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Schweizerisches Bundesblatt.

XVII. Jahrgang. l.

Nr. 11.

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1^. Marz 18^.

Schreiben des

schweiz. Konsuls in Nagasaki an Hrn.

Dr. Lindau, schweiz.

Konsul in .Yokohama.

(Vom 30. November 1864.)

Jch erlaube mir, Jhnen über den Verkehr Rag a sa ki' s währenddem Monate Oktober und November 18l..4 folgende Mittheilungen zugehen zu Lassen.

Wie es dieser Zeitpunkt von jeher mit sich brachte, hat der einheimische Handel seine Einkäufe in den verschiedenen Artikeln der fremden Jndustrie begonnen : in den gewebten Stossen war das Geschäft ziemlich stark , nach Tassat.helas war die Rachfrage eine mittelmäßige ; gedrukte

Zeuge mit gewählten Zeichnungen , die Eamlots SS , die Shirtings, ...Astres haben ihren Weg in's Jnnere des Landes gefunden. Die preise, welche erhielt wurden, haben keinen grossen Gewinn gewährt, aber reichlich die Kosten gedekt; womit man um so mehr zusrieden sein dars, als die Vorräthe ziemlieh bedeutend sind und die Japanesen ihre Auswahl nach Belieben treffen konnten. Besonders die Eamlots SS erfreuten sich einer ziemlich grossen Gunst und glengen um Doli. 24 ab.

Dieser Artikel war ans dem Blaze beinahe ersehöpst, es sind aber seither ungefähr 2000 Vieuls neu angekommen. Rach illuminirten Eamlots war die Nachfrage gering , denn die Japanern kansen nnr wohlseil..

Stoffe.

Wie beinahe immer während der kalten Jahreszeit, finden gegenwärtig

Bundesblatt. Jahrg. XVII. Bd.I.

20

224 die Medikamente keine Beachtung ; ihr Verkauf wird erst im Laufe de.^ Kommers 18l..5 beginnen.

Die Metalle (Blei, ^ink und Weissblech) sind gänzlich ohne Rachfrage.

Meerrohr war zu Doll. .^ per Vieul verkäuflich , gnte... Sapanholz zu Doll. 4 , Zuker, je nach der Qualität, zu Doll. ... und 10.

Baumwollengarn ist gegenwärtig in unserm Seehafen ohne Absaz , die Breise desselben stehen äusserst tief ; ich vermuthe, dass die fremden Kauflente jede Offerte zn dem von den Japanesen angebotenen Betrage ^.rükweisen, welch^ legerer hinter den preisen zuruksteht, die von ihren Landsleuten in Yokohama bezahlt werden. Gar oft ist ihr Angebot so niedrig, dass es unmöglich wäre, die Waare, selbst angenommen sie käme direkt aus Europa an, dafür loszuschlagen.

Die Chinesen hatten die ^..r Exportation angebotenen Bartien roher Baumwolle, ^. ungefähr Doll. 27. 50 per Vieul., ausgekauft. Seit dem Eintreffen der neuesten Rachrichten aus Europa und Ehina über den Stand des Marktes in London , Liverpool .e. , ist es in diesem Artikel ganz still geworden, die Käufer haben sieh zurükgezogen und die Japa..

nesen finden keine Abnehmer.

Eampher stieg auf 15 bis 17 Dollars per Bienl, Baumwachs anf 11 Dollars. Diese Artikel sind zur Anssnhr nach London und Amsterdam bestimmt.

Die Theeberichte aus Europa lauten nichts weniger als gunstig, dennoch fordern die Japanesen für ihre Vorräthe ziemlich hohe preise.

Jch vermnthe, es werden darin viele Verkäufe, tauschweise gegen Gewebe und andere ausländische Artikel, gemacht.

Die Chinesen bemächtigen sich des ^andels zwischen Nagasaki und Shanghae; der gesell ich e Handel zwischen diesen Häfen bietet, wie ich vermuthe, sehr wenig Gewinn; um jedoch den Schiffen Beschäftigung Zuwenden , geschieht es , dass man auch diese Linie in Betraeht zieht und dafür niedrige ^raeht findet. Getroknete Champignons , Bische , Bretter, Holzkohlen ^.e. bilden die Ausfuhr.

Die ^ehifs.. , welche im Monat Oktober im Hafen von Nagasaki

einliefen, sind 25 an der Zahl, nämlieh : 16 unter englischer flagge.

