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schweiz. Consuls in dessina Hrn. .B. Gonzenbach von St. fallen) über das Jahr 1870.

(Vom 10. März 1871.)

An den hohen schmeiz. Bundesrath.

Lage im Allgemeinen und Handelsgesezgebung.

Das .Jahr 1870 begann unter wenig trostlichen .Aussichten.

Die allgemeine Entmnthignng und die Apathie, welche sich aus den in meinem lezteu Berichte bezeichneten Ursachen der Bevolkernng bemächtigt hatten, fanden in den schonen Ernteaussichten ein nur schwaches Gegengewieht. Glüklicherweise sind diese Hoffnungen zum großen Theile in Erfüllung gegangen. Der Krieg jedoch, der im Monate J..li ausbrach , verscheuchte nenerdings das kaum zurükgekehrte Vertrauen und lastete schwer ans nnsern Provinzen Das gute Ernteergebnis verfehlte nicht, manche Klagen verstummen zu machen, und die heutige Lage der Du.ge ist, obgleich sie noch keineswegs eine befriedigende genannt werden darf, eine günstigere als zu Anfang des Jahres.

Jn meinem lezteu Berichte habe ich erwähnt, dass sich die Regiernng damit beschästige, in das Handelsgesezbuch gewisse Modifikationen einzuführen. Diese Arbeit ist noch nicht beendigt, und der im Monat April in Reapel zusammentretende Eongress unserer Handelskammern wird daraus dringen müssen , dass die den Gegenstand der Erorternng bildenden Fragen znr Entscheidung gelangen. Unter diesen fragen hebe

Bundesblatt Jahrg. XXIll. Bd.lI.

3^

514 ich, als von internationaler Bedeutung, namentlich e i n e hervor, welche zwar die Schweiz, vermöge deren geographischer Lage, nur indirekt oder doch bloss insoweit berührt , a.s sie aus die Begehungen der S.^eversichernngen von Einfluss ist.

Wir meinen ^ie Frage der a l l g e me in en H a v a r i e n . Das bestehende ^esez sti^t sieh aus .^as Brineip, dass Alles , was der Eapitän eines befrachteten Schiffes während eines Sturmes oder bei jeder andern Gelegenheit seiner Seefahrt zur Rettung des Schiffes vornimmt, als im Jnteresse der Ladung vorgenommen zu betrachten und dass aller Schaden, ^..r den. Schisse wiedersährt, von dieser leztern zu vergüten sei. Jm Fernern gilt sür die allgemeine Havarie ^.as Brineip , dass di^ ^efam^.tsracht eiues Schisses eine ..^lrt von Association bilde, welche .^en namliehen .......efahren entgegengehe, und dass demnach, wenn zur Erleichterung des Schiffes ein Theil d..r Laduug in ^as Meer geworfen werden müsse, .^er entstandene S.h^den von dem andern Theile der Ladung an die Ei^enthümer der über Bord geworfenen Wahren zu vergüten sei. Diese .^rnndsäz..., welche wir.

mit einigen Modifikationen, in allen Handel^ und Schisssahrlsgesezbüch.^rn wiederfinden, stammen aus einer ^eit, wo die Schiffahrt n o ..h in il.,rer Kindheit lag und wo von Assek.^rauzgesellschas^n noch keine Rede war.

Heute aber, wo die Kritik allerwarts Wahrheit und Geltung sür Th..t-

sachen fordert, erklart sie auch di.^se ^inschaunng als a^s Täuschung beruhend . sie erklärt , dass der Capita.. , weleher seiu Schiff zu einer Seefahrt befrachtet, nichts mehr und u^chts weniger ist als ein Fuhrmanu, der alle Zwischenfälle seiner Reise zum Voraus berechnen könne.

