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Schweizerisches Bundesblatt.

XXVI. Jahrgang. II.

Nr. 38.

29. August 1874.

J a h r e s a b o n n e m e n t (portofrei in der ganzen Schweiz): 4 Franken.

Einrükungsgebühr per Zeile 15 Rp. -- Inserate sind franko an die Expedition einzusenden, Druk und Expedition der Stämpflischen Buchdrukerei in Bern.

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Bericht des

schweizerischen Konsuls in Budapest (Hrn. Ulrich Keller von Oberegg, Thurgau) über das Jahr 1873.

(Vom 1. Juni 1874, eingegangen am 12. gleichen Monats.)

An den hohen Schweiz. Bundesrath.

Tit.!

Das Jahr 1873 war für die wirtschaftliche Entwicklung Ungarns und so auch für den Handel des hiesigen Platzes ein entschieden ungünstiges; denn einerseits lieferte die Ernte dieses Jahr abermals ein unbefriedigendes Resultat, und anderseits konnten sich der Platz und das ganze Land den Einwirkungen nicht entziehen, welche die in Wien ausgebrochene tiefgreifende Börsenkrisis auf das gesammte Wirtschaftsleben hatte.

Ungarn befand sich am Schlüsse des Jahres 1872 keineswegs in einer besonders gedeihlichen Phase seiner wirtschaftlichen Entwicklung. Im Gegentheil hatten die zwei ungünstigen Ernten der Jahre 1871 u. 72 eine Lähmung des Verkehrs hervorgerufen, welche sich in allen geschäftlichen Kreisen immer fühlbarer zu machen begann; speziell in der ungarischen Landeshauptstadt wurde diese weniger verspürt, weil die vom Reichstage beschlossenen und mit bedeutenden Mitteln geförderten Erweiterungs- und Verschönerungsarbeiten derselben den Baugewerben reichlich Beschäftigung verschafften, und durch dieselben auch direkte und indirekte eine Baugrundspekulation unterstützt wurde, bei welcher eine längere Bundesblatt. Jahrg. XXVI. Bd. II.

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698 Zeit hindurch ein Jeder gewann, der sich daran betheiligte.

Dies verbreitete hier im Centrum des Landes den Anschein der geschäftlichen Prosperität, welcher jedoch den tiefer blickenden Beobachter keinen Augenblick im Zweifel darüber lassen konnte, daß eine gesunde Basis mangle; denn vom Lande liefen über die Ernteverhältnisse auch zu dieser Zeit schon meist recht ungünstige Berichte ein. Diese, sowie das gänzliche Stocken des Exportes an Landesprodukten war wohl auch die Ursache, daß sich in dem hiesigen Effektenmärkte die Spekulation längere Zeit hindurch dem schwindelhaften Treiben gegenüber, von welchem Wien bewegt wurde, sehr reservirt verhielt, so sehr auch die bleibenden Erfolge des dortigen Börsenspiels zur Nacheiferung ermunterten. -- Als Wendepunkt kann in letzter Beziehung der Beginn des neuen Jahres 1873 bezeichnet werden. Pest wurde endlich doch in das verderbliche Treiben hineingezogen, und die hiesigen Spekulanten suchten nun mit um so größerm Eifer das Versäumte einzubringen, ein Streben, dem die im Mai ausgebrochene Wiener Catastrophe rasch ein Ziel setzte. So ungeheuer auch der dortige Zusammenbrach gewesen, so glaubte man hier doch Anfangs nicht, daß derselbe den hiesigen Platz und das Land in besonders empfindlicher Weise in Mitleidenschaft ziehen werde. Die Ueberschätzung der Kraft der ungarischen Landeshauptstadt, und die Ueberschätzung des doch auch hier getriebenen Börsenschwindels veranlaßten zu der Täuschung, daß die Wiener Catastrophe nur eine wohlthätige Reinigung der Atmosphäre sei, der Kern unseres wirthschäftlichen Lebens aber nicht ernstlich bedroht werde, eine Illusion, aus welcher man indessen bald genug durch die überhandnehmende Creditlosigkeit, und die Stockung aller Quellen des Erwerbes herausgerissen wurde. Einen Zusammenbruch von auch nur annäherndem Umfange wie der Wiener ,,Große Krach"1 hat die neu vereinigte ungarische Landeshauptstadt Budapest im Jahre 1873 nicht zu registriren ; in Wahrheit "blieb aber die wirtschaftliche Krisis bis zum Schluß des Jahres eine permanente; doch ist dem Wirken des hier gebildeten Credit-Aushülfsvereins, an dem sich die österreichische Nationalbank mit einem bedeutenden Capital betheiligte, die Verhütung größern Unheils beizumessen. Es läßt sich mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen, daß ohne das thatkräftige Eingreifen
des genannten Vereins eine mehr oder minder große Anzahl der im Laufe der jüngsten Zeit erst errichteten zahlreichen Credit-Institute geringeren Umfangs, welche fast durchgängig weit über ihre beschränkten Mittel sich in Unternehmungen eingelassen hatten, der Krisis würden erlegen sein, eine Eventualität, welche nicht ohne die tiefgreifendsten Folgen geblieben sein würde.

G99 Mehrere hiesige Aktiengesellschaften wurden indessen durch die Ungunst der Verhältnisse doch zur Liquidation gezwungen, und zwar registriren sich dieselben wie folgt: 1.

Die Pester Franz- und Josephstädter Sparkasse Aktien-Capital fl. 1,000,000 2. ,, Pester Volksbank -- ,, ,, 1,000,000 3. ., Pester Bank -- ,, ,, 2,500,000 4. ,, Kammgarnspinnerei -- ,, ,, 600,000 5. ,, Vereinigte Ungarische Dampfschifffahrts-Gesellschaft ,, ,, 5,000,000 in Prioritäten ,, 3,000,000 Von den hier aufgeführten Gesellschaften sind, strenge genommen, nur die Pester Bank und die Pester Volksbank der Krise zum Opfer gefallen; die übrigen sind Opfer ihrer schlechten Verwaltung geworden, und es ist speziell das Aktiv-Vermögen der Ver.

Ungarischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft in den Besitz der K. K.

priv. österreichischen Donau-Dampfschifffahrts-Gcscllschaft übergegangen, wobei die Prioritäten in solche der österreichischen Gesellschaft converlirt wurden, während die Aktionäre für je 10 Aktien einen Genußschein auf die, eine 6 °/oige Verzinsung übersteigende Dividende einer mit fl. 500 einbezahlten Aktie der österreichischen Gesellschaft erhalten. Die Börse bezahlt in Folge dessen fl. 6 bis 7 für eine mit fl. 200 eingezahlte Aktie der Ungarischen Gesellschaft. Die Aktionäre der übrigen in Conkurs gerathcnen Gesellschaften werden wohl nichts als das Nachsehen haben.

Liquidirt haben ferner noch zwei Mäklerbanken, von denen die eine soeben erst ihren Betrieb begonnen hatte, die andere aber nicht über die ersten Vorbereitungen zur Aufnahme des Geschäftes hinaus gediehen war.

