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Schweizerisches Bundesblatt.

XVII. Jahrgang. III.

Nr. 45.

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12. Oktober 1865.

Bericht der

nationalräthlichen kommission in Aachen der Revision der Bundesverfassung.

(Vom 2l. September 1865.)

Tit..

Die kommission, welche Sie mit der Vrüsung der Vorschläge des Bundesrathes betreffend die Revision der Bundesverfassung beaustragt haben , beehrt sich , Jhnen über das Ergebniss ihrer Verhandlungen anmit B.ericht zu erstatten.

Es lagen der Eommiss.ou W ü n s c h e vor.

Um mit den drückt sich derselbe Bundesverfassung selben enthaltenen

sehr

zahlreiche ..

Anträge

und

V o r s c h l ä g e n des B u n d e s r a t h e s zu beginnen, am Schlusse seiner Botschaft über die Revision der vom 1. Juli 1865 in Zusammenfassung der in derAusführungen wortlich folgendermaßen ans :

..Die Revisiouspunkte, welche wir der Bundesversammlung vorzulegen die Ehre haben, beruhen aus folgenden Grundanschauungen : 1 . Re.ht zur Niederlassung für die Schweizerbürger ohne Rücksicht auf ihr Glaubensbekenutniss.

2. Gleichstellung der Schweizerbürger ohne Rücksicht aus ihre Confesston mit de.. Bürgern des eigenen Kantons, sowohl in der Gesetzgebung als im gerichtlichen Verfahren.

Bundesblatt. Jahrg. XVII. Bd. III.

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610 3. Frei.. Ausübung des Gottesdienstes für alle Religionsge..ossenscha^ ten innerhalb der Schranken der Sittlichkeit und staatliehen Ord..

uung.

4. Recht ^ur Niederlassung gleich allen andern S.l.weizerbürger.. auch sür die naturalistrten S.hwe^erbürger.

5. Gleichhaltung der niedergelassenen Schweizerbürger in Be^ng ans .^s Stimmrecht in Gemeindeangelegenheiten mit den Riedergelasse^.

nen des Eantons felbst, jedoch erst nach einem Aufenthalte in der Gemeinde von längstens drei Jahren.

6. S.hul^ der Niedergelassenen gegenüber doppelter Inanspruchnahme von Seite des ^iederlassungs- und Heimathkautous.

7. Recht zur freien Gewerbsausübung im ganzen Umsange ^er Eidgeuosseuschast.

.^. Ermächtigung des Bundes, gese^.iche Bestimmungen zum ...^..hu^.e ^ des literarischen, künstlerischen und industriellen Eie.enthnms ^u er^ lasseu.

9. Ermaehtigung des Bundes ^ur Erlassung eines Handels ^ und Verkehrswesens.

10. Wahrung des Rechtes, von Bundes wegen unbedingt das Massund Gewiehts^stem festzulegen .^ Auf dem Wege der P e t i t i o n sind die nachfolgenden, die Revision der Bundesverfassung betreffenden Wünsche ausgespro.^hen worden .

Herr A. F. G. Voruz in Lausanne verlangt mit Eingabe vom 27. Juni: Uebertragung des gesammten Unterrichtswesens an die Eidgenossen-

s.haft.

Hiernach wäre : .

1. Ein besonderes Departement aufzustellen sür den osfe..tli.heu Unterrieht, welchem ^Departemente die Leitung des Polytechnikums und s.immtlicher Brimar- und Sekundarschulen der ...^chwei^ übertragen würde.

2. Die Gehalte der Lehrer und Lehrerinnen wären zu ^wei Dritteln durch die Eidgenossenschaft und ^u einem Drittel durch die Schüler zu bestreiten.

3. Um die hie^u erforderlichen Mittel erhältlieh ^u machen, wäre der Bundesrath ^u ermächtigen. die ihm ^weckdienlieh scheinenden Finanzmassrege^ ^u treffen.

.4. Vo^. einer eidg. Universität wäre abznsehen ; dagegen wäre die Spezialschule in Lausanne zu einem Bol.^te^uikum für die romanisehe ^ehwei^ umzuwandeln in gleicher Weise und in gleichem Umsauge, wie für die deutsche Schweiz ein .^o^teehuik..m in Zürich.

bereits besteht.

^ Das ..^entraikomite des schweig Grütlivereius in Zürich sprint in einer Eingabe vom 3. Juli folgenden allgemeinen Wuus^h aus: ,,Es mochte die h. Bundesversammlung den Aulass beuten, die Revision der Staatsverfassung einer gänzlichen Durchsicht ^n unterwerfen und dieselbe den gegenwärtigen Forderungen der ^e.t gemäss abzuändern, damit das Sehweizervolk wieder eine Reihe von Jahren ^usrieden und glücklich unter der neu revidirteu Verfassung lebeu koune, ohne von immerwährenden Verfafsungsrevisionen beunruhigt werden zu müssen.^ Die .^reisverfammlung des schwel. Grütlivereins

macht in ihrer

Zuschrift d. d. Biel, 4. Juli, hauptsächlich folgende Wünsche geltend : 1. freiere und gleichheitliehere ..^iederlafsnngsbedingungen und grossere Einräumung von Rechten für die Schweizer in allen Kantonen.

2. ..Ausgedehntes Veto in allen wichtigen eidg. Fragen nnd abznschließenden Handels- und Riederlassungsverträgen mit dem Auslande.

^ 3. ..Wahl des Bundesrathes durch das Volk.

4. ^Allgemeiner Wahlmodus in der ganzen Schweiz für die Ernennung

des Bundes-, Rational- und Ständerathes.

5. ..Einführung eines B....desgese^es über gleichheitliche Regulirung der

Rechtsverhältnisse überhaupt, wie im Vormuuds.hastswesen u. s. w.

6. ^bsehafsung des Ohmgeldes. ^ Herr J. .^. Väehtold, ^sarrer vo^. Merishausen und Borgen, Kts. .^ehaffhausen, wünscht in seiner Eingabe vom 5. Juli : .,Dass im Art. 64 der ^undesversassnn^ int ersten Alinea die Worte : .,n..eltliehen Standes ^ gestrichen und ^ass demzufolge auch die geistlichen als in den Nationalrath wählbar erklärt werden."

Das Justiz- nnd Bolizeidepartement des Kantons Waadt bringt mit Eingabe vom 31. August die Beschränkungen, welchen das Recht .^ur Eingehung der Ehe in verschiedenen Eantonen unterworfen ist, sowie die hemmenden Formliehkeiten zur Sprache, welche Brautleute, die versehiedenen Eantonen angehören, erfüllen müssen, um sich trauen lassen ^u konnen. Das Departement hält dafür : ..Es sollte die Gelegenheit der Revision der Bundesverfassung benu^t werden. um wo möglich eine sachb.^ügliche Verständigung zwischen den verschiedenen Eantonen herbeizuführen.^ Herr Eh. Eoruaz, stud. ^ur. in .Lausanne, vom 18. September :

wünscht

mit Eingabe

,,Dass nach dem Art. 33 der Bundesverfassung ein neuer Artikel.

emgesehoben werde, folgendermaßen lautend : ,,Dem Bunde steht das ,,ausschliessliehe Re.ht .^u , elektrische Telegraphen in der Schweiz zu er,,riehten o.^er die Bewilligung zur Erstellung derselben zu ertheilen;

6l2 .^

,,und dass in dem Art. 34 der Bundesverfassung, welcher vorschreibt, ,,dass bei der Verwaltung des ^oll- und Bostwesens die Angestel^tn ^grosstentheils aus den Einwohnern derjenigen Eautone , für welche sie ,,bestimmt sind , gewählt werden sollen, auch des Tele^raphenwese..s g^,,daeht werde.^ Endlich wurden auch im Schoosse der n a t i o n a l r a t h l i c h e n k o m m i s s i o n viele Revisiousvorschläge gemalt. So weit si.h dieselben auf Gegenstände beziehen, welche, wenn auch nicht ganz in der gleichen Weise, bereits von dem Bundesrathe oder auf dem Wege der Petition in Anregung gebracht waren , glauben wir, sie hier nicht noch einmal ausführen zu sollen. Hievon ausgehend, haben wir bloss der nachfolgeuden, im .^choosse der kommission gestellten Anträge zu erwähnen : 1. Erhebung der Halbkantone zu ganzen Eantonen.

2. Aufstellung des Grundsa^es, dass die Wahlkreise sur den Rationalrath durchweg so zu bilden seien , dass jeder Kreis jeweilen nur

Ein Mitglied zu wählen hat.

3. Richtwählbarkeit eines Bundesrathes nach zwei Amtsperioden.

4. Ausstellung von Vorschriften , gemäss welchen die Behandlung von Reenrsen wegen Verlegung der durch die Bundesverfassung garantirten Rechte gänzlich oder zum Theile in die Eompeten^ des Bundesgeriehtes ^u fallen hätte, beziehungsweise durch die Bnudesgesel^gebnng derselben zugetheilt werden konnte.

5. Entscheidung von staatsrechtlichen Streitigkeiten uieht politischen Jnhaltes zwischen den Eantonen und von Eompeten^ftreitigkeiten z.viseheu dem Bunde und den Eantonen , sowie Jnterpretation der Bundesverfassung durch ^das Buudesgericht.

6. Gewährleistung des Grundsa^s der Glaubensfreiheit vou Bundes..

wegen.

7. Aufstellung des Grundsatzes der Freizügigkeit fur die wissenschastlicheu patentirteu Berussarten von Eantou zu Eautou.

8. Befugniss des Bundes, das Strafrecht in den Bereich der Bundesgese^gebuug zu ziehen.

..). Errichtung einer hohern eidg^uossis^heu Unterrichtsanstalt in d.^r Romanischen .^chwei^.

10. Uebertragung der hohern Forst - und ^lusspoli^ei in den Gebirgen an den Bund.

11. Verkeilung des Ertrages der Zolle, so weit sie aus den Kops der Bevolkeruug zu erfolgeu hat, nach Massgahe der jeweiligen neuesten

eidg. Volkszählung.

12. Ausbe^ahlung der den Eautonen für ^ie Abtretung des Vostregales zukommenden Entschädigung aus der Bundeskasse, ohne Rücksicht auf den jeweiligen Ertrag des Bostweseus, und Festse^ung eines Minimalbetrages, welcher jedem Eanton, auf ^en Kops seiner Bevolkerung berechnet, zukommen soll.

