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schweizerischen Konsuls in Hakodate über das Jahr 18^.

(Vom 1. Januar 1865.)

An den .h. Bundesrath.

Tit.l Jm Jahre 1864 betrug das Total der Ausfuhr aus unserm Hafen

Doll. 414,846. 55 und überstieg demnach diejenige des Vorjahres um Doll. 267,338. 13 oder um 64 Prozent.

Die Totaleinfuhr belies sich

auf Doll. 00,797. 14, weist also, gegenüber derjenigen des Jahres 1863, eine Vermehrung von Doll. 85,665. 14 oder von 555 Prozent auf. Es ist jedoch zu bemerken, dass diese Dokumente aus Grundlage der von den fremden Kausleuten bei dem Zollamt abgegebenen Deklarationen beruhen und dass der wirkliche Werth der importirten wie der exportirten Waaren den deklarirten Werth um 30 oder 4l) Prozent übersteigt.

Die hauptsachlichsten Ausfuhrartikel sind folgende: Arrabi, Bauholz, Hirschhorn , ........eidenranpensamen , Seegras , Fisehthran , rohe Seide, Schwefel und Tabak. Mit Ausnahme der rohen Seide, des Fisehthrans und des Tabaks waren die übrigen Waaren durchwegs für den chinesi..

sehen Markt bestimmt.

...lrrabi, eine von den Ehinesen als Nahrungsmittel hoehgeschäzte Austernart, wurde im Jahre 1864 in geringerer ....Quantität ausgeführt als im Jahre 1863, was in den hohen Preisen seinen Grund haben mag, welche die einheimis.hen Kaufleute dafür forderten. Diese Waare stieg i. J. 1864 per Pikul auf Doll. 22, wahrend sie im Jahre 1863 unr

17 bis 18 Viaster gegolten hatte. Der Fang beginnt im Monat Marz; gegen

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.^

das Ende der Monate Mai u...d Juni kommen die Austern der Jnsel Jezo in getroknetem Zustande nach Hakodate aus den Markt, während diejenigen , welche die Brovinzen Sehende^ , Rambour und Jeougarou liesern, im Oktober und Rovember in den ausländischen Handel gelangen.

B a u h o l z . Die Jnsel Jezo ist mit unermessliche.. Wäldern bedekt, die von der schwachen ^evoll^erung verhältnissmässig nur wenig ausgebeutet werden. ..^ie liefert dem auswärtigen Handel vortreffliches Bauhof, wie Eichen- und Esehenholz. Rebstdem wird aus den benaehbarten Brovin^en Rambou und Sehende... schones ^iehteuholz nach .^akodate gebracht. Ein ehemaliger Kapitän der englischen Armee hat^ mit der Ausbeutung dieser Ratnrschäze einen Ansang gemacht und in Hakodate eine Dampss^.hneidemühle errichtet. Dieses Unternehmen wird, troz der Schwierigkeiten, mit denen es bisher zu kämpsen hatte, in naher Znknnst unzweifelhaft mit Erfolg gekront werden. ^ Die Japanesen selbst werden wohl bald den Vortheil der Dampskraft über die Händearbeit einsehen lernen.

. H i r s c h h o r n von der Jnsel Jezo. Der Breis ist im Laufe des Jahres ansehnlich gestiegen, nämlich von Doll. 4 auf Doll. 8 per

Bikul.

S e e g r a s bildet den Haupte^portartikel unsers Blaues. Es ist

ein Nahrungsmittel d^.r Chinesen und, ^seiner salzigen Bestandteile wegen, in denjenigen Brovinzen Ehinas, wo das Salz zu den Seltenheiten ge..

hort, sehr gefneht. Das Seegras kommt in den Monaten Juli bis D^ember nach Hakodate ans den Markt. sein Breis stieg im Jahr 1864

von Doll. 2. 20 auf Doll. 2. 55 bis Doll. 3 per Biknl. Es verdient bemerkt zn werden, dass, wenn auch dieser Artikel im Jahre 1864 i.. grosserer Quantität ausgeführt wurde als uu Jahre 1.^63, der grosste Theil davon in Ehina unverkauft liefen blieb.

