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Botschaft des

Bundesrathes an die Bundesversammlung, betreffend Erstellung eines Post- und Telegraphengebäudes in Liestal.

(Vom 19. September 1890.)

Tu

Das Post- und Telegraphenbüreau Liestal ist gegenwärtig im Aufnahmsgebäude des dortigen Bahnhofes untergebracht. Dieses Bureau verfügt über einen Raum von 49,7 m 2 (mit Inbegriff des für die Abfertigung der Briefträger und Boten nöthigen Platzes) und einen Vorplatz für das Publikum (Schalterhalle) von 10,8 m 2 , also über einen Gesammtraum von 60,5 m 2 .

Schon seit einer Reihe von Jahren haben sich diese Lokale als räumlich ungenügend erwiesen. Es besteht im Fernern der große Uebelstand, daß, da der Bahnhof Liestal überhaupt für den bedeutenden Verkehr viel zu klein und namentlich der Perron zu schmal ist, die Uebermittlung der Postsachen vom Postbureau an die Züge und umgekehrt Schwierigkeiten und sogar Gefahren darbietet.

Die nachstehenden Vergleichungen beweisen im Nähern, wie ungenügend die Räumlichkeiten des Post- und Telegraphenbüreau Liestal sind im Verhältniß zum Verkehr, den dasselbe abzuwickeln hat.

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Liestal J ) .

Thun . .

Aigle 0 .

Bex1) . .

Frauenfeld Glarus .

Zahl der Zahl der Briefpostgegen- FahrpoststUcke per Jahr.

stände per Jahr.

(1889.)

(1889.)

(Versandt, (Spedition im Inland, Spedition Umspedition und nach dem Ausland nnd Empfang von Empfang.)

demselben, Umspedition.)

. 697,280 105,139

.

.

.

.

Flächeninhalt

des des BüreauVorplatzes raum.es, incl.

(der desjenigen für Schalter- die Brief- und halle).

Paketträger.

m2.

m2.

10,8 49,7 200*) 63

766,703 110,692 557,345 95 56,743 33 278,654 15 65 33,983 653,991 99 123,461 15 433,397 118,207 21 85 · Es war vorerst beabsichtigt, größere und bessere Post- und Telegraphenlokale im Bahnhofe Liestal, anläßlich der im Wurfe liegenden Vergrößerung desselben, erhältlich zu machen, allein die nähere Untersuchung der Angelegenheit hat bewiesen, e i n e r s e i t s , daß auch im vergrößerten Bahnhofe allseitig genügende, gut gelegene und praktisch eingerichtete Post- und Telegraphenlokale nicht hätten beschafft werden können, a n d e r s e i t s , daß die Rücksichtnahme auf diese Lokale eine rationelle Gestaltung der Bahnhofverhältnisso wesentlich erschweren würde.

Die Verlegung des Post- und Telegraphenbüreau Liestal erscheint daher als durch die Interessen nicht nur des Post- und Telegraphenverkehrs, sondern auch des Eisenbahnverkehrs dringend geboten.

Es ist sehr wünschbar, daß das Post- und Telegraphenbüreau Liestal in der Nähe des Bahnhofes verWeibe. Bei Verlegung dieses Bureau in die Stadt würde natürlich die Uebergabe an die Bahnzüge und die Empfangnahme von denselben, welche beinahe den G-esammtverkehr ausmachen, wesentlich erschwert. Es müßte ein Fourgon mit Pferdebespannung in Zirkulation gesetzt und hiefür eine Summe von mehr als Fr. 2000 per Jahr verausgabt werden. Uebrigens wäre es schwierig, in der Stadt Liestal geeignete Lokalitäten zu finden. Auch könnte die Verlegung leicht das Begehren der Errichtung eines Filialpostbüreau, welche bei Verbleiben in der Nähe des Bahnhofes unbedingt vermieden werden kann, wachrufen.

*) Post und Telegraph im gleichen Raum.

*) Für die neu zu erstellenden Lokale vorgesehen.

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In bereits bestehenden, in der Nähe des Bahnhofes gelegenen Häusern wären geeignete Räumlichkeiten für Unterbringung des Post- und Telegraphenbureau nicht erhältlich.