^

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Angesichts dieser sehr zahlreichen , die Abänderung der Bnudesverfassung bezweckenden Vorschläge und Anregungen konnte man leicht auf den Gedanken kommen , es werde das Bedürfniss einer Revision der Bundesverfassung allgemein gefühlt. Dem ist aber durchaus uieht so.

J e d e r m a n n i st im F a l l e , t a g t ä g l i ch die W a h r n e h m u n g zu m a c h e u , d a ss das V o l k mit der g e g e n w a r t i g e n Bundes..

v e r f a s s u n g z u f r i e d e n ist. Würde es hiefür no.h eines besondern Beweises bedürfen , so wäre derselbe in der äusserst geringen Zahl von Vetrone.. zu finden, welche bis ^ur Stunde in Betreff der Revision der Bundesverfassung au die gese^gebeu^en Räthe der Eidgenossenschaft gelangt sind.

Warum befindet steh nun aber gleichwohl eine Veränderung der Bundesverfassung aus der Tagesordnung der Bundesversammlung^ Der Grund hievou ist, wie männiglich bekannt, lediglich darin zu suchen, dass V e r t r ä g e m i t F r a n k r e i c h a b g e s c h l o s s e n w o r d e n sind, in F o l g e w e l c h e r , w e n n die B u n d e s v e r f a s s u n g nicht a b g e ä n d e r t w i r d , d i e ^ r a n z o s e n i n m e h r e r n Richtungen b e s s e r n Rechtes in der Schweiz w ä r e n , als die Schweizer selbst. Dazu k o m m t , dass d e r Abschluß ähnlicher V e r t r ä g e a u eh m i t a n d e r n L ä n d e r n in A u s s i eh t st e h t , ... n d d assd a n n

d i e s e ^ U n g l e i e h h e i t zum R a c h t h e i l e d e r A n g e h ö r i g e n un-

s e r s e i g e n e n Laudes u i eh t bloss der f r a n z ö s i s c h e n , s o n d e r n noch w e i t e r n R a t i o n e n g e g e n ü b e r b e s t e h e n w ü r d e .

Mau hat es als etwas für die Schweiz Demü thigendes d a r s t e l l e n w o l l e u , dass d i e B u n d e s v e r f a s s u n g w e g e n V e r t r ä g e n , w e l e h e mit eiuem a u s w ä r t i g e n .Staate abges c h l o s s e u w o r d e n , a b g e ä n d e r t w e r d e n solle. Diese Auffassung ist eine durchaus irrthümliehe. ^ie wäre richtig , wenn die

Schweiz bei dem Abschlösse der fraglichen Verträge irgend einer Rothiguug

ausgesät gewesen wäre. Diess.war aber iu keiner Weise der Fall. Die Schweiz hat die Eingehung der Verträge mit Frankreich in ihrem Jnteresse gefunden und darum eifrig angestrebt. ^ie hat sieh dabei durchans nicht verhehlt, dass in ^olge derselben eine Abänderung der BuudesVerfassung ^ur Sprache kommen wer^e. ...^ie hat sieh diess so wenig verborgen, dass die Bundesversammlung gleichzeitig mit der Ratifikation der s.hwei.,erisch-fran^osischeu Verträge den Bundesrath eingeladen hat, ,,der ^Bundesversammlung so bald als moglich Bericht uud Antrag zu hinter..bringen zu dem Zwe^e, die in den Artikeln 41 und 48 der Bundesver,,fassung gewährleisteten Rechte von dem Glaubeusbekenutnisse der Bürger ^unabhängig zu machen.^ Die Schweiz hat also den Abschluss der Verträge mit ^raukreieh gewollt, obgleich^ sie voraussah, dass iu Folge derselben eine Veränderung der Bundesverfassung iu Frage kommen werde.

Wie sollte nun eine Demüthiguug unseres Landes darin zu finden sein, dass, nachdem die Verträge mit Frankreich nach dem Wunsche der Schweig

614 zu Stande gekommen si..d, nunmehr auch, wie e^ in .Aussicht genommen war, in Erorterung fallt, ob nicht in Folge d^fer Vertrage eine Ver.^ ändernng der Bundesverfassung als angezeigt erscheine l Die kommission g.ng also bei der Losung ihrer Ausgabe von den z w e i V o r a u s s e l ^ u u g e . . ans, dass das B e d ü r s u i s s e i u e r Ab..

Ä n d e r u n g der B u n d e s v e r f a s s u n g s i ch i u d e m schw e i z e r i s s e n V o l k e nicht g e l t e n d gemacht h a b e und dass , wenn gleichwohl eine Revision der .Bundesverfassung ^ur ...Sprache komme. die V e r a u l assu u g h i e zu l e .^ i g l i ch in d e n V e r t r a g e n ^ ... s u eh e u sei, w e l c h e t h e i l s m i t Frankreich a b g e s c h l o s s e n w o r d e n s i n d , t h e i l s m i t a n d e r n S t a a t e n n o eh e i n g e g a n g e n w e r d e n dürften.

Von diesem funkte an trennten st.h nun aber die ^lnsi.hten der Mitglieder der kommission.

Eine Minderheit wollte v o n j e g l i c h e r Re v i si o n d e r B u n d e s v e r f a s s u u g absehen, von der Anschauungsweise geleitet, es sei S a eh e der Eantone , darüber ^u entscheiden , ob ste ihre Gesei.^ebu^g ändern wollen, falls nach derselben die Bürger des eigenen Landes mindern Rechtes waren als .^e Angehörigen derjenigen auswärtigen ..Staaten, ^mit welchen die .^ehweiz in ein P^.rtragsverhältniss getreten.

Die überwiegende Mehrheit der Commission hielt dagegen dafür, dass , nachdem die Kantone in Folge der mit Frankreich abgeschlossenen Verträge von Bundeswegen angehalten worden, die französischen Jsraeliten in B.^ug auf ^erson un^ Eigentum den ehristliehen Angehörigen anderer Cantone gleieh^uh.ilten, die Gleichstellung der s..hwei^eris..hen Jsra..liten mit den sranzostsehen nicht dem ..Gutdünken der Cantone anhelmgegeben werden dnrfe, sondern ebenfalls von Bundeswehren zu fich^ru sei.

Es pflichtete daher die entschiedene Mehrheit der .kommission dem

Antrage des Bundesrathes bei, die A r t i k e l 4l und 48 der Bundesv e r s a s s u n g in d e m Sinne ^ u r e v i d i r e n , dass alle .^ehweiz e r b ü r g e r o h n e Rücksieht ans ihr G l a u b e n s b e k e n n t n i s der

in d i e s e n A r t i k e l . . g e w ä h r l e i s t e t e n Rechte t h e i l h a f t i g werden sollen.

Wenn a u ..h in der kommission von keiner ^eite beantragt wurde, bei einer Abänderung der Artikel 41 und 48 in der eben angegebenen Weise stehen ^u bleiben, so gingen hinwieder die Anstehten in Betreff der w e i t e r n P u n k t e , w e l e h e in R e v i s i o n g e z o g e n w e r d e n s o l l e n , sehr auseinander. J m m e r h i n h i e l t a b e r d i e M e h r h e i t d e r E o m m i s s i o n im grossen Ganzen den S t a n d p u n k t f e s t , e s s e i e n v o r h e r r s c h e n d nur d i e j e n i g e n A r t i k e l d e r Bundesverfassung, deren A bänder u ug infolge der m i t d e m A u s l a n d e b e r e i t s a b g e schl o s s e n e u o d e r n o eh a b z u s c h l i e ß e n d e n P e r t r ä g e a l s r ä t h l i eh e r s c h e i n e ,

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d i e s e A r t i k e l d a n n a b e r i u durch g r e i f e n d e r A r t z u r e v i d i r e n , und es s o l l e im U e b r i g e u n i c h t w e i t ü b e r die der R e v i s i o n in s o l c h e r W e i s e ^ o g e n e n S ch r ... n k en hinausgegangen werden.

Schon um diesen Standpunkt zur Geltung zu bringen, musste sich di.. Mehrheit d..r Eommission gegen die ..... o r s ch l. ä g e , w e l c h e V e r ä n d e r u n g e n in d e n G r u n d f o r m e n u n s e r e r V u u d e s e i .. r i ch t n u g .. n b e z w e c k e n , somit gegen die Anträge, welche aus Erhebung der ^..albkantone ^u ganzen Eantonen , aus Einführung des ^ol.^veto's, aus^ direkte .^ahl des Bundesrathes dnrch das Volk und

auf ...^..htwählbarkeit eines Mitgliedes des Bundesrathes nach ^wei Amts-

perio.^en gerichtet sind, erklären. Es erwies sieh aber aneh d.^r von der kommission eingenommene Standpunkt gerade in seiner Anwendung auf diese Anträge als ein durchaus richtiger. Es ist eine wohl nicht zu bestreitende Thatsa.^he . ^da^ der Gang der ^nndesangelegenheiten seit der Einführung ^er neuen Bundesverfassung unser Volk im .Allgemeinen befriedigt und durchaus nicht etwa die .Ansicht in ihm ^ wach gerufen hat, dass die .Grundformen unserer gegenwärtigen Buudeseinriehtungen einer Umgestaltung bedürsen. Wäre es nun bei so bewandten Umständen wohl^ethan, blassen Theorien zulieb Institutionen preiszugeben, welche sich dureh längere Erfahrung bewährt habe.. .^ Eine Mehrheit der kommission, welche zwar nicht durchweg aus denselben Mitgliedern bestand, lehnte sodann eine weitere truppe von Anträgen ab, welche mit einander gemein l^aben, dass sie M a t e r i e n , die b i s a n h i n der E a n t o ^ u a l s o u v e r ä n e t ä t a n heim g e g e b e n w a r e n , in d e n B e r e i c h der B u n d e s g e w a l t z i e h e n w o l l e n . Es find diess die Anträge, gemäss welchen der B...ud die Befugniss erhalten soll, gese^liche Bestimmungen zum ^^.hu^e des schriststelleris.^en , künstleris.hen und industrie^len Eigenthums aufzustellen , ein ^chwei^erisehes Haudelsgese^buch zu erlassen , das ^trasr.^t und die hohere Forst- und ^lnsspoli^ei in den Gebirgen in den Bereich der Buudesgeset^gebung zu ziehen , und endlich das Recht der Vereheliehung in moglichst unbeschränkter Weise jedem Schweizer von ...^nndeswegen zu gewährleiste^. ^ie meisten Mitglieder der Mehrheit der Eomm..sston stellten die materielle Zweckmäßigkeit dieser Anträge nicht in Abrede^ sie glaubteu aber, zu einer. so weitgehenden Ausdehnung der Bundesgewalt ans Dosten der Eantonalsonveränetät nicht Hand bieten zu dürfen. Einzelne Mitglieder der Mehrheit machten andere Gesichtspunkte geltend. So wurde gegeuüber dem Antrage, dem Bunde die Besugniss einzuräumen , gesetzliche Bestimmungen zum Schule des s^riststellerischen, künstlerischen und industriellen Eigentumes auszustellen, eingewandt, es seien derartige Bestimmungen vom volkswirtschaftlichen ^taudpunkte ans verwerflich, sie begründen da ein Monopol, wo gerade die grosste Freiheit herrschen sollte ; vom praktischen Gesichtspunkte aus betrachtet, h^abe die Aufstellung des Begriffes des geistigen Eigenthums.