Wie es bei einer überwiegend ackerbautreibenden Bevölkerung nicht anders sein kann, so wurde auch im verflossenen Jahre die Entwicklung des gesammten Wirthschaftslebens wesentlich beeinflußt durch die Ernte-Aussichten und den spätem faktischen Ausfall der Ernte. Was den Stand der Saaten anbelangt, so gab man sich zu Anfang des Jahres den günstigsten Erwartungen hin ; die Witterung des 1872er Herbstes war dem Anbau der WinterHalm- und Oelfrüchte sehr günstig; und es war denn namentlich auch mit Oelsaaten eine ungewöhnlich große Fläche Landes bebaut worden; während des ungewöhnlich milden Winters 1872/73 wurde die Vegetation nicht, unterbrochen, und es litten die Pflanzen nicht den geringsten Schaden, so daß man einer sehr reichen Ernte in Oelsaateu entgegensehen konnte, eine Erwartung, die sich

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auch vollständig erfüllen zu wollen schien, indem der Verlauf des Frühjahrs der weitern Entwicklung der Oelfrucht ziemlich günstig war. Auch die Winter-Halmfrüchte zeigten beim Beginn des Frühjahrs einen recht befriedigenden Stand ; und wenn schon vielseitig auf die fühlbaren Spuren des Rostes hingewiesen wurde, der sich an den Pflanzen bemerkbar machte, so glaubte man doch, diesem Umstände könne keine große Bedeutung beigemessen werden. Die als günstig betrachteten Ernte-Aussichten waren es denn auch, welche Anfangs die Hoffnung unterstützten, daß die in Wien zum Ausbruch gelangte Börsen-Crise für Ungarn ohne wesentlichen Nachtheil vorübergehen werde; leider aber erwies sich nur zu bald, daß die auf die Ernte gesetzten Hoffnungen sich nicht erfüllen sollten. Der Anfangs nur auf den Blättern wahrgenommene Rost übertrug sich auch auf die Aehren und verursachte ein gänzliches Fehlschlagen der Ernte-Aussichten, von dem fast kein Theil Ungarns verschont blieb. Die Ernte in Ungarn fiel demnach so gering aus, daß kaum der eigene Bedarf des Landes gedeckt schien, und, zum Ersätze für die denn doch stattfindende Körnerausfuhr in das benachbarte Oesterreich, sowie für die Mehlausfuhr der hiesigen Dampftnühlen-Etablissements, beträchtliche Quantitäten Waizen aus den Donaufürstenthümern und in kleinerm Maaßstabe auch aus Galizien bezogen werden mußten.

m In Roggen war das Mißrathen noch entschiedener, weil sich zu dem Roste noch stürmische, naßkalte Witterung während der Blüthe gesellte, was zur Folge hatte, daß die Aehren theilweise leer blieben. Ungarn war deßhalb genöthigt, einen nicht unbedeutenden Theil seines Bedarfes durch Zufuhren aus Galizien zu decken, während eiu Export von Belang nicht stattfand.

Was Sommerfrüchte anbelangt, so gerieth von diesen Gerste und Hafer ziemlich gut, und es hat in ersterem Artikel auch eine nicht unbedeutende Ausfuhr stattgefunden.

Die Mais-Ernte im Allgemeinen lieferte bedeutend weniger als einen Durchschnittsertrag, und da der Consum in diesem Artikel im Lande ein sehr bedeutender ist, so dürften zur Deckung des Bedarfes Zufuhren aus den Donaufürstenthümern als Ersatz für die in westlicher Richtung stattfindende Ausfuhr nothwendig werden.

Dies sind in dürren Umrissen die Ergebnisse der vorjährigen Ernte, welche, weil auch Wurzelgewächse nicht befriedigend gediehen,
zu den ungünstigsten gezählt werden muß, welche Ungarn seit einem Deccnnium gehabt hat, und die von den ungünstigsten Folgen für das ganze Verkehrsleben, sowie für die Erwerbsverhältnisse Ungarns im Allgemeinen gewesen ist.

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Das unglückliche Zusammentreffen des Mißwachses mit der Börsenkrise des verflossenen Jahres und die Nachwehen der unmittelbar vorangegangenen beiden Mißernten der Jahre 1871 und 1872 hat in Ungarn einen Zustand der Lähmung aller Geschäfte hervorgerufen, wie derselbe seit vielen Jahren nicht vorgekommen ist; die Consumätionsfähigkeit des Landes hat in solcher Weise gelitten, daß die indirekten Steuern einen beträchtlichen Ausfall in den Staats-Einnahmen ergaben. Es soll hier nur konstatirt werden, daß das Tabakmonopol allein einen um fl. 1,950,000 geringem Reinertrag als im Jahre 187'2 lieferte, und der Salzconsum, welcher ebenfalls durch die in staatlicher Regie befindliche Produktion gedeckt war, um 158,000 Zentrier abnahm. Blit Besorgniß sieht man unter solchen Verhältnissen der nächsten Ernte entgegen, über die sich heute nur so viel sagen läßt, daß die jungen Saaten bisher mit sehr widrigen Witterungsverhältnissen zu kämpfen hatten, weil der beinahe gänzlich schneelose und an Niederschlägen sehr arme, wenn auch nicht eben strenge Winter 1873/74 einen nicht unbedeutenden Thcil der Wintersaaten vernichtet hat. Inwieweit der Sommer-Anbau diese Lücken ausfüllen wird, läßt sich heute noch nicht sagen.

Gesetzgebung und Terwaltnng.

Das wichtigste Moment der volkswirthschaftlichen Geschichte des verflossenen Jahres ist die Ausarbeitung eines neuen HandelsGesetzbuches,i welches,i das im Allgemeinen als vortrefflich anerO kannte deutsche Handels-Gesetzbuch zur Grundlage nehmend, berufen ist, eine längst und schmerzlich gefühlte Lücke auszufüllen.

Dasselbe ist von einer Commission Sachverständiger durchberathen und entsprechend verbessert worden, und dürfte im nächsten Herbste dem ungarischen Reichstage zur Berathung vorgelegt werden.

Von Wichtigkeit ist auch die Beseitigung eines Konfliktes, welcher die Existenz des hier äußerst wohlthätig wirkenden Börsenschiedsgerichtes bedrohte: Veranlaßt durch eine auf völliger Unkenntniß der Verhältnisse beruhende Denunciation beabsichtigte nämlich das vormalige Finanz-Ministerium, die schiedsrichterlichen Urtheile mit den ungeheuersten Stempeltaxen zu belegen, welche die fernere Wirksamkeit des Börsen-Schiedsgerichtes unmöglich gemacht haben würden. Nach vieler Mühe ist es gelungen, den Minister zur Aufhebung seiner bezüglichen Verfügungen zu bewegen. Die Angelegenheit soll nun gesetzlich geregelt werden, und es ist der betreffende Gesetzentwurf bereits ausgearbeitet worden. Es kann

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von demselben gesagt werden, dal» er zwar die bisherige Gebührenfreiheit beseitigt, aber doch nicht in einer Weise drückend einwirkt, die wie die früheren Verfügungen die Institution dieses Schiedsgerichtes gänzlich in Frage gestellt haben würden.

Conimuiiikationen.

Die Entwicklung des ungarischen Eisenbahnnetzes hat auch im verflossenen Jahre wieder bedeutende Fortschritte gemacht, und zwar beträgt die Länge der im Laufe des Jahres 1873 vollendeten und dem Betrieb übergebenen Linien 130,08 Meilen. Da nun bis y.um Schlüsse des Jahres 1872 im Ganzen 705,8* Meilen Eisenbahnen im Betriebe waren, so belief sich die Gesammtausdehnung am Schlüsse des Jahres 1873 auf 836,s2 Meilen, wonach auf eine Quadratmeile 0,15 Meilen Bahnlänge entfallen.

Die Betriebsergebnisse sind allerdings für das Jahr 1872/73 zum Theil sehr unbefriedigend; es darf aber bei Beurtheilung derselben nicht außer Berücksichtigung gelassen werden, daß ein nicht unbedeutender Theil der neu eröffneten Linien, insbesondere die Bahn Carlsstadt-Fiume, sowie eine läugere Strecke der Nordostbahn, erst in den letzten Monaten des Jahres in Betrieb gesetzt wurde, und dei1 Verkehr übrigens auch auf den meisten Linien noch nicht Zeit genug gehabt hat, sich in Wünschenswerther Weise zu entwickeln. Auch veranlaßte die allgemeine Verkehrsstockung ein Sinken der Einnahmen bei den meisten rein ungarischen Bahnen.

