..^hierarzneisehule eini...

Erkundigungen über den .^tand der keuche ein. Herr Direktor R o gab n^.s an der Hand zahlreicher thierär^tlieher Rapporte die erste ^en^ niss der damaligen Sachlage, und .^err ^rosessor Muller ergänzte ^ selben dnreh einige Vrivaterfahrnngen. Raehu.ittags stellten wir ..^ dem schweizerischen ^esch^ststräger , Herrn S t e i g e r , v o r , und di^ hatte die Güte, uns bei der Landesverwaltung von Riederosterreieh ei^ führen. Jn Bestätigung der auf ^er Thierarzneischnle eingezogenen ^ kundigungen, ersahen wir aus den Tabellen und den Mittheilungen.^ Herrn Medi^inalratl. Dr. B e r u t h , wie des La..desll.ierar^tes Lan^ ^ a eh er, dass die keuche in Mäh re u und im Herzogthum O e sterri

443 wo ^älle vorgekommen waren, gänzlich, in G a l i c i e n nahezu^ getagt fei, dass dagegen in Ungarn no.ch verseuchte Bezirke e^iftiren.

Querst besuchten wir nun die Eisenbahnstation ^ l o r i n s d o r s , wo einerseits die Desinfektion der zum Viehtransport verwendeten EisenbahnWaggons stattfand und anderseits die aus Ungarn, Galicien und Mahren hergeführten Viehtriebe ausgeladen und inspizirt wurden.

^u diesem Besuche wählten wir einen Markttag und befanden uns am 18. Mai in der ^rühe iu ^ l o r i u s d o r f . Wohl wurde eine Viehherde als verdächtig behandelt, es waren ein paar Oehsen krank, aber es stellte die genauere Untersuchung heraus, dass keine Rinderpest im Spiele war.

....ach dem Besuche des Viehmarktes und der Schlachthäuser Wiens ^fuhren wir in der Raeht vom 1^1^). Ma. nach B e st h, versehen mit einem freundlichen , , R ^ i l t p a r a u e s ^ (hochsteu Befehl) des ungarischen Hoskanzlers Gras F o r g a c h A n t a l .

Jn der Gegend der Hauptstadt Uugarns herrschte die Seuche nicht mehr. Der Eomitats^Administrator erschrak nicht wenig, als der Direktor der ^eterinarschule , Herr S z ^ . b o , welcher uns bei ihm einführte, von der Rinderpest ^u reden begann, weil er Anfangs glaubte, es handle sich um eiue neue Einsehleppung. Die neuen Rapporte, welche be. der LandesVerwaltung in Osen eingegangen waren, und ans denen uns Herr Landesthierarzt H e i z m a n n in Besth einen .Auszug .^u besorgen die Güte hatte, wieseu nach^ dass im Bressbnrger^Eomitat nahezu so viel .^eu.^enorte vorkommen, als sonst iu ganz Ungarn. ...^elbstverständlieh verfügten wir uns sofort nach B r e s s b u r g , wo wir uns am Morgen des 2l. Mai dem ^omitatsvorstan.^e vorstellten.

Mit

aller Zuvorkommenheit wurde uns au.h hier Eiusi.^ht

iu

die

amtlichen Rapporte gestattet. D^.r .^omitatsphr^sikus xieth uns, die Route nach M a l a z k a ei.nzusehlagen, und versehen mit einer Empfehlung des Eomitats-.^dministrators au den .^tuhlrichter un^ nnt einer solchen de.^ Bh^sikus an den Vezirksarzt von Malazka, langten wir am späten Abeud des 21. Mai mittelst E^tra-Fnhrwerk in tezterm Orte an.

Ju der ^rühe des 22. Mai fuhren wir in Begleit des Bezirksarztes Dr. . ^ a t s e r , Simon, nachsuche l, R o h r b a e h und B l a s s e n s t e i n . Anf den Gütern des Fürsten Valsfi trafen wir zu Rohrbach einen schwer kranken, abgesonderten Oehsen, und ans den. Waidepiaz im entlegenen Walde zeigte von den eirea 4l) gesunden ..^tüken eben eines die ersten Erscheinungen der Krankheit.

Auf dem Wege naeh B l a s s e u s t e i n , berührten wir die in Abtheilungen aus der Waide verstellten Thiere des Meierho^s gleichen Ramens. ^Jn einer Truppe von 14 Stüken zeigten 3 die Erscheinungen der Rinderpest, eines war verdächtig. ..^chon am Abend des vorigen Tages hatte ^der Bezirksarzt iu Blassenstein unsere Ankunft und nnsern ..^wek anze.i^en lassen , mit dem Ansu.hen , salls in der ^.acht einzelne ghiere unistehen würden, uns die Eadav.^ zur Rektion aufzubewahren.

444 Am Rachmittag trafen wir in B l a s s e n s t e i n selbst 4 Eadaver und 28 kranke Stüke Rindvieh, von denen in unserer Gegenwart noch eines starb.

Wir hielten uns daselbst bis gegen Abend auf, beobachteten und untersuchten die Kranken . denen unterdessen, inbegrifsen die 4 oben bezeichneten, noch 7 neu Erkrankte beigesellt wurden . daun sezirten wir im abgelegenen Walde^ unter Beihülse einer ^igennerbande die gefallenen Thiere.

Raeh Malaga znrükgekehrt , beehrte uns der dortige Bsarrer mit .einem Besuche und entwikelte seine Theorie über die Rinderpest und seine Erfahrungen über die Mittel zur Verhütung und Heilung derselben.

Am 24. Mai erreichten wir mittelst Er^trasnhrwerk die Eisenbahnstation A n g e r n , fuhren nach W i e n und von dort über München nach Z ü r i c h . wo wir am 26..^ Mai anlangten.

..... Tie A n .^ ln e i t n n ^ der Penche.

Ehemals verbreitete sieh die Rinderpest aus den Gegenden des sehwar^ zen Meeres, der Donaumündungen, des Dniester nnd Dnieper naeh dem mittlern und westliehen Europa nnr im Gefolge von Kriegsheeren, welche Rindviehheerden aus senen Gegenden als Broviant u.itsührten.

Jn neuerer ^eit ist es anders geworden. Dnreh die Eisenbahnen werden die Erzeugnisse aller Länder weit n ber ihre Grenzen hinaus ans den Weltmarkt geführt. Jn kurzer ^eit gelangt das langhornige .^ieh, das ans den grossen Steppen des südostlichen Enropa wohlfeil erlogen wird, nach Westen, um in den volkreichen Städten als Rahrnugsmittel zu dienen.

Damit ist die Gelegenheit ^ur Ausbreitung der Rinderpest täglieh geboten und es dars uns uieht wundern , wenn die ^euehenJnvasion in neuerer ^eit fast alljährlich bis in die ^ehlaehtl..äuser von

Wien vordringt.

Wohl sucht der osterreiehische ^taat dureh ständige Vorbanungsmassregeln an seineu ostlichen Grenzen die Einschleppung zu verhüten . aber gewissenlose Umgehungen dieser Massregelu bewirken stets neue Einsehleppungen.

.^o ist Galicien seit den. Jahre 186l selten mehr ganz frei von der Seuche gewesen. Jmmer .vurde sie von Reuen.. eingeschleppt, und das Land verdankt es den zwekmässigen nud sprengen Tilgungsmassregeln, die sosort znr Ausführung kommen , dass es unterdessen ni.ht enorme Verluste erlitten hat.