Sie behauptet im Weitern , dieses Brineip der .^ssoriatiou habe jede Berechtigung ^u seiner ferner^ ^.erkennung verloren, seitdem die Schisfahrt eine ganz andere geworden und durch die zahlreichen Versiehexu..gsgesellschaften Jedermann das Mittel an die Hand gegeben sei, sich^ gegen Un^lüksfälle stche... zu stellen. Rach der Behauptung der Kritik dienen die gegenwärtig geltenden Bestin.mun.^en über die allgemeinen Havarien einzig dazu, gewissenlosen Eapitänen in ihren Betrügereien behülslich zu sein, indem sie es ^en leztern ermöglichen , mit geringen Kosteu aus einem alten Fahrzeug ein neues ^u machen --^ eine Betrügerei, die unter der Marine ^üditaliens leider nur allzul^^fig vorkömmt. Es ist uns nicht moglich , diese Frage iu all..... ihren Details eingehender zu behandeln, sondern fügen nur noch bei, dass die Handelkamm^r von Messina sich für die Abschasfung ^es Grnn.dsazes der allgemeinen Havarien ausgesprochen hat.

Die^ Vorschriften iu Betreff der Stempelnng der Bijouterie- und Uhrenmacherarbeiten sind in provisorischer Weise von der Regiernug^geregelt worden ; allein die prinzipiell... Frage, ob nämlich die ^tempelung

sür ganz Jtalien gültig oder vollständig abzusehasse.. sei, ist uoch unentschieden.

^

^

515

Ueber di... Totalrevision des Zolltarifen verlautet nichts ; dies^ Frage wird an dem nächsten Kongresse d^r Handelskammern ans di^ Tagesordnung gesezt werden.

^ze^msfe ^er La^irt^aft, ^er ^er^mer^ l.n^ ^er ...^..tstrie.

Die Getreideernte darf eine besriedigende genannt werden ; auch hat die Getreideeinfuhr nach unsern Provinzen ans der Levante und dem schwarzen Meere abgenommen. Für den Hasen von Messina be-

trug sie im Jahre 1870 . . .

im Jahre 1869 dagegen . . . .

Die preise hielten sich, wie solgt.

.^ . Kilo 23,551,031 . , , 33,385,600

Weizen von Taganrog , 1.

...Qualität , vom Januar

bis Mai . . . . . ^ ^3. 65 bi.^ ^ 30. - per 100 Kilo vom Juni bis Dezember . " 24. 30 ,, ,, 30. 12 ,, ,, ^ Sizilianischer Weizen , 1.

Dualität . . . . . , , 25. 30 ,, ,, 30. -- ,, ..

^ Spanische Gerste . . . , 10. 60 ,, ,, 12. 30 ,, Hektol..

Die B o h n e n sind ziemlich gut gerathen. die preise hielten sich

beinahe fortwährend aus ^ l0. 30 bis ^ 11. 70 per Hektoliter.

Der W e i n ha.te allerwärts ein sehr gutes Jahr verspro.hen, und es waren die preise in den Monaten Mai und Juni stark gesunken ; der im August eingetretene Regenmangel aber hat, was unsere Vropinz anbetrifft, .^as Endresultat um Vieles reduzirt; nichts desto weniger war die Qualität eine vorzügliche. Die preise haben wieder etn^as angezogen. im Ganzen genommen sind aber starke Vorräthe vorhanden und die Qualitäten zweien Ranges so tief gesunken, wie es seit 1852 nicht mehr der ^all gewesen. Die von mir in meinem lezten Berichte erwähnten , ans Verbesserung der Kultur und Fabrikation des Weinet.

gerichtete^ Anstrengungen werden fortgesezt, und auch die .Ausfuhr na^ dem Auslande beginnt stch Bahn zu brechen. Von der aus einigen Theilen Frankreichs gemeldeten neuausgetretenen Krankheit (ein Wurm soll nämlich die Wurzeln und die Stöke der Reben anfressen), habe ieh hier noch nichts gehort.

B a u m w o l l e . Die Ernte ist gut ausgesallen ; in d.^ ^-vinz Messina sedo.h ist der ^lnbau der Baumwolle verlassen worden. Das G.^ sammtprodult wird von den italienischen Spinnereien in Anspruch genommen . die tief gesunkenen Vreise der indischen und amerikanischen Bauu.^olle.

werden Dieses Jahr eine Einschränkung der Kultur zur FoIg.^ h^b.^u ; unter den herrsehenden Verhältnissen ist der Getreidebau sür vi^ Distrikte vorteilhafter.