Trotzdem läßt sich nicht läugnen, daß sich Ungarn mit dem überstürzten Ausbau seines Eisenbahnnetzes und den zur Ermöglichung desselben übernommenen Zinsengarantien eine schwere Last aufgeladen hat. Es betrugen die bezuglichen Leistungen, resp. die vom Staate zu den Erträgnissen der einzelnen Bahnen Ogezahlten ZuO Schüsse, im Verlaufe der nachstehend bezeichneten 5 Jahrgänge 1868 Gulden öster. Whrg. 1,98,462 1869 ,, ,, 8,26,512 1870 ,, ,, 2,313.435 1871 ,, ',, .

3,827,881 1872 ,, ,, 9,202,600 zusammen ,, ,, 16,458,950.

Für das Jahr 1873 liegen die abgeschlossenen Rechnungen noch nicht vor ; doch dürften in diesem Jahr die Zuschüsse wohl schon auf mehr als 12 Millionen Gulden angewachsen und pro 1874 auf mindestens 16 Millionen Gulden zu veranschlagen sein, wobei aber der bei eigenem Betrieb der Staatsbahnen gemachte Verlust noch nicht in Anschlag gebracht ist, so daß die Gesammtzusehüsse, welche der

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Staat bis Ende 1874 zu leisten haben wird, schon auf circa 50 Millionen Gulden anwachsen möchte.

Das Anlage-Kapital der auf dem Gebiete der ungarischen Krone befindlichen Eisenbahnen stellt sich am Schlüsse des Jahres 1872 wie folgt.

Ueberhaupt.

Oesterreichische Staatsbahn Hauptbahnen fl.

,, Staatsbahn Vizinalbahnen ,, ,, Südbahn . . ,, Theißbahn ,, Erste Siebenbürgerbahn . . ,, Alfold Fiumanerbalm . . . ,, Fünfkircher Barcserbahn . . fl Mohacs Fünfkircherbalm . . ,, Ungarische Ostbalm*) . . . ,, Kaschau Odderbergerbahn . . ,, Nordostbahn . . Hauptlinien ,, ,, . Vizinalbahnen ,, Arad Temesvarerbahn . . . ,, Ungarische Westbahn . . . ., Uiigarisch-Galizische Bahn . ^ Donau-Drau Bahn . . . . ,,

per Meile Bahnlinie.

108,827,195

fl.

»87,453

1,098,391 67,532,344 47,798,546 35,000,000 37,000,000 6,913,200 7,186,884 50,656,084 48,045,855 42,544,711 3,568,754 5,703,200 29,234,892 6,800,000 6,701,000

,, ,, ,, ,, ,, ,, ,, ,, ,, ,, ,, ,, ,, ,, ,,

193,380 «86,095 «22,701 91(5,23« 713,322 774,154 898,368 941,213 1,200,84« 744,700 420,372 756,393 728,000 800,000 507,724

Platzverhältnisse.

Die Ueberstürxung, mit welcher beim Ausbau des ungarischen Eisenbahnnetzes vorgegangen wurde, und die Mißachtung, welcher die Verkehrs-interessen des hiesigen Platzes Seitens
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Regierung, sowie der städtischen Verwaltung nicht denjenigen Grad der Achtung, auf den er mit Recht Anspruch machen kann ; hiezu trägt wohl auch der Umstand bei, daß sich der hiesige Handel ganz überwiegend in den Händen deutscher Juden befindet, eines Elements, das in national-ungarischen Kreisen nur geringen Sympathien begegnet. Man hat es nun gänzlich ignorirt, daß das AufblühenBudapests ganz vorwiegend dem zu großartigen Dimensionen entwickelten Handel zu verdanken ist und der von demselben in's Leben gerufenen Industrie; demgemäß hat man bei der Anlage und beim Ausbau des neuen ungarischen Balmnetzes einen Grad von Dezentralisation Platz greifen lassen, welcher die sonderbare Anomalie zur Folge gehabt hat, da3 keine einzige der seit 1867 neugebauten Bahnen den hiesigen Platz berührt oder in denselben einmündet. Die Regierung hintertrieb sozusagen geflissentlich den Bau der in Budapest mündenden Bahnen, von denen einige eine wahre Lebensfrage für den Verkehr des Platzes bilden, und die neugebauten, Budapest nicht berührenden Transitlinien boten nun das Möglichste auf, durch Gewährung billiger direkter Frachten den Verkehr mit dem Auslande von Budapest ab und auf ihre Linien hin zu lenken.

Da nun die beiden für den hiesigen Handel wichtigsten Transportanstalten, österreichische Staatsbahn und Donau-Dampfschiffi'ahrts-Gesellschaften gleichfalls den Grundsatz befolgen, den direkten Verkehr mit Umgehung Pests durch Bewilligung wohlfeiler Frachten zu begünstigen, und anderseits die städtische Verwaltung den hiesigen Handel mit, unerschwinglichen Abgaben belastet, so kann es nicht befremden, wenn der Handel der ungarischen Landeshauptstadt sich in seiner Existenz bedroht, sieht, und man ein beträchtliches Sinken desselben für die nächste Zeit prognosticirt. Es erscheint dies um so wahrscheinlicher, als die gemachten Fehler sich nicht so leicht wieder ausgleichen lassen. Die verfehlte Anlage unseres Eisenbahnnetzes würde den Bau mehrerer, Pest zum Ausgangs- resp. Eingangspunkte nehmender Linien erfordern; daran kann aber bei den gegenwärtigen Verhältnissen nicht gedacht werden ; denn dem Staate mangeln momentan die Mittel dazu, und Privat-Unternehmer werden sich schwerlich finden ohne Gewährung von Zinsgarantien, die aber unter obwaltenden Umständen Niemand zu fordern wagt.

Was endlich die von der
städtischen Verwaltung dem Handel auferlegten Lasten anbelangt, so würde die Beseitigung dieser Abgaben dem städtischen Budget einen Ausfall von circa 800,000 Gulden verursachen, auf den einzugehen die städtische Verwaltungjsehr wenig Neigung zeigt, zu spät wird man sich vielleicht

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doch zu dem entschließen, was heute dem Handel Pests noch aufhelfen könnte; dessen Wirksamkeit wird aber dann fraglich sein.

Spezial-Naehrichten über den Verkehr in den einzelnen Produkten.

Der Getreidehandel konnte sich unter dem Einflüsse der bereits geschilderten ungünstigen Verhältnisse während des ganzen Jahres zu keiner großen Bedeutung entwickeln. In Wnimi waren die Vorräthe, welche aus der 1872er Ernte dem Handel zu Gebote standen, sehr geringfügig, und es vermochten die hiesigen Dampfmühl-Etablissements, auf deren Einkäufe sich der A7erkehr beschränkte, nur mit Mühe und zu fortwährend steigenden Preisen ihren sehr reduzirten Bedarf zu decken. Die Täuschung-, welcher man sich im Frühjahr über die Ernte-Aussichten hingab, und die auch von den Produzenten getheilt wurde, veranlaßte im März ein etwas stärkeres Anschwellen der Zufuhren ; und da zu derselben Zeit auch aus den Donaufürstenthümern einige Zufuhren eintrafen, für welche die Regierung die zollfreie Einfuhr bewilligte, so begannen um diese Zeit die Preise eine rückgängige Tendenz einzuschlagen, die aber nur von vorübergehender Dauer war; denn bald genug gewannen wieder Befürchtungen für den Saatenstand die.

Oberhand, und weil auch die Vorräthe sich immer rascher zu räumen begannen, so nahmen die Preise wieder einen rapiden Aufschwung und erreichten um die Mitte des Juni den Höhepunkt des ganzen Jahres, der auch zugleich der höchste Stand war, den die Waizenpreise im Laufe dieses Jahrhunderts je erreicht hatten.