616 in der Schweiz nicht die gleiche Bedeutung, wie in grossen Staaten, deren Bevölkerung nur Eine Sprache rede, die Ersahrung beweise die Richtigkeit dieses Salzes, da der Rachdruck bisanhiu in der Schweiz eine sehr untergeordnete Rolle gespielt habe, die Massregeln endlich, welehe erforderlich wären , um dem geistigen Eigenthum einen ausreichenden Sehu^ angedeihen zu lassen, .würden unausweichlich einen ve^atorischeu Charakter an sich tragen. Gegen die Erlassuug eines Schweizerischen Handelsgesetzes wurde besonders geltend gemacht, dass es unmoglich sei, das Handelsrecht von dem Obligationenrechte zu trennen , dass man das lettere in seinem ganzen Umfange nicht in den Bereich der Bundesgese^gebung ^ieheu konne, ohne ein allgemeines Schweizerisches Eivilreeht von Bundeswegen aufzustellen , dass die Erlass.mg eines bloss das materielle Recht enthaltenden Handelsgesetzbuches nicht genügen würde, sondern dass ihm ..och eiu ^weites ^ese^buch, durch welches das gerichtliche Verfahren in Handels..

sachen geregelt würde, an die Seite zu se^en wäre, und dass endlich selbst diese ^wei Gesetzbücher geringen Ruthen boten , so lange nicht ein Schweizerischer Gerichtshof die gleichmässige Anwendung derselben iu der ganzen Schweiz sichern würde , dass aber die Aufstellung eines solchen Gerichtshofes oder die Uebertraguug der Funktionen desselben an das ^.ehweizerische Buudesgericht mit grossen Schwierigkeiten verbunden wäre.

Die Mehrheit der kommission hat sich ferner gegen eine dritte Gruppe von Anträgen ausgesprochen, gemäss welchen die A r t d e r V e r t h e i l u u g der E r t r ä g n i s s e der E i d g e n o s s i s eh e u Z o l l e u n d B o s t e n e i n e r R e v i s i o n u n t e r s t e l l t u n d d e r B e ^ u g v o n Eo..sumgebühren den E a n t o u e n gegen Leistung einer billigen E n t s c h ä d i g u n g o d e r auch o h n e e i n e s o l c h e u n t e r s a g t w e r d e n s o l l t e . Alle Mitglieder der Eommission stimmten zwar dar.n überein, dass die gegenwärtigen Bestimmungen der Bundesverfassung ul.er diese Materien sich vom rein rationellen Staudpunkte aus nicht rechtfertigen lassen, sondern lediglich als das Ergebniss einer Transaction aus Gr.undlage historisch gewordener und mit den Finanzzuständen der verschiedenem Eantone euge verwachsener Verhältnisse anzusehen seien. Gerade um
dieses le^teren Umstaudes willen glaubte aber die Mehrheit der kommission, die einschlägigen Artikel der Bundesverfassung nicht in den Bereich der Revision ziehen zn sollen. Wollte man Hand an diese Artikel legen, so müssten sie einer gänzlichen Umgestaltung unterworfen werden , woraus sieh die bedenklichsten Folgen für den Staatshaushalt mancher Eantone ergeben würden. Bloss untergeordnete Bunkte aber in dieser Materie zu xevidireu und es in der .Hauptsache beim Alten bleiben zu lassen , schien der Mehrheit der Eommission nicht angemessen zu sein.

Der Antrag des Bundesrathes, sassung als zweiten Absat... eine neue welcher j e d e m S e h w e . z e r b ü r g e r A u s ü b u n g im g a n z e n U m f a n g

in den Artikel 2^ der BundesverBestimmung aufzunehmen , gemäß d a s Recht f r e i e r G e w e r b s e der E i d g e n o s s e n s c h a f t zu-

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g e s i c h e r t w ü r d e , hat auf de^ ersten Blick etwas sehr Einleuchtendes und Ansprechendes. ^ie kommission musste sieh aber doch bald von der Unzulässigst einer Vorschrift so allgemeinen Jnhaltes überzeugen. ^er Bundesrath fasste den Grundgedanken seines Vorschlages in die Worte zusammen, .,es sollte der Gewerbsmann mit seiner Arbeit gerade so srei zirkuliren können, wie das Gewerbser^eugniss.^ ^ie Eonsee.uenz dieses ^a^es wäre , dass ein Gewerbsmann , welcher sich zeitweilig , vielleicht sogar regelmäßig in einen Eanton, in welchem er nicht niedergelassen wäre, begeben würde, um dort, möglicherweise unterftü^t von vielen Gehülfeu, welche er mit sich genommen , Arbeiten auszuführen , diess ganz srei und unbelastet^ thun konnte , während ein in dem betreffenden Eantone niedergelassener ..^e.verbsmann dort se nach den geltenden Gesezen Steuern zu bezahlen und vielleicht noch anderweitigen lästigen Verbindlichkeiten nach^ zukommen hätte. Es würde also ein Vrivileginm ^u Dunsten des nicht niedergelassenen und zu Uugunsten des niedergelassenen Sehweizerbürgers begründet. Alle Mitglieder der kommission stimmen darin überein , dass hiezu nicht Haud geboten werden könne . und dass somit diesem Antrage des Bundesrathes keine Folge zu geben sei.

Eine Frage , welcher die kommission eine besondere Aufmerksamkeit zuwandte, war die, ob ui.ht eine Bestimmung in die Bundesverfassung ausgenommen werden sollte, in ^olge welcher d i e B u n d e s v e r s a m m l u u g sich in Z u k u n f t nicht mehr wie b i s h e r mit der Eutsche i d u n g v o n so z a h l r e i c h e n s t a a t s r e c h t l i c h e n R e k u r s e n z u h e s e h ä f t i g e u h ä t t e . ^ie Anträge. welehe ^u diesem Ende hin im ..^.choosse der kommission gemacht wurden , fanden bei der Mehrheit keinen Beifall. ^er Vorschlag, die Rekurse gegen Erkenntnisse der kantonalen ..Berichte dem Bnndesgerichte zuzuweisen, die übrigen aber durch den Bundesrath entscheiden zu lassen , hat aus den ersten Anblick etwas Bestechendes. Bei näherer Vrüfu^g stellt er sich aber als ungeeignet heraus.

Wenn der Grundsa^ der Trennung der Gewalten überall in der ..^ehwei^

gleichmässig durchgeführt wäre, so liesse sich der Vorsehlag no^h horen. Es

ist diess aber bekanntlich nicht der Fall. Es gibt Cantone, in welchen jener ...^...nndsa^ bis zur Stunde gar keine Anerkennung gefunden hat, und in denjenigen Eanto^en, in welchen er zur Geltung gelangte, ist die grenze zwischen dem Wirkungskreise der Verwaltungsbehorden und der Gerichte sehr verschieden gezogen. ^ie Folge davon ist, dass die Materien, über welche der Bundesrath und das Bundesgericht in ^olge der an sie gelangten Rekurse zu entscheiden hätten, nicht scharf abgegrenzt wären,

folglich über denselben Re.^tsstoff das eine Mal der Bundesrath und das

andere Mal das Buudesgericht aburtheileu würde. Wäre aber auch die Eompetenz der Verwaltungsbehörden und der Gerichte iu der ganzen Schweiz gleiehmässig ausgeschieden, so würde gleichwohl nicht ausgeschlossen sein , dass das eine Mal der Bundesrath und das andere Mal das Bundes^erieht über die gleiche ^rage entscheiden würden. Es gibt eben

61^ Grunds.^e, welche sowohl in dem Wirkungskreise der Verwaltungsbehorden als in demjenigen der Geriete Beachtung finden müssen , und deren Verlegung somit sowohl ^u einem Rekurse gegen die kantonalen Verwaltungsbehörden an den Bundesrath , wie zu einem solchen gegen die kantonalen Berichte au das Bundesgericht Veranlassung geben kann.

Dazu kommt, dass mau g.^ge.. die Reeursalbefcheide des Bnudesgeri.htes die Weite^iehung au die Bundesversammlung gestatten müsste, wie gegen diejenigen des Bundesrathes Was ist dann aber mit jener Kompetenzausscheidnug gewonnen^ Ein anderer Antrag , der im Schoosse der Eommission in dem Sinne gestellt wurde , dass es der Bu..desgesel^gebuug überlassen bleiben folle, dem Bundesgerichte eine Eompeten^ ^ Entscheiduug von Rekursen einzuräumen, wurde deshalb abgelehnt, weil er keine

.Losung ^er Ausgabe enthalt, sondern si.h lediglich damit hilft, diese

Losung , z.i der man sich unfähig fühlt . von der Bundesverfassung auf die Buudesgese^gebung abzuschieben. Es kann u.cht geleugnet werden, dass die Beschlüsse der Bundesversammlung in Reeurssaehen mauehes ......

wünschen übrig lassen. Jndessen liegen die Mängel, die sich ^eigt haben, weniger in der Einrichtung au si.h , als vielmehr in zufälligen Verhältnissen , denen durch die Gese^ebung begeguet werden i.ann , und unbedingt darf behauptet werden^, dass die R^nrsaleutscheidungeu der Bundesversammlung ^n einer lebendigen und fortschreitenden .^ntwicklung des Schweizerischen Bnndesrechtes sehr viel beigetragen haben.