F i s c h t h r a n , hauptsächlich aus Haringeu gewonnen, wurde in geringen Quantitäten naeh Europa verschifft. Der ^is^hfaug bildet die vornehmste Erwerbsquelle der Einos, welche die Lüsten der Jnsel Je^o und Sagghalien's, so wie aneh die nordlichen Küsten der Jnsel Riphon bewohnen. Die Küste von Je^o ist in verschiedene, au einheimische Kaufleute verpachtete ^isehereidistrikte abgetheilt. .^^tere gewähren ihre.. Bäehtern ein beträchtliches Einkommen, ebenso au^h den verschiedenen Fürsten^ die, mit der Verteidigung der Küsten beauftragt, diese Fischereien verpachtet haben.

R o h e .^eide. Jm Jahre 1863 wurden ^ie ersten ^ersuche gemacht, die ..^eide aus den Markt von Hakodate heranzuziehen . diese Versuche wiederholten sich im Jahre 1864 in grosserm Massstabe, und sie versprechen sür das Jahr 1864 den erfreulichsten Erfolg. Der englische Handel zauderte nicht, sich in die ihm durch lokale Gewohnheiten auferlegte Rothwendigkeit zu fügen und leistete demna.h aus die ihm zu

31 liefernde Seide hin Vorschüsse bis zum Belauft von fünfzig Vrozent ihres Wertlos. Die Seidenverkaufer weigerten sich nämlich, ihre Waare, ohne starke Vorse.husszahlungen auf den Markt zu bringen.

Es wäre ^u wünschen , dass diese Versuche mehr und mehr an Boden gewinden mochten ; denn sobald einmal die Seidenverkäufer aus den nordlichen Distrikten der Jnfel Riphon einsehen, dass sie für ihre Waare in Hakodate einen eben so guten Markt finden, als in dem entferntern Hasen von Yokohama, so werden sie dem erstern Blaze den Vorzug geben, schon aus dem Grunde, weil sie dadurch die hohen Transportkosten ersparen, die ihnen die Entfernung des andern Hafens auferlegt. Dann würde der franzosische Handel ans den massigen Breisen dieses sür seine Jn-

dnstrie so wichtigen Artikels direkten Vortheil ziehen. Man sagt, die

Kaufleute von Kioto hätten in den nordlichen Provinzen grosse Seiden-

ankaufe gemacht. Sollte sich das Gerücht bestätigen, so wäre diess ein

Sehlag, der für den ^eidenhandel Hakodate^s verderblich werden dürfte.

Die Lage der Jusel Je.^o ist zu sehr eine nordliche, als dass die Seidenzucht daselbst ernstlich eingeführt werden konnte; sie vermag es daher nicht, dem Handel Seide anzubieten , höchstens 3 bis 4 Bikuls jährlich dienen dazu, die Beamten des Zollamtes von Hakodate mit diesem Stoffe in wohlfeilerer Weise zu versehen, als wenn sie die zu ihrem Bedarfe benothigten Kleidungsstosse von der Jnsel Riphon^ beziehen müssten.

Die .Ausfuhr von Seidenraupeneiern ist bisher ohne Bedeutung geblieben, indem die Jnsel Jezo von diesem Artikel nur wenig oder nichts produzirt und sür den fremden Handel die grosse Schwierigkeit darin besteht, dass man genothigt ist, den japanischen Kauslenten grosse Vorschüsse zu bewilligen, und dieses häufig ohne jede sichere Garantie.

S c h w e f e l . Einige kleine Quantitäten sind im Jahre 1864 ausgeführt worden. Die in der Rahe Hakodate^s befindlichen zwei Vulkane, der Jeesan und der Kommangataka , liesern davon eine ziemlich gute Qualität. Da der Boden der Jnsel Jezo ein sehr vulkanischer ist, so findet sich der Schwefel in grosser Menge vor, und es dürfte sein Export mit der Zeit grosse Ausdehnung gewinnen.

T a b a k . Die Ausfuhr hat im Jahre 1864 nicht die Hohe des Vorjahres erreicht. Vermuthlich waren die hohen Breise Schuld daran.