Dagegen bietet sich glücklicherweise Gelegenheit, einen für Errichtung eines Post- und Telegraphengebäudes sehr geeigneten, unmittelbar neben dem Bahnhof und au der Bahnlinie gelegenen Platz käuflich zu erwerben. Die Gemeinde Liestal besitzt nämlich daselbst, südlich vom Schulhaus, ein unbebautes Areal, von welchem der Gemeinderath uns eine Fläche von ca. 1440 m 2 um den mäßigen Preis von Fr. 11,500 anerbietet. Wir glauben, es dürfe diese Gelegenheit, welche allein geeignet ist, eine baldige, nach allen Richtungen hin befriedigende Lösung der Frage der Postund Telegraphenlokale in Liestal herbeizuführen, nicht unbenutzt gelassen werden.

An einer durchaus befriedigenden Lösung auch der Detailfragen ist nicht zu zweifeln, indem die Erstellung eines neuen Postgebäudes im g e m e i n s a m e n Interesse der Stadt Liestal und des Bundes liegt.

IQ Bezug auf die Erstellung des Gebäudes wurden . bereits einläßliche Studien gemacht und ein Projekt aufgestellt, welches bei den Akten liegt. Dasselbe sieht einen nicht luxuriös, jedoch monumental gehaltenen Bau mit Erdgeschoß und erstem Stock vor. Derselbe würde eine Ausgabe von Fr. 188,500 erfordern.

Hienach würden sich die finanziellen Folgen gestalten wie folgt : Mehrausgaben: a. Verzinsung der Kosten der Erwerbung des Bauplatzes, Fr. 11,500, zu 4 % Fr.

460 b. Verzinsung und Amortisation des Baukapitals, Unterhalt des Gebäudes, 5 lk % von Fr. 188,500 ,, 10,368 Total ~Fr. 10,828 M i n d e r aus g ä b e und M e h r e i n n ä h m e : a. Für das erweiterte Lokal im Bahnhofe (vom Verbleiben im bisherigen könnte schon wegen der Bahnhoferweiterung nicht die Rede sein) müßte bezahlt werden ein Jahreszins von b. Die Vermiethuug von zwei Wohnungen im Postgebäude würde voraussichtlich einen jährlichen Miethzinsertrag ergeben von Total Mehrausgabe per Jahr sonach

,,

2,300

,, Fr.

,,

1,000 3,300 7,528

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Dieselbe erscheint, mit Rücksicht auf die großen Vortheile, welche dei- Besitz von gut gelegenen, geräumigen, hellea, gesunden und gut eingerichteten Lokalen für das Publikum, die Verwaltung und das Post- und Telegraphenpersonal bietet, durchaus gerechtfertigt.

Wir empfehlen daher den nachstehenden Beschlusses-Entwurf zur Annahme und benutzen diesen Anlaß, Sie, Tit., unserer vollkommenen Hochachtung ^ö zu versichern.

B e r n , den 19. September 1890.

Im Namen des Schweiz. Bundesrathes, Der Bundespräsident:

L. Ruchoimet.

Der Kanzler der Eidgenossenschaft : Ringier.

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(Entwurf.)

Bundesbeschluß betreffend

die Erstellung eines Post- und Telegraphengebäudes in Liestal.

Die Bundesversammlung der schweizerischen Eidgenossenschaft, nach Einsicht einer Botschaft des Bundesrathes vom 19. September 1890, beschließt: Art. 1. Behufs Erstellung eines Post- und Telegraphengebäudes in Liestal wird dem Bundesrath auf Rechnung des Jahres 1891 ein Kredit von höchstens Fr. 200,000 bewilligt, wovon Fr. 11,500 auf den Ankauf des Bauplatzes und Fr. 188,500 auf die Ausführung des Baues fallen.

Art. 2. Der gegenwärtige Beschluß tritt, als nicht allgemein verbindlicher Natur, sofort in Kraft.

Art. 3. Der Bundesrath ist mit der Vollziehung dieses Beschlusses beauftragt.

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Botschaft des Bundesrathes an die Bundesversammlung, betreffend Erstellung eines Postund Telegraphengebäudes in Liestal. (Vom 19. September 1890.)

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27.09.1890

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