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Bericht des

Schweiz. Konsuls in San Francisco (Hrn. Francis Berton von Genf) über das Jahr 1873.

.

(Vom 16. Januar 1874).

An den hohen Schweiz. Bundesrathe

Die große Finanzkrisis, welche im verlossenen Jahre über die Vereinigten Staaten, namentlich über die Küstenstaaten des Atlantischen Océans und die Staaten der Mitte, in Folge von übertriebenen Spekulationen hereinbrach, hat wenig auf die Staaten des Stillen Océans eingewirkt, dank ihrer Münzcirculation welche auf Geld und nicht auf Papier basirt. Während in New-York, Boston, Washington und Chicago die großen Finanzinstitute entweder zusammenstürzten oder ihre Zahlungen einstellten, empfanden die Banken von San Francisco durchaus keine Beschwerde, da ihre Kassen genügend Geld und Werthe enthielten, um ihren auf kurze Zeit gestellten Verpflichtungen nachkommen zu können. Daher keine Panik und mithin auch keine Fallimeli ta; die ganze Bewegung beschränkte sich auf eine unbedeutende Knappheit aß Geld in Folge der großen Baarsendungen, welche unsere Banquiers nach New-York spedirt hatten, sei es um zu spekuliren oder aber um ihren Freunden oder Korrespondenten zu Hülfe zu kommen.

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Das Jahr ist mithin vorübergegangen, ohne daß Californien von jener Krisis berührt worden wäre und die sehr bedeutende Ausbeute der Minen verbunden mit den sehr lohnenden Preisen des Getreideexportes nach Europa haben es zu einem glücklichen Jahr gemacht.

Ackerbau.

Im Januar 1873 boten unsere Kornfelder schöne Aussichten; unglücklicherweise aber war die Erndte in Folge des Ausbleibens des Frühjahrsregens nur gering im Verhältniß der Aussaat und sogar in einigen Bezirken war sie gänzlich verfehlt.

Die Zahl der mit Korn bestellten Acres beläuft sich auf 2,900,000 und der Ertrag war 22,000,000 Bushels (der Bushel zu 60 Pfund), mithin weniger als 8 Bushels im Durchschnitt per Acre ; da aber ein großer Theil des Korns grün gemäht worden, so schätzt man den Durchschnitt des gewonnenen Korns auf 15 Bushels per Acre. In guten Jahren tragen die gutgelegenen Terrains 40 bis 50 Bushels.

Da in Europa die Erndte gering war, stieg das Koi'n, das hier l'/2 $ per Zentner galt, bis auf § 2. 30. Dieser Aufschlag brachte unsern Farmern Sechs Millionen $ mehr ein, als sie in einem gewöhnlichen Jahre für das gleiche Quantum Korn erhalten hätten.

Viele sind der Ansicht, Californien sollte seinen Ackerbaubetrieb dahin ändern, daß Korn und Gerste nicht drei Viertheile des bebauten Bodens bedeckten ; ich überlasse diese Frage kompetenteren Richtern, denn es ist ungewiß, ob die Nachfrage aus Westeuropa immer im Verhältniß zu unsern Ernclteergebnissen stehen wird und ob wir immer mit den russischen Produzenten werden konkurriren können.

Für den Augenblick kann unser Boden keine rentableren jährlichen Erndten liefern als das Korn, welches weniger Feuchtigkeit, als gewisse Bäume, Wiesen, Kartoffeln und Gemüse erheischt.

Zahlreiche und breite Bewässerungskanäle, von welchen einige bereits ausgeführt, andere in Ausführung begriffen sind, werden eine Aenderung im Ackerbau dieses Landes nach sich ziehen und den Farmern gestatten, mit dem Anbau zu wechseln, da ihnen alsdann trotz der Dürre die Erndte sicher sein wird. Es ist während der letzten drei Jahre für die Bewässerung mehr geschehen als in den zwanzig vorhergehenden und der Fortschritt- wird ein schneller sein, da die höhergelegenen und dürren Landstriche,

345 welche bisher nichts oder sehr wenig produzirt haben, in diesem Jahre der Wohlthat der Bewässerungskanäle theilhaftig und dann wie Neubruch produziren werden.

