#ST#

Schweizerisches Bundesblatt.

XVll. Jahrgang. l.

Nr. 15.

#ST#

8. April 1865.

Jahresbericht des

schweizerischen Generalkonsulaten in Batavia fur

1864.

(Vom 28. Januar 1865.)

An den h. Bundesrath.

Tit. l

Erster Theil.

1. Die Lage der Kolonie kann im Allgemeinen sehr befriedigend Benannt werden.

Ans Java herrschte fortwährend die vollständigste Ruhe, wenn ein unbedeutender, sofort unterdrückter Aufstand in Tagal davon ausgenommen wird , sowie ein ganz unüberlegtes, in Zeiten entdettes Komplott einiger durchaus nichtssagender Jndividuen mit dem läeherliehen Zwecke, die bestehende Ordnung umzuwerfen und sich selbst an die Spitze zu stellen. Auch in den Aussenbesitzungen herrscht jetzt überall Rnhe. Die Unterdrückung des Ausstandes in Vanjermassin , der 4 Ja.hre gedauert und sehr zahlreiche Menschenopfer gekostet hat, wurde im abgelausenen Jahre vollendet. Ein anderer Ausstand braeh in Eintang, ebenfalls auf Borneo, aus und schien einen ernsten Eharakter annehmen zu wollen ., durch die kräftigen Massregeln der Regierung wurde derselbe indessen in kurzer Zeit sast vollkommen gedampft.

Dank dem freisinnigen Ministerium Thorbecke und den energischen .fänden, denen die Regierung der Kolouien jetzt anvertraut ist, hat Java im verflossenen Jahre manchen Schritt vorwärts gethan. Von diesen darf wohl zuvorderst genannt werden : die Anlage der ersten Eisenbahn,

Bundesblatt. Jahrg. XVII. Bd. I.

29

348 nämlieh von Samarang nach ..^oeraearta und Djoejoearta ; die grossartigen, für diese Gelegenheit veranstalteten Festlichkeiten zeugen von der grossen Bedeutung, die man diesem Schritte unterlegt; für die Bal^n Batavia Buitenzorg ist ebenfalls Konzession ertheilt und weitere dürsten auch bald folgen. Ferner dürfen nicht unerwähnt bleiben . die Reorganisation des ^ostwesens mit Errichtung einer tagliehen Vost über ganz Japa . ein Ge.^ sei^, wonach in ^uknnst sunge ^eute , die sich dem Beamtenstande wid..

men wollen, aneh hier er^aminirt werden konnen, wahrend bisher die Akademie in Delst der einige Weg war , in den hiesigen Staatsdienst zu gelangen, und endlieh der Besehluss zum Beginn einer statistischen Auf^ nahme von Java. Weitere sür Java sehr wichtige Reformen sind jel..t bei den Kammern in Behandlung , z. B. die Ermässigung und Verein^ fachung der hiesigen ^olltaris^. und Veränderungen im Knltnr-.^stem, letztere mit dem unverkennbaren ^wecke, endlieh den Weg anzubahnen, aus dem man die i^ig.. .^wangs-.^ultur durch andere , den je^igen Ten^ denken mehr entsprechende Verhältnisse ersten kann.

Der Gesundheitszustand liess zu wünschen . die Cholera , die .^lnfangs des Jahres in Britisch-Jndien so stark herrschte, hat sich von da nach Java verbreitet, zuerst bei der ...^nnda.^Strasse und von da uaeh Ba^ tavia und weiter über die gau^e Jnsei ; die bedeutendsten ...^trandpläl^e Batavia, Samaraug, .^nrabapa und ^assarouang wurden am stärksten heimgesucht. Jm Oktober und Rovember, mit dem Wechsel der Musson, ist die Epidemie fast gau^ verschwunden ; nur vereitelte Falle zeigten sich auch uoch im Dezember. Die benachbarten Jnseln Sumatra , Borneo und ^elebes blieben ebensalls nicht verschont. Seit ihrem ersten Auftreten aus Java l820^182l hat die Cholera hier nie in so starkem Grade geherrscht.

Die .^andelsg.^se^gebung blieb i. J. 1864 unverändert^ einige sehr wüns^heuswerthe Verbesserungen, namentlich in Bezng ans das ^alliten^ Wesen, bleiben noch der Zukunft vorbehalten. Unsere Zwischenhändler sind grosstentheils Chinesen und Araber; sie stehen als .^ausleute unter dem holländischen .^andelsgesei^ mit der Ausnahme, dass sie die Freiheit haben, die Bücher ^u sühren wie es ihnen beliebt. Diese E^ep.^ion nun wissen viele zum grossen Ra.htheile des Handels ans^ubeuten, indem sie sieh durch Fallimente
bereichern. Geht man bei Zahlungseinstellungen den gerichtlichen Weg, dann ko^uu.t die insolvente Masse unter Admiu^ ftration der ,,Weeskamer^, ein in anderer .^inslcht sehr nül^liehes Gouver^ nements^Jnstitut, aber zur .^bwi.^luug solcher Angelegenheiten durchaus untauglich , selten dass aus solchen ^Massen auch nur 5 --. 10 .^ inr .^ause von vielen Jahren herauskommen. Es ist desshalb sehr begreiflich, dass man, um dieses Schlimmste zu vermeiden , jede^ Aeeord unt.^r der .^.and annimmt, aueh wenn man die Ueber^u^ung hat , dass der Betreff fende 25 .^.. 30 ^ daran verdient, und es bedars keiner Ausllarung, dass unsere ..hinesisehen und arabischen Händler , deren Ehrlichkeit über..

haupt nicht im besten Rufe steht, gerade daraus hin speknliren.

...

349

2.

Ueber die Erzeugnisse der Landwirtschaft lassen sich erst ungesähr im Monat Mai, nach Ablauf der Ernte, genauere Angaben machen.

Nachstehendes ist das Resultat der Ernte von Java 1863/1864.

.Gouvernement^ Kultur.

^artieul..

Kultur.

Total.

Kafsee in Bieols v. 61 . .^ Kilos 1,100,891 137,818 1,238,709 Zucker ,, ,, ,, ,, ., . 1,104,256 1,007,459 2,l1l,715 Jndigo ,, Amst. .^ .

518,849 206,646 725,495 Thee , , , . , , .

. . l,139,198 1,139,198 Tabak ,, Bieols v. 6l ^ .^ .

12,500 132,485 144,985 Eassia ,, Amst. .^ .

. 159,373 159,373 Cochenille , , , , . . .

-l 6,000 10,000 Ueber Reis, das Haupt-Brodukt von Java, wenu auch sür den Er^port^Haudel von geringerer Bedeutung, entbehren wir aller zuverlässigen Statistiken , seh.^uugsweise wird eine gewöhnliche gute Ernte auf 22 - 25 Million Bieols augenommeu ; sür Export ist der Artikel von mehr untergeordneter Bedeutung, wenn davon ..^afelreis ausgenommen wird, wovon

Java per Jal..r zirka 150,000 Vieols produit, die, seitdem Earolina-

Reis fehlt, in Europa aussergewohnlich hohe Breise bedingen.

Die geringern Sorten konnen hanptsachlich nur sür Export nach Ehina dienen; doeh in ^en legten Jahren wurden unsere Breise durch die Frage für inläudischen Konsum durehgehends so hoeh gehalten, dass nur Theurung in Ehina Sendungen von hier veranlassen konnte, wie es ^ B. augenblickIich wieder der ^all ist. Früher spielten unsere Mitlelsorten Reis auf den europäis.^hen Markten auch eiue ziemlich Rolle ; die Verbesserung der

^ualit^it in deu brittisch-indischen Reishäfen und unsre durch inländischen Eonsumo seitdem stets hoch gehaltenen preise scheinen den Export dieses Artikels uaeh Europa auf Rull zu redu^iren.

Von den sür Rechnung der Regierung knltivirten Brodukteu kommen aus Java jährlieh zum offeutliehen Verkauf

200,000 Bieols Zucke...

50,000 .. Kafsee

verteilt iu 3 Auktionen, die im September, Oktober und Dezember in Batavia abgehalteu werden ; das Uebrige wird durch die Hau^els^Maatsehapp..., sür Gouvernements-Reehnung nach. Holland verschifft und daselbst versteigert. Der Handel sehmeiehelt sich mit der Hoffnung, dass ein Vorschlag, jel^t beim Gouvernement in Behandluug : diese Quantitäten schon

nächstes Jahr auf 300,000 Bie. Zucker und zirka l 00,000 Bie. Kasfee zu vermehren, ^.r Verwirklichung gelangen werde.

lehrt, dass auch die Regierung sich dabei besser Versauet sür eigene Rechnung besorgen lässt.

Die Erfahrung hat gesteht, als wenn sie den

Aus Badang (Sumatra) kommen ausserdem alle 3 Mouate, uämlich im Mai, Juni, September und Dezember je 30-50,000 Bieols Kaffee

^

350

auf Auktion; diess ist Alles was Sumatra an Kaffee für Holland produzirt^ Diese Kultur ist daselbst nie Monopol des Gouvernements.