Ansaugs Mai befanden sich daselbst noch 12 Seucheuorte in 5 verschiedenen Kreisen.

Jm Sommer 1862 breitete sich die Krankheit in Ungarn zur Seuche aus. Jn diesem an Raturschä^eu so reichen Gebiete hat die .^.enehe sehr grosse Verluste an Rindvieh veranlasst.

Und zur Stunde verbreitet sie noch grossen .Schaden in den an die osterreiehisehen Erblande angrenzenden Eomitaten. Die von Oesterreieh eingesäten Behörden besinn nicht die

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nothige ..Autorität und ein grosser Theil des Volkes nicht die nothige Einst.ht, nm die Vorschriften ^nr Tilgung ...er Seuche und Eingren^ung derselben anzuwenden.

Bis zn.n 9. Mär^ dieses Jahres war die Seuche in 2.) Gomitate..

in 383 ..^rts^asten ausgebrochen. Sie halte eirea 60,000 ^tüke, wovon

38,000 gefallen sind und etwas über 1500 erschlagen ......r^eu, ergrissen.

Jn .) .^omitat...^ waren damals noch 23 Ortschaften verseucht.

Jm ^ress b u r g e r E o mi ta t trat die keuche im September vorigen Jahres auf und herrschte bis .,um t 5. Mai dieses Jahres in 85 Ortschaften, von denen am 20. Mai noch 18 versengt waren. Diese 8.^ Ortschaften hatten einen Gesammtviehstand von 36,566 .^tüken in l 642 Ställen.

Während der genannten ^euehenzelt sind im Ganzen erkrankt. 6773 Stük.

von diesen genasen l l 09, und giengen verloren 5640, indem 4205 kre-

pirten , 82.) als kra^.k und 606 als verdächtig erschlagen wurden .^ 24

verblieben noch aus den. Krankenrapport. ^luf dem Meierl,.os des Fürsten Valssi zn Blassenstein besannen sich l 50 ^tük Rindvieh. Bei unserm

Besuch am 22. Mai waren 55 ....tük meistens Jungvieh todt beseitigt,

4 fünfjährige Oehsen waren in der ....a eh t vom 2l.^22. gefallen, eigner starb wahrend unserer Anwesenheit und 27 waren krank ; der Zuwachs an Kranken betrug au diesem Tage no.h 7 .^tük, 21 Stüke hatten die .Krankheit überstanden.

Fast überall gelingt es bei neuen Seuchenausbrüchen, die Verschleppung des Eontagiums nachzuweisen. Die Krankheit tritt mit verschiedener Bos.^ Artigkeit ans, ohne ^ass man ini Stande wäre, die Gründe davon mit Sicherheit zu enträthseln.

^o siud ans der Donauinsel Schutt in der Gemeinde K ü r t h von 109 erkrankten Thieren 7^ genesen und nur 37 gefallen . während um dieselbe ^eit in der ^aehbarge^neinde . ^ o d o s aus derselben Jnsel, tn deren Heerde die Krankheit durch einen aus der ^eerde der erstern Gemeinde gestohlenen Ochsen gebracht .vurde , von 4.^8 Kranken nur 66 genasen und 392 zu Grunde giengen. Und dieser Unterschied ereignete sieh bei gleichem Vieh, auf gleichem Boden, unter ganz denselben diätetischen Verhältnissen , ohne da ss derselbe einer verschiedenen Behandlung der Thiere Zugeschrieben werden konnte..

R a eh M ä h r e u wurde die keuche in .oen legten Monaten von 1862 verschleppt. .^ie verbreitete sich über zahlreiche ^rtsehasten in fast allen Bezirken, war aber bis im Mai .^ ^. bis auf 4 .^..rte. des L e i p n i k e r und einen Ort des . . . ^ e e l o w i ^ e r b ^ i r k e s beschränkt. ^n diesen 5 Seucheuorten waren dau.als noeh ^8 Stük abgesperrt. ^ur ^eit nnsers ...lufenthaltes in Wien waren nur noch wenige verdächtige Thiere in l^ontuma^.

Jn R i e ^ e r o s t e r r e i e h verbreitete sich die Krankheit gleichzeitig wie in Mähren. ^n W i e n , dessen Sehlaehthäusexn ans allen Gegenden verdäehti^es Vieh ^ugesuhrt wird, kommen von Zeit zu Zeit einzelne ^ülle

446 vor, uud die Verschleppung in die ^Umgegend der .^tadt kann nieht vollständig verhütet werden, bis ein .^chieuenweg direkte ins Schlachthaus führt. Am l..... Mai waren nnr noch 18 verdächtige Stüke . in einem einzelnen Orte abgesperrt.

..^teiermark scheint von der Seuehe vollständig verschont geblieben zu sein. Es verdankt dieses wahrscheinlich und hauptsächlich d^..n strengen Grenzüberwachungen gegen Ungarn , wenigstens haben wir 2 Erlasse aus den Monaten Oetober und November l .^61 vor uns. R a eh den erstern wird von der Statthalter^ in Gr..^, ,,um die Einschleppnng der Rinden pest nach Steiermark zu verhindern^, strengsten^ ,,der Eintrieb jeder Gattung Hornviehes, welche nicht mit Gesundheitspässen versehen ist, aus Riederosterreich uud Ungarn untersagt.^ Die zweite verbietet geradezu ans der ganzen Grenze gegen Ungarn den Einlass von Schlacht- und .^ugvh.h und der von solchen herstammenden Rohprodukte.

Ju den sudlichen Staaten .^esterreiehs . M i l i t ä r g r e n z e , D a l m a t i e n und J l l i r i e n , herrscht die ...^ e n eh e jezt noch. .^ie wurde daselbst aus der Türkei, vielleicht aneh aus Ungarn eingeschleppt.

Es liegen Thatsachen vor, die .beweisen, das. im Vorsommer des Jahres 1862 die Rinderpest ini grossten Theil der europäischen T ü r k e i verbreitet war. Wir treffen sie Anfangs Jnli in A l b a n i e n , M a k e d o n i e n und S e r b i e n , im August ani Balkan un^ in. September iu. Distrikt von Seutari.

Am 8. Oktober wnrde die Seuehe eingeschleppt in D a l m a t i e n durch Oehsen, welche aus Serbien kamen. Die ersten Fälle traten iu R a ^ u s a aus.

Ende Oktober kam die Senche aus Rumänien mit einem Transport Ochsen nach G i a n u i n a.

Mitte November herrsehte die Krankheit aus d..r ganzen ....inie von der W a l l a c h . ^ i dnreh S e r b i e n und B o s n i e n bis naeh D a l m a t i e n .

.^ie k^ni ini ^ a n a t , in f l a v o n i eu und K r o a t i e n vor.

Ende Rovember traten Fälle iu Jstrien ans. Mehr als an einem Ort wnrde sie getilgt nn^ wieder eingeschleppt. aber ini Monat Mai war sie naeh den amtliehen Rapporten aus A g r a u . , Laibaeh und p r i e s t auf wenige Ortschaften zurükgedrängt. Dieselbe scheint au der ostlichen Küste des adriatisehen Meeres im ^ebruar diese.s Jahres ihren hoehsten Grad erreicht zu haben.

J.. Kroatien schienen
Rinderpest uud Milzbrand in ihren Verheerungen zu wetteisern.

