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3240 Botschaft des

Bundesrates an die Bundesversammlung über den Ankauf einesBauplatzes und die Errichtung einer Postgarage in St. Moritz.

(Vom 29. März 1985.)

Herr Präsident!

Hochgeehrte Herren!

Die Motorisierung brachte dem Eeisepostverkehr wie überall, so auch über Maloja und Julier, eine starke Belebung. Die Verkehrszahlen beschreiben bis 1929 eine stets ansteigende Kurve, Während auf der Malojastrasse und auf der Lenzerheide-Julierroute im Jahr 1918, dem letzten Vorkriegsjahr, in der Pferdepost je rund 25,000 Postreisende gezählt worden waren, beförderte das Postauto im Jahr 1928 auf der Malojastrecke, als es hier zum erstenmal während des ganzen Jahres den Dienst versah, 97,000 Reisende. Im Jahr 1929 waren es sogar 107.000. Auf der Lenzerheide-Julierroute zwischen Chur und St. Moritz haben sich im Jahre 1929 68,000 Personen dem Postauto anvertraut, Die nach 1929 eingetretene Wirtschaftsbrise hat dem Touristenverkehr auf der Malojaroute allerdings empfindlich zugesetzt. Unter ihrer Einwirkung ist hier die Zahl der Postreisenden im Jahr 1982 auf 59,000 zurückgesunken, um im Jahr 1984 aber wieder auf 81,000 anzusteigen. Dem LenzerheideJulierverkehr dagegen vermochte die Krise nicht viel anzuhaben. Im Jahr 1982 zählte man auf dieser Strecke 62,000 Eeisende; im Jahr 1934 waren es bereits 87.000, wovon allerdings der grössere Teil auf die Strecke GhurLenzerheide entfiel.

Daneben besorgt die Post seit dem Sommer 1933 an Stelle der frühem Trambahn auch die Beförderung von Personen zwischen St. Moritz-Dorf und Bad mit Postautos. Der Betrieb, der 2 Wagen erfordert, wird auf Rechnung der Gemeinde geführt. Die Erfahrungen sind zufriedenstellend. Die Gemeinde St. Moritz hat denn auch vor einiger Zeit an das Post- und Eisenbahndepartement das Gesuch gerichtet, die im Jahr 1892 erteilte Konzession für eine elektrische Strassenbahn zwischen Dorf und Bad möchte aufgehoben werden.

Mit Botschaft vom 22. Januar 1935 an Ihre Behörde empfiehlt der Bundesrat; dem Gesuch der Gemeindeverwaltung St. Moritz zu entsprechen.

621 Einen ähnlichen Tram- bzw. Omnibusdienst hat die Postverwaltung für die Subretta - Haus AG. St. Moritz übernommen. Ausser den Hotelgästen mit ihrem Gepäck werden auch andeie Eeisende von der Station St. Moritz zum Hotel Suvretta und zurück befördert; in Betracht kommt eine Fahrstrecke von 2,6 km Länge. Dieser Betrieb geht zu Lasten der SuvrettaHaus AG.

Zur Bewältigung dieses gesamten Postautoverkehrs sind dem Postamt St. Moiitz ganzjährig 10 Eeisepostwagen und 2 Fourgons sowie 3 Pflugwagen, l Pflugtraktor auf Baupen und eine Schneeschleuder zugeteilt. Im Sommer erhöht sich die Zahl der Eeisepostwagen um 4 bis 5 Einheiten. Alle diese Fahrzeuge sollten zum Schutz vor Beschädigung und vor Witterungseinflüssen unter Dach gebracht werden können. In St. Moritz steht hiefür eine Postgarage an der Station zur Verfügung, die jedoch nur Eaum für 5 Wagen bietet.

Über Nacht lässt sich zur Not noch im Werkstattabteil ein 6. Wagen unterbringen. Die Schneeschleuder, der Pflugtraktor und 2 Pflugwagen haben ihren Standort in einer besondern Eemise in Maloja, die die Post Verwaltung im Jahre 1934 käuflich erworben und eingerichtet hat. Von hier können diese Schneeräumer nach beiden Seiten eingesetzt werden. Weniger zweckmässig ist es, dass auch 2 Eeisewagen in dieser Eemise Unterkunft suchen müssen.