Die 1863.^1864. Ernte, die sich schon ziemlich beurteilen l.asst, bietet einen weniger erfreulichen Kafsee-Ertrag . der Artikel , dem das

Mutterland zum grossten Theile die Millionen verdankt, die es jährlich

an Ueberschuss des kolonialen Budgets bezieht , liesert ein seit Jahren nicht mehr gekanntes klägliches Resultat ; man erwartet kann. ^ des porjährigen Ertrages (der allerdings ein besonders günstiger war), also

ein Defizit von zirka 700,000 Bieols . die partikulare Ernte wird auf 84,000 Bieols, gegen 138,000 voriges Jahr, geschäht.

Zucker wird ebenfalls ein Defizit von reichlieh 200,000 Bieols er^ geben;. diess drückt mehr aus die Bartikular-Unteruehmer als Gouvernements-Kasse.

aus die

Reis scheint 1864 eine sehr mittelmässige Ernte geliefert zu haben und sind die Breite für den inländischen Consumo in lester ^eit sehr hoch gegangen, ein Umstand, der wieder für lange ^eit ans das Jmport.^Geschäf.. nachtheilig einwirken wird. Die Anpflanzungen sür die neue Ernte sind durch die anhaltenden Regen außerordentlich begünstigt worden und darf man daher für 1865 einen besonders reichen Ertrag erwarten.

....Bergwerke sind in dieser .Kolonie ganz ohne Bedeutung, mit Ausnahme der ^innminen auf der Jnsel Banea, Monopol der Regierung, und der durch eine Bartikular-Gesellsehast betriebenen aus derJnsel Villiton.

Banea-Zinn wird stets für Gonpernements-Rechnnng nach Holland ge-

sandt, das Billiton-Zinn wird seit 18^3 regelmässig hier versteigert.

Für Steinkohlen-Minen bietet unsre Jnselgrnppe überhaupt, be^.

sonders aber Borneo, der Zukunft ein weites, sast unersehopsli.hes Feld ; doch die Zeit einer nenneuswerthen Exploitation scheint noch nicht gekommen zu sein. Eine Aktien-Unternehmung an der Küste von Borneo, por

zirka 10 Jahren gegründet, wurde während des Ansftandes im J 185.) total zerstort und seitdem abandonnât; die Aktien sind ganz auf Rnll gefallen.

Die Regierung unterhält daselbst noch einige Minen, worin indessen

nur wenig gethan wird. Die Ursache des Richtgedeihens ist nicht weit zu suchen; so lange die Exporten von Ehina, Java ^ die Jmporten so bedeutend übersteigen, werden die Ausfragten von Europa sehr niedrig bleiben ; da...

her kann man mit Schissen 1. Klasse Kohlen zu billigerer Bracht von England nach Java bringen, als von Corneo mit uuversicherbaren Küstenfahrzeugen, wozu noch die. bessere Qualität des englischen Produktes in

die Waagschale fällt.

Australien macht mit Steinkohlen hier ebenfalls Konkurrenz; auch da kommt nur eine sehr geringe Bracht in Betracht, weil von den ^ehissen, die von Europa mit Ladung nach Australien gehen , nur eine sehr be.^ schränkte Anzahl daselbst Retour-Frachten nach Europa siudet und der Rest in Ballast nach Java, Ehina ^e. segeln muss.

351

3. Total-Einfuhr auf Java im Jahr 1864.

Manufakturen Eisen

34,551 Ballen und Listen

139,875 Stäbe ,, Bündel 7,418 Körbe 3,351 Stück 25,219 Kisten und Körbe 22,241 O.^ofte und Kisten 68,093 Kisten 46,287 Eollis 45,872 Fässehen 14,393 Stück 13,975 .

8,436 Kisten 48,187 engl. Tons 13,985 Fässer 1,367 Kisten und fallen 5,627 Fässer 4,082 Stück 4,2 l 8 Fässer 2,213 ,, 86,641 Kistchen 4118, Kisten ^47 .

2,156 ,,

Steingut .

Maschinerien Bier

Wein

Genere ..Provisionen Butter Schinken Käse

Leinol Steinkohlen Mehl Garne

^ägel

Aracksässer Theer, schwedischer Kohltheer .

Seife Glaswerk .

Tupfer

Eisenblech .

Eisenwaaren 4,754 Fässer und Kisten.

Jn diesen .Quantitäten ist nieht inbegriffen, was das Gouvernement

durch die Handels-Maatsehapp... für eignen Bedarf einführen lässt.

Die Total^lussuhr stellt sich wie folgt : 148,810 Bieols Kaffee 1,196,995 Zucker ^

.l ,527,829 6,120 6l,253 14,164 3,820 172,089 127,245 348,080 532 216 3,333 4,235 l ,366 116,686

,,

Hegger

Bieols ,, ,,

Reis

Arack .^tuhlrohr Psesser Gummi Elastieum Häute

Stück Vieols Tabak

^

Pieols ,, ^ ,,

,, ,,

Jndigo Muskatnüsse Museatblüthe Sapanholz Gummi Damar Gutta Bereha

Oelkuchen

.

.

.

^

352

2,410 Bi.^

Eubeben Cassia ^inn ...

Thee Pieols Eoeu.^Oel Gewürznelken ,, langer Pfeffer.

,, Darin sind nicht inbegrifsen die Goupernements^Brodukte, die zum Verkauf durch die Handel^Maatsehapp... nach Holland gesandt werden , deren Quantität oben .^nh 2 näher augedeutet wnrde ; es ist die gan^e ...^ouveruemeuts-Ernte mit Ausnahme der 200,000 Pu.ols ^.....er und 50,000 Bieols Kaffee, die jährlich hier versteigert werden.

Die Haupt-Ausfuhr findet natürlich, der Differentialzolls wegen, nach Holland statt. ^ncker und etwas Kaffee finden dessen ungeachtet auch ans den australischen Märl.ten etwas .^lbfal^ sowie auch R.^is , wo^ raus indessen kein Schul^ol.. lasset.

717 7,462 32^,.) l 7 .....81 14l...

1,8^

4.

.

^

.

^

Einsuhr aus der S c h w e i g .

Es ist sehr zu bedauern, das.. dieser gerade sur den Berieht ...m meisten interessante ^unkt nur sehr oberflächlich behandelt werden kann.

Zuverlässige Statistiken darüber ^u geben, ist geradezu unmöglich , weil ^chweizerwaaren nicht als solche deklarirt werden, also selbst das ^oll^ departement auch ni.ht annähernd wissen kann, wie viel von der Schweig importirt wird, zumal es meistens Artikel sind, die in saft gan^ gleicher Waare au^h von ^euts^land, England und .^ehottland (au.h von Holtand, doch dann genießen sie .^chn^oll und müssen besonders deklarirt werden) ^ugesührt werden.

Eine Ausfuhr nach der ..Schweiz kommt hier nieht vor . es ist indessen leieht moglich, dass in nieht gar langer ^eit, wenigstens was Kassee betrifst, Versuche gemacht werden , überall offenbart sieh gegenwärtig das Streben, die Eonsmno^.Vlä^e durch Uebergehung der ^wisehenhäudler in direkten Verkehr mit den Vroduktio..sländeru zu bringeu.

Einige Bemerkungen über die Hauptartikel, die aus der Schweiz nach hiesigen Märkten kommen, dürsten hier noch am Blatte sein.

Dass die Ansnhren von Baumwoll^Mauufakturen im .Allgemeinen s e h r g e r i n g waren, findet in den amerikanischen Zuständen genügende Ausklärung. Die starken Vorräthe , womit unsere Märkte beim ^lusbruch des amerikanischen Krieges übersüllt waren, vermochten noch. bis in^s Jahr 1864 einen grossen Theil der sich kundgebenden Raehsrage zu befriedigen , ja von manchen Artikeln bestehen je^t noch von jener Zeit herstammende Vorräthe. Es ist deshalb begreiflich, dass in unfern hiesi^en preisen meistens unr ein schwacher Wiederl.^all des europäischen PreisAufschwunges bemerkbar war. Einzelne Artikel, die fast ganz ohne Vor-

353 räthe waren, bedangen allerdings im vorigen Jahr die Barität europeiseher Breise, liessen hie und da auch gar bescheidenen Rn^en , doch sind diese mehr als Ausnahme von der Regel zu betrachten. Am günstigsten war die Lage für B u n t g e w o b e n e B a u m w o l l e n w a a r e n , wie Eotonets, Ginghams, Bettbarchent, Sarongs, Kains, Vandjang ^., meistens Erzeugnisse von St. fallen , Zürich , Thurgau und Aargan , wovon gute Assortimente dur.hgeheuds befriedigende Breise bedungen haben. Die Konkurrenz der holländischen Fabrikanten, die auch noch durch Disserenzialzolle geschult sind, hat sich in den legten Jahren sehr entwickelt und es lässt sich annehmen, dass sie noch weiter fortschreiten wird . schon jel^t liefern einige Fabrikanten in Twenthe eine so gelungene Waare, dass sie mit wenigen, wenn überhaupt vorkommenden .Ausnahmen, einen Vergleich mit der rühmlichst bekannten Schweizer-Waare nicht zu scheuen brauchen.