5.l6 O e l. Jn Sizilien ist die Ernte sehr gut ausgesallen . die Breise sanken nach und nach auf ^ 90 per 100 Kilo . sie stiegen aber, als die im Dezember eingetretene ungünstige Witterung der Ernte in Ealabrien einigermassen Schaden zugefügt und die Börsenspekulation in

Reapel ermuthigt hatte, wieder auf ^ 100. Angesichts der schönen

Ernten in der Levante, in der Berberei , in Spanien und Bortugal werden die Breise noch weiter zurükgehen. Es steht ansser allem Zweifel, dass das Vetroleum und das Gas im Oelkonsume eine starke Reduktion herbeigeführt haben. Unsere Sorten dienen bloss zur Beleuchtung und zn Fabrikationszwekeu . ^war werden sie vom Volke auch als ^ah-

^ rungsmittel verwendet ^ das eigentliche Speiseöl aber wird in Sizilien nur in kleinen Mengen erzeugt.

S e i d e n .... .... r m e r. Die Erwartungen der ^üchter sind neuerdings wieder getäuscht worden ; einzig der inländische Saamen und der ächte japanische haben ein einigermassen befriedigendes Resultat gelie-

sert. Die Entmutigung ist gross, und es gibt Eigenthümer, die ihre

jungen Pflanzungen von Maulbeerbäumen wieder hinwegschafsen. Auch für die Spinnereien war das Jahr ein h ochst ungünstiges , die Breise der Eoeons standen hoch und . als dann der Krieg ausbrach, sind die Seidenpreise ganz ausserordeutlieh ges^.^en. Der grosste Theil der Ernte ist noch vorhanden und wartet darauf, dass die Rükkehr des Frie^ dens eine Verminderung der Verluste herbeiführe.

A g r u m i . Die Krankheit der ^imonenbäume dauert sowohl in unserer Brovinz als in einem Theile d^jenigen von Eatania noch immer fort.^ alle hiegegen porgeschlagenen Mittel haben d^n Erwartungen nur zum Theile entsprochen. Jm Ganzen war die Ernte nicht ergiebig und die Breise blieben sortwährend hoch, ja sie würden noch hoher steigen, wären nieht mehrere Distrikte, die bisher, der hohen Transportspesen wegen, vom Exporte nah.^u ausgeschlossen gewesen sind, durch die ..^exmehrung der Eisenbahnen daran theilzunehmen in den .^tand gesezt worden. Die Knltur dieses Baumes findet iu .^i^ilieu immer grossere Verbreitung, und es wäre sogar , insofern gegen die Krankheit ein Mittel entdekt würde, eine Ueberproduktion zu besürchteu, wenn nicht mit dem erleichterten Transporte auch die zn erwartende Zunahme des Eonsums Hand in Hand ginge. Man stand noch dieses Jahr im Glaubeu , die grosse Menge der zu einer weiten Reise untauglichen Früchte werde aus die Preise des konzentrirten Eitronensastes und der Eitronenessen.^en drükeu , allein es hat sich eine sehr lebhaste ^achsrage nach gesalzenen Eitrouen , von denen tausende von Fässern ausgeführt werden, eingestellt, konzentrirter Eitronensaft ist von ^ 100 per Vipe auf ^ 800 gestiegen und steigt noch immer. Eilronenessenz stieg auf ^ 25 das Kilo. dagegen ist Orangenessenz aus ^ 11 bis ^ 12 und Bergamottenessenz aus ^ 30 gesunken.

517 H a s e l n ü s s e hat es eine grosse Menge gegeben. doch halten sich

die Breise auf ^ 43 bis 45 per 100 Kilo. Von der Krankheit der Sträuche... ist keine Rede mehr.

Die M a n d e l e r n t e war eine mittlere.

Die preise blieben

die gleichen, d. h. ^ 155 bis 165.

S c h w e f e l steht fortwährend hoch, obgleich die Ausfuhr nach Deutschland und Frankreich durch den Krieg gelähmt wurde.

schwankten wie folgt : ^ 13. 50 bis ^ 14. -- sür 2.