Die Farmer haben ebenfalls ein neues Verfahren eingeschlagen, welches ihnen gestattet, größere Flächen zu bestellen. Kaum ist die Erndle beendet und das Korn in Säcke geschüttet, so beginnen sie bereits den trockenen Boden zu bestellen (der erste Regen kommt erst im November) und brauchen, wenn die Regengüsse kommen, nur noch zu säen. Es geht keine Zeit verloren und falls die Frühlingsregen ausbleiben sollten, sind die Wurzeln des Getreides tief genug gegangen, um es bis zur Reife gedeihen zu lassen. Die Sümpfe, welche um die Bai von San Francisco herumliegen, sind ebenfalls mittelst Kanälen und Deichen trocken gelegt worden und liefern gute Erndten selbst in dürren Jahren; das Korn hat das Röhricht ersetzt.

Bezüglich der Bewässerungskanäle erwähne ich den ersterbauten San Joaquin und King's river canal", welcher im vergangenen Sommer 15,000 Acres bewässert hat; er ist 38'/2 Meilen lang, 55 Fuß breit und 4 Fuß tief; sein Fall beträgt l Fuß per tausend.

Er beginnt bei der Kurve des San Joaquintlusses und zieht sich nach Nordwest. Die Hälfte jenes Geländes war mit Korn, die andre mit Alfalfa-Kraut zur Weide bestellt.

Der Versuch vom Jahre 1873 ist sehr ernuthigend denn jene bewässerten Landstriche haben gute Erträge geliefert, selbst da, wo der Boden mager war, während der fette Boden über dem Wasserniveau nichts produzirt hat. Dieser Kanal soll noch weitere 60,000 Acres bewässern und zwar einen guten Theil bereits in diesem Jahre. Man macht den Vorschlug, diesen Kanal noch 40 Meilen weiter, bis San Joaquin City zu ziehen, wodurch sein Fall auf einen halben Fuß per Tausend reduzirt werden würde.

Eine andere Gesellschaft, genannt King's River Irrigation", bezieht ihr Wasser vom King-Flusse an der Stelle, wo er in die Wasserfläche des San Joaquin tritt. Dieser Kanal ist 30 Fuß breit, 3 Fuß tief und hat einen Fall von l Fuß per Tausend.

Im Jahre 1873 wurden 10,000 Acres bewässert und in diesem Jahre sollen noch 30,000 Acres dazu kommen. Es würde genügend Wasser für 300,000 Acres vorhanden sein und die Erweiterung des Kanals auf wenig Schwierigkeiten stoßen. Andere Kanäle sind noch im Thal San Joaquin und in den Grafschaften Fresno und
Kern im Bau begriffen. Wenn ich mich über diese Kanalisationsfrage verbreite, so geschieht es, weil sie eine Lebensfrage für Californien ist, welches so oft an Trockenheit gelitten.

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hat; es mußte unbedingt ein Büttel zur Sicherung der ErncU.cn gefunden werden und das amerikanische flGo ahead'" hat es erreicht.

Die Traubenlese ist durch Nachtfrost im April ernstlich bedroht worden und hat nicht mehr als 3,000,000 Gallonen Wein (die Gallone = 4 Liter) ergeben, was um ein Viertel weniger als im Jahre 1872 ist. Die Congreßgcsetze, welche die Spirituosen so hoch' besteuern, daß sie einer Prohibition gleichkommen, haben unsere Brennereien in Calistoga de' St. Helena, Nafo, Sonoma, Sacramento, Los Angeles veranlaßt den Betrieb einzustellen ; diese Zwangspolitik schädigt unsere Kübbauern sehr; man hofft, daß diese Gesetze aufgehoben oder gemildert werden. Im Allgemeinen wird der Weinbau hier zu Lande von Ausländern, namentlich Deutschen, Schweizern und "Franzosen, betrieben. Der Runkclrübenbau hat 2,000,000 Pfund Zucker geliefeit, welche sich auf zwei Raffinerien vertheilen, die eine in Sacramento, die andere in Alvarado.