Der Antrag . in der Bundesverfassung de^. .^ruudsa^ auszustellen, dass d i e W a h l k r e i s e f ü r d e n N a t i o n a l r a t h d u r eh w e g s o ^ u b i l d e n se i e u , d a s s j e d e r ^ r e i s j e w e i l e n n u r E i n M i t g l i e d z u w ä h l e n h a b e , wurde v o n der überwiegenden Mehrheit der kommission abgelehnt. ^ürs Erste würd.^ eine derartige Einrichtung der Wahlkreise iu Kantonen, in welchen, wie in Baselstadt und Genf, besondere ortliche Verhältnisse bestehen, oder in welchen, wie in G.arus und Appen^ell ...l. Rl^., ^ie den ganzen Eanton umfassende Landsgemeinde die Mitglieder des Nationalrathes ^u wählen gewohnt ist, auf grosse ^ehwierigk^iten stossen. Sodann wäre die Ausstelluug von so kleinen Wahlkreisen wenig geeignet, die Wähler darauf .hinzuweisen, dass sie steh bei den Wahlen iu den Nationalrath über den engen Gesichtskreis ihrer nächsten Umgebung ^u erheben und anf den holder.. Standpunkt des Gesammtvaterlandes ^u stellen haben. Und endlich konnte, wenn im Lause der Zeit, was wir zwar nicht erwarten, die Ansichten über diesen Vunl.t sich ändern sollten, das ^stem der Wahlkreise mit je Einem Abgeordneten jeden Augenblick ^..r Ausführung ge.bracht werden, da die Bestimmung der Kreise für die Nationalraths^ wallen Sache der Bundesgese^gebnn^ ist und bleiben soll.

Der Vorschlag, die Bestimmung in die Bundesverfassung uiederzulegen , e s s e i e i n e h o h e r e U u t e r r i e h t s a n s t a l t i u d e r R o m a u i s eh e n ..^ ch w e i z z u e r r i ch t e n , wurde von der Eom-

6l..)

.^

mission einer sorgfältigen Brüsung unterworfen. Das Ergebuiss derselben war die ..Ablehnung des Vorschlages, obgleich er im Lause der Berathuug in eine geeignetere Form gebracht worden war. Die Mehrheit der Eommission konnte sich nicht davon überzeugen, dass das Bedürfnis.. vorhanden s.^i, ansser einer Universttat und einer polytechnischen Schule, welche der Bund bereits kraft Art. 21 der Bundesverfassung ^u errichten befugt ist, noch weitere hohere Unterriehtsanstaiten von Bundeswegen ins Leben zu ruf .n. Dabei hielt sie sich gegenwartig, dass weder der Wortlaut, noch

der G...ist des Art. 2l einer Verlegung eines Theiles der Eidgenössische..

Unterriehtsanstalt.m in die Romanische Schweiz im We^e stehe. Es würde aber .....r Mehrheit der kommission durchaus unangemessen erschienen sein, wenn, wahrend die Bundesverfassung sonst nirgends zwischeu einer Deutschen und Romanischen Schweiz unterscheidet, dieser Dualismus ausnahmsweise in denjenigen Artikel hineingelegt worden wäre, der von den Bildungsanstalten der ^hweizerischeu Jugend handelt.

Und vollends musste es die Mehrheit der kommission geradezu sur gefährlieh halten, ^ie Errichtung vo.. Eidgenösflsehen^ Unterrichtsanstalten mit dem Gedanken einer gleichmäßigen Gunstbezeigung ^es Bundes ^egeniiber allen Theilen der ^.hweiz in allzunahe Verbindung zn bringen, da dieser Gedanke augenfällig nicht bloss eine Berücksichtigung der^ Deutschen und der Romanisehen Schweiz, sondern weil wir nach der Buudesverfassnng drei Rationalspraehen haben, der Deutschen, der Franzosischen un....

der Jtalienisehen, sa wohl auch der protestantischen und katholischen Sehwei^ ..^ weiterer Unterscheidungen, ^ie noch ausgestellt werden konnten, nicht zu gedenken - erfordern würde, in derartigen Konsequenzen aber der untrüglichste Beweis dafür li^.gt, dass d^.r Ausgangspunkt, von welchem aus mau zu denselben mit Rothwendigkeit gelangt, ein unrichtiger ist.

Dass es ...i^.^r Revision der Bundesverfassung nicht bedarf, um d e m B u n d e d a s R e eh t z u v e r l e i h e n , d a s T e l e g r a p h e n w e s e n z u m G e g e n st ^ n d e s e i n e s R e g a l e s z u m .. eh e n .

ist bereits thatsächlieh anerkannt, da die Telegraphie seit ^em Jahre 1851 anf Grundlage ^er gegenwärtigen Bestimmungen der Bundesverfassung Regal der Eidgenossenschaft ist. Die Eommisston war also bald darüber einig , ^ass mit Beziehung auf diesen Punkt kein Bedürfniss zu einer Revision ^der Bundesverfassung vorhanden sei.

^aehdem wir die .^l^.träge auf Abänderung der Bundesverfassuug, welche .^o^. der Mehrheit der kommission verworfen worden sind , unter Darlegung der Gründe, wel.he ^u der Ablehnung derselben Veranlassung gegeben, besprochen haben, erübrigt uns nunmehr noch, d i e j e n i g e n R e v i s i o u s v o r s c h l ä g e , w e l c h e d i e Mehrheit d e r Eomm i s s i o n a n n i m m t u n d d e m b e r e i t s e r o r t e r t e n ...l n t r a
g e a u f A b ä n d e r u n g d e r A r t . 4 l u n d 4 8 in d e m ^ i n n .. , d a s s a l l e S c h w e i z e r b ü r g e r o h n e R ü c k s i c h t auf ihr G l a u b e u s b e k e u n t n i s s d e r i n d i e s e n A r t i k e l n

620 g e w ä h r l e i s t e t e n Rechte theil h a f t i g w e r d e n s o l l e n , b e i g e s e l l t z u s e h e n w ü n s c h t , zum Gegenstands unserer Be^ richterftattung zu machen.

Gemäss der oben entwickelten Gruudanschauung, dass vorherrschend nur diejenigen Artikel der Buudesversassnng, deren Abänderung in Folge der mit dem Auslande bereits abgeschlossenen oder noch ab^.schliessen.^.

den Verträge als angezeigt erseheine, diese dann aber in Durchgreifender Weise revidirt werden sollen, wollte sieh die kommission nicht darauf

beschränken, lediglieh den Eingang des Art. 41 dahin umzugestalten, dass

das Riederlassungsreeht den ^..hweizerbürgern in Zukunft ohne Rücksieht aus das Glaubensbekenutniss gewährleistet wird. Sie beantragt vielmehr, theilweise in Uebereinstimmung ...it dem Bundesrathe, theilweise über die Vorschläge desselben hinausgehend , noeh w e i t e r e V e r ä n d e r u n g g e n i n d e m A r t. 4 1 v o r z u n e h m e n , u m d i e ..^ e r h ä l t .. i s s e d e r S eh w e i z e r i s eh e n N i e d e r g e l a s s e n e n m ö g -

l i eh st g ü n st i g z u g e st a l t e u.

Eine Minderheit, welche gan^ besonders von diesem Bestreben geleitet ist, schlug vor, in der Bundesverfassung lediglich das freie ^ieder^ lassm.gsreeht auf dem ganzen Gebiete der Eidgenossenschaft jedem unbe^ s.holtenen, in bürgerlichen Rechten und Ehren stehenden Schweizerbürger zu gewährleisten und die Auszählung der Bedingungen, welche erforderlich sind, nm aus die Niederlassung Anspruch zu haben, und welche hinwieder vorhanden sein müssen, um des Riederlassuugsre.htes verlustig erklärt werden zu konnen, aus der Bundesverfassung wegzulassen. Dabei hätte es die Meinuug gehabt , dass d i e g l e i c h m ä ß i g e D u r eh s ü h r u n g d e s G r u n d s a l^ e s d e r f r e i e n R i e d e r l a s s u n g a u s d e m g a n z e n G e b i e t e der E i d g e n o s s e u s c h a f t d e r B u n d e s g e s e l ^ g e b u u g a n h e i m g e g e b e n w o r d e n w ä r e , und dass d i e s e l b e a l s o n a m e n t l i eh a u eh z u b e st i m m e n g e h a b t h ä t t e , u n t e r w e l eh e n B e d i n g u n g e n e i u e m .^ eh w e i z e r b ü r g er d i e R i e d e r l a s s u n g v e r w e i g e r t o d er e n t z o g e n w e r d e n k o n n e. Die Mitglieder der kommission , welche diesen Antrag stellten, hegen nämlich das Vertrauen, dass die Entwicklung der Bundesgese^gebung nur in eiuem die Niederlassung immer mehr erleichternden .^inne ^tatt finden werde. Wenn die Mehrheit der kommission die Auszählung der Bedingungen , welche erfordert find , um auf die Niederlassung Anspruch ^u habeu, und welche hinwieder vorhanden sein müssen,. um des Riederlassungsre.htes verlustig erklärt werden zu konnen, in der Bundesverfafsung seft^uhalteu besehloss, so kam sie von gan^ entgegengese^ten Standpunkten aus ^. diesem Resultate. Die einen Mitglieder der Mehrheit glaubten nämlich , wenn die Durchsührnng des Grundsatzes der freien Niederlassung der ..^undesgese^gebnng überlassen werde, eine ^u u..eit getriebene Erleichterung, die andern im Gegentheile eine nicht gereehtsertigte Erschwerung derselben iu Aussicht nehmen ^u müssen.

62l Hatte sich die Mehrheit der kommission mit Begehung anf diesen B.inkt für die Beibehaltung der gegenwärtigen Bestimmungen der Bundesverfassung ausgesprochen, so erklärt sie sich hinwieder in Uebereiustimmung mit dem Bundesrathe für die G l e i c h s t e l l u n g der na tur al i s i r t e n m i t a l l e n a n d e r n S c h w e i z e r b ü r g e r n in B e tress der B e r e c h t i g u n g zu der freien N i e d e r l a s s u n g ,

somit für die Streichung des legten Absatzes von Ziffer 1 des Art. 41

der Bundesverfassung, gemäss welchem naturalisée S.hwei^erbürger erst na.ch Ablaus von fünf Jahren seit ihrer Naturalisation Anspruch auf freie Riederlassnn^ im ganzen Umfange der Eidgenossenschaft haben. Die Erfahruug hat gezeigt, dass eine solche Schranke kein Bedürfniss ist. .^ie kann somit unbedenklich fallen gelassen werden.