Ju der ersten .^.älste des Januar 1863 wurde die Rinderpest von S p a l a t r o (im mittiern Dalmatien) durch einen Trausport Ochsen über das adriatische Meer nach M a n s r e d o n i a im ehemaligen .^vnigreieh Neapel verschleppt. Wahrscheinlich sind früher schon anderwärts Einschleppungen von dem Dalmatischen nach der italienischen Kusle erfolgt (iu ^ a n e i a n a uud ^ o g g i a . ^ ) . Trozdem in Mansredonia schon an. 14. Januar die nothigen ^perrmassregeln ergriffen wurden, verbreitere sich die keuche doch in den A b r u f e n bis E h i e t i , A q u i l a , T e r a m o und A s e o l i , und

447 in den ehemaligen romisehen Staaten^ drang sie an der Lüsten vor bis in die Provinz A n e o n a. ^ie Seuche überschritt ^ie .^lpenninen und breitete sieh bis f a l e r n o und Rea p e l aus.

Aus den Abrufen wurde die Rinderpest im Januar durch den Lieferanten für Verproviantirun^ der sran^osischen Besamung mit einer Heerde Ochsen nach Rom gebracht. Ju Cisterna mussten von dem Trausporte 2 kranke Stüke zurükgelasfen werden. Jn dem genannten Ort breitete sich die Seuche am^ stärksten aus und veranlagte die grossteu Verluste.

Zu Tre f o n t a n e fand die erste amtliche Erhebung der keuche statt am 3l. Januar. Ein Bestand von 54 Stüken Rindvieh gieng grosstentheils zu Grunde. ^ie Seuche breitete sich iu dem A g r o R o m a n o von Tre fontane über andere Bedungen aus und kehrte auch iu einigen Milehwirtschaften der St.^t Rom em. ^er lezte ^eucheuort in den romischen Staaten war B o r t o , wo auf ^en Gütern des Fürsten T o r l o u i a einzig 300 Stük Kälber, Rinder und Kühe krepirten. Von da gelangte die Seuche in den legten Tagen des April m..t einem Transport von 200 Küheu und ihren Kälbern aus die Waiden von Eampo di M e r l o , wo wir am 3. Mai Gelegenheit hatten, 2 kranke und einen Ead..ver zn sehen.

^.ie Rinderpest forderte von Ende Januar bis Mitte April iu R o m und Umgegend ein ^pser von eirea 3000 S^uk Rindvieh und eine betraehtliche Anzahl Büffel. Rach den amtliehen Tabellen wären von den erkrankten Thi.^ren etwas über 93^.. erlegen.

^urch 4 Ochsen, die aus V a l t o p i n a , und 2 Kühe, welche aus A ^ u i i a ^in den ehemals neapolitanischen Abrufen) dureh die Marken nach U^ubrien geführt wurden, gelaugte die ^e^che .naeh ^uligno und Roeer... Ein gewisser Riklaus .^ta^io, ^er u^it 4 Oehsen Vorspann geleistet hatte bis .^oeera und daselbst erwiesener Massen sein V.eh in die ^talluug gestellt hatte, iu welchem eine ^er aus A^nila herübergekommenen Kühe verendet war, brachte die Krankheit nach ^ a b r i a n o in der Provinz Aneona.

Jn der ^ähe trat die Krankheit noch auf in M a c e r a t a und ^ern.o. ^ie ersten Krankheitsfälle traten im Februar aus, nnt. im Monat April war die keuche in dieser Gegend wieder vollständig erloschen.

Zum ^hlusse sei uoch erwähnt, dass während des Herrschens der beschriebeneu Rinder.pestseuehe der Landesthiexarzt l)r. Mare.seh in Brag und Professor
Dr. Gala mb o s in Besth die Beobachtung gemacht haben wollen, dass Schafe, welche in .Ställen sich aufhalten mussten, iu denen sich pestkrankes Vieh bestand, in ähnlicher Weise erkrankten. Eine Uebertragung der Rinderpest auf ...^ehase wurde früher nieht beobachtet, und bei Jmpfungen, welche in Rom gemacht wurden, hastete das Eontagium bei ^ehasen nieht. Fernere Beobachtungen haben ^ diesen Widerspruch .^u losen.

448

ll.. ^ra^eitslnld.

Die Rinderpest ist unzweifelhaft eine kontagiose Krankheit.

Das Eontagnuu ist die e...z.ge ficher bekannte Ursache derselben. ^.eine Verschleppung breitet die Krankheit zur Seuche aus. Diese besällt das Rindvieh aller Rassen , jeden Alters und Geschlechts. Unter den ver^ schiedenst.m geographischen und klimatischen Verhältnissen ist sie schon als .^euehe vorgekommen und breitet sich aus ohne Rüksicht aus Jahreszeit und Witterung.

Man rechnet vom Zeitpunkt der erfolgten Anstekung bis zum Anstreten der ersten Krankl^eitserseheinungen ein (Jnknbations-) .^tadinm von 4 ^ 8 Tagen.

Die e r s t e n K r a n k h e i t s e r s c h e i n u n g e n sind diejenigen eines all..

gemeinen Unwohlseins . Mattigkeit . verminderte Fresslust und gestortes Wiederkauen. Alsbald treten F i e b e r s r ^ m p t o m e auf. ^roft, wechselnde Korperwärme, meist kalte Horner, .......hren und Füsse, Hitze im Maul, Durst, Sträuben der H..are , trokeuer Rasenspiegel , beschleunigtes Atlunen , sre.^uenter Buls, unterdri^te Milchabsonderung, brauner Harn und trokener

.^oth - Alles mit starker Depression des Gemeiugefühls, die sich ausspricht durch stieren Blik, geringe Aufmerksamkeit , müde, ost schwankende Vewegung , und nur ausnahmsweise durch krankhast gesteigerte Erregbarkeit erseht wird.

Das Fieber hat gleich von Anfang an den ^ehwächecharakter. oder nimmt denselben im Verlause sieher an. Derselbe spricht sich aus durch kleineu , schwachen , auch wohl gespannten und witternden Vnls , seltener

poehenden Herzschlag, hänfig Abdominalpuls, fast immer livide Schleimhäute mit klebrigem Dekret.

Ein starkes Ergrissensein des R e r v e n s . . . s t e m s kennzeichnet sieh durch Muskelzitteru , besonders dentlieh an den Sehultern , Armen und ..^ehenkeln, durch Zähneknirsehen und bewusstloses Un.herfahren.

Die charakteristischen L o k a l a s s e k t i o n e n entwikeln sich ..uf den Schleimhäuten der Augen , der Athmungsorgane und der Ver^auungswerkzeuge . .

Starker Thräuenflnss, aufgedunsene, seh^uutzigrothe Bindehaut ; starker Schleimfluss aus der Rase, der zum Theil zu Borken vertrokuet, schwacher, kurzer Husten , rasselndes Lungengeräusch . die .^mptome der Hyperämie bis Entzündung kleinerer und grosserer Lnngenpartien . Rolhnng der Manlsehleimhant, Erosionen, weiche weissgelbliehe Jnsiltrationen , Schwellung uud Lokerm.g des Gewebes am Zahusleiseh und au den zartern Haut^ partien der ^ippeu und unter der .^uuge, Aussluss zähen Speichels , Durchfall , der sich immer steigert und mit Drang verbunden ist. Der Koth

wird allmälig heller braungelb, enthält .^chleimsezen , Oberhant, hie uud

44.^ da Blutstriemen und ist stinkend.