Die Einfuhr des Jahres 1864 zeigt gegenüber derjenigen des Vorjahres

eine bedeutende Vermehrung

Jhr

Werth betrug im Jahre

1863 Doll. 5132 und im Jahre 1864 Doll. 90,7^7. 14; dazu

kommeu noch ungefähr Doll. 20,000 sür solche Waaren, die von Ragasaki und Yokohama wieder ausgeführt worden sind. Der Verbrauch an europäischen Waaren ist hoehst gering, und wenn der Werth der Einfuhr dergestalt zugenommen hat, so ist ^die Ursache hievon in den Kontrakten zu suchen, welche mit den Beamten einheimischer Fürsten abges.hlossen und denen znsolge ihueu verschiedene europäische Artikel tauschweise gegen Landesprodukte, wie rohe Seide u. s. w., geliefert worden sind.

32 V e r s i c h e r u n g s w e s e n . Angesichts der häufigen Unglüksfälle, welche den Schiffen begegnen , die unfern Hafen besuchen, muss sehr beklagt werden, dass von der einigen Assekuranzgesellschaft, welche in Hakodate eine Agentur errichtet hatte, die ^.North Cbina Insurance Com..

panv^ , diese Agentur wieder zurükgezogen worden ist. Es ist demnach nicht möglich, in Hakodate Exportwaren zu versichern.

Frachten. Die mittlere Fracht beträgt: von hier nach Shanghae 50 Eents vom Dollar per Vikul und von hier nach London L. St. 6. 10 per Tonne.

G e s e z e . Diese werden, insofern die Varteien Japanesen sind, strenge gehandhabt. Es ist nur zu bedauern, dass diese Anwendung des Gesezes sich bloss auf Verbrechen beschränkt, die von Japanesen gegen eigene Landsleute verübt werden; dass hingegen in denjenigen Fällen, wo der Verlezte ein Ausländer ist, pon den japanefischen Behörden vorgezogen wird, das Verbrechen durch Straslosigkeit zu ermutigen, anstatt die Untergebenen nach der Strenge des Gesezes zu bestrafen.^ B e r g w e r k e . Obgleich die dureh zwei amerikanische Jngenieurs im Austrage der Regierung des Talkun vorgenommenen Untersuchungen den Metallreichthum der Jnsel Jezo ansser allen Zweisei gefezt haben, so war doch die Art und Weise, in welter die Regierung bisher die Ausbeutung betreiben liess . eine so primitive, dass diese ledere nur geringen Vortheil ergab. Einzig eine Mine an der Westküste Jezo^s wurde nach neuerm System bearbeitet. Sie liefert die beste japanesische Stein-

kohle, und die Ansbentnng wird, aller Wahrscheinlichkeit nach, grosse Di-

menfionen annehmen.

S c h i s s f a h r t . Hand in Hand mit der Vermehrung des Handels^ Verkehrs hat im Jahre 1864 auch die Belebtheit unsers Hafens zugenommen. Es ist zu bedauern, dass die Gefahren, denen die sremden Schisse bei dem Besuche unsers Hasens begegnen , Gesahren , aus die in meinem Jahresbericht pro 1863 aussührlieh hingewiesen wurde, die Hofsnung auf eine weitere Vermehrung des Verkehrs nicht auskommen lassen, indem die zahlreich vorkommenden Unglükssälle die fremden Schisse von dem Besuche Hakodate^s abschreken müssen. Jm Verlause von weniger als 13 Monaten haben sich in unserer .^ähe süns Schissbrüche ereignet.

Von ^eite der japanefischen Regierung werden alle und jede Vorkehren behufs Sicherstellung der Schissfahrt in den Meereugen, welche unsere Jnsel von Riphon trennen, vernachlässigt: es gibt weder Leuchtthürme, die an den Ein- und Ausfahrten dieser Meerengen den fremden Schiffen zur Riehtuug dienten , während doch die hier so häusigen starken Rebel, in Verbindung mit der gewaltigen Stromung, die ^chiffe nur zu oft den richtigen Weg verlieren lassen ; auch gibt es keine Viloten , um den ankommenden .Schiffen ihre Dienste anzubieten. Ausser diesen Gefahren müssen überdiess die vielen Zeitversäumnisse, die zum grossen Schaden der Sehifsfahrt gereichen , ebenfalls in .Anschlag gebracht werden. So z. B. be-

.

