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eordnete nach Paris den schweizerischen Bundesrath.

(Vom 24. Februar 1871.)

Herr Bundespräsident l Herren Bundesräthe .

Von unserer Reise nach Baris soeben zurükgekehrt, beehren wir uns, Jhnen hiemit uusern Bericht über die Mission, welche Sie uns anzuvertrauen die Güte hatteu, einzureichen.

Nachdem wir den 28. Januar aus telegraphischen. Wege von unserer .Ernennung als Abgeordnete des Buudesrathes bei Herrn Minister Kern und der schweizerischen Kolonie in Baris in Kenntniss gesezt worden waren, .begaben wir uns am 29. Januar nach Bern.

Herr Bundespräsident Schenk, bei welchem wir sosort naeh unserer Ankunft eingeführt wurden, übergab uns die diesem Berichte als

Beilage I beigefügten Jnstruktionen.

Herr Schenk hatte die Güte, uns mündlich noch alle sür die .Losung unserer Ausgabe nothigen Anleituugen zu ertheilen.

Den 30. Januar abhin von Bern nach Baris verreist, konnten wir unseren Bestimmungsort erst am 6. sollenden Monats erreichen, wegen den vielen Schwierigkeiten, welche infolge der militärischen Besezung des zu durchreisenden Gebietes sich uns entgegenstellten.

395 Sofort nach unserer Ankunst suchten wir die Mittel ausfindig zu machen, Jhre Jnstruktionen in moglichst praktischer Weise in Aussührung zu bringen und zugleich den Absichten der Geber .bezüglich der für unsere Landsleute iu Baris bestimmten Hülseleistung ^u entsprechen.

Vor Allem schien uus nothwendig, eine Versammlung der Eomit.^s der schweizerischen Gesellschaften de bienfaisance und de secours ninluels zu veranstalten, um durch dieselben die wirklichen Bedürsuisse der Kolonie kennen zu lerneu. Bezüglich der Gesandtsehast, welche, als ihrerseits bernsen, täglich eine grosse Menge von Bedürftigen zu ^uterstüze.., selbstverständlich in erster ^inie um Rath zu fragen war, kamen wir mit ^rn. Kern übexein, dieselbe in die Reparation der zu unserer Verfügung gestellten ^onds einzuschliessen. Wir glaubten jedoch darauf beharren zu sollen, bezüglich der Rükkehr der Schweizer in ihr Vaterland in keiner Weise an die Stelle des Bundesrathes zu treten.

....derselbe hatte nämlich der Gesandtschaft, gerade zur Bestreitung der Reisekosten, einen besondern Kredit eroffnet, welcher aufrechtzuerhalten war.

Rach uuserm Dafürhalten hatte Herr Kern diesen Kredit nach wie vor für Bestreitung der eigentlichen Reisekosten zu verwenden.

Wir halten es sur ausgemacht, dass die Geber die Unterstüzuug der Bariserkolonie , namentlich derjenigen , welche durch die Krisis am meisten gelitten, im Auge hatten, und nieht eine Uuterstüzung der eidgenossischen Kasse oder eventuell der kantonalen Finanzen bezwekten, um au ihrer Stelle die Transportkosten derjenigen unserer .Landsleute zu übernehmen, .r.elehe die ^auptsta.^t verlassen wollten. Ein anderes Versahren hätte deu grosseu Uebelstand dargeboten, dass in Zukunft Ausrüse ..n die individuelle Wohlthätigkeit nicht mehr so geneigtes Gehor gesunden hätten, sobald dieselbe im .Verein mit der amtliehen l.luterstu^ung zu wirken bestimmt gewesen wäre. Wir nahmen daher keinen .Anstand, .^errn Minister Kern ^u erklären, dass der Bundesrath diese Ansehauungsweise ol^ne Zweifel ^l^eile und dass er ermächtigt sei, unsere Beiträge einzig und allein .zur Uüterstüzung der durch die Be-

lageruug geprüften Bedürftigen, d. h. zu Gaben iu Geld oder iu Ra-

tura zu verwenden, dagegen die Ta^.n .^er Eisenbal^ufahrten getrost aus dem Kredit der Bundesbehorde ^u bestreiten.

