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Schweizerische Nordostbahn.

Ein am 1. Mai 1880 in Kraft tretender II. Nachtrag zum Tarif für dun direkten Güterverkehr zwischen Basel Bad. Bahn und Waldshut einerseits und den Stationen der Bötzbergbahn, der Schweiz. Nordostbahn, der Aarganischen Südbahn und Bremgarten, sowie der Vereinigten Schweizerbahnen anderseits vom 1. Januar 1880, enthaltene. Veränderungen in den reglemen-, tarischen Bestimmungen, kann bei unsern Güterexpeditionen unentgeltlich bezogen werden.

Z ü r i c h , den 1. Mai 1880.

Für den direkten Güterverkehr zwischen den Stationen Berlin und Wittenberg der Berlin-Anhalt-Bahn einerseits und schweizerischen Stationen anderseits via Lindau tritt mit 20. Mai e:in neuer Tarif in Kraft, welcher zum Preise von Fr. l durch unsere Güterexpeditionen bezogen werden kann.

Z ü r i c h , den 3. Mai 1880.

Mit 1. Mai, beziehungsweise 1. Juni dieses Jahres tritt zum Tarif für Rundreisebillete im Verkehr zwischen Stationen der Badischen Bahnen und solchen der Schweizerischen Bahnen vom Juni 1878 ein 1. Nachtrag iu Kraft, enthaltend Aenderungen und Ergänzungen des Haupttarifs.

Z ü r i c h , den 5. Mai 1880.

Die Direction der Schweiz, Nordostbahn.

Schweizerische Centralbahn.

Zum Rheinisch-Schweizerischen Personen- und Gepäckverkehr vom 1. Januar 1879 tritt mit 15. Mai nächsthin ein Nachtrag II in Kraft, enthaltend directe Fahrtaxen zwischen Thun einerseits und Bonn, Coblenz, Köln und

762 Mainz anderseits via Bern-Olten-Weißenburg. Dieselben können auf der Station Thun eingesehen werden.

B a s e l , den 30. April 1880.

Directorium der Schweiz. Centralbahn.

Vereinigte Schweizerbahnen.

Mit 1. Juni nächsthin tritt ein I. Nachtrag zum P e r s o n e n und G e p ä c k t a r i f in dea Verkehr mit der Wädensweil-EinsiedlerB a h n , enthaltend Taxen für den Verkehr zwischen B i b e r b r ü k e einerund Stationen u n s e r s Netzes anderseits; ferner zwischen S c h i n d e l l e g i , Samstagern, Burghalden einer- und Rapperswyl anderseits.

St. G a l l e n , den 5. Mai 1880.

Die Generaldirektion.

Westschweizerische Bahnen.

Unsere Verwaltung gewährt der Schweiz. Portland-Cementfabrik in St.

Sulpice die Taxe von Fr. 5. 70 Cts. pro 10ÜO Kilogramm für ihre Cementtransporte von. Boveresse nach Genf, in Wagenladungen von je 10,000 Kilogramm oder dafür zahlend, und auf die Garantie hin, daß jährlich ein Quantum von 500 Tonnen aufgegeben werde.

L a u s a n n e , dea 1. Mai 1880.

Die Direction der Westschweiz. Eisenbahnen.

Ausschreibung.

Die infolge Todesfall vakant gewordene Stelle eines Waffenkontroleurs bei der technischen Abtheilung der Kriegsmaterialverwaltung wird mit einer Jahresbesoldung bis auf Fr. §000 zur Bewerbung ausgeschrieben.

763 Anmeldungen für diese Stelle sind in Begleit der nöthigen Ausweise über Befähigung bis zum 12. Mai nächsthin dem schweizerischen Militärdepartement einzureichen.

B e r n , den 26. April 1880.

Schweiz. Militärdepartement.

Ausschreibung.

Unterzeichnete Verwaltung ist vom eidg. Militärdepartement beauftragt, .folgende Ausrüstungsgegenstände anzuschaffen, und eröffnet hiemit Konkurrenz.

Diejenigen Lieferanten, deren Adressen uns noch, nicht bekannt sind, oder die bis zum 5. Mai nicht im Besize der Angebotbogen sein sollten, werden ersucht, dieselben zu verlangen.

Die Angebote müssen bis zum 15. Mai in unsern Händen sein.

Die Lieferungstermine beginnen mit dem 15. Juli und schließen mit 25. November 1880.

Die Preise sind franko Pakung und Transport auf die dem Lieferanten nächstgelegene Eisenbahnstation zu stellen.

Rüksendungen von Pakmaterial, sowie von Ausschußwaare, liegen zu Lasten der Lieferanten.

Muster können auf unserer Verwaltung eingesehen werden.

Ordonnanzen sind vom eidg. Oberkriegskommissariat (Reglementsverwaltung) zu beziehen.

Das Nähere besagen die Angebotbogen.

Bedarf.

30

1 !

80 200 400 70 0/t

oO

Gr e.g e n s t a n d.

Nach Ordonnanz, > Zeiehnungoder Modell. |

i Offiziersreitzeuge, vollständige, nebst Zäui1 mung, vordem und hintern Paktaschen, Pakriemen, Gurt, Steigriemen, Bügel, vom Ordonnanz 24. April 1H74. i Sattelunterlagdeke (wozu die Verwaltung den Filz gratis liefert).

I Sattelkisten für Offiziersreitzeuge.

Vorschrift.

Pferdedeken.

Modell u. Beschreibung.

Säbel für berittene Mannschaft.

Ordonnanz und Modell.

Cornet.

Modell.

Althorn.

id.

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B e r n , den 2!). April 1880.

Technische Abtheilung der eidg. Kriegsmaterialverwaltung.

7G4

A. n z e i g e.

Der IV. Band der eidg. Gesezsammlung, neue Folge, ist nunmehr geschlossen, und kann beim Sekretariat für die Druksachen der Bundeskanzlei broschirt à Fr. 3 bezogen werden.

Bern, im April 1880.

Die Schweiz. Bundeskanzlei.

Uebereinkommen mit Frankreich, betreffend

den Einzug von Wechseln, Rechnungen, Fakturen etc.

durch die Post.

Das oben erwähnte, unterm 6. Januar 1880 zwischen der Schweiz und Frankreich abgeschlossene Uebereinkommeu tritt am 1. Mai n ä c h s t h i n in Kraft.

Der Wortlaut desselben, sowie das zugehörige Ausführungsreglement können auf den schweizerischen Postbureaux eingesehen werden.

Als hauptsächlichste Bestimmungen verzeichnen wir folgende: a. Der M a x i m a l b e t r a g eines Einzugsmandats ist auf Fr. 500 fostgesezt.

b. Ein Einzugsmandat darf nur Inlageu enthalten, deren Betrag durch das g l e i c h e Postbureau, von e i n e m Schuldner und zu Gunsten e i n e s Auftraggebers eingezogen werden soll.

Ferner dürfen die Inlagen nur aus Papieren bestehen, die k o s t e n f r e i (sans frais) zu bezahlen sind.

Wechselproteste und andere rechtliche Vorkehren werden von der Post n i c h t besorgt.

c. Dem Versender eines Einzugsmandats nach Frankreich und Algerien wird vom Aufgabepostbüreau ein postamtlicher Briefumschlag (Form. 1570) übergeben, in welchen Ersterer die

7G5 einzuziehenden Wechsel, Rechnungen, Fakturen etc. selbst zu verschließen hat. Die Sendung hat der Auftraggeber an das P o s t b u r e a u , welches den Einzug zu besorgen hat, zu adressiren.

Die Inlagen dürfen nicht von Briefen oder Notizen, welche den Charakter einer Korrespondenz zwischen dem Auftraggeber und dem Bezogenen tragen, begleitet sein.

d. Die Angabe des einzuziehenden Betrages hat in W o r t e n und in f r a n z ösi sch er Sprache und Schrift zu geschehen.

Die Inlagen sollen vom Auftraggeber q u i t t i r t sein.

e. Das Einzugsmandat ist als r e ko m ma n di r te r Brief aufzugeben.

Für Einzugsmandate nach Frankreich und Algerien werden, wenn solche überhaupt verlangt werden, nur z a h l b a r e Empfangsbescheinigungen ausgestellt.

Der Versender in der Schweiz hat für das Einzugsmandat (inklusive Rekommandation) eine auf der Adressseite des postamtlichen Briefumschlages mit schweizerischen Frankomarken darzustellende f i x e G e b ü h r (ohne Unterschied des Gewichtes) von 25 Centimen zu entrichten, f. Der eingezogene Betrag ist durch dasjenige Postbureau, welches den Einzug besorgt hat, in F o r m e i n e r g e w ö h n l i c h e n internationalen Geldanweisung dem Auftraggeber zu übermitteln, nachdem folgende Taxen und Gebühren zu Gunsten der Postverwaltung in Abzug gebracht worden sind : aa. Die gewöhnliche G e l d a n w e i s u n g s t a x e nach Maßgabe des (ungezogenen Beitrages, bb. eine Bezugsgebühr von 10 Centimen für 20 F r a n k eu, oder einen Bruchtheil von 20 Franken, h ö c h s t e n s aber 50 Centimen.

g. Einzugsmandate, welche bei der ersten Vorweisung nicht bezahlt werden, bleiben während 24 Stunden auf dem Bestimmungspostbüreau zur Verfügung des Bezogenen.

h. Für den V e r l u s t von Einzugsmandaten und Inlagen, sowie von bezüglichen Geldanweisungen, haftet die Postverwaltung in gleicherweise, wie bei rekommandirten Briefen und sonstigen Geldanweisungen im internationalen Verkehr, i. S ä min t li c h e sch w e i z e r i s e h e P o s t b u r e a ux sind mit dem Einzugsmandatdienste im Verkehr mit Frankreich und Algerien betraut.

B e r n , den 22. April 1880.

Die Oberpostdirektion.

766

Geldanweisungs-Verkehr mit

den britischen Kolonien von Queensland und Süd-Australien.

In Folge einer mit der britischen Postverwaltung getroffenen Vereinbarung können vom 1. Mai nächsthin ab durch Vermittlung des Central-Mandatbüreau in London Geldanweisungen mit Queensland und Süd-Australien ausgewechselt werden.

Für diesen Verkehr kommen genau die nämlichen Bestimmungen in Anwendung, wie für den Verkehr mit Großbritannien, und zwar: 1. Anweisungen nach Queensland und Süd-Australien können bei allen schweizerischen Postbureaux und geldanweisungspflichtigen Postablagen aufgegeben werden.

2. Eine einzelne Anweisung darf den Betrag von 10 Livres Sterling (Fr. 252) nicht übersteigen.

3. Für Ausfertigung der Anweisungen müssen interne Cartonformulare verwendet werden, welche an das Mandatbüreau Basel (Auswechslungsbüreau) zu adressiren sind. Auf der Vorderseite derselben ist der Betrag in Schweizerwährung anzugeben, auf der Rükseite des Coupons hingegen muß der Botrüg in englischer Währung, sowie die genaue, volle und deutlich geschriebene Adresse des Empfängers augebracht werden.

Die Poststellen sind beauftragt, diesfalls den Aufgebern die erforderliche Anleitung zu ertheilen.

4. Die Taxe ist die nämliche wie für die Geldanweisungen nach dem übrigen Ausland, nämlich : 50 Cents, für Beträge bis auf Fr. 50 und 25 Cents, für je weitere Fr. 25 oder einen Bruchtheil dieser Summe.

Die Anweisungen können nur auf die hiernach verzeichneten Postbureaux ausgestellt werden und dürfen solche Anweisungen, welche nach anderen Ortschaften Australiens adressirt sind, oder auf welchen die Adresse nicht klar und deutlich angegeben ist, von den hierseitigen Poststellen nicht angenommen werden.

6. Die Anweisungen aus Queensland und Süd-Australien kommen den Adressaten in der Schweiz in der Form von internen von dem Mandatbüreau Basel ausgestellten Geldanweisungen zu.

767

Verzeichniss der Postblireaux, auf welche Geldanweisungen ausgestellt werden können.

Queensland..

Allora.

Aramac.

Beenleigh.

Blackall.

Bowen.

Brisbane (Chief office).

B Lindabürg.

Caboolture.

Cairns.

Cardwell.

Charlüvillo.

Charters Towers.

Clermout.

Clevelaud.

(Jomet.

Condamine.

Cooktown.

Copperfield.

Crows Nest.

Cunnamulla.

Dalby.

Drayton.

Emerald.

Fern Vale.

Fortitnde Valley.

Gayudah.

G-eorgetown.

Gladstone.

Goodna.

Gooudiwindi.

Gympie.

Ingluwood.

Ipswich.

Jimna.

Kingsborough.

Leybuni.

Lo wer Herbert.

Mackay.

Maryborough.

Maytown.

Miüchester.

Mount Perry.

Murphys Creek.

Nanango.

Nebo.

Nerang Creck.

Neureum.

One Mile Creek.

l'almer.

Pimpiiuia.

Port Douglas.

Ravonswood.

Roc-khampton.

Roma.

baiidgate.

St. George.

St. Lawrence.

South Brisbane.

Springsure.

Stiuithorpe.

Surat.

Tauibo.

Taroom.

Tewautin.

Tliornborough.

Tiaro.

Toovvooinba.

Townsville.

Warwic.k.

Westwood.

Yaamba.

768 Süd-Australien.

Adélaïde (Chief office).

Angaston.

Auburn.

Balaklava.

Beltana.

Blinman.

Border Town.

Calliugton.

Caltowie.

Chain of Ponds.

Cläre.

Clarendon.

Cryslal Brook.

Echunga.

Edith burgh.

Euduiida.

Farina.

Farrell's Fiat.

Fowler's Bay.

Freeling.

Gawler.

George Town.

Gladstone.

Glenelg.

Goolwa.

Greenock.

Gumeracka.

Hahndorf.

Hallett.

Haniilton.

Hamley B rid ge Hindmarsh.

Hoyleton.

James Town.

Kadina.

Kapunda.

Kingston.

Eooringa.

Langhorne's Creek.

Laura.

Lobethal.

Lucindale.

Lyndoch.

Macclesfleld.

Maitland.

Mal lala.

Manuum.

Marrabel.

Meadows.

Melrose.

Meningie.

Milang.

Millicent.

Minlaton.

Miutaro.

Moonta.

Morgan.

Morphett Vale.

Mouut Barker.

Mount Gambier.

Mount Pleasant.

Mount Torrens.

Nairue.

Narracoorte.

Noarlunga.

O Norman ville.

North Adelaide.

Norwood.

Nurioopta.

Pal m er.

Pal murs ton.

Penola.

Port Adelaide.

Port Augusta.

Port Elliott.

Port Lincoln.

Port Mac Donnell.

Port Pirie.

Port Victoria.

Port Wakefield.

Red Hill.

Riverton.

Robe: Saddleworth.

769 Salisbury.

Second Valley.

Sémaphore.

Stansbury.

Stockport.

Strathalbj n.

Streaky Bay.

Tanunda.

Tarlee.

Templer's.

Truro.

Two Wells.

Victor Ilarbor.

Wallaroo.

Watervale.

Wellington.

Williamstown.

Willunga.

Wilmington.

Woodchester.

Woodside.

Yankallilla.

Yarcowie.

Yorke Town.

B e r n , den 15. April 1880.

Die Oberpostdirektion.

Allgemeine deutsche Patent- und Musterschuz-Ausstellung in Frankfurt a/M.

Das unterzeichnete Departement bringt hiemit denjenigen Industriellen, welche sich an der vom Mai bis Oktober k. Js. in' Frankfurt a/M. stattfindenden deutschen Patent- und Musterschuz-Ausstellung zu betheiligen gedenken, zur Kenntniß, daß der Rüktransport sämmtlicher ausgestellten, aber nicht verkauften Gegenstände von allen schweizerischen Bahnverwaltungen gemäß Art. 2 des Réglementes vom 8. April 1862, betreffend den Trausport von Ausstellungsgegenständen, kostenfrei besorgt werden wird.

B e r n , den 21. April 1880.

Schweiz. Handels- und Landwirfhsehaflsdeparfeinenf.

Ausschreibung von erledigten Stellen.

Die Bewerber müssen ihren Anmeldungen, welche schriftlich und porto·f'T1 O i 17 n


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ein; ferner wird von ihnen gefordert, daß sie ihren N ani u n , und außer dem Wohnorte auch den H e i m a t o r t , sowie das G e b u r t s j a h r deutlich angeben.

770 A

Wo der Betrag der Besoldung nicht angegeben ist, wird derselbe bei der Ernennung festgesezt. Nähere Auskunft ertheilt die für die Empfangnahme der Anmeldungen bezeichnete Amtsstelle.

1) Einnehmer hei der Nebenzollstätte Ligornetto (Tessin). Jahresbesoldung Er. 5ÜO nebst 15 % Bezugsprovision von der Roheinnahme Anmeldung bis zum 19. Mai 1880 bei der Zolldirektion in Lugano.

2) Einnehmer bei der Nebenzollstätte Maison Monsieur (Neuenburg). Jahresbesoldung Fr. 1400--1600. Anmeldung bis zum 19. Mai 1880 bei der Zolldirektion in Lausanne.

3) Postablagehalter, Briefträger und Bote in Bure (Bern). Anmeldung bis zum 21. Mai 1880 bei der Kreispostdirektion in Neuenburg.

4) Postkommis in Luzern. Anmeldung bis zum 21. Mai 1880 bei der .Kreispostdirektion in Luzern.

5) Briefträger in Schwellbrunn (Appenzell A. Rh.). Anmeldung bis zum 21. Mai 1880 bei der Kreispostdirektion in St. Gallen.

6) Telegraphist in Grancy (Waadt). Jahresbesoldung Er. 200, nebst Depeschenprovision. Anmeldung bis zum 18. Mai 1880 bei der Telegrapheninspektion in Lausanne.

1) Briefträger in St. Croix (Waadt). Anmeldung bis zum 14. Mai 1880 bei der Kreispostdirektion in Lausanne.

2) Briefträger in Courgenay (Bern). Anmeldung bis zum 14. Mai 1880 bei der Kreispostdirektion in Neuenburg.

3) Briefträger in Beckenried (Unterwaiden n. d. W.) Anmeldung bis zum 14. Mai 1880 bei der Kreispostdirektion in Luzern.

4) Briefträger in Herisau.

) Anmeldung bis zum 14. Mai w , ,, . , ,,, ., ,, *, 1880 bei der Kreispostdirektion, in 5) ,, ,,Waldkirch(St.Gallen). St. Gallen.

Pocken und Vaccination, Bericht über die Impffrage, erstattet

im Namen der schweizerischen Sanitätskommission an den

schweizerischen Bundesrath von

Dr. Th. Lotz, Physikus in Basel,

Mit sechs T a f e l n

,,Ich freue mich, dass diese Untersuchungen Jetzt allgemein mit Eifer betrieben werden.

,,Möge es nur mit der Buhe und Parteilosigkeit ,,geschehen, welche in jeder philosophischen ,,Untersuchung sichtbar sein muss."

E. Jenner, 1799.

Bern.

Stämpfli'sche Buchdruckerei.

1880.

Inhalt.

Einleitung I. "Wesen der Pocken II. Allgemeine Empfänglichkeit der Menschen für die Pocken III. Immunität der Geblätterten IV. Verheerungen der Pocken vor Entdeckung der Vaccination V. Einimpfung der Pocken (Variolation) . *.