3 ,, preussischer ^, 2 ,, holländischer ,,

2 unter franzosischer flagge.

2 ., amerikanischer ,, 3 ,, russischer ,.

Von diesen Schiffen kamen 15 von Shanghae , 2 von Hongkong, 2 von Hakodate, 7 von Kanagawa, 1 ans Holland und 1 aus Sibirien.

Jm Rovember liefen 18 Schisse ein, nämlich: 14 unter englischer Fla^e.

2 nnter preussiseher Flagge.

1 ,, franzosischer ,, 1 ., amerikanisier ,,

^

225

Davon kamen 13 von Shanghae, 1 von Hongkong, 1 aus dem Binnenmeer, 2 pon .^anagawa und 1 von Hamburg.

Außer dem ^S.^lla.. unter englischer Flagge ankern 3 russische Kriegsschiffe im Hasen^, leztere unter dem Befehle des Vizeadmirals Endogorof.

Wegen des aus unserm Vlaze eingetretenen Mangels an Biastergeld standen eine Zeitlang 250 J^iboes - ^0.) Dollars mex^.. dieser Znstand dauerte jedoch nicht lauge und der jezige Enrs ist aus seinen Rormalstand

von 235 J^ibus .^ 100 Dollars mex^. herabgesnnken.

Unnothig ist es , das Seidengesehäft zu besprechen , indem dieser Artikel sich aus unserm Markte n^t vorfindet.

Das englische Dampsboot ,,Earthago^ wurde an den Brinzen von Fizen und das hollandische Dampfboot Rr. 1 an den Prinzen von Satsoema verkaust.

Jn unserer Stadt herrseht vollständige Ruhe und glüklicherweife haben wir keines beklagenswerten Ereignisses Erwähnung zu thun.

Jahresbericht des

schweizerischen ..^onsn^ in Neu^or.^ pro 18^.

(Vom 31. Januar 1865.)

^n den h. Bundesrath.

Tit.l Handel n..^ ganzen.

Vom meisten Juteresse dürsten für die Schweiz diejenigen Mittheilnngen sein, welche sieh ans die Menge der im Hafen von Ren-^ork eingeführten schweizerischen Waaren und Brodukte beziehen.

^

226

Jn meinem Berichte vom Februar 1858 habe ich Jhnen ein vom neuvorker Zollamt mir Vergebenes statistisches Tableau mitgetheilt, das aber an offenbaren Jrrthümern leidet, indem eine grosse Anzahl von Waaren, welche von franzosischen oder von andern fremden Kanfleuten m der Schweig angekauft wurden , von besagtem Zollamte diesen resp.

Nationalitäten und nicht dem schweizerischen Handel zugesehrieben wurden.

Jn welcher Weise kann nun die in Reu^ork eingeführte .^uantität schweiz. Waaren und Produkte ermittelt werden^ Es ist diefes ein

Ding der Unmöglichkeit und man sieht sich lediglich aus Vermuthungen

beschränkt oder auf ..Berechnungen, welche durchgängig aus keine ^uver^ lässigkeit Anspruch machen konnen , indem sie gar häufig bloss anf Angaben beruhen, welche die betreffenden Kauflente unfreiwillig, oft aber auch, aus personlichem Jnteresse, absichtlich irrig gemalt haben.

..^emeiue .^eme^.^eu uber .^e.t ^andel ^e.

^eit dem Ausbruche des nordamerikanischen ..Krieges, d. h. seit un^ gefähr vier Jahren , hat der ordentliche Handel in dem Gebiete der Republik stufenweise abgenommen, da die Veränderungen in den Einfuhr.^ Bollen, die Steuerlast und ganz besonders die unaufhorliehen ^chwan.^ knngen im Kurse des Papiergeldes ihren nachteiligen Einflnss änderten.

Dadurch war dem Kaufmann die Möglichkeit benommen , die Preise der Waaren für die Zukunft mit einiger Wahrscheinlichkeit zu beregnen, oder sieh in Spekulationen , namentlich J.nportgeschäste aus sernen Ländern einzulassen. Wer es dennoch wagte, erlitt grosse Verluste. Diess hatte zur Folge, dass mau sieh grossentheils zurükzog , nnd sieh fogar der Spe^ kniation aus dem Bia^e enthielt, da es nicht möglich war, den Werth des Papiergeldes aus den Zeitpunkt des Verkaufes vorauszuberechnen.