Gleichzeitig hatten wir zu ermitteln, in welcher Weise wir am besten denjenigen Theil unserer Jnstruktion erfullen konnten, welcher uns den Auftrag gab, ^errn Kern die Anerkennung und den Dank des Bundesrathes und des^ sch^oeizerisehen Volkes . fur die von der^ Gesandtsehast während der ganzen Dauer der Krisis bewiesene Thätigke.t und Ausopferung auszusprechen. Wir hatten im Weitern der Kolonie die S^mpa^hien ihrer Miteidgenossen auszudrüken und dieselbe für ihr Verhalten während der grausamen Brüsnngen, welche Baris erduldet,

^u beglükwünschen. . Während wir bezüglich des administrativen Theils

^6 unserer Aufgabe, nämlich für die Organisation der Austheilung pon Liebesgaben, eine Zusammenkunft mit den Eomites der verschiedenen schweizerischen Vereine als dem Zwek genügend erachten dursten, so fanden wir dagegen eine Versam.nlung sämmtlicher Landsleute zur Erfüllung des moralischen theils unserer Mission unumgänglich noth^ wendig.. Wir legten Werlh darauf, dieser Manifestation ein seierliehes ...^epräge zu geben, um eine dauernde Erinnerung an dieselbe zu sichern.

Behufs Erreichung dieses Zwekes baten wir Herrn Kern, eine allgemeine Zusammenkunst unserer Landsleute zu veranstalten. Mit unsexer Ansicht einverstanden, schritt derselbe sofort ^ur Aufsuchung eiue..^ Lokals und war so glüklich, von Herrn General Moriu die Erlaubniss auszuwirken, übex das grosse Amphitheater des Eonservatoriums der Künste und Gewerbe (^rts et Metiers) ^u verfügen. dieses Lokal besass die Vorzüge grosser ^Geräumigkeit und zentraler Lage uud schien uns auch durch den ernsten Zwek, welchem es gewohnlieh dient, vor vielen andern Säleu den Vorzug zu verdienen, welche nur ^u ost moralisch Zweideutige Znsammeukunste in sich ausnehmen.

Unsere Versammlung wurde auf Mittwoch den 15. ^ebruar, Abends 8 Uhr sestgesezt und Herr Kern ^um ^orsi^enden bestimmt. Alle Mit^ g.i.^er der schweizerischen Vereine wurden eingeladen, und uni diese Einladung aueh aus die keinem der beiden Vereine angehörenden Schweb ^er auszudehuen, ersuchten wir die Zeitungen Les Debets und Le Tem..^ , der Versammlung unter ihren .,Vermischten Rachriehten^ zu erwähnen.

Wir müssen beifügen, dass Angesichts der Wahlen der Ab..

geordneten in die Rationalversan^nluug und der Storuug, welche der Verkehr der .Bewohner von ^aris durch die Belagerung erlitten hatte, die Zuordnung der V^rsamu^luug auf eiuen srüheru Zeitpunkt ui...ht thunlich erschien.

Während der .^age vor dieser Versammlung thaten wir unser Möglichstes, um die nothige ^lusknuft über die Lage der Kolonie zu erhalten. Ferner besuchten ^wir die im College Cb^.^^l durch das evan^ gelisehe .^lu^iliar^ulsskomite für die Vflege der verwundeten oder kranken Soldaten, unter der Leitung des ^räuleins V e r n e t von Gens, errichteten Amhulaueen. Dieser Besuch bot uus ein besouderes Juteresse dar, denn dort befindet sich die durch unsere Kolonie gegründete besondere Ambulanee. .^ie besteht aus 40
Betteu, unter dem Ramen ^^alle suisse^ uud hat grosse Dienste geleistet. Die bei der Bflege der Kranken durch eine grosse Anzahl schweizerischer Damen, Fran K e r n an. der Spize, sowie dnrch mehrere schweizerische Aexzte nn^ Zoglinge bewiesene ^lusopserung kann nicht genng hervorgehoben werden.

Wir begaben uns auch in das schweizerische Gre.senas^l (Asile des vieillards), welche Anstalt Jhneu genügend bekannt ist. Wir konnen

397 jedoch nicht umhin,

des ausgezeichneten Eiudrnks zu erwähnen, den

dieses nüzliche Jnstitnt, in welchem uns die Mitglieder des Rathes ^mpfiengen, aus uns gemacht hat.

Die Greise, gegenwärtig 42 an der Zahl, erhalten hier die ihrem Alter uothige Bflege , und nachdem sie die vielen Prüfungen des Lebens ....rduldet, ist es ihnen vergönnt, nmgeben von der Sorgfalt des^Direl.tors .der Anstalt und der Verwaltung, deren Mitglieder in Erfüllung ihrer Aufgab an Hingebung und Uneigennü^igkeit wetteisern, ihre Tage in .Ruhe .zu beschlossen.

...Wir beugten auch die Gelegenheit, um über die wahrend der BeLagerung durch das personal unserer Kolonie iu's Leben gerufenen beSondern Hülsskorps Erkundigungen einzuziehen.