Die oft sichtbar^ Mastdarmschleimhaut

ist geschwollen, bläulieh roth. wund und ^eigt Blutfleken.

Es kommt zur vollständigen Appetitlosigkeit. Der Bauch fällt ^ sammen, wird hie und da meteorisch aufgetrieben.

Magen- und Darm-

geräusch sind oft vollständig unterdrükt, oft lebhast polternd, Kühen fließt ^äher Schleim aus der Scheide und Trächtige verwerfen.

Die Thiere magern aussagend rasch ab. die Kräfte schwinden schnell.

Es eu.wikeln sich ausgebreitete Lustgeschwülste in der Haut. Die Thiere^ äehzen , stohneu , einzelne athmen durchs Maul , sie drängen , bliken ängstlich nach dem Hinterleib, liegen viel, vermögen sieh nicht mehr ^u erheben, ihre sichtbaren Schleimhäute erblassen, und die Kranken gehen am 4.-I2. Tage der Krankheit zu Grande.

Einzelne senchen durch. Ohne dass die Krankheit.^erscheinungen alle austreten oder den hochsten Grad erreichen , nehmen dieselben wieder ab, und na.^h längerer Rekonvaleszenz werden die Thiere wieder vollständig gesund und haben mit dem Ueberstehen der Rinderpest auch die Anlage

für dieselbe eingebüsst.

Beim Busstenvieh soll manchmal im Verlause der Rinderpest ein schuppiger und pustuloser Aufschlag aus der Haut entstehen, dem man eine kritische Bedentnng zuschreibt. Wir haben denselben nicht beobachtet.

Die ^ e k t i o n s e r s ch eiuun g e n sindcharakteristisch.Die innern Augenwinkel sind dureh ^..hleimborkeu verunreinigt, dergleichen die Rase.

Der Kadaver ist mager , die Haare sind strnppig. Das Hintertheil ist

mit flüssigem Koth besndelt, der Mastdarm häusig vorgedrängt.

Das Blut ist dunkel, schmierig und nicht geronnen . nur ausnahms-^ weise enthält das Herz ein duukles, weiches Eoagulum. Bei manchen Kadavern finden sieh bald da, bald dort, auch ziemlich allgemein Blutdnrchschwingen. Das fleisch ist welk. Wesentlich sind die Erscheinungen im Verdauungsapparat. Ausser den früher genannten Läsioneu aus der Schleimhaut des Maules finden wir folgendes : Das Lab und grossere oder kleinere Darmpartien erscheinen bei äusserlicher Besichtigung gerothet. Diese Rothung hat ihren Grund iu dem Zustande der Schleimhaut. Ju dieser sind die Blutgesässe injizirt ; s.e.

ist angeschwollen, und aus ihr ist viel ^chle.m gelagert. An einzelnen Stelleu ist die Oberhaut abgestoßen, ans andern liegen mehr oder weniger erweichte Schorfe, bald fester, bald lokerer mit dem Gewebe verbunden.

Daneben finden sich kleinere und grosse^ Gesehwürchen, das eine Mal in zusammenhängenden flächen, das andere Mal kleinere, in die Tiefe dringende Löchelchen bildend. Viele Drüsen , insbesondere die ^eier^sehen Follikel, ragen ausgeschwollen hervor.

Diesen Zustand zeigt konstaut die Schleimhaut im Lab, sowohl an den Blättern, als zwischen denselben, und am stärksten in der Rähe des Bsörtners. Jm Dünndarm sehlt dasselbe Sektionsergebniss nie; aber es

450 ist nicht einer bestimmten Darmpartie eigen, sondern bald mehr im Zwolffingerdarm, bald in andere Abheilungen ausgebildet.

Die stärkste Bedeknng Beigen hier die ^eier'sch.en Drüsenhaufen.

Unter dem Gerinnsel scheinen sie siebartig durchlochert. Die Oeffmmgen ermessen anf.Druk e.^lindrisches Gerinnsei oder eitrige Flüssigkeit. Auch im Dickdarm kana jede Stelle der Sehleimhaut den beschriebenen äl.nliche Veränderungen zeigen , weit verbreitet oder nur aus begränzte Stellen konzentrirt.

Die Leber ist in der Regel misssarbig , die Galleublase stark ansge-

dehnt, mit einer grossen Menge Galle gefüllt.

Jn den Athmungsorganen ist die Schleimhaut der Rase zn unterft ^ in der Regel mit Bor^n belegt, blauroth, gesehwollen, und sie zeigt hie und da Blutslecken. Die Lungen sind entweder gesund oder einzelne Vartien derselben mit Bl..t überfüllt, auch wohl entzündet. Jn der Regel enthalten die Lötrohre und die Bronchien sehau.uie.en Schlei.... Jn diesen Organen und ^u ^ehlkopf sind .^travasate und plastischer Gerinnselbeschlag kein seltener Befund.

Den im ^erdauungsapparat beschriebenen ähnliehe ^rseheiunngen und Veränderungen werden auch in den Harnwerkzeugen beobachtet und sollen insbesondere bei Kühen, die abortirt haben, in der Gebärmutter vorkommen.

Wir konnten hierüber nicht selbst beobachten , da sämmtliehe ^tüke, die wir sezirten, Achsen waren.

Das W e s e n der K r a n k h e i t ist .--. wie bei noch so mancher wichtiger Krankheit -.-. nicht vollständig ansgel^rt. Wir niaehen uns von den bezüglichen pathologischen Vorgängen folgende Vorstellung .

Durch die Einwirkung des l^ontagiun^s findet eine spezifische Blutentmischung statt. Diese suhrt ^u Storungen in der Rerve..tl.,ätigkeit und der Ernährung. Unter den Erscheinungen eines torpiden Fiebers werden die Schleimhäute ^^ vorzüglich diejenigen ^es Ver^auungskanals --- mit Blut überfüllt, und es bilden sich .^nssehwizungen sowohl in das Gewebe der Mneosa, als a n ..h auf die Oberfläche derselben. Leztere mischen sich mit dem Jnhalte des Darn.rohres oder vertroknen zn Krusten (Pl^.^uen), erstere erreichen und brechen an die Oberfläche unter Bildung vou charakteristischeu Gesehwürehen.

30 ^ 9 4 ^ der Batienten ^erliegen der Krankheit. Die Durehseuehenden sind wieder geheilt, sobald die spezifischen ^eru.eute des Blutes ausgeschieden oder zerstort und die Krankheitsprodukte auf den ...^chlei^uhäuten abgelost und die erzeugten wunden un^. gesehwürigen Stellen ver^ narbt sind.

Wollen nur die Rinderpest mit ähnlichen Krankheiten zusammenstellen, so wüßten ^oir dieselbe nicht besser einzureihen, als --.. wie dies in neuerer Zeit von mehreren Antoren geschehen ist ..-- bei den ^phen.

451 ^eben den. Rerv...usieber

Vserdetvphus würde sie als

und der Cholera des Menschen ^und dem

T y .^ l. n s b o n m c o n t a ^ i o s u m fiorire...

^. Til^nn^ und .^erl^tm^maßre^.