Man sragt vielleicht, warum denn nicht in den Kauskontrakten die Klau^

sel stipulirt werde, dass die Zahlung in Gold oder aber in Papiergeld

zum Kurse des Goldes geleistet werden müsse .^ Jeh antworte hieranf.

^ass ein solcher Kontrakt bloss eine moralische Verpflichtung involviren

könnte, denn, da das in Eirkulation befindliehe Papiergeld dureh die Regierung als ,.le^l tender^ (gese.^liehes Zahlungsmittel) erklärt worden ist, so kann kein Schuldner gerichtlieh zur Zahlung in Gold angehalten werden , selbst wenn diese in einem Kontrakte ansdrüklich ausbedungen worden wäre.

Die Geschäfte beschränkten steh demnach beinahe ausschliesslieh aus

die täglichen Vedürsnisse des Landes, d. h. auf den Detailhandel. Die Preise veränderten sich tagtäglich. veranlasst durch die unaufhorliehen und plo^lichen Schwankungen , welche oft --^ je nachdem die Berichte vom Kriegssehauplaz lauteten - in einem Tage 15 bis 20 Prozent umfasse ten. Diese Schwankungen äussern natürlich auch ihren Einflus. aus den Wechselkurs auf Europa, erschweren oft gar sehr die Berechnungen unserer

^

.

227

Jmporteurs für die Verkaufspreise und nöthigen sie , den Ankauf ihrer Wechsel bis zum Augenblik des Verkaufes zu verschieben. D... dieses

nun nicht jederzeit thunlich ist, so wird es begreiflich, dass die Jmporteurs häufig empfindlichen Verlusten ausgesetzt sind.

Der Umstand, dass im Allgemeinen Waarenverkänse nur gegen Baar abgeschlossen werden, oder so gut n.ie gegen Baar. und nicht mehr, wie früherhin, aus Billets aus lange Sicht, hatte die gute Folge, dass von den Kaufleuten, die sieh mit dem ordentlichen Handel beschäftigen . nur wenige sallirten.

Am meisten haben im Laufe des Krieges diejenigen Kaufleute gewonnen, welche mit der Regierung der Vereinigten Staaten Verträge abgeschlossen hatten sur Lieferung von Kleidungsstosfen zu Uniformen, von Schuhen, sowie überhaupt von Kriegsmaterial. Hieraus haben die Manusakturen in den Vereinigten Staaten, namentlich aber diejenigen im Osten des Landes, enormen Gewinn gezogen.

Petroleum.

Schon seit mehreren Jahren ist in diesem Lande ein neuer Jndnstriezweig aufgekommen , welcher aber seit Jahressrift bereits zum eigentlichen Börsenspiel geworden ist.

Vor vielen Jahren sammelten die Jndianer , welche den Staat ......eu.^oxk belohnten , in den Bäehen eine ...Substanz , die den Ramen ,,Seneea-Arznei^ erhielt; sie blieb jedoch ziemlieh unbeachtet, bis der Znsall aus Entdekung grosserer Quantitäten dieser Substanz in Bens.^lvanien führte und d.^r kaufmännische Geist der Amerikaner duraus Ruzen zu ziehen wnsste.

Heutzutage ist das Betroleum ein sehr wichtiger Artikel geworden ; rasfinirt wird es, unter der Bezeichnung ,,Kerosine-Oel^, als Beleuehtungsstoff verwendet. Der Rükstand dieses .^eles dient zur Fabrikation von Kerzen, Firniss, und sogar von Farben. Mit einem Wort, nichts geht davon verloren. Es n.mrde namentlich in Bens^lvanien und im Allgemeinen stets in der Rahe von Flüssen, besonders beim Cil Creek, aufgefunden. Seither entdekte man solche Oel.^uellen auch in Virginien, in Ohio und, wie es heisst, im Staate Reuhork.

Beim Graben nach Betroleum wird das System der arthesischen Brunnen zur Anwendung gebracht. Die Bohrungen müssen fast immer bis in eine Tiefe von 5l)..) bis ^.)l) Fnss , manchmal sogar bis in eine solche von 10l.)l) ^uss gehen. Zu diesem Ende ist es fast immer nothig, 2 oder 3 Gestein ^chiehten ^u durchbrechen, ^as mittelst Dampskrast gesehieht; die gleichen Dampfmaschinen dienen später dazu, das Oel, wenn es nicht von selbst emporsteigt, aus der Ti^.fe heraus..upumpen.

