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Schweizerisches Bundesblatt.

58. Jahrgang. V.

Nr. 47.

21. November 1906.

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Druck und Expedition der Buchdruckerei Stämpfli <6 de. in Bern.

Botschaft des # S T #

Bundesrates an die Bundesversammlung betreffend die Erstellung eines Post- und Telegraphengebäudes in Appenzell.

(Vom 13. November 1906.)

Tit.

Anfangs des Jahres 1901 haben Landammann und Standeskommission des Kantons Appenzell I-Rh. das eidgenössische Postund Eisenbahndepartement um Prüfung der Frage ersucht, ob es ·sich nicht rechtfertigen würde, in Appenzell ein neues eidgenössisches Postgebäude zu erstellen, worin alle Zweige des Postund Telegraphendienstes vereinigt werden könnten.

Zur Begründung des Gesuches wurde angeführt, dass Appenzell als Hauptort des Kantons Appenzell I.-Rh. Sitz der Kantonsbehörden und aller kantonalen Bureaux sei und dass es als Fremdenplatz eine von Jahr zu Jahr steigende Frequenz aufweise.

Es wurde ferner als ein Übelstand bezeichnet, dass Post und Telegraph nicht im gleichen Gebäude untergebracht sind. Das Telegraphenbureau sei zudem, weil abseits gelegen, schwer aufzufinden und überdies nicht leicht zugänglich. Im Sommer seien von Fremden deswegen wiederholt Klagen laut geworden.

Am Schlüsse der Eingabe wurde auf einen geeigneten Bauplatz in der Nähe des Bahnhofes hingewiesen und im weitern ausgeführt, dass der Kanton ohne Zweifel in die Lage kommen werde, für seine neue Kantonalbank, für einzelne Kanzleien oder für andere öffentliche Zwecke geeignete Unterkunftsräume zu Bundesblatt. 68. Jahrg. Bd. V.

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suchen, wobei an eine mietweise Mitbenutzung des Postgebäudesr ähnlich wie in Zug, gedacht werde.

Das Postdepartement beantwortete die Eingabe dahin ; dass die Postverwaltung an die bisherigen Dienstlokale für das Postbureau Appenzell noch bis zum 22. Februar 1910 vertraglich gebunden sei und dass die Lokale bis zu diesem Termin noch wohl genügen können. Auch für die Telegraphenlokale laufe diefeste Vertragsdauer erst am 31. Mai 1909 ab. Aus diesem Grunde sei das Departement zurzeit nicht in der Lage, die Erstellung eines Post- und Telegraphengebäudes höhern Ortes befürworten zu können, dagegen sei es geneigt, nach Ablauf der Mietzeiten auf das Gesuch zurückzukommen.

Die Angelegenheit ruhte hierauf bloss ein Jahr, denn unterm 15. April 1902 wurden dem Postdepartement bereits wieder Bauplätze für ein Postgebäude in Appenzell namhaft gemacht, mit dem Ersuchen, die Angelegenheit mit Beförderung an Ort und Stelle näher zu prüfen. Das Departement bestätigte seine Antwort vom Februar 1901, versprach aber gleichzeitig, die Angelegenheit im Laufe des Jahres prüfen zu lassen. Ein Augenschein, ati welchem sich Vertreter der Postverwaltung, der TelegraphenVerwaltung und der Direktion der eidgenössischen Bauten beteiligten, fand am 5. November 1902 statt. Auf Grund des Ergebnisses desselben wurden dem Bezirkshauptmannamt von Appenzell die Bedingungen mitgeteilt, unter welchen der Frage der Erstellung eines Postgebäudes näher getreten werden könnte.

Es waren dies: 1. Beschaffung eines geeigneten Bauplatzes durch die Petenten zum Preise von Fr. 20,000 bis Fr. 24,000; 2. Verpflichtung der Ortsgemeinde Appeozell zur Übernahme aller^ Folgen der vorzeitigen Auflösung der bestehenden Mietverträge für die dermaligen Post- und Telegraphenlokale daselbst; 3. Angabe des Mietzinses, den die Kantonalbank für Lokale im I. oder II. Stock des Postgebäudes bezahlen würde.

Auf diese Mitteilung erhielt das Postdepartement vom Bezirkshauptmannamt Appenzell den Bescheid, dass der Bezirksrat beschlossen habe, von einer weitern Verfolgung der Angelegenheit vorläufig Umgang zu nehmen.