33 durste die Brigg ,,Alma^, welche im Jahr 1863 binnen 7 Tagen von Shanghai bis zur Ei^sahrt der Meerenge von Sangan gelangte, nicht weniger als dreissig Tage , um die kurze Streke von da bis Hakodate zurükzulegen. Jm gleichen Jahre war es, dass der ,,Waverle^ nach einer sechstägigen Reise vor der Meerenge ankam und es nicht wagen durfte, während der .Nachtzeit in den ihm unbekannten Hasen von Hakodate einzulaufen; das Sehiff wurde von der Strömung fortgerissen, und erst nach 43 Tagen gelang es ihm, in uuserm Hasen Anker zu wersen.

Der ,,Beaver^, von Yokohama kommend, besand sich bereits vor Hakodate in Sicht; es gelang ihm jedoch nicht, den Blaz zu erreichen, vielmehr war er genothigt, sich nach einer Fahrt von 45 Tagen zur Rükkehr nach Yokohama zu entschliessen.

Die B e v ö l k e r u n g ist einer fortwährenden Fluktuation unterworfen.

Jhre Stärke zu bestimmen, ist nicht mogl.ch, da die Landesregierung keine

Volkszählung vornehmen lässt.

Von öffentlichen Arbeiten ist bloss die Erbauung zweier, im

Jahre 1864 vollendeter Forts zu erwähnen, von denen das eine dem Gouverneur zur Wohnung dient, und die Ausfüllung eines Theiles der Bai.

Das durch diese Ausfüllung gewonnene Land soll zu einer neuen .Konzession an die Ausländer verwendet werden.

A l l g e m e i n e B e m e r k u n g e n . Raehdem ich der Schwankungen, die sich im verflossenen Jahre in den verschiedenen Zweigen unsers Handels gezeigt, mit einigen Worten Erwähnung gethan, erlaube ich mir, in Kürze die Hauptbesehwerdepnnkte der fremden Kausleute in Bezug auf unsern Hasen hervorzuheben.

Diese Bunkte sind folgende .

Die starken Vorschüsse an die Jnländer, wozu die Kausleute so oft genothigt werden . der böse Wille der Beamten , wenn es sieh darnm handelt, den Fremden zu ihrem Rechte zu verhelfen. die Rachlässigkeit der Beamten, die in derjenigen ihres Ehefs, des Gouverneurs, Ermunterung siudet, und ihre Einmischung in die Handelsgeschäste, namentlich in diejenigen, bei denen die Monopolsanspruehe der Chinesen sich geltend machen wollen. Die Erfahrung hat dem ausländischen Handel den Beweis geliefert, dass das ...^stem der Vorschüsse bei den japanesischen Kaus- .

leuten allzusehr eingewurzelt ist, als dass eine Aendernug hierin sobald zu erwarten stände. Der inländische Brodu^ent ist, angesichts der beschränkten Zahl der hiesigen fremden Kausleute, nicht geneigt, die Breise ihrem Ermessen anheimzustellen, nachdem er die unverhältnissmässigen Abgaben an die Regierung entrichtet hat; im Falle der Verweigerung des Vorschusses, der ihm als Garantie dient für den Aeeept seiner Waare seitens des fremden Kaufmanns , würde er es vorziehen , jene Waaren nach Yokohama zu Markt zu bringen, wo er, der fremden Konkurrenz wegen.

stets vorteilhafter Breise si.l.er ist.

Bundesbla^ Jahrg. X^ll. Bd. l^.

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34 Was den bösen Willen anbetrifft, den die Beamten jedesmal an den Tag legen, sobald es sich darum handelt, den fremden Reklamationen Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen, fo ist d.efe Thatsaehe durch zahlreiche Zeugnisse unumstosslieh erwiesen. Der Verfasser dieses Berichts hatte in einem der Räume des Zollhauses einen kleinen Vorrath von Wein und Ligueurs zu seinem persönlichen Gebrauch liegen. Es verschwanden davon einige Eolli, und in dem Magazin eines Jnländers wurden dann Weine entdekt, welche die gleiche Etikette trugen, wie die entwendeten. Der Bestohlene zog den Beklagten, einen japanesischen Kaufmann, vor Gericht, und dieses erklärte nach einer langwierigen Untersuchung den Leitern sur nicht schuldig. Dem Kläger, welcher gegen diese Entscheidung Beschwerde erhob, wurde angezeigt, es hätte der Angeklagte versichert, jenen Wein an einer öffentlichen Auktion von europäischen Waaren gekauft ^u haben.

