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Schweizerisches Bundesblatt.

XXVI. Jahrgang. I.

Nr. 15.

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4. April 1874.

Bericht des

Schweiz. Konsuls in St. Louis (Hrn. C. F. Mathey von.

Lode) über das Jahr 1873.

(Vom 1. März 1874).

An den hohen Schweiz. Bundesrath.

Obgleich im verflossenen Jahre kein Portschritt zu bemerken war, können wir uns doch betreffs des Zieles, zu welchem wir gelangten, glücklich schätzen. Das Geschäft im Frühjahr war sehr gut und versprach, im Herbste noch besser zu werden ; doch die finanzielle, von Europa ausgehende Panik brach hier so plötzlich aus, daß während längerer Zeit Handel und Industrie gänzlich gelähmt waren.

Mit der Wiederbelebung unseres Geldmarktes faßten auch unsere Kaufleute wieder Muth und giengen mit gewohnter Energie und erneuerter Hoffnung an's Werk, und es schloß demnach, trotz der überstandenen Calamitäten, das Jahr 1873 befriedigender, als man, den Umständen gemäß, hoffen durfte. Die milde Witterung während des Winters, durch welche der Mississippi offen gehalten und demnach die Schifffahrt nicht beeinträchtigt wurde, trug wesentlich dazu bei, das Geschäft in dieser Saison zu einem lebhaften zu machon und sind, in Folge dessen, die Aussichten für das Frühjahr durchaus ermuthigend.

Bundesblatt. Jahrg. XXYI. Bd. I.

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530 Der Umsatz in Getreide und Mehl war etwas geringer, alsim Jahre vorher; obgleich -sich dieAnkäufe lind Verschiffungen von Mehlund Waizen um etwas besser gestalteten, war das Defizit in Hafen, Gerste und Roggen von* der Art, daß sich in dieser Branche im Allgemeinen -ein kleiner Abfallbemerkbar machte; die Hauptursache hierfür ist wohl nur in dei- finanziellen Krisis zu suchen, die gerade "diesen · Geschäftszweig mehr als -jeden anderen beeinflußte. - Die Fabrikation von''Mehl in den Mühlen dieser Stadt belief sich auf 1-,420,287 barreis, gegen bris. 1,294,798 im Jahre vorher; den grüßten Betrag fabrizirte die ,,Eagle Mill," den Herren E. O. Stanard und Comp. gehörend, welche bris. 168,331 lieferte, circa bris. 126,169 im Jahr 1872. Auch unterlasse ich nicht, der Engros-Handlung derHerren Meyer und Guye zu erwähnen, umsomehr, da letzterer Herr ein Schweizer und einer unserer geachtetsten Kaufleute, ist, Besagtes Haus, besitzt mehrere große Mühlen in Missouri, und Illinois, treibt einen- ausgedehnten Mehlhandel und zählt zu den, größten Firmen dieser Art in -unserer Stadt.

Wie im Jahr 1872, so" war auch im vergangenen Jahre der Handel in Schweinefleisch,, fast die wichtigste Geschäftsbranche unserer Stadt, überaus günstig. Der Verkehr mit dem Süden war größer alsje zuvor und wurden bedeutende Quantitäten nach dort verschifft.

Auch hat sich, in diesem Artikel unsere Produktionsfähigkeit durch das Etablissement der Herren Richardson und Comp., Eigenthümer der National-Viehhöfe (National Stock Yards), sowie durch das Wiedereröffnen der Häuser ,,Hamilton .und Bartle" und ,,Wm.

N. Wacqueen bedeutend vergrößert, und ich hoffe, Ihnen in meinem nächsten Berichte von der Gründung noch mehrerer derartiger Geschäftshäuser Mittheilung machen zu können, da St. Louis in der Lage ist, in dieser Branche noch mehr zu leisten. Versandt wurden im Laufe des vergangenen Jahres 202,104,000 Pfund, gegen 187,609/300 Pfund im Jahre vorher.

Die Tabakserndte in Missouri entsprach, in Folge der ungünstigen -Witterung,, nicht dea gehegten Erwartungen, obgleich der Umsatz im Handel größer war als im Jahr 1872. Es kamen 19,062.

hogshead auf den Markt, 12,676 im Jahr 1872; exportirt wurden 14,708 hhds., 9,241- im Jahre voller..

Obgleich der Begehr an Bauholz, jeder Art im Frühjahr in der Stadt groß" warund die Landungen
die des Jahres vorher bei Weitem ' überstiegen, waren die Verschiffungen nur gering und ließen viel zu wünschen übrig., Aehnlich verhält es sich mit dem Flachshandel. : Da dies aber überhaupt für uns nur, unbedeutende Geschäftsbräuchen sind, unterlasseich es,Näheres hierüber- mit,, zutheilen.



