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Bericht des

Schweiz. Vizekonsuls in Hamburg (Hrn. Paul Ed. Nölting von Hamburg) über das Jahr 1873.

(Vom 3. August 1874.}

An den hohen Schweiz. Bundesrath.

Tit. !

Das Jahr 1873 war auch für Hamburg und Hamburgs Handel ein schweres : auf die glänzende Entwicklung des vorigen folgte hier, wie überall, ein gewisser Rückschlag, eine allgemeine Reaktion, welche Weitsichtige nicht überraschen konnte.

Selbstredend hatte die ausserordentliche Klemme, welche auf der einen Seite durch die österreichische, auf der andern durch die nordamerikanische Geldkrisis verursacht wurde, hier so gut wie anderwärts ihren Einfluss geltend gemacht. Es war unvermeidlich, daß alle die vielfachen, grossartigen Unternehmungen und Pläne, welche insbesondere das vorige Jahr hatte entstehen sehen, bei solchen auswärtigen Einflüssen in ganz anderm Lichte erschienen. Das Geld, welches bis dahin abundirt hatte, wurde auch hier knapp ; die zum Theil nicht die wünschenswerte Solidität besitzenden Gründungen sahen sich mehr oder minder engagirt; die Kurse fielen rapid, und selbstredend mußte jede Art von Geschäft in höherem oder geringerem Grade in Mitleidenschaft gezogen werden.

842 Daß der Diskonto, welcher in den ersten Monaten auf 3 und 4*/2 °/o stand, im Mai bis 6 und 61/2 °/o stieg und von da ab allmälig zurückging, so dass im Dezember 4--5 °/o notirt wurden, zeigt am besten, wie es mit dem nervus rerum beschaffen war.

Insbesondere waren es die Fallimente dreier bis dahin des besten Rufs gemessender alter Geldwechsler- und Bankfirmen, welche im Mai und Juni grossen Schrecken erregten und eine Reihe von Leuten um ihr Hab1 und Gut brachten, wobei es leider auch nicht ohne die bedenklichsten und strafbarsten Manipulationen (Angreifen deponirter Effekten u.' s. w.) abgieng. Ebenso zeigten sich bei verschiedenen grossen Bank- und industriellen Unternehmen Unzuverlässigkeiten der Beamten in einem Grade, wie man es bisanhin nicht für möglich gehalten. Ein Debet-Posten ,,Defraudea wurde feststehend und eine ganz andere Art der Kontrollführung zeigte sich geboten.

Auf der andern Seite kann mit um so grösserer Genugthuung konstatirt werden, dass der eigentliche Waarenhandel, Hamburgs spezielle Eigenthümlichkeit, sich auch in diesem schweren Jahre bewährt hat.

Die Widerstandsfähigkeit gegenüber solchen Verhältnissen bewies aufs Neue, daß das Geschäft im Ganzen ein gesundes gewesen war, unnatürliche Preissteigerungen nicht statt gehabt hatten und die Spekulation auf diesen Gebieten nicht übertrieben oder krankhaft genannt werden durfte.

Es ist dies gewiss ein .erfreulicher Beweis von der Lebenskraft einer Börse, die in so vielfacher Verbindung, insbesondere mit Nord-Amerika, steht, so nahe von den dortigen Stockungen berührt wurde und selbst so stark in allen Arten moderner Spekulationen verwickelt war.

Große Zusammenbrüche kamen dabei ausser den genannten nicht vor. Die Pläne freilich, z. B. des grossartigen sogenannten Steinwärder Projekts (Umwandlung eines Theils des Flussgebiets in Quai-Anlagen) mussten bis auf Weiteres aufgegeben werden; die Börse als Ganzes aber konnte mit Ruhe bessern Zeiten entgegengehen.

