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Botschaft des

Bundesrates an die Bundesversammlung betreffend den Voranschlag der schweizerischen Bundesbahnen für das Jahr 1907.

(Vom 16. Oktober 1906.)

Tit.

Der Verwaltungsrat der schweizerischen Bundesbahnen hat uns unterm 28. September dieses Jahres seinen Bericht und Antrag betreffend das Budget für das Jahr 1907 unterbreitet. Das Budget umfasst: 1. Das Betriebsbudget mit 17 Beilagen, enthaltend die Voranschläge der Hülfs- und Nebengeschäfte ; 2. das Budget der Gewinn- und Verlustrechnung; 3. das Baubudget; 4. das Budget der Kapitalrechnung.

Zu diesen Vorlagen bemerken wir folgendes:

I. Betriebsbudget.

Die gegenüber 1906 um 4)(t Millionen Franken höhere Einnahmenüberschuss der Betriebsrechnung gründet sich im wesentlichen auf eine höhere Einschätzung der künftigen Verkehrsmengen. Für den Personenverkehr ist eine Steigerung von 3 %

745 und für den Warenverkehr eine solche von l^/s0/» angenommen.

Die vermehrten Transporte bedingen auch eine teilweise Erhöhung der Betriebskosten. Die letztern erhalten eine fernere Steigerung durch die Erhöhung der Personalgehalte für 12 Monate statt für bloss 9 Monate im Jahr 1906. Die Bestimmungen der neuen Hülfskassestatuten erfordern eine Mehrleistung an diese Kasse.

In der Gewinn- und Verlustrechnung bedingen folgende Faktoren eine Mehrbelastung : Die Verzinsung der Anlagekosten des Simplontunnels mit zirka zwei Millionen Franken, die bis zur Betriebseröffnung von der Baurechnung zu tragen war, ferner die erste Tilgungsquote von Fr. 640,000 auf dem vorausgesehenen Hülf'skassedefizit. Anderseits entsteht eine Erleichterung durch geringere Einlagen in den Erneuerungsfonds im Betrage von annähernd zwei Millionen. Zur Abschreibung auf den zu amortisierenden Verwendungen, die nach Hinzurechnung des Liquidationsanteils am eidgenössischen Eisenbahnfonds gegen 18 Millionen Franken betragen werden, sollen Fr. 588,000 verwendet werden.

Diese Quote stellt etwa 1/so des zu ersetzenden Betrages dar und erscheint den Verhältnissen angemessen.

Die Erneuerung des O b e r b a u e s auf den Hauptlinien soll auch im Jahre 1907 fortgesetzt werden. Es sollen 145 km.

(1905 135 km.) Geleise und 226 (1905 190) Weichen umgebaut werden.

Entsprechend der immer noch andauernden Verkehrszunahme werden auch die Fahrleistungen vermehrt. Es sollen 36,000,000 Lokomotivkilometer geleistet werden, gegen 33,980,000 Lokomotivkilometer des Voranschlages 1906 und 32,468,536 Lokomotivkilometer der Rechnung von 1905. Die Vermehrung beträgt gegenüber den definitiven Leistungen des Jahres 1905 rund 11%.

An altem Rollmaterial werden ausrangiert : Lokomotiven

Nach ,, ,, ,,

Budget 1905 .

Rechnung 1905 Budget 1906 .

Budget 1907 .

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22 17 20 16

Personenwagen Lastwagen

48 51 52 50

176 244 160 97

Die vorgesehenen Ausrangierungen bleiben also überall unter denjenigen des Budgets pro 1906.

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Es dürfte inskünftig darauf Bedacht genommen werden, im Interesse der Leistungsfähigkeit der Bahn die Ausrangierung von altem Kollmaterial in etwas erhöhtem Masse vorzusehen.