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531 Der Umsatz in Rindvieh, Schafen und Schweinen war außerordentlich gut, und haben wir alle Ursache, mit dem erzielten Resultate zufrieden zu sein. Ich glaube nicht, zuviel zu behaupten, wenn ich sage, daß hierin St. Louis. in nicht allzu ferner Zeit der wichtigste Platz der Union werden wird. Es gelangten nach hier 279,678 Stück Rindvieh und 86,434 Schafe, 263,404 Stück Rindvieh und 115,904 Schafe im Jahr 1872; verschifft wurden 180,662 Stück Rindvieh und 18,902 Schafe, gegen 164,870 Stück Rindvieh und 29,540 Schafe im Jahre vorher. .: Ebenfalls günstig war der- Handel in Baumwolle ; 59,709 Ballen wurden nach hier versandt, 36,421 Ballen im Jahr 1872; verschifft wurden 51,795 Ballen, 32,048 im Jahr 1872.

Die Sendungen von Hanf nach unserem Markte erreichten nicht die Höhe derjenigen im Jahre vorher; wir erhielten 16,860 Ballen, gegen 20,790 im Jahr 1872. Es wurden 4,000,000 yards Säcke fabrizirt, circa 3,618,500 im Jahr 1872.

In Blei verspricht Missouri von großer Wichtigkeit zu werden ; von Jahr zu Jahr wächst die Produktionsfähigkeit unserer Minen, und scheint St. Louis, an den Ufern des Mississippi und fast in der Mitte der Union gelegen, schon von der Natur bestimmt zu sein, in dieser Branche einer der wichtigsten, wenn nicht gar der erste, Stapelplatz Amerikas zu werden. In Fabrikation von Bleiweiß ist St. Louis die dritte Stadt der Vereinigten Staaten; sie wird nur von New-York und Boston übertroffen.

Gleichfalls ist der Verkehr in Produkten, Häuten und Pelzen ein befriedigender gewesen.

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, Unser Eisenbahnnez hat sich im Laufe des vergangenen Jahres etwas vergrößert und namentlich durch Vollendung der Cairo- und Fulton-Linie, durch welche uns ein werthvoller Handel durch Arkansas und Texas eröffnet wurde, einen überaus wichtigen Zuwachs erhalten.

Auch an Neubauten sind wir im vorigen Jahre nicht hinter 1872 zurückgeblieben: das ,,Laclede Hôtel," einem der reichsten Schweizer unserer Stadt, Herrn Bircher, gehörend, wurde vollendet, das neue ,,Lindeil Hôtel'1 verspricht eine unserer prachtvollsten Bauten zu werden, und die Arbeiten an der neuen "Börse sowohl, als auch am Zollhause, schreiten rüstig voran. Die Mississippi-Brücke wurde leider nicht, wie jch es hoffte, am 17. September 1873 dem Verkehr übergeben; doch sind die Bogen bereits vollendet und demnach die Zeit nicht mehr fern, in der die Dampfwagen

532 über dieselbe hinweg, durch und über den Tunnel des ,,Grand Union Depot", welcher einen großen Theil unserer Stadt durchschneidet, die Erzeugnisse des Ostens und Westens nach St. Louis befördern werden. Möge dieses Werk, gewiß eine der wichtigsten Unternehmungen der Neuzeit, nicht nur den Handel der Vereinigten Staaten und somit dea Wohlstand der Bürger derselben, befördern, sondern auch meinem Vaterlande, der Schweiz, die ja durch so viele unserer geachtetsten Industriellen und Kaufleute hier vertreten ist, in commercieller Beziehung zum Vortheil gereichen!

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Kreisschreiben des

schweizerischen Bundesrathes an sämmtliche eidg. Stände, betreffend telegraphische Meldung des Abstimmungsergebnisses vom 19. April über die neue Bundesverfassung.

(Vom 30. März 1874.)

Getreue, liebe Eidgenossen, Anläßlich der Revisionsabstimmungen von 1866 und 1872 waren zu möglichst rascher Erwahrung der Resultate die Telegraphenbüreaux angewiesen worden, die Ergebnisse ihrer Stationsorte und der umliegenden Gemeinden dem Telegraphenbüreau in Bern mitzutheilen, welches dann die Gesammtzusammenstellung zu besorgen hatte.

Diesem Verfahren haftet aber der Uebelstand an, daß die Mittheilungen keine offiziellen, also nicht ganz zuverläßige waren, und daß dieselben von manchen Gemeinden mehrmals, zuweilen nicht ganz übereinstimmend, von andern aber gar nicht, eingingen.

Endlich konnten bei gleichnamigen Gemeinden Zweifel entstehen, woher eigentlich die Mittheilung erfolgt sei.

Um solchen Uebelständen für den 19. April zu begegnen, ersuchen wir Sie, die Präsidien der Wahl-, resp. Abstimmungs-Versammlungen anweisen zu wollen, das Abstimmungsergebniß sofort nach seiner Peststellung, nöthigenfalls mit näherer Bezeichnung der

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1874

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04.04.1874

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529-533

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