Gegen Anfang Juni waren hier die AVaizenvorräthe so vollständig geräumt, daß die meisten Mühlen genöthigt waren, ihren Betrieb ganz oder theilwcise auf circa 2 Monate einzustellen. Dieser Umstand veranlaßte die Oekonomen, die Ernte möglichst zu beschleunigen, über deren Resultat man sich noch beim Beginn des Schnittes großen Täuschungen hingab ; schon im Laufe des Augusts kamen größere Zufuhren an den Markt, die von den Mühlen begierig aufgekauft wurden. In dieser Zeit wurden auch von der Schweiz versuchsweise einige Bezüge gemacht, denen indessen keine weitern folgten; denn mit dem konstatirten Mißrathen der Ernte begannen im Herbste die Preise eine steigende Tendenz einzuschlagen. Dieselbe dauerte ohne Unterbrechung bis zum Schlüsse des Jahres fort, indem die aus der Wallachei angekündigten großartigen Zufuhren des niedern Wasserstandes wegeii das Eiserne Thor nicht zu überschreiten vermochten. Unser Produkt wurde dadurch dem Auslande inconvenabel gemacht.

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Das Geschäft in R o g g e n folgte beinahe regelmäßig den Schwankungen des Waizenhandels ; auch in diesem Artikel konnte wegen zu geringer Vorräthe in der ersten Jahreshälfte ein Verkehr mit dem Auslande nicht stattfinden. Die Ernte darin fiel noch ucgünstiger aus, als die Waizenernte, so daß der Bedarf des Landes nicht gedeckt erschien und in der zweiten Jahreshälfte die Preise einen sehr hohen Stand erreichten, welcher" nicht unbedeutende Zufuhren aus Galizien heranlockte. Die Bahnen bewilligten für diese Trausporte Vergünstigungen hinsichtlich der Frachtsätze.

G e r s t e und H a f e r geriethen im Jahre 1873 ziemlich gut, und es wurden vom erstem Artikel auch nicht unbedeutende Quantitäten nach dem Auslande exportirt, während von Hafer nur die gewöhnlichen Abladungen zur Deckung des Bedarfes der cisleithanischen Reichs-Hauptstadt Wien stattfanden.

Die Preise beider Artikel stellten sich ziemlich hoch in der zweiten Hälfte des Jahres, weil das vorausgesetzte Mißrathen der Mais-Ernte zur Zurückhaltung der Vorräthe veranlaßte.

In M a i s fand zu Anfang des Jahres ein ziemlicher Verkehr statt; auch wurden nach dem Auslande nicht unbedeutende Versendungen gemacht. Als jedoch die Aussichten für die Ernte sich im Sommer sehr ungünstig gestalteten, hörten diese Versendungen auf, weil das Ausland der hiesigen Preissteigerung nicht folgte. Die 1873er Mais-Ernte lieferte nun in der That bedeutend weniger als einen vollen Durchschnittsertrag; doch wurde dies, theilweise wenigstens, ausgeglichen durch die schöne, haltbare Qualität der neuen VVaare, was ein bei diesem Artikel sehr seltener Fall ist; auch ko'nnte dieselbe sogleich nach der Ernte in den Handel gebracht werden.

Zu den Artikeln, die in Ungarn einen nicht .unbedeutendenr Gegenstand des Verkehrs bilden, gehört in guten Jahren auch rohe Hirse, welche Anfangs des Jahres mit fl. 2. 80--90 Krz. per Metze à 82 » Wiener Gewicht, später aber, als sich herausstellte, daß die Ernte mißrathen, mit fl. 4. 40 bis fl. 5. gekauft wurde; geschälte Hirse hob sich von fl. 6 bis 6. 25 Krz. auf fl. 7. 75 bis fl. 8 per Zentner ; doch fand dann nur für Lokalbedarf einiger Verkehr statt.

Die Preise der fünf Haupt-Getreidegattungen stellten sich nach den Notirungen der Pester-Waaren- und Effektenbörse von Woche zu Woche und nach dem mittleren Durchschnitt der erzielten Verkäufe wie folgt :

707

Datum.

Waizen.

·Roggen.

Gerste.

Hafer.

Mais.

Zentner.

80®

728:

50 S

Zentner.

In Kreuzern österreichischer Währung.

1. Januar

8.

15.

23.

30.

,, ,, ,, fl

5. Februar

12.

19.

,, ,,

26.

,,

5. März

12.

,,

19.

26. ,, 2. April 9. ,, 16. l 23. ^

3o.7. Mai; 14. ,, 21 - * 28- *

4. Juni

11.

18.

,,

25. ;

1. Juli

9.

16.

23.

30.

,, " " ,,

6. August

13.

20.

27.

30.

·,, l ,, ,,

697 698 697 700 720 720 728 742 760 763

400 400 400 400 400 400 400 400 437 428 437

755

428

728 725 725 725 740 755 765 760 760 775 785 805 822 860 620 620 _

427 42* 427 433 432 438 447 458 447 448 457 493 545 575

-- -- 725 730 742 748 ~

-- -- 513 568 587 580 ~

695

-- -- --.

262 275 275 275 275 275 275 275 297 303 302 303 302 308 307 293 292 328 345 345 325 325 326 325 357 358 .--.

-- -- -- -- -- --.

325 325 ~

170 170 175 175 175 175 175 170 170 170 170 170 170 170 175 175 175 175 175 175 175 175 175 190 215 215 192 185 180 192 193 197 198 192 188 ~

355 340 340 345 362 363 362 350 345 350 355 355 355 355 345 340 340 345 345 340 340 340 340 365 405 395 355 355 365 372 370 365 417 428 480

708

Datum

Waizen.

Koggen.

Gerste.

Hafer.

Mais.

Zentner.

80 U

72 U

50 K

Zentner.

In Kreuzern österreichischer Währung.

8.

., 15.

,, 22.

,, 29.

.n 5. Nov.

12. ,, 19. ,, 26. ,, 3. Dez.

10. ,, 17. ,, 24. ,, 31. ,,

747 733 712 715 730 735 735 725 730 732 745 760 755 765 780 755 765 780

570 560 550 560 560 560 560 550 525 517 528 560 560 570 570 555 555 555

Jahres- Durchschnitt in Krz.

öster. Whg. .

738,8

491,4

3. Sept.

10. ,, 17. ,, 24. ,, 1. Oktober

345 345 345 345 360 370 362 348 362 370 370 380 388 377 378 377

180 180 180 180 184 184 187 203 202 203 207 210 208 207 210 210 213 210

480 480 480 480 480 477 378 387 488 487 477 497 455 465 465 460 460 445

328,c

186,6

401,2

345 345

Für die fünf Jahre 1869/73 stellten sich die Durchschnittspreise der fünf Hauptgetreidegattungen, ebenfalls nacîi den Tagesnotirungen der Pester Waaren- und Effekten-Börse berechnet, wie folgt : Waizen.

Roggen.

Gerste.

Hafer.

Mais.

per 50 pr. 50 per 80 ft per 72 ti per 50 S Kilogr.

Wr. Gew. Wr. Gew. Kilogr.

Wr. Gew.

230,o 1869 446,4 185,7 303,4 292,9 315 1870 524,3 224,3 253,8 321,9 340 1871 616,6 204,4 351,9 260,6 396 1872 669,5 175,8 362,3 276,6 401 1873 738,8 491,4 328,o 186,6 272,4 195,4 336,5 Durchsehnittt 599,i 366,2

Die Preise sämmtlicher Artikel, mit Ausnahme des Hafers, weisen somit eine constante Erhöhung auf.

Was die in den hiesigen Handel gekommenen Quantitäten anbelangt, so ergeben sich diese aus der nachfolgenden, auf die Ausweise der sämmtliehen betreffenden Transport-Resultate basirten Darstellung.

Monatliehe Zufuhren in Budapest.

luonat.

Metzen.

Januar .

Februar .

März . .

April . .

Mai Juni . .

Juli . .

August .

September Oktober .

November Dezember .

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

Total

.

Waizen.

Roggen.

Gerste.

Hafer.

Mais.