.

.

.

VI. Die Pocken der Haussäugethiere ST!. Mil der Character der Kuhpocken (Vaccine) auch beim Menschen HI. Entdeckung der durch Vaccination bewirkten Immunität gegen die Menschenpocken IX. Gesetzliche Durchführung der Vaccination in verschiedenen Ländern X. Grundlagen der statistischen Erforschung des Einflusses der Vaccination XI. Intensität und Dauer des Impfschutzes .

.

.

.

CIL Abnahme der Pockenmortalität mit Einführung der Vaccination II. Verschiebung der Pockenmortalität vom kindlichen Alter auf das erwachsene V. Die Epidemie der 70er Jahre in verschiedenen Ländern .

V. Die Revaccination V I . D i e schädlichen Folgen d e r Vaccination .

.

.

.

Schluss Statistische Belege zu Abschnitt XII und XIV .

.

.

Verzeichniss der Literatur Graphische Darstellungen, Tab. I--VI, Verzeichniss .

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Pag.

l-- 6 7--10 10-- 11 11-- 15 16-- 22 23-- 25 25'-- 26 27--30 30-- 33 33-- 41 42-- 50 50-- 57 57-- 68 68-- 83 84-- 94 94--100 100--119 120--122 123--132 133--135 136

Einleitung.

Wenn über die übrigen Artikel des Seuchegesetzentwurfes sich ie Motive kürzer fassen können, wenn über die Zweckmässigkeit iner Massregel die Ansichten einer raschen Abklärung fähig sind, iner Abklärung, die durch den Hinweis auf das Vorkommen und ie Bewährung analoger gesetzlicher Bestimmungen in andern ländern erleichtert wird, so verhehlen wir uns nicht, dass für die Artikel 22 bis 28 dieses Entwurfes die Lage eine andere ist. Dieelben handeln von der Impfung und schlagen deren obligatorische Durchführung vor. Nun ist aber die Impfung und Alles, was darum nd daran hängt, wie keine andere sanitarische Angelegenheit, zu einer uch weitere Kreise interessirenden ,,Frage" geworden, bei deren Beantwortung ein grosser Theil der Wortführer sowohl die zu vorrtheilsloser Prüfung des Für und Wider nöthige Unbefangenheit, 1s auch die zu richtiger Beobachtung auf diesem Gebiete nöthige Fachkenntniss vermissen lässt.

Denn als irrthümlich muss vor Allem die oft proklamirte nsicht bezeichnet werden, dass über den Werth der Impfung dem Menschen mit gesundem Verstande ein Urtheil zustehe. Es ird dabei wohl meist unbewusst die Frage vom Werthe der npfung verwechselt mit der F r a g e des I m p f z w a n g e s . Die tztere allerdings *) ,,ist rechtlicher und polizeilicher Natur. Zu rer Lösung ist das Volk, sind seine Rechtsgelehrten und Gesetzber berufen. Wir Aerzte haben als solche nicht unmittelbar mit nzugreifen, uns steht die Entscheidung nicht zu, ob der Impfwang fortbestehen soll oder nicht; wir haben dabei nur die eine ufgabe : diejenigen . denen die Entscheidung zusteht, durch unser swissenhaftes Gutachten über die medizinische Grundlage des lizeilichen Impfzwangs in den Stand zu setzen, sich ein richtiges rtheil über die politische Zweckmässigkeit und rechtliche Erlaubteit desselben zu bilden."

!) Kussmaul, Nr. l, pag. 2.

Aber eben dieses ,,gewissenhafte Gutachten", d. h. die Dar Die Impffrage ist eine medizinische legung dessen, was über den Werth der Impfung als Wissenschaft Frage.

lieh feststehend zu betrachten ist, ist ärztliche Sache. Wohl is dabei, insofern es sich um logische Beweisführung und statistische Belege handelt, jeder Laie zur Kritik berufen; es kann auch da durch die Sache selbst und ihre Erkenntniss nur gefordert werden Dagegen wird die Erkenntniss nur getrübt und aufgehalten, wem der Laie seinerseits von der Kritik der ärztlichen Beweisführung zum Beweise des Gegentheils übergeht und sich damit auf ärztliches Gebiet begibt. Denn da ihm die Kenntnisse zu richtiger eigen« Beobachtung und zu sicherer Kritik der Beobachtungen Anderei auf diesem Gebiete abgehen, so verfällt er rettungslos der Gefahr, mit unrichtigen Thatsachen und Zahlen zu rechnen und so trotz richtiger Methode zu einem falschen Ergebnisse zu gelangen.

Unzuverlässigkeit So wenig nun den Impfgegnern das indirekte Verdienst sol!

impfgegnerischer bestritten worden, dass ihre Angriffe mit ein Impuls waren und Angaben.

sind zum Fortschritte in der praktischen Ausführung und in dei wissenschaftlichen Bearbeitung der Impfung, so wenig kann ihnen der Vorwurf erspart bleiben, dass in ihrem Kampfe gegen den Impfzwang ihre Hauptwaffe in massloser Verdächtigung der Impfung besteht, dass sie. was sich mit Fug und Recht als Unvollkommenheit oder Nachtheil der Impfung geltend machen lässt, in's Grenzenlose gesteigert und mit unrichtigen Thatsachen und Zahlenangaben aufs Kritikloseste vermengt haben. Von diesem Vorwurfe ist auch Kolb.

um ein Beispiel zu nennen, Kolb nicht frei, der als Verfasser eine?

brauchbaren statistischen Handbuchs einen gewissen Namen hai und dessen impfgegnerische Brochuren durch ruhige und scheinbar wissenschaftliche Haltung sich vortheilhaft von der übrigen derartigen Literatur unterscheiden. Gerade das macht sie für den Lesei «m so gefährlicher und einer besondern Warnung werth. Alt warnendes Beispiel soll nicht ein für den Verfasser verzeihlichen medizinischer Irrthum dienen, sondern eine einfache Zahlenangabe.

die auf Grund seiner Brochure vielfach weiter in impfgegnerische Publikationen übergegangen ist.

Kolb schreibt 1): Freilich ergibt sich aus den officiellen Berichten des Registrar General of Scotland, Wm. Pitt Dundas, dass von 1864--1873 in diesem Lande 899 g e i m p f t e Kinderunteri a l Jahr an den Pocken gestorben sind Diese so sicher dastehende Angabe ist in den
amtlichen schottischen Berichten dei Jahre 1873 ff., wo sie Hr. Kolb hergenommen haben will, n i c h t zu linden. Im Gegentheile heisst es:"Derr Tod eines gehörig geimpfter und unter l Jahr alten Kindes an Blattern ist ein ganz seltenes Er ') Kolb, Nr. 2, pag. 18.

eigniss" *), und noch im letzt erschienenen Berichte über 1878 heisst es übereinstimmend : ,,Da . . . . der Tod eines gehörig geimpften Kindes an Blattern wenigstens in diesem Theile der Welt ein Ereigniss von äusserster Seltenheit ist, wenn es überhaupt je vorkommt " a) Von 1864 -- 1873 sind im Ganzen 1430 Kinder unter l Jahr in Schottland an Blattern gestorben. Wie kann Hr. Kolb diesen Berichten entnehmen, dass davon 899 (gegen 2/3 aller) ,,geimpft" gewesen seien, denselben Berichten, welche den Tod eines geimpften Kindes unter l Jahr an Blattern als ,,äusserst selten" bezeichnen, ja dessen Vorkommen in Schottland sogar im Zweifel lassen? Ein richtiges Urtheil über den Werth der Impfung und die dadurch wesentlich beeinflusste Entscheidung der Frage des Impfzwangs ist von so grosser Tragweite für das sanitarische und ökonomische Wohl eines Volkes, dass es geboten erschien, zuvorderst an einem Beispiele zu zeigen, mit welchem Misstrauen man -- von medicinischen Darstellungen und Schlussfolgerungen zu schweigen -- selbst die einfachsten Zahlenangaben von impfgegnerischer Seite betrachten muss.

Ausführlicher wird von einer Schrift die Rede sein müssen, welche Hr. Professor Vogt ,,den schweizerischen Bundesbehörden gewidmet" hat 3}. Die schweizerischen Bundesbehörden können volle Klarheit verlangen über eine Schrift, welche sich ihnen als Wegweiser empfiehlt. Einige Blicke in dieses Gemenge von Rechnungsfehlern, unrichtigen Vergleichungen, verkehrten Schlussfolgerungen sind also unvermeidlich, die Gelegenheit dazu wird im Folgenden oft genug wiederkehren.

Zur vorläufigen Motivirung des ungünstigen Urtheils, sowie zur Unzuverlässigkeit Orientirung über das, was Hr. Vogt seinen Lesern zumuthet, mögen der Schrift..

ie Berechnungen dienen, welche Hr. Vogt auf Seite 167--169 seiner chrift mit der genferischen Pockenmortalität von 1580- 1760 nstellt. Kr gibt auf Seite 168 die mittlere Bevölkerung Genfs, owie die durchschnittliche jährliche Zahl von Pockentodesfällen ach Altersklassen an ; nehmen wir an, diese seien richtig. In einer ritten Colonne folgen die Verhältnisszahlen dieser Pockentodten uf je 10,000 Lebende. Diese Verhältnisszahlen sind auf den ersten ick unrichtig und zwar alle um etwa das 2 Vs fache, für die umme sogar um das 25fache zu klein, wie die folgende Vereichung zeigt: 1 ) 2

Nr. 3, Jahrgang 1873, pag. XLI.

) Nr. 4, Jahrgang 1878, pag. 30.

s; Vogt, Nr. 5.

Genfs Pockenmortalität während 180 Jahren (1580-1760) vor Einführung der Vaccination.

Altersklassen.

0 -- 5 Jahre.

5-10 ,, 10-15 ,, 15-20 l 20-25 ,, 25-30 ,, 30 und mehr

DurchJährlich an Pocken auf je 10,000 Lebende Mittlere schnittliche Zahl der verstorben Bevölkerung. Pockentodten richtig per Jahr. nach Vogt. gerechnet.

1383 1163

1058 1570 1928 1783 7628

30,37 5,88 0,70 0,30 0,22 0,17 0,09

87,6 20,2 2,6 0,8 0,5 0,4 0,04

219,6 50,6 6,6 1,8 1,1 0,9 0,1

Die Vogt'sche Zahl verhält sich zur richtigen wie 1 zu: i

2,5 2,5 2,5 | 2,25 ' 2,2 2,25 2,5

25,3 16513 37,73 22,8 0,9 Schon derartige Druckfehler wären stark ; es sind aber keine Druckfehler, denn auf der folgenden Seite werden diese Zahlen mit Fettschrift wiederholt und zu einem Vergleiche mit der Pockenmortalität anderer Städte ,,seit Jenner"- verwerthet. Für die erste Altersklasse von 0--5 Jahren ergibt sich dabei Folgendes: Von je 10,000 L e b e n d e n von 0 -- 5 J a h r e n s t a r b e n an Pocken: Paris (1828--1836) .

.

.

. 32 Wien (1863--1868) .

.

.

. 64 Stockholm (1864--1866) .

.

. 66 Chemnitz (1871--1872) .

.

.124 Berlin (1871) 160 Budapest (1874--1875) .

.

.185 Genf nach Hrn. Vogt .

.

. 88 (1580--1760) r i c h t i g g e r e c h n e t . 219,6 Nun ist es schon methodisch fehlerhaft und für einen ernst gemeinten Vergleich unerlaubt, Städte mit notorisch ganz mangelhaft durchgeführter Impfung z. Th. erst nur in einzelnen Epidemiejahren als Beispiele für das, was die Impfung leistet, heranzuziehen (worüber Weiteres im Abschnitte X, pag. 44 ff.). Aber selbst, wenn man das in den Kauf nähme, würden sie bei richtiger Rechnung a l l e günstiger dastehen, als Genf im Durchschnitte von 180 Jahren ,,vor Jenner". Also nur durch grobe methodische und arithmetische Fehler kommt Hr. Vogt zum Resultate (1. c. pag. 169): ,,Die

Pockensterblichkeit in der Lebenszeit bis zum fünften Altersjahr zeigt, daß sich Genf hier in alten Zeiten ,,,,in weit bescheideneren Grenzen bewegte,""1 als viele unserer modernen Städte, welche viel Geld und eine permanente Plackerei, wenn nicht sogar Schädigung des Publikums für dieses mehr als zweifelhafte Resultat des glorifizirten Impfsegens in Anspruch nehmen."

Von der Art ist die Beweisführung, welche Hr. Vogt ,,den schweizerischen Bundesbehörden gewidmet" hat. Unter diesen Umständen ist Misstrauen gegen Alles das, was sich in seiner Schrift nicht nachrechnen und kontroliren lässt, nicht nur begreiflich, sondern geradezu geboten. Und sehr Vieles ist in der That unkontrolirbar. So vor Allem jene auf 1000 reduzirten Pockenmorbiditätsund Mortalitäts,,tafeln" (l. c. pag. 171, 175, 181, 182). Bei einem grossen Theilo derselben weiss man nicht, woher die Angaben stammen, aus welchen die Vogt'schen Zahlen berechnet sind, und doch ist Glaubwürdigkeit des zu Grunde liegenden Materials die Voraussetzung für den Werth aller darauf gebauten Schlüsse.

Aber angenommen, es lägen wirklich lauter wohlbeglaubigte Zahlen von geimpften und ungeimpften Pockenerkrankten und Pockeutodten jenen ,,Tafeln" zu Grunde: wie war es möglich, die Morbidität, d. h. das Verhältniß der Erkrankten zur Zahl der Lebenden, und die Mortalität, d. h. das Verhältniss der Zahl der an Pocken Gestorbenen zur Zahl der Lebenden zu berechnen für die verschiedenen Altersklassen und -- für Geimpfte und Ungeimpfte, da doch kein Mensch weiß und also auch Hr. Vogt nicht wissen konnte, wie viel geimpfte und ungeimpfte L e b e n d e auf den verschiedenen Altersstufen in Berlin, Wien, Leipzig etc. vorhanden waren. Diese Zahlen sind also durchaus nebelhaft und können nur ganz willkürlichen Annahmen ihre Entstehung verdanken.

Sowie man erfährt, wo die Originalzahlen zu finden sind, so stösst man wieder auf seltsame Irrthümer, so (1. c. pag. 180 u. 181) bei der ,,Pockentafel für Berlin" und der ,,Pockentafel für England".

Die Berliner stützt sich auf die Müller'sehen Pockeulisten von Berlin. Diese *) enthalten 3552 Pockentodesfälle im Jahre 1871, während, wie Guttstadt 2) nachgewiesen hat, in Wirklichkeit 5086 vorkamen. Die erstem Angaben sind also durchaus mangelhaft, was Hrn. Vogt, wie aus seiner Vertheidigung dieses Materials (1. c. pag. 31
ff.) hervorgeht, scheint unbekannt geblieben zu sein.

Für England machen allerdings die Annual Reports der Jahre 1872, 1873 und 1874 Angaben über Pockentodosf'älle, mit Unterscheidung von Geimpften und von Ungeimpften 3). Allein die Fälle, über welche solche genauere Angaben vorliegen, bilden nur den dritten Thoil der ebendaselbst pag. 146 und 147 angegebenen Gesammtzahlen, wie folgende Zusammenstellung zeigt.

') Nr. 6, pag. 316.

-) Nr. 7, pag. 116.

3

) Nr. 8, pag. 150 und 151.

6

P o ck en to d es f a l l e i n E n g l a n d in den Jahren 1872, 1873 und 1874.

Geimpfte.

Ungeimpfte.

Summe der Pockentodten, Summe mit Angaben aller über den Pockentodten.

Impfzustand.

127 1028 0--1 Jahr 1155 3296 1-2 ,, 65 318 383 944 2-3 ,, 69 261 330 875 3-4 ,, 226 312 86 842 4-5 ,, 241 113 354 931 0-5 ,, 460 2074 2534 6888 5-10 ,, 331 835 1166 3679 186 281 10-15 ,, 467 1538 0--15 Jahr 977 3190 4167 12105 Die Fälle mit bekanntem (wenigstens angeblich bekanntem) Impfzustand bilden außerdem in den verschiedenen Altersklassen einen ungleichen Bruchtheil -- unter l Jahr 35 %, von l--2 Jahr 40 %, von 5 --10 Jahr nur gegen 32 °/o -- von sämmtlichen Pockentodten der betreffenden Altersklassen. Selbst wenn die Zahl der in den verschiedenen Altersklassen l e b e n d e n Geimpften und Ungeimpften bekannt wäre, würden sich also auf Grund solcher Angaben nur ganz unrichtige Verhältnißzahlen berechnen lassen.

Da aber die Zahl der in den verschiedenen Altersklassen lebenden Geimpften und Ungeimpften in Berlin, wie in England, unbekannt ist, so bleibt es einfach räthselhaft, wie Hr. Vogt überhaupt Verhältnißzahlen berechnen konnte. Auf die Unzuverlässigkeit der hier verwertheten ,,geimpften" Pockentodesfälle wird später, Abschnitt X, pag. 48 ff., zurückzukommen sein.

Nur erwähnt mag endlich werden, dass alle diese durch Reduktion auf die Summe von 1000 entstandenen Zahlenreihen auch arithmetisch ganz werthlos sind und auf einer unrichtigen Methode beruhen, wie von Escher *) zur Genüge auseinandergesetzt worden ist.

Weiteres Eingehen auf die Beweisführung des Hrn. Vogt wird oft genug unvermeidlich sein 2) im Laufe der folgenden Darstellung, welche bezweckt, auf Grund glaubwürdiger Thatsachen, zuverlässiger Gewährsmänner, un bezweifelter Zahlen alle die Punkte, von deren Kenntniss das Urtheil über den Werth der Impfung abhängt, auseinanderzusetzen.

') Nr. 9, pag. 214 u. ff.

) pag. 20, pag. 33--38, pag. 43--47, pag. 49, pag. 61, pag. 63, pag. 65, pag. 67, pag. 70--72, pag. 75--77, pag. 78--81, pag. 89, pag. 94, pag. 95, pag. 97--98.

a

1.

Die Pocken- oder Blattern - Erkrankung (variola, petite vérole, small-pox) wird hervorgerufen durch die Aufnahme eines specifischen Ansteckungsstoffes in das Blut.

Der Ansteckungsstoff (das Pockencontagium) wird im Körper des Erkrankten wiedererzeugt.Ohne unmittelbare oder mittelbare Uebertragung solchen Ansteckungsstoffes von einem Pockenkranken aus entstehen Pocken nie.

Dass

Natur des Contagiums.

d i e Pocken durch e i n specifisches Gift, d a s

licht sicher festgestellt, wenn m a n auch durch d a s ganze find w i r durch d i e Erfahrung über d i e A r t seiner Verbreitung Der Körper des Erkrankten stellt gewissermassen das Ackerfeld dar, a u f welchem sich d a s Contagium unendlich Mithalten, deren Inhalt daher in hohem Grade ,,ansteckend" ist.

Das Contagium haftet aber nicht nur am Erkrankten, sondern theilt sich seiner ganzen Umgebungmit,, d e r Wäsche, d e n Kleidern licht n u r d i e direkte Berührung d e s Kranken, sondern schon , Verschleppbarkeit

Papierfabriken) verschleppt werden u n d können gesunde n ihren Kleidern weitertragen und damit dritte Personen anstecken.