In San Francisco hat sich eine Gesellschaft konstituiri, um den Tabaks.bau im Großen zu betreiben. Die Manufakiur ist in Gilroy, 80 Meilen von St. Francisco, errichtet worden. Die Pflänzlinge sind saftig und treiben Blätter von 2 Fuß Höhe und l Fuß -Breite.

Im Jahre 1871 crndtete die Kompagnie 6000 Pfund und im Jahre 1872 40,000 Pfund Tabak, welcher von vielen Leuten gewissen Havannatabaken gleich gestellt wird.

Im Jiihre 1873 hat sie 200 Acres mit Feranna- und 300 Acres mit Virginia-Pflänzlingen besetzt; die Erndte ergab 1500 Pfund Tabak per Acre vom Erstercn, welcher l '/'·* $ per Pfund, und 2000 Pfund vom Letztern, welcher 20 sons pr. Pfund gilt.

Die Compagnie wird für 1874 ihre Aussaat verdoppeln.

Es beschäftigen sich hier in San Francisco 2500 Chinesen mit Cigarrenmachen aus importirten Tabaksblättevn, welche jährlich 1' 2 Million ,
Eisenbahnen.

Der Eisenbahnbau war im Jahre 1873 nicht bedeutend.

Die .^Southern Pacific Railroad1' hat ungefähr 25 Meilen im Tularc-Thal und 20 Meilen zwischen Los Angeles und San Fernando gebaut und fast 30 Meilen von Los Angeles bis Rubottom auf der San Bernardino-Linie vollendet.

Die ^Central Pacific-Bahn" hat ein wenig an der Linie von Bantas nach Oakland über Martinez gearbeitet und d ; e ,,Texas and Pacific Railroad1'- hat ihre Arbeiten bei San Diego begonnen.

347 Die ,,Novth Pacilic Coast Railroad-, welche von der Einfahrt der Bai von San Francisco die Küste des stillen Océans in der Richtung nach Norden befahren soll, hat ebenfalls ihre Arbeiten bei Sancelito begonnen.

Ich bin häufig von der Schweiz aus über meine Meinung betreffend den Werth der Pacific-Eisenbahn-Obligationen oder Aktien, deren Inhaber in Europa sind, befragt worden. Da der Sitz aller dieser Gesellschaften in New-York ist und sämmtliche Hauptnmsätze dori stattfinden, so wird man dort eher Auskunft erhalten können. Ich glaube, daß hier in den-Kassen wenig dergleichen Aktien oder Obligationen vorhanden sind, da der Zins im Allgemeinen niediger 'als der Californischc Zinsfuß ist, Niemand also daran denkt, sein Geld darin anzulegen.

Bergbau.

Im Bergbau hat während des Jahres 1873 keine große Aenderung stattgefunden ; es ist kein Gold- oder Silberlager entdeckt oder erschöpft worden; dennoch war die Produktion von Edelmetallen in den Paciüc-Regionen bedeutender als im Jahre 1872, da, laut untenstehendem Berichte, die Transporte 10 Millionen $ mehr betrugen.

Zwei der bedeutendsten Silberminen der Comstockader im Staate Nevada haben folgende Dividende unter ihre Aktionäre, vertheilt : Die Mine ^Belchei* 2,184,000 $ im Jahre 1872 ,, ,, ' ,, 6,762,000 ,, ,, .,, 1873 ,,Crown's Point1' 1,860,000 ,, ,, 1872 5,100,000 ,, ,, ,, 1873 Ein sehr schönes Resultat, da die Betriebskosten sehr hoch sind, was daraus hervorgeht, daß der Gesammtwcrth des aus deiMine ,,Belcher'* im Jahre 1873 geförderten Silbers eilf Millionen $ betrug, wovon 63/'t unter die Aktionäre vertheilt wurden und der Rest in Betriebskosten aufging.

Man behauptet, daß diese zwei Minen gegenwärtig genügend Silbererz à 100 $ per Tonne für mehrere Jahre in Aussieht haben ; es ist daher nicht zu verwundern, daß eine solche Produktion in dem Augenblicke, wo alle europäischen Staaten den Silberfuß verlassen, den Werth dieses Metalles herabdrückt.