Je ein Eeisewagen bleibt nachts in Vicosoprano und in Suvretta eingestellt.

Trotzdem fehlt es gegenwärtig noch an Unterkunftsmöglichkeit für 6--7 Wagen im Sommer und für l--2 im Winter. Zweckdienliche Privatgaragen stehen nicht zur Verfügung. Das teure Wagenmaterial nimmt dadurch Schaden, und auch der Dienstbetrieb wird in Mitleidenschaft ge/ogen, weil die Eeisepostwagen nicht immer rechtzeitig betriebsbereit sind. Das Eemisieren in Maloja erfordert zudem viele unabträgliche Leerfahrten. Besonders ungünstig gestalten sich die Verhältnisse im Winter. Die im Freien nächtigenden Wagen werden bei den in St. Moritz herrschenden Temperataren von 20 Grad unter Null kalt und müssen am Morgen durch stundenlanges Laufenlassen der Motoren erwärmt werden. Hierbei ist die Schmierung meist ungenügend, was zu Materialbrüchen und Betriebsstörungen führt. Die Wagen können dann erst nach längerer kostspieliger Eeparatur wieder in Gebrauch genommen werden.

Es kommt hinzu, dass auch die Werkstatt in der Garage an der Station je
länger desto ungenügender wird. Der Eaum ist für den heutigen Betrieb viel zu eng. Mangels Plat<5 hat man wohl oder übel davon Umgang nehmen müssen, Einrichtungen, wie Hebelift, Putzgrube usw., zu schaffen, obschon sie eigentlich zum unerlässlichen Eüstzeug einer solchen Werkstatt gehörten.

Die vielen Eeparaturen erfordern entsprechend mehr Arbeit und Zeitaufwand, und die Fälle sind nicht selten, wo Wagen wegen der unzulänglichen Werkstätteausrüstung zur Eeparatur nach Chur oder Bern überführt werden müssen.

Die Arbeitsverhältnißse dieser Werkstätte geben auch in hygienischer Beziehung zu Bedenken Anlass. Diese heute unzureichende Garage ist im Jahre 1922 in

622 den kleinen Anfängen des Automobilbetriebes von der Postverwaltung auf einem Terrain bei der Station errichtet worden, das ihr die Ehätische Bahn mietweise zur Verfügung stellte. Der Piata ist jedoch zwischen Strasse und Stationsanlage eingeengt und nicht erweiterungsfähig. Beizufügen bleibt, dass die Miete dieses Gebäudeplatzes auf 31. Dezember 1941 gekündet werden kann.

Eechtfertigen schon diese Verhältnisse die Errichtung einer neuen Garage samt Werkstatt in St. Moritz, so drängt sieh eine rationelle Lösung auch im Hinblick auf die in den nächsten Jahren zu erwartende Verkehrsentwirklung auf. Der Betrieb auf den Kursstrecken Maloja und Julier nimmt stbtsfort zu. Die Öffnung der Julierstrasse während der Wintersaison erschliesst dem Sportbetrieb neue Betätigungsgebiete und weist dem Postauto vermehrte Aufgaben zu. Mit grösstem Interesse sieht man in St. Moritz ferner der Eröffnung der im Bau begriffenen Gandriastrasse entgegen, die als letztes Teilstück der direkten Autoverbindung St. Moritz-Lugano dazu angetan sein wird, diese beiden grossen Fremdenzentren einander näherzubringen. Die Strasse ist auf der italienischen Seite bereits fertiggestellt, und das schweizerische Anschlussstück soll diesen Herbst dem Verkehr übergeben werden. Der projektierte Autopostkurs Lugano-St. Moritz wird somit nicht mehr lange auf sich warten lassen. Ist dieser einmal ins Leben gerufen, so ist die Touristenverbindung von Lugano und Mailand her über den Malojapass ins Engadin und von da über den Ofenpass nach Meran-Bozen und weiter durch die Dolomiten nach Venedig hergestellt. Die St. Moritzer Garage wird für diese «Linea die gran turismo», die ein Seitenstück zur nördlichen Alpenlängsverbindung LindauBerchtesgaden bildet, ein wichtiger Stützpunkt werden.

