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B er icht des

Departements des Innern des Kantons Wallis über die Resultate welche mit dent durch Vermittlung des Bundes rathe^ im Frühjahr 1864 empfangenen süd-amerikanischenanischen und japanesischen Tabaksaamen erzielt worden find.

(Vom 9. März 1865.)

Es sind uns im verflossenen Jahre von Seite des Bundesrathes verschiedene Sorten von Tabal.saamen aus Südamerika und Japan mit dem Austrage übermittelt worden, sie an diejenigen Bewohner des kantons Wallis zu vertheilen, welche sich mit dem Tabakbau beschäftigen.

Wir haben nun die Ehre , Jhnen einen Bericht, den uns die Gesellsehaft Stucky und v. Torrent.... über die aus diesem Saamen erlangten Resultate eingereicht hat, sowie aueh in einer Schachtel Muster von dem Tabak vorzulegen , welchen diese Herren in ihren Vslauzungen gezogen haben ).

Bei einer Brüsnng der Muster wird man sich von der Ergiebigkeit dieses Produkts . sowie aueh von den Vortheilen überzeugen , welche der Tabakbau in Wallis nicht blos für diesen Danton, sondern auch sür die ganze Schweiz überhaupt, wo die Tabakfabrikation eine der vornehmsten einheimischen Judustrien bildet, im Gefolge haben muss.

Es haben sich im Wallis jüngsthin mehrere Gesellschaften zum Zweke des Tabakbaues gebildet , und wir glauben , angesichts der vorliegenden ersten Erfolge das Gesuch gerechtfertigt , Sie mochten durch Jhre moralische Unterstüzuug und, wenn thunlieh, durch eine materielle Subsidie zu Fortsezung dieser Versuche aufmuntern.

Die Muster kennen in den Bureaux des handels- und zolldepartemens

besichtigt werden.

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der

Herren ....^c,^,. .^ ..^r....^ in Sitten an das Departement des Jnnern

des Antons Wallis.

(Vom 1. März 1865.)

Jm perwichenen Jahre wurden vom h. Bundesrath an verschiedene Kantone, welche sich mit dem Tabakbau beschäftigen, Saamen von SüdAmerika und Japan mit der Einladung gesandt, solchen denjenigen ihrer Mitbürger, die sich mit der Tabakskultur befassen , behuss anzustellender Versuche abzugeben, und seiner Zeit über deren Erfolg Bericht zu erstatten.

Das Tit. Departement des Jnnern , welches ebenfalls dergleichen Saamen erhielt, hatte die Güte, uns davon zu verabfolgen, und mit .gegenwärtigem haben wir nun die Ehre, unseren Bericht, begleitet von verschiedenen Tabakmustern , als Resultate unserer Versuche vorzulegen.

Der Tabakbau im Wallis, bei einsichtsvoller Bflege und Ansdehnung , dürfte bald einen grossen Rang unter den Bodenerzeugnissen der Schweiz einnehmen , besonders wenn man in Erwägung zieht , dass jährlich hunderttausende von Franken , die jezt für Tabak ins Ausland gehen, dem .Lande erhalten werden können.

Wir wollen deshalb unseren Berieht in nachfolgende Hauptpunkte theilen und solche näher ausführen, und zwar : 1. U e b e r die T a b a k s k u l t u r u n s e r e s K a n t o n s .

2. Die in z w e i J a h r e n e r r u n g e n e n V o r t h e i l e und die n o c h b e s t e h e n d e n Mängel.

3. Die E r t r a g f ä h i g k e i t des Bodens, s o w i e über den

w e s e n t l i c h e n V o r t h e i l . den d e r s e l b e bietet.

4. E h a r a k t e r der Vr o d u k t e u n d V e r g l e i e h e mit den amerikanisehen Tabaksorten.

5. Die b e g r ü n d e t e M ö g l i c h k e i t , einen grosse n Theil freu. der T a b a k s o r t e n , namentlich F a b r i k a t e , zu entbehren.