Verminderung oder Abschaffung der Disserenzial^olle würde desshalb für diesen Jndustriezweig in der Schweig sehr erwünscht sei...

Jn nächster Zeit bleiben die Aussichten si.r die meisten dieser b uutgewobenen Waaren günstig, da die Vorräthe im Allgemeinen gering sind.

B a t t i k - A r t i k e i wie Sarongs, Kain, Vandjangs, Slendangs, Mouchoirs ...e. aus den Druckereien von Glarns , Zürich und in geringerem Masse auch Appen^ell und St. Gallen, besanden sich durch-

gehends auch in günstiger Lage. Dass sie ....ie überhaupt alle Mauufak^

tureu unter dem Drucke der Verhältnisse gelitten hal.eu , bedarf wohl keiner besondern Erwähnung. auf der Deinen .^eite musste schon der immerhin enorme ^.lnsschlag der .^...aumw ollpreise bedeutenden Einfluss auf den Consumo ausüben, um so mehr , als bei der Hauptmasse unserer .^evolkerung Kleiduug eher Lu^us als Bedürfniss ist ; auf der andern Seite brachte namentlich die ungünstige Kasfee^Ernte viel weniger Geld als sonst in den Bereich unsrer Konsumenten , und um das Mass voll zu machen, sind in den legten Monaten des Jahres die Reispreise wieder auf eine Hohe gestiegen, dass das Gros der Jnländer nieht mehr an Einkaufe von Mannfakturen denken konnte. Trot^ all diesen ungünstigen Verhältnissen genossen neue Assortimente von ...^chweizer-Battiks ziemliche Frage und bedangen ost Vreise, die trol^ der hohen Erstellungskoften noch ordentlichen Rnl^en liessen. Was von der Konknrren.^ holländischer Fabriken bei buntgewobenen Artikeln gesagt ist, findet auch hier Anwendung.

Ueber t ü r k i s c h - r o t h e A r t i k e l wie Twiste , Jndiennes glatt und bedrnckt , Sarongs . Kainpandjangs , Mouchoirs ^e , Vrodukte vom Kanton Zürich, in geringerem Masse auch von Vern, Thurgau nnd Glarus, muss dagegen in hochst unbefriedigender Weise berichtet werden. Jn.

Garnen ist es hauptsächlich das durch den Schut^oll begünstigte Holland,

welches die Konkurrenz der Schweiz siegreich bekämpft und wogegen selbst Glasgow mit Mühe konkurrirt. Jn glatten und bedruckten türkischrothen

^

354

Wahren ist es in erster Linie Glasgow (Holland in geringerem Grade).

das auf unfern Märkten je^t den Vorrang einnimmt und die früher f.^ gesuchten Sehweizer-Waaren verdrängt, da man des bedeutend billigeren Einstandspreises wegen, der leichten und doch Effekt machenden schotti^ fehen Waare den Vorzug gibt, während die schone, doeh thenre Schwerer.Waare mehr und mehr vernachlässigt wird. Ob die Schweiz auch in den leichteren Stoffen mit Glasgow konknrriren kann, wird bezweifelt; es können also dieser Branche keine günstigen Aussichten auf den JavaMärkten gemacht werden.

M o u s s e l i n e - A r t i k e l von ^t. Gallen und Appenzell haben hier

wohl selten eine ungünstigere Lage erlebt, als im J. 1864. Die Haupt^.

Ursache ist die kolossale Ueberführung des Marktes gewesen , schon von

1858.^1860 herstammend. als Haupt-Artikel können die Mousselm...^ d..^

mas^.^.. Mousselines brodas en couleur. Mousseline^ a ^ ^e. genannt werden , diese waren im .Laufe des vergangenen Jahres durchgängig nur zu ^reisen abzusehen , die in den billigsten Zeiten kaum die Auslagen gedeckt haben würden. Die Vorräthe sind noch jezt ziemlich stark, doch da die Ursache des schlechten Geschäftsganges vorübergehender Ratnr war und ^ie .Konkurrenz fremder Länder sieh in diese Artikel noch nicht gemischt hat, so wird sieh das Gleichgewicht von selbst wieder herstellen und unfern Fabriken ferner ein massiger Absa^ gesichert bleiben ; die Ersahrung der legten Jahre hat den zuverlässigsten beweis geliefert, wie sehr man die Konsumationssähigkeit dieser Kolonie, was Monsseline.^lrtikel anbetrifft,

überschätzt hat.

Der Abfat^ von seinen Broderien ist so beschränkt, dass der Gross.^

handel sich fast gar nicht damit abgibt. Der Handel in Uhren ging ebenfalls sehr schlecht. auch diese Branche wird von dem Grosshaudel mehr und mehr unberücksichtigt gelassen.

Sonstige ..^ehweizer-Artikel, wie Emmentaler- und Glarner..Käse, sind natürlich nur von sehr untergeordneter Bedeutung.

5. V e r m e h r u n g oder V e r m i n d e r u n g der E i n - undAn..^ f u h r . Bei einem Vergleiche der unter ^ 3 verzeichneten Jmporten mit den

Anfuhren des Jahres 18^ ergibt sich sür 1864 ein Surplus ans folgenden .Artikeln : Manufakturen Bier .

.

Provisionen Genere Schinken Käse .

Lein o l Garn .

Arackfässer

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

4.) l 4 Listen und Ballen 3626 ,, ,, Korbe

4576 Eollis 11,168 Kisten 4096 Stück 3829 ,, 5478 Kisten 5 6 4 ..

2577 Stück

und .Balle..

355

Theer, schwedischer .^ohltheer .

.

.^eife . . .

.

.

.

Tupfer

.

.

Eisenblech .

.

.

1583 Fass 12 ., 12.537 .^istchen ....59 Listen

.

1182 ,,

und dagegen ein Defizit aus den nachstehenden :

Eisen .

.

.

.

14,303 Stäbe

Steingut

.

.

.

.

.

1178 Korbe

Wein .

.

Butter .

Steinkohlen .

.

.

.

.

.

.

996 O^hofte u..d ^sten 2428 Fass 6769 engl. Tons

Eisenwaaren .

.

.

3775 Fässer und Kisten

Maschinerien Mehl .

Rägel .

Glaswerk

.

.

.

.

.

.

706 Stück

.

.

.

2149 Fass 2979 ,, 462 Eoilis

An Produkten wurden durch den Bartikular-Handel im Jahr 1864 mehr als im vorherigen Jahre ausgeführt:

167,874 652 21,180 3354 334 137 63l 28..)

45,847 279 246,746 48

Vieols Zucker Hegger Arrack Pieols Stuhlrohr ,, Bfefser

Museatnüsse

Mnseatblüthe

Sapanholz Gntta Bercha

^, Oelkuchen ,, Eubeben .^ Thee Vieols Gewürznelken

nnd weniger als im J. 1863 :

21,500 Vieols Kafsee 175,313 ,, Reis 3156 ,, Gummi Elastienm 18,532 Stück Häute 26,823 Pieols Taback 5940 ^ Jndigo 2363 .^ieols Damarhax.,

1562

,

956

,

897 2238

,

cassia Zinn

^oeos^Oel langer Bfeffer.

6. V e r ä n d e r u n g e n in den A n s ä h e n der E i n ^ und Aus-

fuhrzölle Japans haben im J. 1864 nicht stattgefunden. Mit wenigen

^56 ^lusnahmen haben wir noch die .Tarife von 183^, die sowohl durch ihren gar zu schutz^ollnerischen Charakter, als durch die hohen Ansähe, für die jet^ge Zeit nicht mehr passen, abgesehen davon, das.. sie durch ihre Weitläufigkeit und durch die im Laufe der ^eit gemachten kleinen Abänderungen, deren .^lnzahl unendlich ist, ein Studium erfordern, dass selbst die erfahrensten ^ollbeamteten mühsam ihren Weg da hindur..h finden. Schon längst ist, selbst durch die Regierung, eiue durchgreiseude Reform unserer Zolltarife als Rothwendigkeit anerkannt. im J. 1.^59 wurde unter dem Ministerium Rochussen ...in Gesetzesentw^s zusage gefordert^ der aber nach denJdeen der damaligen Zeit, ja selbst nach dem Gutachten einer ans dem hiesigen Hande..sstand .ernannten kommission, in seinem milden Sinn zu weit gin^.

Differenziatoli.. hätten danach aus Ausfuhren sofort, anf Einfuhren in sueeessivem Uebergang nach 10 Jahren ganz wegfallen sollen. Hänsige Ministerwe.hsel haben bis je.^t die Sache im .^..l.^.. quo belassen, bis man vor einigen Monaten wieder einen neuen Entwurf , durch den jetzigen Minister bearbeitet, empfing, der demnächst die Kammern passiren soll. Der Charakter dieses neuen Entwurfes hat aber leider kaum die Bescheidensten Erwartungen befriedigt.