Gestenreich ist beständig mit der Einschleppung der Rinderpest bedroht. Die Länder, welche ..... R..ssland , die Moldan un^ Wallachei, zum Theil aueh diejenigen , welche an Serbien und Bosnien grenzen, leiden häufig von Jnvasionen dieser keuche aus genannten Ländern. Dieselbe hat in den osterreiehischen Staaten schon enorme Verluste veranlasst und die kaiserliehe Regierung geuotl^igt, eiu.^theils beständige Sicherung^ maßregeln gegen die Einsehleppungsgesahr ..u verordnen und andern Theils

die Mittel zur Tilgung der Seuche, sobald Dieselbe einmal eingeschleppt

.st, genau festzusezen. Diese sammtliehen Bestimmungen sind enthalten in den im Jahre .1.^.5.) von.. österreichischen Ministerium des Jnnern erlassenen ..Vorschriften^. Dieselben haben sich .n der Hauptsache als ^wetmässi^ erwiesen und waren auch bei der legten keuche sur die Behorden maßgebend. Die Umgehung dieser Vorschriften oder mangelhafte Vollziehung derselben ermöglichte die Weiterverbreitung der ....^ e u ehe, während ihrer strengen Handhabung die Tilgung überall ans dem Fusse

folgte.

1. Die b e s t ä n d i g e n ..^ i eh e r h e i t s massr e g e l n gegen die Einschleppungsgefahr beziehen sich auf den Gren^erkehr u^it Rnsslaud , der Moldau und Wallaehei , sowie auf die Ueberwaehung der Viehtriebe und Vi^.hn.ärlte.

l . Alles aus d...n genannten Ländern in die osterreiehisehen Staaten einzuführende Vieh n..uss -^ selbst bei Zeiten, wo von den. Herrschen der Rinderpest durchaus nichts verlautet ^- an der Grenze Quarantaine halten, deren Dauer je nach der Gefahr sich von wenigen bis zn 2l Tagen erstrekt.

2. Rinderhäute dürfen nur volli^ ausgetroknet, Horner und flauen nur nach 12stündigem Einbeizen mit ...^alzwasser,^ geschmolzenes Unschlitt nur in Fässern die Grenze passiren ; rohes Fleisch und ungeschmolzener Talg werden ^urükgewiesen.

3. Viel.^erden, welche die Quarantaine gehalten l.^aben, dürfen, u.it .^eu^ ^.l.uarantai.nezeichen nnd besondern Vässen versahen, nur auf be^ stimmten Triebstrassen und Eisenbahnen im L.ande transportirt werden.

.^ie werden von ^eit ^u ^eit einer thiexärztliehen Untersuchung unterworfen.

^. Auf d^n Vielnnarkten wird dem sraglichen Vieh ein abs.its ge.^ legener besonderer Ort angewiesen. .^s wird Vorsorge Betroffen, da^

Bnnd^bl..u. ^...hrg. .^v. Bd. ..l..

34

452 es weder anf der Strasse, noch in den Stallungen oder aus Weiden mit einheimische... Vieh in Berührung komme.

II.

Die T i l g n n g s m a s s r e g e l n und diejenigen, welche a..ge^ wendet werden, um die Seuchenansbreitung zu verhüten, sind bei einem Ausbruch der Seuche in den osterreiehisehen Staaten folgende .

1. ,,Da sichergestellt ist, dass die Rinderpest eine weite Ausbreitung nicht erlangen wird, wenn anders die gegen die Verbreitung der Anstekung erlassenen gesezliehen Forschriften genan befolgt werden,^ so sind die ^rtsvorstände .,dafür verantwortlich,. wenn an^ Unwissenheit o^.r ^anmseligkeit diese Landplage in ihrem Bezirke Wnrzel sasst und den benaehbarten Orten und Gegenden daraus Rachtheil erwächst..^ ^ 2.

Bei strenger Bestrafung hat der Ortsvorsteher von dem Vor^ kommen eines Rinderpestsalles sofort seinen. Bezirksamte , resp. ..^tuhlriehter, Anzeige zu machen . gleichzeitig aber den Ortseinwohnern den ^all zur Kenntniss zn bringen und den Rindviehbesi^ern einzuseharsen , ihre Stallungen gegen Jedermann verschlossen zu halten und die Wartung der Thiere nur einer ^erson anzuvertrauen, die sich vor dem Verkehr mit den übrigen Ortsbewohnern, insbesondere mit Bersonen, aus deren .Liegensehasten Thiere erkrankt sind, zn hüten hat.

3. Der Bezirksvorstand zieht einen sachkundigen Arzt oder Thierarzt zu. Diese kommission erhebt im ...^euchenorte alle anf die Einschleppung .

bezüglichen Moment... ^ie sucht si^ dadurch über die .Existenz der Rinderpest Gewissheit ^n verschaffen. Ergabt sich aus den ersten Erhebungen mit e.niger Wahrscheinlichkeit das Vorhandensein der Rinderpest, so wird durch die kommission vor Allem ein Verzeichnis des gesammten Viehstandes der Ortsehast , von .^tall zu ^tal^ resp. von Waide zn Waide , ausgenommen. Dabei werden die ..^okalitaten, in welchen verdachtige Stüke getrosfen werden, genau notirt. .^nlezt werden die tranken ghiere untersneht nnd vergafft man sieh dureh genaue Erhebung der Symptome, insbesonder^ durch di.. ^el^tion eines Kadavers, über die Ratur der .^rank.^ heit Gewissheit.

4.

Jst das Vorhandensein der Rinderpest konstatirt, so wird der Saehverhalt sofort iu der ganzen Gemeinde publizirt. Den Einwohnern des versengten Ortes werden die nothigen Belehrungen über die Bosartigkeit und .^onlagiosit^t der .Krankheit ertheilt. Dieselben werden bekannt gemacht ^uit den Wegen , ans dene^ sieh die Krankheit ausbreitet, und den Mitteln , ^ureh welel^e ihr ^ieh vor .^nsteknng bewahrt werden kann, sowie mit den ^trasen, welche aus Verheimlichung nnd Verschlep-

pnng gese^t sind.

Das kranke Vieh wird abgesperrt, das gesunde von demselben getrennt und gleichfalls abgesperrt. Jedes Haus, in welchem ein ^all von Rinderpest vorgekommen, wird dureh ein anfallendes Zeichen als Senehenort kenntlich gemacht, nnd den Einwohnern desselben wird der Verkehr

^ mit andern Viehbesil^rn oder^ Wärtern untersagt und nothigensall^ dur..h Gendarmerie oder Militär verhindert, so lange bis Ställe, Ger.^tl.sel.asten und die Kleiduugsstuke der Einwohner vorschristsgemäss gereinigt sind.

Die Ortschaft wir^ vollig abgesperrt und . an den Eingängen werden Warnungstafeln angebracht, in welche.. das Herrschen der Rinderpest bekannt gegeben wird.

Jn Seuchenorten und deren Umgebung darf nur mit ^ferden gefahren werden. Die Eingänge der ^rtschast werden mit zuverlässigen Wächtern oder Militaristen^ beseht. Diese verwehren den Ein^ un.^ Aus^ gang allem Rindvieh, sowie solchen ..Stoffen, die Träger des .^ontagium...

^ s...iu konnen, und weisen auch Mensehen zurüt, welche mit Vieh oder von solchen abstammende.. Stoffen Handel treiben. Der Verkehr der Vewol.^ ner eines verseuchten Ortes mit der Umgebung wird für die ...^euehendau..r eingestellt, und es. ist speziell verboten der besuch von Kirchen, Schulen und Vergnügungsorte.. der ^achbarschasl, sowie das Führen vou Getreide in benachbarte Mühlen. Aus einen Umkreis von drei ...Stunden ist ^as .Abhalten von Viehmärkten., der An- und Verkauf von Hornvieh, der Verkauf vou Fleisch, Milch u. dgl. , sowie die Ueberstedlung der Einwohner mit ihren.. Vieh verboten.