,, 13. 40 ,, ^ l2. 40 ^ ,,

,. t 2. 45

,. ,. 12. 75

,, ,,

Die Breise

vadagga. Januar bis Juni,

,,

Juli bis Dezember,

,,

Januar bis Juni,

,, 12. 30 ,, "11. 25 ., ,, " Juli bis Dezember, per 100 Kilo, franko Bord. Hinzuzurechnen ist der Anssuhrzoll, ^ 1 per 100 Kilo.

Die Ausfuhr von t 870 erreichte die Ziffer von

im Jahre l 869 betrug sie

Kilo 165,000,000 . . . . . , 198,455,000

^l.n dem Ei.port^ dieses Minerals hätte sich der Hasen von Messina gleich nach seiner dur.h die Eisenbahnen bewerkstelligten Verbindung mit den ^ehwefelbezirken stark betheiligen müssen ; die ^alabro^sizilianische Eisen i.ahnges..llschast sand es jedoch ihrem Vortheile entsprechender, sür den Transport von Eatani.. naeh Messina eine Tariferhöhung eintreten zu ta ss. n, nachdem im Jahre l 868 dieser Taris auf die von den Schiffen geforderte ^rachtgel.mh. ermässigt worden war. Die Handelskammer hat Beschwerde erhoben und die Frage liegt noch in Berathung ; ohne Zweifel wird die Regierung den gegründeten Vorstellungen Messina....

Gerechtigkeit wiederfahren lassen , denn es wäre eine Anomalie , einen die Schisssracht mehr als um das Doppelte übersteigenden Tarif (^ 4. 50 per Tonne, - ^ l l. 87 per Tonne) festhalten zu wollen.

B t e i- und K u p f e r e r z wird noch immer in beschränkten .^uantitäten ausgeführt :

Kupserer.^ Bleierz ,,

1870 1869 1870 1869

. . . Kilo 47,000 ...

,, 67,000 . . . ., 2l 5,000 . . . ,, 174,000

Eine italienisch^franzosisehe Gesellsehast scheint die .^..sbeutung verschiedener anderer Minen von Blei- und Kupfererz , die sich in dieser Provinz befinden. aber bisher nur sehr oberflächlich benuzt oder gänzlich vernachlässigt worden sind, unternehmen zu wollen.

^etmel^nn.^ oder ^erminderl^ ^er ...ll^^ nll^ ^insn^r.

Jch muss mich auf einige Mittheilungen über den Totalverkehr des Hafens von Messina beschränken :

Segelschiffe Dampfschiffe Segelschiffe Dampfschiffe Total

M e s s i n a . Eingelassen: Ausgelaufen :

6,794 Tonnen 449,209 2,085 ,, 693,995 6,851 ,, 475,469 2,057 ,, . 688,580 l 7,787 Tonnen 2,307,253

Inbegriffen die kleinen Küstenfahrer und die den Dienst mit Ealabrien versehenden Dampfer.

.^era^er^e^ im ^iu- l...^ ..^f^olltarif.

Die allgemeine Revision des Tar.fes ist von der Regierung noch nicht zur Hand genommen worden , trozdem ^ie Handelskammern eine solche schon oft empfohlen haben.

S..it den. Monat Mai ist von Seite der Handelskammer in Mesfina auf Konnossements nach dem .^iuslande und nach .^en andern Brovinzen des Königreichs. betretend unten stehende Artikel, eine Tax^e gelegt worden ; es wird hiedureh der von der Regierung aus diesen Artikeln erhobene Aussuhrzoll um ungefähr 10 Prozent erhoht : eondensirter Essig

.

Seidenabfälle .

Essenzen

.

.

.

.

.

getroknete ^rü.hte

.

.

.

.

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.. ,, ,,

.

Blei und ...lntimonium

Baum- und Haselnüsse ^..livenol .^änte,

rohe

.

.

.

.

.

.

.

.

.

^ - . 2.0^ per 1l)0

. ,, ,,

. ,, -. 04^ ^er 100 K^-.

. , , - - - .

. . . - . - .

40^

,

,

15^ .

,,

,,

,,

,

Weinfteinsalz .

^em.^n contra .

rohe Se.de

^flanzenabsälle ^..hwesel

.