Der Gesundheitszustand der Stadt war im verflossenen Jahre kein günstiger. Die Zahl der Sterbefälle betrug 303 auf 10,000 -- eine hohe Ziffer ! Unter Anderem trat zum vierzehnten Male die Cholera in unseren Mauern auf; doch blieb die Epidemie im Verhältniss zu früheren Jahren unbedeutend. Angemeldet wurden in Summa 1729 Erkrankungen, wovon 1005 mit tödtlichem Ausgang.

Die Schifffahrt' wurde dadurch nicht gestört; nur auf einem einzigen

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Schiffe ,,Edwood Cooper" sind noch auf der Elbe Erkrankungen vorgekommen (am 11. Oktober).

Wie in früheren Berichten hervorgehoben wurde, hatte die völlige Abschaffung der alten Hamburger Bank-Valuta mit dem gesetzlich fixirten 15. Februar einzutreten. Da aber seit 1. Januar bereits ganz allgemein nach Reichsmark und Pfennigen gerechnet worden war und die Uebergangsbestimmungen von der einen zur andern Rechnungsart sich als praktisch genügend erwiesen, so kann man wohl sagen, daß auch diese ganze, vielfach gefürchtete Umwälzung weit weniger Schwierigkeit verursacht, als man angenommen hatte. In der Bank selbst waren sogenannte Effektiv-Konten eröffnet, für den Zeitraum vom 5. Februar bis 15. Mai, durch Goldund Thalereinzahlung fundirt und mit derselben Ab- und Zuschreibebefugniß wie früher.

Im Geschäftsverkehr kann die preussische Banknote seitdem und bis zur bevorstehenden Ausgabe deutscher Nöten als vollgültiges Zahlungsmittel betrachtet werden, was bei dem Fehlen von speziell hamburgischem Papier von grösster Wichtigkeit wurde.

Hinsichtlich der Erzeugnisse der Industrie weist die allgemeine Wahrnehmung auf einen erfreulichen, insbesondere durch die WienerWeltausstellung unterstützten Fortschritt.

Der Staat, getragen von der richtigen Idee, daß weh befruchtende Keime nie genug ausstreuen lassen , hatte in liberaler Weise Geldbewilligungen in bedeutendem Betrage gemacht, die Arbeitern als Reisestipendien dienen sollten. Unser junges, allerdings noch erst im Entstehen begriffenes Gewerbemuseum konnte, sich durch geschmackvolle Auswahl namentlich japanischer Arbeiten einen guten Zuwachs verschaffen, wie denn überhaupt die Gewerbekammer, insbesondere seit der Wahl eines im Kunstfach anerkannt befähigten Sekretärs, Alles thut, um der Industrie zumal in einer mehr idealen Richtung aufzuhelfen.

Dass sich in Arbeitseinstellungen die Bauhandwerker besonders hervorthaten und der so schon gehemmten Baulust erheblichen Abbruch thaten, ist leider nicht zu leugnen. Die Wohnungsverhältnisse gestalteten sich in Folge dessen ziemlich ungünstig. Während nur theuerste Wohnungen abundirten, konnten kleine und kleinste kaum beschafft werden, so dass die Polizei sich sowohl im Frühjahr, wie im Herbst bei den sogenannten Umzugsterminen genöthigt sah, eine grössere Zahl (das letzte Mal über 100) Familien in disponiblen Räumen des früheren Exerzirschuppens unterzubringen, wo dieselben zum grossen Theil den ganzen Winter über kampirt haben.

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Die Totaleinfuhr betreffend, der es zu statten kommt, dass die Schifffahrt nie ganz unterbrochen, wenn auch im Februar wenige Tage durch Eis behindert war, liegen bislang statistische Nachweise über das verflossene Jahr so wenig vor, wie betreffs der Ausfuhr.

Die Arbeiten 4er betreffenden Bureaux sind vielmehr erst im Herbst zu erwarten.

Im Jahi-e 1 8 7 2 betrug das Gewicht der Einfuhr total 73,087,103 Zentner mit einem Werthe von preussisch Courant Thaler 673,407,625 gegen 68,186,321 Ztr. zu Thir. 603,243,950 im Vorjahr. Davon sind seewärts (mcl. von und über Altona) 47,161,864 Ztr. und land- resp. flusswärts 25,925,239 Ztr. importili mit einem Wertli von resp. Thir. 432,240,935 und 240,166,690.