Nachstehend der Bericht der Expreß-Speditoren Wells, Fargo und Comp. über die, von ihnen im Jahre 1873 beförderten Goldund Silbertransportc:

348

Aus ,, ,, ,, ,, ,, ,, ., ,, ., .,

Californien, namentlich Nevada V) Oregon V) Washington terri t.·(1 Idaho ·fl Montana *·) ütah V) Arizona ',} Colorado ·jl Mexico (Pacißc-Küste) ·n Brit. Columbia vi

Gold . . .

Silber . . .

Gold . . .

Gold . . .

Gold . . .

Gold . . .

Silber . . .

Gold und Silber n Silber u. Piaster Gold . . .

$ 18,025,722 ., 35,254,507 ,, 1,376,389 ,, 209,39& 2,343,654 fl ,, 3,892,810 ,, 4,906,337 47,778.

,, 4,083,268 ., 868,798 v 1,250,035

0

$ 72,258,693 ,, 62,236,913

Im Ganzen für das Jahr 1873 gegen im Jahre 1872 spedirle

Nachstehend die Vertheilung unserer Edelmetalle während der letztverflossenen zwei Jahre:

Gold: in das Münzamt per Dampfer spedirt . . . . .

per ßa,hn spedirt nach China und Japan . . . .

1872.

1873.

,§ 16,866,343 $ 21,309,632 .

708,052 ., 159,886 .', 1,499,930 ^ 885,417 '.n 10,130,388 ,, l,gl2,035 S 29,204,713 $ 24.166,97a

Die Differenz dieser beiden Summen hat darin ihren Grund, daß im Jahre 1872 die Regierung von Japan Werthe von mehreren Millionen in Gold zur Feinmachung hierher schickte und dieses Gold nun nach geschehener Läuterung nach Japan zurück spedirt -worden ist.

Silber: Barren in das Münzamt . . j. .

,, per Dampfer spedirt . . .

,, ., Bahn spedirt .

., nach China .

1872.

· 1873.

$ 537,688 $ 867,852 ,, 1,717,811 ., 515,998 , 2,277,394 ,,ÌO 6,830,493 0 ) , 3,333,864 ,, 737,632 v

^

· V

^ W**

$ 7,866,757 $ 8,951,975 Ich bemerke, daß die Differenz, welche bezüglich der Silbersendungen nach China in den Jahren 1872 und 1873 besteht, daher rührt, daß dieses Land gegenwärtig viel weniger verbraucht und wir daher gezwungen sind, dieses Metall nach Europa zu spediren.

^

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Die beste Statistik ergibt nachstehende Uebersicht der Ausfuhr von Edelmetallen im Jahre 1873: nach New-York ,, England, direkt . . .

., China und Japan . . .

durch die Post nach Peru und Mexico . . . . ,

$ 14,495,320 ., 738,446 -(1 5.,779,687 ., 2,400,000 , 762,662

Im Ganzen

$ 24,176,115

Nachstehend die Tabelle der im Jahre 1873 Bodenprodukte, mit Ausschluß der Edelmetalle: Korn Mehl Wolle Trockene Häute Leder Gerste Gebrannte Wasser Bauhölzer Kupfererze Silbererze Verschiedene Erze Quecksilber Weine Verschiedene per Bahn beförderte Produkte: \ Früchte, fremde Waaren u. s. w l Verschiedene per See beförderte Produkte : l trockene Gemüse, Fische, Hörner, Senf. Pelz- > werk, Hafer, Kartoffeln u. s. w j

ausgeführten $ , ,, , .', .', .', .', .', .', .', .', .',

18,476,505 2,861,039 6,430.352 343,099 227,040 372,085 130,479 331,493 114,352 129,960 92,257 462,495 1,199,356 l n 100 000 'n ' '

,,

806,234

Summa ,$ 42,076,746 R ek apit u la tion

Die Ausfuhr Californiens betrug also im Jahr 1873: an Gold und Silber $ 24,176,115 an verschiedenen Produkten .n 42,076,746 Im Ganzen § 66,252,861 NB. Der größte Theil der nach New-York spedirteli Edelmetalle ist von dort nach England weiterspedirt worden.

Die beim Zollamte in San Francisco während des Jahres 1873 erlegten Gebühren betrugen $ 7,875,457.

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Finanzen.

