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101

in den Brovinzen von S. Vaul südlich , d. h. in den den Europäern zusagenden Regionen.

Die Bassage-Vergütigung bietet der Gesellschaft nicht die Mittel, um Strassen bis an die anzuweisenden Ländereien zu bauen. Denn der geringe Ueberschnss, den iene geben kann, wird vollkommen verbraucht werden zu den innerhalb der 2 Legoas zu bauenden Wege.

Endlich ist eine Barzelle von 2 .Legoas zur Entwicklung eines wirklich

nationalen Lebens nicht gross genug, zumal die Gesellschaft in dem Zurückhalten eines Theiles der Ländereien ihren Vortheil suchen wird.

Die Folge wird leider sein : ,,Dass die Kolonisten an der Meeresküste ausgeschifft und verlassen dastehen werden ^ Handwerker oder Ackerbauer mogen in die Brovinz kommen, wo ihnen Verwandte oder zuverlässige Bekannte die zuerst unumgänglich notwendige Hülfe bieten , sie werden ihren Fleiss belohnt finden.

Aber wohl verstanden, in die Bropinz , welche ihre Angehorigen bewohnen, denn die hiesige Regierung verweigert es, die Kosten der Uebersiedelung von einer Brovinz in die andere , die bei den grossen Ausdehnungen kostspielig find, tragen zu helfen.

Contraete dürfen diese Eolonisten ja nie abschließen, da sie dieselben nicht zn beurtheilen verstehen.

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des

schweizerischen Konsuls in Barcelona (Hrn. Juan Hohl von trogen) über das Jahr 1870.

(Vom 25. Januar 1871.)

An den hohen schnieiz. Bundesrath.

Tit..

Die allgemeine Lage Spaniens im Jahre 1870

hat sich im Ver-

gleiche mit 1869 wenig verändert. Die politische Unsicherheit und der

Mangel einer definitiven Regiernng übten den nämlichen Druck auf

102 Handel und Jndustxie aus.

Speziell sur Barcelona war

es ein

Unglücksjahr, indem im April die Revolution der Republikaner alle Geschäfte storie und im September der Ausbruch des gelben Fiebers offiziell eonstatirt wurde. Der panische Schrecken der Bevölkerung war viel grosser als in den Eholera-Jahren, die Auswanderung weit bedeutender, man berechnet, dass ^ der Bevölkerung die Stadt verliefen.

Der Grund dieses übergrossen Schreckens lag in der Erinnerung an das

Jahr 1821, in welchem die gleiche Epidemie mit unerhörter Heftigkeit

aufgetreten war.

Drei volle Monate dauerte sie , am 26. Rovember wurde das Te-Deum gesungen, aber erst gegen Mitte Deeember zeigte die Stadt wieder ihr vormaliges Leben und Treiben. Während dieser 3 Monate waren mit wenigen Ausnahmen alle Gessaste geschlossen und der Hasen vollständig gesperrt. Die nach dem Jnnern abgegangenen Waaren wurden an einigen Stationen geräuchert, an andern zurückgewiesen. Schlimmer noeh erging es den Reisenden, welche je nach dem Ziel ihrer Reise die Räucherungs-Operationen mehrmals über sich ergehen lassen mnssten. An andern Orten, wie z. B. in der Brovinz Tarragona, mussteu die von Barcelona kommenden Reisenden drei Tage und drei Rächte unter sreiem H.mmel Quarantaine halten. Rach den amtliehen Angaben sind während der 3 Monate 1635 Bersonen am gelben Fieber gestorben, dazu kamen aber im Verhältnisse ^u der geringen Bevölkerung, die in Barcelona blieb, sehr viele Todesfälle infolge gewöhnlicher Krankheiten, indem letztere beinahe die gleiche Zahl erreicht haben.

Rebst Barcelona sind Aliante und Balma von dieser Epidemie heimgesucht worden, .vährend Ortschaften in der Rahe und in täglichem lebhaftem Verkehre mit Barcelona verschont geblieben siu^. Die Krankheit selbst ist durch Sehifse aus der Habana eingeschleppt worden.