228 Der Ankaufspreis einer solchen Dampfmaschine nebst den Bohrkosten wird auf ungefähr sechstausend Dollars per Vohrloch berechnet , und so hoch ist also auch der Verlust, wenn umsonst gegraben wurde , in welchem Falle man das Werk anderwärts beginnt.

Das Vetroleum wurde bisher in Bensplvanien an Ort und Stelle

durchgängig mit zehn Dollars per ^ass von 40 Gallonen, , d. h. mit

25 Eeuts per Gallon bezahlt. J.^t ist der Preis ans eirea 1 3 Dollar... ge.^ stiegen. Die Entdekung dieser ..Substanz hat zu vielen Spekulationen Veranlassung gegeben. Gewohnlich vereinigten sich mehrere Unternehmer zum Ankans von ^.audereien im Petroleum^ebiet. dann gründeten sie eine Aktiengesellschaft (die Aktie a l bis 10 Dollars). Je nach den. Umfang des Unternehmens stieg das Kapital auf 250,000 bis eine Million

Dollars. Begreislieh liefen die Aktionäre hiebei stets die grossle Gefahr, indem, wenn kein Petroleum entdekt wurde, ihre Einzahlung ganz oder nahezu verloren war, während sich die Leiter des Unternehmens dabei bereicherten. Wie man (.vohl übertrieben) behauptet, sollen nieht weniger als 700 bis 800 solche Gesellschas^ e^istiren. Die Altien werden verkauft und wiederverkauft. sie find zum eigentlichen Vörs..n.^piel geworden.

Wenn eine Gesellschaft vom Zufall begünstigt wird, so machen die Aktien besser ihr Glük. ^..o hat z. V. unlängst eme bisher leer ausge^.

gangene Gesellschaft plozlich eine reichhaltige Quelle aufgefunden , welche 200 Fässer Oel und demnach einen Ertrag von 2600 Dollars per Tag

liesert. Die Aktien dieser Gesellschaft sind von 5 Dollars ans 40 Dollars gestiegen.

Jn der Tha.. ist diese neue Entdeknng von allergrosster Wichtigkeit, vielleicht pon grosserer als die Goldminen Kaliforniens.

Roch ist als eine Mitnrsache des leidenden ^ustan.^s des .^andels der Ruin der Handelsmarine d^.r Vereinigten Staaten anzuführen. D.e Giratenschiffe der konsoderirten Staaten haben eine ausserordentlich grosse ^ahl pon Handelsschiffen ^erstort, so dass viele .Schiffseigner ihre ^..l.^ffe nicht mehr wollen in See gehen lassen ; während andere wieder es vorwogen, sie entweder zn verkaufen oder, ^ureh fingirte Verkäufe, unter englische oder andere fremde ^lagg.^n zu bringen.

Finanzen.

Jeh trage einiges bedenken , diese heikle Frage in Erorterung ^n ziehen. Wir sind mit Papiergeld überschwemmt, seinen Velans ver.nag Jemand zu bestimmen.

Sollte der Krieg unglücklicherweise noch lange ...ndanern, was zwar bei den neuliche.. Erfolgen der nor^staatliche.. Armeen nieht anzunehmen ist, so vermochte wohl kein Mensch die Folgen davon vorauszusagen.

^

229 Die Staatsschuld nimmt von Ta^ zu Tag ^u , denn die täglichen

Auslagen betragen nicht weniger als 2 bis 3 Millionen. Kaum wird diese Schuld jemals ganz abgetragen werden ; eine Riehtanerkennung derselben von Seite der Regierung der Vereinigten Staaten besorgt man jedoch nicht.

Jn Folge gesezliche... Verfügung des .Kongresses sind sehr viele Rationalbanken entstanden und es hat sich auch eine namhafte Zahl von Lokalbanken in solche umgestaltet. Jm Ganzen e^.istiren in den Vereinigten Staaten gegenwärtig 560 Rationalbanken, welche perpflichtet sind, bei dem Finanzministerium (Tre^snrv Department) in Washington Anweisungen der Regierung zn hinterlegen, wogegen ihnen Banknoten zugestellt werden und zwar im Verhältniss von 90 Dollars per 100 in Anweisungen deponirter Dollars. Diese Banken geniessen nebstdem noch einige andere besondere Vortheile.

