26.

#ST#

Aus den Verhandlungen der schweiz Bundesversammlung.

(Vom 3. Juli 1865.)

Unterm vorstehenden Tage sind die gesezgebenden Räthe der schweiz-.

.Eidgenossenschaft zur ordentlichen Sommersession in Bern zusammengetreten.

Der abtretende Präsident des Nationalrathes , .Bxugg (Aargau), hielt solgende Ansprache :

Herr J ä g e r

pon

,,Meine Herren l ,,Wenige Zeit nach dem Schlusse unserer lezten Sizung erhielten wir aus Nordamerika die Kunde von dem unerwartet raschen Falle der Hauptstadt des Südens, welchem bald das Ende des blutigen Bürger-

krieges folgte. Fast gleichzeitig kam die Rachricht von der Ermordung des Vräsidenteu, welcher einem rohen Fanatismus zum Opfer fiel. Der Bundesrath hat im Ramen des Schweizervolkes der Schwesterrepublik feine Theilnahme an diesen Ereignissen ausgesprochen . zahlreiche Kundgebungen aus dem Volke selbst haben diesem Gefühle besondern Ausdrnk verliehen , und die Bundesversammlung , wäre sie zu jener Zeit versam-

melt gewesen , würde gewiss ebenfalls ihre empathie für die glükliche Wendung des Krieges und ihreu Schmerz des Präsidenten geändert habeu.

über den gewaltsamen Tod ^

.,Die Mässigung, welche die Sieger unmittelbar nach dem Kampfe geigten , berechtigt uns zu der Annahme , dass die Milde an die Stelle des Rechtes treten werde , so weit die eigentümlichen Verhältnisse des Landes solches gestatten ; wir dürfen uns der Hoffnung hingeben , dass bald wieder geordnete Zustände zurukkehren , dass Handel und Gewerbe sich ungestörte.: Entwlkluug erfreuen . und dass die Republik verjüngt und gekräftigt aus dem schweren Kampfe hervorgehe. Dieses geschieht um fo sicherer und schneller , wenn im Rorden und Süden jenes Landes die angeborne Abneigung gegen die farbige Race überwunden und derselben unverkümmert politische Gleichstellung gegeben wird.

,.Der glükliche Ausgang des amerikanischen Krieges wird nicht ohne Rükwirknng ans die politische Entwiklung Europas bleiben ; vor Allem .verden die Volker darin Ermuthigung finden zum Widerstand gegen die .vielfach sich kundgebenden Bestrebungen, ihre versassungsmässige.. Rechte zu schmälern oder zu beseitigen. Für uns hat dieser Sieg der Freiheit

27 eine besondere wichtige Bedeutung, denn er ist eine Kräftigung des Brinzips der Vokssouveräuität, aus welchem unser ganzes Dasein beruht.

..Wie in Nordamerika der tieseingreifende Beschluss zu Abschaffung der Sklaverei die glänzendsten Ersolge bewirkte, und damit dem Lande.

selbst unmittelbar zum Segen gereichte , so hat im Kleinen bei uns die Energie, mit welcher die Bundesversammlung über erhobene Bedenken wegschritt und die Ausübung natürlicher Rechte von der Religion unab-

hängig erklärte, ihre wohltätige Rül.^irkung darin geäußert, dass sie uns

die Revision der Bundesverfassung nahe brachte. - Wenn wir aueh mit freudigem Bewußtsein aussprechen dürsen , dass die bestehende Verfassung eine sel^r glükliche Entwiklun^ unserer Verhältnisse bewirkte , so lässt sich dennoch ui.ht verkennen, dass die Eutwiklnug selbst ne..e Bedürfnisse hervorgerufen hat und dass in verschiedenen Beziehung.. eine Veränderung nothwendig geworden ist. Je^t kann stch die daherige Berathung um so unbefangener entwikein . als wir sie iu einer Zeit vornehmen , wo keine politische Anregung die ruhige Ueberlegung stort, und darnm bezeichne

ich es als ein glükliches Ereigniss , dass wir gerade je^t zur Revision gekommen sind.

..Meine Ansieht ist, dass man bei Vornahme der Revision nicht zn ängstlich sei , und die Sehrauken nicht zu enge ziehe. Sobald man in der vom Bundesrath vorgeschlagenen Weise bei der Abstimmung dem Volke volle Freiheit in Kundgebung seines Willens ermöglicht , so darf die Bundesversammlung selbst sich sreier bewegen; sie kann alles beschlossen.

was sie sür zeitgemäß findet. Ein schädliches Uebergewieht des Bundes

über die kantonale ...Souveränität ist ohnehin nicht zu befürchten; und gerade damit, dass man dem wirklichen Bedürsniss der Neutralität entspricht, beseitigt mau um so sicherer unberechtigte Bestrebungen.

