491 die Vorlegung solcher Eingabe an die Landsgemeinde alsdann mit Recht verlangt werden konnte. Selbstverständlich müsste eine Eingabe auf Versassungsrevision unbedingt der Landsgemeinde vorgelegt werden, aber nach beiden Richtungen liegt heute nicht genügender Anlass zum Eintreten vor.

Aus diesen Gründen empfiehlt Jhnen die Mehrheit Jhrer Eommiiston Beistimmnng zu der ständeräthlichen Schlussnahme aus Abweisung

des Rekurses. ^

B e r n , den 22. Dezember 1870.

Der Berichterstatter der Mehrheit:

Korw.

Es erfolgt.. in den eldg. Mathen ....ekursabwelsung . Ständerath am

Nationalrath 22. Dezember 1870.

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der nationalräthlichen kommission in der Rekurssache der Herren Gebrüder Lang in

Oftringen,

Kts. Aargau, und

Mithaften, betreffend Armensteuern.

(Vom 24. Dezember 1870.)

Tit.!

.

Es handelt sich um eine Kollektivbeschwerde mehrerer Bürger aus dem Kanton Aargau, die in benachbarten Gemeinden des Kantons L.izern Grundeigentum besitzen und daselbst nach Massgabe ihres Grundbesitzes mit Armensteuern belegt worden sind.

^2 Es betrifft diess nämlieh: t) Die Herren Gebrüder L a n g in Ostringen für eine Liegenschaft in der lu^ernischen gemeinde Reiden, 2) Den Herrn I)r. Ring i e r in Zosingen, als Eigenthümer von .^orfland in der Gemeinde Waun.^l.

3) Den Herrn R u d o l f Butter im Schweizerhaus in ^ofingen, ebenfalls als Eigenthümer von .^orfland in verschiedenen luzernischeu Gemeinden .

4) Endlich die O r t s b ü r g e r g e m e i n d e von Z o s i n g e n , als Beterin eines in der luzernischen Gemeinde W.^on gelegenen^

^ Waldkomplexes.

Die Heranziehung dieser Liegenschaften ^ur Armensteuer im Kanton ^u^ern geschah in Gemässheit des ^ 4 Litt. c des luzerniseheu Stenergesezes vom 18. September 1867, wonach der Grnndbesi^ von ausser dem Kanlou domici lirenden Eigenthümeru, Bürgern oder fremden, al^ armenstenerpsliehtig in der Gemeinde und an dem Orte erklärt ist, wo.^ s e l b s t die L i e g e n s c h a f t e n g e l e g e n s i n d , während nach der Lin. b des nämlichen Gese^esartikels das Vermogen der im Kanton .Lnzern wohnhaften Luzerne.. Bürger, und zwar das bewegliche wie da.^ unbewegliche, die ^lrmensteuer immer nur an die H e i m a t g e me i n d e zu entrichten hat.

Jn dieser ungleichen Steuerbehaudluug, ^ort nach dem ^..rritor i al s ..,ste.m. hier n.^eh dem h e i m a t r e c h t l i eheu Brinzip, erbliken die Rekurrenten zu ihren Ungunsten eine Verle.^nug der Rechtsgleiehheit, .^ie sie in den Artikeln 4, 41 und besonders 48 der Bundesverfassung gewährleistet sei. ..ud verlangen desshalb die Kassation des lu^ernischen ^teuergese.^es, soweit dasselbe init deu^ Grundsa^e der Reehtsgleiehh.^it

im Widerspruch stehe.

Der Bundesrath fand die Beschwerden unbegründet und auch der ....Ständerath ist dieser Auschauung beigetreten.

^ Jhre Kommission findet sieh nieht vera.ulasst, in dieser ...^ache eiue andere Ansicht zu erofsneu, und beautragt Jhnen daher einfach Zustimmung ^um ständeräthlieheu Besehluss. Die Motive sind wesentlich die näm^

liehen, wie sie im bundesräthliehen Entscheid ausgeführt sind.

l. Der Gru.^sal..., dass das .Immobiliarvermögen da besteuert werden kann, w o e s g e l e g e n , ist anerkanntes schweizerisches R..cht.

Wohl ward die Richtigkeit Dieses Grundsatzes gelegentlich schon bean^ standet, aber uus^ Wissens uoeh uie u.it Erfolg. Ju der That spreeheu bei keinem andern We^thobsekte so einleuchtende, innere und äusser.^ Gründe für ^ a s ^ s t e m der T e r r i t o r i albeste urung, wie gerade bei dem Grundeigenthnm.