Ein Theil unserer Landsleute bildete ein Vompierkorps, Andere Biegende Ambulanzen. Es herrscht nur e i n e Stimme darüber, dass Alle .ihre .^flicht würdig erfüllt haben, und das Vaterland kann stolz ^ein auf die Anerkennung, welche diesen Freiwilligen durch die Kom.mandauten und Verwaltungen, unter deren Leitung sie standen, zu Theil geworden ist.

Am Rachmittag des 13. ^ebrnars ^ fand aus der ^Gesandtschaft, in unserer Gegenwart, die Zusammenkunft mit den Vorständen der .^o^el^ Helvelique und des secours mutuels statt.

Ausser diesen beiden Vereinen waren auch das Greisenas^l und die oberwähnten zwei Verbindungen vertreten. .

Nachdem wir den Anwesenden durch Herrn Minister Kern vorgestellt worden waren und der Versammlung den Z.vek unserer .Mission mitgetheilt hatten, ersuchten wir vorerst die Präsidenten der verschiedeneu ^Ver.^ine, uns über die Lage der ledern und die denselben durch die BeLagerung verursachten Ausgaben mögliehst genaue Auskuust zu ertheilen ^ Wir geben ^alte nach :

hier

die

uns

ertheilte

Auskunst ihrem

Hauptin-

D e r ^ schweizerische W o h l t h ä t i g k e i t s v e r e i n (So.^él^ helveliqne de bieuk^s.^n^ hat sür ausserordentliche Hülseleiftnugen vom

1.^ Oktober 1870 bis^ 8. ^ebruar 1871, sowohl in baarem Geld, als

.an ..^rod, .Fleisch nnd Fleischbrühe, die Summe von ^r. 13,007. 50 verausgabt. Abgesehen von diesen Ausgaben haben sür mouatliche , lebenslängliche oder vorübergehende Pensionen , so^ie für .Reiseunterstüzungen, ziemlich beträchtliche Dummen vergeudet werden müssen.

^om Monat September bis im Januar hat der Verein ungefähr 20.000 ^r. ausgegeben und dadurch seine verfügbaren Fonds vollständig ^rs..hopft, so dass sür deuselben, ohne die durch .^errn Kern bewilligte ..ausserordentliche Unterstüznng ein Defizit entstanden wäre.

.^98 Der V e r e i n für g e g e n s e i t i g e Hilfeleistung (..^....t.^.

de second mutnels) hat über alle seiue siir die Wohlthätigkeit bestimmten.

Hilfsquellen verfügt nnd musste ^ur Bestreitung der vorhandenen Be.^.

dürsnisse ein Anleihen ausnehmen. ^

Das p r e i s e u as .., l (A.^ d.^ v.^l.^rd.^ befindet sich allerdings.

nicht in den gleichen Verhältnissen wie die beiden genannten .Creine...

und seine Finanzen wurden durch die Belagerung nicht direkt berührt.

Da jedoch diese Anstalt noch nicht im Besize genügender Einkünfte ist, um die Kosten des Unterhalls der pensionare und des gesammten Dienste^ zu bestreiten, so mu.sste die. Verwaltung ihr Gründungsl^apital anpreisen..

weil sie unter den gegenwärtigen Umständen nieht zu einer Kollekte ihre.^ Zuflucht nehmen durste.

Die finanzielle. Lage des As^ls ist sonach nichts weniger als be.^ sriedigend und die gegenwärtige Krisis wird uolhwendigerweise sein...

Ausgaben vermehren , indem viele pensionare sicherlich ansser Stande sich befinden werden, ihre Beiträge zu leisteu. .

Die s t a t i o u ä r e A m b u l a n e e , nämlich der schweizerische Saat

in Ehaptal, hat schon je.^t ein ziemlich bedentendes Defizit. Aus Mittheilungen des Herrn Kern geht indess hervor, dass dieser Ansfall dnrel^ die von dem schweizerischen Eomite des internationalen Vereins für Unter^ stü^nng verwundeter Krieger zur Verfügung gestellten Gelder reichliel^ gedekt werden wird.

Die ^ s l i e g e n de A m b u l a n t e und das B o m p i e r ^ K o r p s hatten keine Verwaltungskosten zn tragen und sind daher nicht im ^alle. auf eine Subvention Anspruch zu ma.heu.

Dagegeu wird die G e s a n d t s c h a f t starl. in Mitleidenschaft ge^ zogen, nnd es musst^ dieselbe sozusagen ein permanentes Bureau^ su^ .^ülseleistuug erriehteu.

Jhre Abgeordneten haben mit eigenen Augen gesehen, wie täglich,.