20,137 21,584 79,232 156,986 216,309 247,964 52,824 23,089 47,148 45,633 81,894

11,292 1,285 114,327 105,927 87,696 28,463 26,302 17,242 60,046 53,780 69,090 18,568

1,349,786

594,018

v

178,599 177,136 587,771 369,992 289,018 110,227 53,303 665,102 1,306,824 788,755 531,288 525,126

29,003 23,063 36,102 28,305 65038 16,731 15,360 47,497 67,646 58,906 54,595 47,646

8,974 8,743 25,213 7,529 86,036 83,918 92,661

24,220 17,630 75,336 108,840 81 866 123,072 68^356 118,472 131,162 85,106 115,612 82,058

Metzen

5,583,216

489,892

582,018

1,031,730

·n Tt 11

·n ',1 ;i n ·n

25,422 33,333 47,583 61,990

37 616

356 986

Diverse.

o

<£>

Monatliche Gesammt- Versendungen von Budapest.

ATrtnai inoliai.

Metzen.

Januar Februar .

März . .

April . .

Mai Juni . .

Juli . .

August .

September Oktober .

November Dezember

Waizen.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

·n ·n

487 1,312 1,634 29,423 2,952 1,244 14,487 2,382 4,036 20,816 7,957 709

Total

.

Metzen

87,799

. .

. .

. .

·n ·n ·n ·n i> ·n ·n ·n n V)

G ·esammt-Zufi ihr .

Gesammt-Versendung

Koggen.

Gerste.

Hafer.

Mais.

Diverse.

553 2,460 2,654 633 1,082 4,975 5,530 2,978 7,293 2,711 1,142

2,446 1,024 8,253 1,080 3,486 4,571 1,235 2,132 20,836 22,291 59,321 23,003

300 1,110 660 6,508 2,886 8,288 2,320 19,350 7,160 36,860 7,846

939 3,515 16,695 24,555 43Ì386 70,722 24,932 50,706 28,351 8,326 3.372 5^707

4,110 4,565 17,499 22,576 6,894 1,543 6,446 393 243 1,056 --

32,011

149,678

93,470

281,204

65,325

190

IHetzen 9,6S 0,660 ,, 709,487

Oll

711 M a h 1 p r o d u k t e.

Wie schon bemerkt, waren die Bestände in Waizen, welche aus der Ernte des Jahres 1872 in das neue Jahr hinübergenommen wurden, im Lande so gering, daß sich schon in den ersten Monaten Mangel an Waare herausstellte, und die Mühlen-Etablissements sich genöthigt sahen, ihren Betrieb auf die Hälfte der durchschnittlichen Mahlfähigkeit zu reduziren.

ö Die ganzen Zufuhren, welche in wallachischem, serbischem und russischem Waizen gemacht wurden, genügten aber gerade nur, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Ende Mai und Anfangs Juni waren aber auch diese verbraucht, und es sah sich der größte Theil der hiesigen Mühlen genöthigt, die Vermahlung gänzlich einzustellen; dieselbe wurde erst Anfangs August wieder aufgenommen, dann aber bis zum Schlüsse des Jahres mit aller Kraft fortgesetzt.

Was den Geschäftsgang anbelangt, so war derselbe im Ganzen ein befriedigender und die Nachfrage im Inlande, sowie die Befriedigung des österreichischen Bedarfes beinahe ohne Unterbrechung eine gute ; diesem Umstände ist es besonders zu verdanken, daß der Betrieb sich im Durchschnitt lohnend für die Einzelnen gestaltete; denn nach dem Auslande war der Betrieb ein durch die hohen Preise sehr erschwerter, und es blieb daher auch der Verkehr mit dem Auslande ein weit geringerer als in den unmittelbar vorangegangenen Jahren.

Vermählen wurden in den letzten vier Jahren von den hiesigen Mühlen-Etablissements folgende Quantitäten: Jahrgang.

Waizen. Zentner.

Koggen. Zentner.

1870

5,932,169

280,603

Zusammen Zentner.

6,212,772

1871

6,545,119

179,594

6,724,713

1872 1873

6,379,558 5,163,076

264,648 173,016

5,644,206 5,336,092

Hieraus wurden folgende Quantitäten Mehl gemacht: Jahrgang.

Mehl. Zentner.

1870 1871 1872 1873

4,784,371 5,098,848 4,234,688 4,005,269

Kleie. Zentner.

. 1,187,874 1,327,916 1,149,912 1,128,716

Zusammen Zentner.

5,972,245 6,426,765 5,384,780 5,132,985

712 Der Meliliìnpwt betrug im Jahre 1873 Zentner 213,161. Dagegen wurden vom hiesigen Platze versendet : durch die,o»teiT. Staatsbalm . . .

.

. Ztr. 1,751,134 ,, ,,rSüdbahn,; ' , . .; . . .

.

. ,, 585,926 ,, = ,, ..jiugar. Staatsbahnen . " .

. . -^ 367,697 ,, ,, österr.Douau-üatnpfschiö'fahrts-Gesell' ; schaft . . .

.

.

.

.

,, 768,444 ,, ,, 483,175 w uàgar. Dampfsclufffahrts-Gesellschaft .

<"

,

" Zusammen Ztv. 3,956,376 Versendungen im Jahre 1872 ,, 3,601,012

f ;, ? -.·/"'.. · · · " · "

1871

- " 5'072'927

Nach den überseeischen Absatzmärkten wurden im verflossenen Jahre in Mahlp'rodukten über Triest folgende Quantitäten etfportirt: nach Rio Grande do Sul .

.

.

. Fässer 18,007 ,, Bah'ia ., ; ,, 30,974 Rio "Janeiro .

.

.

.

.

.

,, 18,856 fl ,, St. èatharina .

.

.

.

.

.

,, 3,687 ,, Fernambuco .

.

.

.

.

· n 64,185 ,, Santos .

.

.

.

.

.

.

,, 3,512 .

.·-.-.

.

.

.

,, 14,704 w . England Y, Alexaüdrien .

.

.

.

.

.

,, 5,830 ,, ,, .

.

.

.

.

. Ballen 3,088 ,, Bombay Fässer 2,532 ,, der Levante und Griechenland .

. Colli 3,182 ,, Albanien und Dalmatien .

.

. Säcke 110,324 , , Italkn .

.

.

.

.

.

.

,, 3,937 ,, Fiume .

.

.

.

.

.

.

,, 36,187 ,, England .

.· .

.

.

. Ballen 96,690 Triest bezog aus Ungarn und den österreichischen Provinzen im Ganzen 402,393 Ztr. Mehlprodukte, von welchem Quantum nicht mehr als 156,847 Ztr. auf die Bezüge aus Ungarn entfallen.

% a &i

Die Preise gestalteten sich von Monat zu Monat wie folgt: .

CD

pg: et

Monat.

·

TagO Nr. 0.

CH & (p

Fr.

M Januar Februar 3 JH März .

W April .

Mai . .

H h^ Juni .

Juli . .

August .

September Oktober November Dezember PJ

T) W

*-

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

. .

. · . .

'

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;

1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 31

1

.

.

.

Klaie Pein. | Grob.

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

8Vi.

/

9.

Fr.

Fr.

Fr.

Fr.

Fr.

Fr.

Fr.

Fr.

Fr.

Fr.

Fr.

Fr.