Die Staatsschuld von Californien erreichte am 30. Juni 1873 die Summe von $ 3,714,668.

Diese Obligationen, sowie jene der Stadt, San Francisco werden als Werthe ersten Ranges betrachtet.

Die consolidirte Schuld von San Fraucisco betrug im verflossenen Monat November . . ' . . . . ' . . . $ 3,212,500 die schwebende Schuld .n 1,291,575 Summa $ 4,504,075 Die schwebende Schuld wurde darum vergrößert, weil die Zeit der Taxenzahlung, welche um mehrere Monate verzögert wurde, verlegt worden ist. In diesem Jahre wird alles wieder im Normalzustände sich belinden.

Das steuerbare Mobiliar- und Immobiliarvermögen im ganzen Staate beträgt $ 527,068,217; in dieser Zahl ist San Francisco allein mit $ 212,208,535 Inbegriffen.

Die Staatssteuern für 1873/74 betragen § 0,50 die Steuern der Stadt San Francisco ,, 1,10 Zusammen § 1,60 von jeden .§ 100 des eingeschätzten Werlh.es und nicht vom Einkommen. Die ,,Income taxu (Bundestaxe) ist abgeschafft worden.

Ein gewisser Theil der Stadt San Francisco ist einer speziellen Taxe unterworfen, welche durch die Oeffnung einer großen Avenue veranlaßt wurde, die mehrere Häuserquartiere quer durchschneidet, um den nördlichen Theil der Stadt mit dem handeltreibenden Centrum derselben zu verbinden; sie wird ,,Montgomery Avenue."1 genannt.

Die Legislatur von 1870 hatte die Stadt San Francisco befugt, 6prozentige, in 30 Jahren rückzahlbare Obligationen auszugeben, um die expropriirten Häuserbesitzer zu entschädigen, ohne jedoch der Stadt die direkte Verantwortlichkeit dafür zu gestatten. Die Sicherheit dieser Obligationen beruht lediglich auf dem Grund und Boden, welcher aus dieser neuen Straße Vorthcil zieht, indem man darauf erste Hypotheken errichtet. Da er auf 60 Millionen § geschätzt wird .und die ausgegebenen Obligationen nur l'/2 Million ,$' betragen, so werden sie als gute Werthschriften augesehen. Wahrscheinlich wird die Legislatur der Stadt die Befugniß ertheilen, sie zur konsolidirten Schuld zu schlagen und direkte Verantwortlichkeit dafür zu übernehmen. Ihr Kurs wird alsdann sofort in die Höhe gehen.

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Einwauderung.

Die Ucbersichtstabelleii der Central-Pacific-Eiseiibahn vom Jahre 1873 weisen nach, daß sie nach Californien 44,542 Passagiere und nach dein Osten 23,704 ,, befördert hat, wonach ein Zuwachs von . .

ren sich ergibt.

. 20,838 Passagie-

Nach den Zollberichteii betrug die Zahl dei1 per Schiff ange koimnenen Passagiere im Jahre 1873 25,792 die der abreisenden dagegen 11,982 daher ein Zuwachs von dazu die per Eisenbahn gekommenen

13,810 20,838

gerechnet, ergibt einen Totalzuwachs von Einwanderern für 1873.

34,048

Einfuhr.

Die Tabelle der nach ihrem Wei-the l>erechiietcn Einfuhr im Jahre 1873 weist nach: Von England ,, den englischen Besitzungen den spanischen Besitzungen Cuba u. s.

^ Deutschland ,,' Frankreich ,, China, Singapore u. s. \v ., Japan Mexiko r/ ,, den Sandwichs-Inseln (Zucker) . .

,, den mittelarneiikanischen Hilfen . .

andern Landern, Peru, Chili u. s. w.

,$ 0,761,658 2,057,734 1,061,124 lv , 653,251 ,!, 3,035,580 7,454,7(57 'Ti 3,884,116 ,' 4,300,33!» '.n 882.326 . 1,860,039 ., J,548,215

r

w. .

. .

. . .

. .