Gold ist eine Waare geworden. die man kauft und verkaust; es

wird täglich damit gespielt. Jn Ren-.^ork besteht eine Borse ausschliess-

lieh zu diesem Zweke. Das Spiel beginnt Vormittags halb 11 Uhr und endigt erst um ^halb 3 oder um 3 Uhr. Eine andere Abendbörse befindet sich in einem grossen Gasthofe.

Dieses Spiel mit Gold und Staatspapieren aller Art erinnert an die Zeiten des berüchtigten Law, unter der Regentsehast des Herzogs von Orleans. Die ,,^il^m .Street.. in Reu-^ork bietet das getreue Ebenbild der ,,Rne (^m.^mpoi.^ in Baris zu La..^s Zeiten.

Jm Kurse des Goldes herrscht ein unaufhörliches Schwanken.

Jm

Dezember 1862 bezahlte man es mit nicht mehr als 20 ^, gegenwärtig mit ungefähr 1l0 bis 115^.. Agio. Jedesmal wenn von der nordstaatliehen Land- oder ...^eema.ht ein Siegesberieht einläuft, tritt ein

Sinken des Goldes ein. Optimisten glauben, das Agio werde bis auf 50^ herabgel..e... Es ist übrigens nieht richtig, von einem ^Steigen und Sinken des Goldes^ ^u sprechen , da vielmehr das Bapiergeld es ist, das einer grössern oder geringern Entwerthung unterliegt, je nachdem das Vertrauen aus die Regierung .väehst oder erschüttert wird und der Friedensschluß mit dem .^üden steh nähert oder in die ^ern.... rükt.

Wenn z. B. das Gold auf 11..^ Agio, oder 2l5 Dollars Bapier-

geld per 100 Dollars in Gold steht (wie es auch gegenwärtig notirt

ist),

so ergibt fi^h daraus e^.ne Entwerthung des Bapiergeldes

54 ^.

von

Der Wechselkurs auf Europa ist in stetem Schwanken begrissen und

richtet sieh je nach dem Werthe des Goldes, indem die Wechsel aus

Europa dort in klingender Münze ausbezahlt werden. Der jezige Kurs auf Baris steht ungesähr auf ^..r. 2. 40 bis Fr. 2. 45 per Dollar Bapier.

230 Dieser Stand der Dinge mnsste hierzuland Alles ausserordentlieh vertheuern. Die .Lebensbedürsnisse haben einen enormen Breis erreicht; sie

find, gegen früher, um das Doppelte und Dreifache gestiegen.

Die

Z

ahlungen geschehen freilich nnr in Bapier , d. h. in ,,Cr....nh^...l...^ .in Rame, den die grüne Rükfeite dieses Bauers ihm verschafft hat).

Für Miethe, .Lebensmittel, Kleider u. s. w. werden fabelhafte Breise

verlangt. Dagegen trisst den Kapitalisten der grosse Rachtheil, dass ihm

seine Zinse, d. h. diejenigen von Staatspapieren, Eisenbahnen n. s. w., in Greenh.^l.^ zum Rominalwerthe ausbezahlt werden. Die Regierung der Vereinigten Staaten entrichtet zwar gewisse Zinfen in Gold, alle andern aber in .^reenba.^.... Jhrerseits fordert sie dagegen sür die .^ollgebühren Zahlung in Gold.

Der Werth des Grundeigentums in Reu-^ork ist ^war um Vieles in die Hohe gegangen , bedenkt man aber die Entwertung des Bapier^ geldes, mit dem bezahlt wird, so stellt si..h für den Verkäufer, anch wenn er eine den Ankaufspreis weit übersteigende Summe erhielt, allemal ein Verlust heraus.

Das so hohe Steigen der Taglohne und des Baumaterials äussert seit einiger Zeit ans den Bau von neuen Häusern seinen lähmenden Einfluss, tro.^dem dass die Mietpreise, zumal in Folge der Einwanderung vieler geflüchteter Familien aus den Südstaaten nnd der dadurch eutstandenen ansehnlichen .Bevolkernngsznnahme , sehr thener geworden sind.

Die Hülfsmittel der Republik und die Geistes^ lasti^ität des Rord^ Amerikaners sind jedoch zu unverwüstlich, als dass man an der Wiederkehr der srühern glüklichen Zustände verzweifeln dürfte, tro... der enormen Steuern, deren Verminderung noch auf lange hin nicht abzusehen ist.