Ein energischer Griff in das Schutzzollsystem ist darin nicht gethan , nur ist es hie und da etwas gemildert, wo man annehmen konnte, dass Holland uieht oder nur wenig darunter l.eideu würde. Manufakturen, ...er Hanptartikel, der die Schweiz interessirt, befahlen jetzt 12^^.., wenn mit Zertifikat über holländischen Ursprung, sonst 2.5.^; diese Ansähe sollen nach den. neuen Tarif auf 10^ und 20.^, und nach 3 Jahren auf 10.^ und i 6.^ herabgehen. Von ..^eite der hiesigen Handelskammer und auf deren fustigation auch dnrch eine ^om Handel ernannte kommission , wird genannter Entwurf nun einer einlässlichen Vrüsnng unterworfen, und hofft man, dass die Stimme des hiesigen Handelsstandes, wel^e liberalern Ansähen und der ^lbsehassnng der Disferen^al^olle uach einer Uebergangsperiode ^as Wort führt, bei den ....^erathungen der gese^g..ben.^en ^orper im Haag ans den endgültigen ^e^ ^ehluss günstig einwirken werde.

7. D u r c h f u h r aus und nach d .. r .....:. ..h .... e i z hat unsere Kolonie nicht, wenn man die wenigen Manusakturen schweizerischen Ursprungs
ausnimmt, die in den Molukten kousnmirt und aus hiesigen Entrepots bezogen werden. Statistische Angaben darüber liegen ebensalls nicht ini Vereich der Moglichkeit, bedeutend ist dieser .^unkt indessen nicht. Der Handel mit den

.Molul.ken wird hauptsächlich durch die Vugineseu betrieben, die srüher aller-

dings das ihnen näher gelegene Java zahlreich besuchten. Die vielen Formalitäten an den hiesigen Donanen haben sie aber vertrieben und Singa^ore als Freihafen ist se^t ihr Lieblingsplatz geworden. Jn den letzten Jahren hat indessen Matassar auch einen Theil des Handels gehabt .

doch ^ie Schwierigkeiten, mit denen Maeassar's Handel zu kämpfen hat, hemmen nicht allein seine Entwickelung, sondern drohen sogar, ihn ganzl^h zu vernichten. Bekanntlich zirkuliren in Matassar noch die hollän-

357 dischen Knpser ...^ent... , die vor einigen Jahren ausser Kurs gese^t find und also gar keinen gesetzlichen Werth mehr haben , und zwar mögen davon wohl noch eine Million Gulden in Umlauf sein. Es ist wahr, die Regierung hat f. Z. deren Einwechselung angeordnet, doch dafür

eine so kurze Frist festgestellt (4.... Tage^ , dass es eine Unmöglichkeit

war , das Tupfer aus dem Jnlande alles einzuwechseln und noch sogar in einer Zeit, wo wir mit dem Reiche Boni in Krie^waren und wo also selbstverständlich die feindliche Bevölkerung ihr Kupser nicht zur Einwechselung bringen konnte.

Der Umstand, dass in früheren Jahren Massen von diesem Kupfergeld über Singapore von England importirt wurden (denn der nominale Werth ist dreimal so hoch als der iutrinsike), war allerdings ein tristiger Grund, den Termin nicht so lang zu stellen, um neu.. .Anfuhren zu ermöglichen ; doch ein Mittelweg wäre leicht zu finden gewesen. Es kann unbillig genannt werden, von der Regierung zu verlangen, Kupfermünzen einzuwechseln, die nicht von ihr herrühren ; doch da die ächten und falschen nicht zu unterscheiden sind, so ist dies unvermeidliches Uebel.

8.

E i s e n b a h n e n und V e r k e h r s w e g e .

Bereits im Eingange wurde erwähnt, dass imJ. 1864 die erste Eisenbahn Java^s in Angriff genommen worden ist, deren Vollendung allerdings noch 5 --6 Jahre auf sich warten lassen wird; es ist aber damit endlich die Bahn des Fortschrittes angetreten und nach 20 Jahren Ueberlegung hat .

man Hand au^s Werk gelegt. Die Linie ^amarang, ^oerakarta, Dsoejoearta wird die Erstgeburt unserer Eisenbahnen sein ; Batavia und Buitenzorg ist auch bereits konzessionirt , doch scheint die Erlangung der nothigen Fonds bis je^t noch auf Schwierigkeiten ^u stoßen.

Die Dampfs^hissfahrts- Verbindungen lassen noch sehr ^u wunschen ; die Steamers - für die reisende Bevölkerung der Jahre 1852.^1853 und

die damaligen Ansprüche genügend - beginnen sich zu überleben. Mit

primo 1866 gel,.t der Gouvernements -Kontrakt auf eine nene Compagnie über , sür die jel^t eine genügende Anzahl neuer Steamer , den jetzigen Anforderungen entsprechend, in England im Bau begriffen siud. Dass Steamers oh..e Gonvernements-^ubsidien hier nicht bestehen konnen, haben man.^he Versuche dargethan. Von 1866 au werdeu die fahrten noch etwas ausgedehnter, doch schon jel^t haben wir nachstehende regelmässige Voftdampsschisfsahrtsverbindungeu .

Monatlich 4 mal zwischen Batavia und Samarang und Soerabaya.

,, 3 ,, ,, ,, ,, Singapore für die Beförderung der europäischen Mails.

,,

,,

t

....

1 ,,

....

..

.,.

Badaua..

nach Maeassar, Timor Koepang, Timor Delhi (portugiesische Besi^ung), Banda, Amboina, Boeroe, Ternate und Menado. ^

358 Monatlich 1 mal nach .......anjermassing t ^ ,, 1 ,, über Billiton nach Bontsanak ^ Borneo.

und Singkawang l Die Bostwege Japans verdienen Bewunderung, um so mehr a^.s die Hauptstrasse von .^lnjer durch die ganze Länge der Jnsel bis Banju^ wangi schon seit einem halben Jahrhundert besteht. Wir haben jet^t tägliche B.^tverbindungen zwischen allen größeren ..^lal^en Java's mit einem uniformen ^orto von nur 10 Eent.

0.

Banken.

Bis noch vor einem Jahr kannten wir hier nur die oktro^irte Java^ Bank, jel^t mit einem Kapital von 6 Millionen Gulden und mit der

Berechtigung ausgerüstet^, 15 Millionen Bapier ausgeben zu dürfen , oder um so viel mehr, als sie über .. Millionen .^ontanten in Vorrath hat.

Jhre Billete sind stets gegen Silber einweehselbar. Die Aktien stehen auf 140^. kürzlich haben sich hier noch Agenturen etablirt, als: l^hartered Bank osJndia, Australia und Ehina (in London), Niederländisch -Jndische Handelsbank (Amsterdam) ; ^hartered Mereantile Bank (London) , Rotterdamer-Bank (Rotterdam).

Die Agenturen der 2 englischen Banken besehästigeu sieh ausschliesslich mit reinen Bankoperationen, die holländischen dagegen leisten auch Vorschüsse an industrielle Unternehmungen.

10. Zins- und Diskonto-Fnss.

Jm Gegensa^ zu den ungünstigen europäischen Geldverhältnissen ist

der Diskonto hier stets sehr niedrig gestanden. Früher pflegte der Bank^ Diskonto gewöhnlich aus .....^ zu stehen, doch das ganze Jahr 18^4 hindureh hatten wir 7^.^ mit fortwährendem Gel^düberfluss. Unter der Hand wurde sehr oft zu 6^.^. diskomptirt. Gonvernements^Weehfet waren fortwährend zu 4^^ zu diskomptiren. Fast das ganze Jahr hatte die Java-Bank über .. Millionen rentenlos liegen. Die Hanpt^ Ursachen dieser ungewohnten Erscheinung sind nachstehende .

1) war die im J. 1863 erfolgte Kapital -Vermehrung der JavaBank schon auf vermehrte Bedürsnisse der Znknnft berechnet, die stch nur nach und nach einstellen konnten .

2) wurde durch die verschiedenen Agenturen europäischer Banken mehr Gel.^ nach Java gezogen , 3) sind die Gelder, die in den grossen Manusaktur-Vorräthen steckten, zum Theil wieder flüssig geworden und konnten der hohen Baumwollpreise wegen nicht wieder aus ähnliche ^lrt angelegt werden , 4) ist durch den kläglichen Zustand der partikulare Zucker^J..dustrie ein Misstrauen in diese Kultur entstanden, welches die Kapitalisten sehr vorsichtig macht, weitere Gelder darin anzulegen.

359 .^

11.

Versicherungen.

Wir haben 8 aus Jav... selbst etablirte Gesellschaften, die sieh sämmtlieh mit See- und Feuer-Verstcherungen beschäftigen ; die meisten haben em nominelles Kapital von ... Millionen Gulden, wovon 10^ eingezahlt.

Zudem haben wir eine grosse Menge Agenturen auswärtiger Eompagnien, worunter die grossen englischen Feuer- Assekuran^ Gesellschaften als Sun Fire Offiee, Vhön^ Fire, Offiee Jmperial, Ro.^al, Northern, Merkantile Jnsuranee Eompany und Allianee den ersten Rang einnehmen.

Java war noch immer ein sehr fruchtbares Terrain sür Feuer-Assekuranzen ; manehe lang etablirten Gesellschaften haben im Ganzen noch nicht 1^ der eingenommenen Vrämien an Schäden zu bezahlen gehabt.