49^ ll. Allerdings ist auch die Besteuerung des Grnndeigenthum.^ dem buudesrechtlichen Gruudsa^ ^der Gleichstellung, das heisst der Rechtsgleichheit im schweizerischen Sinne, von Danton zu Kauton, untergeordnet. Allein Jhre Kommission kann nicht finden, dass da^ luzernisehe Steuergese^ in der angefochtenen Bestimmung eine Verlegung dieses Grundsatzes enthalte, wenn nur der Grundsa^ selbst richtig ver^

standen und aus sein richtiges Mass zurückgeführt wird. Die Gleichheit des schweizerischen Rechts ist vorab wie alle Gleichheit nur eine r e lat i p e . sie bedeutet nur so viel, dass unter den gleichen faktischen Ver-

umständungen ^gleiches Recht und gleiches Gese^ für Alle gelte. Jn ....^dieser Beschränkung lässt sieh die ganze Bedeutung der bundesgese^liehe.^ ...Gleichheit in zwei Sät^e zusammeusassen .

Einmal : Der schweizerische Niedergelassene muss dem eigenen kan.^ tonalen Niedergelassenen gleich behandelt werden. (Art. 4 l . .Ziffer 5^ der Bundesverfassung.)

U.ud sodann . Auch der Sehweizerbürger ist dem Bürger des ei^ genen Kantons gleich zu behandeln. (Art. 48 der Bundesverfassung.^

III. Dass nun zunächst von einer Verlegung der Gleichheitsreget z w i s e h e n s c h w e i z e r i s c h e n und k a u t o n a l e u N i e d e r g e l a s s e n e n im Sinne des Art. 41 . Ziffer 5 der Bundesverfassung in unserm Falle^ nicht die Rede sein kann, ist schon aus de.^ Thatsa^e klar, dass die^ Rekurreuten allzumal n'^eht als N i e d e r g e l a s s e n e im Kanton .Lu^ern, sondern als ^ort.^e G r u u d b e s i ^ e x in Best.^urungspflieht ^gezogen werden. Natürlich ist eine ungleiche Behandlung von Riedergelasseneu nur moglieh, wo wirklich z w ei K a t e g ori en von solchen, das.

heisst eigene kantonale und ausserkantonale Niedergelassene, dabei in ^rage kommen. Diess ist ^ber hier nicht. der ^all und eine analog^ Ausdehnung des Begrisfs ^ N i e d e r g e l a s s e n e a u s a n d e r n Kant o n e n ^ aus das Verhaltniss der nieht niedergelassenen ,,Gruudbes i ^ e r aus a n d e r n K a n t o n e n ^ wäre vom Standpunkt der blosse^ Jnterpretai.ion ans schwerlich zu rechtfertigen.

..^

IV.

Aber auch die andere ^eite des Gleichheitsprinzips, da^ nämlich ^chwei z e r b ü r g e r aus a n d e r n K a u t o n e n nicht min. d e r e n R e c h t s s e i n d ü r f e n , a l s d i e B ü r g e r des e i g e n e n K a u t o n s , ist dnrch das mehrgeda.hte luzernische Steuergesel^, wie wir^ glaubeu, nicht verleg, denn das im Kanton ^Lu^rn gelegene Grundeigenthum Deines L u ^ e r n e r s , der ausser dem Kauton wohut, ist in gau^ gleicher Weise steuerpflichtig erklärt, wie der dortige Grundbesitz eines auswärts wohnenden Schw e i ^ e r b ü r g e r s , beispielsweise eine^ Aargauers . in beiden fällen gleiehu.ässig heisst es, der auswärts Wohnende hat seiner Steuerpflicht in derjenigen Gemeinde ein Geuüge ^ leisten, in welcher sieh die liegen s c h a s t e u b e f i n d e n . Die Ka^

^4 ^.egorie ,,eigene Kantonsbürger^ und ^chw^erbürger.^ ist also hie...

wollig indifferent, aus beide wird die nämliche. ^orm angewendet, gegen beide das gleiche System der Territorialbeftenrung dnrchgesührt.

V.. Freilich meinen die Reknrrenten^

^s konstitutionelle Prinzip

.^er Rechtsgleichheit sei ein a b s o l u t e s , es verlange die Gleichstellung

^er Ausser^uto..alen mit a l l e n Kantonsbürgern, uicht bloss mit einer b e s t i m m t e n K l a s s e derselben . .nun bleibe aber in u..ser.u Falle immer ..och die Ungleichheit bestehen, dass die im K a n t o n ^ n ^ e r n w o hu e n d e . n . ^ u ^ e r n e r B ü r g e r ihr ganzes ^ermogen, ..insehliesslich den ^ie^ensehaftsbesi^, au ihre H e i m a t g e me i n de versteuern, während.^ .^ie auswärtigen ^hweizerbürg..r und mit ihnen aueh die. aus.värts wohnenden Luzerner selbst den Grundbesii.. a m O r t e d e r g e l e g e n e n ^ a c h e .,u versteuern l^aben.