Unterm 30. Dezember 1904 ging dann von Landammann und Standeskommission des Kantons Appenzell I.-Rh. die' Mit-

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teilung ein, dass in der Besitzung des Frauenklosters von Appenzell, im sogenannten Gizimoos, zunächst dem Bahnhof, ein geeigneter Bauplatz um den Betrag von Fr. 27,000 käuflich erworben werden könne. Es wurde an die Mitteilung das Gesuch geknüpft, die Postgebäudeangelegenheit neuerdings an die Hand zu nehmen. Das Postdepartement gab diesem Gesuche Folge und es führten die weitern Unterhandlungen dazu, dass unterm 9. Oktober 1906, unter Vorbehalt der Genehmigung des -erforderlichen Kredites durch Ihre hohen Räte, zwei Kaufverträge abgeschlossen wurden nach welchen: a. Das Kloster St. Maria der Engel in Appenzell der Eidgenossenschaft einen Bauplatz von 2664,90 m 2 Inhalt abtritt zum Preise von Fr. 27,000 b. Die Eidgenossenschaft von diesem Platze der Bezirksverwaltung Appenzell wieder verkauft zwei Bodenabschnitte im Halte von 789 m 2 zum Preise von ,, 4,000 Der bereinigte Ankaufspreis des Platzes beträgt somit

Fr. 23,000

Der Verkehr des Postbureau Appenzell hat in den letzten Jahren stark zugenommen, was nachstehende Zahlen beweisen mögen. Es betrug: im Jahre 1895

die Zahl der Postreisenden . .

1,863 ,, ,, ., gewöhnlichen Korrespondenzen 157,754 die Zahl der rekommandierten Sendungen 2,783 die Zahl der abonnierten Zeitungen 308,782 die Zahl der aufgegebenen, bestellten und umspedierten Pakete 50,684 die Zahl der Postanweisungen .

12,169 ,, ,, ,, Einzugsmandate. .

1,484 ,, ,, ,, Nachnahmen . . .

6,222 Der Ertrag aus dem im Jahre ,, ,, ,, ,,

im Jahre

im Jahre

1900

1905

2,353

1,636

271,801

397,859

4,549

11,031

354,172

404,323

64,258 16,298 3,022 7,476

77,768 22,398 4,197 8,887

Wertzeichenverkauf belief sich 1895 auf Fr. 21,599 1900 ,, ,, 33,311 1905 ,, ,, 39,239

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Die Zahl der Reisenden im Jahre 1905 ist hinter derjenigen des Jahres 1900 zurückgeblieben wegen der inzwischen erfolgten Eröffnung der Eisenbahn von Appenzell nach Gais.

Bei verschiedenen Sendungskategorien hat sich, -wie die vorstehenden Angaben ausweisen, die Zahl in den letzten zehn Jahren verdoppelt, oder sogar mehr als verdoppelt. Es ist dies der Fall bei den gewöhnlichen Korrespondenzen, bei den rekommandierten Sendungen (dieselben haben sich sogar vervierfacht) und bei den Einzugsmandaten. Beinahe verdoppelt hat sich auch die Zahl der Postanweisungen. Bei den übrigen Sendungskategorien ist überall eine starke Zunahme zu konstatieren ; bei den Fahrpoststttcken beträgt sie 55 %.

Der Ertrag aus dem Wertzeichenverkauf, welcher der beste Gradmesser des Verkehrs ist, hat sich in den letzten zehn Jahren nahezu verdoppelt.

Das gegenwärtige Postlokal in Appenzell, das am 23. Februar 1889 bezogen worden ist, hat einen Flächeninhalt von ungefähr 100 m2. Räumlich konnte es bisher genügen, wenn aber der Verkehr in Zukunft in gleichem Masse zunimmt, wie er in den letzten Jahren zugenommen hat, was wahrscheinlich ist, so muss bald Platzmangel eintreten. Ein Nachteil, der dem jetzigen Lokal anhaftet, besteht darin, dass es nur ungefähr 2,70 m. hoch ist und etwas mangelhafte Tagesbeleuchtung hat. Die Postverwaltung bezahlt für das Lokal, mit inbegriff einer Wohnung im ersten Stock, einen Jahreszins von Fr. 1900. Die Wohnung ist gegen einen jährlichen Zins von Fr. 350 an den Postverwalter vermietet.