^wischen 10 und 4 Uhr , die Bedürftigen zu Hnuderten daselbst steh ^eiusindeu, nnd es ist a..s den Büchern der Kanzlei ersi.htli.h, dass, n^it.

Jnbegrisf der Reisekosten, die täglichen Ausgaben der Gesandtschaft ost die ^umme von ^tausend ^rauken erreichen.

Diese kur^e Auseinandersezung genügt , um zu beweisen , dass wir die Gesaudts.hast , den schweizerischen Wohlthätigkeitsvereiu (..^...^t..^ helvétique de bien^is^ace) und den Verein für gegenseitige Hülfeleistnng (^ociéte de secours mutuel.^ als die wahrhaften Vertreter der Kolonie ansehen mußten , und wir kein besseres Mittel anwenden konnten , als denselben die Verfügung über die Gabeu anzuvertrauen. Jn der That hatten Herr Kern nnd die Verwaltungen der beiden Vereine der Organi-

sation der Hülseleistnng alle ihre Thätigkeit gewidmet . es war ihne.^

gelungen,. die Kolonie dnrch alle Prüfungen der Belagerung hiudurel^.

39.^ zu beschüzen, und sie hatten kein begründetes Gesuch abgewiesen. ^i.^ Vergangenheit bürgt uns dafür, dass sie uach wie vor alle Anstrengungen vereinigen werden, um auf die , unparteilichste und gewissen-^ hasteste Weise das übernommene Liebeswert zu erfüllen.

Jm ^Einverständnis^ mit diesen Herren^ haben wir demnach beschlossen,.

zu übergeben .

dem schweizerischen A^l

^

.

.

. Fr. 10,000,

,, ^ ,, . Wohlthätigkeits-Verein ,, ^gegenseitige.^ Hülssvereiu .

.

der schweizerischen Gesandtschast .

.

im ganzen

,, ^.

., ^r.

20,000, t 0,000, 10,000, 50,000,

aus welche Summe sich ungefähr bei unserer Abreise die dem Bundesrathe eiugeschikten Gabeu beliesen.

Es ist hier zu bemerken, dass .abgesehen von den der Gesandtschaft übergebeneu ^r. 10,000, die Eomites von Geus und ^eue..b..rg .^.errn Kern bereits Fr. 1.^,600 hatten zukommen lassen.

. Bezüglich der Bestimmung dieser Gelder erlauben wir uns , aus die an Herrn Kern unterem 18. l. M. gerichtete Zuschrift (Beilage ll) Be^.g zn nehmen, in welcher wir, um dem Willen der Geber genan zu entsprechen, ^en Wnnsch ansdrüken mnssten , es solle die ..^esammtheit der Gaben ausschließlich zur Unterstüzung der Schweizer in Baris , welche durch den Krieg und die Belagerung der Hauptstadt

gelitten, ohne Rüksieht auf ihre gesellschastli.he Stellung und ihre Ante-

zedentien, verwendet werden. ..^ie werden, Tit., aus obiger Zusehrist auch entnehmen, dass wir für zwekmässig erachtet haben, Herrn Kern eine wirksame Kontrole über die Verwendung der durch . seine Vermittlung den oberwahnten Vereinen ^gestellten ...^ubsidien zu sichern ; dies^.

Vereine haben Herrn Kern rechtzeitig einen einlasslicheu Bericht über ihre Geschäftsführung zu erstatten, damit die Ergebnisse Jhrer Behorde zur ^enntniss gebracht werden konnen. Bezüglich der ^em As.^l zugetheilteu 10,000 Franken bietet die Gewissenhaftigkeit, mit welche^ ^iese Anstalt verwaltet wird , von vornherein alle .^unsehbare Garantie für eine möglichst vortheilhafte Verwendung.

Wir lassen hier noch einige allgemeine Bemerkungen folgen über die Lage der Kolonie bezüglich d.^r .^rage ihrer materiellen Leideu. ^ie durch die versehiedeneu Vereine erstatteten Berichte entheben uns der^ Roth^vendigl^eit, anf die Vergangenheit näher e.iuzutreten. . Wir machen jedoch daraus ausmerksam , dass außerhalb ihres Wirkungskreises viele unserer Landsleute aus eigenem Antrieb für die Unterstützung ihrer unglül.liehen Landsleute grosse Opfer gebracht haben und dass das Zu- ^ sammenwirken aller dieser aufopfernden Bestrebungen nothwendig war,.

.400

^

um die Kolonie in der verhältnissmässig ziemlich befriedigenden Lage zu bewahren, in welcher wir dieselbe angetroffen.