Der einige Europäer , welcher sieh aus unserm Vlaze mit solchen Auktionen besasst, versicherte dem Kläger, ans dessen Erkundigung hin, niemals Wein von dieser Sorte zum Verkause gebracht zu haben. ..^ier bis fünf andere Diebstähle, deren Opfer hier ansässige Franzosen waren, wurden im Laufe des Jahres verübt, aber aller Vorstellungen ungeachtet konnte bei dem Gouverneur keine Genugtl..unug erlangt werden.

Das derchinesischenKorporation von Ragasaki eingeräumte Monopol bildet einen zweiten Beschwerdepunkt. Obgleich der Gouverneur von Hakodate , durch die Vorstellungen der fremden Repräsentanten mel^r uud mehr gedräue.t, sieh zur Antwort herbeiliess, dass er hierüber sehr ernstlich an seine Regierung geschrieben, so ist dennoch bis ans den heutigen Tag in diesem Monopolista keine Modifikation eingetreten, trozdem es nicht allein dem auswärtigen Handel, sondern auch demjenigen der Landeseinwohner , so wie dem öffentliche.. Schabe zum grossen Rachtheil gereicht. Dieses Monopol datirt, wie es heisst, ans dem Jahre 1681 oder 1682. ^Zwei grosse Kanfleute ans der chinesischen ..^tadt .^..achon (Seehasen zwischen Shanghai und Ringpo^ reisten damals nach Nagasaki und bewarben sieh bei dem dortigen Gouverneur um eine Handelsbewilligung. Raehdem der Gouverneur vorher die Genehmigung der Regierung in ^edo eingeholt, gestattete er ihnen, alljährlich sieben mit Waaren und Medikamenten beladene Dschunken nach
Ragasaki senden zu dürfen, deren .Ladung dem japauesisehen Reehuungshof übergeben. wurde, welcher hieraus den Verkauf besorgte und den Erlos den chinesischen Kaufleuten in Lau-

desprodukten auslieserte. Dieses Verhältniss ist jedoch stets ausserhalb des

Bereiches der ^wijchen den Regierungen Ehinas und Japans gepflogenen direkten Verhandlungen geblieben. Eine Bernsnng anf dieses Monopolxeeht gegenüber den Rechten , welche durch die in der Renzeit abgeschlossenen Handelsverträge den europäischen Mächten eingeräumt worden sind, ist demnach unstatthast. Durch die Bestimmm.e. übrigens, wona.h unsern Landsleuten die Vortheile der meistbegünstigten Ration zugestanden sind, wird jedes Monopol ^u Gunsten der Chinesen ausgeschlossen.

35 Wenn man die gerechten klagen der Ausländee näher prüft, so wird man sofort erkennen, dass sie hauptsächlich gegen die Einmisehnugs^cht der einheimischen Beamten gerichtet sind. Unglüklieh bleibt es, aber wahr, dass von allen den Fremden geöffneten Häfen Hakodate derjenige ist , wo diese Einmischung am grellsten hervortritt. Richt genng, das. sie sich in die Handelsgeschäste einmischen, belegen die Beamten die zur Aussuhr bestimmten Waaren mit den höchsten Zollen, und alle solchen tasten hat sehliesslieh der fremde .Hausmann zu tragen. Wenn die Handelsverträge die Bestimmung enthalten , dass fünf Vrozeut vom Werthe der ausgeführten Waaren an die japanesisehe Regierung bezahlt werden müssen. so wissen die Beamten den Zoll dennoch auf eilf Prozent hinaufzusehrauben: zwei ^rozeut nämlich bezahlen die Waaren bei der Eiusuhr iu Hakodate, zwei Prozent ihres Werthes beziehen die Sensale der Regierung und zwei weitere Vrozeut müssen von den sremden ^.auflenten bei der Empfangnahme der Waaren entrichtet werden. ^iese sechs Prozente, mit Hinzureehnuug des Ausgaugszolles von fünf Brozenteu , machen die in Rede stehenden eilf Prozente aus.