Allein in dieser puritanischen Strenge erscheint nns der an^ sich ^.houe Grundsa^.. der Rechtsgleichheit nicht nur als praktisel.. uuausführ^ bar, sondern auch als eine theoretische Uebertreibuug^ die ^u unwahren, .^n ihrer Art vollig vermehrten Resultaten führt.

So ansgefasst ist erstlieh die Gleichheit praktisch u n a u s f ü h r b a r .

denn die absolute Gleichheit würde darin bestehen^ dass wir den ^ar.^ ganer, der im Kanton .^..z..rn Li^ens..haften besi^t, e i n e r s e i t s gieieh behandeln den.. auswärts wohnenden L^erner ^i^rger (..^erritorialprinzip), a n d e r e r s e i t s auch glei^ dem im Kanton ^vol^nendeu L.^erner Bürger (heimatreehtliehes Brin.^ip), ^oas zn einem inn^rn unlösbaren Widersprueh führen niüsste.

So aus^esasst ist abe^ ..nch die Reeh^gleiehheil eine ....haltbare Doktrinäre U e b e r t reib uug, für ^i... wir e.beusalls kei^ reehtes Verstandniss empfinden. ^ie Rechtsgleichheit ist ein richtig..^ und gesundes ^rin^ip f ü r g l e i c h e V e r h ä l t n i s s e . w o die. f a k t i s c h e n V o r a u s ^ . e j u n g e n d e s B a l l e s .^ie gleichen sind, da sollen auch die .^aran ^eknüpsten R e c h t s f o l g e n sür Kantons- und ^ehweizerbürger die gleichen sein. Keineswegs aber liegt es im Gleichheitsprinzip, dass au.h an sich n n g l e i c h e V e rl..ältui s se uach der gleichen Rorm ^. behandeln seieu. das wäre uicht mehr blosse Gleichheit des Rechts, son.^ern Aufhebung aller individuellen Unterschiede, Egalisirung aller saktis.heu Verhältnisse, ^ie Anwendung des Grunds.^es . ,^.s passt nicht

in die ^habloue, desshalb e.^istirt .^s nichl.^

Ungleich bleiben sich aber immerhin .^.e Verhältnisse zwischen ^e^n ^antousbürger einerseits und den^ ^..hwei.^erbürger anderseits insofern, als sener innerhalb des Kanlons auch noch ein o r t l i e h e s ^ e i ^ u a t ^ r e c h t hat, dieser aber n i eh t, iener also faktisch in der ^age ist, seiner g a n z e n ^t e u e r p s lieh t (einsehliessli^h das Grnndeigenthnm) an

495 seinem H e i m a t o r t Ge.nüge zu leisten, während man dem Sehweizerbürger gegenüber nur die Wahl hat, ihn da zu besteuren, wo das liegenschastliche Stenerobjekt g e l e g e n ist, oder ihn g a n z l e e r ausg e h e n zu lassen. Diese Verschiedenheit in der faktischen Stellung eines Kantons- und eines Schweizerbürgers kann und darf in der kantonalen Steuergesetzgebung beachtet werden, ^ohne dass sich daraus auch ohne weiters eine ^bundeswidrige R e c h t s u n g l e i e h h e i t ergäbe.

Die Hauptsache ist, dass der Luzernerbürger im gleichen Fall, das

heisst wenn er nieht im Danton Luzern wohnt, gleich behandelt wird dem auswärts wohnenden ..^chweizerbi.rger: d i e s e Gleichheit aber ist durch das luzernische Steuergesel., gewahrt.

Aus

diesen Gründen beantragt

Jhnen die Kommission

Beitritt

zum ständeräthlichen Besehluss vom 12. diess, also Abweisung des Reknrses.^)

Bern, den 24. Dezember 1870.

Ramens rer Kommission des Nationalraths, Der B e r i c h t e r s t a t t e r : ^.. ....euenber.^er.

^^ ..l.^om Nationalrath angenommen am ^24. Dezember 1870.

Bnnd^blatt. ^ahrg. X^l^ ^-.^

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Bericht der nationalräthlichen Kommission in der Rekurssache der Herren Gebrüder Lang in Oftringen, Kts. Aargau, und Mithaften, betreffend Armensteuern. (Vom 24. Dezember 1870.)

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01.04.1871

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491-495

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10 006 841

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