Wir erlauben uns noch darauf hinzuweisen, dass die Anerkennung der einzelnen Beträge der Betriebsrechnung für die Prüfung und Genehmigung der dem Bundesrate vorzulegenden neuen Hülfskassenstatuten des Personals und der damit zusammenhängenden Bilanz, sowie auf die endgültige Bestimmung der Normen für die Speisung und Beanspruchung des Erneuerungsfonds kein Präjudiz bilden kann. Nach unserer Ansicht kann jedoch, da die Richtigkeit dieses Standpunktes wohl von keiner Seite bezweifelt werden wird, davon abgesehen werden, in den Genehmigungsbeschluss einen hierauf bezüglichen Vorbehalt aufzunehmen.

II. Baubudget.

Während das diesjährige Baubudget eine gewisse Verminderung der vorgesehenen Ausgaben gegenüber dem Vorjahr verzeichnete, weist dasjenige pro 1907 eine wesentliche Erhöhung derselben auf. Abgesehen von Rollmaterial und Mobiliar beträgt diese Vermehrung Fr. 3,825,650 bei einer Gesamtsumme von Fr. 29,220,100. Wie aus der Tabelle auf Seite 53 des Berichtes des Verwaltungsrates hervorgeht, betrifft dieselbe sämtliche Kreise mit Ausnahme des Kreises I, und zwar am meisten den Kreis II, namentlich infolge der in Aussicht genommenen bedeutenden Erweiterung der Bahnhöfe Münster, Alt- und Neu-Solothurn anlässlich der Einführung der Solothurn-Münster-Bahn in dieselben, sowie den in Angriff zu nehmenden beziehungsweise energisch zu fördernden Doppelspuranlagen Aarburg-Sursee und Basel-Ruchfeld-Aesch.

Wie im Vorjahre, bezieht sich der grösste Teil der Ausgabeposten auf unvollendete Bauten und umfasst mehrere höhere Kredite, die schon im Baubudget pro 1906 figurierten, in diesem Jahre aber nicht zur Verwendung gekommen sind.

Zu den g r o s s e r n A r b e i t e n , die im J a h r 1907 in d e r H a u p t s a c h e zjur V o l l e n d u n g k o m m e n s o l l e n , sind zu zählen : Provisorische Bahnhoferweiterung Vallorbe H. Geleise Daillens-Vallorbe II. Geleise Villeneuve-Aigle-St. Maurice Stationserweiterung Garn pel

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Stationserweiterung Visp ,, Chavornay Erweiterung der Werkstätte Yverdon Stationserweiterung Serrières Überführung der St. Jakobsstrasse Basel mit Tieferlegung der Linie Basel-Pratteln Neues Dienstgebäude Personenbahnhof Bern Stationserweiterung Laufen ,, Emmenmatt Sägestrassenunterführung Langnau Stationserweiterung Oerlikon Verbindungsgeleise Oerlikon-Seebach Stationserweiterung Uetikon ,, Cham Bahnhoferweiterung Zug Stationserweiterung Döttingen Erweiterung Aufhahmsgebäude Chur Stationserweiterung Arbon Neue Station Attikon ,, ., Oberaach Lokomotivremise Sargans II. Geleise Oberwinterthur-Romanshorn.

Etwas auffallend ist der Umstand, dass hierbei kein Posten für die Fortsetzung der Doppelspur Lausanne-Bern ab Vauderens enthalten ist.

Auch scheinen uns die Ansätze für eine Anzahl von Bauten, deren Dringlichkeit unbestreitbar ist, etwas zu schwach bedacht.

Von den zum e r s t e n Mal im B a u b u d g e t e n t h a l t e n e n B a u t e n sind besonders folgende zu erwähnen, deren Gesamtkredit Fr. 100,000 übersteigt: Gesamtkredit

Ersatz eines Niveauüberganges in Allaman ,, von Niveauübergängen in Morges Stationserweiterung Lutry Stationserweiterung Villeneuve Erweiterung der Güteranlagen Colombier Stationserweiterung Vauderens Entwässerung Coteau du Day Ersatz von Niveauübergängen bei Aigle .