Ja, Herr Präsident, Herren Bundesräthe. unsere Landsleute in ^..aris h.^ben stark gelitten , aber ihre Haltung war stets eine würdige, ^und sie haben hiedureh die Sympathien ihrer Miteidgenossen in doppeltem Masse verdient.

Und was wird die Zukunft bringen^ Ganz irrig wäre die Voraussezuug. dass mit der Beendigung der Belagerung und mit dem Friedens^ ^.hluss die Leiden sofort ihr Ende erreichen und normalen Lebe..sbedinBungen ^laz machen werden. Jm Gegentheil, Tausende werden uo..^ .lange ohne Beschäftigung bleiben , viele Familien haben ihre Hülfs^nellen vollständig erschopft und i.ounen ohne sreu.de Hülfe si^h nicht wieder ausrichten.

Ramentlieh aus die H a u . s a r m e u finden diese Betrachtungen Anwendung. Diese stehen die Hülseleistnng nicht nach .

man muss ihr ^Elend zuerst entdecken; dies ^. thun , bildet eine der ^chonsten Ausgaben unserer Vereine in Baris. Sie werden solche Arme .zu Hunderten finden, und die bis je^t gesammelten Gaben werden sieherlieh ihre Verwendung finden und dazu dienen . so vielen arbeitsamen und ehrlichen Familien , welche früher eines gewissen Wohlstandes sich ersrenten und nunmehr Alles verloren haben , die erste .^...smnnterung ^u Theil werden zu lassen.

Die allgemeine Versammlung der Seh.veizerkolonie fan^ verabredete.^ weise Mitt.^o.h den 15. ^ebruar, Abends 8 Uhr, ^im grossen ...lmphi.the^ter des Konservatoriums der Künste und Gewerbe statt. Bei uu^erer Ankunst war der ^aal schon ganz augefüllt, und mehrere hnndert Personen, welche keinen Blaz mehr finden konnten, waren genothigt, im Hofe des^Gebändes zu verbleiben. Roeh uie war die Schweizerkol.onie so zahlreich versammelt gewesen. ungefähr l 500 unserer Landsleute hatten sieh eingebunden. Da auf Verlangen einer grossen Anzahl Personen ein einlässlicher Bericht ^über diese Zusammenkunft verosfentlicht werden wird, so erlauben wir uns, ans denselben uns ^n beziehen.

Wir wollen sedoch nicht unterlassen, Jhnen den s^npathetischen Eindruk ^n bezeichnen, welchen dieselbe auf uns gemacht hat.

Wir fanden die Kolonie geeinigter als je und Lebensele.nente darbietend, welche uns mit ^rende und Zutrauen in die Znkuust erfüllen.

Von den besten Gesinnungen beseelt und von jenen. Geiste der Solidarität durchdrungen, welchen wir n.it Recht als eiue der ^aupt^ Grundlagen unseres offeutliehen L.bens betrachten, hat die Kolonie durch

401 alle Heimsuchungen hindurch ihre Festigkeit bewahrt. Der Empfang.

den diese Versammlung Jhren Abgeordneten zu Tl..eil werden liess, le^t .^uch ein rührendes Zeugniss ab für die Achtung , welche unsere Landsleute in Baris den eidgenössischen und kantonalen Behorden zollen und für die Anhänglichkeit, welche sie ihrem Mutterlande bewahren. Gleichzeitig hatten wir die Genugthuung, wahrzunehmen, wie sehr unser würdiger Vertreter von der ganzen Kolonie. verehrt ist. Jedermann anerkennt in Herrn Kern das wahre Oberhaupt dieser kleinen Republik, er geniesst in allen Klassen der Gesellschast das unbegrenzteste Zutrauen, und wenn ^.hon vor dem Kriege in Würdigung seiner ausgezeichneten Leistungen ..^ur e i n e Stimme herrschte , so haben ihm die Festigkeit und .^lufOpferung, mit welcher er die Schweizerkolonie durch die furchtbare Krist^ hindurch geführt , ein nenes Anrecht auf die Achtung und Zuneigung seiner Laudsleute erworben.

Wir . glauben, es ohne Gefahr der Uebertreibung aussprechen zu ^ Dürfen, wenigstens was Frankreich anbelangt, dass die Art und Weise, ' in welcher die Schweiz ihre Reutralitatspfli..hten aufgefasst und zur Mil.dernng des aus diesem Kampfe hervorgegangenen Uuglüks ihren frei-

willigen Tribut geleistet, ihre Stellung dem Auslande gegenüber befestigt

hat und dass sie später die ^rüchte der durch ihre Haltung hervorge^usenen Sympathien ernten wird.