Dagegen stellt sich das Gewicht der A u s f u h r in demselben Jahre auf 13,573,284 Ztr. seewärts (excl. nach und über Altona) 9,610,950 Ztr. nach der Oberelbe, 8,217,350 Ztr. mit der BerlinHamburger Eisenbahn und 1,411,220 Ztr. mit der Lübeck-Hamburger Eisenbahn.

Angaben über Ausfuhr speziell nach und Einfuhr speziell aus der Schweiz können nicht gewacht werden.

Der Versuch einer Ausfuhr-Statistik beschränkt sich bislang auf die durch Verordnung vom 3. April 1872 eingeführte Vervollständigung der Seemanifeste, während über die Ausfuhr Hamburgs nach Altona und Harburg sowohl land- als wasserwärts, sowie nach den Hafenplätzen der Niederelbe jeder Anhalt fehlt.

Die einzelnen besonders hervorzuhebenden Artikel zeigen das folgende Bild: ' B a u m w o l l e zunächst hatte eine ungünstige Saison; fast das ganze Jahr hindurch sind weitere Entwerthungen zu konstatiren.

Die Anfuhren, welche wider Erwarien im Grossen und Ganzen zu-, statt abnahmen, mußten die Preise drücken, so dass bei langstapeliger Waare eine Einbusse bis zirka 20 °/o bemerkt wird.

Die Einfuhr in Hamburg selbst hat übrigens, ebensowohl wie Verkäufe am Platz, eine Abnahme gegen das Vorjahr von zirka ein Drittel aufzuweisen, woran der ungünstige Verlauf der Saison jedenfalls die Hauptschuld trägt. Der Gesammtumsatz betrug 70,012 Packen.

Cacao hat auch in diesem Jahre an Umfang gewonnen. Zugeführt wurden '(insbesondere von Guayaquil) 53,892 Säcke gegen 40,252 im Jahr 1872.

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K a f f e e zeigte ein wechselndes, sehr auffalliges Bild -- häufige Tendenz zum Weichen und immer wieder Steigen und Steigen, in einer Weise, die nur mit der Zeit der Kontinentalsperre unter Napoleon I. verglichen werden kann. Dabei kann der Konsum keineswegs als massgebend bezeichnet werden; denn wenn auch mit zunehmender Prosperität der Kaffee immer weitere Verbreitung findet, in Sonderheit in den bessern Sorten, so würde das bei Weitem zur Erklärung nicht ausreichen, wenn nicht die Spekulation resp. Operation dazu träte. Man hat aber wohl mit Recht namentlich holländische Konsortial-Unternehmungen für die enorme Steigerung verantwortlich gemacht, welche es ermöglichte, von Rio das gleiche, von Santos aber das doppelte Quantum wie im verflossenen Jahr nach Hamburg zu legen, obschon sich die Preise in Rückwirkung solcher Spekulationen am Ort der Produktion stets höher hielten als hier. So geschah es, dass in den ersten Sommer-Monaten sich hierorts eine Ueberfüllung zeigte, die mit Zusammenbrach der Spekulation geendet haben müsste, wäre nicht wider Erwarten Amerika selbst als Käufer aufgetreten und per Steamer eine genügende Erleichterung von zirka 150,000 Säcken nach New-York möglich geworden. Als wahrscheinlicher Grund dieses auffallenden Umstandes wird die daselbst herrschende Besorgniss vor einem angeblich drohenden Einfuhrzoll auf diesem Artikel angegeben Da aber bei dieser Art gewaltsamer Operationen, bei dem Dunkel, mit welchem das gedachte mächtige holländische Consortium sich und seine Pläne umgab, das hiesige Geschäft beträchtlich gelitten hatte, die grösste Vorsicht daher geboten erschien und Platzspekulationen monatelang nahezu aufgehört hatten, so kann es erfreulich genannt werden, dass bestimmten Nachrichten zufolge jene Kaffeegrossmacht ihre Thätigkeit vollständig eingestellt hat.