Wenn ich von Steuern spreche , so sind damit nicht bloss die l^in..

gangszolle, sondern auch diejenigen Steuern gemeint, welche das Ein^ kommen, sowie die Handels-, Manufakturen^ und Handwerkspatente belasten ; überdiess endlich die .......tempelabgabe , die von einer Unzahl von Dokumenten, Quittungen. Wechseln, Bankscheinen ^e. entrichtet werden muss.

..^ilitarmesen.

Der unglükliehe Krieg, welcher gegenwärtig wüthet, nothigte die Regierung in Washington zur Ausstellung starker Armeen, und dieses geschah gewohnlich aus dem Wege der Werbung von Freiwilligen. ^lnsängtich wurde, im Vertrauen auf die Vaterlandsliebe der Bürger, den ...lngeworbenen kein Handgeld gegeben; mit dem Erkalten des Patriotismus sah man sich jedoch ...u... Auszahlung eines solchen genotlugt. Die Grosse dieses Handgelds schwankte sehr und richtete sich nach der Anzahl der Mannschast, welche dieser oder jener Ort zu liesern hatte. Die Regie-

2^ rung zahlte ein Handgeld von sich aus, dazu kamen dann die Handgelder der Städte und Grafschaften , mit deren Hülse die leztern der Zwangt konseription vorzubeugen trachteten, deren versuchsweise Einsührung im Sommer 1863 in Reu-^ork einen gefährlichen Aufstand herbeiführte.

Stadt und Grafschaft Reu-^ork bezahlen gegenwärtig per Mann ein Handgeld von 300 Dollars; ein ^weites, das unter Umständen auf eben dieselbe Summe ansteigt, wird dem .Angeworbenen, während der Dauer seiner Dienstzeit, laut einer von der Regierung ertheilten Zusage, von Seite dieser leztern nach und nach ausbezahlt.

Präsident Lineoln hat unlängst wieder 300,000 Mann zu den Fahnen gerufen. Wenn sich nicht genug Freiwillige einstellen, so wird man zur Konskription greisen, wobei dann die Konskribirten kein Handgeld bekommen.

Von der Konskription sind die Fremden (.^liens) ausgenommen,.

wenn sie nicht als Bürger der Vereinigten Staaten naturalisât sind und weder an den Abstimmungen Theil genommen, noch die Erklärung abgegeben haben , amerikanische Bürger werden zu wollen. Diese lezte Bedingung scheint mir eine ungerechte zu sein , denn wenn ein Fremder amerikanischer Bürger werden zu wollen erklärt , so kann er diess erst nach Ablauf von zwei Jahren^ wirklich werden und wird bis dahin gesezlich als Fremder betrachtet.

Die Anwerbungen von Fremden sind gegenwärtig wenig zahlreich; diese leztern warten ohne Zweifel den ^lugenblik der Konskription ab, in der Hofsnnng, von reichen Leuten, welche das Loos traf, die aber nicht Kriegsdienst leisten wollen, ^u hohen preisen als Stellvertreter geworben zu werden.

Kraft einer Kongressakte wird jeder Fremde , sobald er ein Jahr lang unter den Fahnen der Vereinigten Staaten gedient hat, Bürger

dieses Landes.

Wie überall, gibt es aueh hier schlechte Snbjekte, die in Bezug auf ihren Erwerb es mit der Redlichkeit nicht genau nehmen, und so ist denn auch die Lieserung von Rekruten zum Mäklerges.häst geworden. Diese Mäkler wenden oft tausend Kunstgriffe an , um ueuangekommene Fremde ins Garn zu loken , die dann wegen Richtkenntniss der englischen Sprache^ sieh nicht Recht zu verschaffen vermogen. So scheute man sich u. ^.

nicht, die ^lnkommlinge zu berauschen ; einmal berauscht, brachte man sie in das Lokal des Werbbüreaus - und sie waren Soldaten, ohne es zu wissen. Zudem verstanden es die Mäkler, einen guten Theil des Hand^eldes für sich zu behalten. J^.h bedaure, sagen zu müssen , dass sieh unter diesen Menschenfleischhändlern auch Schweizer befinden.

Jm Laufe des verflossenen Jahres war ich so glüklich, mit dem Beistände des aehtnngswürdigen General Di^ bei zwei Gelegenheiten zwei

232 dieser Mäkler zur Haft bringen zu konnen und sie zur Rückerstattung eines

beträchtlichen Theiles des Handgeldes anzuhalten , das sie sich betrügen

Verweise angeeignet hatten.