Die T a b a k k u ltur.

Wallis ist in produktiver Beziehung der Repräsentant des Südens und des Nordens. Wir finden neben Feigen und Kaktus, die im Freien fortkommen , den Weinstok neben ewigen Eisseldern , und nur Derjenige, welcher Vergleiche rüksiehtlich der Temperatur und ihrer Folgen anstellt,

wird die Basis finden, welche die hiesige Tabakkultur erfordert.

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Jn der Pfalz wird anfangs April. gesäet ; im Wallis müssen srühere Vorkehrungen getroffen werden, denn im März haben wir schon heisse Tage, oft begleitet von kalten Rächten. Jn einem Zeitpunkte, wo man in anderen Gegenden die .^aat ihrem Schiksale überlässt und einzig darauf Bedacht nimmt, sie Rachts zu deken , muss man hier des Morgens wäs.^ sern , indem der Südwind und die Mittagssonne die Erde der Art austroknen, dass an ein Emporkommen der Pflänzlinge ohne geeignete Befeuchtung nicht gedacht werden darf.

Wir haben seit z.vei Jahren Proben verschiedener Art anstellen lassen und die Ueberzeugung gewonnen , dass wenn in Deutschland erst gesäet wird, wir schon Pflaumen von 6 -..7 Eentimetres Hohe haben müssen, die dann alsbald verseht werden. Die Pflanze gewinnt aus diese Weise mehr Eonststenz und das Aufsehiessen wird vermieden, was in den vorzüglich gedüngten Saamenbeeten sonst unvermeidlich ist. Eine getriebene und aufgeschossene Pflanze liefert nie so krästige Tabakblätter , als eine solche , welche in ihrer ersten Krast und in oben angegebener Grosse auf den Tabaksaker versezt wird.

Das Rachsezen ist ein eben so grosser Schaden sür den Auswuchs, als eine grosse Plage sür den .Pflanzer , und kommt ost vor , wenn sich Käfer, Würmer und anderes Ungezieser vorfindet, welche die Pflanzchen zerstören. Die S..zpflanzen werden gewohulich in einer Entfernung von 80-90 Eentimetres plaeirt , haben dieselben eine Hohe von 20 bis 30 Eentimetres erreicht, so wird gehäufelt ; seruer entfernt man die Bflauze, sobald sie 10 bis 20 Blätter zeigt, eine Operation, welche den Blättern die volle Kraft sichert. Der Stengel nimmt durch diese Vorsiehtsmassreael keine grossexeu Dimensionen an , während er unangetastet eine Dite von über 2 Zoll, wie beifolgendes Muster zeigt, und eine Hohe von 5-6 Sehuh erreicht , was im Auslande kaum glaublich erscheinen dürfte, aber im Wallis bei einzelnen gut ge^üu^ten Pflanzen im verliehenen Jahre von Jedermann beobachtet werden konnte. Wir hatten von dieser Riesenpflanze aus Havauna Saamen einzelner Blätter von 80 Eentimetres Länge auf 50 Eentimetres breite und bis 18 Blätter au einem

Stok; doch 10 Blätter einer sorgfältig behandelten Pflanze liesern indes-

sen bedeutend mehr Gedieht, als 18 und 20 Blätter eines aufgeschossen nen Stengels.

Die tägliche und sorgfältige Entfernung des Auswuchses oder der Geizen ist dringend nothig, denn ein Tabakkenuer wird nie Blätter kaufen, wo viele und kräftige Geizen aus Lager liegen. die Entfernung

der Geizen gibt den Blättern die Hauptkraft , die Elastizität und die

aromatischen Oeltheile, während das Gegentheil, wie sehon erwähnt, wohl mehr Blätter, aber geringere an Gewicht, Länge und Breite zur Folge hat.

Der Tabaksaker darf am frühen Morgen nicht betreten werden, denn besehwert durch die Rachtseuehte und den Morgenthau, brechen die

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233 grünen Blatte... leicht, während im Laufe des Tages das Blatt in seiner vollen Kraft ist und das Begehen des Feldes ungehindert stattfinden kann.