Zusammen $ 33,559,149 Die Einfuhren aus der Schweiz, welche jetzt in ihrer Gcsammtheit den Weg über New-York einschlagen oder hier auf französischen oder deutschen Schiffen eintreffen, können nicht mehr angeschlagen werden: man müßte denn sie aus den Büchern aller Handlungshiiuser, welche mit der Schweiz Verbindungen haben, zusammenstellen.

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Oeffentliche Schulen.

Im Jahre 1871 war die Gesammtzahl der Schulbezirke im ganzen Staate Californien 132G, im folgenden Jahre 1395 und 1462 im Jahre 1873, also eine Zunahme um 134 im Zeiträume von zwei Jahren.

Die Zahl särnmtlicher bestehenden Schulen betrug im Jahre 1871: 1550; im Jahre 1872: 1654; und im Jahre 1873: 1868, mithin ein Zuwachs von 318 Schulen in zwei Jahren.

Betreffend die Schülerzahl waren im Jahre 1872 eingetragen: Knaben 49,764 Mädchen . . . . . . . 44,956 Zusammen 94,720 im Jahre 1873: Knaben Mädchen

·.

56,247 51,346

Zusammen 1,075,93 woraus eine Zunahme um 16,261 Einschreibungen ersichtlich ist.

Das Departement des öffentlichen Unterrichtes bezog während der letzten drei Jahre folgende Einnahmen : im Jahre 1871 $ 1,884,586. 84 ., ., 1872 , 2,631 ;?83. 58 ., i, 1873 ,, 2,551,779. 07 Gesammteinnahmen in drei Jahren § Die laufenden Ausgaben betrugen für denselben im Jahre 1871 ,S ' ,, ,, 1872 !

'.n ., 1873 , _ . . . . . . ,,

7,068,149.

Zeitraum: 1,311,050.

1,591,213.

1,739,286.

49 08 81 82

Gesammtausgaben in drei Jahren $ 4,641,550. 71 Außerdem wurden für Grunderwerb, Bauten, Büreauansehaffuugeu u. s. w. verausgabt: im Jahre 1871 ' . . . . $ 390,158. ,50 ,, ., 1872 , 290,119. 01 ,, '.n 1873 ., 374,069. 44 wodurch die Gesammtausgaben $ 5,695,897. 66 ersteigen.

Zusammen $ 1,054,346. 95 für diese drei Jahre auf

Aus der iiir die laufenden Ausgaben im Jahre Summe wurde bezahlt: Gehalt an die Lehrer Miethzins, Heizung u. s. w Bücher · . .

Instrumente

1873 bestimmten $ 1,434,366. 93 ,, 275,674. 71 ,, 24,879. 48 ,, 4,365. 70

6' 1,739,286. 82 Im Jahre 1872 erreichte das Lehrpersonal von beiden Geschlechtern die Zahl 2301, wovon 881 Lehrer und 1420 Lehrerinnen. Im folgenden Jahre stiego es auf 2336 ^882 Lehrer und 1454 Lehrerinnen).

Der durchschnittliche Monatsgehalt des Lehrpcrsonals betrug für die Lehrer $ 84. 28 und $ 63. 37 für die Lehrerinnen.

Der Werth aller dem Departement des öffentlichen Unterrichtes gehörenden Gegenstände als : Ländereien, Häuser, Bücher, Instrumente, erreichte im Jahre 1872 die Summe von $ 3,822,663 und im Jahre 1873: $ 4,057,415.

Alle Primarschulen stehen im Allgemeinen unter der Leitung von Frauen oder Mädchen; man hat dieses System als gut anerkannt, denn man nimmt eine größere Folgsamkeit bei den Kindern wahr, während ihre Manieren durch den täglichen Umgang mit ihren Lehrerinnen, die ihrerseits größere Geduld als die Lehrer an den Tag legen, sich verfeinern. Die Achtung für das Weib wird den Amerikanern von frühester Jugend an eingepflanzt und dauert das ganze Leben hindurch.

Die Zahl von 107,593 die Schule besuchenden Kindern bei einer Gesammtbevölkerung von 700,000 Seelen ist bemerkenswert!!

und zeugt von einer in den arbeitenden Klassen allgemein verbreiteten Bildung. Alle Primarschulen sind unentgeltlich, die Kosten trägt der Staat. Außerdem besteht eine große Zahl von Gymnasien und Privatschulen, welche von den Kindern beiderlei Geschlechtes der wohlhabenderen Klassen besucht werden, ohne der Universität zu gedenken, welche in voller Blilthe steht.