Fügen wir bei, dass die verschiedenen, von Mitgliedern der Kolonie gehaltenen Reden, sowie die Bl^siognomie der ganzen Versammlung, die rührendste Erkenntlichst für den vom Bundesrathe gethanen Schritt geigten, und dass die Kolonie nie vergessen wird, was das Vaterland für .sie in diesen Tagen des Unglüks geleistet hat.

Bevor wir unsere Berichterstattung schließen, wollen wir aus einige fragen betreffend die Hülseleistung zurükkommen.^ ^ie haben uns auch beauftragt, an Ort und Stelle die ^rage zu untersuchen, ob und unter welchen Bedingungen es angemessen wäre, unsern Landsleuten Raturalgaben, d. h. ^ebensmittel, zukommen zu lassen. Wir haben Jhnen in dieser Beziehung mitzutheilen, dass alle kompetenten Männer der Kolonie sich einstimmig gegen diese Art der ..Hülfeleistung ausgesprochen haben. Die Sendungen von Lebensmitteln hätten während der Belagerung sicherlich grosse Dienste geleistet, aber .da nunmehr die Brivatindustrie ihre Freiheit des Haudelns. wieder er^

langt hat, so wird für alle Bedürfnisse baldigst gesorgt, und schon bei

unserer Abreise von Baris fand die Wiederverproviantirung in grossem ^assstabe statt. Man muss sich daher auf die Gaben in Geld beschränken, und es haben die Gesandtschaft und die beiden Vereine in Dieser Beziehung eine Kontrole organisiert, welche nichts zu wünschen ..ibrig lässt und alle erforderlichen Garantien bietet, um im Bereiche der

402

Möglichkeit die Missbräuehe zu verhindern, welchen die Mildthätigkeit leider stets begegnet.

Der Umstand, dass die Sammlungen zu Gunsten .unserer unglüklichen Landsleute in Baris bei unserer Abreise aus der Schweiz noch nicht geschlossen waren, veranlasste uns auch zur Brüsung der Frage, in welcher Weise über die seither eingegangenen Gaben zu verfügen sei.

Raeh uuserm Dafürhalten dürste hierin in folgender Weise vorgegangen werden : Sobald die Eisenbahnen aus den Linien ^..ou und Mühlhausen ihren Verwaltungen wieder zur Verfügung gestellt werden und der ge--^ wohnliche Verkehr wieder eintritt, werden eine ziemlich grosse Anzahl Landsleute, welchen die Gesandtschaft die Rükkehr in ihr Vaterland ermoglicht, bei uns anlangen. Herr Kern hat die Organisation bereits in Aussicht genommen. Die Verwaltung der Eisenbahn von Mühlhausen hat ihm für alle Schweizer, die mit von der Gesandtschaft zu diesem ^weke ausgestelltem. ^euguissen versehen sind , sreie Fahrt ^ngesichert ^ diejenige der ^oner^iuie hat Ta^ermässigung aus die Hälfte bewilligt. Alle diese Einwanderer erhalte.. serner von der Kanzlei die uothigen Beiträge für ihren Unterhalt wahrend de^ Reise bis an die Grenze, allein dort angekommen, bedürsen fie nochmaliger Uuterstüzung zur Weiterreise in ihre Heimat, und wir glauben, es würde die ossent-

liehe Mildthätigkeit missbraucht, .wenn dieselbe für diese Kosten nochmals

in Anspruch genommen werden wollte.

Wir haben demnach die notl..igeu Massregeln getrossen, um einen .^.heil der noch verfügbaren Gelder zur Dekung der vorgesehenen Kosten dieser Heimreise ^u verroendeu. Wir sügen bei, dass in den Städten Gens, Reuenburg und Bas..l Comités organisât werden, um die ihnen durch die Gesandtschaft von Baris Angewiesenen Laudsleute zu empsangeu.

Ferner haben wahrscheinlich andere schweizerische Kolonien in ^rankreich ebenfalls gelitten und bedürfen der Unterstüzung.

Es ist zu unserer. Keuntuiss gelangt, dass z. ^. die ^chwei^er in Vesaucou, Mül..l-.

hausen und .^avre ziemlieh erhebliehen Brüfnngen ansgesezt waren.

Raeh unserer Ansicht würde es demnach eben sowohl der Billigkeit als.

dem Willen der Geber entsprechen, wenn diese Kolonien ...m Ertrag der Sammlung..^ ebenfalls betheilig Bürden, und wir zweifeln nicht, dass es dem ...Bundesrath leicht gelingen werde, die nothigen Elemente zu sammeln, um die Grundlage der bezüglichen Verkeilung aufzustellen.