Stationserweiterung Liestal

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Fr.

161,000 320,000 133,000 700,000 121,500 270,000 200,000 104,000 328,500

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Gesamtkredi Fr.

Bahnhoferweiterung Alt-Solothurn ,, Neu-Solothurn Neues Dienstgebäude Delsberg Erweiterung Werkstätte Biel Stationserweiterung Wädenswil Neues Aufnahmsgebäude Mühlehorn . . . .

Erstellung beziehungsweise Verlängerung von Ausweichgeleisen auf 12 Stationen (Kreis III) Stationserweiterung St. Fiden Geleiseerweiterung Sargans Bahnhoferweiterung Romanshorn Zweispuriger Tunnel St. Gallen-St. Fiden (Anteil der schweizerischen Bundesbahnen) . . .

610,000 750,000 110,000 183,800 1,630,000 125,000 328,300 2,225,000 150,000 2,130,000 1,617,000

Für Rollmaterialanschaffungen sind mit Fr. 16,082,200 gegen Fr. 12,879,500 des Budgets 1905 ebenfalls um Fr. 3,202,700 vermehrte Ausgaben vorgesehen. Der Bedarf an Rollmaterial wurde auf Grund des Entwurfes für die Revision der bundesu rätlichen Verordnung bemessen.

b vom 8. Februar 1898 Demgemäss sind für die Periode 1907/08 zu beschaffen : 119 414 100 910

Lokomotiven verschiedener Gattungen, Personenwagen, Gepäckwagen, Güterwagen.

Dabei sollen mehr Personenwagen mit gedeckten Plattformen und Faltenbälgen ausgerüstet werden als im letztjährigen Budget angenommen worden war. Mit der stets zunehmenden Fahrgeschwindigkeit der Züge und den wachsenden Ansprüchen des Publikums wird sich in nicht allzuferner Zeit die Notwendigkeit einstellen, die Expresszüge ausschliesslich mit 4achsigem Wagenmaterial auszurüsten und es dürfte sich daher empfehlen, eine Vermehrung dieses Materials ins Auge zu fassen.

Zu erwähnen ist noch die Anschaffung von 4 gut eingegerichteten Krankenwagen, die auch im Ausland ohne Einschränkung verkehren können.

Zu weitern Bemerkungen sehen wir uns nicht veranlasst.

749 Wir empfehlen Ihnen den nachstehenden Beschlussesentwurf zur Annahme und benützen auch diesen Anlass, Sie, Tit., unserer ausgezeichneten Hochachtung zu versichern.

B e r n , den 16. Oktober 1906.

Im Namen des Schweiz. Bundesrates, Der

Bundespräsident:

L. Forrer.

Der Kanzler der Eidgenossenschaft : Bingier.

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(Entwurf.)

Bundesbeschluss betreffend

den Voranschlag der schweizerischen Bundesbahnen für das Jahr 1907.

Die Bundesversammlung der schweizerischen Eidgenossenschaft, nach Einsicht 1. eines Berichtes und Antrages des Verwaltungsrates der schweizerischen Bundesbahnen vom 28. September 1906; 2. einer Botschaft des Bundesrates vom 16. Oktober 1906, b e s c h l i esst: Die nachfolgenden Budgets der schweizerischen Bundesbahnen für das Jahr 1907 werden genehmigt: 1. das Betriebsbudget, abschliessend mit Fr. 132,559,585 Einnahmen und mit Fr. 89,639,540 Ausgaben ; 2. das Budget der Gewinn- und Verlustrechnung, abschliessend mit Fr. 53,134,775 Einnahmen und mit Fr. 53,383,300 Ausgaben; 3. das Baubudget im Betrage von Fr. 42,637,325 ; 4. das Budget der Ausgaben der Kapitalrechnung im Betrage von Fr. 55,167,875.

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17.10.1906

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