4.50 5. -- 5.50 5.80 6.50 7_ _ 9! -- 7.50 7. 7. -- 6.40 7. 7.20

2.70 2.90 3.-- 3.--, 2.90 3.10 3.60 3.50 3.80 3.30 3.20 3.30 3.50

1.80 1.90 2.10 2. 2. 2.30 2.50 2.50 2.80 2.40 2.20 2.70 2.80

16.20 15.60 15.-- 14.60 13.70 12.20 10. 10 9. 30 8.10 7.10 16.20 15.70 15.20 14.70 13.80 12.- 10.-- 9. -- 8.-- 7.-- 17.20 16.70 16.20 15.60 14.80 13.-- 11.-- 9.80 8.80 7.80 17.20 16.60 16.- 15.30 14.30 12.80 10.70 9.50 8.50 7.50 17.30 16.70 16.20 15.40 14.40 12.80 10.80 9.70 8.80 7.80 17.60 17.20 16.40 15.70 14.80 13.20 11.40 10.40 9.50 8.60 17.75 17.25 16.75 16.25 15.-- 14.20 11.50 11. - 10.50 9.80 17.-- 16.40 15.80 15.20 14.50 13.50 11.40 10.80 10.-- 9. -- 17.80 17.30 16.60 16.- 15.- 14.20 13.- 12.20 11.20 10.-- 17. 40|16. 70 16.20 15.30 14. 30 13.40 12.30 11.30 10.30 9.30 17. 40jl6. 80 16.20 15.40 14.50 13.60 12.-- 11. - 9.50 8.50 17. 80!l7.30 16.60 15.80 15.-- 14.-- 12.40 11. 30 9.80 8.80 17.30 16. 80 16.30 15.50 14.80 13.60 11.80 11.-- 9.40 8.50

Jahresdurchschnitt 17.20 16.68 16.10 15.33 14.44 13.17 11.31 10.37 9.32 8.32 6.30 3.20 2.28

713

714 Erwähnenswerth sind die Versuche, welche gegenwärtig in drei hiesigen Muhlen-Etablissements mit der neuen Erfindung des ausgezeichneten Mühltechnikers, Herrn Wegmann in Neapel, das Getreide mittelst Porzellanwalzen zu mahlen, gemacht werden. Man stellt» dieser neuen Erfindung > in den betreffenden Kreisen das günstigste Prognostikern and erwartet von derselben eine bedeutende Vereinfachung der Putzerei, sowie auch .die Erzielung eines beßeru Mahlresultates. Die Zeit wird lehren, inwiefern: sich die Hoffnungen der Interessenten (unter denen sich auch der als einer der tüchtigsten Fachmänner rühmlichst bekannte Herr Heinrich Haggenmacber von Winterthur befandet), verwirklichen werden.

Schafwolle.

Obgleich der Umfang des hiesigen Wollgeschäftes sich in Folge der durch eine ungünstige Conjunctur der Schafzucht verursachten Verringerung der ungarischen Wollproduction im Laufe des jüngsten Decenniums ebenfalls etwas verringert hat, so ist Pest neben Berlin doch auch heute noch der bedeutendsteSchafwollmarktt der europaischen Länder; dennder Jahresumsatz beläuft sich auf durchschnittlich 200,000 Ztr., welche größtenteils auf den alljährlich abgehaltenen 6Märkten verkauft werden.

, Im verflossene» Jahre waren die Conjuncturen des Wollgeschäftes folgende : Zu Anfang des Jahres war die Nachfrage eine beschränkte, und es mangelte bei der nicht ganz befriedigenden Lage der Wollenwaarenindustrie und den ziemlich hohen Preisen, welche für die Vorräthe gefordert wurden, an Käufern. Die ungünstigen Berichte, welche zu dem im März abgehaltenen Josefsmarkt von London eintrafen, verstimmten die ausländischen Käufer derart, daß diese sich beinahe ganzlich vom Geschäfte fernhielten nnd einzelne Sorten einen kleinen Rückgang erlitten. Der Umsatz betrug nur etwa 6000 Ztr. meist Monturwollen, die von österreichischen Fabrikanten gekauft wurden.

Auch der Anfangs Juni abgehaltene Markt (Metardimarkt) brachte, keinen bessern (rang im Geschäfte hervor. Einerseits fehlten Vorräthe in der neuen Schurwolle, welche in Folge der naßkalten Maiwitterung erst später eintrafen ; ander seits mangelten auch Käufer vom Auslande, ebenso wie aus Gestenreich, und es vermochte die Nachgiebigkeit der Besitzer keine großem Abschlüsse zu erzwingen, daher der Umsatz wieder auf etwa 6000 Ztr. beschränkt blieb.

Zu dem Anfangs Juli stattgefundenen Markte waren vom Auslande ziemlich zahlreiche Käufer eingetroffen, die sich auch mit nicht unbedeutenden Quantitäten am Einkaufe betheiligten, wogegen

,715 österreichische Fabrikanten nur ^mäßige Anschaffungen machten.

Der Gesammtabsatz dieses Marktes mag circa 30,000 Zhv betragen haben; doch mußten Besitzer abermals Zugeständnisse machen.

Der Anquot- (Johanni Enthauptung) Markt i nahm unter Betheiligung ausländischer und österreichischer Fabrikanten einen lebhaften Verlauf, und es gingen bessere Qualitäten auch zu etwas hohem Preisen ab, wogegen geringere Sorten etwas billiger abgegeben werden mußten. * Die Gesammtverkäafe dieses M&rktés dürften 28,000 Ztr. betragen haben.

An dem im November statthabenden Markte bildeten österreichische Reflectanten das Gros der Käufer; dieselben hatten aber in der Zwischenzeit die gewichenen Preise zu Ankäufen benutzt und concurrirten schwach. Die Verkäufe dieses Marktes betrugen circa 15,000 Ztr. und es erhielten sich feine Tuch wollen im Preise unverändert, wogegen geringere Binschuren fl. 5 bis 6 per Zentner einbüßten.

Am Neujahrsmarkte, der nach den Weihnachtsfeiertagen seinen Anfang nimmt, betheiligteö sieh fast ausschließlich österreichische Käufer, welche bei abnehmenden Vorräthen die am Leopoldsmarkt x bezahlten Preise bezahlen mußten.* ' Der Umsatz betrug circa 10,000 Ztr., so daß ari den 6 tìauptmärkten zusammen circa 95,000 Ztr. abgesetzt wurden. Außerdem wurden nach den Mittheilungen der hiesigen Agenten außerhalb der Märkte im gewöhnlichen Tagesverkehr circa 80,000 Ztr. verkauft, wonach sich der Gesammtumsatz auf circa 175,000 Ztr. beziffert.

Nach den Ausweisen dei hiesigen Transportanstalten wurden aber vom hiesigen Platze' Ztr. 217,108 versendet.

Die zwischen der auf Schätzungen beruhenden Angabe der Agenten und den Ausweisen der Transportart alten ssich ergebende Differenz mag daher rühren, daß letztere auch diejenigen Quantitäten nachweisen, über welche von den ausländischen Häusern schon im voraus abgeschlossen wurde und die daher nicht erst auf den Markt gebracht, sondern nur von hier aus versendet wurden. Möglicherweise sind auch die angeführten Schätzungen etwas zu niedrig gegriffen.

Mit der im verflossenen Jahre erfolgten Liquidation der Kammgarnspinnerei, welche eine Zeitlang den Markt, in Kammwolle fast ausschließlich beherrschte, durfte der hiesige Markt den ausländischen Käufern von Kammwolle wieder mehr Convenienz bieten.

Was die Preisbewegung der einzelnen Sorten anbelangt, so gestaltete sich diese von Markt zu Markt wie folgt:

»a

Gulden österr. Währung P ..

Gattungen.

Neujahrs:f markt ) 1 1872.

Jogefr markt<

Metardimarkt.

Johanni Leopolds- NeujahrsEnthavpmarkt marM. tangsmarki markt.

1873.

Wi-

1 _ Einschurun, Tuchwolle, hochfeine -- i -- 160-200 -- f.

"TM *° _ -- 130--1451135--155 128-140,135--143 H * feine · · 140--150 ,,, ,, mittelfeine 130-138 120--125 -- 1115-122 110--128 1G8-120;115-- m ,, ,, mittlere . 118--128 105--110 90--105 85--100 85--103 8.0--88 [ 90-110 -- -- '; __ Kammwolle, feine . .