Jn Handelsgesetzen sind keine Reuerungen vorgekommen. Die ^ollresor.n übt übrigens, wie vorauszusehen war, einen sehr günstigen l.^inflnss aus den Handel und auch auf die Judustrie aus, welch^ lettere bedeutende Fortschritte gemacht hat. Tro^ der ermässigten Zollansä^e werden die Brodukte der ausländischen Judustrie immer mehr durch inländische verdrängt, ganz besonders die grossen Eonsum-Artikel, ^. B. Gespinnste in allen Materien, Kattune, alle dichten baumwollenen Gewebe, roh, weiss, gefärbt und bedruckt, in^geringern und mittlern .Qualitäten, bedruckte baumwollene Tücher, halbwollene und wollene Stoffe für Damenkleider, Tücher in allen Qualitäten, Leinwand in grossen Quantitäten, schwarze Seidenstoffe, besonders in schwerer Waare, nebst vielen andern Artikeln mehr.

Die Baumwollen-Jndustrie hat ihren Sit^ in Barcelona und Umgebung , ebenso werden die halb- und ganz Wollen-Artikel für Brauenkleider hier fabrizirt. Tüeher in den benachbarten Städten Sabadell

^

^03 und Tarrasa, Leinwand so zu sagen überall, die^ beste aber und der ^..osste Theil in Vich, Seidenstoffe in Rens und Valenza. Die Spinnereien sind in Eatalonien zerstreut, und es werden viele zeitweise durch Wasserkraft getrieben. ^ Alle diese Jndustriezweige sind bedeutend, da sie, wie schon .^rwähnt, Artikel von allgemeinem Bedarfe erzeugen.

Obenan steht jedoch die Banmwollen-Jndustrie, deren Bedeutung folgende. Zahlen beweisen.

Jm Jahre 1870 wurden im Hafen von Barcelona 159,578 Ballen Baumwolle eingeführt. Den 1. Januar 1870 betrug der Vorrath

24,000 Ballen und den 31. Deeember 24,500, woraus sich ergibt,

dass eirea 159,000 Ballen sür den Bedarf der Fabriken verkaust wurden.

Die Einfuhr vertheilt sieh auf die verschiedenen Broeedenzen wie

folgt :

Rew-Orleaus, Mobile, Charleston und Savannah Bernambueo, Bahia, Marion, Earaeas .

.

53,202 Ballen, 45,321 .,

Vuerto-Rieo .. Buerto-Eabello . . . . 16,208 ^ ,, ^m.^rna u n d Saloniki . . . . . 20,873 ^ Marseille und Eette . . . . . 17,928 ,, Liverpool u n d London

Jndien

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Von verschiedenen Bunkten

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2,025

. .2,080

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t ,94^l

,,

Total 159,578 Ballen.

Die Jmportation von baumwollenen Barnen .ist unwichtig und be.schränkt sich aus die feinsten Rnmmern, die ansschliesslich aus England bezogen werden.

Bei dem Mangel an Wasserkräften werden sast alle Fabriken mit Dampf betrieben, infolge dessen der Jmport von Steinkohlen aus England sehr grosse Proportionen angenommen hat. Jm Jahre 1870 wurden über die Douane von Barcelona allein 139,483,814 Kilos eingeführt.

Die spanischen Steinkohlengrnben sind immer noch nicht im Stande, dieses wichtige Brennmaterial zu liefern, theils wegen Mangels an Eom.nunieationsmitteln, theils auch weil ihr Produkt hinsichtlich der .Qualität weit hinter dem englischen zurücksteht.

^ür die Leinwandfabrikation sind im verflossenen Jahre 551,455 Kilos Hans und flachs und 2,274,047 Kilos Leinengarn eingeführt worden, legeres aus England und Belgien.

Für die Tuch- und sonstige Wollen -Judustrie wurden 1870 388,199 Kilos Wolle aus Deutschland, Australien und Afrika eingeführt, während Spanien selbst das gxosste Quantum liesert und viel davon nach Frankreich und England ausführt.