)a man sich der Aufnahme des Giftes, die wohl meist durch Ein-

athmung erfolgt, nicht augenblicklich bewusst wird, indem vor Augenblicke der Ansteckung bis zum Beginn der Krankheit!

erscheinungen längere Zeit vergeht (in der Regel 10--14 Tag( seltener auch mehr oder weniger}, so ist begreiflich, dass der Ei krankende nicht immer weiss, wann und wo er sich die Ansteckun geholt hat. Indessen ist es gerade im Beginne einer Epidemie b< genügender sanitäts-polizeilicher Aufsicht fast immer möglich, di Verschleppung zu verfolgen und zu konstatiren, dass nicht vo selbst unter sanitarisch ungünstigen Umständen die Blatternkranl heit sich entwickelt, sondern dass sie in e i n e r v o r h e r p o c k e i i freien Gegend n u r a u f t r i t t d u r c h E i n s c h l e p p u n des specifischen Giftstoffes.

Ebenso irrthümlich, als der Glaube an ein spontanes Auftretet Windpocken Bind eine von den ist die Ansicht, dass die Pocken unter günstigen Umständen ai ächten Pocken ganz verschiedene den meist ganz harmlosen Windpocken oder Varicellen hervorgehet Krankheit.

Diese sind eine von den ächten Pocken ganz verschiedene, Uri geimpfte und Geimpfte, Ungeblatterte und Geblätterte ohne Unte; schied befallende Krankheit, welche nur in der Erscheinung de Ausschlags eine Aehnlichkeit mit den ächten Pocken hat. Wen aus Verwechslung Varicellenkranke in Pockenspitäler gebracl werden, so hat sich das schon häufig dadurch gerächt, daß sie nu erst nach Ablauf der Varicellen an Pocken erkrankten.

Derartige Erfahrungen, wie sie z. B. auch Lipp *) aus Gra mittheilt (4 Erkrankungen an Blattern nach Varicellen, daruntt 2 tödtlich verlaufende), bringen auch in Oesterreich, wo Hebra Lehre von der Identität der beiden Krankheiton viel Verwirrun angerichtet hat, die einsichtigem Beobachter zu der anderwärl ziemlich allgemeinen Ueberzeugung von der spezifischen Verschieder heit der Varicellen von den Pocken.

Wenn der Glaube an ein spontanes Entstehen der Pocke noch seltene vereinzelte Vertheidiger findet (Oesterlen), so und« er sie mehr hinter dem Schreibtisch, als in der beobachtende Praxis, und dieselben sind nicht im Stande, für ihre Ansicht auc nur einen zuverlässig beobachteten Fall beizubringen, sondern si holen ihre Beweise eben bei Beobachtern, welche die Varicelle mit den wirklichen Pocken verwechselt haben.

Beispiele von Die Fälle, wo bei abgelegene^ Bevölkerungen, auf Inseln eti
Verschleppung.

die Seuche stets nur durch Einschleppung ausbricht, um dan wieder für Jahrzehnte ganz zu erlöschen, sind ganz besondei evidente Beweise, daß eine zu Blattern disponirte Bevölkerung ohn Berührung mit dem spezifischen Ansteckungsstoff so wenig erkrank als eine Pulverladung explodirt ohne den zündenden Funken. Be !) Nr. 10, pag. 9 u. ff.

9 spiele davon sind weiter unten (vergi. Abschnitt IV, pag. 20 u. ff.)

mehrfach angeführt; sie lassen sich leicht vermehren. So berichtet Hirsch *) über das Auftreten der Pocken in Westindien: ,,Die größte Bedeutung aber erlangte dieselbe (d. h. die Pockenseuche) mit Beginn der Negereinfuhr, so daß fast jeder erneuerte Ausbruch der Krankheit auf eine Einschleppung derselben von Afrika her zurückgeführt werden konnte; eins der letzten und eklatantesten Beispiele der Art wurde noch im Jahre 1819 auf Martinique beobachtet. -- Nach dem Continente Südamerika's gelangten die Blattern, ebenfalls von Afrika eingeschleppt, erst später, so namentlich nach Brasilien erst im Jahre 1650, und auch hier war jedes spätere allgemeine Auftreten der Krankheit, wie namentlich noch im Jahre 1834, durch ein erneutes Einschleppen durch Negerschiffe bedingt.

Dasselbe gilt von Guayana11 u. s. w.

Im vorigen Jahrhundert, wo sanitätspolizeiliche Massregeln, Isolirung etc. noch vielfach ganz fehlten, war die Erfahrung in Deutschland allgemein, dass durch Bettler, herumziehende Krämer etc.

die Seuche weiter getragen wurde. Noch heute gilt, was ein Beobachter aus dem Jahre 1796 schreibt 2 ): ,,Ich habe es nie erlebt, niemals gehört, dass die Blattern auf einmal eine Volkskrankheit ausmachten. Sie erschienen allemal, so oft sie wiederkamen, zuerst nur einzeln in diesem oder jenem Hause. Ich forschte in diesem ersten Hause nach, wie das Kind zu den Blattern gekommen wäre, und erfuhr allemal, daß entweder ein mit dem Schorf noch beladenes Kind mit durchreisenden Eltern wäre beherbergt worden, oder dass ein hergekommener Fremder eingekehrt und erzählt hätte, wie die Blattern bei ihm so viel Unheil anrichteten u. dergl. mehr.11 Ebenso sind in der letzten Epidemie in Frankreich die aufmerksamem Beobachter, z. B. Dr. Fouquet im Departement du Morbihan 3 ), Dr. Fortin im Departement de l'Eure *), im Stande gewesen, die Wege, auf welchen die Seuche verschleppt wurde, zu verfolgen, und auf Grund davon in der Ueberzeugung befestigt worden ,,que la variole ne naît jamais spontanément.11 Aus unserm Lande gibt Brunner B) von den oft verschlungenen und verheimlichten Pfaden, auf welchen die Weiterverschkppung stattfindet, sehr instruktive Beispiele. Die Erfahrung in den verschiedensten Zeiten und Ländern lehrt also überall dasselbe. Endlich ') Nr. 11, Bd. I, pag. 217.

2 ) 3

Nr. 12, erstes Stück, pag. S33.

) Nr. 13, Bd. III (1874), pag. 273 u. ff.

*) Nr. 13, Bd. IV (1875), pag. 113 u. ff.

6 ) Nr. 14, pag. 23, 31 und 33.

Die Blattern wird das Vorhandensein eines spezifischen Giftes als Krankheits durch Einimpfung Ursache noch klar erwiesen durch die Möglichkeit, durch Impfung übertragbar.

des Inhaltes der Blatternpusteln die Krankheit zu übertragen wovon bei der Variolation (Abschnitt V, pag 23) näher die Redt sein wird.

n.

Die Empfänglichkeit für das Blatterngift ist bei den Menschen ganz allgemein verbreitet, auch auf allen Altersstufen vorhanden.

Unterschiede in der Empfänglichkeit.

Geringere Disposition der allerfrühesteu Kindheit.

Die Menschen, welche ihr ganzes Leben hindurch nie au Blattern erkrankten, obgleich sie Gelegenheit zur Ansteckung hatten, waren vor Einführung der Impfung seltene Ausnahmen; als solch« erwähnt z. B. Heim 1) eine Familie, in welcher die Unempfänglichkeit für Pocken durch einige Generationen erblich war. Schon der arabische Arzt Rhazes im 9. Jahrhundert sagt, daß ,,man unter allen Menschen kaum einen oder zwei finde, welche von den Blattern verschont blieben 2),u und dieselbe Erfahrung hat sich seither wiederholt; es stehen die Blattern in dieser Beziehung vollkommen den Masern gleich, bei welchen wir dieselbe fast ausnahmslose Disposition der Menschen noch jetzt alltäglich konstatiren können. Die Disposition ist nicht bei allen Menschen, ebensowenig bei demselben Menschen zu allen Zeiten gleich stark ; es kann daher unter sonst gleichen Umständen der eine stark, der andere nur sehr schwach erkranken; es kann Einer ein oder mehrere Male sich unempfänglich erweisen und erst bei späterer Gelegenheit der Ansteckung erliegen. Aber kein Lebensalter schliesst die Empfänglicheit für Pocken aus von der frühesten Kindheit bis ins Greisenalter.

Doch scheint es, daß in der allerfrühesten Lebenszeit die Disposition noch nicht so allgemein und hochgradig sei, \vie später.

Heim führt (I. c. pag. 456) eine Reihe derartiger Einzelbeobachtungen an, und auch Mortalitätsziffern auf ausgedehnter Grundlage scheinen diess zu bestätigen. So starben z. B. in Schottland 8 ) in den 10 Jahren 1855--1864 an Pocken auf je 100,000 Lebende: Von 0-- 6 Monaten .

.

310 ,, 6-12 ,, 341 !) Nr. 15, pag. 454.

') Nr. l, pag. 7.

) Nr. 3, Jahrgang 1873, pag. XXXVil.

3

11 In den Niederlanden '} starben an Pocken in den Jahren 1870 id 1871 zusammen auf je 1000 Lebende: Unter l Monat .

.

17,9 l- 3 ,, , .

.

17,3 3-- 6 ,, .

30,0 0-12 ,, .

.

27,6 In diesen von der Impfung nur sehr mangelhaft berührten evölkerungen ist die Pockenmortalität in den ersten Lebensmonaten entschieden geringer als in den spätem. 23 Wie sich in Schottland in Folge des Impfgesetzes vom Jahre B65 an dieses Verhältniß änderte, darüber wird später (vergl.

bschnitt XIII, pag. 73 ff.) eingehender die Rede sein.

Curschmann 3) ,,sah keines von den Kindern, die auf der ockenabtheilung geboren waren, von der Krankheit frei bleiben, nzelne allerdings mit auffallend geringer Entwicklung des Ausschlags." Selbst innerhalb d e s Mutterleibes ist, wenn auch Jedenfalls ist in der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres ie Empfänglichkeit für Pocken schon sehr verbreitet. Wie sehr ie spätem Kinderjahre und auch die Erwachsenen für die Krankseit disponirt waren und durch dieselbe litten, davon finden sich ei Schilderung der durch die Pocken angerichteten Verwüstungen Abschnitt IV, pag. 20 ff.) genügende Beispiele.

m.

Fer einmal die Blattern durchgemacht hat, verliert dadurch in der Regel die Empfänglichkeit für das Blatterngift; er wird für die Zukunft ,,immun".

Diese ,,Immunität" nach einmaligem Ueberstehen der Krankheit, siehe bekanntlich bei andern ansteckenden Krankheiten, wie asern und Scharlach, ganz ebenso wie bei Blattern eintritt, ist ne ausserordentlich merkwürdige Thatsache. Welche dauernde äränderung hinterlassen die Blattern im menschlichen Körper, ') Nr. 16, pag. 31.

Vergl. auch die Pockentodten von 0--6 und 6--12 Monaten auf pag. 14.

) Nr. 17, pag. 357.

ä ) 3

Immunität der Geblatterten.

12

Dieselbe ist wissenschaftlich nicht erklärt.

Ausnahmen von der Immunität.

dass die früher so allgemeine und starke Empfänglichkeit nun z relativ seltenen Ausnahme wird? Der Vergleich mit einem dur eine reiche Ernte erschöpften Acker ist für den in raschem Sto Wechsel sich ergänzenden menschlichen Körper kaum zutreffen Man muss sich sagen, dass diese durch die einmalige Erkranku in der Regel eintretende Immunität wissenschaftlich nicht erkl ist. Indessen, um das gleich hier vorweg zu nehmen, beeinträchti diess irgendwie den Werth dieser Thatsache oder des analog durch Kuhpockenimpfung erworbenen Schutzes? Wenn Gegn der letztern den Vorwurf machen, ihre Wirkung sei ,,wissenscha lieh nicht erklärt", so ist das doch für jeden Denkenden durca gegenstandslos. War die praktische Verwendung des Schiesspulve weniger rationell, als dessen Wirkung noch nicht Wissenschaftli erklärt, sondern nur als Erfahrungstatsache entdeckt war? W kämen wir überhaupt hin, wenn wir auf alles verzichten wollte was innerhalb und ausserhalb der Medizin noch nicht ,,wisse schaftlich erklärt" ist? Man müsste ja folgerichtig sogar auf weiter Denken verzichten.

Wird eine Mutter, die angesichts einer mörderischen Epidenj ihr Kind geschützt weiss, sich durch derartige Einwürfe in ihre tröstlichen Bewusstsein stören lassen? Die Immunität der G blätterten ist eine Erfahrungstatsache ; wir wissen, wenn wir am den innern Vorgang dabei nicht erklären können, unter welch Bedingungen sie eintritt ; wir wissen, dass die Regel auch hier ih A u s n a h m e n hat. Die Ueberzeugung von der Unfähigkeit d Geblätterten, an Pocken zu erkranken, war zwar im vorigen Jäh hundert eine so allgemeine, dass in den damaligen Pockenbeschr bungeu nicht selten berichtet wird, es seien am Ende einer Epidem noch so und so viel ,,Pockenfähige", d. h. von der Seuche Ve schonte und desshalb in der Zukunft noch Empfängliche übr geblieben. So berichtet Dr. Scherb in Bischoffszell über die Pocke epidemie des Jahres 17951): "Es leben bei uns in 207 Hause 971 Seelen, unter denen 249 Kinder unter 15 Jahren sind; v< diesen bekamen . . . 62 die zufälligen oder sogenannten natürlich Pocken; von diesen starben 20, genasen 42, also starb das dritt und die erwachsene Person mitgerechnet, von 63 Pockenkranken 2 Am Gesicht sehr beschädigt ward eins, und von der Epidemie übe gangene pockenfähige Kinder waren 30. Von Erwachsenen, cl diese Krankheit noch nicht gehabt zu haben glauben , ward n nur eine 60jährige Person bekannt, die schon viele Pockenkind abgewartet hat."

') Nr. 12, II. Stück, pag. 202.

13 Es hat aber nie an Beobachtungen gefehlt, dass einmal, ja ter Geblätterte doch wieder für das Gift empfänglich sind, wenn eh manche derartige Fälle auf Verwechslung mit Varicellen behen mögen. In besonders heftigen Epidemien erweist sich auch n ehesten der Schutt der Geblätterten als ungenügend. So war

Mehrmalige Erkrankung in heftigen Epidemien,

b e i d e r sehr bösartigen Epidemie d e s Jahres 1707 i n Island ·ankheit schon einmal durchgemacht hatten u n d d i e Spuren pidemie des Jahres 1871 sind imLandmedizinalbezirkee von Leipzig ichSiegel 2)) unter 3881 Pockenerkrankungen 26 Fälle von mehraliger Erkrankung beobachtet worden, darunter ein 42jähriger, der Jugend geimpfter Mann, der binnen sieben Wochen zwei al, beide Mal leicht erkrankte, und ein 13 1/2 jähriges ungeimpftes, eil im ersten Jahre geblättertes, Mädchen ; letzteres, sowie zwei eitere, im Ganzen 3 von den 26, starben.

Es finden sich auch im Gegensatze zu denjenigen, welche ausoder bei starker ihmsweise keine Anlage zu Blattern haben, trotz mannigfacher besonders Disposition fUr Pocken.

elegenheit nie davon befallen werden, solche, deren Anlage zu eser Krankheit besonders gross ist, so dass sie zwei oder mein al davon ergriffen werden. Aus dem vorigen Jahrhundert bechtet Müller 3 ) unter andern Fällen v o n einer tödtlich ockennarben versehenen Studenten. Eine zweimalige Erkrankung n e s erwachsenen Mannes binnen drei Jahren berichtetFriedberg i n aussergewöhnlicher Fall dieser A r t i s t d e r v o n Thompson illte, mit Blatterngift inokuliren, und jedesmal musste sie einet ichten Blatternanfall mit ihnen d u r c h m a c h " . t t Ebenso berichtet Becker 6), ,,dass tiefe entschiedene Variola Xrben nicht vor neuer Infektion schützen. Ein Beispiel diesel rscheinung w a r einer d e r berühmtesten Mineralogen er t en Mal an echten Pocken erkranken sah, obwohl er nac inem eigenen Ausspruche nicht mehr wusste, ,,,,wohin er di( )cken geben sollte"", da sie in dem von Pockenspuren zerrissene ')2 Nr. 18, pag. 173.

) Nr.

Nr.

Nr.

) Nr.

6

3 ) 4 ) 5

19, Jahrgang 14, pag. 151.

20, Anhang für Aerzte, pag. 69.

21, pag. 13.

l, pag. 41.

) Nr. 22, pag. 225.

14

Gesichte keinen Platz finden konnten." Bekannt ist zum Beispi auch, dass Louis XV. an den Blattern starb, obgleich er sie in d< Kindheit in milder Form durchgemacht hatte.

Immerhin erscheinen die Fälle von tödtlichem Ausgang eine Seltenheit der Blatterntodesfälle,wiederholten Blatternerkrankung als relativ seltene Ausnahme. Dies lei Erwachsenen.

wird am besten durch die vor Einführung der Impfung ve: schwindend geringen Zahlen erwachsener Blatterntodter in de häufig von Blattern heimgesuchten Gegenden bewiesen. Die E wachsenen hätten viel erheblichere Todesziffern aufweisen müssei wären sie nicht meist durch die in den Jugendjahren durchgemacht Erkrankung dauernd geschützt worden. Dafür nur wenige Beispiele Blatterntodesfälle nach Altersklassen vor Einfuhrung der Impfung.

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0 -- 6 Monat 6-12 ,, 1 -- 2 Jahr 2- 3 ,, 3-4 ,, 4- 5 ,,

0- 5 ,,

5- 6 6-7 7- 8 8- 9 9-10

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5-10

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HO-15 15--20 über 20

,, ,, ,,

Summa

13 48 58 34 39 16 208 9 14 2 2 1

21 119 216 110 59 34

10 39 84 33 18 15

1 20 14 15 20 6

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199

75

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28 29 1 L -- /\ 1 -- 237

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4 2 2 4

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12 -- -- --

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22 3 -- --

211

88

93

>) Nr. 12, II. Stück, pag. 123.

Ibid., pas. 11.

Nr. 20, Anhang für Aerzte, pag. 84.

Nr. 12, IV. Stück, pag. 77.

) Nr. 12, II. Stück, pag. 12.

2 ) 3 ) 4 ) 5

5 3 3 1 --

4 11 21 12 11 9 68 4 11

1 87 1 144 |144

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55 bis 14i 2 üb. 1 4 : 2

372

Von den 1590 Pockentodesfällen in der obigen Tabelle fallen ur 10 auf die Zeit jenseits des 10. Altersjahres. Uebereinstimrnend amit wird niitgetheilt, dass im Jahre 1796 in Triest1) unter i95 Pockentodten nur 5 Erwachsene waren, ,,die übrigen Kinder nter 12 Jahren", und in demselben Jahre in Kärnthen 2 ) verheilten sich die Pockentodten nach dem Alter folgendcrmassen : 0-- 7 Jahr 706 7--17 ,, 20 über 17 ^, 2 Summa 728 Am umfassendsten sind die Zahlen, welche der schon in der Anleitung (vide pag. 4) besprochenen Pockenmortalität G e n f s von 580--1760 zu Grunde liegen. Dieselben vertheilen sich wie folgt3}: Es starben an Von 1000 PockenPocken: todton standen: Im Alter von 0-- 5 Jahr 5467 805,0 ,, ,, ,, 5-10 ,, 1058 155,75 ,, ,, ,, 10-15 ,, 126 18,5 ,, ,, ,, 15-20 ,, 54 8,0 ,, ,, ,, 20-25 ,, 39 5,75 ,, ,, 25-30 ,, 31 4,5 n über 30 ,, 17 2,5 6792 1000 Also nur 2 Prozent aller Pockentodten hatten das 15. Jahr berschritten. Da die Pocken auch für Erwachsene sehr gefährlich nd, so können diese verschwindenden Zahlen erwachsener Pockenidter nur auf der beinahe ausnahmslosen Immunität der in der jgend Geblätterten beruhen.