115-120 114-120 % -- -- -- 100--102 100-110 104--109' 95--106100-108 ,, ,, mittelfeine -- .-- ., mittlere . 112--114 104--108! -- 82--95 80--95 76-85 n «-- -- ,, Sandwollen, feine . .

80--88 76-80 75-88 70--76 -- ,, mittelfeine 68-73 58--61 66--74 66-75 60-66 67--73 r< __ -- , ,,» ,, ,, ordinäre .

50--52 -- Zweischuren, Winienv, herrschaftl. 96-402 106--110 105--108 108--110 -- ,, 'F. W., ßebirgs . .

-_ H§-- 94 i 92-100 95--105 100--106 80--100 84-- 9K 5, bläuliche . . . . j -- -- ; 85-88 i -- 86-90 70--76 75--80 ,-- ; -- __ ., Theiß, beßere . . . 90--94 86--88 · -- ! 83--85 ,, _ ., geringere . . { 8-2-64 - 7 0 75 · 70-75 74--78 8--72 i 73-77 ' Miskotcz-Heves Gyonayos ] 86-- 90 -- ; 78-- 83 78--82 78--82 70-75 78--80 n _ i; __ ,,, ; ord. Baranjer . . . | -- _ i 75-77 i -- y.

Sommerw., Herrschaft, j -- 108--110' -- --* ,,_ ,, TJ'dße Gebirgswolle j 96 102 88 94 78-94 84-96 _* ,, bläaliclie . . . . j -- 70--76 | 75--80 -- "~ i i n

1

Gulden österr. Währung, Gattungen.

Josefsmarkt.

90--94

86-88 82-84 ßO-85

-- '

90-110

'.--

86--90

Metardimarkt.

Jnlimarkt

Johann! Leopolds- NenjakrsFnthanpmarkt tungsmarkt markt.

1873.

--

83-85 68-76 73--77 68-72 74--80 62^-64 100--105 90-&2 82^95 ^-, 73-76 72-75*

--

58-60

85--90 %

58--60

-- --....

68-75 47--57

--

72--75

140--145 85--9.5 9Q-93 . 80-85

75,-- 78 72--74

--

56--60

^~

; ~~

65-73 68--72

: · --·

62-- ,65 60-74

101--102 70^-72 68^-70 -- 82-84 80--82 54--55 52--53- 48-5λ 55^-56 48--52 48--52

->-.

IT-1

V

---K ^

-'

717

Zweischuren, Theiß, beßere . .

,, -n geringere . .

,, Miskotcz Heves Gyongyos ,, ord. Baranyer . . .

Lammwolle, feine . . . .

,, mittlere . . . . .

,, ordinäre . . . .

Hautwolle, feine ,, mittlere ,, ordinäre Gerberwolle, feine ^ mittlere . . . .

,, ordinäre . . ... .

Ziqaja. Siebenbürger Bau: Handwäsche . . .

fl ,, ,, geschwemmte . .

_ veredelte . . .

Zakel, Békéser · ,, -Ban: Handwäsche . . .

,, geschwemmte . .

fl

Nenjahramarkt 1872.

718 Rohe H ä u t e u n d Felle.

Im RohfedoigÄsehäft hat sich im Laufe des, Jahres InsofeHi eia Umschvmng vollzogen, als in Folge der ungünstigen Zeiiverhälluisse die nicht unbedeutende ungarische Gerberei-Industrie defart in ihrer Existenz .erschüttert^ wo nicht gänzlich zu Grunde gerichtet ist, daß deE bisher nicht unbedetitende Im,port von deutscher amerikanischer und auch Schweizer-Wääfe (Häute) gänzlich aufzuhören droht, und Ungarn nunmshä" wieder Auf den Export von Rindahäuteji angewiesen wird, daher auch die "Preise sämmtiicheF Gattttngen flinen beträclitlicljea Rückgang erfahre» habea.

Man notirte zu A n f a n g des J a h r e s d e u t s c h e OcJiseahäute fl. 76--78 per Ztnr., Kuhhäute fl. 85--S6 per Z|nr. U n g a riscb« Bdteeote'tft,efLM-^7ft KafeMitte I. 72--73, Ungarische Rohhäute ftr id"- 18. per Paar nadr ^«alftäl Am Sthlussfe; flßä Jtelw&'a dtvii t s e h e Öchsenhäute fLB6~ 67, Kulihättte1 ffr 72--74. Ulrgtiris^he Oehsenhäute fl. 5$*-60, Kuhhäute fl. 60-62.

Kalbfelle erhielten sich gefragt für" den Export und stiegen bei fortwährend lebhafter Nachfrage vou fl. 135^140 a«f fl. 145 148 per Ztnr.

Ein löbfeafteg! ©eschäffc findet hierein; Se&jf- und Limm-, sowie in Gais- und Kitzfellen ungarischer, siebenbür^^er, banntischer, serbischer, wallachischer, rumänischer und türkischer Herkunft statt; der Verkehr lieferte Ina Allgemeinen loefrredigendB 'Resultate, -und es waren die Pfeife3rfbJgencler

L

%

fl. -- - fl. 3--3. 80 t) "TM* ~** ,, 135--142

fl. 3, 20-3, 80

,,

115-125

, ,, _ _

138-145 145--155.

160-168?

140-16& 15ff-- 165

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150- 160

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180--192 > 150-158 Î35-14S 75-- 90

,, 7)

115--125 *^

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,, 150-165

"n "^^ V) ~ Lammfelle.

C 90--105 ·S) w 75-90 l 90-95 l 95-110 _. 78-85 n 85- 95 ,, 35- 45 w 35-50 ,, 78-- 85 s 75-90 ·a -- i^" ,, 175--185 W ^~ fl 135-145 » ' Ohne Nachfrage.

Ä 60 -- 85 f\l.

1

--r

XT

1

U"

71.9

Paar Schaffelle, deutsche vollwollige .

102 Stuck ; ,, sog. deutschwollige ,, serbische leichte . . .

·/> ,, ,, schwere . .

fi ,, wallachische leichte . .

·n ,, ,, schwere .

·n t ,, banaler leichte . . . ~ ·fr ,, ,, schwere . . .

D ,, siebeuburger . . . .

* Lammfelle, serbische 1> ,, türk. u. macedonische* fl d ,, deutbche wollige leichte T> ,, ,, schwere fl nGaisfelle, siebenburger . . . .

n ,, serbische T( ,, türkische « Kitzfelle, leichte ÏV ,, schwere . . . . . , < «-

November.

Mai.

Januar.

Gattung.

720 B orstenvieh.

Für, Borstenvieh ist die unmittelbar in der Nahe Pests gelegene Eisenbahnstation Steinbruch eine der bedeutendsten Ausgangsstellen dea Verkehrs, die Europa besitzt; denn es gelangen auf derselben jahrlich Durchschnittlich circa 500,000 Stück in den Verkehr, welche theils aus den dortigen umfangreichen Mästungen als Fettvieh ausgemästet, theils halbfett in den Handel kommen.

Nach, dem Jahresbericht der ungarischen Mastungs- und Vorschußgesellschaft in Steinbruch wurden im Jahre 1873 dem dortigen Platze zugeführt 485,720 Stück und versendet 447,730 Stück, und es belief sich der Werth des in Steinbruch umgesezten Borstenviehes a u f 28,710,000 Gulden. Z u r Mästung "wurden i n d e n °

» Schweinefett.

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Durch die außerordentliche Preissteigerung, welche im Laufe der letzten Jahre alle Getreidegattungen betroffen ? sind auch die Schlachtungsprodukte der Schweine im Preise gesteigert worden, was dieselben dem. Auslande inconvenabel gemacht hat; wo sonst der Bedarf durch ungarisches Schweinefett gedeckt wurde, da verbracht man gegenwärtig das bedeutend wohlfeilere amerikanische Produkt, und es hat Letzteres sich selbst an den ungarischen Markten Eingang verschafft. Man schätzt das Quantum des in Buda-Pest im Jahre 1873 "erzeugten Schweinefettes auf circa, 80,000 Ztnr. Die Preise variirten zwischen fl. 33l/2, fl. 33 und fl. 27 per Zentner und haben sich am Schlüsse des Jahres wieder auf fl. 42--43 gehoben für alte hiesige Staadtwaare inclusive Faß, wogegen anglikanisches Fett mit fl. 2735l/22bezahll t wurde.