Die Brämie ist auch sehr hoch : für steinerne Gebäude und deren Jnhalt in Städten 1^ per Jahr, außerhalb der Städte ganz vereinzelt stehend ^^, wenn theilweise von Holz 50^-100^ mehr. Auch sür SeeRistkos sind die hiesigen Küstenreisen sehr vorteilhaft ; die Anstheilungen hiesiger Kompagnien, die gewohnlich 10 bis 25^ variiren, deuten es auch an ; doch die hiesigen hohen Zinsen in Berücksichtigung genommen, sind diese Resultate so sehr brillant nicht; in den meisten Fällen waren es aber Risikos in Ehina gezeichnet. welche die Ergebnisse schmälerten. Auch Maeassar mit seinen gefährlichen Strömungen kostet den Gesellschaften meistens Geld. Von Schweizer Versicherung -Gesellschaften sind hier nur vertreten: Helvetia, allgemeine Versicherung....- Anstalt, St. Galten. Schwederiseher Llo^d, Winterthur.

Erstere zeichnet hier See-Risikos, lettere beschränkte bisher die Thä^ tigkeit ihrer Agenten auf Versicherungen in Avariefällen.

12. Rene Erfindungen von irgend welcher Tragweite sind nicht zu melden. Dieses Kapitel wird wohl auch in Zukunft einen sehr sparliehen Raum der Rapporte in Anspruch nehmen . lehrt uns doch die Geschichte, dass auf dem fruchtbaren Boden der Tropen die Vrodukte des Geistes weniger gedeihen.

Reiter Theil.

1. Einwanderungen kommen hier nicht vor. Die bestehenden Vorschristen für Zulassung von Fremden, obschon vor 3 Jahren bedeutend gemildert, haben bis jel^t eine Emigration abgehalten ; auch das Klima ist für ackerbautreibende Europäer durchaus ungeeignet. Ju grosser Zahl befanden sieh bisher Schweizer unter dem Militär, doch da die Werbungen an der Schweizergreuze längst anfgehort haben und die Wenigsten nach abgelaufener Dienstzeit sieh auf^s ^eue engagiren wollen , so ist vorauszusehen, dass nach Verlauf von einigen Jahren nur noch wenige Schweizer hier dienen werden. Es kann dies nicht anders als eine erfreuliche VerÄnderung genannt werden, da das Loos der Betretenden kein beneidenswerthes ist. Kein Wunder desshalb, dass sie alle ihre Anwerbung bereuen.

360

.

Die Anzahl der hier im 1864 unverändert geblieben.

^andelsftand anwesenden Schwerer ist

2. Schwerer Gesellschaften bestehen hier nicht . die Anzahl der Schwerer ist ^u unbedeutend, aus Batavia selbst ...irka 12, aus den übrigen ^lä^en der Kolonie nur gan^ vereinzelte, das Militar natürlich ausgenommen.

Jahresbericht de^

schweiz. (^enera^onfnlate.^ in ^t. ^eter.^bnrg pro 1.^.

^om l.... M.^ 1865.)

^n den h. Bundesrath.

^ii..

erster Tlleil.

1.

.Lage im A l l g e m e i n e n und . H a n d e l s g e s e l ^ g e b u n g .

Die kommerzielle und finanzielle ^age Russlands ist im ^aufe des Jahres 1864 immer schwieriger geworden.

Der Mehrbetrag der Einfuhr gegen die Aussuhr, herbeigeführt durch die Bedürfnisse der bereits bestehenden , sowie der im Bau begriffenen Eisenbahnen, der .Kriegsflotte, der Dampfschiffe, der Fabriken; ferner der Aufenthalt einer nicht geringen ^ln^ahl Russen im ..lnslande, und die Binsen derjenigen Anleihen un.^ d..r Aktien der grossen russischen l^is..n^ bahngesells.haft, w..l..he zu einem festgesetzten hohen ^nrse aus mehreren auswärtigen Weehselpl.i^.n gehoben ^verden tonnen, erforderten bedeutende Rimessen und drückten den W.^hselkur.s vom Anfang b^ ^um ^chluss

des Jahres um 10 bis 15 ^, ^..m Ra.htl..eil des Laudes. Der Umstand , das. die .^ronskassen nur zinsfreie Banknoten , Kreditscheine geuanut , wovon ^rka 651 Millionen Rubel in Zirkulation sind (gegen einen Metallsond von zirka 57 Millionen Rubel), nicht aber zugleich a...h die

36I 4 und 5 .^ zinstragenden Reichsbankbillete , von denen sich mindesten.....

für 400 Millionen Rubel in den Händen des Bublikums befinden, und

die, weil sie nicht allgemeinen Kurs haben, nur mit mehr oder wenige Verlust in Kreditscheine umzuwandeln sind, al p.^i in ^ablung nehmen, wirkt lähmend aus den Geldmarkt.

Gold- und Silbermünzen sind seit vielen Jahren gänzlich ans der Zirkulation verschwunden und nur gegen ein Agio (gegenwärtig^ 20 ^e) in geringen Summen von den Wechslern zu kaufen. Selbst sür SilberScheidemünze von geringerem Gehalt wird 3 - 5 .^ Aufgeld bezahlt.

Das Reiehs-Budget sür 1865 ergibt ein Defizit, das durch neu^ Operationen gedeckt werden soll, anstatt eine allgemeine, auf alle Stände sich ausdehnende Vermögens- und Einkommensteuer einzuführen, die in Russland vom beweglichen Eigenthum nicht besteht.

Acht Stände sind vollständig frei von Steuern , selbst wenn sie Vermögen in baarem Gelde oder Wertpapieren besten . nämlich : der erbliehe Adel, der personliche Adel, die Ehrenbürger, das Militär, die^ Beamten, Geistliehe.., Gelehrte und Künstler.

Jn der Handelswerbung sind nur geriugsüg.ge Veränderungen vorgekommen. Die ho.hst ungleichmäßig verteilten Eiusuhrzölle, die mit wenigen Ausnahmen vom Gewicht der Waaren enthoben werden und laut welchen einzelne Modeartikel mit nur 5 ^, andere notwendige Artikel, wie Wollen- und schwere Baumwollenwaaren dagegen mit ^0-80^. vom Werth belastet sind, bilden ohne Zweifel ein Hinderniss ^um Abschluss von Handelstraktaten mit andern Staaten, die für die Exportation Russlands von grosser Wichtigkeit wären.

Es ist ferner hervorzuheben , dass die übermäßig hohen Einfuhrzölle nicht nur den Schleichhandel befordern, sondern auch die Bafsagiere veranlassen, Artikel und Gegenstände des Bedarfs anzuschaffen, die im Auslande unverhältnissmässig billiger sind als in Russland. Jm Handet werden diese Missstände je länger je fühlbarer. Richt ohne Staunen sieht man den Ln^ns ^unehmen , während der Absal^ im Detailhandel immer schwächer wird. Es ist indessen zu hoffen , dass ein Reglement, welches vor Kurzem erschienen ist und das den Passagieren nur die nothwendigsten Gegenstände des personlichen Bedarfs mitzubringen gestattet, eine Besserung herbeiführen wird.

2 . E r z e u g n i s s e .^ e r L a n d w i r t h s .h a f t , d e r B e r g w e r k e und der Judustrie.

Die Erzeugnisse der L a n d w i . r t h s chast in Russlaud sind folgende : ^anf, flachs, Wolle, Borsten, Vserdemähneu und -...Schweife, Kümmel, Süssholz, .Leiusaat, Roggen, Weizen, Haser, Grulle, Wachs, Knochen, Krapp, Wein, Rübenzucker, Hopfen, Hon^, Obst (in der Krimm^.

362 Diejenigen der B e r g w e r k e .

Gold, Silber, ^latina, .^npfer, Eisen, Ehromerz, .....aphta, Mala...

^hit und Edelsteine.

Der J n d u s t r i e .

Hansgarn, Tanwerk, Vottasche, Olein, Hanfol, Leinol, Sonnen.blnmenol, Oelknchen, Thran. Hausenblasen, Kaviar, Juchten, Kalbfelle, Velzwerk, Salzfleisch, Bettsedern^ Daunen, Segeltuch, Raventuch, vlämisch .Leinen, Leinwand, Matten, Wollentuch, Baumwollengarne und -Waaren, Seidenwaaren, Talg-, Stearin- und Wachs-Lichte, Bouillon-Taseln, Seife, Jnfektenpulver, Bretter, Splitthol.., Kornspiritus und Branntwein, Tupfer-, Stahl-, Eisen^ und Biechfabrikate aller Art, Bier, Meth.

Die mannigfaltigen notwendigsten Erzeugnisse Russlands sind ein .Beweis pon dem Reiehthum des Landes.

Die .Leinen^Jndnstrie , für die das Rohmaterial im Ueberfluss im .Lande selbst vorhanden ist, macht, zum Theil der klimatischen Verhält...

nisse wegen, nur geringe Fortschritt^.

Ungeachtet der ^oll auf deinen 25 ^. vom Werth ist, werden tausende von Stücken importirt aus Jrland, Belgien, Schlesien und von

Bielefeld.