Wenn Sie nach .Befriedigung aller dieser Bedürfnisse noch im Falle sein sollten, der Schweizerkolonie in Baris weitere Hülfe angedeihen zn lassen, so konnen Sie überzeugt sein, dass diese uaehträgliehen .^ei^ stungen eine uü^liehe Verwendung fiudeu werden. ^

403 Da die Bostverbindungen unzweiselhast in nächster Zeit wiederher.gestellt werden , so hatten wir keine Veranlassung mehr, mit demjenigen Theil Jhrer Jnstruktiou uus zu befassen, welcher uns beauftragte, für die ^ukunft ununterbrochene Verbindungen mit Herrn Kern zu sichern und

Mittel und Wege ausfindig zu machen, um lezterm die für die Schweizerkolonie bestimmten Sendungen zukommen zu lassen.

Was den Korresponden^verkehr betrifft, so war es uns während unsers Aufeuthalts in Baris unmöglich, die mindesten Garantien zu.

erlangen.

Alle nach dem Ausland bestimmten Briese mussten ohne Ausnahme ^über Versailles spedirt werden. Die Frankatur war obligatorisch, und da diese Formalität nur iu Versailles selbst ersüllt werden konnte, so .

^ar die offiziell angezeigte Wiederherstellung der Bostverl.uudungen mit dem Auslange in Wirklichkeit nicht vorhanden, um so weniger als es.

,'ehr schwierig war, in die Residenz des Hauptquartiers zu gelangen. Aus diesem Grunde zogen wir es vor, unsern Berieht bis nach unserer Rükkehr in die Schweiz zu verschieben.

Unsere Rükreise uaeh Genf bietet nichts Besonderes dar. Wir beschränken uns darauf, Jhn.en mitzutheilen, dass wir, unsere Mission in Baris als beendigt ansehend, Sonntag den 19. d. M., um 8.^ Moxgens mit der .^rlea..s-Eisenbahn von dort abreisten und in Gens am folgenden Tage um Mitternacht anlangten.

Schliesslich bezeugen wir Jhnen für das Zutrauen, mit welchem Sie uns durch Uebertragung dieser Mission beehrten, unsern Dank und spreeheu gleichzeitig die Hoffnung aus, es möge uns gelungen sein, un^ere Aufgabe im ..^inne Jhrer Jnftruktionen zu losen.

Jndem wir uns bezüglich aller Sehritte, welche ^ie für Verwendung der noch verfügbaren Gelder anzuordnen für gut finden sollten, zu Jhrer Verfügung stellen, benuzen wir gerne diesen ^Anl.ass, Sie,. Herr Brästdent, Herren Bundesräthe, unserer ausgezeichneten Hochachtung und vollkommenen Ergebenheit zu versichern.

Genf, den 24. Februar 1871.

^eue^iere.

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404 .

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Instruktionen

des Bundesrathes an die nach Paris abgeordneten Herren ^hene.oiere und Roth.

(Vom 28. Januar 187l.)

D e r schw e i z e r i sche B u n d e s r a t h ertheilt den Herren Staatsrath Eheueviere von Genf und Dr.

Roth, Sekretär des eidgenossischen politischen Departements, als seinen Abgeordneten nach Baris, folgende Jnstruktionen : 1. Die Herren Abgeordneten werden dem Herrn Dr. K e r n die lebhafteste und ausriebtigste Anerkennung des Bundesrathes für die während der Belagerung von Baris bewiesene ......hätigkeit und Au^ opferung ausdrüken und demselben die Sympathien zur Keuntniss bringen, welche das Schiksal der Schweizertolonie in Bar.s den Behorden und der Bevölkerung der Schweig fortwährend einflosst.

^ 2. Sie werden Herrn Kern die bis jezt zur Unterstüzung der bedürftigen .Landslente eiugegangenen Liebesgaben, als erstes Zeichen dieser Sympathien, übergeben und demselben den mit großer Befriedigung ausgeuommenen Bundesralhsbeschluss vou^ 9. d. Mts. mittheilen.

3. Sie haben über die Bedürfnisse der Kolonie und die Art und Weise, wie denselben am besten genügt wenden konnte, Erkundigungen einzuziehen und dem Bundesrathe Bericht zu erstatten.

4. .^ie haben sich mit Herrn K...rn ^u verständigen und die nothigen Massregeln zu tressen, um sür die Zukunft den .....gehiuderten Verkehr mit demselben zu siehern.

5. Sie haben die sichersten und schnellsten Mittel uud Wege ausfindig zu machen, um Herrn Kern die sür die schweizerische Kolonie bestimmten Liebesgaben zukommen ^.. lassen.

Gegeben in B e r n den 28. Januar 187l.