Beim T e l e g r a p h e n - und T e l e p h o n b u r e a u in Appenzell ist ebenfalls eine bedeutende Verkehrszunahme zu konstatieren. Es erhellt dies aus den nachfolgenden Zahlen: · i v.

o

/. Telegrammvericelir.

1890

Interne Telegramme Internationale Telegramme Amtliche Telegramme

.

.

.

Total

1895

1900

5590 4438 4112 341 380 518 138 135 137 6069

4953

4767

1905

4180 513 146 4839

63?

II.

Telephonverhehr.

1895

Telephonisch vermittelte Telegramme Lokalgespräche Interurbane Gespräche, Ausgang . .

,, ., Eingang . .

Transit . .

V) lì Total

'

· 1900

273 177 4,020 12,110 4,829 8,881 3,520 7,020 -- -- 12,642

28,188

1905

217 19,588 13,178 10,033 40 43,056

Wie dies bei den meisten Bureaux von der Grosse Appenzells der Fall ist, zeigt sich auch hier wieder die Erscheinung, dass der Telegrammverkehr nach der Eröffnung des Telephonnetzes im Jahre 1894 zurückging, um dann bis auf den heutigen Tag ziemlich stabil zu bleiben.

Im Jahre 1894 wurde das Telephonnetz Appenzell mit 16 Abonnenten eröffnet. Auf Ende 1905 weist dasselbe einen Bestand von 57 Abonnenten auf; die Zahl der Abonnenten hat sich also mehr als verdreifacht. Der Gesamtverkehr hat von 1895--1905 um mehr als das Dreifache zugenommen, der Lokalverkehr allein hat sich .nahezu verfünffacht.

Die derzeitigen Telegraphen- und Telephonlokale, für welche ein jährlicher Mietzins von Fr. 520 bezahlt wird, wurden im Jahre 1899 bezogen. Es muss hervorgehoben werden, dass sie von Anfang an den Anforderungen, die man an die Räumlichkeiten für ein Telegraphenbureau stellen muss, nicht in jeder Beziehung entsprachen. Es war jedoch in jenem Zeitpunkte etwas Besseres schlechterdings nicht erhältlich. Den heutigen Ansprüchen genügen sie selbstverständlich noch weniger. Das Lokal ist an einer Seitengasse gelegen; die Zugangstreppe ist äusserst steil und schmal, der Aufgaberaum zu klein und die Beheizung des Apparatenzimmers vollständig ungenügend.. Die Temperatur in diesem Räume kann gewöhnlich auf kaum 10° R., ausnahmsweise auf zirka 12° R., gesteigert werden. Es ist dies begreiflich, wenn man bedenkt, dass das Bureau in einem leichten Riegelbau untergebracht ist, dass direkt unter dem Apparatenzimmer sich ein grosser Eiskeller befindet, während unmittelbar über diesem Zimmer die Bedachung anfangt.

Wir glauben, mit den vorstehenden Angaben den Nachweis dafür erbracht zu haben, dass das Bedürfnis für die Beschaffung neuer Lokale für den Post-, Telegraphen- und Telephoridienst in

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Appenzell wirklich vorhanden ist. Wenn nun diesem Bedürfnis durch die Erstellung eines eidgenössischen Post- und Telegraphengebäudes entsprochen wird, so ist dies gegenüber dem Kantonshauptort Appenzell insofern ein Akt der Billigkeit, als der Bund nunmehr fast in allen ändern Kantonshauptorten eidgenössische Post- und Telegraphengebäude erstellt hat. Es lässt sich auf diese Weise auch am leichtesten eine Vereinigung von Post, Telegraph und Telephon im nämlichen Gebäude herbeiführen.

Der jetzige Zustand in Appenzell, wo das Telegraphen- und Telephonbureau sich ziemlich weit enfernt vom Postbureau und dazu noch an einer schwer auffindbaren Stelle befindet, muss wirklich als. ein für das Publikum sehr unbequemer und nachteiliger bezeichnet werden. Die Fremden, von denen Appenzell ziemlich stark besucht ist, nehmen besonders Anstand an einer solchen Einrichtung.