Die Baumwollen und Seiden-Jndustrie . sowie die Webereien für Stoffe aus Kammwollengarn , stehen unter dem Sehnte hoher Einfuhr.^ zolle, ohne die ihr Bestehen in Frage gestellt wäre.

3. T o t a l e i n f n h r und A u s s u h r .

Der Totalbetrag der in Russland eingeführten Waaren ist nicht zu ermitteln, weil der ^oll ans den Waaren, mit sehr geringen Ausnahmen, vom Gewicht erhoben wird, und aus den Werth i^i Folge dessen wenig Aufmerksamkeit verwendet wird. Der Verlaus der, durch die bereits vorstehend angeführten Ursachen herbeigeführten merkantilischen Anstände liefert indessen den Beweis, dass die Einsnhr die .^lusfnhr (welche lettere

für das Jahr 1864 von St. Petersburg mit zirka 53,660,000 ..^.ll.erRnbet -

steigt.

Fr. 1^ Millionen ausgeführt ist) um ein Bedeutendes über-

4. E i n f u h r ans der S c h w e i z .

Seiden w a are n, als. glatte Gros de Raples, Gros dn Rhin, Lustrine, Marceline, ^loren..e ...e. sind von regelmässiger Einfuhr, haupt.^ fachlich aus dem Danton Zürich. Die steigende Tendenz der Seidenpreise und das allmälige Fallen der auswärtigen Wechselkurse machen indessen das Geschäft schwierig und schmälern den Gewinn.

S e i d e n e Bänder. Von glatten Tafft und ^.ltlassbändern , be^ ^ogen aus den Kantonen Basel, ...largau und Bern , ist der Bedarf im Jahr 1864 geringer gewesen als früher, we.l die herrschende Mode deren Anwendung nur wenig erheischte.

363 Jn T a f f e t ^ s - B a n d e r n à b a s s e s l . s s e s gibt man dem regelmassiger gearbeiteten St. Etienne-Fal.rikat den Vorzug vor dem schweizer.sehen. Ein grosser Uebelstand ist es auch, dass unsere Schweizersabrikanten eine sehr lange Liesernngszeit in Anspruch nehmen.

S a m m t b ä n d e r , ein in de... Fabrikation fehr schwieriger Artikel, werden ausschließlich von St. Etienne und Ereseld bezogen , wo es eine vieljährige Uebung in der Anfertigung derselben zu grosser Vollkommen-

heit gebracht hat.

T a s f e t a s und M a r e e l i n e cadrillé, r.^yé, a r m u r e etc..

werden durch einheimische Fabrikate, namentlich durch einen aus Versien stammenden Artikel, Kanauss genannt, der stark in Moskau fabri^irt wird, erseht.

Der Absa^ von k l e i n e n s e i d e n e n T ü eh e r n (fichus et broches) hat fast gänzlich anfgehort. Als Ersat^ tragen die Damen s e i d e n e E o l l i e r s , Echarpes und Lavallieres. Auch H e r r e n - E r a v a t e s und Echa r p e s werden viel importirt.

Die hohen Banmwollenpreise lasteten sehr schwer aus dem Absat^ der aus diesem Produkt fabrizirten Waaren.

Weisse, gefärbte und bedruckte E a l i e o t s und Tücher (Mouchoirs) sind kaum aus der Schweiz zu beziehen.

Den ganzen russischen Konsumo von b e d r u c k t e n b r i l l a n t e s , J a e o n a t und O r g a n d i versorgen die elsässisehen Fabriken , die darin in jeder Beziehung Vorzügliches leisten.

Glatte, weisse und gefärbte Mousselines sind verhältnissmässig theurer als diejenigen sächsischen, englischen und franzosischen Ursprungs. Dagegen maeht Russland mit der westlichen Schweiz Geschäste in b r och i r t e n M o u s s e l i n e s , G a z e , g e s t i c k t e n u n d broehirten Entredeu^, B a n d e s , D a m e n k r a g e n , A e r m e l n u.dgl. G e s t i c k t e und b r o chixte Mous s e l i n e - G a r d i n e n , besonders aber gestickte und brochirte Tüll-Gardinen und -Gegenstände, sind mit einem so i.bermässig hohen Einfuhrzoll belastet, dass an Beziehungen davon kaum zu denken ift.

S c h w e r e W o l l e n w a a r e n aus K a m m g a r n sind sehr hoch besteuert, sie werden im Lande selbst aus ausländischem Material sabrizirt un.... theilweise ans England bezogen.

^.eine W o l l e n w a a r e n , als: Merino. Mousseline de lam^ Eachemir ^e. , mit hohem Einsuhrzoll belastet , werden ebenfalls -u.^ fremdem Garn im Lande gemacht und aus Sachsen bezogen.

S t r o h g e s l e e h t e und S t r o h v e r z i e r u n g e n wurden im verflosseuen Sommer nur sehr wenia angewandt, und werden voraussichtlich auch während der kommenden Saison keine Rolle spielen.^. . .^....^ ^ ^-

Bnnd^blatt. .^ahrg.X^II Bd.I.

30

364 F e r t i g e i t a l i e n i s c h e S t r o h h ü t e kommen immer mehr in Aus..

nahme und verdrängen die aus Stroh- und Bferdehaar.^Geflechten ge.

nähten Hüte.

Des anhaltenden Geldmangels ungeachtet, hat der U h r e n h a n d e l , hauptsächlich in den billigeren Sorten, keine besondere Beeinträchtigung erlitten. Ein vermehrter Absatz ist in der Folge mit ziemlicher Gewissheit zu erwarten.

Auch über den Verkauf von U h r m a e h e r - G e r ä t h s e h a f t e n und W e r k z e u g e n ist nicht zu klagen.

Die Einfuhr von w e i s s e m S c h w e i z e r k ä s e ist pro 1864 geringer gewesen, als das Jahr vorher, und wird dem Anschein nach noch mehr abnehmen. Die hohen preise an der Quelle, die immer niedriger gehen..

den Wechselkurse, im Verein mit dem Einsuhrzoll von .^ Rubel per Bud (zirka Fr. 50 per Etr.) vertheuern den Artikel derart, dass sich die Konsumation immer mehr dem einheimischen Brodukt zuwendet. da^ kaum den halben Breis kostet, und, zum Theil von ..^chweizerkäsemachern, von Jahr zu Jahr schmackhafter zubereitet wird.

Einige Kase^Konsignationen, die im Frühjahr gemacht wurden, dürsten kein günstiges Resultat gegeben haben. Die Waare wurde zn den damaligen hohern Kursen kalknlirt , auf Zeit perkaust und der Ertrag bei Versall zu niedrigen Kursen remittirt. Besser wäre es sür den Handel im Allgemeinen und für den Käsehandel insbesondere, wenn gar keine Konsignationen nach Russland gemacht würden.

Für den Bedarf in g r ü n e m K ä s e dnktion.

genügt die inländische

Bro-

Die schweizerischen Ti.^ns élastiques , die einen gewissen Absatz finden, sind gut, es fehlt ihnen aber das Ansehen (lmish), wodurch sieh das englische Fabrikat besonders auszeichnet, das häufig nur desshalb vorgezogen wird.

Die Mode für R i p p s a c h e n von g e s c h n i t z t e m H o l z ist so ziemlich vorüber. Grosse .^u^usstücke sind zu theuer.

K i r s c h w a s s e r , Entrait .^Absinthe, g e t r o c k n e t e s Obst,

Milchzucker, sind theils des hohen Zolls, theils der grossen Entfernung wegen, nicht mit Rutzen zu beziehen.

Die A u s s u h r r u s s i s c h e r P r o d u k t e und E r z e u g n i s s e ^nach der Schweiz ist sehr unbedeutend und beschränkt sieh vielleicht ans kleine Gesehäste in Borsten, Bserdehaaren , Bettsedern, Daunen. Von Marseille bezieht die westliche Schweiz Getreide, das aus den Hasen des schwarzen Meeres bedeutend dorthin verschifft wird.

5. Ueber die V e r m e h r u n g der E i n s u h r und der A u s fuhr zwischen Russland und der Schweiz, lasst sieh nichts sagen. weil bei der grosseu Entfernung der beiden Länder eine Kontrolle unmoglieh ist^

365 6. B e m e r k e n s w e r t h e V e r ä n d e r u n g e n in dem r u s s i -

sehen Ein-. und A u s s u h r - Z o l l t a r i f , sind im Jahr 1864 nur

durch die Aushebung der auch srüher nur geringen Ausfuhrzoll auf einigen Schweren Artikeln, wie Talg, die für die Schweiz kein Jnteresse haben, vorgekommen.

Es ist indessen schon seit längerer Zeit die Rede von einer Umgestaltnng des russischen Zolltarifs sur Jmport-Waaren.

7. Eine D u r c h f u h r durch Russland nach d e r S c h w e i z und umgekehrt, findet bei der geographischen Lage der beiden Länder selbstverständlich nicht statt.

8. E i s e n b a h n e n und V e r k e h r s w e g e . Folgende Eisenbahnen waren beim Schlusse des Jahres 1864 iu Russland im Betriebe: Länge in Dauer der fahrten Wersten.

.ilomel^r. p^r ..^tra.