Indessen nicht nur die Post, auch der Telephondienst in St. Moritz bedarf besserer Magazin- und Garageräume. Er hat sich seit Jahren ebenfalls mit schlechten Verhältnissen abfinden müssen. Die neue Garage wird auch ihm die nötige Erleichterung schaffen.

Vorläufig sollen nur die Bauten ausgeführt werden, die auf Grund der gegenwärtigen Bedürfnisse dringlich sind. Es wird aber darauf Bedacht zu nehmen sein, dass eine späteie rationelle Vergrösserung der Gebäulichkeiten möglich ist.

Unter den üblichen Vorbehalten hat die Postverwaltung einen geeigneten Bauplatz
von rund 4100 in2 zum Preis von Fr. 18 für den m2 erworben, was unter Einrechnung der Handänderungsbebühren einen Kostenbetrag von rund Fr. 76,000 ergibt. Dieser Preis darf in Ansehung der guten Zufahrtsmöglichkeiten als annehmbar bezeichnet werden. Die Lage des Bauplatzes zwischen St. Moritz-Bad und -Dorf ist aus dem beigegebenen Situationsplan ersichtlich.

Man hätte allerdings ein Terrain näher dem Bahnhof vorgezogen, indessen sind dort geeignete Plätze nicht mehr erhältlich. Auf dem angekauften Giund und Boden lassen sich die erforderlichen Garage- und Werkstatträume zweckmässig einrichten, und es bleibt genügend Platz frei für allfällige spätere Vergrösserungen.

623 Auf Grund des von der Postverwaltung aufgestellten Vorprojektes hat die Direktion der eidgenössischen Bauten ein Bauprojekt samt detailliertem Kosten Voranschlag ausarbeiten lassen. Die projektierte Anlage besteht aus dem Garagetrakt : Garage, Waschraum und Werkstätte (Baum für 8 Postautos) ; dem Magazintrakt: Bureau, 2 Garagen, Telephonmagazin. Toiletten- und Garderobenanlagen (Baum für 2 Post- und 8 Dienstwagen) ; dem Wohnhaustrakt: Parterre: Magazin zweistöckig, Waschküche, Heizung und Keller, Zwischenstock: l Abstellraum und 2 Zimmer, Dienstwohnung: 4 Zimmer, Küche, Bad und W.O.

Über die Einzelheiten des Bauprojektes geben die den Akten beigefalteten Pläne und der detaillierte Kosten vor an schlag nähern Aufschluss. Die Baukosten beziffern sich auf insgesamt Fr. 320,000. Für den Terrainerwerb kommen, wie oben erwähnt, Fr. 76,000 hinzu, so dass ein Gesamtkredit von Fr. 396,000 erforderlich ist.

In Zusammenfassung unserer Darlegungen ersuchen wir Sie, dem nachstehenden Entwurf zu einem Bundesbeschluss Ihre Zustimmung erteilen zu wollen.

Genehmigen Sie, Herr Präsident, hochgeehrte Herren, die Versicherung unserer vollkommenen Hochachtung.

Bern, den 29. März 1935.

Im Namen des Schweiz. Bundesrates : Der B u n d e s p r ä s i d e n t : R. Minger.

Der Bundeskanzler:

G. BoYet.

624 (Entwurf.)

Bundesbescliluss über

die Erstellung einer Postgarage in St. Moritz.

Die Bundesversammlung der schweizerischen Eidgenossenschaft, nach Einsicht einer Botschaft des Bundesrates vom 29. März 1985.

beschliesst : Art. 1.

Für die Erwerbung eines Bauplatzes und die Erstellung einer Postgarage in St. Moritz wird ein Kredit von Er. 396,000 bewilligt.

Der Bundesrat wird ermächtigt, am vorgelegten Projekt im Eahmen des bewilligten Kredits noch diejenigen Änderungen anzubringen, die sich nachträglich als notwendig erweisen sollten.

Art. 2.

Dieser Beschluss tritt als nicht allgemein verbindlicher Natur sofort in Kraft.

Der Bundesrat wird mit dem Vollzug beauftragt.

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Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung über den Ankauf eines Bauplatzes und die Errichtung einer Postgarage in St. Moritz. (Vom 29. März 1935.)

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3240

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03.04.1935

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