104 Die Einnahme..... der Douane von Barcelona, die den ersten Rang unter allen spanischen einnimmt, erreichten im Lause des legten Jahres die Summe von Besetas 10,685,000 ^nach dem neuen Münzs^stem ist die Beseta gleich unserm Franken), tro^dem der Hasen während 3 Monaten geschlossen war . auch die Einnahmen de.. übrigen spanischen Douanen haben seit der Ermässigung der Zolle und^ tro^ der enormen Massen von Waaren, die noch immer als Contrebande in verschiedenen Brovinzen eingeführt werden, zugenommen.

Jm Jahr 1870 sind 4322 Schisse in den Hasen von Bareelona eingelaufen, gegen 5194 im vorhergehenden Jahre . diese Abnahme hat ihren Grund in der dreimonatlichen Absperrung des Hasens.

Aus diese 4322 Schisse kommen : 25 spanische Kriegssehisfe,

13 ausländische Kriegsschisse, 824 spanische Kaussahrteischisfe, 989 grossere spanische Küstenfahrer, 1866 kleine ,, ,, unter 20 Tonnen, 605 ausländische Kauffahrteischiffe.

Diese le^tern vertheilen sich folgendermassen auf die verschiedenen Nationalitäten : Nordamerika . . . .

12 Tonnen 5,288,

Oesterreich .

Deutschland .

Dänemark .

Frankreich .

Griechenland Holland . ^.

England . .

Jtalieu . .

Norwegen

Portugal .

Russland .

Schweden Belgien .

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6 . 43 . 19 . 100 . 22 .

7 . 16 I . l26

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51

3 32 19 4

,, ,, ,, ^, ..

.

, ^

2,456, 12,565, 3,220, 16,416, 5,74.l, 87l, 50,206, 30,574,

.

16,^)43,

.

.

,, ,,

417, 10,346, 5^411, 2,538.

Die Agrikultur hat in Eatalonien bei Weitem nieht die Bedeu-

tung wie die Jndustrie. Die Hauptprodukte sind Wein, Olivenol, Getreide und Kork, wovon jedoch nur Wein und Kork in größerem Quantum e^portirt werden. Für die Aussuhr der eatalonischeu Weine steht der Hafen von Tarragona in erster Linie. Aus dem Hasen von Barcelona sind im verflossenen Jahre 513,500 Heetoliter rothe Weine und

21,000

"

weisse Weine

.^

105 ...nsgesührt worden, grosstentheils nach den spanischen Kolonien nach Südamerika.

und

Ein Verzeichniss der Total.-Aus- und Einsnhr Spaniens kann wegen Mangels einer allgemeinen Statistik nicht erstellt werden.

Eben so wenig ist es moglich, den zwischen der Schweiz und Spanien stattfindenden Verkehr in irgend einer Weise mit Zahlen zu bezeichnen.

Die Produkte der schweizerischen Jndnfirie werden bei der Verzollung nicht von denjenigen anderer Länder getrennt, und in Douanendokumenten wird einfach notirt, dass sie aus Frankreich eingeführt worden find . immerhin kann aber festgestellt werden, dass die drei Jndustrie-

zweige St. Galler- und Appenzeller-Artikel , Seidenstoffe von Zürich

und Taschenuhren die einzigen find, die in Spanien einen ordentlichen Umsat^ erzielen, während andere Waaren, wie bedruckte Tücher, nicht von Bedeutung find. Das Geschäft war, aus schon angeführten Gründen, das ganze letzte Jahr hindurch gedrückt.

Was von spanischen Produkten nach der Schweiz e^portirt wird,

z. B. Wein, Kork, Blei ^ist sehr unwichtig.

Jn Eisenbahnen ist keine Veränderung eingetreten, indem keine neuen Strecken dem Verkehre übergeben worden find. Die .Linie von Barcelona nach Frankreich, als Verbindungslinie mit dem europäischen Eisenbahnnetz von grosster Wichtigkeit, ist zwischen Gerona und der französischen Grenze noch immer unvollendet, ^tnd es wird schon seit einigen Jahren nicht mehr daran gearbeitet. Die Eortes haben jedoch eine Subvention vol.irt, infolge dessen nun die Wiederaufnahme der Arbeiten bevorsteht. Eine andere seit vielen Jahren im Ban begriffene Eisenbahn , diejenige von Bareelona nach den Kohlengruben von ...... .I u ^ n de l.^s Abade.^.s, befindet sich im gleichen Falle.