St. Betersburg - Moskauer - Rieolai604 566 20 Stunden St. Betersburg-Warschauer-Bahn . 1049 32 St Petersburg-Werballen, resp. Enttkuhnen .

.

.

.

840 787 24 St. Betersburg-Bawlowsk 27l Lokal- und Ver30 ., Orangenbaum 37l gnüguugsbahnen.

40 Moskau-Rischneh.Rowogorod .

4l0 385 14 ^ Stunden Moskau-Räsan .

.

.

.

170 160 5 Moskau-Jaroslaw, fertig bis Sergiew. Kloster .

.

.

60 56 2 1/2 Bahn

.

.

.

.

985

Riga-Dünaburg, zum Anschluss au die

St. Betersburg - Warschau - Werballen-Bahn .

.

.

.

6 204 19l Jm Bau begriffen resp. projektirt sind folgende Bahnen WolgaDon; -- von Moskau über Tnla, Orel, Kursk nach Kiew -- von Odessa über Balta, Krementsehug nach Charkow.

Die St. Petersburg-Moskauer-Bahn ist Staatsbahn ; die St. Petersburg-Warschauer mit Zweigbahn nach Werballen, und die MoskauRischne-Nowogoroder-Bahnen gehoren der großen russischen Eisenbahngesellschast, die übrigen Bahnen Privat-Aktien-Gesellschaften.

Vom Staate garantirt mit 5 Zinsen, sind die Bahnen der grossen russischen Eisen..

bahn-Gesellschast.

Der bisherige Ertrag sämmtlieher Bahnen ist nur ein geringer, was steh hinlänglich durch den Umstand erklärt, dass der Bersonenverkehr bei der dünnen Bevölkerung Russlands und der grossen .Ausdehnung der Bahnen verhältnissmässig klein ist. Für den Transport im Grossen, d. h.

der schweren, im Verhältniss zum Gewicht wenig werthvollen russischen Rohprodukte, sind die Eiseubahnsraehten zu hoch.

366 Verkehrswege zu Wasser.

Eine grosso Anzahl ^lüsse Russlands sind durch Banale verbunden, die etwa 6 Monate im Jahr schiffbar, die übrige Zeit aber zugefroren

find.

Es sind folgende.

Der

^änge in Wersten in ^om.

Ladogakanal,

hat seinen Ausgang aus

dem Fluss Wolchow, zieht sich längs ..em ostlichen User des Ladogasees hin und fällt bei Schlüsselburg in die Reva . . . . . . .

104

...^

Der Siwerssow-Kanal, verbindet die ^lüsse Wolc

h

o

wu n d

Usta

.

.

.

.

.

.

9

Der Wischnowolozkisehe Kanal zwischen den Flüssen Zna und Sehlin .

.

.

.

.

Der Säss-Kanal von Wolchow zum Säss .

Der Tichwin-Kanal vom See Eglin zur Wol.tfchina

.

.

.

.

.

.

.

4 10

.

^owscha

.

.

.

.

.

^

37 60

. .

Der weisse Seekanal, zur Umgehung des weissen See^s (Beloie Osero) .

.

.

.

.

Der Kanal des Herzogs Ale^. von Wurtemberg von der Seheksna zum Borosowitz .

.

.

Der moskowisehe Kanal, verbindet die Destra m i t d e m ^ehenfluss d e r Moskwa, Jstra .

Der Beresinski^sche Kanal , verbindet den See Blawio im Gouvernement Minsk mit dem Fluss

^

3^ 9^

6^

Der Swirkanal aus dem Swir in den Sass .

Der Onega-.^anal pom Swir zur Witegra .

Der Marien.^ Kanal zwischen Witeara und

.

.

.

.

.

6

34 55

7

6 ^

63 ^ 58 14 .

13 8

7 ^

^ereseht..

. . . . . . .

Der Oginski^sehe Kanal zwischen den Flüssen

20

18 ^

Sehara u n d Jasselda .

.

.

.

.

Der Dnieper^Kanal vom Muchawez zur Vina Der ^aima.^Kanal in Finnland, verbindet den Saima-See mit dem finnischen Meerbusen bei Wibnrg.

48 75

44 6.)

Die Herstellung der F a h r s t r a s s e n in Russland bietet, theils aus Mangel an dem nothigen Material, theils der grossen Entfernung der Ortschaften und der klimatischen Verhältnisse wegen, grosse Hindernisse.

dar. Jm Frühjahr, während der .....^chneesehmelze , und im Herbst, beim Eintritt des Winters, sind viele derselben bodenlos und häufig Wochen lang nieht zu befahren.

Jn regelmässiger Dampfsehifsverbindung steht St. Betersbnrg mit :

367 Wiburg, Helsingfors, Abo, Torneo, Reval, Riga, Stockholm , Stettin, .Lübeck, Kopenhagen, Hnll, London, Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen und

Dünkirchen.

Folgende Flüsse werden mit Dampssehifsen befahren: die Rewa, die Wolga, die Oka, die Kama, der Wolchow, der Dnieper und der Don.

.).

B a n k e n . -- K a i s e r l i eh e :

a. D i e R e ichs b a n k. Stammkapital 18 Millionen Rubel ; mit Filialen in den hauptsächlichsten Gouvernementsstädten. Die OpeNationen der Reiehsbank sind folgende : Diskontirung von Wechseln mit mindestens zwei verantwortlichen Unterschriften (1 Aussteller, 1 Jndossant), die nicht länger als 6 Monate zn lausen haben.

Vorschüsse ans Waaren.

Annahme von Geldern in Eonto .. Eorrent mit Zinsvergütung à 3 .^ pro anno und Rückzahlung gegen Ehecks.

Transsert-Scheine auf die Filial-Banken gegen .,^.^ provision.

Anzahlung der Zinsen der gegen die innere Schuld ausgegebenen

Reichsbankbillete.

Ankauf und Verkauf dieser Billete. Annahme von Werthgegenständen und Dokumenten zur Aufbewahrung, gegen eine sehr massige Vergütung ; Amortisirung der ausgelosten Reiehsbankbillete. Kontrolle der in Eirkulation befindliehen Kreditscheine (Banknoten).

^.lusbewahrung des Metallsonds.

Die ^Einzahlungen für die neue innere .Lotterieanleihe zum Betrag von 100 Millionen Rubel, die bis zum Oktober 1865 geleistet fein müssen, werden von der Reichsbank in Empfang genommen. Diese ^ln-

leihe besteht aus einer Million Billets à 100 Rnbel, die 5^, Zinsen

tragen. ^ie werden im Lause von 60 Jahren amortisirt, steigen allmählig bis aus 150 Rubel und geniessen außerdem in 90 Ziehungen im Ganzen 54 Millionen Rubel Vrämien, jede Ziehung repartirt wie folgt:

1 Vrämie von R.

1 ., ,, , 1 ,, ,, ,, 1 ,, ^, ,, 3 Br. a 10,000,,

200,000 5 Brämien 75,000 8 ,, 40,000 20 ,, 25,000 260 ,, 30,000 300 Brämien

à a a à

8000 R. 40,000 5000 ^ 40,000 1000 " 20,000 500 ,, 130,000 R. 600,000

b. Der L o m b a r d nimmt Werthgegenstände in Versag, und hat die Leitung der St. ..Petersburger Sparkasse.

c. Die Reichsschulden-Ti lgu ngs.^E ommission. Kontrolle. Zinsen-Zahlung und Amortisirung der gegen die auswärtige Schuld ausgegebenen Jnskriptions-Bogen.

368 Privat-Banken.

Die St. P e t e r s b u r g e r H y p o t h e k e n - B a n k, nimmt in St. Petersburg gelegene Häuser und Grundstücke in Verfaß, und gibt dagegen Obligationen ans, die gegenwärtig a 84^, vom Werth verkauft werden. Sie tragen per Jahr 5^ .^infen.

Die St. P e t e r s b u r g e r P r i v a t - H a n d e l s b a n k (mit einem Stammkapital von 10 Millionen Rubel, in 40,000 Aktien a 250 Rnbel, wovon bis jet^t 2 Millionen eingezahlt sind) erosfnete ihre Operationen, die in Folgendem bestehen, im Rovember 1864.

Diskontiren von Wechseln.

Ausreichung von Darlehen gegen Unterpfand von zinstragenden Papieren, Aktien und Waaren.

Jnkasso von Werth^Doknmenten.

Zahlung von aeeeptirten und domizilirten Wechseln.

An- und Verkauf zinstragender Papiere für dritte Rechnung.

An- und Verkauf von Edelmetallen für eigene oder fremde Rechnn^.

Vorschuss auf Waaren und Verkauf derselben.

An- und Verkauf von Wechseln, Tratten, Anweisungen für eigene und fremde Rechnung.

Ankauf zinstragender Staatspapiere für eigene Rechnung.

Auslegung zu Subskriptionen aus Staatsanleihen, Aktien und ObltNationen.

Entgegennahme von Geldeinlagen auf bestimmte Termine gegen ZinsVergütung von 3.^ sür kleine Summen, und 3 ^ ^ wenn die eingetragene Su.ume im .^ause des Jahres nicht unter 10,000 Rnbei fällt^ Entgegennahme zinstragender Papiere und Werthgegenstände ..nr Ausbewahrung.