,,

^

.Wein in Fässern .

.

. ,, -. 01^ ,, Hektoliter.

^ Die Stadt Messina geniesst immer no.h das lästige Vorrecht einer Freistadt und n..ird seiner erst d^un los werden, n..enn die Eisenbahn bis ^...ltanisetta vorgerükt ist, ..^as noch wenigstens zwei Jahre dauern

^ixd.

Jn Bezug auf den Bauplaz für die allgemeinen .Magazine, welche den Freihafen zu ersezen bestimmt stnd, ist die Wahl noch immer unentschieden ^.. dank den fortwährenden Jntriguen, die eine Verlegung aus einendem Handel unpassend feinende Stelle .^ezweken : es ist diess eine für d^n Handel von Messtn.^ hochft wichtige ^rage.

519 ^iselIb^nelt.

Wie bereits in meinem lezten Berichte angekündigt , ist im Mai 1871 die Streke Eatania-Eatenanuova ^lom. 45) und im August diejenige von Eateuanuova nach Leonforte (Kilom. 33) eröffnet worden.

Die Streke Lentini.^raens (.^ilom. 5^) wurde im Januar 1871 eröffnet.

Die Erwartungen, welche sich an die Eisenbahn Eatania^Leonsorte

knüpften, haben sich verwirklicht. .Diese Streke,^ welche jene Distrikte durch-

schneidet und näher bringt, die Sehwesel, Getreide und Früchte produziren , muss notwendigerweise für Landwirthschaft und Handel von grossem Rnzen sein. Leider blieb Messina bi.s jezt vom Mitgenusse ausgeschlossen. Ais die Regierung im Jahre 1867 den Taris für den Waarentransport aus der Linie Eatania^Messina ausstellte, wurden pom Handelsstande beider Städte gegen die darin enthaltenen Ansaze , als die Transportkosten zur See um Vieles übersteigend, lebhaste Vorstellungen gemacht. Die Regierung sah die Gerechtigkeit der Reklamatio-

nen ein und ermässigte, Anfangs des Jahres 1868, die. Tarifansäz..

für nahezu alle Erzeugnisse der Jnsel, fo dass sie mit der Schiffsfracht beinahe gleich zu stehen kamen. Es war also eine hochst unangenehme Ueberraschung , als wenige Tage vor der Erofsnung der Streke Eatenanuova-Leonforte die Regierung, unter dem Einflüsse der Betriebs^ sellsehast, für alle ealabro-sizilianischen Eisenbahnen einen neuen Tarif .^erosseutliehte , welcher für die Hauptartikel , wie Schwefel, Getreide, ^ehl, Reis, Agrumi und Eitronensast die Fracht um ein Bedeutendes

....rhoht. Die Gesellschaft wusste recht gut, dass sie, da für die Linie

Leo.1forte..Eatania eine Konkurrenz auf dem Seewege nicht besteht, hier einen hohern Taris einführen konue, der, gegenüber dem Transporte vermittelst Karren oder Maulthieren , immerhin noch eine ansehnliche Kostenermassigung bietet.^ dadurch aber, dass sie die Linie Eatania^Mesfina dem nämlichen Regime unterwarf, hat sie den Handel Mesfinas der Möglichkeit beraubt . sich der Eisenbahn zu bedienen und ihn von der Theilnahme am ^chweselex^port ausgeschlossen. Die Handelskammer hat gegen diese hohen Tarife, wodurch Landwirthsehast und Handel beeinträchtigt worden , reklamirt und die Frage liegt noch in Berathnng.

Die Eisenbahn M e s s i n a ^ B a t t i ist noch nicht über das .^rojekt hinaus . es geht damit nur langsam vorwärts. Doch .besteht eine englische Gesellschast , welche hiefür eine Geldsumme hinterlegt hat, und man dars hoffen, dass während des Jahres 1871 Hand an's Werk gelegt werde.