^ Die Kadaver gefallener .ghiere werden unter besondern Vorsicht^maßregeln auf ei^.e^u abgeschlossenen Waseuplaz verscharrt, ebenso die Abfäll...., ^iut, Ex^kre^nente :.e. Die Häute dürfen abgeledert werden, ab.^r erst nachdem sie ^4 Stunden in Kalklaug.^ gelegen , getroknet und den Dämpfen der schweseligen Säure ausgesät waren, in Handel kommen.

Horner und Klauen werden ^wols Stunden in .^alzwasser gelegt , abgewaschen und konimen getrotnet in den Handel.

Sanunttiches Vieh muss so lange in den Ställen versperrt bleiben, als die ^e^ehe herrscht. Der Verschluß der ..^tallungen soll derart sein, dass Hunde, Ka^eu , ^Hausgeflügel u. dgi. nicht durehschlüpsen konnen.

^rei umhergehende Hunde werden eingefangen und eingesperrt oder aug.^ bundeu, herrenlose müssen getodtet werden.

^

Die geleerten Ställe, in welken kraute Thiere gestanden, müssen nach speziellen u..d zwekentsprechenden Vorschriften gereinigt werden.^ Die ärztliche Vehandlnug der au nur dann gestattet , wenn in ^olge Seuche die T^dtung der kranken nieht sogen. Eontuma^ställe (siehe unten bei

der ...keuche leidenden Thiere wir^ des^ zu starken Umsichgreifens der mel^r thunlich ist und statt dessen Rr. 7) errichtet werden.

Die Mezger werden einer besondern Aussicht unterstellt. Um Ver^ heimlichung und Verschleppung nnmoglich zu macheu, hat die ...^euehenko^nmission von ^eit zn Zeit den Ansaugs anfgenou^meneu Viehetat zu verisiziren.

454 5. ........^.nn.die ^ e . . eh .. zur ^ e . t , d .. . st e zur Kenntnis... der Behörden gelangt, noch keine sehr grosse .^lnsbreitnng erreicht hat, so findet die Tilgung derselben durch .^lnn.endung der Keule statt, d. h. die sämmtliehen kranken Thiere und alles gesunde Rindvieh ^ das mit solchen in mittel- oder unmittelbare Berührung gekommen ist, wird todtgeseh lagen.

Die Kadaver von kranken Teeren werden verscharrt.. Rur Haut, Horner nnd ^ett konnen benuzt .werden, sosern sie aus ..^e oben angegebene Weise Gehandelt wurden.

Das noch gesunde Vieh, wel.hes getodtet wird, darf im ..^eneheno r t gesehlaehtet und ausgewogen werden.

Jst die Zahl der zu vertilgenden Ghiere im Verhältniss zum ^leiseh-^.

konsum des ...^.uch.^orte^ gross, fo konnen solche gesnnde, aber doch ver-^ niuthlieh inerte Thiere a n eh an benachbarte oder sogar entfernte grossere Orte z n r .^^laehtbank geliefert werden. Dieses mnss aber unter besondern Vorsieht^ ^ und Garantiemassr..geln gestehen. Die Eisenbahnen und ^chisssahrt bilden sehr geeignete Transportmittel sur solche Ghiere; nur in^ geringe Entfernung dürfen auch entlegene Wege bennzt werden.

6. Die b e h u s s T i l g u n g d e r keuche g e k e n l t e n T i g e r e w e r d e n den b e t r e f f e n d e n Ei g e n t hü me r n f o l g e n d e r m a ß e n a u s d i. m .^ t a a t s s eh a l^ v e r g ü t e t : ^. Die behufs ^onstatirung der Krankheit geschlachteten Thiere znn^ vollen ..^ehazungswerthe.

b. Die kranken, bei denen di.. Krankheit erst in^ beginne ist, ^u -^ des ..^chazung.^werthes.

c. Die pestkranken Rinder, welebe sich in einen. so vorgerükten Stadium der Krankheit befinden, dass ihr baldiges Ende ^u erwarten steht, m.t ^.^ des Wertl^es.

Die ..^ehazung findet ^urch eine aus zwei Viehtennern ^e^er Genieinde gewählte kommission statt.

Verheimlichung oder Verschleppung der ^enehe hebt das Reeht aus

Entschädigung aus.

7. ^i starker Verbreitung der Rinderpest sehon ^nr Zeit ihrer Konstatirnng werden l^ on t u ^ u a ^ s t ä l le errietet. Jn denselben lässt man kranke Thiere behandeln, resp. ^urchseuchen. Die grosste ^el^oi...ri^teit besteht jedoeh darin, dass se^e Kommunikation der ghiere , ihrer Wärter, Th^rärzt... ^e. mit den übrigen ^e^vohnern. der Gegend, sowohl mittelbar als unnnttelbar verhütet werden muss. Dnreh den leisten Transport verdächtiger und insister Thiere mittelst Eisenbahnen in die ..^ehlacht^ Däuser grosserer ...^.tadte wird die ^othwendigkeit von Eontnma^ställen Seltener.

.^. ^ei Verbreitung der Rinderpest über einen ausgedehnteren .^andstri^ wird derselbe behnss strengerer Eontrollirung in ^euebenbe^irke ge.^.ilt und sedeni derselben eine besondere ^euehenkommission vorgese^t.

455 .). Die ^eu^ukommissionen verfügen .^..r Dur..hsührn..g der Tilg.^.g.^ nnd ^perrmassregeln jederzeit über die notwendige Militärmaeht und Gendarmerie. Sie haben eine beträchtliche ..^tr.askompetenz.

l0. Jn den Raehbargemeinden eines ^eucheuort..^ wird der Ausbrueh d..r Rinderpest publiât und müssen die Viehbesi.,er mit der Bos-^ artigst und ^nstekungsfahigkeit . bekannt gemacht, sowie an die ^.tras^ Bestimmungen bei Verschleppung . eindringlieh gemahnt werden. .kommen noch einzelne Versone. au^ dem Seueh...uorte ^nrük, oder ist für solche ein unvermeidlicher Verkehr mit jenen zu gestatten . so müssen dieselben bei der Rükkehr Schuhe nnd Kleider wechseln , Hände und Gesicht waschen ^und dürfen nicht mit ^..ieh oder Viehhirten ..e. in Berührung kommen.

l 1 . Den Behörden der Ra^hbarbezirke nnd nächstgelegenen Länder wird vom Ausbru.h nnd Verlans der ^enche jeweilen .^enntniss gegeben.

Bei größerer Verbreitung der Krankheit ist der Bezirk, aueh wohl das Land, abzusperren, in gleicher Weise wie oben von der Gemeinde ge.

sagt ist.

