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Bemerkungen.

Im Ganzen ist die M a u l - und K l a u e n s e u c h e in raschem Abnehmen begriffen. Von entscheidender Wirkung ist jedoch ihr Rükgang im Kanton Graubünden, wo sie in der ersten Hälfte des Monats bei 500 Krankenställe und 100 infizirte Weiden wieder verlassen hat. Dagegen haben in der gleichen Zeit eine Zunahme erlitten die Kantone Bern, Lnzern, Schwyz, Freiburg, Genf, ganz besonders aber Neuenburg. Die Vermehrung der Seucheställe im Kanton Bern rührt hauptsächlich davon her, daß eine verseuchte Alp am Brienzergrat wegen Futtermangel geräumt werden mußte.

Von dem mit über 3000 Stüken Vieh befahrenen Erlenbachermarkt sind bis jezt, Dank der guten Ordnung, bloß 3 Seucheverschleppungen zur Anzeige gelangt. Die übrigen Anstekungen wurden veranlaßt durch ordnungswidrig abgeführtes Bergvieh. Ebenso im Kanton Luzern. Von Seite der andern Kantone wird bloß der Thatbestand angegeben, nicht aber die Ursache der erfolgten neuen Anstekungen.

Mit Bezug auf die Vorgänge im w a a d t l ä n d i s c h e n J u r a ist eine strenge Untersuchung angeordnet; doch haben wir jezt.

schon einige Gewißheit, daß die auf den Alpen les B e g n i n e s und la N u v a z zürn Ausbruch gekommene L u n g e n s e u c h e sich auf die seit 1873 innerhalb des betreffenden Rayons fast ununterbrochen einzeln vorgekommenen Lungenseuchefälle zurükführen läßt. Die Sektion der getödeten Thiere hat zur Evidenz bewiesen, daß die Krankheit die ansteigende Lungenseuche ist und daß die Anstekung mit wenigen Ausnahmen eine allgemeine war. Die konsequente Beseitigung der beiden Herden ist somit vollständig gerechtfertigt. Der Schäzungswerth der auf la Nuvaz geschlachteten Stüke beträgt Fr. 57,600, wobei der Erlös für verwerthetes gesundes Fleisch und der Ertrag der Häute noch in Abzug kommen.

Betreffs der Thiere auf les Begnines, von welchen 33 Stüke in eine tiefe Felsschlucht geworfen wurden, besizen wir noch keine Werthangaben. Während die beiden genannten Alpen hinsichtlich der Anstekung in keiner Beziehung zu einander stehen, sind die anstoßenden Alpen nur zum kleinsten Theil von jenen getrennt.

Es besteht somit einige Gefahr, daß Vieh der mit les Begnines

895 und la Nuvaz benachbarten Weiden infizirt worden sei. Mit Rüksicht hierauf wurde sämmtliches auf den an die Seuchenbezirke grenzenden Alpen sequestrirt. Mangel an Futter und Wasser, die Nähe des Spätherbstes, welcher durch Schneefall oft unerwartet und plözlich die Ernährung des Viehes auf den Bergen ganz unmöglich macht, nöthigen jedoch zu einer Verkürzung der Sperrmaßregeln und anderweitige Anordnungen für die baldige Thalfahrt zu treffen. Leztere wird in der Weise ausgeführt, daß die äußern Alpen zuerst geleert werden.

Die Epizootie in der Waadt ist ein ernstes Warnungszeichen.

Der ganze Vorgang beweist, wie groß die Gefahr der Ein- und Verschleppung von Viehseuchen werden kann, wenn einerseits die Zugänge des Landes nicht streng genug bewacht werden, und anderseits die agrikolen Kantone einer praktischen Veterinär-Organisation entbehren. Ferner liegt es klar am Tage, daß beim Mangel amtlicher Thierärzte, wo heute Dieser, morgen Jener, übermorgen Niemand amtet, und für die Dauer Niemand verantwortlich ist, die Hauptsache nicht gethan wird, welche in Verfolgung der Verbreitungswege vorkommender Viehseuchen besteht.

B e r n , den 19. September

1874.

Eidg. Departement des Innern.

Bundesblatt. Jahrg. XXVI. Bd. II.

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