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drei Schweizer, 2 Tessiner, die sich im Spital wieder erholten und auch von der Eisenbahn-Compagnie entschädigt wurden; dagegen wurde ein gewisser J. Kundert getödtet. Da derselbe fremd und nur auf der Durchreise begriffen war, so konnte seine Identität erst nach einigen Monaten festgestellt und Ansprüche geltend gemacht werden. Den Bemühungen des diesseitigen Konsulates gelang es denn auch, zu Händen der im Kanton Glarus hinterlassenen Familie des Verstorbeneu von der Eisenbahn-Compagnie eine Entschädigungssumme von Fr. 8000netto zu erwirken, welche die arme Familie gegen Noth schützen wird.

# S T #

Bericht des

Schweiz. Konsuls in Manila (Hrn. Karl Germann, von St. Gallen) für das Jahr 1873.

(Vom 30. April 1874.

Eingegangen am 10. Juli 1874.)

An den hohen Schweiz. Bundesrath.

Handelslage im Allgemeinen.

Obschon die offiziellen Einfuhrtabellen von 1872 und 1873 noch nicht veröffentlicht sind, so kann doch ziemlich sicher angenommen werden, daß die Einfuhr während 1873, dem Vorjahre gegenüber, sich verminderte. Dadurch wurde es möglich, die bedeutenden alten Vorräthe von Manufakturen etwas zu lichten und

eine angenehmere Lage für Importen überhaupt zu schaffen. So erfreuten sich z. B. von Schweizerartikeln besonders die bunten Baumwollgewebe (Toggenburg) und Seidenstoffe recht günstiger Erlöspreise, doch nahmen von lezteren die Zufuhren bald dergestalt überhand, daß am Schluß des Jahres der Artikel für die Importeure gefährlich zu werden drohte, um so mehr, als die Bevölkerung aus nachstehenden Gründen zur Vermeidung alles Luxus gezwungen wurde: Zucker, ein Hauptprodukt für die Exportation, aus dessen Ergebnissen ein Großtheil der Einwohner lebt, weist nahezu eine Mißernte auf und blieb dennoch sehr niedrig im Werthe. Neben Zucker steht Hanf, welcher Artikel ungefähr 40°/o im Preise gefallen ist; denn für beide Produkte herrscht sehr wenig Nachfrage von Außeu, und so gerieth die Exportation in eine höchst ungünstige Lage.

Diesen mißlichen Verhältnissen mußte gegen Ende des Jahres auch das Importgeschäft nothwendigerweise folgen. Die Einwohner schränkten sich nach Kräften ein ; die chinesischen Händler beklagten sich laut über mangelnden Absatz und geringe Erlöse, schließlich waren auch die stets tief gehaltenen Wechselkurse gar nicht dazu geeignet, verlustbringenden Verkäufen etwas nachzuhelfen.

Zu all' diesen unangenehmen Umständen gesellten sich im Oktober und November 3 furchtbare Orkane, welche eine Unzahl von Ortschaften vollständig zerstörten, namentlich in den Cocuswäldern einiger benachbarter Provinzen schreckliche Verheerungen anrichteten sud auch zur See, besonders unter den Küstenfahrern, enormen Schaden stifteten. Daß eine nachtheilige Einwirkung auf die Geuchäfte auch hier nicht ausbleiben konnte, liegt auf der Hand.

In dieser Gestalt verlassen wir die Handelslage des verflossenen Jahres, welche sich ihr Prognostikon für 1874 selbst stellt.

Erzeugnisse der Landwirthscliaft.

Nach Hanf und Zucker, welche Produkte vom Werthe der Totalausfuhr circa 2/3 repräsentiren, folgt Tabak. Die jüngste Ernte bleibt quantitativ unter dem Mittel. Vorläufig ist wenig Aussicht vorhanden, daß etwas davon nach Europa gehen wird; denn die Regierung, deren Monopol bekanntlich der Tabak ist, stellt in ihrer fortwährenden Finauznoth Preise dafür auf, die ein lohnendes Geschäft unmöglich machen.

Die Kaffee-Pflanzungen gewinnen an Unifang, weil dies der einzige Ausfuhrartikel ist, der noch fortwährend sehr hoch bezahlt, wird. Von Laudesprodukten, die für den Handel weiter von

556 Interesse sind, können angeführt werden: Färb- und Bauhol?;, Indigo, Perlmutterschalen, Schildkrot, Gummi und Muscheln.

Zur Ausbeutung einiger K o h l e n b e r g w e r k e in den südlichen Inseln hat sich eine Aktien-Gesellschaft gebildet, doch hat man bis jetzt noch von keinen glänzenden Erfolgen gehört. Ein Versuch mit daselbst gewonnener Kohle soll auch nicht sehr befriedigend ausgefallen sein. Außer etwas Kupfer liefern im Uebrigen die Berge der Philippinen wenig werthvolle Mineralien.