.t2 Beim Ausbruch der Krankheit auf .^.r Waide, nan^entlieh auf ausgedehnten Vussten , . werden den Lokalitätsverh^lt^isse.. entsprechende Maßregeln angewendet.

l 3. Die .^isenbahnverwaltnngen sin^ verpflichtet, di... Waggons, in denen Rindvieh transportirt wird, ^as aus einer ^euehenge^end o^er aus verdächtigen ^ändern kommt, na.h deni jedesu.alig...n Gebraute naeh einer besondern Vorschrift zu reinigen. Die Wägen müssen ohne Unterschied der .^igentl.,umsbahn naeh stattgefundeuer Ausladung von Butterstossen, Ex^kren^enten ^. gereinigt und diese nn^en verbrannt o^er verscharrt werden; darauf sollen die Wägeu mit Lauge gu^ ausgewaschen, mit .Chlorkalk behandelt und wieder ausgelüftet werden , el.^e sie serner zinn Vi..l..transport verwendet werden dürsen. Aehulieh behandelt. man die Auf.^ und Abla^rau^peu. Diese Reinigungen werden durch amtliche Thierär^te üb..rwael..t.

Sobald das Eon.mand^ uber den Verkehr auf dem adriatisehen Meere ^u Priest Kenntniss von der Ausbreitung der Seuehe an der dal^ m...tisehen. Küste tratte, w^rde der Verkehr mit Rindvieh nn^ frischen Abfällen von solchem aus den benannten Gewässern nntersagt und die sänuntiiehen Küstenländer von der dnreh Umgehung dieses Verbotes ihnen drohenden Gefahr in Kenntniss gese^t. Wir haben nns dnreh eigene Ause^auun^ überzeugt , dass in Jllirieu di^. osterreichis.hen Vorschristen ^ur ^ilguug und Eingren^nng der .Beuche streng. voll^og^.n werden.

Jn Rou. scheint die ..^anitätskommission Anfangs nicht mit dem .wehten .Ernne eingesehritten ^u sein. Es trat die Handelskannner in' s.

Mittel. Durch eine freie Vereinigung mit den grosseu Güterbesi^.rn in ^em durch eine ini ^hoehsteu Grade vernachlässigte Enltur ausge^ichneten Agro Romano wurden Mit^l herbeigesehasst ^ur Gründung einer Versuch^

4.5.6 Jmpfa...stalt, und behnss Tilgung der Seneh^e strengere Vorkehrnngen ein..

geleitet.

^

^

^ .

....

.

Das Ergebniss d^r Jmpsversuche war ein negatives süx die llebertragnug der Krankheit ans Bserde, Sehweine, Sehase und Biegen. Einmal. .bildeten stch an der Jmpsstelle einer. Ziege Basteln, deren Jnhalt, auf Rindvieh und .Büffel ....nrükgeimpst , die Krankheit wieder erzeugte.

Die Handelskammer liess in einigen Orten durch Anwendung der Ken^e bei gesunken und verdächtigen Thieren die Senehe tilgen. anderwärts, ^. B. in l^ampo di Merlo, wo vollständige Absperrung aus der Waide moglieh war , wurden nur kranke Thier^. gelobtet. ^ Die .Kadaver wurden mit Haut nnd Haaren verscharrt. Das Abledern und Stiren war verboten, somit auch Verwendung irgend eines Theils von Kadavern.

Jm .^onigreich Jtalien scheinen die hostilen Zustäud... i^n ehemaligen Konigr.^h Reapel ^ie durchgreifende Anwendung der geeigneten .Polizeinia.^regeln gehemmt und die weitere Verbreitung der Seuche ermöglicht zu haben.

^onst wandten die Proviuziairegierungen den nothig^.

Ernst an.

Es liegt ^. ^. vor uns das ^vek^uassige Dekret, welches schon am t 4. Januar bein.^ Bekanntwerden der Sencheneinschleppn.^ zu Mausredo^ia in ^^eapel erlassen wurde. ^ie strenge Vollziehung desselben hätte unzweifelhaft di^. grosse Ausbreitung der keuche nicht gestattet, wenn nicht anderweitige ^.inschlepp.....gen stattgesunden hätten.

Ueberall ordneten die ^rovin^ialregierungen Maßregeln a^. ganz im Geiste der ....eitläufig...r dargelegten osterreichisehen Vorschriften : Versperrnng der Einfuhr von Rindvieh oder Abfällen von soleben aus andern Staaten, in denen die ...^euehe herrschte, ^. V.

Ro^u, ^aln.atien , Verwenden sachkundiger Experten .zur Eonstatirung der Krankheit. Todtnng und Verscharren oder Verbrennen (^. ^.

in Roeera) der kranken Thiere, Absperrung u^ alluiälig Todtung der verdächtigen, Verschliessen der Ställe , selbst ge^en den Eintritt kleinerer Thiere ; Desinfektion der Ställe, Geräthschasten und ^leider, Absperrung der ^rtsehasten; Viehsperre g..gen verseuchte Di-

strikte. Belehrung .des Volkes

das Alles kam ^ur Auweudnng

und hatte da, .oo die Verhältnisse Vollziehung der au^tlichen Anordnnngen gestatteten, u.ie z. ^. in der ^rovinz Ancona, die Til^ung der keuche ^ur.^olge,. ohne dass dieselbe grosse... Schaden ^u stiften vermochte.

^. unsere Auf^a^e.

^eit ^er grossen Völkerwanderung nn lV. Jahrhundert, da die Rinderpest i^u Gefolge der barbarischen Horden , welche ans dem Jnm.rn Asiens hervorbraehen, sich über Jllirien nnd Oberitalien ausbreitete und .bis Frankreich. und Belgien vordrang , ..ist diese .^en.he hundert Mal der

457 ........hrecken Europas. .gewesen. Sie hat wiederholt unsägliche Rolh unter die. geängstigten Volker gebracht, und jede sorgfältige Regierung richtet ihren aufmerksamen Blik aus die Bewegung dieser Landeskalamität.

Die Schweiz hat an die sündig Millionen Rinder, welche Europa einzig im ^VIlL Jahrhundert durch die Rinderpest ^verloren haben soll, einen nicht geringen Tribnt bezahlt. Die keuche richtete unter den schwererisehen Heerden ihre Verheerungen an während der großen Epizootie,

welche von 17l l ^..-171^ Europa durchzog. dessgleichen, als sie von 1728 bis .l 73.) Jtalien, Frankreich und Deutschland heimsuchte. sie zog 1744 und 1745 durch einen Theil der westliehen ..^ehweiz , Basel, Aargau, Solothurn, Bern ^e., und l7.)^l^l)l wurde sie aus dem Grossherzog-

thum Baden eingeschleppt. .

Jm gegenwärtigen Jahrhundert wurde die Sehwei^ nur einmal ernst^

lieh. bedroht. Anno 1812 und 1813, na...h dem Rük^ug der französischen Armeen aus Russland, folgte den nachdringenden verbündeten Mächten mit ihren Trieben .^teppenvieh auch ^ie Rinderpest. Die ..^..hwei^ war ans den. funkte, zu den übrigen schweren folgen des ...lnsgebens der Rentralität an.h die ^ehreken der Verheerungen der Rinderpest zu ernten. Eingeschleppt durch podolisehe Ochsen, brach die Krankheit in den Kantonen Aargau (besonders zu Goslikon), Zürich und Zng ans. Der energischen Anwendung der Keule und den Sperrmassregeln verdanken wir die schnelle Tilgung der Senehe.

...^eit Jahrhunderten find die verschiedensten Heilversuche gemacht worden, ohne dass man ^u irgend einem praktisch nüzlichen Resultate ge^ kon^nen wäre. Jm Gegentheil hat die Hoffnung aus Heilmittel und das Anpreisen von solchen da, wo ob den Erwartungen eines günstigen Resultates der .^ur die Tilgungs - und ^perrmassregeln vernachlässigt wurden, grossen ^ehaden angerichtet.