Jm Fernern hält die Mehrheit der kommission dafür, dass in der Ziffer 4 des Art. 41 der Grundsatz ausgestellt werden soll, es sei d e r niedergelassene Schweizerbürger in B e t r e f f des S t i m m rechtes in Gemeindeangelegenheiten dem n i e d e r g e l a s s e n e n E a n t o n s b ü r g e r u n b e d i n g t g l e i c h ^ u h a l t e n . D i e Eommissionsmehrheit geht also hier über den Antrag des Bundesrathes hinaus, indem sie dem Schweizerischen Niedergelassenen das Stimmrecht in Gemeindeangelegenheiten nicht ,,erst nach einem längern Aufenthalte in der ,,Gemeinde, dessen Dauer von der Eantonalgesetze.ebung bestimmt wird, .,jedoeh nicht über drei Jahre ausgedehnt werden ^arf^ , sondern genau in demselben Umfange einräumen will, in welchem es dem niedergelassenen Eautousbürgex zusteht. Die Mehrheit der kommission nimmt vorerst an der Redaktion des bundesräthllchen Vorschlages Anstoss. Es soll gemäss derselben in der Bundesverfassung bestimmt werden, ,,es kouue ein ^..hweizerischer Niedergelassener das ..^timmrecht in Gemeindeangelegenheiten erst uaeh eiuem längern Aufenthalte in der betreffenden Gemeinde ausüben.^, so dass also, wenn ein Eanton den ^chweiz..ris..hen Riedergelassenen gleich vom Beginne ihrer Niederlassung an das ^timmrecht ..n Gemeindeangelegenheiten einräumen wollte, diess vou Bundeswegen als

unzulässig erklärt werden müsstel Gewiss lässt si^.h für eine solche Ab-

sonderlichkeit kein stichhaltiger Grund anführen. Kann es sieh also in der That bloss um die Frage handeln, ob der Bund den Kantonen nicht b e s e h l e n , aber g e st a t t e n soll , das ^timmxecht in Gemeindeangelegenheiten den Schweizerischen Riedergelasseueu erst nach eiuem laugern Aufenthalte iu der betrefseudeu Gemeinde einzuräumen, so muss die Mehrheit der kommission auch die in solcher verbesserter Weise gestellte Frage verneinen. Wenn steh ohne Zweisel gute Gründe dafür anführen lassen, dass die Cantone nicht von Bundeswegen gezwungen werden, den Schweizerischen Niedergelassenen von dem ersten Augenblicke ihrer Riederlassung au iu k a u t o n a l e n .Angelegenheiten ein Stimmrecht zuzugestehen und sie somit in dieser Beziehung gau^ auf die gleiche Linie mit den niedergelassenen Eautousbürgeru zu stellen , so lässt sich hinwieder durchaus nicht absehen, warum, wenn es sieh um G e m e i u d e auge-

622 legenheiten handelt, ein niedergelassener Schweizerbürger minder.n Rechtes sein soll, als ein niedergelassener l^autonsbürger. Die dem le^tern inwohnende Eigenschaft der Eautonsaugeh.^rigkeit kann unmoglieh zur Folge haben, dass er sich in einer andern Stellung zn den ..^...eindeaugelegenheiten befindet, dass er in Gemeindeten andere berechtigte Standpunkte zu wahren hat, als der niedergelassene Sehwei^rbürger.

Der Bundesrath beantragt sodann, dem Art. 4l der Buudesversassung eine neue Ziffer 7 beizufügen, folgenden Jnhaltes: .,DerBund ., i ft b e r e c h t i g t , B e st i m m u n g e n .. u s ^ u st e l l e u z u m ...^ ..h u l.. e d e r ,, R i e d e r g e l a s s e n e n g e g e n d i e g l e i eh ^ e i t i g e J n .. n f p r u ,,uahme d e r s e l b e n v o n ...^eite m e h r e r e r E a n t o n a l g e s e ^ e ^ b u u g e n . ^ Jhre kommission schlagt Jhnen vor, statt dessen sich folgendermasseu anzudrücken : ,,Der Bundesgese^gebung wir^ vorbehalten, ,,zu bestimmen, ob die Geseze des ^eimaths- oder diejenigen des Rieder^lassungskantons bei der Besteuru..g, sowie bei der Regelung derivi..^rechtlichen Verhaltnisse der Riedergelasseuen massgebend sein sollen.^ U...ber die Rothweudigkeit ^er .Ausnahme einer Bestimmung über diese Materie in die Bundesverfassung kann wohl uach den eiulässlieheu sa.hbezüglichen Verhandlungen, welche vor einigen Jahren im ^ehoosse der Eidgenossischeu Rathe stattgefund...n haben, und auf die hier verwiesen wird, keine Meinungsverschiedenheit obu^alt....u. Ju Betreff der ^afsnug der ...u^ustellenden Vorschrift weichen der Vorschlag d..^ Bundesrathes und derjenige der kommission von einander ab. Der Antrag des Bundesralhes schien der kommission im praktischen Erfolge darauf hinanszulaufen, dass diejenigen Eaulone, welehe ihre Gese.^ebung auf das Territorialprin^ip basirt haben, dieses Briu^ip in all..u ^ouflietfallen nnr darum, weil sie gemäss demselbeu deu si^.^rn uud ersten ..^riss aus diejenigen, die in ihrem Gebiete niedergelassen sind, haben, also aus rein faetisehen und nieht aus rechtliehen Gründen werden ^ur Geltung bringen tonnen.

Raeh dem Antrage der kommission soll diess aber nicht ftaltfindeu dürfen , vielmehr soll der Bund die Besngniss erhalten, von sieh aus und uubekümmert um die daherigen Vorschriften der^ kantonalen Gese^gebungen zu bestimmen, ob bei der Besteurung, sowie bei der Regelung der eivilreehtlichen Verhältnisse der Niedergelassenen die Geseze des Heimaths- oder diejenigen des Riederlassungskantons Anwendung zu finden haben. Rur wenn der Bund mit einer solchen Besuguiss ausgerüstet ist, wird es moglieh werden, den Riedergelafsenen die wünschbare Rechtssieherheit zu Theil werden zu lassen und in Betreff der Besteurung derselben Uebelständen zu begegnen, die geradezu als ein n^aterielles Unrecht bezeichnet werden müssen.

Die kommission hältniss, das mit dem ^usammeuhange steht, z u E a u t o n sür die

richtete sodann noeh ihr Augenmerk auf ein VerRechte der freien Niederlassung in emem sehr nahen nämlich auf die F r e i z ü g i g k e i t v o n E an t on Ausubung der wissenschaftlichen paten-

623 .

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tirte.. B e r u s s a r t e n .

Die Bundesversammlung ist schon wiederholt auf dem Wege der Betition darauf aufmerksam gemacht worden, wie lastig es für geistliche, Rechtsauwälte, ...lernte und Lehrer, die sich in einem andern Eanton zur Ausübung ihres Berufes niederlassen wollen, sei, wenn sie sich, um dieses Vorhaben ausführen zu kounen, in dem Riederlassuugskautone neuerdings einer Brüsung unterziehen müssen, während sie dieselbe in ihrem Heimathskautone bereits abgelegt haben. Die^ kommission verkennt nicht, dass, wenn diesem Uebelstande von Bundeswegen begegnet werden soll, die grösste Vorsicht als geboten erscheint.

^ie hält namentlich auch dafür, dass es dur.haus nicht in der Stellung des Bundes wäre, Eantonen, welche von denjenigen, die sich den beziehneten Berufsarten wiedmeu, Garantien einer gehörigen wissenschaftliehen Bildung verlangen, Zumuthuugen in der entgegengesehen Richtung zu^ machen. Die Mehrheit der kommission glaubt aber, der Bnnd können diess vermeiden und gleichwol seine Mitwirkung eintreten lassen, um. eine solche interkantonale Freizügigkeit für die Ausübung der pateutirten wissenschaftlichen Berufsarten wenigstens innerhalb gewisser Sehranken zur Geltung ^u bringen. Es konnte diess durch Ausstellung eidgenössischer Brüsungsbehorden, deren Fähigkeits^eugnisse in der gesammten Schweiz als genü-.

gender Ausweis wissenschastlieher Tüchtigkeit anzuerkennen wären, oder auch durch andere Einrichtungen, bei welchen die Kantone mehr in den Vordergrund treten würden, geschehen. Gewiss ist, dass durch die Begründung einer derartigen Freizügigkeit zu Gunsten von Berussarten, welche der Ratnr der Sache nach stetssort einen bedeutenden Einfluss auf den ofseutlicheu Geist ausüben werden, das Gefühl der nationalen Zu^.mmengehorigkeit der Schweizer in nicht ^u uuterschä.^ender Weise neuer-

dings gekräftigt würde. Es beantragt Jhnen daher die Mehrheit Jhrer

Eommission , in die dem Art. .41 der Bundesverfassung beizufügende Ziffer 7 eiue weitere Vorschrist solgendeu Jnhaltes aufzunehmen . ,,Der ,,Bundesgese^gebung wird vorbehalten, zu bestimmen, ob und uuter welchen ,,Bedinguugeu für die Ausübung der wisseuschaftliehen patentirten Berr..fsBarten die Freizügigkeit von Eanton zu Eautou moglieh ^u machen sei.^ ^er Bundesrath spricht in seiner Botschaft betreffend die Revision der Bundesversassuug die Ausicht aus, es liege, wenn der Bund die^ Niederlassung vom religiösen Bekenntnisse unabhängig erkläre und wenn er ferner die Gleichhaltung aller Bürger, abgesehen von ihrer Konfession,.

in der Gesetzgebung und im gerichtlieheu Verfahren vorschreibe, keiu znreichender Grund mehr vor, die G e w ä h r l e i s t u n g der s r e i e n A u s ü b u n g des G o t t e s d i e u f t e s auf die anerkannten christlichen Konfessionen ^u beschränken. ...^er Bundesrath schlägt daher vor, diese Gewährleistung innerhalb der Schranken der Sittlichkeit und der staatlichen Ordnung auch aus jede andere Religio..sgeuosse..schaft auszudehnen. Die Mehrheit der kommission, fortwährend an der. Grundanschauung festhaltend , daf..

wenn einmal im Hinblicke ans die Verträge mit dem Auslaude die Ab-

624 ^

Änderung von Bestimmungen der Bundesverfassung als geboten erscheint, die betreffenden Materien einer durchreisenden Revision unterworfen wer^ den sollen, stimmt nicht bloss diesem Vorschlage des Bundesrathes bei, sondern beantragt Jhnen, noch einen erheblichen Schritt weiter ^n gehen.