!) N. 12, IV. Stück, pag. 283.

-·) Nr. 12, V. Stück, pag. 303.

3 ) Nr. 23, pag. 470.

16

IV.

Die Pocken waren die verheerendste Seuche des letzten Jahrhunderts.

Wir sind heute schon so weit von jenen Zeiten entfernt, wc die Pocken die gefürchtetste und unausweichlichste Seuche waren, dass es nöthig ist, durch Schilderungen und Zahlen daran zu erinnern , welche Verheerungen und welchen Jammer sie damals verursachten. Bernoulli*) schreibt : ,,So grosse Verheerungen die Pest in Europa oft anrichtete, so rafften doch im verflossenen Jahrhundert noch die Pocken mehr Menschen weg, als in irgend einem frühern vielleicht jene Seuche . . . . Nach den Londoner Sterbe] listen von 1708--1750 sind unter 100 Gestorbenen 8 an Pocken Gestorbene; in Berlin betrug die Pockenmortalität in den Jahren 1783--1797 noch Via der ganzen." Wie noch heutzutage Masern und Scharlach, traten die Pocken in zeitweisen durch einige freit Jahre getrennten Epidemien auf; diese selbst waren nicht alk gleich bösartig, wie wir das ebenfalls heute noch bei Scharlach Masern etc. sehen; aber das zeitweise Vorkommen milderer Pockenepidemien war ein geringer Trost und im Durchschnitte starb eben doch ,,nahezu Via aller Menschen an den Pocken." 2) Nach dieserr Verhältniß hätte eine Bevölkerung von der Größe der schweize rischen durchschnittlich alljährlich 5000 Pockentodesi'älle geliefert Und nicht nur die mörderischste aller Krankheiten waren dit Pocken, sondern auch die scheusslichste. ,,Masern, Typhus, Ruhr Scharlach, Diphtherie und Cholera reichen nicht entfernt an die abschreckende Gestalt der ausgebildeten Blattern,a wo der Kranke ,,zu einer fiebernden, schmerzgequälten, am ganzen Körper zur Unkenntlichkeit angeschwollenen und durch Geschwulst und Ent zündung blinden, heiseren, mit Eiter und Borken von Kopf bis zu Fuß bedeckten, die Luft verpestenden, unförmlichen Masse umge wandelt" 3) ist. Nicht genug am Schrecken der Krankheit und at der grossen Sterblichkeit ; es blieben überdies» (Bernoulli, 1. c. pag. 255' ,,viele der Geretteten zeitlebens siech oder verunstaltet, und be sonders waren Augenkrankheiten oder Blindheit oft die Folge de Pocken." Im englischen Blaubuche *) ist angeführt aus einen Berichte des Spitals für arme Blinde, ,,dass 2/3 der Hilfesuchender ihr Augenlicht durch die Pocken verloren hatten."

1

) ) ) ") 2 3

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24, pag. 254.

25, Bd. I, pag. 532.

l, pag. 13 und 14.

18, pag. VI.

17 Wie fast ausschliesslich die Blatternmortalität auf den Jugend- IHR BintteTM «in»« ihren lastete, dafür sind im letzten Abschnitte schon genügende Kiad"ifrankheit.

leispiele gegeben worden ; die Ursache war nicht eine besondere r orliebe der Pocken für das kindliche Alter oder deren Uugeihrlichkeit für die Erwachsenen; sie waren vielmehr vorherrschend ine Kinderkrankheit aus demselben Grunde, wesshalb es noch eute die Masern sind. Bei der allgemeinen und schon früh entwickelten Empfänglichkeit der Menschen einerseits, der in Europa i kurzen Zwischenräumen (von durchschnittlich 5 -- 8 Jahren) wiederkehrenden Seuche anderseits hatte fast jeder Mensch in seinen ugendjahren genügende Gelegenheit, sich mit Blattern anzustecken.

Ver die Jugendjahre überlebte, war daher fast ausnahmslos schon eblattert, somit, wie oben dargelegt ist, für spätere Erkrankung n Blattern nur ausnahmsweise empfänglich -- ähnlich, wie jetzt och, wer die Jugendjahre überlebt, in der Regel schon gemasert ind daher für Masern unempfänglich ist.

Die nachfolgenden Angaben aus einem für jene Zeit ungewöhnlich genauen Berichte *) über die Pockenepidemie des Jahres 796 in den drei Städten Rawicz, Bojanowo und Sarnowo mögen inen Begriff geben von einer Pockenepidemie v o r der Impfung.

)ie drei Orte sind nicht weit von einander entfernt in der Provinz 'osen gelegen und zählten damals zusammen 13,329 Einwohner.

!) Nr. 12, IV. Stück, pag. 33--68.

18

Pockenepidemie vom Dezember 1795 bis-Ende 1796.

Zusammen 13,329 9500 Einw. 2495 Einw. 1334 Einw. Einwohner

Rawicz Bojanowo Sarnowo

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35 1252 199

15,9

19 Die drei Orte wurden verschieden schwer heimgesucht; im Ganzen starben nahezu 15 per Mille der Lebenden. Als schlimme Folgen sind ferner notirt in den drei Orten zusammen : auf beiden Augen ganz blind l ; fast ganz blind 1; auf einem Auge blind 4 ; Flecken auf den Augen und sonstige Augenkrankheiten 8; Abiehrung etc. 3. Um die Schädigung durch Krankheit, Tod und [nvalidität richtig zu würdigen, muß man sich erinnern, daß durchschnittlich alle 7--8 Jahre ein ähnliches Unglück wiederkehrte.

Von großem Interesse ist die Angabe, daß am Ende derGeringe Zahl der Ende einer Epidemie noch 524 ,,pockenfähig" blieben; rechnet man dazu die um Epidemie vom 1252 während der Epidemie Geblätterten, so können, auch wenn Pocken frei man die w ä h r e n d der Epidemie Geborenen, sowie allfällige Gebliebenen.

wiederholte Pockenerkrankungen nicht in Rechnung bringt, beim Beginn der Epidemie höchstens 1776 -- unter der Gesammtzahl von 13,329 -- ,,pockenfähig", resp. bisher von den Pocken verschont gewesen sein und 11,553 = 86,7 °/o der Bevölkerung nüssen allerwenigstens schon v o r dem Beginne der Epidemie geblättert gewesen sein. In Bischoffzell war das Verhältniss der Beblätterten bei der pag. 12 erwähnten Epidemie noch stärker, wie folgende Rechnung ergibt: Gesammtzahl der Lebenden in Bischoffzell .

. 971 Während der Epidemie von 1795 hatten Pocken 6 2 Kinder, 2 Erwachsene .

.

.

. 64 Variolirt (mit Pocken geimpft) wurden .

. 10 Pockenfähig blieben am Ende der Epidemie 30 Kinder, dazu l unempfängliche Erwachsene 31 Summe der v o r der Epidemie Ungeblatterten .

105 Beim Beginne der Epidemie waren somit schon gepockt 866 Also 89 % aller Lebenden waren schon beim Beginne jener Epidemie geblättert; und am Ende der Epidemie blieben in Bischoffzell nur etwas über 3 %, in den drei preussischen Städten nicht ganz : % aller Lebenden ungeblattert zurück. Dieser kleine Rest der Bevölkerung und die im Laufe der nächsten Jahre Geborenen ieferten dann das empfängliche Material für die nächste Epidemie.

Bemerkenswerth ist ferner in der obigen Tabelle die mit zunehmendem Alter abnehmende Gefährlichkeit der Krankheit, fön 10--15 Jahren ist die Letalität (das Verhältniss der Gestortenen zur Zahl der Erkrankten) am geringsten. Dass sie für die Erwachsenen, wo solche erkranken, mit steigendem Alter sich nieder schlimmer
gestaltet, wird sich sofort zeigen.

Die Blattern waren in Europa, da wo der Ansteckungsstoff inheimisch war und nie ausstarb, eine Krankheit der Kinderjahre.

Wo aber die Seuche in neue, bisher von den Blattern verschonte

Geringen Localitätderrreiferni

Ju

20

Die Blattern tei Erwachsenen.

IQ Amerika.

Irrthum des Herrn Vogt.

Blattern fiel abgelegenen Bevölkerungen.

Gegenden oder zu isolirten, vom Verkehre abgelegenen und damit auch der Ansteckung selten ausgesetzten Bevölkeruugsgruppen eingeschleppt wurde, da raffte sie auch in frühern Jahrhunderten Erwachsene hinweg. So erwähnt Süssmilch 1) aus einer Beschreibung von Paraguay, ,,dass die Pocken in Amerika nicht nur die Kinder, wie in Europa, sondern a u c h die E r w a c h s e n e n und Alten mit einer schrecklichen Wuth überfallen und oft mehr als eine ganze Hälfte aufräumen."

Die berüchtigten Verheerungen, welche die Pocken bei ihrem ersten Auftreten in Amerika vom Jahre 1507 an in kurzer Zeit anrichteten -- so starben z. B. ,,in Mexiko innerhalb sehr kurzer Zeit 31/2 Millionen Menschen" 2) -- beruhten eben darauf, dass nicht nur die Kinder, sondern die Gesammtbevölkerung, w e i l u n g e b l a t t e r t , für die Seuche empfänglich war, während in dem beständig von den Pocken durchseuchten Europa schon vor dem Beginne einer Epidemie, wie die obigen Beispiele zeigen, mehr als 5 /6 der Gesammtbevölkerung, darunter die Erwachsenen, fast ausnahmslos, schon gepockt und desshalb immun waren.

Das war der Grund, wesshalb die Pocken bei ihrer Einschleppung in Amerika ihren Charakter als ,,Kinderkrankheit" verläugneten und auch die erwachsenen Ureinwohner hinrafften, und im Gegensatz dazu waren die europäischen Eindringlinge, weil in der Jugend geblättert, vor dem Schicksale der Ureinwohner bewahrt.

Herrn Vogt war es vorbehalten, das ganz zu übersehen, darin unaufgeklärte Verschiedenheiten der Empfänglichkeit zu sehen und pag. 48 seiner Schrift wörtlich zu schreiben als Beispiel, wie auch ,,ungeimpfte" Bevölkerungen von der Seuche aus unbekannten Gründen bald befallen werden, bald nicht: ,,Während aber die u n g e i m p f t e n Ureinwohner der Seuche erlagen, setzte das kleine Häuflein der Eindringlinge, welche e b e n f a l l s u n g e i m p f t waren, seine Raubzüge ungehindert fort und kehrte auch -- nicht als Pockenleichen -- zum grössten Theil wieder in die Heimat zurück."

Richtig gedacht muss der Satz natürlich lauten: ,,Während aber die b i s h e r u n g e b l a t t e r t e n Ureinwohner der Seuche erlagen, setzte das kleine Häuflein der Eindringlinge, welche d u r c h B l a t t e r u n g i n d e r J u g e n d immun waren, seine Raubzüge fort" u. s. w.

Für das Verhalten abgelegener Bevölkerungen bietet Island ein hervorragendes Beispiel. 3) Von 1241 bis zum Ende des letzten ') Nr. 25, Bd. I, pag. 343.

a 5 Nr.

11,Bd.I,> S-217.· Vergi.

Nr. l8, Ppag.

Lia.

21 Jahrhunderts hat 19 mal die Seuche daselbst gewüthet, ,,immer durch französische, englische, holländische oder durch dänische Schiffe dahin gebracht". *) Am schlimmsten war die Epidemie des Jahres 1707, nachdem seit 1672 Island von Blattern frei gewesen war. ,,Die Seuche soll in das Land verschleppt worden sein durch Kleidungsstücke, welche einem isländischen Studenten gehörten, der aus Furcht vor den Blattern aus Kopenhagen floh, auf dem Schiffe erkrankte, starb und in Norwegen beerdigt wurde. Von der damaligen etwas über 50,000 betragenden Bevölkerung Islands raffte laut den Berichten die Seuche 18,000 hinweg," darunter auch, wie schon pag. 13 erwähnt, manche bereits Geblätterte.

Dass überhaupt e r w a c h s e n e Erkrankte durch die Seuche sStärkere Letlität Pocken "bei mehr gefährdet sind, als die reifere Jugend, dafür fehlt es nicht der Erwachsenen.

au prägnanten Einzelbeobachtungen. Das Blaubuch 2) entnimmt einer Geschichte von Grönland das folgende Beispiel : ,,Auf einer Insel fand man allein ein Mädchen mit Blattern bedeckt und ihre drei kleinen Brüder. Der Vater, nachdem er zuerst die ganze Bevölkerung des Ortes begraben hatte, hatte sich und sein kleinstes krankes Kind in ein aus Stein erstelltes Grab gelegt und dem Mädchen befohlen, ihn zu bedecken.a Analog ist der Fall von der kleinen Insel St. Kilda 3 ) in Schottland (Bevölkerung 1861: 78; 1871 : 71), wohin die Blattern, welche dort noch niemals geherrscht hatten, durch die Kleider eines an Blattern Verstorbenen gebracht wurden. A l l e Erwachsenen starben und es blieben am Ende deiEpidemie nur 26 Kinder übrig.

Nicht ganz so mörderisch, aber sonst ähnlich, war das Verhalten der Blattern in dem kleinen Dorfe Rippersrode 4) (Gotha).

D a s Dorf liegt ,,ganz isolirt, s o dass wahrscheinlich Niemand hatte im Jahre 1797 101 Seelen in 33 Häusern". Seit 30 Jahren war daselbst nur zwei Mal je ein vereinzelt gebliebener Blatternfall vorgekommen. Im Februar 1797 wurde ein 30jähriger Mensch angesteckt ,,und nun ging die Seuche fort bis in die Mitte des Juli".

Von der 101 Seelen zählenden Bevölkerung erkrankten 37, starben 8, dem Alter nachfolgendermassenn :

') Nr. 26, pag. 127.

2

) Kr. 18, pag. III.

3 ) 4

Kr. 27, pag. 155.

) Nr. 12, V. Stück, pag. 297 u. ff.

22 Unter 2 Jahren 2-10 ,, 10-15 ,, 15-20 ,, 20--25 ,, 25-31 ,,

Erkrankungen.

4 14 5 4 3 7

Todesfälle.

2 1 --1 -- 4

T

37 Die Erkrankungen greifen dem Alter nach nur um ein Jahr weiter, als seit der letzten Epidemie (vor 30 Jahren) Jahre verflossen waren, die altern Bewohner waren als früher geblättert immun. Die in Folge mangelnder Gelegenheit zur Ansteckung bisher ungeblatterten Erwachsenen bis zum 31. Jahre lieferten 5 von den 8 Todesfallen.

Erwähnenswerth sind hier auch die zahlreichen Pockentodesfälle fürstlicher Personen, welche, in der Jugend der Seuche cnt gangen, im Alter von ihr erreicht wurden. Das Blaubuch gibt hievon (pag. V) eine längere, auch von Kussmaul (1. c. pag. 8/9)' wiedergegebene Liste. Kaiser, Könige, Erzherzoge etc. sind da mit Zahlen vertreten, wie keine andere Krankheit sie je aufzuweisen hatte.

Das Angeführte wird genügen, um zu zeigen, dass die Pocken in der That des Schreckens werth waren, mit dem sie vor der Entdeckung der Vaccination betrachtet wurden, dass sie in kürzern Zwischenräumen wiederkehrend stets auf's Neue die heranwachsenden Generationen decimirten, bei längere Zeit oder zuvor gänzlich verschonten Bevölkerungen aber auch die Erwachsenen in beispielloser Menge dahinrafften.

23

V.

)ie Einimpfung des Blatterngiftes (Yariolation1) gewährte bei durchschnittlich leichter Erkrankung den Tariolirten dieselbe Immunität, wie sie die zufällig Geblätterten zeigten, trug aber bei allem Nutzen für die Yariolirten vielfach zur Verbreitung der Blattern bei.

Die Blatternkrankheit verläuft durchschnittlich viel milder und eltener tödtlich, wenn das Contagium durch eine kleine Haut·erletzung (Stich etc.) in den Körper gebracht wird, als wenn die Ansteckung auf dem gewöhnlichen Wege durch die Luft, resp.

lurch Einathmung erfolgt. Auf dieser Erfahrung beruht die Einmpfung des Blatterngiftes, welche, im Orient schon lange im Geirauch, 1721 zuerst in London ausgeübt wurde. Nach längerem itreit verschaffte sie sieh in England allgemeinen Eingang und luch auf dem Kontinente wurde sie in den letzten Jahrzehnten les vorigen Jahrhunderts vielfach ausgeübt. Auf die Einimpfung irfolgte nicht nur an der Impfstelle, sondern meist über den ganzen förper ein Ausbruch von Blattern 5 die ganze Erkrankung verlief ,ber in der Regel viel milder bei diesen geimpften, als bei den ufälligen oder natürlichen Blattern. Die Sterblichkeit wird verchieden angegeben. Camper z. B. 2 ) berichtet von nur einem fodesfall unter 4679 Variolirten, im Durchschnitte starben aber nehr, etwa l von 300 (Blaubuch pag. VIII), und im Einzelnen ;amen nicht selten viel schlimmere Erfahrungen vor. So starben . B. in Ansbach3) im Jahre 1798 von 70 mit Erfolg Variolirten 8, ind es fehlt nicht an ähnlichen Vorkommnissen, welche die Varioition nicht immer als unbedenklich erscheinen lassen.

Auch die Variolation hatte schon ihre Gegner, welche deren refahren übertrieben, und es erinnert ganz an den heutigen Streit ber die Vaccination, wenn Juncker zur Abwehr gegen falsche Angriffe in Betreff der Todesfälle nach der Variolation schreibt 4 ): iMan muss ja an diesen nicht allein haften, sondern die Zahl aller erer, welche die Impfung (d. h. hier Variolation) sicherte, mit en im Ganzen sehr wenigen Todesfällen vergleichen. Nur dann rst wird das Urtheilen möglich. Nicht also die Vorfälle eines ') Im Gegensatz zar Einimpfung der Kuhpocken, der ,,Vaccination".

) Nr. 20, Erster Versuch, pag. 131.

») Nr. 12, VII. Stück, pag. 235.

*) Nr. 12, I. Stück, pag. 70. Unter ,,Impfung", ,,geimpft" etc. ist hier ;ets zu verstehen ,,Variolation", ,,variolirt" etc.