Sobald nenangekommene Auswanderer mich aussuchen , ist meine erste Frage gewohnlich die : ob sie .Kriegsdienst zu nehmen Besonnen feiend Antworten sie n e i n . so ermahne ich ste, aus ihrer Hut zu sein gegenüber jenen betrügerischen Mäklern. Nichtsdestoweniger werden sie ost das Opfer des Betruges, indem sie, gelokt durch hohes Handgeld oder den in Aussieht gestellten Sold, sich dennoch anwerben lassen. ..derzeit beträgt der monatliche Sold eines Jnsanteriesoldaten 14 Dollars in Vapiergeld, ost aber bleibt der ...^olo im Rükstande. Nahrung und Kleidung wird von der Regierung geliesert. Soldaten, welche von der Armee

^..rükkamen, sprachen sich über die Verpflegung günstig aus.

Da ich wusste , dass gar oft von Seite der Soldaten das ihnen ausbezahlte Handgeld schlimmen fänden anvertraut, und dass sie selbst hie und da bestohlen u.urden . so entschloß ich mich , diese Gelder auf Verlangen in meine Verwahrung zu nehmen. um sie, aus den Ramen des schweiz. Konsulats, zn Gunsten desjenigen , dessen Ramen im Sparkassabüchlein eingetragen ist, bei einer soliden Sparkasse in Reuw...ork zu deponiren. jedoch so, d^ss dieses G.^d .^in^ig ...om Konsul oder vom Vizekonsnl, ^rn^ A. Jselin, znrükgezogen werden kann. Die Sparkassabüchlein werden oo.u schweiz. Konsulat verwahrt.

Natürlich wird das Geld, sobald die ..^igenthümer es zurükver..

langen , ihnen ausgehändigt ; in ihrem wohlverstandenen Jnteresse ermahne ich sie aber ostmals, so viel .....ie moglich, es stehen zu lassen, da es im Felde nicht notwendig ist, sondern nur vergeudet und verspielt wird. ^eh mach.^ sie ausm.^rks..m, ^ie sroh sie, ua.^ Ahlaus ihrer Dienstzeit, sein werden, ihr Guthaben unberührt wiederzufinden, besonders wenn sie in die Schweiz .^..rükkehren wollen.

Ueberdiess lasse ieh oie .^eute, sobald sie das Geld bei dem Konsulat deponn.eu , einen Brief sehreiben , worin sie aus den Fall ihres ^odes darüber versagen, dnrch welche Maßnahme die kostspielige Vermittlung der verschiedenen Administrationen vermieden wird.

Riemals aber, ich wiederhole es, ermnthige ich meine Landsleute, in den Kriegsdienst der Vereinigten .Staaten einzutreten und sich den Ge.^ fahren dieses morderisehen Kriea.^ auszusehen, denn man kann ersahrungsgemäss behaupten, dass zwei Drittheile der Mannschast den Wunden und Krankheiten erliegen. Ja wir waren im Falle, in Renvork ein ^ noch ungünstigeres Verhältniss zu konstatiren : hie und da kehrten von Regimentern, die in der Stärke von 1000 Mann ausgerükt .^aren, nicht mehr als 150

bis 200 Mann zurük.

Ost lassen sieh die ^eute unter falschem Ramen anwerben, um desto leichter desertiren und sich anderwärts neuerdings anwerben zu lasse.. ; was

233 die Erhebung von Todscheinen, falls solche von ihren Angehörigen in der Schweig späterhin gefordert werden, sehr erschweren dürste.

Bei diesem Anlasse muss ich Jhnen mittheilen , dass ich vor einigen Monaten von sehr achtnngswerther Seite angefragt worden bin , ob die Eidgenossenschaft die Errichtung von Werbbüreaur^ für den amerikanischen Kriegsdienst auf ihrem Gebiete gestatten würde. Jch zogerte nicht, zu antworten, dass dies den schweizerischen Gesezen widerstreite, und glaube, nach Jhrem Sinne gehandelt zu haben.

Ausliefern^ .^n Verbrechern.

Der preußische Konsul in Reu.^ork hat unlängst die Auslieferung eines preussischen Unterthans erwirkt, welcher wegen in Preussen begangener Fäls.hnngen versolgt war.