Sie schlägt Jhnen nämlich vor . in der Bu......esversassung nicht unr die Eultus.., sondern auch die G l a u b e n s f r e i h e i t zu g e w ä h r l e i s t e n und ^u bestimmen, das. N i e m a n d um d e s G l a u b e n s b e k e n n t n i s s e s willen i n d e n b ü r g e r l i c h e n o d e r p o l i t i s c h e n R e c h t e n b e s c h r ä n k t w e r d e n d ü r f e . Die Eommissionsmehrheit betrachtet diesen Vorschlag nicht als eine blosse wohltonende Bhrase. Sie misst ihm eine grosse praktische Bedeutung bei. ^ie glaubt, die ^chwei^. welche sich mit Vorliebe das freieste Land von Europa nennt, sei gleichwohl, was .^e Glaubensfreiheit anlangt, noch nicht aus der Hohe ihrer Ausgabe augelangt. Sie hält dafür, dass Erscheinungen, wie die Zwaugstausen, wel.^ noch in der neuesten ^eit in u..serm Lande vorgekommen sind, demselben nicht zur Ehre gereichen und dass der Wiederholung von solchen Auachronismen vorgebeugt werden sollte. Sie huldigt auch der Anficht, dass es gegen die Glaubensfreiheit verstosse und überdiess zu fortwährenden unerspriesslichen Konflikten Veranlassung gebe, wenn die Ausübung von bürgerlichen uud politischen Rechten irgendwie von dem Glaubensbekenntnisse abhängig gemacht sei. Es ist aber bekannt, dass es z. B. noch vielorts in der Schweig zum Abschlusse einer gültigen Ehe der Beibringung eiues .^aufseheiues, eines Eonfirmationsscheines oder anderer ähnlicher Ausweisschriften bedars. Es verhehlt sieh die Mehrheit der Eo.nmission durchaus nicht, dass die Durchführung der Grundsätze, d^ren Ausnahme in die Bnndesversassung sie Jhnen beantragt, hie und da aaf grosse Schwier.gkeiten stossen und die Bundesversammlung ^weiselsohne oft beschäftigen wird. Desshalb darf aber selbstverständlich nieht unterlassen werden, was einmal als ein Gebot der gegenwärtigen Zeitauschanungen un^, man darf fast sagen , als eiu Ersorderniss der Ehre der Schwe^ erkannt worden ist.

Ansser diesen Anträgen auf Abänderung der Bundesverfassnng, welche in unmittelbarer oder in mehr mittelbarer Weise durch die^ bereits
abgeschlossenen oder in Aussicht stehenden Verträge mit dem Ansla..de hervorgerufen worden sind, schlägt Jhnen die Eommissionsmehrhe.t gemäss dem s^on mehrfach berührten Standpunkte , den sie bei der Losnng der ihr gestellteu Ausgabe einnehmen zu sollen glaubt, nur no..h v o r , die Artikel 37 und 64 der Bundesverfassung in Revision zu Riehen.

Die Mehrheit .^..r kommission hält mit dem Bundesrathe dafür, dass der Wortlaut des gegenwärtigen, von d e m Maasse u n d G e w i c h t e handelnden Artikel 37 den gese^gebenden Räthen der Eidgenossenschaft nicht gestalten würde , das reine Meters^ftem einzuführen , dass fie aber

625 .^

in den Stand gefegt werden sollten , es thun zu können , wenn die Umstände mit gebieterischer Macht darauf hindrängen würden. Es pflichtet daher die kommission dem Vorschlage des Bundesrathes bei, welcher dahin geht, dem Artikel 37 die ganz allgemeine Fassung zu geben, die Festsetzung pon Maass und Gewicht sei .^undessache.

Es beantragt Jhnen sodann noch die Mehrheit der Eommisston, den Artikel 64 der Bundesverfassung, gemäss welchem nur die stimmberechtigten Schweizerbürger weltlichen Standes in den Nationalrath wählbar sind, dahin zu revidiren , dass in Zukunft alle S c h w e i z e r b ü r g e r , s o m i t auch d i e j e n i g e n g e i s t l i c h e n S t a n d e s , in den N a t i o n a l r a t h s o l l e n g e w ä h l t w e r d e n k ö n n e n . ..Die Mehrheit der Eommission

hält den Ausschluss der Geistlichkeit von der Wählbarkeit in den Rational-

rath sür eine Schranke, welche in einer vergangenen Zeit ihre Rechtsertignng gesunden haben möge, unter den gegenwärtigen veränderten Verhältn.ssen aber nicht mehr haltbar sei. Es wurde diese Schranke überdiess als eine Gehässigkeit gegenüber einem Stande. der dieselbe nicht verdiene, bezeichnet.

Zum Schlusse hat sich die kommission noch über das V e r s a h r e n anzusprechen, w e l c h e s bei der Abstimmung des S c h w e i z e r i s c h e n V o l k e s und der E a n t o n e über die vorgeschlagenen Abändernngen der B u n d e s v e r f a s s u n g in A n w e n d u n g gebracht w e r d e n soll.

Die Mehrheit der kommission erklärt sich vorerst mit der ^inschauungsweise des Bundesrathes einverstanden, dass nicht die B u n d e s v e r s a s s n u g in i h r e r G e s a m m t h e i t , w i e s i e g e m ä s s d e n B e schl ü s s e n , w e l eh e v o n d e r B u n d e s v e r s a m m l u n g w e r d e n g e s asst w e r d e n , in Z u k u n f t l a u t e n w ü r d e , s o n d e r n d i e e i n z e l n e n V u n k t e , welche a b g e ä n d e r t w e r d e n w o l l e n , b e s o n d e r s und getrennt von einander der Abstimmung unterstellt werden.

Die Mehrheit der Eommission ist so sehr von der Richtigkeit dieser Anschauungsweise überzeugt, dass sie in der Trennung der zur Abstimmung zu bringenden Abänderuugsvorschläge no.h weiter gehen möchte, als der Bundesrath. Sie hält dafür, es sei jeder Revisionspnnkt,. der sür sich eine Bedeutung hat und uicht mit einem andern in notwendigem innern Zusammenhange steht, besonders in Abstimmung zu setzen. Die Eommissionsmehrheit glaubt d^.r.haus nicht, dass der Art. 114 der Bundesverfassung einem derartigen Versahren im Wege stehe. Wenn dieser Artikel bestimmt, es trete die re-vidirte Bundesverfassung in Kraft, wenn sie von der Mehrheit der stimmenden ...^ehwei^erbürger und der Mehrheit der Eantone angenommen worden sei, so hat damit doch gewiss nicht das Gebot aufgestellt werden wollen, es müsse. wenn beabsichtigt werde, etwas an der B......desver-

B..n..^la^. Jah..g.^lI Bd.IlI.

48

626 fassung abzuändern , jeweilen die ganze Verfassung zur Abstimmung gebracht werden , sondern es wollte durch jene Vorschrift lediglich ausge^ spro^en werden, dass eine Abänderung oder Revision der Bundesverfas..

sung , ob dieselbe nun eine totale oder eine bloss partielle sei , erst in Kraft treten konne, wenn sie von der Mehrheit der stimmenden Schwererbürger und von der Mehrheit der Eantone angenommen worden sei.

Geht die Mehrheit der kommission gemäss dieser Jnterpretation des Art. 114 von der Ansicht aus, dass eine getrennte Abstimmung über die einzelnen Anträge auf ^Abänderung der Bundesverfassung bundesreehtlich zulässig sei , so spricht sie sieh hinwieder mit voller Ueberzeugung dahin aus, dass eine solche Abstimmuugsw.^ise ihr auch als die bei weitem zweckmassigste erseheine. Es ist bei derselben der freien Willensäussernng des Sehweizervolkes und der Eantone der grosste Spielraum gelassen. Dem Volke und den Eautouen ist die Möglichkeit eingeräumt, zu jeder einzelnen Abänderung, welche beabsichtigt wird, Ja oder Rein zn sagen.

...^ie werden nieht gezwungen, um etwas ^u erreichen, alles hinzunehmen, oder, um etwas abzulehnen, alles zu verwerfen.

Die kommission hält sodann dasür, dass den Eantone.. gestattet werdensoll, d i e A b s t i m m u n g d e s S c h w e i z e r i s c h e n V o l k e s a u s ihrem G e b i e t e e n t w e d e r g e m e i n d e ^ oder k r e i s w e i s e Statt f i n d e n zu l as s e u. Es gibt Eantone, in welchen man die Abstimmuugeu über kantonale Versassungsfragen, die Wahlen sur den Rationalrath oder sur den kantonalen Grossen Rath u. s. s. in Kreisen, statt in Gemeinden vorzunehmen gewohnt ist. Die kommission steht nicht ein, welchen Ruthen es hätte , die Eantone zu ^vingen , bei der Abstimmung über Revision der Bnndesversassung von dieser Gewohnheit abzuweichen.

Die kommission hat endlich die ^rage , in w e l c h e r W e i s e die C a n t o n e i h r e ...Stimme ü b e r A b ä n d e r u n g e n d e r B u n d e s v e r f a s s u n g a b z u g e b e n h a b e n , zum Gegenstande einer einlässlichen Prüfung ^emaeht. Eine Minderheit pertrat, im Widerspruche mit der Anschauungsweise des Bundesrathes, welcher die Stimme der Kantone

lediglieh in dem Entscheide der Mehrheit der in denselben als Bestand-

theile des Schweizerischen Volkes über die Versassungsabändernngen abstimmenden ^ehwei^erbürger erblickt, die Ansicht, dass die Eantone ihr Votum in der durch ihre Verfassung vorgezeiehneten Weise abzugeben haben. Die Mehrheit der Eommisston will durchaus nicht in Abrede stellen, dass diese Ausfassung, vom bundesrechtlichen ...Standpunkte ans betrachtet, die allein l.orreete ist. Wenn es sich dann aber srägt, wie sie sich in der praktischen Ausführung bewähren werde, so hat die Mehrheit der kommission finden müssen, sie dürfte grosse Verlegenheiten in ihrem Gesolge haben. . Einzig wenn die Verfassung eines Eantons vorschreibt, dass das Votum desselben über Veränderungen der Bundesversasfung durch eiue Volksabstimmung ^u ermitteln sei und dass an derselben diejenigen

^

627 Theil nehmen können, welche bei den .Wahlen in den Schweizerischen Nationalrath stimmberechtigt seien, gestaltet sich die Sache einfach.