Wir haben aus diesen Gründen in unserm Beriehte die neuerdings in Reapel, Rom, Jllirien, Ungarn ..e. fruchtlos angestellten Versuche ...it .^urmetho^en und Heiln^ttelu nicht erwähnt.

Wenn die ^ehwei^ eine Jnoasion ,^u fürchten hat, so kommt dieselbe von Osten her, durch Bavern^ T^rol oder die Lombardei. Da aber sowohl in diesen Ländern, als aueh in den unmittelbar hinter ihnen lie^ ^ gend^.n osterreichischen Staaten die grosste Vorsorge getroffen wird , die Einsehleppung der Seuehe ^u verhüten und dieselbe beim Erscheinen ,^u tilgen, so liegt für unser Vaterland keine Gesahr nahe.

Die Gefahr der Einschleppung durch Krieg wird im Falle der Roth^ abgewendet durch die ernstliehe Verteidigung unserer Landesgrenze. ^ Es bleibt somit noch zu berüksiehtigeu die E i n s c h l e p p u n g d u r c h den E i s e n b a h n v e r k e h r . Die Eisenbahnen tonnen durch den Transport insizirten Viehes iit oder dureh unser Land die .^..u ..he verbreiten.

458 ^ wird d.aher .nothwendig, .den Transport. pou Vieh .aus Ländern,^ welche der Seuche verdäehtig sind, besonders zu überwachen. ^ie sollte Steppenvieh auf den schweizerischen. Eisenbahnen transportait werden durfen , ohne dass d..m Eintritt in^s L.^ud eine Quarantaine von 10 ^l4 Tagen und nachherige Untersuchung durch Sachkundige vorausgegangen wäre.

Sollten besondere Verhältnisse den Transit nicht angehaltenen Viehes nothig machen, so müssten sichernde Vorkehrungen getroffen werben, welche die mittet oder unmittelbare Berührung jener Thiere nul hiesigen Mensehen und Thieren verhindern . überdem mieten seder Waggon, j...de Rampe und alle Gerätschaften , welche sür jenes transitiren^e Vieh verwendet wurden, unmittelbar nach jedem Gebranehe sieher desinfizirt werden.

Sollte die keuche einmal. in nnser Land eingeschleppt werden, so würde dieselbe - wir zweifeln daran keinen Aug.mblik -..- mittelst streuger Durchführung der im ...^onkordat,^ betr...sf...nd ge^ueiuschaftli.he polipiliehe Massregeln gegen Viehseuchen^, vorgeschriebenen Massregeln rasch getilgt werden können.

Eine sofortige und daher möglichst wenig verheerende ^euchentilgung se^t voraus .

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^ 1) dass die .Krankheit sofort erkannt werde. somit das Vorhandensein tüchtiger Thierärzte , 2) dass die .^..ehorden Einsieht, gnten Willen und Autorität besten , 3) dass das Volk die s...ine Jnterefsen bedrohende Gesahr einsehe, jeder Einzelne die zur Abwendung derselben anzuwendenden Mas.^ regeln kenne und vollziehen helfe nnd selber die gegen Verschleppung der Krankheit mogliehe Vorsicht anwende.

Die bei verheerenden Viehseuchen so ausfallend hervortretende ......... i ..h.^

tigkeit tüchtiger Thierärzte führt ^. den.. gerechtfertigten Wunsd.e,

dass es ^iessfall^ bei nus vor der hereinbrechenden Gefahr manchenorts besser würde.

Die l^.idex bis je^t ersolglos angestrebt^ Ee.^ralisation der thierärztlichen .E.^an.en w^r^ znr .^...bung der Bildung dieses Standes von grosses Bedeutung. Aber. den grbsst..u ...^uzen müsste eine g^n.einsehaftliehe, ^nit den nothi^n Mitteln ausgestattete s c h w e i z e r i s c h e . . ^ e t e r i n ä r s c h n l e stis^.n.

Möehl^n die eidg^.nossischen^ ^ehoroen in ihren. ruhmlichen Streben naeh Hebung und Vernu.hrung der hohern Bildungsanstalten diesen für unsern^ Rationalreiehthu^n so hochwichtigen Zweig der Wisseusehast nicht ver.^fs.^.

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Eine grosse Erleichterung bei der ..^euchentilgung bietet ein gebildetes ..^olk, und es ist im gegebenen Falle die B e l e h r u n g der E i n w o h n e r s e h a s t i^b.er die. Gesahr der Krankheit, die Bösartigkeit derselben, die Mittel znr Verhütung der Ausbreitung nnd Tilgung der Seuche ein sehr .wiehtige.r Faktor. .

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45.^ ferner ist nothwendig, dass der Viehbest.^er wisse, es werde ihm der dnrch die Seu..he^ verursachte Sehaden v e r g ü t e t , . in so w e i t er im a l l g e m e i n e n J n t e r e s s e ^ durch die d u r c h g e f ü h r t e n .^ilgungsmassregeln e n t s t a n d e n . Aus diese Weise verhindert man amsicherstendie oft so solgewiehtigen Verheimlichungen.

Es dürste aneh nicht unnothig sein, die Kautonsregiernnge.^ an die vorsorglichen Bestimmungen ^. des ^. 13 des angeführten Konkordates zn.

erinnern.

Zur dauernd wirksamen Bekämpfung der Viehseuchen reichen aberri , unsern Tagen die besten Massregeln eine.^ Landes nicht mehr ans. D^ Verschleppung der eontag.osen Krankheiten in weite Entfernung ist beiden^ heutigen Verkehrsmitteln nur zu leicht moglich. ^ie .verschiedenen ^taaten werden dnreh die Verhältnisse gezwungen werden, übereinstimmend zu handeln. Jede Verkehrshemmung widerstreitet den Jnteresseü Aller. Sobald aber einmal die Seuehenbekämpsung überall nach übereinstimmenden Grundsä^en stattfände ,^ n^üssten die zwischen den einzelnen Staaten ost dnreh blinden Lärm oder übertriebene ^nreht diktirten .^perrplakereien sehwiuden.

Wir begrüssen dah.^.r die von England aus angeregte Jdee eines^ internationalen thierär^tlichen Kongresses, der sich an. 14. Juli diesel Jahres in Hamburg versammelt und si.... die Ausgabe gestellt hat, die^ allgemein riehtigen Grundsä^e festzustellen , welche den sä^nu.tliehen europaisehen .Staaten beim ..^rlass und der ^urehfül.^ruüg von ..^euehenverorduungen empsohleu werden sollen. Hoffen wir, dass der Eongress sein Ziel erfolgreich anstrebe, und untersten wir seine Anstrengungen nach Krästen .^ Judem wir hiemit die uns vom hoh.^n Bundesrathe übertragene Aufgabe als erledigt betrachten und um nachsichtige .^enrtheiln^gen naehsuchen, haben wir die Ehre, mit vollkommenster Hoehaehtuug und Ergebenheit zu zeichnen

Zürich, den 1^. Jnni l 863.

^. .^an^er.

^ius. .^a^nilli.

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Bericht der wegen der Rinderpest nach Italien abgeordneten Herren Zangger und Paganini. (Vom 18. Juni 1863.)

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1863

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22.08.1863

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