Ferner besteht in .^t. Petersburg eine .^ank sür Kaufleute, Jndnftrielle nnd Handwerker, zur gegenseitigen Unterstützung, in welche diejenigen, die sieh dabei betheiligen wollen, 10^ von der Summe, die sie als Kredit beanspruchen, einzulegen haben. Die Wechsel diefer Vank, mit zwei von ihr als solid anerkannten Unterschriften, werden von der Reiehsbank .^u einem niedrigeren als dem bestehenden Diskonto .-ngenommen.

Jn einer Anzahl Städte im Jnnern Russlands bestehen KommunalHauken und Sparkassen.

10. Z i n s - und D i s k o n t o - F u s s .

Der regelmässige Zinsfnss der Staats- und anderen Wertpapiere ist 4^ und 5.^,. Es ei.iftiren iudessen noch alte , vor dem Jahr 1860 ausgestellte Bank-Billete, die nur 2 ^ Zinfen tragen, und Jnsl.riptionen einer Balten, im Auslande abgeschlossenen Anleihe, die mit 6^ verzinst werden.

^

369

Der Diskonto für Wechsel, Staats- oder industrielle Bapiere und Aktien , die in Versag gegeben werden , wechselt zwischen 5 und 9 .^,, und ist , wie überall , von dem mehr oder weniger lebhasten Geschäftsgang, sowie von dem mehr oder weniger günstigen Stand des Geldmarkts abhängig. Der Diskonto der Reichsbank, gegenwärtig 7.^, ist in der Regel niedriger als der Börsen-Diskonto, der jetzt auf 7 ^ .. 9 .^ steht.

11. V e r s i e h e r u n g e n . Es gibt in Rnssland: a. Fünf Versicherungsgesellschaften gegen Fenersgefahr, aus Aktien, nämlich :

Die erste im Jahr 1827 gegründet, ..

., ,, ,,

Zweite ^ ^ Salamander l ,St. Betersburger ^..^^ Moskauer ^

Sie versichern für bedeutende Summen , und haben in Folge de...

in den beiden Residenzen und im Jnnern des Reichs in den legten 5-..-.....

Jahren stattgehabten umfangreichen Feuerschäden so grosse Verluste erlitten, dass sämmtliche Aktien gegenwärtig unter pari stehen. Jn dem Umstand, dass in den Residenzen ganze Stadtviertel, und im Jnnern des Reichs ganze Städte fast nur aus hölzernen Gebäuden bestehen, sowie in den ziemlieh mangelhasten ^öschanstalten , liegt grosse Gesahr für die Feuerversiche..ungsgesellsehasten.

b. Eine Lebens- und . L e i b r e n t e n - V e r s i c h e r u n g s g e s e l l f c h a f t , die florirt. Jhre Aktien stehen jetzt 17^ über pari.

c. Eine S e e - und F l u s s - . ^ l s s e k u r a n z - und T r a n s p o r t . K o m p a g n i e unter der Benennung R a de s ..h da (die Hoffnnng). Sie steht unter einer vorzüglichen Leitung ; der Breis der Aktien zum Rominal-

Werth von R. 50 ist jetzt R. 125.

d.

Eine V i e h ^ l s s e k u r a n z ^ K o m p a g n i e .

e. Eine S e e - , Flnss^, L a n d - A s s e k u r a n z - und Trans..

p o r t - K o m p a g n i e . Der Wirkungskreis dieser beiden letzten ist ein sehr beschränkter.

Eine Fener-Assekuranz-Kompagnie, auf Gegenseitigkeit gegründet, ist

in St. Betersbnrg in der ..Bildung begriffen.

12.

Reue E r f i n d u n g e n von Bedeutung sind ni^t zu notisi-

ziren.

Reiter T^eil.

1. Einwanderung.

Unter der Regiernng des jetzigen milden und ausgeklärten Kaisers hat die Einwanderung ans der Schweiz bedeutend zugenommen. Es ist

370 indessen nicht möglich, die Zahl der in Russland aufhaltlichen Schweizer und Schweizerinnen anch nur annähernd zu bestimmen, denn bei den Kon^ snlaten melden sie sich nur, wenn sie derselben bedürfen. Am Sehlnsse

des Jahres 1864 mogen sich in St Betersburg 5 à 600 Jndividuen

beiderlei Geschlechts ausgehalten haben , worunter eine Anzahl , deren Väter Schwerer waren und die im Lande geboren sind .^nd von den rns^ fischen Bassbehörden Ausenthaltsseheine als .^..hwe^er erhalten, ohne Rück^ ficht daraus, ob die Heirathen in der Heimath notifizirt und die Binder in die betreffenden Gemeinden ausgenommen worden find, oder nieht.

Fast jeder Beruf ist vertreten. Die Mehrzahl widmet sieh d...m ...^ ziehungsfache, für welches indessen eine vollendete Schulbildung und eine reine Aussprache erforderlieh find. Erzieher und Erzieherinnen (^titu.^ teurs, Gouverneurs, .In.^unl.ri......^, Gouvernantes) im engeren ^inn.., zumal wenn sie nur einer Sprache mächtig sind und nicht auch ^ngle^h in der Mnsik, oder in den hoheren Wissensehasten Unterricht zu ertheilen ini Stande sind, finden bei den gegenwärtigen geldknappen Reiten n..ht fo Ieieht Stellen, als Kindswärterinnen ^.un^ oder .^nr^illant^... ...'enl^mt.^ aus der französischen Schweiz, die gut geschult fein und ihre Sprache rein sprechen müssen. ^ür junge ^ente, die sich dem Handelsstande widmen, ist die Kenntniss der russischen Sprache, die sehr schwer ..u erlernen ist, sast unumgänglich nothwendig.

Kontrakte, die in der legten Zeit in der Schweiz auf längere oder kürzere Zeit abgeschlossen wurden und in denen immer die Bedingung der Rückzahlung der Reisekosten aufgenommen war, im Fall die betreffende Berson die Stelle vor At.laus des Termins verlässt, haben grosse U..a..^ nehmliehkeiten ^ur Folge gehabt.

Bei den gänzlich verschiedenen Verhältnissen der beiden Länder ist vor dem Eingehen aus Verbindlichkeiten dringend zu warnen und überhaupt die Uebersiedlung nach Rnssland nur denjenigen anzurathen, die in ihrem Fache Tüchtiges zu leisten im Stande stnd.

2. Sehweizergesellschasten, ^ur Unterstützung hülfsbedürftiger Landsleute, bestehen in St. Betersburg, Moskan und Odessa.

Diejenige in St. Betersburg wurde im Jahr 1814 gegründet ; sie nimmt Gaben anssehliesslich nur von Schweizern in Empsang. hat von ihrer Stiftung bis ^um .^l. Dezember 1864 zirka ^r. 286,000 an Unterstüt^ungen verschiedener ...lrt verabreicht und besi^t ein Reserve -Kapital von ^r. 47,000. Bei den zunehmenden .^lnsorderungen an die Gesellschast und den nicht Annehmenden Beiträgen , ist eher eine Verringerung des R..serve-Kapitals zu befürchten, als eine Vermehrung zu hosfen.

Von den rückzahlbaren Darlehen,^ die nicht selten an Landsleute beiderlei Gesehleehts gemacht worden sind, ist leider Vieles nicht wieder .in die Hülsskasse zurückgeflossen.

37....

.Laut Statuten ist der Zweck der Gesellschaft: Verabreichung von : 1) Geldunterstü^ungen an Bedürftige, besonders Betagte., kranke und gebrechliche.

2) Darlehen in Rothsällen, aber nicht um Schulden zu tilgen oder Unternehmungen zu begünstigen.

3^ Bestreitung des Unterhalts und Unterrichts von Waisen und Kindern armer Eltern, schweizerischer Abkunst.

Zum Schluss dieses Berichts ist zu erwähnen, dass der GesundheitsZustand in den unteren Schichten der Bevölkerung der Residenz kein guter ist. Es herrscht seit mehreren Monaten ein Fieber, das mit Kopsschmerzen und Erbrechen beginnt, ansteckend ist und häufig sehr bosartig endet. Al^ Ursachen der Entstehung dieser Epidemie bezeichnen die Merzte : mangelhaste Rahrung, verdorbenes Trinkwasser, schlechte .Lust in den Zimmern und Uebermass im Genuss geistiger Getränke.

^ .

.

.

^ .

.

^

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Jahresbericht des schweizerischen Generalkonsulaten in Batavia für 1864. (Vom 28.

Januar 1865.)

In

Bundesblatt

Dans

Feuille fédérale

In

Foglio federale

Jahr

1865

Année Anno Band

1

Volume Volume Heft

15

Cahier Numero Geschäftsnummer

---

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

08.04.1865

Date Data Seite

347-371

Page Pagina Ref. No

10 004 722

Das Dokument wurde durch das Schweizerische Bundesarchiv digitalisiert.

Le document a été digitalisé par les. Archives Fédérales Suisses.

Il documento è stato digitalizzato dell'Archivio federale svizzero.