Jm ^amen des schweizerischen Bundesrathes, Der B n n d e s p r ä s i d e n t .

Schenk.

Der Kanzler der Eidgenossenschaft:

Schiel

^

405.

. e i l a g e H.

Schreiben der

.Herren ^hene.oiere und Roth an den schweizerischen Minister in Paris.

(Vom 18. Februar 1871.^ Herr Minister.

.

Seit unserer Ankunst in Baris haben wir die Ehre gehabt, i^ Jhre Hände su^essiv die Summe vou 50,000 Franken niederzulegen,.

welche wir dem Ertrage der Subskriptionen zu Gunsten unserer Landsleute in Baris entnehmen werden.

Entsprechend der zwischen Jhnen, Herr Minister, den Vorständen der

hauptsächlichsten Wohlthätigkeitsvereine und den Unterzeichneten stattge-

fundenen Verständigung sind diese Gelder in solgender Weise zu ver^ wenden ^r. 10,000 zu Gunsten des Greisenas^ls,

,, 10,000 zur Verfügung der Gesandtschaft,

,,

10,000

,,

,, 20,000 ,,

^,

,,

.,

.^o.^été de secours mntne..^.

,, Société Helvétique de bie..^ faisant

im Ganzen ^r. 50,000.

Vor unserer Abreise scheint es .uns .angemessen, in unserer Eigenschaf.. als Abgeordnete des Bundesrathes und als Mandatare derjenigen unserer Landsleute, welche zu der Kollekte beigetragen, Jhnen bezüglich.

der Bestimmung dieser Summen einige Bemerkungen zu unterbreiten.

Mit Ausuahme der dem Asr.l ^ur Verfügung gestellten Summ.^ haben diese Gaben die Unterstüzung . der durch den Krieg und die Belageruug der Hauptstadt heimgesuchten Schweizer in Baris zum Zwek.

Es ist vorauszusehen, dass die Gesandtschast nicht auf unbestimmte.

Zeit hinaus ihre Zeit der Hülfeleistung zu Gunsten unserer in Baris.

verbleibenden Landsleute wird widmen tonnen, sondern ihre Tätigkeit.

und die durch den Bundesrath zu ihrer Verfügung gestellten Hülfsquellen daraus namentlich wird verwenden müssen, um Schweizeru, die^ in ihr Vaterland ^urül^ukehreu gedenken, die heimreise zu ermöglichen.

Jn dieser Voraussicht wird es nothwendig werden, dass die beiden hauptsächlichsten Hülssvereine den Hülsesnchenden einen leichtern Verkehr

40l^ darbieten, in der Weise, dass für die bezüglichen Angelegenheiten z. B.

süns Tage der Woche bezeichnet werden.

Wir stellen es Jhneu anheim, Herr Minister, die nothigen BeStimmungen aufzustellen, um die Verwenduug der Gaben den oben ausgesprochenen Wünschen gemäss ^u sichern.

Die Vereine haben namentlich über die Verwendung der von Jhuen denselben zur Versügnug gestellten Gelder der Gesandtschaft eintässlichen Berieht zu erstatten, damit ledere die Ergebnisse später dem .Bundesrathe mittheilen koune.

Wir zweifeln nicht, Herr Minister, dass die comités nichts untere .lassen werden, uni im Sinne der Geber die beiden der ^ehwei^erkolonie zu mildern und allen Würdigen beizusteheu, ohne Rüksieht auf .ihre soeiale Stellung oder aus ihre ...lntezedeutien.

Schliesslich haben wir Jhnen uoeh unseru Dank auszusprechen für den ausgezeichneten En.psang, mit welchem Sie uns beehrt haben und Jhnen die Versicherung unserer besondern Hoehaehtung zu erneuern.

V a r i s , den 18. ^ebruar 1871.

^ene.^iere.

.^

^ .

^ ^ t e . ^.ach erhaltenen neuern Berlehten kennen dle.^.Sammlungen für die Schweizer in ^aris geschlossen werden, und es sind die bereits zusammengelegten Summen dem Bundesrathe einzusenden.

Mil. .^ükstcht auf den ^zlgen Stand der Lebensmittel in .^aris und d^ ^Schwlerlgkelt de^ Tran.^por^ ^on Naturalien ist die uebersendung ...on solchen.

.nlcht mehr nolhig und auch nicht rathsam, weßhalb die Umwandlung der Matura..

tien in ..^eld empfohlen werden muß.

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Bericht der Abgeordneten nach Paris an den schweizerischen Bundesrath. (Vom 24.

Februar 1871.)

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1871

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11

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18.03.1871

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394-406

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10 006 823

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