Landstrassen 1., 2. und 3. Klasse find in den letzten Jahren in grosser Zahl angelegt worden, u. A. wirkliche Kunfifirassen, z. B von Mollet nach .^. ^Felin, Mova-Mant.es^ Manresa^Vich, von Vich über Ripoll nach Rivas, von wo sie weiter gebaut werden soll, um in I^nvcerda in das franzosisehe Strassennetz einzumünden. Die Strassen find schon und zweckmässig angelegt, werden aber meistens schlecht unterhalten.

Von den Banken und Kreditanstalten ist wenig zu berichten.

Seitdem die grosse Zahl der frühern Jnstitnte dieser Art li.^uidirt worden ist, wobei die Aktionäre ihr Alles verloren, find dieselben in Misskredit gekommen und Riemand wagt es, derartige Anstalten neu zu gründen.

Die Bank von Bareelona, das solideste Geldinstitut Spaniens, hat unter seiner vorsichtigen und thätigen Verwaltung allen politischen und finanziellen Stürmen die Stirne bieten können , und seine Roten

106 sind nie unter p.iri gestanden. Da aber zwischen den spanischen Banken keine Verbindung und keine Verträge ex^istiren, und Spanien .^eine Staatsbank befitzt, so gibt es in jeder grvssern Stadt wieder andere .....oten, die in den übrigen Provinzen nicht angenommen werden.

Aus diesem Grunde und n.ehx noch, weil die spanische Bostverwaltung keine Geldsendungen annimmt und keine Postanweisungen ausgibt. ist der Weltverkehr in noch sehr primitivem Zustande. ein Beweis liegt darin, dass Wechsel auf kurze Sicht aus andere spanische Blätze mit 1, 2 bis 3^.. Verlust abgegeben werden müssen.

Der Zinssuss und Diseonto ist in gewöhnlichen Zeiten 6 .^ und hat im letzten Jahre keine Schwankungen gemacht. Da aber die Bank von Bareelona nur Bapier mit wenigstens zwei anerkannt soliden Firmen diseontirt und kein Gesetz gegen den Wueher besteht, so gebietet dieser über ein grosses Feld.

Die Transportversicherungen zur See werden von hiesigen spanisehen Gesellschasten besorgt, deren Wirkungskreis beschränkt ist und nicht über die Grenze hinaus reicht.

Die Einwanderung ist in Spanien in gewöhnlichen Zeiten sehr unbedeutend. das grosste Kontingent liesert Südsrankreich . in zweiter

Linie kommen Deutschland, die Schweiz und England ^e. Dieses Jahr, nach dem Ausbrnch des Krieges, ist eine. grosse Zahl aus Frankreich ausgewiesener deutscher Familien und eine noch viel grossere Zahl Franzosen hieher geflüchtet. Viele Schweizer, die jenseits der ..^renäen ihren Lebensunterhalt nicht mehr finden konnten, wollten ihr Glück in Spanien versuchen. ihre Hoffnung, .Arbeit zu finden, geht aber selten in Erfüllung , der grosste Theil gehort dem Handwerkerstande an.

Der spanische Arbeiter ist massiger und hat weniger Bedürfnisse als der Ausländer, begnügt sieh daher mit geringem .Lohn.

Die Kasse der schweizerischen Wohlthätigkeitsgesellschast in Baree^ lona ist demnach im verflossenen Jahre .^ft und viel in Anspruch genommen worden. bei dem Kapitalsond, den sie befitzt, kann sie aber

allen Ansprüchen genügen, und alle wirklieh Hülssbedürstigen werden

reichlich ausgestattet.

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Bericht des schweizerischen Konsuls in Barcelona (Hrn. Juan Hohl von trogen) über das Jahr 1870. (Vom 25. Januar 1871.)

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Jahr

1871

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3

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33

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19.08.1871

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101-106

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10 006 982

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