Jn diesem Falle wird eben lediglich Eine .Abstimmung vorgenommen werden, und es wird vermittelst derselben theils die Stimmgebung^.der Bevolkerung des betreffenden Eantons als Bestandtheiles des Schweizerischen

Volkes , theils die Ermittlung des Votums dieses Eantons bewerk-

stelligt. Wenn dagegen in einem Eantone das Staudesvotnm gemäss der Verfassung zwar aus einer Volksabstimmung hervorzugehen hat, wenn dann aber kraft der bestehenden kantonalen Verfassung^ oder GesezesBestimmungen die Grenzen des ^timmrecht...s für diese Abstimmung enger, vielleicht sogar viel enger gezogen sind, als für die Wahlen in den .Nationalrath, .beziehungsweise sür die Abstimmung des Schweizerischen Volkes über Abänderungen der Bundesverfassung, so wird den betreffenden Ea..to..albehorden, da sie sieh nicht über Versafsungsbestimmungen hinweg se^en konnen. und da sie, wenn es sich bloss um gese^liche Vorsehristen handelt, kaum iu der Lage sein werden, von heute auf morgen eine Gesel^esabänderung aus dem Aermel zu schütteln, nichts anderes übrig bleiben , als neben der Abstimmung der Bevölkerung des Eautons als Bestandtheiles des Schweizerischen Volkes noch eine zweite

Volksabstimmung behufs Ermittlung des Eanto..alvot..ms Statt finden zu lassen. Die damit verbundenen Jueonveuienzen springen allzu sehr in die Augen, als dass sie erst noch weitläufig dargelegt zu werden brauchten.

Wenn endlich in einem Cantone gemäss seiner Verfassung das Standesvotum über Abänderungen der Bundesverfassung ^bei den.. Großen Rathe steht, so wird diese B^horde nicht übersehen, dass auch das Volk des betreffenden Eantons in der Eigenschaft als Bestandtheil des Schweizerisehen Volkes seiue ...Stimme über die Bnndesrevision abzugeben hat, und dass es als etwas durchaus Missliehes anzusehen wäre, wenn der Beschluß des Grossen Rathes und das Ergebniss der Volksabstimmung in entgegengese^tem .^inne a.^ssallen würden. Es wird also in einem solchen Ea.^ tone der Grosse Rath jeweilen erst, nachdem die ..^timmgebung des Volkes Statt gefunden hat, über das ...^tandesvotum entscheiden, und er wird sich dabei voraussichtlich nie mit dem Ergebnisse der iu dem betreffenden Eantone Statt gehabten Volksabstimmung i.. Widersprueh setzeu. Jn Folge dessen wird die .^ehlussuahme des Grossen Ralhes zu einer blossen ^oru.^ herabsinke.., und niemand mehr als diese Behorde selbst hätte ^u wünschen, dass sie einer soleheu gehaltlosen Verrichtung enthoben werde. Von diesen Erwägungen geleitet, welehe - es muss anerkannt werden .-- vielmehr dem Gebiete der praktischen Zweckmässigkeit als demjenigen des strengen Bnndesstaatsrechtes entnon^men sind, beantragt Jhuen die Mehrheit ^er Eommission, sieh der Ansehauungs^veise des Bundesrathes anzuschliessen, gemäss welcher das Votum der Eantone über Annahme oder Verwerfung von Abänderungen der Bundesverfassung lediglieh in dem Eutscheide der

Mehrheit der iu deuselben als Bestandtheile des Schweizerischen Volkes

628 über diese Abänderungen abstimmenden Schwe^erbürger gefunden werden soll.

Blosse R e d a e t i o n s v e r ä n d e r u n g e n , welche wir in den bundes..

räthlichen ,,Entwürsen von Bundesgesel^en betreffend die Revision der Bundesversassung^ vorzunehmen beantragen, glauben wir, da sie sieh durch sieh selbst begründen, hier nicht besonders hervorheben zu sollen.

Die Eommission legt Jhnen nunmehr in der Beilage als A n t r a g i h r e r M e h r h e i t d e n E n t w u r f zu e i n e m B u n d e s g e s e . ^ e bet r e f f e n d die R e v i s i o n der B u n d e s v e r f a s s u n g vor. Auf den Mehrheitsautrag folgen in der Beilage diejenigen M i n d e x h e i t s a n t r ä g e , deren Aufnahme in den Bericht gewünscht worden ist.

An dem Schlusse ihrer Berichterstattung angelangt, erübrigt der Commission nur noch, Sie, Tit., ausgezeichneter Hochachtung zu persichern.

Bern, den 21. September 1865.

.l.)r. .^l. Ascher, Berichterstatter.

I)r. .^eer.

.^tampfli.

^ .

.l)r. ^eder.

^e^effer.

d. ^lauta.

Kaiser.

.^^er.

^tehlin.

Batta^lini.

^et.

^lllet.

hantier.

.^t^er.

629

Beilagen.

A.

^...^rheit.^ntrag.

Entwurf zu einem Bundesgese.^e betreffend die .^eviston der Bundesverfassung.

Die B u n d e s v e r s a m m l u n g der Schweizerischen Eidgenossenschaft, in Anwendung der Art. 111, 112 und 114, sowie des Art. 74, Ziffer 1 der Bundesverfassung,

.. e schl i esst : Art. 1. Es wird dem Schweizerischen Volke und den Eantonen die nachfolgende veränderte Fassung der Artikel 37, 41, 44, 48 und 64 der Bundesverfassung ^ur Annahme oder Verwersung vorgelegt : ^

.,Art. 37.

,,Die Festsetzung von Mass und Gewicht ist Bundessache.

..Art. 41.

.,Der Bund gewährleistet allen Schweizern das Recht der freien ..Niederlassung im ganzen Umfange der Eidgenossenschaft, nach folgenden ..nähern Bestimmungen : ^1) Soll lauten wie bisher, mit Weglassung des letzten Absatzes : ..Raturalisirte Schweizer müssen überdiess die Bescheinigung be^ ^bringen, dass sie wenigstens füns Jah..e lang im Besitze eines ,,Eantonsbürgerrechtes sich befinden.^ .,2^ Soll lauten wie bisher.

"3) Ebenso.

630 ,,4,. Der Niedergelassene geniesst alle Rechte der Bürger des Eantons, ..,in welchem er sich niedergelassen hat, mit ^lusnal^ne des Mit,,antheils an Gemeinds- und Korporationsgütern. Jn Betreff des "Stimmrechts in Gemeinde-Angelegenheiten ist er den niedergelas"senen Kautonsbürgern gleichzuhalten.

.,Dem Niedergelassenen wird insbesondere freie Gewerbsaus,,übnng und das Recht der Erwerbung und Veränderung von Lie,,gensehaften zugesichert, nach Massgabe der Gesetze und Verordnun"gen des Eantons, welche in allen diesen Beziehungen den Rieder^gelassenen dem eigenen Bürger gleich halten sollen.

,,5) ^oll lauten wie bisher.

,,6) Ebenso.

^7) Der Bundes^esetzgebung wird vorhehalten, zu bestimmen : ,,a. ob die Geseze des Heimatlos- oder diejenigen des Rieder,,lassungska..tons bei der Besteuerung, sowie bei der Regelung "der eivilrechtlichen Verhältnisse der Niedergelassenen massge,,bend sein sollen , ,,b. ob und unter welchen Bedingungen für die Ausübung der

^wissenschaftlichen patentirten Berufsarten die Freizügigkeit

,^von Eanton zu Eanton moglich zu machen sei.

,,Art. 44.

,,Die Glaubensfreiheit ist unverletzlich.

"Um des Glaubensbekenntnisses willen darf Riemand in den bürger"lichen oder politischen Rechten beschränkt werden.

"Die freie Ausübung des Gottesdienstes ist den anerkannten ehrist- .^ ,,liehen Konfessionen , sowie innerhalb der Schranken der Sittlichkeit und ,,offentlichen Ordnung au.h jeder andern Religionsgenofsenschast im ganzen ,,Umsange der Eidgenossenschaft gewährleistet.

,,Den Eantonen , sowie dem Bunde bleibt vorbehalten , für Hand"habung der ossentlichen Ordnung und des Friedens unter den Eonfes"sionen und Religionsgenossenschasten die geeigneten Massnahmen ^u ^tressen.

,,Art. 48.

,,Sämmtliche Eantone sind verpflichtet, alle Schweizerbürger in der ^Gesetzgebung sowohl als im gerichtlichen Versahren den Bürgern des ,,eigenen Eantons gleich zu halten.

..Art. 64.

,,Wahlfähig als Mitglied des Nationalrathes ist jeder stimmberech^tigte Schweizerbürger.

,,Raturalisirte Schweizerbürge... müssen seit wenigstens fünf Jahren ,,das erworbene Bürgerrecht besitzen, nm wahlfähig zu sein.^

63t

^

Art. 2. Der Bundesrath hat für besorderliche und genügende Bekanntmachung der in Vorschlag gebrachten Abänderungen der Bundesverfassung zu sorgen.

Art. 3. Die Abstimmung erfolgt auf dem ganzen Gebiete der Eidgenossenschaft an einem uud demselben Tage. Dieser Tag wird durch

den Bundesrath festgesetzt. Es darf jedoch die Abstimmung nicht früher

als vier Wochen nach geschehener Bekanntmachung der vorgeschlagenen Abänderungen der Bundesverfassung Statt finden.

Art. 4. Es soll über jede der beantragten Abänderungen der Bundesverfassung besonders abgestimmt werden.