Die Gesammtziffer der Einfuhr ist 122 Millionen Pfund gegen 107,8 Millionen im Jahr 1872 und 128,:, Millionen im Jahr 1871.

Davon kamen 27,8 Millionen von Santos, 25,7 Millionen von Rio und 16,2 Millionen von La Guayra. Das hiesige Lager zeigte ultimo Dezember gerade, dieselbe Ziffer, wie ein Jahr vorher, nämlich 9 Millionen Pfund. Darunter aber 4,5 Millionen Pfund Santos- und 4 Millionen Pfund Riosorten gegen 1,25 Millionen und 5 Millionen Pfund im Vorjahr. Die Preise für gut ord. St. Domingo fielen
vor 86 im Januar bis 83 im Juni, um dann allmälig bis 108 (Dezember) zu steigen, während dieselbe Waare Anfangs 1869 noch 51,6 .stand und erst Ende 1871 auf 60 und 70 stieg. Ebenso reell, ord. Brasil : Januar 1873 -- 81, Juni d. J. 78, Dezember 106.

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Um boztjglieh der Einführe-, ie«p. Ausführe- und VerbrauchsSteigerung ein anschauliches Bild zu bekommen, braucht mau nur die Tabe^leA der letzten 40 Jahre zu durchgehen, welche für 1833 : 41,3,jìiyik>nen «Einfuhr, 48,7 Millionen Ausfuhr, für 1843 68,6 , ,, ,, ^ ,, ,67 )8 ,, ,, ,, 1853 88,0 90,!

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aufweisen gegenüber den vorjahrigen 122 Millionen Ausfuhr.

In P^ar.tih.oizfrji rbind këirforlei'Erwartungen erfüllt worden, was die Nachfrage betrifft -, die Preise aber sind eher gestiegen, und es wurden ""durch di31^ direkten' Danipferlinien sehr ansehnliche Zufuhren gehiaûht * '' ' Im G e t r e i oLeJ'ache* sali- man sich durch den schlechten Grehalt der Ernte, uri eni irgendwie lebhaftes Exportgeschäft betrogen. Dagegen \vurie |^an,clicj} vom Schwarzen Meer, von Amerika, England i>n(| Spanien b'ezogen und nach Deutschland wie nach der Schweiz abgèfûhit'.1' Die Preise zeigen in allen Arten gegen das Vorjahr höheren Stand.

, } " "' (' \ VoUiGiQ'Wiirzen, muß, weil in diesem Fache spekulirt wurde, insbesondere Cassii erwiihnt werden. Vorrath und Zufuhr waren recht bedeutend (wiederum 46,765 Kisten nach 48,909 im vorigen und 46V10>7 im vorvorigen Jahre). Die Preise gieugen von 84 Pfennig auf 77 urid bis 74 herunter, nachdem im November fast der ganze Vorrath in einer Hand vereinigt worden war.

In N u £z holzte 'u. liaf sich ein recht lebhaftes, zufriedenstellendes Geschah gezeigt, namentlich für feinere Waare.

Was das P e t r a l e u m anlangt, so ist zu konstatiren, dass trotz, allea früheren Sinkens dur Preise auch im verflossenen Jahre dieselbe Teudeiu herrschte, so da^s noch 4 Reichsmark unter der niedrigsten, Natirung des Vorjahres geschlossen wurde. Daß diese Billigkeit den» Consum enorm, um 40 °/c>, gesteigert, ist zwar richtig -- ebenso jficl tig aber, dass vor der Hand nichts mit der Produktion (bis 40,000 Karrels taglich) Stich halten kann. Die Vermehrung des Lagerbestandes hier, wie aller Orten, ist bedeutend.