2

Kegner der Variolatimi

24

Monats und e i n e s Ortes, sondern die Aerzte müssen hierübe entscheiden, welche die Erfahrung aller Zeiten und Orte vor siel haben, hienach vergleichen und dann urtheilen!" Und später ,,Wir haben Beispiele, wo ein Kind ü b e r m o r g e n sollte geimpf werden, und m o r g e n (den Tag vorher) starb es plötzlich. Wäret diese Kinder einen Tag eher, als man wollte, wirklich geimpft worden so würde Blancher irrig geglaubt haben, die Impfung hätte dei Tod veranlasst. Der Geimpfte bleibt ja so gut Mensch als de Nichtgeimpfte und ist folglich keinen Tag vor kranken Verande rungen seines Körpers vollkommen sicher. Viele Kinder warei ferner schon vor der Impfung z u f ä l l i g angesteckt, ohne dass mai es wusste; sie starben daher an den zufälligen Pocken, ob mai gleich dachte, die Impfung hätte den Tod veranlasst. Wer z. B binnen den ersten sechs Tagen nach dem Impftage verstirbt, de ist entweder schon vorher zufällig angesteckt gewesen oder stirb gewiss an ganz andern Ursachen, denn das k ü n s t l i c h beigebrach W Gift pflegt erst am siebenten oder achten Tage mehr allgemein den Körper anzugreifen.11 Neben den Gefahren für den Variolirten selbst warf man dei Yerbreitung der l'ouken durch die Variolation mit Recht vor, sie trage zur Verbreitung der Blättert Variolation.

bei, indem eben jeder Variolirte wie ein sonstiger Blatternkninkei für seine Umgebung ansteckend war. An den nöthigen Vorsichtsmassregeln , Isolirung etc., Ifess man es im vorigen Jahrhundert meist gänzlich fehlen. Hufeland J ) schildert z. B., wie in Weimai im Jahre 1788 fast 100 Kinder ohne Todesfall inoculili wurdet; und wie dieselben sich ganz frei herumtrieben. (,.,Die Spaziergängc waren voll Blatternkinder."1) Die öftere Gelegenheit zur Ansteckung bewirkte, dass die Pocken statt erst nach fünf- bis achtjähriger Zwischenräumen in kleinem, öfter wiederkehrenden Epidemien auftraten. So wird von Uuruhstadt aus dem Januar 1797 berichtet3) ,,Binnen fünf Jahren haben hier die Blattern drei Mal geherrscht Die Ursache ist wohl, weil in den grössern Städten der angrenzender: Provinz viel geimpft wird."1 Je öfter aber die Pocken auftraten, urr so weniger hatten die Kinder Gelegenheit, ungefährdet über dk zartesten Jahre hinwegzukommen.

Inwieweit wirklich, wie vielfach behauptet wird, die Pockenmortalität durch die Verbreitung der
Variolation befördert wordei: ist, lässt sich schwer ermessen. Wenn für eine derartige ungünstige Wirkung angeführt worden ist 3 ), dass in London in dei: e r s t e n drei Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts (also vor dei ') Nr. 28, pag. 2.

Nr. 12, IV: Stück, pag. 79.

) Nr. 18, pag. X.

2 ) 3

25 r

ariolation) von 1000 Todesfällen 74, in einer ebea so langen leit am Ende des Jahrhunderts von 1000 Todesfällen 95 auf 'ocken gekommen seien, so gibt das keinen präcisen Massstab, ja icht einmal einen sichern Beweis für eine Zunahme der Poekenlortalität in lelzterm Zeiträume. Diese Zunahme wäre nur bewiesen , wenn in letzterm Zeiträume auf je 1000 auf den verchiedenen Altersstufen L e b e n d e mehr Pockentodesfälle gekommen raren.

Die Entdeckung der Kuhpockenimpfung machte der Verbreitung .er Variolation ein rasches Ende, nur in London erhielt sie sich, iis sie 1840 verboten wurde.

VI.

iei den Haussäugethieren kommen den menschlichen Pocken ähnliche und verwandte fieberhafte Ausschläge vor, die sich durch ihr Auftreten, ihren Verlauf etc.

unter einander und von den Menschenpocken unterscheiden. Sie sind zufällig oder durch Impfung von einer Thierspecies auf die andere und zum Theil auch auf den Menschen übertragbar.

Die sämmtlicben Thierpockenarten, deren Charakteristik und ''erhältniss zu einander können hier füglich übergangen werden.

Srwähnenswerth sind für die vorliegende Frage wesentlich nur die ocken bei drei Thierspecies : die Schafpocken, die Kuhpocken und ie Pferdepocken 1 ).

Die S c h a f p o c k e n sind ganz analog den Menschenpockeu ein lit starker Allgemeiuerkrankung verlaufender Ausschlag; sie treten i mehr oder weniger bösartigen Epidemien auf, wobei die Letalitiit, er erkrankten Schafe von 6--50% variirt. Man hat die Schafe urch Impfung mit Schafpockengift (Ovine) dagegen zu schützen esucht. Diese ,, O v i n a t i o n " der S c h a f e ist a l s o das A n a agon der V a r i o l a t i o n b e i m M e n s c h e n ; sie hat dieselben "ortheile (durchschnittlich leichtern Verlauf bei den ovinirteu chafen, Verlust nur bis zu 2°/o), aber auch Nachtheile (vermehrte erbreitung von Schafpocken) und ist dieser Nachtheile wegen meist 'ieder verlassen worden, wie bei den Menschen die Variolatioii *) Vergleiche hierüber Nr. 29.

Schafpockpiu

26 "Verwechslung der Impfgegner.

Virclow.

Kuhpocken.

Pferdepocken.

wieder verlassen und geradezu verboteu ist. Wenn die Impfgegne also triumphirend auf die Worte Virchovv's hinweisen : ,,Die Schutz Pockenimpfung ist in der Thierwelt bereits ein überwundener Stand punkt a , so beziehen sich diese Worte eben auf die Ovination de Schafe, die ebenso verlassen ist, wie die Variolation der Menschen Sie erlauben aber durchaus keinen Rückschluss auf die V a c c i n a t i o i der Menschen, und gegenüber dem Versuche der Impfgegner, durcl diese Aeusserung Virchow's den berühmten Mediziner als einen de Ihrigen hinzustellen, "hat Virchow selbst deutlich erklärt: ,,Ich ver wahre mich ausdrücklich gegen den Versuch, mich in den Auger einer bethörten Menge zu einem Freunde der meiner Meinung uacl gänzlich sinnlosen Agitation gegen die Schutzpockenimpfung de Menschen zu stempeln.a (Vergi, das Motto der Petition der Impf freunde.)

Eine wirkliche Vaccination der Schafe, d. h. Impfung mi Kuhpocken, ist, obgleich sie denselben Schutz gegen Schafpockei gewährt, noch nicht im Grossen erprobt worden.

Die K u h p o c k e n sind ein fast nur bei weiblichen Thierei und nur am Euter und während der Lactation vorkommender Aus schlag mit nur g e r i n g e r oder gänzlich mangelnder Allgemein erkrankung. Sie greifen nicht rasch epidemisch um sich durcl Uebertragung des Contagiums durch die Luft, sondern werden nui durch direkte Berührung langsam weiter getragen, wobei nebei der Streu besonders das melkende Personal die Verschleppung ver mittelt. Die Kuhpoeken stammen wahrscheinlich von den Menschen pocken ab und sind auch wieder zufällig (beim melkenden Personal oder absichtlich (durch Impfung) auf den Menschen übertragbar Die P f e r d e p o c k e n sind dadurch bekannt geworden, dasi Jenner sie für die Quelle der Kuhpocken hielt; sie kommen seltei vor und sind, wie die Kuhpocken, eine örtliche Krankheit; wegei ihres Sitzes am Fussgelenke der Pferde sind sie ursprünglich mi ganz andern Krankheiten, eiternden Fussgeschwüren etc., unter dea Namen ,,Mauke" zusammengeworfen worden. Daher der grundlos« Vorwurf der Impfgegner: Jenner habe mit ,,Maukeeiter"1 geimpft er hat das gar nie gethan1). Uebrigens sind die Pferdepocken au andere Pferde, auf Kühe und vom Pferde oder von der Kuh au auf den Menschen übertragbar, und wahrscheinlich ist ihre Wirkung beziehungsweise ihr Schutz gegen Menschenpocken
ganz demjenigei durch Kuhpocken analog. Dass aber die Pferdepocken nicht de Ursprung der Kuhpocken sind, ergibt sich schon daraus, dass dii Pferdepoeken in Deutschland sehr selten sind, während Kuhpockei allenthalben beobachtet werden.

!) Vergi. Nr. l, pag. 22.

27

VII.

'as Kuhpockengift (Vaccine) behält, auf den Menschen übertragen, seinen ursprünglich milden Charakter bei; bei den Taccinirten erfolgt, wie bei den pockenkranken Kühen, fast ausnahmslos nur ein örtlicher Ausschlag mit geringer oder ganz fehlender Allgemeinerkrankung.

Die Kuhpocken, auf den Menschen übergeimpft, nehmen nicht in gefährlichen Charakter der Menschenpocken an, sondern beilten ihren ursprünglichen milden Charakter bei. Die Kuhpocke eicht auf ihren verschiedenen Entwicklungsstadien vollkommen m analogen Stadien einer ächten Menschenpocke. Der ganze ergang und Verlauf einer normalen Vaccination ist also folgender : In einige oberflächliche, in der Regel am Oberarme beigebrachte autschnitte, resp. Stiche wird etwas frische oder konservirte Impf·mphe (vide unten) gebracht. Diese Schnitte verhalten sich drei age lang, wie sich Hautschnitte überhaupt verhalten. Erst vom nde des dritten Tages an zeigen sich die Folgen der Vaccination, e Stellen beginnen anzuschwellen zu Knötchen, auf denen sich n fünften Tag Impfbläschen entwickeln; diese erreichen am ebenten Tag ihre volle Blüthe: die umgebende Haut ist etwas itzündet und diese Entzündung nimmt nach dem siebenten Tag ich an Umfang und Intensität zu, zugleich ist etwas Fieber vormden, dessen Stärke variirt, im Durchschnitte aber sehr mässig t. Gerade bei Neugebornen pflegen die örtlichen Eatzündungsscheinungen gering zu sein und Fieber ganz zu fehlen1). Nach enigen Tagen gehen Fieber und Entzündung zurück. Der bis .m achten Tage klare Inhalt des Impfbläschens wird vom achten ige an trüb, eitrig, es beginnt sodann, vom elften bis zwölften ige an die Eintrocknung der Pusteln zu dunkelbraunen Krusten, eiche durchschnittlich am Ende der vierten Woche nach der ipfung abfallen. Damit ist der ganze Hergang zu Ende.

Geringfügige Abweichungen von diesem Verlaufe sind nebenchlich. Schädliche Folgen der Impfung werden später (Abinitt XVI) eingehend erörtert.

Mit dem bis zum 8. Tag klaren Inhalte des Impfbläschens, so mit ,,Lymphett, nicht mît ,,Eiter", werden die Kuhpocken weiter »ertragen, entweder direkt durch Impfung von Arm zu Arm oder lern die Lymphe flüssig oder eingetrocknet aufbewahrt und bei ') Nach Gast, vergi. Nr. 30, Bd. 183, pag. 207 u. ff.

Verlauf einer Vacciaation.

Imnfatoff.

29 Damit stimmt überein, was Bollinger ^ aus den N i e d e r i n d e n mittheilt. In den niederländischen Impfinstituten vou Dtterdam, Amsterdam, Haag und Utrecht z. ß. waren Ì76 unter 6750 animalen Vaccinationen nur 54 Misserfolge = 0,8 % S77 ,, 5288 ,, ., ,, 5 ,, =0,09% Die Verwendung der animalen Lymphe mehrt sich. In Belgien, >n Niederlanden, in Hamburg, Berlin, Thüringen, Stuttgart, Wien, der Schweiz und in Italien bestehen öffentliche oder private stitute zur Herstellung aiiimaler Lymphe. Ihre Vor- und Nacheile gegenüber der humanisirten Lymphe lassen sich kurz dahin sumiren : 1) Man erblickt in der Rückimpfung auf Kühe etc. vielfach ae ,,Regeneration"1 des Impfstoffs, der durch seine beständige Drtpflanzung von Mensch zu Mensch in seiner Wirksamkeit etwas )geschwächt und ,,degenerirt"' sein soll. Es ist aber weder diese egeneration erwiesen, noch genügendes Material vorhanden, um i beurtheilen, ob die Schutzwirkung der animalen Lymphe stärker id länger dauernd ist, als diejenige der menschlichen.

2) Die animale Lymphe garantirt vor der Uebertragung der · vielfach gefürchteten Syphilis und beseitigt damit ein seltenes, Der doch dem Publikum stets vor Augen stehendes Schreckniss.

erade in städtischen Impf bezirken, überhaupt bei Massenimpfungen, t das sowohl für die Impfärzte, als für die Impflinge eine werth)lle Beruhigung.

3) Die animale Lymphe kann natürlich, wie die menschliehe, ìrunreinigt oder zersetzt angewandt werden und dadurch Krankîitserscheinungen hervorrufen ; aber, wie Bollinger 2) ausdrücklich srvorhebt, ,,so ist bis jetzt noch keine sichere Thatsache trotz r vielen Tausende von Impfungen durch animale Lymphe kontirt, dass dabei ein Infektionsstoff vom Rinde-auf den Menschen ertragen wurde." Es ist also aus der Luft gegriffen, wenn mau i animale Lymphe dadurch zu diskreditiren sucht, dass man die bertragung von Thierkrankheiten (Milzbrand, Diphtherie, Tuberlose etc.) auf den Menschen vorspiegelt, worüber unten (Abmitt XVI) ein Mehreres.

4) In der Haftbarkeit (denn Erzeugen von Impfbläschen beim ipfling) steht frische animale Lymphe der menschlichen nicht in heblichem Grade nach. Dagegen hat sieh 5) ihre Haltbarkeit bisher als viel geringer erwiesen. Konserrte animale Lymphe ist im Sommer nach Pfeiffer .,,bis zu sieben >) Nr. 33, pag. 34.

) Nr. 34, VIII. Jahrgang, 1879, pag. 184.

2

3U o

Vorzüge der Vaccination vor der Variolation.

Tagen oft noch länger1* wirksam. ,,Im Winter ist eine Daue haftigkeit von 3 Wochen dio Regel,"1 während gut kouservir menschliche Lymphe auch nach Monaten in der Regel haftet. D auf Lager halten, das schon bei menschlicher Lymphe seir Grenzen hat, ist daher bei animaler bisher geradezu unmöglic resp. werthlos.

Kommen wir nach dieser Schilderung des Impfstoffes no< einmal zurück auf den bedeutenden Unterschied zwischen eine mit Kuhpocken Geimpften (Vaccinirten) und einem mit Menschei pocken Geimpften (Variolirten). Die Unterscheidungspunkte sin hauptsächlich folgende : 1. Die Vaccinebläschen treten in der Regel nur an den Imp stellen auf -- bei Variolirten erfolgte in der Regel ein mehr öd weniger starker allgemeiner Poekenausschlag.

2. Die Allgemeinerkrankung des Vaccinirten ist, wenn übe haupt vorhanden, in der Regel eine äusserst geringfügige un kurze -- bei Variolirten war sie der allgemeinen Verbreitung d( Aussehlags entsprechend oft eine schwere, nicht ganz selten ein tödtlich endende.

3. Das Kuhpockencontagium greift nicht von selbst weitei die Vaccinirten sind also für ihre Umgebung ganz indifferent, gebe zu keinerlei weitergehenden Erkrankungen Veranlassung -- di Variolirten waren für ihre Umgebung ebenso gefahrlich, wie < Blatternkranke überhaupt sind und gaben häufig den Anstoss 2 weitergehenden Blatternerkrankungen.

Es fehlte daher nur an der Entdeckung der Thatsache, dai zufällig oder absichtlich mit Kuhpocken Angesteckte in ähnlich« Weise, wie zufällig Geblätterte oder absichtlich Variolirte gege fernere Erkrankung an Pocken immun sind, um an Stelle d( nicht unbedenklichen Variolation die in der Regel ganz harmlos Vaccination als Schutzmittel gegen die Menschenpocken zu ve wenden.

VIII.

Die Yaccinirten sind den Mensehenpocken gegenüber i ähnlicher Weise immun, wie Gepockte oder Variolirti Entdeckung Jenner's.

Wir verdanken Jenner die wissenschaftliche Entdeckung diesi Thatsache. Schon vor ihm finden sich in Deutschland und i England vereinzelte Beobachtungen, dass zufällig oder absichtlic auf den Menschen übertragene Kuhpocken vor späterer Blatten

3Ï irkrankung Schutz gewährten. Jenner zuerst aber hat diese Thatache durch eine Reihe von Beobachtungen und Versuchen wissenchaftlich begründet und schlagend bewiesen. Nachdem er schon eit mehr als 20 Jahren sich mit dem Gegenstande im vollen Jewusstsein seiner Tragweite beschäftigt hatte, trat er 1798 mit einer ersten Publikation *) hervor, der 1799 eine Fortsetzung olgte.

Dieselben enthalten die entscheidenden Beobachtungen : 1) Dass zufällig durch Umgang mit Kühen mit Kuhpocken Sehaftete sich kurz darauf, aber auch nach 25, 27, 31, 53 Jahren ;egen Variolation oder zufällige Ansteckung mit Blattern immun rwiesen ; 2) dass schon Geblätterte von den Kuhpocken meist frei ileiben oder nur wenig erkranken (1. c. Fall VI) ; 3) dass aber ausnahmsweise auch schon Geblätterte für Kuhlocken empfänglich sind (Fall VII); 4) dass ausnahmsweise ein und dasselbe Individuum zu öfteren lalen für Kuhpocken empfänglich sei und zwar das zweite und Iritte Mal mit ebenso starker Erkrankung, wie das erste Mal Fall IX); 5) dass Kuhpocken, den Menschen eingeimpft, dieselbe Wirkung aben, wie die zufällig erworbenen, und dass von den entstehenden iläschen aus mit Erfolg auf andere Menschen weiter geimpft werden ,ann (Fall XVII u. ff.).

Vereinzelte Beobachtungen, dass auch bei ,, Vaccinirten die fariolation nach mehreren Jahren wieder von örtlichem Erfolge ein könne, traten um so mehr in den Hintergrund, als ähnliche Erfahrungen auch bei Geblätterten vorkamen. 2) Die Gefahr der Blattern, welche die Menschen damals noch Rasche riseli vor Augen hatten, war so gross. dass die erlösende Ent- verbreitnnp
, ° ,, ,, .',, , , j ' j · - T I .

Vaccination.

eckung rasch alle Zweifel überwand und in wenig Jahren zu len civilisirlen Völkern drang. Durch Jenner's Entdeckung auterksam gemacht, fand man auch in Holstein Beispiele von enschen, ,,die bereits vor 60, 56, 40 und 30 Jahren durch Kuhocken angesteckt waren und ihre schützende Kraft erprobt atten." 3) Der fundamentale Versuch, dass Vaccinirte für Variolation lempfänglich sind, ward mit demselben Ergebnisse lOOOfach iederholt; in London allein 4 ) waren bis zum August des Jahres ') Nr. 35.

Nr. 36, pag. 54.

) Nr.

37, pag. 173.

4 2 j 3

) Nr. l, pag. 31 u. ff.

32 1800 schon 15,000 Menschen glücklich vaccinili und bei ungefäh 5000 derselben ist der nachherige Versuch mit der Variolatioi gemacht worden, ohne dass bei einem einzigen derselben di Blattern ausgebrochen wären. Aehnliche Versuche mit dem dem selben Erfolge wurden in Deutschland und Frankreich gemacht.