Die Fragen betreffend den öffentlichen Unterricht der Jugend sind für uns Schweizer von großem Interesse, die wir unseru Kindern das Bewußtsein freier und ehrenhafter Menschen einzuflößen und sie gleichzeitig je nach ihren Anlagen auszubilden suchen.

Bevölkerung.

Der Staat Californien hat eine Bevölkerung t von 700,000 Seelen.

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Die Stadt San Francisco enthält für sich allein zwei Siebentel derselben, da ihre Bevölkerung (welche täglich zunimmt) ungefähr 200,000 Seelen zählt.

Die Stadt Sacramento, Hauptstadt des Landes und Sitz der Legislatur und des Gouverneurs, 'zählt kaum 20 bis 22,000 Einwohner; sie wird auch ,,die Stadt der Ebenen'- genannt.

Die Volkszählung vom Jahre 1870 wies nur 560,000 Seelen für' den ganzen Staat nach.

Hätte die Stadt San Francisco im Verhältniß zu ihrer Bevölkerung Vertreter in der Legislatur, so hätte sie 21 Abgeordnete und 10 Senatoren, während sie deren nur 10 resp. 4 hat.

Die Grafschaften im Innern mißbrauchen oft diese Anomalie, indem sie Gesetze erlassen, welche Eifersucht in Bezug auf SanFrancisco durchblicken lassen.

Flächeugehalt der am Stillen Océan gelegenen Staaten.

Californien Oregon Nevada Washington Territ: Utah Idaho Territ,: Arizona' ., Alaska .'

.

l r>3,000 Quadrat-Meilen 95,274 ,, 112,090 ,, 09,994 ., 84,476 .', «6,294 ,, 113,916 .', 577,390 '.,,

Ich komme noch einmal auf die Volkserzlehuniv in den Vereinigten Staaten und die zur Forderung derselben angewandten Mittel zurück. Sie beschäftigt in hohem Maße die Aufmerksamkeit der Amerikaner (wie es die interessanten Briefe aus New-York des leider verstorbenen Pastor Pronier, welche im Journal de Genève veröffentlicht worden sind, beweisen). Sie halten es nicht für möglich, daß freiheitliche Institutionen inmitten einer unwissenden Bevölkerung gedeihen können.

Daher sucht man auch, seitdem die Emanzipation in den Südstaaten die Neger zu freien Bürgern machte, die Mittel zur Aufklärung unter ihnen zu verbreiten, und zu diesem Zwecke hat man gegenwärtig im Kongreß eine Bill eingebrächt, welche vom Arbeitsund Erziehungskomite unterstützt wird.

Diese Bill sieht die Bildung eiilès Erziehungsfonds vor, welcher ans dem von der Regierung aus dem Verkaufe der Staats-Ländereien gelösten <3-elde entnommen werden soll; die Hälfte der NettoC3

355 Einnahmen soll jenen Fond bilden, dessen Zinsen nebst der andern Hälfte der Einnahmen .zur Erziehung verwendet werden und unter die Staaten und Territorien im Verhältniß ihren' Bevölkerung im Alter von 4 bis 21 Jahren vertheilt werden sollen.

Jedoch soll für die erste fünfjährige Periode die Verlheilung im Verhältniß der Zahl von Leuten im Alter von 10 Jahren und darüber, welche weder lesen noch schreiben können, stattfinden.

Diese Maßregel ist gut, denn seit der Emanzipation hat die Zahl der des Lesens und Schreibens unkundigen Bürger bedeutend /«genommen, wie aus nachstehender Tabelle ersichtlich ist: B e v ö l k e r u n g . ' L e s e n s - u. S c h r e i b e n s U nkunclige.

Alabama . . . . «366,992 349,771 Arkansas . . . . 484,471 111,799 Florida 187,748 66,238 Louisiana . . . . 726,915 257,184 Mississippi . . . . 827,922 291,718 Süd-Carolina . . . 705,60« 265,892 Die Einführung gedachter Bill im Kongreß stellt kein neues Prinzip auf, da Ländereien stets zu Unterrichts/wecken angewiesen worden sind.