Auch bei der projektirten Eisenbahn von S^raeus nach Lieata ist kein rafehes Vorrüken bemerkbar ; bei der gegenwärtigen Finanztage ist

520 die Regierung nicht geneigt, eine Zinsengarantie za übernehmen , und tro^ der Betheiligung von Seite der Brovinzen und der Gemeinden, im Belaufe von sechs Millionen à foad ..^erdu konnte eine Gesellschaft noch immer nicht gebildet werden. Es ist aber vorauszusehen , dass die Vortheile, welche die angrenzenden Bezirke aus den Eisenbahnen ziehen, die Brovinzen und Gemeinden ^u einer Erhohung ihrer Beiträge anspornen werde.

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T i ^ t o .

Ausser der B.^nca national.... und der Cassa di risparmio e Sconti ist es auch der B.^nco di Sicilia, der si.h .^mit Diseontogeschästen und

mit Vorschüssen ans Hinterlagen zu billigen Bedingungen abgibt. Hier eine Uebersieht des Zinsfußes im Jahre 1870:

Banca n^ion^le.

Vom 1. Januar bis 4. August und vom 18. September bis 31.

Dezember : Billets auf 90 Tage und Vorschüsse auf rohe Seide .

. 5^ Vorschüsse auf Renten .

.

.

.

.

.

. 6.^..

Vom 6. August bis 17. Sept. Billets und Vorschüsse auf Seide

.

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.

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Vorschüsse a u s Reuten

.

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.

6^

.

.

C^.ssa risparmio e Sconti.

Zins aus den Büchlein 3.^, Zins für Depots .

.

Diseonto sür Billets mit drei Unterschriften, oder 90 Tage 5^,,

7^..^

2^^

vom l5. Aug. bis 20. Sept.

. . . . . 6^...^, Diseonto^ sur Billets mit zwei Unterschriften, oder 130 Tage, 6^, vom l 5. ...lug. bis .20. Sept.

. . . . 7^^

Vorschüsse .anf Renten à Borteur 6^, vom 15. August bis

2 0 . Sept. .

.

.

.

.

.

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.

. 7^

Vorschüsse auf nominelle Renten 7.^,, vom 15. Augnst bis 2 0 . ^ept.

.

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^

Banco di Sicilia.

Diseonto für Billets anf 90 Tage, mit zwei oder drei Untersehristen

.

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^

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^.iseonto für Billets auf 120 Tage, mit drei Unterschriften Vorschüsse ans 90 Tage 6.^.

,,

120

,,

4.^

5^

6^/^.

Die Ersparnisskasse erfüllt ihre Aufgabe nur hochst unvollkommen; die Büchlein e^stiren immer noch bioss in sehr beschrankter Zahl, denn das Vorurtheil und das verderbliche Lottospiel wirken ihnen entgegen.

52t Die

Geschäfte werden

in

Messina

beinahe

ausschliesslich gegen

gesezliches Geld (^ankbillets) abgemacht, Ausnahmen gibt es nur wenige.

Jn Eatania dagegen dient das Metallgeld als Grundlage des gefchäftliehen Verkehrs, einige Hauptartikel ausgenommen, in Bezug ans welche sich der Handel Eatanias dem Einflusse der andern Handelsstädte von grosserer Bedeutung fügen musste. Die Frage der Gesezmässigkeit der in Metallgeld zahlbar abgeschlossenen Verträge ist noch nicht durch ein formliches Gesez entschieden, aber die Gewohnheit, sie zu respektiren, befestigt sich. Das Geldagio variirte von 2 bis 4..^., das Goldag.o

von 2^^. bis 5./^.

.^ersicheruu^esellschasten.

Keine neue Versicherungsgesellschaft hat sich hier gebildet , die bestehenden, in Verbindung mit den zahlreichen Agenturen, genügen dem .Lokalhandel. Mehrere dieser Gesellschasten haben wieder schlechte Ge-

schäste gemacht und keine Dividende bezahlt. Das Risieo , im Verhältnisse zu der Unmasse

der Versicherungen, ist nicht richtig vertheilt;

nichts desto weniger steht die Solidität der Gesellschasten und ihr

Kredit fest.

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Bericht des schweiz. Konsuls in Messina (Hrn. .B. Gonzenbach von St. fallen) über das Jahr 1870. (Vom 10. März 1871.)

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1871

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2

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22

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

03.06.1871

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513-521

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10 006 889

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