Das R e i s g e s c h a f t hat wiederum an Lebhaftigkeit und Umfang fcuge'noTntàen. Die Preisschwankungen waren bedeutend : bei starker Zufuhr wich der Preis fur Rangoon von Reichsmark 10. 50 auf Rm. 10 Und 9 per 100 Pfund, bis dann im Herbst wieder zu Rm. 11 gehandelt ^ urde. Arraean schwankte zwischen Rm. 9. 50

847 und 9 bis 9. 30. Geschälter Reis folgte den Schwankungen des rohen.

Die Total-Einfuhr ostindischer und anderer Gattungen stellt sich auf 73 Fässer und 312,873 Säcke gegen 50 und 267,410 im Vorjahr. Vorrath Ende des Jahres zirka 182,000 Säcke.

S p i r i t u o s e n wurden lebhaft gehandelt; an der Spekulation zeigte sich das Inland lebhafter betheiligt.

An S t e i n k o h l e n wurden von England 398,000 Lasten importirt, und es behaupteten eich die hohen Preise fast durchgängig.

T a b a k war von der misslichen Finanzlage bedeutend beeinflusst; ein Aufschwung des Geschäfts ist dieses Jahr nicht zu vermerken.

Vom T h e e lässt sich nichts Günstigeres sagen; die Preise wichen anhaltend. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass zirka 75% des Imports via Suez anlangte. Zufuhr 44,723 Kisten gegen 46,!)Iß im Jahr 1872 und 43,724 im Jahr 1871. Absatz 45,048 gegen 42,603 und 41,746.

Das E i s e n b a h n w e s e n betreffend ist zunächst zu erwähnen, dass die so wünchenswerthe Verbindung mit Bremen um ein gutes Stück gefordert wurde. Vorläufig konnte die Strecke Harburg-Hamburg dem Verkehr übergeben und damit dem ganz abnormen Zustand ein Ende gemacht werden, dass die grösste Handelsstadt Deutschlands mit dem jenseitigen Ufer des Flusses nur per Trajekt (bei Lauenburg) in Verbindung stand. Zugleich hat die Aussicht mehr an Gestalt gewonnen, dass auch die preussische Staatsbahn eine zweite Verbindung herstellen werde, und es sind vorläufig Unterhandlungen wegen des Ankaufs eines geeigneten Bahnhofplatzes im Gange.

Dass sich das früher erwähnte folgenreiche Unternehmen eines Hafen- und Eisenbahnbaues in und nach Cuxhafen verwirklichen werde, ist allerdings unter den jetzigen Verhältnissen kaum zu erwarten. Diese in ihren Zielen grossartige Gründung hat mehr als andere von der Ungunst des Geldmarktes zu leiden gehabt und mau hofft nur, dass wenigstens die Eisenbahn, event. durch Ankauf seitens der Regierung, vollendet werde.

Der Verkehr mit Nord-Amerika hat durch die geschehene Eröffnung der zweiten direkten Dampferlinie, ,,deutsche transatlantische" -- kurz : ,,Adlerlinie" genannt -- einen erheblichen Zuwachs bekommen.

Die grossen, prächtigen Dampfer der Gesellschaft, welche sämmtlich in England (Schottland) gebaut sind und die Namen der Bundesblatt. Jahrg. XXVI. Bd. II.

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deutschen Dichterheroen führen, haben indessen auf den ersten Fahrten mit aussergewöhnlichem Unglück zu kämpfen gehabt. Di« Aktien der Gesellschaft stehen sehr niedrig und selbstredend sind bei der schweren Konkurrenz auch diejenigen der altern hamburgischamerikanischen Paketfahrt-Aktien-Gesellschaft bedeutend gefallen.

Es ist zu wünschen, dass sieh beide Kompagnien in gesundem Wetteifer erhalten und dem Publikum so der Nutzen, dem hiesigen Handel der Vortheil gewahrt bleibt.