. ^as Hauplübel, woran die Administration leidet, besteht darin, dass der Gouverneur durch seine Gleichgültigkeit und Halsstarrigkeit die Beamten zur Willkürlichkeit und zum Festhalten au den althergebrachten Missbräuchen aufzumuntern seheint, Missbräuche, die hüehste..s damals, als der europäische Verkehr aus das ^esima der .Holländer beschränkt blieb, vorkommen dursten. Obgleich die Residenz des Gouverneurs kaum 3 bis 4 Meilen von .^.al^date entfernt ist, so vermag ihn do.^ kein Gesehäft, und u.äre es noch so wichtig, zu einem Besuche in unserer ..^tadt au einem andern Tage zu bewegen, als am Moutag, wel.h' leztern Tag er für die Besorgung seiner hiesigen Amtsgeschäste unter dem Vorwande be^ stimmt hat, dass er, als Gouverneur der Jnsel ^ezo, seine Zeit ungleich wiehtiger.n Gesehästen zu widmen habe, als dass er sieh ^ mit den Beschwerden der Ausländer besassen konnte. ^ie Beamten wissen sich ohne alle Aussicht, und werden darum nachlässig iu der Erfüllung ihrer .^bWesenheiten; gar oft ereignet es sich, dass das Zollamt an Wochentagen uo.h Mittags geschlossen ist. Vielleicht vermochte die Ersezung des ersten Staatsbeamten uud seiner Subalteruen durch thätigere Leute , die ihre Schule iu Yokohama gemacht, diesem Uebelstaude wirksam abzuhelfen.

^ie uuglaubliehe Gleichgültigkeit des Gouverneurs^ iu Bezug auf alles,

was die Jnteressen des auswärtigen Handels anbetrisst, so wie der ganzliche Mangel an einer uuparteiiseheu Rechtspflege , werden alle Anstreugungen der fremden Konsuln, die das Emporblüheu unseres Hafens z^m Ziele habeu, zu uichte^^aehen.

.^a.hdem ich nun die verschiedenen Materieu , die mit dem Handel vou Hakodate in direkter Verbindung stehen, Gehandelt, erlaube ich mir, noeh ein Wort über die Verpachtung der verschiedenen Fisehereibezirke der Jnsel Jezo hinzuzufügen.

36 .

Jm Jahre 1854 trat der Fürst von Matsmai die. Jnsel Jezo an

die Regierung des Talkun ab und behielt sich bloss ein kleines Gebiet vor,

das die ein Erbgut seiner Familie bildende Stadt Matsmai um-

schlißt, nebst 30,000 Kokns (1 Kokus - Fr. 20), welche auf die Einkünste der Jnsel Riphon angewiesen wurden. Mehrere Fürsten im Rorden von Riphon wurden hierauf mit der Verteidigung der Jnsel Jezo betraut un^ erhielten, als Entschädigung sür die ihnen durch den Unterhalt der Truppen auffallenden Kosten , gewisse Berechtigungen an den Küsten der Jnsel. Jn ihrer sträflichen Nachlässigkeit verpachteten aber die mit der Verwaltung betrauten Beamten diese Küstendistrikte gegen eine äusserst geringe Gebühr an einheimische Kaufleute, welche rasch ^u grossem Reiehthum gelangten, während dagegen die Fürsten , bei der unbedeutenden Entschädigung , die sie für den Unterhalt ihrer Truppen erhielten , mehr und mehr verarmen mussten. Jm Lause dieses Jahres wurden jedoch die Vachtsummen erhoht ; es ist nicht zu bezweifeln , dass diese Distrikte, sobald sie einmal einer intelligentern und unternehmenden Verwaltung unterstellt sind, einen weit grossern Ertrag abwerfen werden. Ein Beispiel genügt, um zu beweisen, zu welchem Reichthnm die einheimischen Kausleute ^urch diese Vacht gelangen: Einer derselben hatte nämlich bisher einen jährliehen ^ins von 1250 Rios zu entrichten, während der gepachtete Distrikt ihm einen Ertrag von 70,000 Rios lieferte. Seine Aus-

lagen beliefen sieh aus 15,000 Rios, und es blieb ihm sonach ein Retto-

prosit von 55,000 Rios oder 660,000 Franken.

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Bericht des schweizerischen Konsuls in Hakodate über das Jahr 1864. (Vom 1. Januar 1865.)

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02.12.1865

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