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S p eck.

Der Verkehr beschrankte sich auf den Lokalconsum, und man bezahlte hiesige, luftgetrockneteWaaree mitflk 36--31/2/a und geräucherte mit Ü. 38--40 per Zentner.

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Oel-Saaten. T

Die Reps-Brnte dis Jahres 1873 lieferte ein sehr gutes Ergebniß, und pian schätzt dasselbe atf das Doppelte elfter gewöhnlichen Ernte, nämlich auf «ire» 3,500,000dis 4,000,000niederösterreichi-ache Metzen, wahrend die größte Ernte, welche Ungarn früher gemacht hat, sich, nicht hoher als auf 2 Millionea Metzen belief.

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Da davon nur ein relativ geringer Theil, nämlich höchsten» 500,000 Zentner, im Lande zu Oel verarbeitet wird, so war Ungarn mit dem Verkaufe der erübrigenden sehr bedeutenden Quantitäten, auf das Ausland angewiesen, das aber diesen außergewöhnlichen.

Zufluß nur zu gedrückten Preisen aufnahm ; doch blieben am Schlüsse de» Jahres auf hiesigem Lager . und in der Provinz zusammengenommen nur etwa noch 200,000 Hetzen unverkauft.

Die Preise hielten sich zu Anfang des Jahres für alte Waare auf fl. l!3/*--12, und drückten sich bis März auf fl. IO3/*--11 per 150 WienerPfund*" ' < _ ' ' Die im Juli auf dem Markt erschienenen neuen Waaren eröff-, neten à fl. 91/*--9 1/2 im August hob sich 4er Preis auf ft. 10 bis fl. 10 1/4, und da die Qualität deaRepsess befriedigte, sävermehrte^ l sich die Zahl derReflectantenn im Auslande, und es blieben bei dauernder Nachfrage bis zum Schlüsse des Jahres die Preise in langsam steigender Tendenz, indem sie auf fl.11 1/4*--11/2V» Per 150 Wiener Pfund giengen., ; ' · Prankreich, Belgien,, Norddeutschland und England waren 4 Je Länder, in denen, abgesehen von Oesterreich, der ungarische Rep» in diesem Jahre vorzugsweise Absatz fand, ', Für das neue Geschäft sind die Aussichten sehr ungünstig, weil in Folge der ungünstigen Witterung des Herbstes der Anbau beschränkt blieb und der schneelose, trokene Winter die Saaten sehr beschädigte, » ,, Wein.

Obgleich die 1872er .Weinlese! in Ungarn ein-quantitativ ziemlieh gutes Ergebniß geliefert und die Qualität der Waare wenig zu wünschen übrig gelassen hatte, theilweise sogar sehr gut ausgefallen war, so hat sich doch das Ausland nicht, veranlaß! gesehen, von hier aus stärkere Bezüge zu machen, weil die,preise hier einen übertrieben hohen Stand einnahmen. Man bezahlte für- 72er rothe Weine (Ofner) fl. 12--20, für Szegszander rothe fl. 10--15 per Österreich. Eimer, (583/-t Liter), welche -Preise dem Auslande nicht convenirten; trotzdem erhielten sich die Preise auf dem angenommenen, hüben Stand bis zur Lese 1878, -welche ziemlich reichlich ausfiel, wogegen die Qualität weniger befriedigte, als im Jahre 1872 daher auch die Preise-um circa 20--25% zurückgiengen.

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Der .ungünstigen Produktionsverhältnisse wegen blieb im verflossenen Jahr die Erzeugung von Spiritus eine beschränkte, und es vermochte derselbe nicht auf den Markten des Auslandes zu konkurriren.

Dia Preise hielten eich in den ersten 6 Monaten des Jahres auf 511/2--55 Kr., stiegen im Juli auf 57 Kr., und da die Aussichten auf .die Mais- und Kartoffel Ernte sich im Sommer sehr ungünstig gestalteten., auf 73 bis 75 Kr. per Grad, von welchem Stande sie sieh bis zum Schlüsse des Jahres wieder auf 6l1/2 Kr.

per Grad drückten, r ' A j .> " ff , T a b a k.

. / Tabak ist zwar Monopol-Artikel; seitdem aber die Regierung den Pflanzern erlaubt hat, auch für deh Export au produciren, hat sich in ( diesem Artikel doch einiger Verkehr mit dem Auslaade entwickelt. Das im Jahre 1872 für dea Export producirte Quantum dürfte sich auf "circa 60,000 Zentner belaufen haben, von welchem Quantum der größte Theil an die königlich italienische Regierung, der Rest nach-Deutschland abgesetzt wurde» , Die Preise für gebüschelten Tabak hielten sich auf fl. 16 bis fl. 24, für lose Blatter auf fl. 11--13, für Ausschuß auf fl. 8--10; für die österreichische und ungarische Regie wurden 610,208 Zentner producirt, welche zum Durchschnittspreise von fl. 8. 98 Kr. per Zentner eingelöst wurden.

Zwetschgen.

Einen bedeutenden Gegenstand des Verkehrs bildeten im verflossenen Jahre türkische Zwetschgen, für welche Pest den Hauptstapelplatz bildet und welche in Bosnien, dem wichtigsten Produktionslande, sehr gut gerathen waren, während in Deutschland und Frankreich diese Frucht mehr oder weniger mißrathen war; die Nachfrage war daher eine ungewöhnlich starke und es läßt sich der Umsatz auf circa 400,000 Zentner angeben. Die geringen, von der Ernte 1872 verbliebenen Vorräthe wurden bei andauernder Nachfrage und fortwährend steigender Tendenz zu den Preisen von fl. 11 bis 16 per Zentner gekauft. Neue Termin-Waare, pro Oktober-November lieferbar, eröffnete im Mai mit fl. 12, und es hob sich bosnische Faßwaare im Juni auf fl. 13. 50, im Juli auf fl. 15, im August auf fl. 16, im September auf fl. 17. 50. Die einge-

728 troffenen neuen Sendungen wurden à fl. 17J/2 bis fl. 18 per Zentner begeben, und da die Nachfrage bis Schluß des Jahres ungeschwacht fortdauerte , so hob sich der Preis schließlich, bis auf fl. 21. Serbische Faßwaare, welche etwas geringer ist, war stets um fl. Î 1 /j-- fl. l*/2 billiger zu haben. / / ^

Handelsverkehr zwischen Ungarn und der Schweiz.

4 i Was endlich den Verkehr Ungarns mit der Schweiz speziell anbelangt, so war derselbe auch im verflossenen Jahre sehr gering, da die Preise des Hauptartikels Waizen von welchem nureinige* geringere Posten, theils probeweise, Absatz fanden, für die Schweiz keine Convenienz boten. Von andern Landesprodukten fand ein geringer Verkehr m Wolle, Leder, Bettfedern, Wein etc. statt, jedoch kaum n e n n e n s w e r t h , r - r f s , Von der Schweiz aus nach Ungarn war der Verkehr auch das letzte Jahr nicht bedeutend ; 7es haben Maschinen, Uhren, Broderien und Weisswaaren (ganz unbedeutend), Käse, Kirschwasser, Absynth, in geringen Quantitäten Absatz gefunden und werden den7 selben auch fernerhin erhalten, ,, Genaue Daten über den gegenseitigen Verkehr mangeln gänzlich.

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Bericht des schweizerischen Konsuls in Budapest (Hrn. Ulrich Keller von Oberegg, Thurgau) über das Jahr 1873. (Vom 1. Juni 1874, eingegangen am 12. gleichen Monats.)

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1874

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