Das Reinhalten des Tabakakers ist unbedingte Rothwendigkeit, und ein sicheres Kennzeichen der Reife der Blätter sind gelbe Fleken , die sich ansehen ; die Blätter konnen dann abgenommen werden.

Roeh ein Wort über den grossten Feind der Tabakselder, den HagelSchlag. Grosse Ungewitter mit Hagel zerstoren in andern Ländern oft in einigen Minuten alle Hofsnungen aus eine reiche Erndte. Glükliche..weise haben wir hiervon wenig ^.. fürchten : ost vergehen zwei bis drei Monate ohne einen Tropfen Regen, und ziehen Gewitter gewohnlich ohne Schaden über unsere Thäler , sich in den Bergen entladend , was auch der Grund sein mag , dass bis jezt die Hagel-Assekurauz-Gesellschast im Wallis keine Geschäfte machen konnte.

Die e r r u n g e n e n V o r t h e i l e u n d noch b e s t e h e n d e n Mängel.

Der Anspruch von Land, wo sich die reine Thonerde (Alluvion) im wilden Znstande - besonders wie bei uns an den Usern der Rhone .--vorfindet, gewährt, unter Beimischung von ein wenig Dünger, für das erste Jahr schon den Vortheil, Tabak zu pflanzen, welcher aus den Markt gebracht werden kann ; die eigentliche Veredlung der Vflanze bedarf Zeit, da der Boden nur durch die Zeit vom Unkraut befreit, gelokert und im wahren .^inne des Wortes verbessert werden kann.

Kann die reine Thonerde jedes Jahr der Rhone entnommen und mit Dünger vermischt werden , so dürfte man eine Erde gewinnen , die Alles übertritt, was sieh in Europa sür den Tabaksbau vorfindet, da hier die ^onneuhize dem geeigneten Boden zu Hülse kommt. Der Thonerde und der ..^.onneul.^e, verbunden mit einer sorgfältigen Fermentation, verdanken wir hauptsächlich den herrlichen Geruch unserer Blätter.

Die Vsalz hat schon viele Versuche angestellt, das Aroma des amerikanischen Tabaks , wenigstens annähernd zu erreichen , aber erfolglos . die Blätter sehen den amerikanischen wohl ähnlich, der Geruch bleibt aber n ü c h t e r n r o h , selbst bei der besten Fermentationsweise.

Mehr Zartheit und Elastizität der Blätter kann einzig in 3 bis 4 Jahren erreicht werden ; das reinere Produkt wird also einzig mit der Veredlung der Erde gewonnen ; gesellt sich dazu K a p i t a l , E r f a h r u n g und J n t e l l i g e n z . so wird Wallis in Bezug aus den Tabaksbau mit Amerika konkurriren konuen.

Die E r t r a g f ä h i g k e i t des B o d e n s .

.^6,000 Klafter produeirten im .oerwichenen Jahre eirea 500 Eentner Tabak, zum Durchschnittspreise von Fr. 40 per Eentner : macht die schon...

^umme von Fr. 20,000.

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234 Dieser Ertrag ist um so berüksichtignngswerther, weil vor zwei Jahren der grosste Theil der ^slanznng noch ans, mit Erlen, Weiden^e. besätem Sumpslande bestand. Wir konnten desshalb diesen Theil

für 60 Eent. das Blaster käuflieh erwerben; das darauf befindlich ge-

wesene Holz dekte ein...n Theil der für die Urbarmachung verwendeten kosten, und jezt ist dieses Land wenigstens 2 Fr. 50 per Klafter werth, ohne die Erndte zu rechnen , deren Brutto-Ertrag bei weitem den ^aufpreis des Bodens überstieg.

Eharakter der vorliegenden Tabaksorten.