Dio Rhederei les Platzes bestand aus 411 Schiffen mit 204,671 Tons; es ergibt dies eine Zunahme von 7 Schiffen und 22,929 Tons gegen 1812. Angekommen sind im Ganzen 5263 Schiffe mit 1,887,600 Tons gegen 5913 im vorigen und 5439 (mit 1,887,506 Tons) im vorvorigen Jahre, darunter von transatlantischen Plätzen 762 (441,700 Tous,) und Seedampfschiffe 2538 (1,403,500 Tons).

Dagegen -gingen ab im Laufe des Jahres 5374 Schiffe mit 1,903,500 Tons (gegen 5872 mir, 2,075,472 Tons im Vorjahr), wovon nach trans atlantischen Plätzen 785 Schiffe (zirka 455,001) Tons) und im Ganzen 2551 Seedampfer (1,414,800 Tons) gegen resp. 777 (395,429 Tons) und 2765 (1,483,763 Tons) im Jahr 1872.

Was die Banken betrifft, so ist bereits bei der allgemeinen Charakterisirung betont worden, daß, wie nicht anderes zu erwarten stand, diese Branche zunächst und am meisten von der Ungunst des Jahres leiden musste. Dass ein Theil, auf soliden und grossartig geleiteten Unternehmungen fussend, die Periode des Wiener Krachs sowohl, wie der amerikanischen Krise sicher bestehen konnte, ist selbstredend. -- Inistituto wie die Korddeutsche (Dividende pro 1873 104/5 °/o) Vereinsbank 105/9 °/o) und Internat. Bank (7 %) haben genügend gezeigt, dass sie durch keinerlei Einflüsse erschüttert werden. Dagegen hat eine Reihe zum Theil in den Vorjahren mit vielem Lärm entrirter Bankgeschäfte durch die bekannten Verhältnisse ihre Stellung gar sehr verändert gesehen. Von Dividendenzahlung war weder bei der Anglo-Deutschen noch Commerz- uud Diskonto-Bank, bei der Wechslerbank sowenig wie beim Bankverein die Rede und z. B. gegen das erstgenannte Institut hat sich ein Sturm der Aktionäre erhoben, der für die Décharge ertheilende Generalversammlung des nächsten Jahres schwere Kämpfe erwarten lässt. Der Fond der Hamburger Bank betrug 1. Januar Bankomark 34,686 908. 101/2 und
Reichsmark 18,000 und verminderte sich bis zur Einführung der neuen Rechnung auf Bankomark 28,222,510. 1572 und Reichsmark 2,998,265. Nach der Umwandlung stellte sich das Gesammtguthaben der Interessenten auf Reichsmark 32,158,497. 04, sank aber bedeutend, so daß als

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niedrigster Stand (27. September) Reichsmark 16,322,341. 39 notirt wurde und das Jahr mit Reichsmark 17,580,872. 30 schloß.

Das Versicherungswesen betreffend hatte im Jahr 1872 eine erfreuliche Zunahme der See-Versicherung (total Rm. 1,370,889,200 mit l,ot °/o Durchschnittsprämie) konstatirt werden können ; für 1873 sind die Zusammenstellungen noch nicht beendet, und es muß deren Ergebniß abgewartet werden.

Die Auswanderung über Hamburg zeigt eine Abnahme von 5192 Köpfen gegen das Vorjahr, indem zusammen 68,849 Personen, nämlich 44,273 Personen direkt und 24,576 indirekt, befördert wurden gegen 74,011 (52,828 und 21,183) im Jahr 1872, 35,203 im Jahr 1871 und 27,442 im Jahr 1870.

Im Jahr 1872 waren darunter aus der Schwein 1030 Personen (626 männliche und 404 weibliche), welche in der großen Mehrzahl (995) nach den Vereinigten Staaten giengen, während geringere Zahlen, 19, 13, 2 nnd 2 auf Australien, Brasilien, Peru, und West-Indien kamen.

Für das letzte Jahr fehlt es noch an den spezielleren Daten.

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Bericht des schweiz. Vizekonsuls in Hamburg (Hrn. Paul Ed. Nölting von Hamburg) über das Jahr 1873. (Vom 3. August 1874.}

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19.05.1874

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