Demgemäß haben sieben getrennte Abstimmungen zu erfolgen, nämlich:

1) über Art. 37 ^Mass und Gewicht^

2) über Art. 41, Eingang und Ziffer 1, sowie über Art. 48 (Gleich^ stellung der Schweizer aller Glaubensbekenntnisse mit Beziehung auf

das Riederlassungsrecht, die Gesetzgebung und das gerichtliche Ver-

fahren, sowie Gleichstellung der naturalisirten mit den andern Schweizern in Betreff des Riederlassungsrechtes); 3) über Art. 4l, Ziffer 4 (Stimmrecht der Niedergelassenen in Gemeindeangelegenheiten) ;

4) über Art. 41, Zisfer 7, Litt. a (Besteuerung und eivilrechtliche Verhältnisse der Niedergelassenen) ;

5^ über Art. 41, Ziffer 7, Litt. b (Freizügigkeit für wissenschaftliche patentirte Berufsarten) ;

..) uber Art. 44 (Glaubens- und Eultussreiheit) ; ^) über Art. 64 (Wählbarkeit der Geistlichen in den Nationalrath).

Art. 5 Eine vorgeschlagene Abänderung der Bundesverfassung ist als angenommen zu betrachten , wenn die Mehrheit der stimmenden Sehweizerbürger im Ganzen und zugleich auch die Mehrheit der stimmenden ...^chwei^erbürger in wenigstens 12 Eantonen sich für dieselbe ausgesproehen hat.

Art. 6. Zur Theilnahme an dieser Abstimmung ist jeder ...^ehwei^erbürger berechtigt, welcher bel den Wahlen in den Schweizerischen Rational-

rath stimmfähig ist.

Art. 7. Jeder Eanton ordnet die Abstimmung aus seinem Gebiete an. Dieselbe ist gemeinde- oder kreisweise vorzunehmen. Den Eantonen bleibt es überlassen, zu bestimmen, ob die Abstimmung offen oder geheim erfolgen soll. Es finden auf dieselbe die in jedem Eanton für Abstimmuugen in Versassungsangelegenheiten bestehenden Vorschriften Anwendung.

Art. 8. Ueber die Abstimmung ist in jeder Gemeinde, beziehnngsweise in jedem preise ein Protokoll aufzunehmen , in welchem genau an-

632 zugeben ist, wie viele Stimmende jede einzelne der vorgeschlagenen Verfassungsänderungen angenommen und wie viele sie verworfen haben.

Art. 9. Die Abstimmungsprotokolle find von den Eantonen dem Bundesrathe ^u Handen der Bundesversammlung zu übersenden.

Die Bundesversammlung wird aus Grundlage derselben das Ergebniss der Abstimmungen erwahren und, falls sich dabei ergibt, dass einzelne oder alle vorgeschlagenen Versassungsänderungen angenommen worden, die demgemäss revidirte Bundesverfassung in Kraft erwachsen erklären.

Art. 10. Der Bundesrath ist mit der Vollziehung dieses Gesezes beauftragt.

.^. ^inderheit.^antriige..

.^ereu ....lnfu^me in den Bericht ^^nnfcht .....^..^en ist.

l.

Der Art. 33 der Bundesverfassung soll die nachfolgende veränderte Fassung erhalten : ,,Das Bost- und Telegraphenwesen im ganzen Umfange der Eidge,,nossenschaft ist Sache des Bundes.

Darüber wird im Besondern bestimmt: ,,1. Die gegenwärtig bestehenden ^oft- und ^Telegraphenverbin,,dungen dürfen im Ganzen ohne Zustimmung der betheiligten Cantone ..nicht vermindert werden.

,,2. Die Tarife werden im ganzen Gebiete der Eidgenossenschaft ,,naeh den gleichen mogliehst billigen Grundsätzen bestimmt.

,,3. Die Unverletzbarkeit des ..^oft- und Telegraphengeheimnisses "ist gewährleistet.

..4. Der Ertrag dieser Regalien fällt in die Bundeskasse.

,,Diese vergütet ohne Rücksicht auf das jeweilige Jahresergebniss der

,,Reehnnng den Eantonen als Entschädigung jährlieh die Durchschnitts^ ,,summe, die sie in den 3 Jahren 1844, 1845 und 1846 vom Post.,wesen aus ihrem Eantonsgebiete bezogen haben , wobei das Minimum ,,der einem Eanton zu leistenden Entschädigung nieht weniger als 25 Ets.

"auf den Kops seiner Gesammtbevolkerung, nach der jeweiligen Volks^äh.^ "lung berechnet, betragen soll.^

63^ l...

H.

...^ach Art. 37 der Bundesverfassung soll ein neuer Artikel eingeschoben werden, folgenden Jnhalts : .,Der Bund ist befugt, ein Handelsgesetzbuch zu erlassen oder auch ,,bloss einzelne Theile des Handelsrechtes in den Bereich der BundesGesetzgebung zu ziehen.^

lll.

Die Art. 41 und 42 der Bundesverfassung sollen die nachsolgend.^ veränderte Fassung erhalten :

Art. 4l.

,,Der Bund gewährleistet allen Schweizern , die unbescholten find ,.und in bürgerlichen Ehren und Rechten stehen , das Recht der freien ^Niederlassung im ganzen Umfange der Eidgenossenschaft.

,,Der Bnndesgesetzgebung wird .vorbehalten , für die gleiehmässig^ ,,Dnrehsührn..g des Grundsatzes der freien Niederlassung sürzusorgen und ,,dabei insbesondere zu bestimmen : .,1. unter welchen Bedingungen einem Schweizerbürger die Bieder"lassung verweigert oder entzogen werden kann , ,,2. ob bei der Besteuerung, sowie bei der Regelung der eivilrechtBlichen Verhältnisse der Niedergelassenen die Gesetze des Hei.,maths- oder diejenigen des Riederlassungskantons massgebend sein ^sollen ; ,,3. ob und unter welchen Bedingungen für die .Ausübung der wissen,,schastliehen patentirten Bernssarten die Freizügigkeit von Eanton ^u Eanton moglich zu machen sei.^

Art. 42.

Zwischen .Absatz 1 und 2, welche lauten sollen wie bisher, ist ein neuer Absatz einzusehieben folgenden Jnhaltes : ,,Jn Betreff des ....^timmreehtes in Gemeindeangelegenheiten ist der ^niedergelassene Schweizerbürger dem niedergelassenen Eantonsbürger gleich ,,zu halten.^

lV.

Der zweite ^atz der Zisser 4 des Art. 41 d^r Bundesverfassung soll die nachfolgende veränderte Fassung erhalten : ,,Jn Betreff des Stimmreehtes in Gemeindeangelege^nheiten ist der ,,Riedergelassene , gleichviel , ob er Schweizer - oder Kantonsbürger sei,..

,,den Gemeindsbürgern gleichzuhalten, mit Ausnahme bei Verhandlungen ,,ül..er Gemeinds- und Korporationsgüter, deren Ertrag nicht für politisch...

,. Gemeindezwecke verwendet wird.^

^34

V.

.....ach Art. 59 der Bundesverfassung soll em neuer Artikel eingeschoben werden folgenden Jnhaltes : .,Der Bund ist befugt, gesetzliche Bestimmungen ^un Schule des ..schriftstellerischen, künstlerischen und industriellen Eigenthums zu erlassen..^

Vl.

Rach Art. 82 der Bundesverfassung soll ein neuer Artikel eingeschoben werden , solgenden Jnhaltes : ,,Den Fall der Verteidigung des Vaterlandes ausgenommen, ist

..jede Entscheidung der eidgenossischen Rathe der Abstimmung des Volkes

^mit Ja oder Rein unterworfen, wenn : ,,a. die Berufung au das Volk durch den dritten Theil der Mit,,glieder der Rathe, welche bei der zu diesem Zwecke einberufenen ..Versammlung gegenwärtig find, verlangt wird .

,.b. acht kantonale Regierungen oder 20,000 Aktivbür^er die Volks.Abstimmung begehren.

,,Die definitive Entscheidung der Frage hat in dem Sinne zu erfolgen, in welchem sich die Mehrheit der^ an der Volksabstimmung theil^nehmenden Schweizerbürger ausgesprochen hat.

,,Em besonderes Gese^ wird das Weitere festsetzend Jm ^alle der Zunahme dieses Antrages wäre nach Art. .^0 ein neuer Artikel folgenden Jnhaltes einzuschweben : .,Die beiden Räthe müssen auch versammelt werden, um über die .^rage der Berusung an das Volk in den durch Art. ....2 ^is vorge..,sehenen Fällen zu entscheiden.^

VlL Z^ dem Minderheitsantrage

stellt, dass

VI

werden

die Unterauträge

ge-

1) statt 20,000 Betenten 10,000 genügen sollen, um eine Volksabstimmung ^u verlaugeu ; 2) die Mehrheit der stimmenden Schwerer , welche den Entscheid in der Hauptsa^.he abgibt, zugleich anch die Mehrheit der Stimmenden in mindestens 12 Kantonen bilden soll.

VlH.

Der Art. 84 der Bundesverfassung soll die nachfolgende veränderte Fassung erhalten : ,,Die Mitglieder des Bundesrathes werden direkt vom Volke aus

.

635 ,,allen Schweizerbürgern, welche als Mitglieder des Nationalrathes wählbar ,,sind, aus die ^..auer von drei Jahren ernannt.

,,Es darf nicht mehr als ein Mitglied des Bundesrathes aus dem ,,nämlichen Kanton gewählt werden.

,,Von den sieben Mitgliedern . aus denen der Bundesrath besteht, ., müssen wenigstens zwei der romanischen Sehwe^ angehoren.

.,Rach jeder Erneuerung des Nationalrathes ,,sammterneuerung des Bundesrathes statt.

findet auch eine Ge-

,,Wird in der Zwischenzeit der drei Jahre eine Stelle ledig, so soll ..dieselbe in Zeit von zwei Monaten für den Rest der .^lmtsdauer des ,,oder der Vorgänger wieder besetzt werden ; sind nur noch drei Monate ,,bis zur Gesammterneuerung, so wird zu keiner Wahl geschritten.

,,^as Gesetz schreibt den Wahlmodus vor.^

.^.^^^^

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Bericht der nationalräthlichen Kommission in Aachen der Revision der Bundesverfassung.

(Vom 2l. September 1865.)

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Bundesblatt

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1865

Année Anno Band

3

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45

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12.10.1865

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609-635

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