Diesen Erfolgen entsprach die rasche Verbreitung der Impfung In Deutschland wurden in den ersten zwei Jahren nach der Ein führung 300,000 Menschen, in Italien im Laufe von 8 Jahren \ 1I Millionen geimpft. Wie durch den Versuch, bewährte sich di Impfung auch in der Praxis. Im Grossherzogthum Baden wurd amtlich konstatirt 1 ), ,,dass in den Jahren 1805 und 1806, wo die Blal lern unter den Ungeimpften im Grossherzogthum sehr häufig und seh mörderisch auftraten, keine einzige Person, welche die Schutzpockei nach ihrem ächten Verlauf überstanden hatte, von den Blatter befallen wurde. Von den Ungeimpften dagegen wurden an vielei Orten die Hälfte oder gar zwei Drittel weggerafft, während di Geimpften unangesteckt und gesund umherwandelten. Diese Er fahrungen machten selbst auf das grosse Publikum solchen Ein druck, dass ganze Gemeinden alle Ortseinwohner, welche du Menschenpocken noch nicht gehabt hatten, impfen Hessen. ,,,,Um mit innigem Dank für diese wohlthätige Erfindung,"1" sagt der Be rieht, dessen Curialstil sich angesichts solcher Ereignisse höher aul schwingt, ,,,,sahen sie den Würgengel an ihnen vorüberziehen indessen er bei ihren Nachbarn, die nicht so verfahren warer noch mehr als .den Erstling, oft ihre sämmtlichen Kinder, dure die Blatternpest tödtete, oder blind, lahm und sonst elend machte.tu Man sieht zugleich hieraus, dass der Blatternwürgengel keinesweg zur Säkularfeier des Jahres 1800 schlafen gegangen war, sonder überall da, wo ihm die Aerzte nicht ihren Zauber vor die Thüi schwelle legten, eintrat und sein Opfer heischte."

Es war verzeihlich, dass man, durch solche Ergebnisse berausch die Dauer des Schutzes für unbegrenzt hielt und die Ausrottun der Blattern vor der Thüre glaubte. Die anfangs vereinzeltet bald zunehmenden Beobachtungen, dass auch Vaccinirte nach Jahre an den Blattern erkrankten, ja starben, lieferten den auf die Daue unwiderstehlichen Beweis, dass der Schutz durch die Vaccinatio für Viele ein begrenzter sei. Und wie gewöhnlich fielen nu Manche von einem Extrem in
das andere und verlangten von d( Impfung, was das Durchmachen der Pocken nicht einmal gewährt« eine a b s o l u t e Immunität, und legten der Impfung alles Möglict zur Last, was man bei unbefangener Würdigung nicht der Impfunj ') Nr. l, pag. 39.

33

Dndern ihrer ganz mangelhaften Durchführung zuschreiben muss.

)iese leztere muss zuerst näher geschildert werden, bevor auf die Virkung der Impfung im Einzelnen und im Grossen näher kann ingegangen werden.

IX.

He Durchführung der Vaccination in Europa war in den meisten Ländern durchaus lückenhaft und ist es theilweise noch.

Mit wenigen Ausnahmen sind gesetzliche Bestimmungen, welche ine vollkommen durchgreifende Impfung der ganzen Bevölkerung icht nur vorschreiben, sondern auch durch genügende Kontrole nd Bestrafung der Nachlässigen wirklich zur Folge haben, in ]uropa erst im Laufe der letzten 15 Jahre und auch da nur in iner beschränkten Zahl von Ländern erlassen worden. Die für ie vorliegende Frage wichtigen Länder sind im nachfolgenden ufgezählt.

B a y e r n war das erste Land mit Impfzwang. 1807 wurde Bayern..

ie Bestimmung erlassen, dass Alle, welche das d r i t t e Jahr urückgelegt haben und noch nicht geblättert sind, jeweilen bis um 1. Juli des nächstfolgenden Jahres geimpft sein müssen. Listen är Impfpflichtigen aus den Taufbüchern. Geldstrafen für die enitenten. Im Jahre 1864 (Regierungsblatt Nr. 13 vom 9. März) ird die frühere Bestimmung dahin verschärft, dass alle in einem ahre Geborenen auf den 1. April des folgenden Jahres impfpflichtig nd. (Hr. Vogt schreibt, 1. c. pag. 111, sehr ungenau, das ,,seit em 27. August 1807a zu Kraft bestehende bayerische Impfgesetz erlange ,,die obligatorische Impfung aller Kinder im ersten Lebensihr a etc.) Die Durchführung ist im Ganzen musterhaft; nur eilige Procente der Impfpflichtigeu müssen jeweilen auf das folìnde Jahr übertragen werden, die meisten derselben wegen Krauk3it; nur verschwindend wenige (in den Jahren 1858/59 bis 60/61: 28 bis 0,40 °/o *) wegen Weigerung. Im Durchschnitte der drei ahre 1867/69 machten die ,,ungehorsam Ausgebliebenen"1 nur 0,7 % er Impfpflichtigen aus.

In W u r t e m b e r g 2 ) wurde am 25. Juni 1818 das Gesetz wurtemberc et«, rlassen, wornach jedem Kinde ,,vor Ablauf seines dritten Lebenshres, sofern es noch ansteckuugsfähig ist, die Schutzpockeu ein') Nr. 38, pag. 41.

) Nr. 39, pag. 287.

2

34

zuimpfen" sind. Impfbuch in jeder Gemeinde. Geldstrafen, bei fortdauernder Renitenz bis zum 14. Jahre forterhoben werdt Ein ähnlicher Impfzwang wurde z. Th. auch schon früher a n d e r n k l e i n e r n S t a a t e n D e u t s c h l a n d s eingeführt, \\ z. B. Baden, Hannover, Kurhessen. Au die Stelle aller bish genannten Gesetze trat 1874 das später zu erwähnende deutsci Reichsimpfgesetz.

Schweden.

S c h w e d e n erliess am 6. März 1816 das Reglement üb die Impfung. Danach sollen die Kinder ,,so früh als moglie jedenfalls aber vor Ende des zweiten Altersjahresa geimpft werde 1853 wird dieses Reglement bestätigt, 1874 neue Bestimmung, über die Kontrole beigefügt. Laut verdankenswerther brieflich MittheiluDg von Hrn. Dr. J. Berlin, Generaldirektor des schwedisch Medicinalweseus, ist ,,für das g a n z e L a n d die Zahl der Vac< nirten in Procent von den im vorhergehenden Jahre geboren Kindern 72--75; in Stockholm dagegen vieler Umstände wog geringer (42--48)." Da die Mortalität im ersten Lebensjahre Stockholm nach demselben Gewährsmanne ,,25 °/o und meli beträgt, ,,während für das ganze Land nur 17 % berechnet werden so beträgt die Zahl der Geimpften für das ganze Land 87--90 ' der das erste Jahr Ueberlebenden, für Stockholm nur etwa 65 ° Die Impfung ist also auf dem Lande massig, in der Hauptsta ganz mangelhaft durchgeführt.

Schottland.

' In S c h o t t l a n d datirt das Impfgesez (Vaccination Act) vc Jahre 1864. Jedes Kind soll vor Ablauf der ersten 6 Lebei monate geimpft sein. Die Durchführung ist regelmässig ; die Za der Geimpften schwankt seit 1865 zwischen 96 und 97 % der d erste halbe Jahr Ueberlebendeu.

unrichtige Die Darstellung der schottischen Impfverhältuisse durch Hi He?mevogtS V°St ('· C' P3»' 196^ ist mehrfach unrichtig. Zunächst ist c Ueberschrift seiner Tabelle: ,,Unter je 100 lebenden Kindern u u t 6 Monat alt" etc. ganz verkehrt, da es heissen sollte ,,unter 100 6 Monate n a c h der Geburt noch lebenden Kindern" (s!

alive six months after bii'th). Das sind zwei sehr verschiede Begriffe, wie noch deutlicher wird, wenn sich die Verschiedenh des Ausdrucks au einen spätem Termin knüpft. Mau denke si z. B. die Angabe: es seien iu einem Lande von je 100 90 Jal nach der Geburt noch lebenden 75 verwittwet -- wiedergegeb nach Hrn. Vogt: es sind von je 100 lebenden Menschen u n t
i 90 Jahr alt 75 verwittwet. Sodann lautet seine Rubrik ,,zweifelhaf im englischen Original J ) : ,,Vor der Impfung aus dem Bezirke wc gezogen oder sonst der Koutrole entgangen" (otlierwise unaccouut ') Nr. 3, Jahrgang 1873, pag. XXXVIII u. ff.

35 ir), während die, ,,welche mit Erfolg geimpft waren, ohne es irch Bescheinigung oder charakteristische Narben unzweifelhaft iweisen zu können," n i c h t , wie Hr. Vogt schreibt, ,,desshalb die Rubrik der ,,,,Zweifelhaften"" eingereiht wurden," d. h. unter ne ,,unaccounted fortt, sondern unter die besondere Rubrik ,,Unnpfänglich wegen früherer Impfung" (,,insuscep tibie having been iccinated in an irregulär manner and without having certificates om thè operator." *) Für den Durchschnitt der Jahre 1864 --1873 eilt sich also die Sache so : Von je 100 am Ende des sechsten Monats noch lebenden indem waren : mit Erfolg Geimpfte 96,18 } T f · er { wegen früherer Impfung 0,22 > 96,45 geschützte.

f~ die f <\ weil schon geblättert 0,05 ichu für , ?..

,. ,, ' 'l T f l wegen konstitutioneller impiung. | Unempfänglichkeit 0,28 0,28 zweifelhafte, Impfung verschoben .

.

.

0,77 Ì Weggezogen oder sonst der Kon> 3,26 ungeschützte, troie entgangen .

.

.

2,49 J Man muss wohl annehmen, dass der grösste Theil der durch fohnungsänderung oder sonst ,,der Kontrole entgangenen" unimpft b l e i b t .

In E n g l a n d 2 ) erfolgte die Regelung des Impfwesens im England.

nne obligatorischer Durchführung erst im Jahre 1867 durch die iccination Act, welcher im Jahre 1871 jnoch ein ergänzendes ïsetz folgte, um die wirksame Ausführung des ersten Gesetzes sichern. Jedes Kind soll vor Ablauf der ersten- drei Lebensonate geimpft sein. Geldstrafen bis zu l £.

In Menschenanhäufungen wie London reicht natürlich, wie tle Art von Polizei, so auch die Impfpolizei nicht überall hin, .her denn die später (Abschnitt X, pag. 47) zu erwähnende osse Zahl von Pockentodten in London, welche begreiflich wird, enn uns noch aus dem Jahre 1872 ein Spitalbericht 3) meldet, je unzulänglich (unsatisfactorily) die Impfung in London ausührt werde.

I r l a n d hat seit 1868 den Impfzwang vorgeschrieben ; der Manu.

3ftermin ist auf dem Papiere, wie in- Schottland : vor Ablauf des hsten Monates. Es fehlt aber an der nöthigen Kontrole; die rchführung ist daher keine gleichmässige ; die Zahl der öffent>) Nr. 3, Jahrgang 1873, pag. XXXVI.

") Nr. 40, pag. 63.

s ) Nr. 41, pag. 8.

36

PreiiEBen.

Berlin.

Fehler des Herrn Vogt,

lichen Impfungen wechselt sehr (von 282,484 im Jahre 1872 114,487 im Jahre 1876). *) P r e u s s e n empfahl durch Ordre vom Jahre 1835 ,,ein Jeden dringend'1, sich selbst, seine Kinder etc. ,,der Schutzpoek impfung nicht zu entziehen." Strafe trat nur ein, wenn Kind die bis zum Ablauf des ersten Lebensjahres ungeimpft gebliel waren, an Blattern erkrankten. Die Aufnahme in öffentliche l stalten des Staates, Ertheilung von Stipendien oder Benefizien wai an den Nachweis der Impfung geknüpft. Ein wirklicher Im resp. Revaccinationszwang bestand nur für die Armee seit 18t über den Erfolg derselben vergleiche Abschnitt XV. Im übrif f e h l t e ein d i r e k t e r I m p f z w a n g , der eine frühzeitige vollständige Durchführung der Impfung gesichert hätte, in Preuss und ebenso auch in S a c h s e n bis zum Erlass des Reichsim gesetzes von 1874.

Wie in B e r l i n die Impfung durchgeführt wurde, darüber g Guttstadt 2 ) interessante Aufschlüsse. Während früher die Zi der Geimpften bis 80 °/o der Geborenen eines Jahres betrug, l ,,in den 50er, namentlich aber in den 60er Jahren in Berlin e b e d e u t e n d e A b n a h m e der I m p f u n g e n stattgefunden."1 I Verhältniss der Geimpften zu den Geborenen war i m l e z t J a h r z e h n t i n B e r l i n folgendes: Auf 100 G« Jahr.

Revaccinirt. borene kam« Geboren.

Geimpft.

Geimpfte.

1860 10,736 277 58,90 18,226 1861 50,92 20,777 10,581 963 1862 53,53 21,364 11,436 536 1863 15,728 2,222 67,49 23,301 1864 102,12 24,631 25,153 22,566 und mehr (Pockenepiderr 1865 26,061 9,405 36,08 2,734 1866 27,908 10,587 37,90 1,018 1867 27,313 52,64 14,377 1,000 1868 29,413 56,87 16,729 1,417 1869 J 7,682 37,668 1,344 57,65 1870 32,594 9,547 4,530 29,29 1871 29,530 37,206 102,965 und mehr (Pockenepiden So augenfällig diese Zahlen sind, welche Guttstadt noch ,,zu hoch angegeben* hält, so versucht Hr. Vogt doch (1. c. pag. ' und 107), die Impfung in Berlin als eine durchschnittlich ,,nah '2) Nr. 42, Jahrgang 1878, Bd. II, pag. 45.

) Nr. 7, pag. 119.

37

llständige" nachzuweisen. Er wählt als Basis des Vergleiches t der Zahl der Impfungen statt der Zahl der Geborenen die ihl der in e i n e m bestimmten Augenblicke des Jahres unter Jahr Lebenden, eine Zahl, die wegen der starken Mortalität des äten Lebensjahres zu niedrig ist, daher der Vergleich für die ipfungen zu hoch ausfällt. Aber auch, wenn man jene Basis ceptirte, ao hat sein Durchschnitt aus 27 Jahren für den vorgenden Fall keinen Werth. Was nützt es, wenn für die g a n z e iriode 1840--1871 (excl. 1855 -- 593 herausgerechnet wird, dass :rchschnittlich alljährlich 99,7 °/o der unter l Jahr Lebenden impft worden seien, da in den der grossen Epidemie vorherhenden 6 Jahren 1865--1870 -- und auf diese Jahre kommt ja vor Allem an -- selbst nach Vogt'scher Berechnung 6, 7, i, 36, 42, 51% der unter 1 Jahr Lebenden u n g e i m p f t blieben.

Ir diese ist aus der Vergangenheit, aus den nach Vogt'scher irechnung überzähligen Impfungen f r ü h e r e r Jahre keine ickung zu holen. Die angeblichen 160 °/o Impfungen des Jahres (64 können die Mängel der folgenden Jahre nicht ergänzen, da die in den Jahren 1865--1870 geborenen Kinder erst geimpft erden konnten, als sie geboren waren, nicht schon im Jahre 1864.

irlio hatte also selbst nach Hrn. Vogt im Beginne des Jahres S71 eine sehr mangelhaft geimpfte kindliche Bevölkerung. Das sst sich auch auf anderm Wege ganz direkt nachweisen.

Bei der Volkszählung am 1. Dezember 1871 fanden sich in îi-lin !) Lebende, geboren in den Jahren 1870--1865: 99,659.

an wird diese Zahl auf den Beginn des Jahres 1871, also L Monate früher, um wenigstens 2,5 % = 2491 höher schätzen üssen. Das ergibt auf Anfang 1871 wenigstens 102,150 Lebende is den Jahren Ì870--1865. Impfungen fanden in diesen 6 Jahren ch Guttstadt statt: 78,367. Es ergibt sich also: nfang des Jahres 1871 L e b e n d e , boren von 1870--1865 wenigstens 102,150 n p f u n g e n von 1870-1865 78,367 Differenz 23,783 = 22,6% der Lebenden.

Im Beginn des Jahres 1871 waren also von der Bevölkerung n 0--6 Jahren jedenfalls diese 22,6 % ungeimpft. Es ist aber ar, dass die gesammte Sterblichkeit der 1865--1870 Geborenen s Anfang 1871 nicht ausschliesslich wird Ungeimpfte betroffen ben, sondern dass auch von den im Laufe dieser 6 Jahre Gepften Tausende gestorben sind ; es war also die Zahl der Gepften unter den 102,150 Lebenden um x Tausende kleiner als ') Nr. 43, Jahrgang III, pag. 9.

38

78,367, resp. es war in Berlin v,or der Epidemie des Jahres 187 allein u n t e r d e r B e v ö l k e r u n g b i s z u m v o l l e n d e t e s e c h s t e n J a h r e m e h r als ein V i e r t e l u n g e i m p f t . Da if es denn freilich verständlich, wesshalb Berlin unter 6478 Pockei todesfällen vom Januar 1871 bis Juli 1872 1515 (23 °/o der G( sammtzahl) vom 2. bis 5. Altersjahre hatte, während in Bayer unter 14,263 Pockentodesfällen im Laufe von 18*/4 Jahren ni 508 (3,6 °/o der Gesammtzahl) auf die genannten vier Altersjahr fielen.

So viel über die nach Hrn. Vogt ,,nahezu vollständige" Impfun in Berlin.

D6tt Für 'eHhi874?iCl1 sämmtliche Länder des D e u t s c h e n R e i c h e s whrd 1874 das Reichsimpfgesetz erlassen, das bestimmt, dass jedes Ein vor Ablauf des auf sein Geburtsjahr folgenden Kalenderjahr« geimpft und jeder Zögling einer öffentlichen oder privaten Schu in dem Jahre, in welchem er sein 12. Lebensjahr zurücklegi revaccinirt werde. Geldbussen bis 50 Mark oder Haft bis 3 Tagt Aber auch mit diesen Bussen wird das beabsichtigte Zit nur allmälig und sehr ungleich erreicht, wie die folgenden Zahlen ] beweisen : Von je 100 Impfpflichtigen w u r d e n mit E r f o l g g ei m p f t :

1876.

oesterreich.

1877.

1878.

In Bayern . . . .

94,6 95,2 95,1 Schwankungen in den einzelnen Provinzen 92,7--96,5 . 92,8--96,5 93,7--96, In Preussen . . .

84,7 86,2 85,5 Schwankungen in den einzelnen Provinzen 73,5--90,9 78,0--90,5 79,0--93, In Berlin . . . .

39,6 56,8 66,5 In Sachsen . . . .

75,7 73,8 75,1 In Hamburg . . .

24,5 23,4 74,4 Am besten steht auch jetzt noch das von jeher musterhaft Bayern da; Sachsen und Preussen zeigen trotz ihrer Mangelhaft^ keit keine fortschreitende Besserung; Berlin und Hamburg sin trotz ihrer Besserung im letzten Jahre noch sehr mangelhaft, In O e s t e r r e i c h besteht k e i n Impfzwang. Die noch jets geltende ,,Vorschrift über die Kuhpockenimpfung in den k. k. Staaten datirt vom 1. Dezember 1836. Danach sollen die Zöglinge de

*) Nr. 44, Jahrgang 1878, Nr. 8 und Jahrgang 1879, Nr. 23 und Nr. 4!