An der Spitze der inländischen I n d u s t r i e steht die Regierung, welche in ihren fünf Cigarrenfabriken ungefähr dreißigtausend Personen, meistens weiblichen Gesthlechts, beschäftigt. Einige Tauwerkfabriken, Ziegelbrennereien, Sägemühlen und eine Zündholzfabrik bilden in Manila selbst den Rest der Industrie, während ferner in benachbarten Provinzen Stroh- und Bastgeflechte aller Art, als: Hüte, Etuis, Matten, Körbe u. s. w. verfertigt werden.

Offizielle Angaben über die Total-Einfuhr sind erst bis 1870 veröffentlicht, so daß sich etwas Genaues über deren Werth nicht sagen läßt. Der Umsatz in englischen Stapelartikeln beziffert sich wie folgt: Verkäufe i. J. 1873. Vorrath p. 31. Dezbr. 1873.

. 199,648 Stk.

Weiße Shirtings 68,795 Stk.

. 144,352 _ 37,877 ,, rohe .,, .

27,996 ' ,, Twills 11,390 ,, .

80,407 ,, Jacconats .

5,470 ,, .

82,962 ., Mousseline 30,697 ,, 3,997 ' Cambrics .

921 ,, .

31,622 ' blaue Grandrills 9,299 ,, Türkisch rothe Tücher 8,051 ,, .

780 ,, rohe Baumwollentücher 58,869 ,, 5,352 ,, Der Werth der im Jahre 1873 e x p o r t i r ten W a a r e n erreicht die Summe von 16,803,614 Dollars, somit eine Vermehrung von nur etwa 56,000 Dollars gegen das Vorjahr. Es beschlägt: die 477,933 715,062 56,205 12,166 91,433 105,853

A u s f u h r von M a n i l a im Werthe von pieuls Hanf Zucker ·n ·n ·n Kaffee ·ii n ·n Tauwerk n ·n ·n quintals Tabak ·n ·n milles Cigarren ·n ·n

.

.

.

.

.

Uebertrag

Dollars.

4,062,430 3,482,350 1,236,510.

170,324 2,560,124: 1,587,795 13,099,533

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2,078 11,833 3,988 9,527 2,145 171,904 100,000

Uebertrajj piculs Perlmutterschalen, Werth ,, Büffelhäute ., Gummi i, Indigo quintals Kupfer piculs Parbholz cub.-Fuß Bauholz

Dollars.

13,099,533 114,290 120,161 11,964 27,667 32,175 235,508 50,000 13,720,484

A u s f u h r von Cebu.

132,168 piculs 169,262

Hanf .

Zucker

$ 1,057,344 ,, 423,155 1,480,499

A u s f u h r von Iloilo.

12,568 piculs 545,071

Hanf .

Zucker

$ 103,686 ,, 1,498,945 1,602,631

Total 16,803,614 Im E i n f u h r - Z o l l t a r i f traten einige kleine Veränderungen ein, die indessen für die Schweiz ohne jede Bedeutung sind. Wie bereits im letzten Berichte mitgetheilt, wurde der Zollrabatt für Importen unter spanischer Flagge mit 1. Juli 1873 von 25°/o auf 20 °/o herabgesetzt.

Als Ausfuhrzölle lasten auf: Hanf Pesetas 1.

per 100 Kilos.

Indigo ,, 5.

25 Reis .

Zucker 70 Kaffee 50 Farbhölzer 20 V e r k e h r s m i t t e l . Von Seiten der Regierung ist sozusagen nichts dafür gethan worden; Straßen wurden nur sehr nothdürftig unterhalten, und die Telegraphenverbindungen mit dem Innern haben leider auch nicht die gehofften Fortschritte gemacht.

Dagegen wächst die Zahl der Privatdampfer für den Küstenverkehr in erfreulicher Weise an, namentlich seitdem am 1. Januar d. J. die Häfen von Legaspi (auf Luzon) und Tacloban (auf der

558 Insel Leyte) dem fremden Handel geöffnet worden sind. Diese beiden Plätze werden zwar keine weitere Bedeutung als für die Ausfuhr von Hanf erlangen.

B a n k w e s e n . Die letztes Jahr errichtete Agentur der Chartered Bank of India, Australia und China hat die Transactionen der ,,Banco Espanol Filipino" wesentlich beeinträchtigt; Letztere bezahlte ihren Aktionären eine Dividende von 5,13 °/o per 8 Monate. Der Durchschnittskurs für 6 Monat-Sichtwechsel auf Londoner Banken erreicht kaum 4 shillings 2 pence per Dollar; die höchste Notirung war 4 s. 3 d., die tiefste 3 s. 11 Y2 d.

Die Zahl der in den Philippinen niedergelassenen S e h w e iz e r b ü r g e r beläuft sich auf 26 aus folgenden Kantonen : Zürich 4, Bern 2, Glarus 3, Schaffhausen 2, Thurgau 3, Aargau l, St. Gallen 5, Appenzell 3, Graubünden 2, Neuenburg 1.

Davon sind 20 Kaufleute, 3 Uhrenmacher, 2 Pflanzer und l Maschinist.

8 sind verheirathet, 18 ledigen Standes.

Schweizer-Gesellschaften existiren keine.

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Bericht des schweiz. Konsuls in Manila (Hrn. Karl Germann, von St. Gallen) für das Jahr 1873. (Vom 30. April 1874. Eingegangen am 10. Juli 1874.)

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