Vom Tit. Departement des Jnnern erhielten wir Saamen von süd-amerikanischen Tabaken ; wir machten serner Versuche mit ungarischem und Bsälzer Saamen und haben nun die Ehre, Jl^nen Vroben dieser Produkte in nachfolgenden Sorten vorzulegen: Havanna, Ja.^an, Kentuck.^, Eonneetieut, Mailand, Bens^lvanie, Ezesterneker und Bfalzer.

Gleichartige Vrodukte aus den verschiedenen Ländern dürsten sich wohl in Bern oder Basel vorfinden. und wäre es durch eine Vergleiehnng ^ewiss interessant, die Ueberzeugnng zu schöpfen, dass der Eharakter der verschiedenen Pflanzen nicht allein im Geruch, sondern auch im Blalt wahrgenommen werden kann.

Wir glauben hierdurch den Bewei^ geliefert zu haben, dass südliehe Tabake , welche des rauheren Klimas wegen in Deutschland nicht fortkommen, bei uns gedeihen und mit Erfolg gepflanzt werden können.

Die b e g r ü n d e t e Möglichkeit, fremde T a b a k e , namentlich f r e m d e F a b r i k a t e zu e n t b e h r e n .

Bilden wir ei.n Resumé über die vorstehenden vier Hauptpunkte , so gelangen wir zu dem befriedigenden Resultate, dass alle Aussieht vorhanden ist, den Tabakbedars sur die Schweiz im Lande selbst in quantitativer und qualitativer Beziehung zu produziren, und selbst no..h auszuführen, namentlich wenn einmal die Rhone von Brieg nach Bonveret eingedämmt ist, und hierdurch grosse, bis jezt unbebaute Streken Landes gewonnen werden.

Jn unseren Ra^.barländern Frankreich, Oesterreieh und Jtalien ist die Regie eingesührt. grosse ...Quantitäten Tabak werden von diesen Staaten angekaust und Wallis als Grenzkanton dürste leicht einen Absaz sür feine Brodukte nach diesen Ländern finden.

235 Was die Fabrikation anbetrifft, so nimmt die Schweiz hierin einen ehrenvollen Rang ein. ihre Tabaksabrikate werden aueh im Auslande gesucht und wenn sie den grossten Theil des Rohmaterials im Lande selbst finden kann, so wird solches nur den besten Einfluss auf diesen Industriezweig ausüben.

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B e r icht des Departements der Landwirthschaft und des handels des Kanton..... Waadt über die, mit amerikanischem Tabaksamen angestellten Versuche.

(D. d. Lausanne, den ... .Mai 1865.

Die Gegenden unseres Kantons, welche sich mit dem T a b a k s b a u befassen , sind vorzugsweise die Distrikte von Wiflisburg , PeterIingen und Milden. Hier haben wir mit den verschiedenen Samenmu-

stern, welche Sie uns unterm 8. März 1864 gefälligst übermittelten, Versuche anstellen lassen.

Um dem in Jhrem Begleitschreiben ausgesprochenen Wunsche zu begegnen, übersenden wir Jhnen einige Muster von Blättertabak, der in den beiden erstgenannten Distrikten aus den sünf Saamenarten, die Sie zu unserer Verfügung stellten, gezogen worden ist. ) Folgendes stnd die Berichte, welche uns darüber aus jenen Landestheilen zugegangen sind :

Distrikt V et erlin g e n. Sämmtlicher Samen wnrde gleichzeitig, d. h. zu Ende des Märzmonats, in einen frischen, reichhaltigen, substantiellen Boden gesäet, das Keimen nahm seinen regelmässigen Verlauf, und das Versezen der Pflanzen sand unter günstigen Verhältnissen statt.

) Dle Muster kennen auf den Büreaux des Handels- und Zolldepartements eingesehen werden.

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

I. Bericht des Departements des Innern des Kantons Wallis über die Resultate welche mit dem durch Vermittlung des Bundesrathes im Frühjahr 1864 empfangenen südamerikanischen und japanesischen Tabaksaamen erzielt worden sind. (Vom 9. März 1865.)

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35

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03.08.1865

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230-235

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