40

nécessaire de le dire de la manière la plus formelle, l'état acttu de la vaccination à Paris et en France est douloureusemei insuffisant."1 Siederiande.

In den N i e d e r l a n d e n bestand und besteht noch jetzt kei Impfzwang. Ende 1872, also nachdem eben eine beispiellos moi derisene Epidemie im Lande gewüthet hatte, wurde das ,,Gesel zur Abwehr von ansteckenden Krankheiten'1 *) erlassen, das ii Art. 17 als einzige Bestimmung über das Impfen vorschreibt ,,Lehrer, Lehrerinnen und Schüler, die kein Zeugniss eines Arzte haben, dass sie mit Erfolg oder mehr als einmal vaccinirt sine dürfen nicht in den Schulen zugelassen werden." Damit ist nac wie vor nicht nur das zartere Kindesalter der sorglosen Willkü preisgegeben -- es warten, wie Bollinger 2) berichtet, ,,viele Eiter in der Regel so lange als möglich zu, und auf diese Weise erreiche die Kinder vielfach das für die Impfung ungünstige Alter vo 3, 4 und 5 Jahren, wo sie die Impfpockeu häufig zerkratzen .. .,, -- sondern, da ,,der Volksschulunterricht in Holland nicht obligatorisc ist, so bleibt ein gewisser, wenn auch geringer Procentsatz de Kinder überhaupt u n g e i m p f t . " Schweiz.

In der S c h w e i z herrscht bisher eine grosse Blannigfaltigkei der Bestimmungen. Die Impfung ist durch Gesetz oder Verorduuri: obligatorisch in allen Kantonen, mit Ausnahme von Uri, Giani (seit 1876 aufgehoben) und Genf. In 10 der Kantone (incl. Halb kantone) ist ein bestimmter Alterstermin vorgeschrieben (meist vo Ende des zweiten Jahres, einmal [in Neuenburg] vor Ende de fünften Jahres), bei den übrigen heisst es nur, jedes ,,Kind" müss geimpft werden, oder es ist, wie z. B. in Bern, di« Schulpflicht al Altersgrenze bezeichnet. Die Impfung darf nur von Aerzten aus geführt werden, mit Ausnahme von Freibivg, wo auch Hebammen damit beauftragt werden. In 15 Kantonen sollen Listen der Impl Pflichtigen angefertigt werden ; 17 Kantone schreiben eine Kontrol des Erfolges vor. Der Nachweis der Impfung wird verlaugt beiti Eintritt in die Schulen in 16 Kantonen; in den übrigen fehle: bezügliche Vorschriften.

Die R e v a c c i n a t i o n ist anhaltend obligatorisch in Froiburg Baselstadt, Graubünden. Ausserdem noch : bei Pockenepidemien in Pockenhäusern etc. in 4 Kantonen : Zürich, Zug, Aargau, Neuen bürg; ferner kann in Solothurn das Sanitätsdepartement sie beiti
Ausbruch der Blattern verfügen. Fernere 7 Kantone: Bern, St. Gallei: Obwalden, Schwyz, Tessin, Thurgau, Waadt wollen die Revacci ') Nr. 48, Bd. V, pag. 112 n. ff.

) Nr. 33, pag. 42.

2

39 ìrsorgungsanstalten des Staates und der Waisenhäuser vaccinili irden.

Ebenso ist zur Erlangung von Stipendien etc., zur Aufnahme unentgeltliche öffentliche Erziehungsinstitute der Nachweis der ipfung erforderlich; desgleichen für die Aufnahme in eine Militärdungsanstalt. ,,Ueberdies werden", laut Bericht der schweizechen Gesandtschaft in Wien, ,,die eingeteilten Wehrpflichtigen i ihrem Einrücken zur Truppe ärztlich untersucht, und alle jene, ;lche nicht oder bei welchen es zweifelhaft erscheint, ob sie impft wurden, der Impfung unterzogen." In Ermanglung direkten vanges ist die Impfung bei der Bevölkerung sehr ungleichmässig rchgeführt. In den Jahren 1873 und 1874 J) z. B. blieben von n Impfpflichtigen un geimpf t in Triest mit Gebiet 0,7--1,2 °/o, ihmen 2,7--2,9 °/o, dagegen in Gestenreich ob der Enns 45--47 °/o, Kärnthen sogar 64--66 °/o.

I t a l i e n hat gleichfalls keinen Impfzwang. Das Gesetz sulla aita publica vom Jahre 1865 bestimmt, die Impfärzte sollen mit iterstütznng der Municipalbehörden dafür sorgen, dass in möghstem Umfang geimpft werde. In den meisten Provinzen ist tut Regolamento per l'istruzione elementare von 1859, Art. 6) r Eintritt in die Elementarschulen an den Nachweis der Impfung knüpft, was in Ermanglung von Schulzwang für die Durchführung rselben wenig beweist.

In F r a n k r e i c h 2 ) erliess schon Napoleon I. ein Schutzickengesetz; aber nach seiner Entthronung gerieth das Impfwesen Verfall ; ein Zwang besteht nicht ; die Impfungen werden viel:h durch Hebammen vorgenommen. Die Durchführung der pfung ist sehr ungleich, z. Th. ganz mangelhaft. Die Klage îi'Uber kehrt überall wieder. ,,Le service de la vaccine est trêmement défectueux en France et il a besoin d'être complétesnt organisé." 3) Aus dem Jahre 1870 wird berichtet, dass im parlement de la Meuse ,,95 communes sont restées sans vacations" 4), während die Kriegsereignisse erst eintraten zu einer it, wo die Vaccinationen in der Regel beendigt sind. Wenige are später heisst es von demselben Departement, dass ,,sur 179 mmunes i', y en a 62 qui ont envoyé des états négatifs de ccination." B) Delpech fasst sein Urtheil zusammen in die Worte 6 ) : ,,II est l ) s ) s

) *) ») «)

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45, Jahrgang 1873, pag. XI, Jahrgang 1874, pag. XII.

46, pag. 476: 13, Bd. Ili, pag. 268.

13, Bd. III, pag. 271.

13, Bd. V, pag. 263 u. ff.

47, 2. Série, Bd. XXXV, pag. 218.

Italien.

Frankroicït.

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ation fakultativ fördern. In den übrigen Kantonen fehlen darüber iestimmungen.

Endlich ist als allgemein schweizerische Bestimmung zu er'ähnen die 1871 verfügte, 1873 durch buiidesräthlichen Beschluss estätigte Revaccination der Rekruten.

Blickt man auf die Reihe von Ländern zurück, so sind es eben einigen kleinern deutschen Staaten und einer Anzahl von ichweizerkantonen nur Bayern und Schweden, die schon lange mpfzwang festgesetzt und theils gut (Bayern), theils wenigstens uf dem Lande einigermassen (Schweden) durchgeführt haben.

ïrst im letzten Jahrzehnt folgt Grossbritannien. In allen übrigen ;ändern war und ist die Impfung mehr oder weniger mangelhaft nd selbst in einzelnen deutschen Staaten ist sie es auch nach 1874 rotz des neuen Reichsimpfgesetzes geblieben.

Die Behauptung, dieses oder jenes Land habe trotz dem Impfwange eine heftige Blatternepidemie gehabt, ist daher stets mit Vorsicht aufzunehmen. Die Länder, von denen das behauptet wird, o besonders Preussen, hatten im Beginne dieses Jahrzehnts gar ;einen Impfzwang und da wo der Impfzwang gesetzlich feststeht, la kann zwischen dem Gesetz und der Ausführung ein bedeutender Jnterschied sein, wie in Schweden, besonders Stockholm, oder in jondon.

Es ist bei dieser Sachlage nicht verwunderlich, dass die îlattern, weit entfernt ausgerottet zu werden, weiter gewuchert und m Beginne dieses Jahrzehnts sich wieder zu einer Epidemie geiteigert haben, welche an die Verwüstungen im vorigen Jahrhundert irinnert -- letzteres allerdings, wie sich zeigen wird (Abschnitt XIV) im- da, wo die Durchführung der Impfung durchaus mangelhaft war.

Ebenso klar ist, dass man nicht schlechtweg Bevölkerungen D der ,,Aéra des Impfsegens" oder ,,seit Jennera als Muster für las, was die Impfung leistet, nehmen darf, sondern dass man liefür nur solche Bevölkerungen wählen darf, wo wirklich die mpfung durchgeführt ist.

42

Um den Einfluss der Impfung zu erforschen, muss man das Auftreten der Pocken bei ungeimpften Menschen und ungeimpften oder mangelhaft geimpften Bevölkerungen vergleichen mit dem Auftreten derselben bei wirklich geimpften Menschen, resp. Bevölkerungen.

Als ,,geimpft" sind nur rechtzeitig und mit Erfolg Geimpfte zu bezeichnen.

Zunächst ist festzusetzen, dass als ,,geimpft" nur Solche zu betrachten sind, welche die Kuhpocken g e h a bt haben, d. h. Solche, welche mit Erfolg geimpft sind und bei denen die Kuhpocken abgelaufen sind.

Dass wenn die Impfung schützen soll, sie ,,Erfolg" haben muss, d. h. dass an der Impfstelle die charakteristischen Bläschen auftreten müssen, ist selbstverständlich. Wo die Impfstellen wie irgend sonstige beliebige Stiche oder Schrammen heilen, da ist auf Schutz nicht zu rechnen. Unwirksamkeit der Lymphe kann eben so gut Schuld sein an einem Misserfolge, als momentane Unempfänglichkeit des Impflings.

Aber auch die erfolgreich verlaufende Impfung gewährt Schutz nicht vom ersten Tage, vom Akte der Impfung au, sondern erst nach Ablauf derselben. Bei den Pocken -verstreicht ja (vergleiche pag. 8) zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch der Krankheit eine Frist von meist 10 -- 14 Tagen, die ,,Incubationszeit", während welcher der Angesteckte die Krankheit schon, populär gesagt, im Leibe hat. Wird erst in dieser Zeit geimpft, während die Pocken sich schon zum Ausbruch rüsten, so tritt -- je später es geschieht, um so weniger -- der schützende Einfluss der Impfung noch rechtzeitig genug ein, da derselbe erst allmälig mit der Entwicklung der Impfbläschen sich einstellt. Von jeher sind daher die Fälle, wo neben den Impfbläschen die schon vorher im Körper befindliche Pockenkrankheit ausbrach, zahlreich beobachtet worden.

Aus der schon erwähnten Epidemie des Jahres 1871 im Landbezirke Leipzig führt Siegel *) 45 solche Fälle a n , bei welchen zwei Mal die Erkrankung noch auf den 14. Tag nach der Impfung fiel; von den 45 starben 12. Schon Heim 2) erwähnt 28 Geimpfte und 26 Revaccinirte, welche neben der Impfung noch an den Pocken erkrankten, davon 10 tödtlich; die Erkrankung erfolgte am 1.--15. Tage nach der Impfung. Heim schliesst sieh der Ansicht *) Nr. 19, Jahrgang 14, pag. 150.

2)) Nr.

Nr

1 15 nag* 550H552& 15, pag. 550-552

43

rregory's an, dass man vor dem E n d e d e r d r i t t e n W o c h e icht auf sichere Schutzwirkung rechnen könne.

Es ist also durchaus irrthümlich, wenn aus derartigen Fällen er Schluss gezogen wird: da sehe man, dass die Impfung nichts ütze; sie beweisen nur, dass man die Impfung rechtzeitig machen mss, so dass der Schutz schon vorhanden ist bei der Gelegenheit ur Ansteckung.

Bei der Untersuchung über das Vorhalten Vaccinirter gegen 'ocken sind somit vor Allem ,,zu spättt oder ,,ohne Erfolg" Geimpfte orgfältig auszuscheiden. Erwähnenswerth ist ferner, dass nach euerdings immer zahlreichern Beobachtungen auch die Quantität es Impferfolgs, die Zahl der sich entwickelnden Bläschen von wesentlichem Einfluss auf Intensität und Dauer des Schutzes ist, ass bei der Entwicklung von nur einem oder von wenigen oft och mangelhaften Bläschen der zu erwartende Schutz viel mangelafter ist, als bei reichlichem Erfolg.

Vorbedingung für j e d e n Vergleich ist daher die ; e n ü g e n d e K e n n t n i s s d e s wirklichen I m p f z u s t a n d e s >eim Einzelnen sowohl, wie bei einer ganzen Bevölkerung.

Dass wenn man die Wirkung einer Ursache studiren will, man lorgfältig Objekte wählen muss, auf welche die Ursache wirklich singewirkt hat, ist so einfach und selbstverständlich, dass es überlüssig scheint, ein solches Verlangen ausdrücklich zu formuliren.

iber jeder Blick in die bezügliche Literatur lehrt, wie gegen diese ündamentale Forderung von Seiten der Impfgegner so häufig gefehlt vird. Auch Herr Vogt lässt diese Forderung gänzlich unbeachtet und Unerlaubte Verrergleicht mit einer bemühenden Kritiklosigkeit Pockenmortalität el^^e^" ,vor Jenner" und ,,seit Jenner" (1. c. pag. 169), ,,vor der Impfoera" ind ,,im Zeitalter der Impfsegenstt (1. c. pag. 166), ohne den Leser auch nur ahnen zu lassen, dass im Zeitalter des Irnpfsegeus Pie Impfung vielfach sehr mangelhaft durchgeführt ist und dass iie speziell in den 1. c. pag. 102, pag. 169 etc. als Beispiele für Jen Schutz des Impfsegens angeführten Bevölkerungen wirklich [ehr mangelhaft durchgeführt war, so in Paris, Wien, Stockholm, ierlin, Chemnitz, Budapest, nicht zu reden von Hamburg, den iederländischen Städten etc. Von Frankreich, Oesterreich, den Niederlanden, Stockholm, Berlin ist schon oben (Abschnitt IX, ag. 34 u. ff.) die Rede gewesen ; es hat sich
gezeigt, dass in 'tockholm die Impfungen nur 65 °/o der das erste Jahr Ueberîbenden betragen, dass in Berlin 1871 über V* der Kinder von >--6 Jahren ungeimpft waren u. s. w. In Betreff von Chemnitz st beizufügen, dass unter 64,255 Einwohnern im Jahre 1871

44

5712=-8,9 °/o der G-esammtzahl ungeimpft waren1). Unter solchen Umständen wäre es ja ein Wunder, wenn bei vorhandener Gelegenheit zur Ansteckung keine Pocken epidemie ausbräche.

Man muss sich dabei erinnern, dass ,,vor der Impftera" in Europa angesichts einer Pockenepidemie auch n i c h t die g a n z e Bevölkerung empfänglich und gefährdet war. Wie in Abschnitt II und IV, pag. 19, auseinandergesetzt ist, war die ältere Bevölkerung durch vorhergehende Epidemien geblättert und grossentheils immun.

Empfänglich war wesentlich nur die noch angeblätterte kindliehe Bevölkerung, welche der letzten Epidemie entgangen oder seither geboren war, also je nach der öftern oder seltenern Wiederkehr der Epidemien 10 -- 1 2 -- 15 °/o der Bevölkerung. Das übersieht Berlin 1871. Herr Vogt, wenn er fragt (1. c. pag. 102) : ,,Warum starben denn bwgki7M-i798.in der gänzlich ungeimpften Mark Brandenburg von 1789 -- 1798 weniger Menschen an den Pocken, als 1871 in Berlin, wo die grosse Mehrzahl'der Einwohnerschaft lege artis geimpft war?* Zunächst ist verdeutlichend zu ergänzen, dass nicht etwa in der Summe, sondern in jedem einzelnen der 10 Jahre 1789--1798 weniger Menschen an Pocken starben in der Mark Brandenburg, als 1871 in Berlin. Sodann war eben, wie in Berlin ,,die grosse Mehrzahl der Einwohnerschaft lege artis geimpft", so in der Mark die grosse Mehrzahl der Einwohnerschaft lege naturse bereits geblättert. Endlieh ist es ein methodischer Fehler, wenn man die Seuchenmortalität e i n z e l n e r Jahre vergleicht, zumal wenn es sich einerseits um ländliche, anderseits um städtische Bevölkerungen handelt. Eine gleich grosse Zahl Empfänglicher wohnt in einer Stadt zusammen und wird im Laufe e i n e s Jahres von der Seuche erreicht, während sie auf dem Lande zerstreut ist und daher (besonders bei dem mangelhaftem Verkehr früherer Jahrhunderte) erst im Laufe mehrerer Jahre erreicht wird. Eine Stadt liefert daher unter sonst gleichen Umständen, besonders bei sonst gleicher Empfänglichkeit für eine Seuche, leicht einzelne hohe Jahresziffern, während ein Laud im einzelnen Jahre nur theilweise befallen, dafür aber auch nicht leicht in allen Theilen ganz frei ist.

Nun ist die Pockensterblichkeit des Jahres 1871 für Berlin eine ungewöhnliche Maximalziffer, und ein Durchschnitt z. B. der Jahre 1866--1875 fällt auch für das
mangelhaft geimpfte Berlin viel niedriger aus, als der Durchschnitt der Jahre 1789 --1798 für die Mark, wie man den von Herrn Vogt selbst (1. c. pag. 101 u. 113) angegebenen Zahlen entnehmen kann.

') Nr. 38, pag. 14.

45

Danach kamen auf je 100,000 L e b e n d e P o c k e n t o d t e : In der Mark B r a n d e n b u r g :

In Berlin:

1789 234 1866 31 1790 356 1867 21 1791 37fi 1868 17 1792 230 1869 30 1793 143 1870 21 1794 194 1871 631 1795 359 1872 139 1796 493 1873 11 1797 133 1874 2 1798 97 1875 5 Die Antwort auf Hrn. Vogts Frage lautet also einfach : In der l ä n d l i c h zerstreuten, z u e i n e m g r o s s e n T h e i l durch frühere Epidemien geblätterten und desshalb i m m u n e n Bevölkerung der Mark Brandenburg erreichten die Pocken in den einzelnen Jahren von 1789 -- 1798 nicht auf einmal so viel Empfängliche, als in der s t ä d t i s c h zusammengedrängten und m a n g e l h a f t .

g e i m p f t e n Bevölkerung Berlins im Jahre 1871.

Herr Vogt weiss sonst sehr wohl, dass städtische Bevölkerungen Schweden, stärkere Pockenmortalitäten aufweisen können. In den bezüglichen Stockholm.

Zahlen von Schweden und Stockholm, die folgendermassen lauten x ): A u f j e 100,000 L e b e n d e k a m e n P o c k e n t o d t e : In S c h w e d e n : In Stockholm allein: 1871 8 82

1872 8 30 1873 26 130 1874 94 792 1875 46 13 1876 14 2 1877 8 0,6 bemerkt Hr. Vogt sogar (1. c. p. 93) : ,,Die Gegenüberstellung des Landes und der Hauptstadt gibt ein treffliches Bild von der Gestaltung der Seuche unter einer städtischen Bevölkerung im Gegensatz zu der Population eines ganzen Landes."