Da. wie sich aus unsern Ausführungen im Eingange gegenwärtiger Botschaft ergibt, das Postdepartement von Anfang au darauf aufmerksam gemacht worden war, dass der Kanton Appenzell wahrscheinlich im Falle sein würde, in einem zu erstellenden Postgebäude in Appenzell Räume für seine Kantonalbank zu mieten, sind mit der Appenzell-Innerrhodischen Kantonalbank betreffend dieser Miete Unterhandlungen gepflogen worden, die zum Abschluss eines Mietvertrages mit der Bank geführt haben, nach welchem derselben der ganze erste Stock des Postgebäudes und zwei Gewölbe im Keller zu einem jährlichen Mietzins von Fr. 3000 mietweise überlassen werden.

Das Post- und Telegraphengebäude in Appenzell soll nach dem Projekt, das Ihnen als Beilage zu dieser Botschaft zugeht, folgende Räume enthalten : I. Im Unterycschoss.

Heizraum Kohlenraum Magazin für Winteri'enster Zwei Keller . . . .

Zwei feuerfeste Räume für die Kantonalbank

28 m 2 20 ,, 16 ,, 37 ,, 49 ,,

II. Im Erdcjesclioss.

Postbureau' . .

Nachtwachlokal

.

.

.

.

.

.

.

.

. 1 8 0 m2 ' 10 ,,

·

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Schalterhalle tìiit Windfang A ci cgi apuoiiaupcbi Otbciioaciii . . .

48 m* -

.

.

.

·

** '-»

«

Batterieküche. . . . . . . ! . . . 10 ,, Nachtdienstzimmer 12 ,, Ausserdem Treppe, Vorplatz, Aborte.

.)

III. Im ersten Stock.

Für die Kantonalbank: Vorraum für das Publikum Schalterraum .

Kasse Direktor Buchhaltung Archiv Treppe, Grang, Aborte.

17m 2 16 ,, 44 ^ 31 ,, 36 ,, 15 ,,

IV. Im Dachstock.

Eine Beamtenwohnung von fünf Zimmern und Dependenzen.

Das Gebäude soll mit Ausnahme der Hauptfassade, wo das Erdgeschoss aus Haustein besteht, in der Hauptsache in Putzbau erstellt werden. Der Stil schliesst sich, soweit es die dienstlichen Anforderungen der beteiligten Verwaltungen gestatten, appenzellischer Bauart an.

Im übrigen geben die vorliegenden Pläne alle wünschbare Auskunft.

Die Baukosten setzen sich aus folgenden Posten zusammen: Hauptgebäude inklusive Kanalisation und Einfriedigung, laut detaillierter Kostenberechnung Fr. 195,618.30 .Zuschlag für besondere Sicherheitseinrichtungen in den Banklokalen ,, 5,000. -- Postremise ,, 3,500. -- Unvorhergesehenes zirka 5 °/o ,, 9,881. 70 zusammen Baukosten Fr. 214,000. -- Mit Hinzurechnung der für den Bauplatz aufzuwendenden Summe von ,, 23,000. -- ergibt sich ein totaler Betrag von Fr. 237,000. --

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Gestützt hierauf ersuchen wir Sie, die Ausführung des neuen Post- und Telegraphengebäudes in Appenzell bewilligen und hiefür den nötigen Kredit im Gesamtbetrage von Fr. 237,000 erteile» zu wollen.

Genehmigen Sie, Tit., die Versicherung unserer unveränderten Hochachtung.

B e r n , den 13. November 1906.

Irn Namen des Schweiz. Bundesrates, Der Bundespräsident:

L. Forrer.

Der Kanzler der Eidgenossenschaft: Biiigier.

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(Entwurf.)

Bundesbeschluss betreffend

Erstellung eines Post- und Telegraphengebäudes in Appenzell.

Die Bundesversammlung der schweizerischen Eidgenossenschaft, nach Einsicht einer Botschaft des Bundesrates vom 13. November 1906, beschliesst: Art. 1. Für die Erstellung eines Post- und Telegraphengebäudes in Appenzell wird dem Bundesrat ein Kredit von Fr. 237,000 bewilligt, wovon Fr. 23,000 auf den Ankauf des Bauplatzes und Fr. 214,000 auf die Ausführung des Baues fallen.

Art. 2. Dieser Beschluss tritt, als nicht allgemein verbindlicher Natur, sofort in Kraft.

Art. 3. Der Bundesrat ist mit dessen Vollziehung beauftragt.

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung betreffend die Erstellung eines Postund Telegraphengebäudes in Appenzell. (Vom 13. November 1906.)

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Jahr

1906

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47

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

21.11.1906

Date Data Seite

633-641

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10 022 161

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