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Aus denVerhandlungen des Schweiz. Bundesrathes.

(Vom 3. Juni 1874.)

In Ausführung der Artikel 27, 34 und 48 der revidirten Bundesverfassung hat der Bundesrath den Erlaß dreier Kreisschreiben an die eidgenössischen Stände beschlossen, nemlich : Kreisschreiben betreffend den P r i m a r s c h u l u n t e r r i c h t .

Getreue, liebe Eidgenossen !

Der Artikel 27 der in Kraft getretenen Bundesverfassung besagt: ,,Die Kantone sorgen für genügenden Primarunterricht, welcher ,,ausschließlich unter staatlicher Leitung stehen soll. Derselbe ist ,,obligatorisch und in den öffentlichen Schulen unentgeltlich. Die ,,öffentlichen Schulen sollen von den Angehörigeu aller Bekenntnisse ,,ohne Beeinträchtigung ihrer Glaubens- und Gewissensfreiheit besucht ,,werden können.

,,Gegen Kantone, welche diesen Verpflichtungen nicht nach" "kommen, wird der Bund die nöthigen Verfügungen treffen.

Der Artikel 4 der Uebergangsbestimmungen gestattet den Kantonen zur Einführung der Unentgeltlichkeit des öffentlichen Primarunterrichtes eine Frist von fünf Jahren. Dagegen treten die übrigen Vorschriften nach Art. 2 der Uebergangsbestimmungen sofort in Kraft.

Um uns zn vergewissern, ob in Ihrem Kanton das Schulwesen den oben aufgestellten Anforderungen entspreche, müssen wir Sie einladen, uns die nöthigen Nachweise über die Einrichtung des Schulunterrichtes in solcher Weise zu geben, daß wir uns überzeugen können, ob den Vorschriften der Bundesverfassung ein Genüge geleistet sei, zu welchem Zweke Sie gleichzeitig die einschlägigen Geseze beifügen wollen.

Sollte in eint oder anderer Beziehung das Schulwesen in Ihrem Kanton noch an Mängeln leiden, welche mit den Anforderungen der Bundesverfassung nicht mehr bestehen können, so müssen wir Sie einladen, uns zu berichten, auf welche Weise und bis zu welchem Zeitpunkte Sie gedenken, die Uebelstände zu beseitigen.

1147 Kreisschreiben betreffend die A u s w a n d e r u n g s a g e n t u r e n .

Getreue, liebe Eidgenossen !

Der Artikel 34 der neuen Bundesverfassung schreibt vor, daß der Geschäftsbetrieb- von Auswanderungsagenturen der Aufsicht, und Gesezgebung des Bundes unterliege.

Wir erlauben uns, Sie zu ersuchen, die in Ihrem Kanton über die Auswanderungsagenturen bestehenden gesezlichen und reglementarischen Vorschriften einzuschiken und ein Verzeichniß der ' konzessionirten Institute dieser Art beizufügen. Es kann uns auch nur erwünscht sein, wenn Sie uns auch die Erfahrungen mittheilen, welche Sie mit den bestehenden Agenturen gemacht haben.

Kreisschreiben betreffend die K o s t e n für V e r p f l e g u n g und B e e r d i g u n g von armen Angehörigen eines Kantons.

Getreue, liebe Eidgenossen !

Der Artikel 48 der Bundesverfassung lautet: ,,Ein Bundesgesez wird über die Kosten der Verpflegung und Beerdigung armer Angehöriger eines Kantons, welche in einem andern krank werden oder sterben, die nöthigen Bestimmungen treffen."

Bekanntlich existirt seit dem Jahr 1865 ein Konkordat über die gegenseitige Vergütung von Verpflegungs- und Begräbnißkosten für arme Angehörige, dem 16 Kantone beigetreten sind. Die neue Bundesverfassung will diese Materie auf dem Wege der eidg. Gesezgebung geregelt wissen, ohne sich darüber auszusprechen, ob das Gesez auf der Basis der Rükvergütung odor auf dem entgegengesezten Prinzip beruhen soll. Wir wünschen daher Ihre Ansichten zu kennen und ersuchen Sie, uns dieselben baldmöglichst mitzutheilen.

(Vom 8. Juni 1874.)

Nachdem die Geschäfte, welche aus der Betheiligung der Schweiz au der Wiener Weltausstellung für die eidg. Verwaltungsich ergeben haben, bis auf einige untergeordnete Punkte erledigt sind, hat der Bundesrath das schweizerische Generalkommissariat für die gedachte Ausstellung aufgehoben und dem Hrn. Oberst R i e t e r für die von ihm als Generalkommissär geleisteten ausgezeichneten Dienste den besondern Dank dafür ausgesprochen; auch sollen dem Hrn. Bildhauer Ferdinand S c h l ö t h , aus Basel, in Rom, die während drei Monaten bei der Installation der Kunstwerke in

1148 Wien, sowie bei Verpakung und Rüksendung solcher Gegenstände, geleisteten trefflichen Dienste bestens verdankt werden.

Herr Major Ferdinand B r u n n er, von Widnau (St. Gallen), - Kommandant des Scharfschüzenbataillons Nr. 9, hat mit Schreiben vom 1. dies aus Gesundheitsrüksichten die Entlassung von seiner Stelle nachgesucht, welche Entlassung ihm vom Bundesrath in allen Ehren und unter Verdankung der geleisteten Dienste ertheilt wurde.

Das Post- und Telegraphendepartement ist vom Bundesrathe ermächtigt worden, mit den . Regierungen der, Kantone Bern, und Wallis wegen Erstellung eidgenössischer Telegraphenbüreaux in S c h l o ß w y l und R e c k i n g e n sachbezügliche und auf die modifizirte Verordnung vom 6. August 1862 basirte Verträge abzuschließen.

(Vom 10. Juni 1874.)

Der Bundesrath hat die Errichtung eines öffentlichen Telegraphenbüreau in der Gewehrkolben- und Fournirfabrik in Vern a y a z (Wallis) beschlossen.

(Vom 12. Juni 1874.)

Der Bundesrath ermächtigte sein Post- und Telegraphendepartement zum, Abschluß von Verträgen mit den Regierungen der Kantone Neuenburg und Genf wegen Errichtung eidgenössischer Telegraphenbüreaux in L igni èr e s und in P r e g n y .

1149 Vom Bundesrathe sind gewählt worden: (am 8. Juni 1874) als Telegraphist in Chesieres : ,, Telegraphistin in Villars:

Hr. Vincent A m i g u e t, von Ollon, Gasthofbesizer in Chesieres (Waadt); Jgfr. Julie J ou v en a t, von dort;

(am 10. Juni 1874) als Postkommis in Locle: Hr. Edouard Thiébaud, von Brot (Neuenburg), derzeit Kommis auf dem Postbureau in Tavannes (Bern); ,, Posthalter in Davos-Dörfli : ,, Kilian Boner, Post-und Telegraphengehilfe, von Saas, in Klosters ; als Telegraphist in Zürich: Eduard A c k e r m a n n , von Rinikon (Aargau), Telegraphist in Bern; ,, ,, ,, Davos-Dörfli: ,, Kilian Bö n e r, von Saas 5 ,, Telegraphistin inSiblingen: Frau Anna K e l l e r , Postablagehalterin, von und in Siblingen (Schaffhausen); (am 12. Juni 1874) als Postbüreauchef in Genf: Hr. Félix R o b e r t , Postkommis, von und in Genf; ,, ,, ,, ,, ,, Charles Sestié, Postkommis, von und in Genf.

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Aus den Verhandlungen des schweiz. Bundesrathes.

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1874

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13.06.1874

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1146-1149

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