Der Anwalt , der die Verteidigung dieses Verbrechers übernommen, tl..at .^war sein Besstes, allein ohne Erfolg. Der Konsul sandte den Jnkulpaten naeh Breussen zurük, indem er ihn zu diesem ....^huse dem Kapitän eines deutsehen Dampfschiffes übergab. Ersterer hat mich versichert , der Vrozess sei die prenssisehe Regiernng ans 4000 Dollars zn stehen gekommen.

^ill^..ll.^rnn^ in ^ie .^ereim^teu ^taateu.

Die Einwanderung im Jahre 1864 war viel stärker als die vom

Jahre 1863.

Begreiflieh hat die Zahl der Männer in Nordamerika in Folge des Krieges um Vieles abgenommen ; besonders tritt dies bei der Klasse der Landarbeiter und Handwerker hervor, und es wird der dahe^ige Mangel an Arbeitskräften wohl noch aus lange hinaus anhalten. Es kann daher den Schweizern , welche einer dieser Berufsarten angehoren , mit gutem Gewissen die Auswanderung nach Nordamerika angerathen werden ; nicht aber den Handelskommis und .Lehrern, die sieh gegenwärtig nur mit Mühe planen. Allen denjenigen, welche auswandern wollen, ist übrigens die grosste Vorsieht anzuempfehlen , damit sie nieht in die Hände der Falschwerber fallen.

Obgleich Alles sehr theuer ist, was zum Leben gehort, kom.en die Handwerker und Handarbeiter nichts desto weniger ihr Auskommen finden, indem der Lohn entsprechend gestiegen ist.

^ch habe es aus dem Munde von Handwerkern gehort, dass sie seit der Erhohung der Lohne grossere Ersparnisse machen, als es vor dem Ausbruch des Krieges der Fall war.

Jm Jahre 1864 votirte der Kongress, in der Absicht, die so nothwendige Wiederbevolkerung des Landes zu fordern , ein Gese^ ad hoc , und warf zugleich , wie ich glaube , eine Summe von 25,000 Dollars

234 aus, zur Bezahlung der von ihm in den bedeutendsten Seestädten mit der Ueberwachung und dem Schuze der Auswanderer betrauten Aufseher.

Jn dem Staate Eonneetieut bildete sieh, unter dem Ramen ..Am......

ricaii Emigrant Company" eine Gesellschaft mit einem .Kapital. von einer Million Dollars. Wie versichert wird, hat dieselbe bereits Zahlungen

bis zum Betrage von 540,000 Dollars geleistet. Sie besizt in Renvork ein Bureau. Diese Gesellschaft hat zum Zwek, sür Reehnnng ihrer Auftraggeber Landarbeiter, Handwerker jeder Art und Dienstboten kommen zu lassen. Die Reisekosten bis Neu-York werden von ihr vorgestrekt und von den Auftraggebern an sie zurükvergütet. Dieser Vorsehuss wird dann von den leztern am .Lohne des Auswanderers in Abzug gebracht.

Es mag allerdings vielen armen Schweizern willkommen sein , in dieser Weise ohne unmittelbare Auslagen Reuvork erreichen zu konnen ; wenn aber der Auswanderer ein tüehtiger Mann und seine vertragsmässigen Verpflichtungen zn ersüllen gesonnen ist , so scheint mir ein solches Verhältniss sür ihn kaum vortheilhaft, indem es nicht moglich ist, zmn Voraus zu wissen , ob seine Dienstherrsehast an.h ihm zusagt oder nicht.

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Aus den Verhandlungen des schweiz. Bundesrathe.

(Vom 15. März 1865.^ Der Bundesrath hat einem von seinem Militärdepartement ihm vorgelegten Raehtrage zur Ordonnanz über die Geschüzröhren , .Lasfetten, Caissons, Munition und Ausrüstung der Batterien gezogener 4 Kano..

nen vom 14. März 18.^2 die Genehmigung ert.heilt und seine sofortige Einführung besehlossen.

Herr Francois Chamorel. in Aigle (Waadt) , Hauptmann im Generalstabe, hat vom Bundesrath die mit Schreiben vom 12. dies naehgesnehte Entlassung aus dem eidgenossisehen Stabe erhalten.

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Schreiben des schweiz. Konsuls in Nagasaki an Hrn. Dr. Lindau, schweiz. Konsul in Yokohama. (Vom 30. November 1864.)

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