^,Mogen die Beschlüsse der Bundesversammlung vom Geiste der ^reihe.t nn^ des Fortschrittes durchdrungen sein ; mogen sie zum Wohle des Vaterlandes gereieheu .^ ^ Bei der Bestellung^ der Bureau^ beider Räthe sind gewählt worden .

1) J m N a t i o n a l r a t h .

Als Bräsident.

Herr Andreas Rudolf B la n ta, maden (Graubünden) ;

von und in Sa-

,, Vizepräsident: ,, ^iklaus Riggeler, von Ottisw.^l, in Bern.

Als Stimmenzähler . Herr Karl ^ t . ^ g e r , vou und in Schw^z, ,, Jean Louis A u e r e n a z , von Bnrsins, in Lausaune, ,, Dr. Heinrich Hon e g g e r , von Hinweil, in

Riesbach bei Zürich ;

^

Jakob A d a m , von Allschw^l , in Liestal..

28 2) J m S t ä n d e r a t h .

Als Präsident:

HerrI)r. J. J. R ü t t i m a n n , von Regensberg , in

Zürich ;

,, Vizepräsident: ,, Emil Welti. von Znrzaeh, in Aaran.

Als Stimmenzähler: Herr Eugene B or e l, von und in Renenbnrg ; ,, Jost W e b e r , von Hohenrain, in Ludern.

Jm N a t i o n a l r a t h sind als neugewählte Mitglieder erschienen: Herr Joseph Bucher, von und in Escholzmatt (Luzern) ; ., Jakob L e u e n b e r g e r , von Rüderswpl, in Bern; ,, Bhilipp Gottlieb L a b h a r d t , von Stekborn, in Frauenseld;

,. Alois Broger, von und in Appenzell ;

,, Emanuel H e r o s e e , von Aarau, in Zofingen; ,, Joseph A r n o l d , oon und m Altdors.

Der .Leztere wurde im ..^lV. eidg. Wahlkreise an der Stelle des Hxn. Alexander Muheim am 25. Juni d. J. gewählt.

Die Wahlen der fünf andern nenen Nationalräthe sind im Bundesblatte von diesem Jahre (Band I, Seite 128 und 196, Band II, Seite 281 und 785) bereits angegeben worden.

Für ,, ,, ,,

Jm S t ä n d e r a t h e erschienen als neugewählte Mitglieder: Bern: Herr Johann S e s s l e r , von und in Biel.

Uri: ,, Franz L u s s er, von und in Altdorf.

Zug : ,, Oswald D o s s e n b a c h , von und in Baar.

Schaffhansen: ,, Johannes Hal l a u e r , von und in ......rasa.^ dingen.

,, Heinich Stamm, von Thahngen, in Schafshausen.

,, AppenzellJ. Rh. ,, Joh. Baptist Kolbener, von und in Appenzell.

,, ,, ^

St. Gallen: Graubünden: Hessin:

,, Arnold Otto Aepli, von und in St. Gallen.

.. Gaudenz G a d m e r , von Davos, in Ehur.

,, Alessandro Franchini. von und in Mendrisio.

,, Eristosoro M o t t a , von Airolo, in Loearno.

., Wallis : ., Joseph Antoine E l ^ m e n z , von und in Visp.

.., J-fe^h Ehap.pe^, ^^n uud in Massonger.

,, Reuenburg: ,, Aimé H u m b e r t , von Ehau^-de-..^onds , in Bern.

Eugene B o r e l , von nnd in Reuenl.^urg.

Die Wahlen der vorstehenden nenen Ständeräthe s^.den sich alle, mit Ausnahme des .^ru. Landschreiber L u ss er, im ll. Bande des

Bnndesblattes von diesem Jahre (Seite 281, 468, 628, 648, 64.), 680 und 785) angegeben.

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Aus den Verhandlungen der schweiz. Bundesversammlung.

In

Bundesblatt

Dans

Feuille fédérale

In

Foglio federale

Jahr

1865

Année Anno Band

3

Volume Volume Heft

31

Cahier Numero Geschäftsnummer

---

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

06.07.1865

Date Data Seite

26-28

Page Pagina Ref. No

10 004 806

Das Dokument wurde durch das Schweizerische Bundesarchiv digitalisiert.

Le document a été digitalisé par les. Archives Fédérales Suisses.

Il documento è stato digitalizzato dell'Archivio federale svizzero.