Der Unterschied besteht darin, daß künftig der Dundesschatz den Erlös der verkauften Staatslilndereien hergeben wird, anstatt wie bisher die Ländereien selbst, anzuweisen.

Wir können den Anstrengungen eines Landes, welches Bildung in alle Schichten der Gesellschaft zu bringen sucht, nur Beifall schenken; leider sind nicht alle Länder in dieser Lage und haben auch keine Staatsländereien für Schulzwccke zu veräußern.

Schweizerischer Wohlthätigkeits-Yerein.

Während des Jahres 1873 hat der Verein 55 Kranke auf suine Kosten ärztlich behandeln lassen.

Die Ausgaben betrugen $ 4,590 Die Einnahmen dagegen nur ,, 4,451 wodurch ein Defizit von $ 139 entstand.

Die Zahl der Mitglieder des Vereins beträgt 320 und sein Kapital beziffert sich auf etwa $ 9160.

Die Mehrzahl der Vereiusmitglieder hat eine wichtige Aenderinia; der Statuten verlangt und der Verein wird sieh in einen

356

V e r e i n b e g r ü n d e t auf Geg e n s e i t i g k c i t umbilden, wodurch er den Charakter der Wohlthätigkeit verliert,, da er den Schweizern, welche nicht Vereinsmitglieder sind, keine Unterstützung mehr angedeihen lassen wird.

Diese Aenderung sagt nicht allen Vcreinsmitgiiedern zu, besonders jenen nicht, welche ihre monatlichen Beiträge zahlen, ohne jedoch die Vereinshülfe im Falle von Krankheit zu beanspruchen.

Man .geht damit um, einen neuen Verein zu gründen, welcher ^Schweizerischer Hülfsvereia" genannt werden und wirklich ein Werk der Nächstenliebe sein soll. Sein erstes Romite wird wahrscheinlich aus dem Konsul, dem Vizekonsul und einem Mitgliede obigen auf Gegenseitigkeit beruhenden Vereins bestellt sein.

Der heurige Winter läßt sich in den Bergen des Innern kalt an; es fallt viel Schnee, und viele Landsleute, welche solchen Winter nicht vertragen können, kommen nach San Francisco herab in der Hoffnung, dort zeitweilig Arbeit zu finden, müssen jedoch oft die Wohlthätigkeit in Anspruch nehmen, um ihr Leben zu fristen und bessere Zeiten abzuwarten.

Swiss Rifle Club.

Der Schießstand ist im verflossenen Jahre recht fleißig besucht worden und einige unserer Schützen machen der Schweiz Ehre, so oft sie sich mit fremden Schützen messen.

Das Martini-Gewehr ist bei uns eingeführt worden, doch wird der große Uebelstancl immer sein, die passende Munition beschaffen zu können.

Da die Dampfschiffe der europäisch-amerikanischen Linien sich mit dem Transport dieser explosiven Waare nicht befassen wollen und nur wenige Segelschiffe solche Fracht annehmen, so haben die Schützen sich an eine Staatsfabrik in New-York gewendet, von welcher sie jedoch nicht ganz befriedigt wurden, indem die in der Schweiz hergestellten Patronen um Vieles besser sind.

Am Schluß dieses Berichtes glaube ich der öffentlichen Meinung Ausdruck geben zu dürfen, welche für das Jahr 1874 eine mehr als gewöhnliche Wohlfahrt für Californien in Aussicht stellt.

Bringt der Winter die gehoffte Regenmenge und fehlt dieselbe auch im Frühjahr nicht, so steht eine enorme Kornerndte in Aussicht; denn nie ist so viel ausgesät worden. -Die im Jahre 1873 erzielten Preise waren verlockend für die Farmer und viele haben ihre Aussaat verdoppelt oder gar verdreifacht.

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Bericht des Schweiz. Konsuls in San Francisco (Hrn. Francis Berton von Genf) über das Jahr 1873. . (Vom 16. Januar 1874).

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1874

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

28.02.1874

Date Data Seite

343-356

Page Pagina Ref. No

10 008 082

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