Das Auffallendste in diesem Bilde ist, dass die Pockenmortalität der Hauptstadt durchschnittlich etwa fünf Mal so gross ist, als die des ganzen Landes; ist das aber wirklich charakteristisch für die ,,Gestaltung der Seuche unter einer städtischen Bevölkerung etc."? Vergleicht man nach Herrn Vogts eigenen Angaben (1. c.

l

) Vergleiche Abschnitt XIV.

46

Bayern, München, p. 111 u. p. 113) Bayern und München, -welche Stadt grösscr u als Stockholm und keineswegs berühmt durch ihre allgemeine Sah brität, so ergibt sich durchaus nicht, wie in Schweden, eine ui das fünffache stärkere Pockenmortalität der Hauptstadt.

A u f j e 100,000 L e b e n d e k a m e n P o c k e n t o d t e : In B a y e r n :

In M ü n c h e n :

1869/70 7 1870 l IV. Quartal 1870 18 1871 104 1871 l (?)

1872 47 (?)

1872 93 (?)

1873 18 1873 65 (?)

1874 5 1874 3 Im Gegentheil steht das Land eher noch etwas ungünstiger da besonders wenn man die mit (?) bezeichneten unrichtigen Zahle) richtig setzt. Es ergibt sich dann für Bayern 1872 : 61 statt 47 für München *) lauten die Maximalziffern 1871 : 88, 1872 : 63 (be Hrn. Vogt sind die etwas zu hohen Ziffern durch irrige Einschiebun§ einer 1 bei 1871 je um ein Jahr verschoben).

Es ist also 'keineswegs charakteristisch für eine städtische Bevöl| kerung,. dass sie eine viel stärkere Pockenmortalität hat im Durchs c h n i t t mehrerer Jahre als ein Land; wir werden uns also füi die starken Differenzen in Stockholm nach einer andern Ursache umsehen müssen, als nach der städtischen Natur der Bevölkerung Dieselbe ist auch schon (Abschnitt IX, pag. 34) angeführt worden ; in Stockholm betrug die Zahl der Impfungen nur etwa 65 % dei das erste Jahr Ueberlebenden, im ganzen Lande aber 87--90 °/o.

Wir kommen hiemit darauf zurück, dass man nie Schlüsse ziehen darf über den Einfluss oder Nichteinfluss der Impfung, ohne den wirklichen Impfzustand der verglichenen Bevölkerungen zu kennen Gerade der Vergleich -- nicht zwischen Bevölkerungen ,,vor dei Impfaeraa und mangelhaft geimpften ,,im Zeitalter des Impfsegens" -- sondern zwischen mangelhaft und gut geimpften der Jetztzeii ist sehr lehrreich (vergi. Abschnitt XIV). Hr. Vogt hat d i e s e n Vergleich vollständig vermieden und in seiner neusten Schrift das Land, das am unzweideutigsten den Nutzen der Impfung im Grossen beweist, Bayern, nur nebenher erwähnt. Zwar dass Bayern viel pockenfreier sei, als Schweden und Preussen, das musste auch

*) Bevölkerung von München 1. Dec. 1871: 169.693, v. Nro. 49, Jahrg, 1874, pag. 121.

Pockenerkrankungen in München

1871

1872

1471

761

Todesfälle Ì

150

108

vr ,, Aa T«v,.«

l v' Nro. 49, Jahrg.

l

l

°'6' P' /lb>

47

ir. Vogt (1. e. pag. 109) zugestehen. Dafür verspricht er aber, er ,werde im Weitern noch zeigen, dass, soviel wir irgend wissen, mdere Länder, welche gar nicht oder sehr mangelhaft impfen, noch 'iel pockenfreier sind als Bayern" -- ein Versprechen, dessen Erüllung Hr. Vogt schuldig geblieben ist und bleiben wird -- ,,und vieder andere, welche bei mindestens gleich grosser Strenge beim mpfzwange dennoch von den Pocken viel stärker mitgenommen verden als Bayern, wie z. B. England".

Nun steht aber England in der Epidemie am Beginne dieses lahraehntes neben Bayern etc. relativ günstig da, wie der Vergleich m Abschnitt XIV, lehren wird.

Sodann kommt es eben nicht auf die ,,Strenge des Impfzwangs", d. h. auf den Gesetzesparagraphen, sondern auf dessen )raktische Durchführung an. Wie in Deutschland unter demselben rleichsimpfgesetze die einzelnen Länder resp. Provinzen in der wirkichen Durchführung difleriren, ist im vorigen Abschnitte, pag. 3b, lurch Beispiele gezeigt worden.

Dass nun iu einem Lande mit so grossartigen MenscheuanHäufunggen, wie insbesondere diejenige Londons, die praktische Durchührung der Impfung vielfach leiden wBrde, wäre schon a priori wahrscheinlich, wenn es nicht auch schon oben pag. 35 ausdrückieh konstatirt worden wäre, dass die Impfung noch 1872 ,,uiisatisactorily"1 ausgeführt wurde. Da wird es denn begreiflich, dass von len 53,832 Pockentodesfällen, welche England von 1868--1875 latte, 11,750, also viel mehr als ein Fünftel, auf London fallen, las doch nur VT der mittlern Bevölkerung Englands iu jenem Seitraum enthielt.

Hr. Vogt sucht (I. c. pag. 30) die Thatsache, dass in ,,ßii1nensdorf und Ober-Urdorf, zwei Schvveizerdörfchen, deren Existenz lusserhalb des Kantons kaum bekannt sein dürfte, eine Ortsepidenie durch allgemeine Impfung zum Versehwinden gebracht11 wurde, ächerlich zu machen mit der Frage : ,,Sollte man den Loudoneru licht die Impfärzte von Birmensdorf, Ober-Urdorf . . . schicken, da ;ie bis auf den heutigen Tag ihre Pocken noch nicht hinausvaccilireu konnten ?'·'· Mit diesem Spotte wird aber nicht bewiesen, dass, veim die Impfarzte iu London ihr Gebiet ebenso sicher und vollitäudig beherrschen würden, wie in einem ,,Schweizerdörfchen", veun jene ,,allgemeine Impfung" in London wirklich zu Staude tarne -- dass dann nicht auch der Erfolg den Erfahrungen iu enen
Schweizerdörfchen entsprechend wäre.

Ueberhaupt wird d e r W e r t h s i c h e r e r E r f a h r u n g e n uf k l e i n e r e r a b e r d u r c h s i c h t i g e r B a s i s n i c h t b u e i n r ä c h t i g t d u r c h das A u s b l e i b e n a n a l o g e r Ero i g e i n g r o s s e r i a a b e r t r ü b e n G e b i e t e n . Gerade b e i

England.

"London.

48

Infectionskrankheiten lässt sich der ursächliche Zusammenhang vi besser verfolgen, alle einschlägigen Faktoren lassen sich viel genau kontroliren an kleinern Orten, als in dem vielverschlungenen Ve kehr und der mangelhaften Aufsicht einer Grossstadt. Als trül Gebiete, speciell für Pocken- und Im p (statisti k, müssen wir al jene grossstädtischen Menschenanhäufungen bezeichnen, in welch« die Impfung mangelhaft durchgeführt und bei Pockenepidemien a Grund polizeilicher Listen Statistik gemacht wird.

Schwierigkeit Es ist eine sehr schwierige Aufgabe, über Erkrankungen u r Pockln-'undim f- Todesfälle überhaupt und speciell über Pocken, noch dazu m Statistik. Unterscheidung des Impfzustandes, zuverlässige Angaben zu sammel Es ist ja -nicht damit gemacht, dass man eine Anzahl von Fälle régistrirt und daraus eine Tabelle entwirft; so könnte man nu< über Geistererscheinungen, Seeschlangen u. s. f. ,,Statistik"1 mache Die Hauptsache ist doch, dass jeder einzelne Fall genau beobacht und r i c h t i g registrirt ist. Die Bedingungen hiezu finden sich b der vorliegenden Frage wohl in Spitälern ; in ganzen Städten ab« oder noch grössern Bezirken fanden sie sich bisher nur in einzeln«.

Fällen (Chemnitz).

Von geringerem Belange sind hiebei die jeder Mortalitätsstatisti anhaftenden Fehler, dass durch ungenügende Erkenntniss der Kranl heit entweder Pockentodesfälle unerkannt und nicht registrirt, odi aber Todesfälle an andern Krankheiten fälschlich den Pocken zi gezählt werden, was in Ermanglung ärztlicher Leichenschau un Bescheinigung der Todesursache leicht vorkommen kann. Das sin aber Fehler, welche sich irn Grossen einigermassen ausgleichen.

Viel wichtiger siud d i e A n g a b e n ü b e r d e n l m p f z i s t a n d ; diese sind ohne zuverlässige ärztliche Contrôle einfac werthlos. Man kann sich denken, welche Glaubwürdigkeit die AI gaben über ,,Geimpft" oder ,,Nicht geirnpft a sein in polizeilicht Listen beanspruchen können ; solche Listen beruhen auf den AI zeigen, zu welchen z. B. in Preussen (§ 9 des Regulativs voi Jahre 1835) ausser Medicinalpersouen ,,alle Familienhäupter, Hau und Gastwirthe"1, sowie die Geistlichen verpflichtet sind, also Leut die über den Impferfolg nicht sachverständig sind und die zu Theil (die ,,Familienhäupter"1) in Fällen von unterlassener Impf'ui ein hohes Interesse daran
haben die Unwahrheit zu sagen. Da feil jegliche Garantie, dass nicht erfolglos, zu spät, oder überhaupt g; nie Geimpfte als ,,geimpft11 in solche Listen eingetragen werde In welcher andern wissenschaftlichen Frage würde man de artiges Material für beweiskräftig anerkennen ? Wie kann man der Absicht, ernstlich und wissenschaftlich den Einfluss der Impfur auf Erkrankung und Tod an Pocken zu studiren, derartige Angabt verwerthen, während schon der erste Blick zeigt, dass Fälle vc

49 ^od an Pocken in den ersten Jähren nach erfolgreicher Impfung, p älle die als zuverlässige Einzelbeobachtungen ä u s s e r s t selten ind (vergi, darüber im folgenden Abschnitte pag. 51-57}, uns i u olchen Zusammenstellungen ans ,,amtlichen Listen1"' gleich zu o li o )utzenden und Hunderten geboten werden.

Von der Art ist die Müller'sehe Statistik *) über Berlin, welche Muiier'sciie umi Eerr Vogt den Lesern wieder vorsetzt, obgleich deren Mangelhaf- KgtItSk' igkeit schon längst nachgewiesen (vergi, auch Einleitung, pag. 5), nd speciell deren Unglaubwürdigkeit in Bezug auf die Impfungsanabcn vom Verfasser selbst 2) anerkannt worden ist. In dieselbe Kategorie gehört auch die von Hrn.-Vogt (1. c. pag. 31 ff.) wieder erwerthete Keller'sehe Statistik. Diese hat schon bei der Disussion des deutschen Reichsimpfgesetzes eine Rolle gespielt und ei dessen zweiter Lesung ist die Unglaubwürdigkeit jenes Dr. Keller i Wien vom Abgeordneten Dr. Zinn folgendermassen beleuchtet 'Orden 3 ): Dr. Keller gehört ,,zu denen, die auch die Existenz der fundswuth und der Syphilis leugnen. Er unterscheidet sich dadurch 'eseutlich von seinen andern Freunden, welche die Syphilis als 'olge der Impfung betrachten. Die Syphilis ist nach demselben ichts weiter als ein Mercurialismus, eine Quecksilber-Krankheit, fnd welches Vertrauen diese Angaben verdienen, werden Sie aus )lgender Thatsache erfahren, die ich ungern hier anführe, die ich her anführen muss, nachdem man sich hier einmal auf diese Aujrität berufen hat. . . . Er hat vor einigen Jahren eine Broschüre eröffentlicht, in der er angibt, er habe verschiedene Spiegelfabriken i Böhmen besucht, und er berichtet nun bis ins Einzelne hinein ber die verschiedenen Symptome, die er bei der dortigen BevölBrung gefunden hat, Symptome, die in der That vollkommen idensch sind mit den in Folge der Syphilis auftretenden. Nun, die edicin ist nicht so leichtgläubig, sie nimmt keine Angaben unkonolirt hin, und so fand sich ein äusserst gewissenhafter Beobachter id Forscher, Prof. Bäumler in Erlangen" (jetzt in Freiburg i. B.).

Dieser reiste in jene entlegenen, dem Verkehr entzogenen Gegenden n, um die Angaben des ersten Forschers zu kontroliren, und fand, »ss diese Angaben beinahe ohne Ausnahme in unverantwortlicher feise theils oberflächlich, theils unrichtig waren ; er fand, dass Jit einmal die Ortsnamen und die Entfernungen der Orte, von nen der Chefarzt (Keller) angibt, dass er sie besucht habe, richtig gegeben sind."

') Nro. ö.

2 ) a

Nro. 50, Jahrgang 1874. pag. 62.

) Nro. 51, pag, 17.

50 Ein K ann mit so queren und auf unlautere Weise unterstützte Ansichten :st auch auf dem Gebiete der Impffrage keine zuverläs sige Quelle, und ein Statistiker, der doch, wie ein Historiker, wi überhaupt Jeder, welcher auf die Angaben Anderer bauen muss die Pflicht hat, die Glaubwürdigkeit seines Materiales zu prüfei wird so zweifelhafte Quellen vermeiden müssen, wenn er nicht auch ohne Rechnungsfehler -- zu irrigen Schlüssen gelangen wil So vie über die Notwendigkeit, bei ernsthafter Forschung übe den Einflais der Impfung von zuverlässigen Beobachtungen uu sichern Thitsachen auszugehen.

XI.

Der Schulz, den die Impfung gegen Blattern gewähn ist im Durchschnitte nicht so lang dauernd, wie de durch Variolation oder durch TJeberstehen der Blatter erworbene; er ist überhaupt so wenig als letzterer ei absoluter. Der Schutz darf im Durchschnitte auf wenij stens 10 Jahre geschätzt werden, in dem Sinne, das auch vor diesem Termine, je weiter man sich vom Zei punkte der Impfung entfernt, Erkrankungen an Blatter (wenn auch nur ausnahmsweise tödtliche), auftrete können, dass aber auch weit über diesen Zeitraum hii aus sicli noch ein relativer Schutz durch geringer Häufigkeit und leichtern Verlauf der Blattern bei Geimpfte fühlbar macht.

Dass nar nach erfolgreicher und nach abgelaufener Impfur auf Schutz zu rechnen sei, das ist im Boginu des letzten A Schnittes (pag. 42) auseinandergesetzt worden. Wie verhält sich nun mit der D a u e r dieses S c h u t z e s ? Die Aussicht a Schutz ist 'im so größer, ,, je kürzer der Zeitraum ist, welch zwischen dur völlig abgelaufenen Kuhpockenkraukheit und d Blatternanst :ckuns liegt :7 am meisten gesichert ist somit in all< O O O Ländern, wo die Impfung der Kinder gesetzlich eingeführt ist, un t den Altersk.assen der Bevölkerung die jüngste bis zur Zeit d Mannbarkeit hin."- So Kussmaul 1 ), dessen Worte noch gültig sin ') Nr. 1. pag. 60.

51

Billiger Weise wird man von der Impfung nicht mehr ver- n« Impfschutz ingen können als vom üeberstehen der Blattern selbst und da n i c b t ateolut' ben (Abschnitt lu, pag. 13 u. ff.) nochmalige Blatternerkrankungen, elbst tödtliche, wenige Jahre nach überstandenen Blattern, eine leichte Erkrankung sogar bereits nach 7 Wochen angeführt worden sind, o wird man sich nicht wundern, dass der I m p f s c h u t z k e i n bs öl u t er ist, dass vielmehr einzelne besonders stark Disponirte, rie nach Blattern, so auch nach der Vaccination sich früh wieder Ir Blattern empfänglich zeigen, und dass in heftigen bösartigen Epidemien, wie Geblätterte, so auch Geimpfte sich nicht ausnahms38 geschützt erweisen.

Von s t a r k e r D i s p o s i t i o n erzählt Friedbere;1) auf Grund Seltenheit tödt,, , ,, · n i T/- · · TT · -nhchor Pockenfällo igener Beobachtung im Breslauer Kreise ein unicum. Il/in wegen in den ersten Jal es Zahnens im Jahre 1870 nicht geimpftes Kind überstand im ^p^der )ezember 1870 die Blattern, von welchen zahlreiche Narben zurücklieben. Seine Empfänglichkeit für das Blatterngift war bereits n Februar 1871 so weit wieder vorhanden, dass bei ihm die chutzpockenimpfung normal verlaufende Schutzpocken erzeugte.

)er Vater hatte diese Impfung vornehmen lassen, weil ihn die zuehinende Zahl von Pockenkranken in dem Dorfe besorgt machte.

?rotzdem wurde das Kind, vier Wochen nach dem Abfallen der chutzpockenkrusten von Blattern befallen und starb am 14. Tage er Krankheit. Also geblättert, geimpft mit Erfolg und trotzdem 'öd an nochmaligen Blattern, alles im Laufe von höchstens inf Monaten ! Es dürfte sich in der Literatur kaum -ein zweiter hnlicher Fall finden.

Dass endlich in sehr h e f t i g e n E p i d e m i e n auch Geimpfte, p ie Geblätterte, schon -einige Jahre nach der Impfung erkranken nd zur Seltenheit sterben können, dafür hat gerade die letzte rosse Epidemie Beispiele geliefert. So berichtet Larondelle 2 ) aus l er vi e r s, dass die dortige Blatternepidemie im Februar 1870 egann , a n f a n g s m i l d e u n d n u r u n g e i m p f t e K i n d e r a r t r a f f e n d . Bald aber gewann sie eine grosse Ausdehnung hd Intensität; bei 33,000 Einwohnern hatte Verviers vom Februar 870 bis 23. Februar 1871 unter 1880 Todesfällen 696, über Vs, er (!), an Pocken, an dieser Krankheit allein eine
Mortalität von °/oo der Bevölkerung. Da starben nun auch Kinder von 9, 8, 7 Jahren mit schönen Irnpfnarben an Blattern.

Analoge Erfahrungen hat Siegel3) im L a n d b e z i r k e Leipzigmacht, dessen Bevölkerung Dank der dort besonders geschäftigen 1 ) Nr. 21, pag. 81.

2) Kef. in Nr. 42, Jahrg. 1871, Bd. II, pag. 253.

a) Nr. 19, Bd. 14, pag. 125 u. ff.

52

Agitation c er Gegner die Impfung sehr vernachlässigt hatte. Di Epidemie vs ar so heftig, dass in l3/* Jahren 1485 Menschen = 15,3 °/o der lebenden Bevölkerung hinweggerafft wurden. Ueber 3881 Pocket kranke, mi; 721 Todesfällen, liegen nähere Angaben vor, also übe nicht ganz die Hälfte der GTesammtzahl. Diese Mangelhaftigkei rührt nicht daher, wie Herr Vogt (1. c. pag. 63) sehreibt, ,,das 1871 im Umkreise von Leipzig nicht einmal die Hälfte der Pocken kranken in ärztliche Behandlung kamen"1, sondern wir ,,erfahre durch Siegda, dass der fehlende ßruchtheil ,, t h e i l s von Aerzte der im Centrum des Bezirks gelegenen Stadt Leipzig, welche einei eigenen Meiizinalbezirk bildet, t h e i l s von Aerzten ausserhalb de äusseru Grunzen des Bezirks, t h e i l s von sog. Naturärztcn un andern P f u s c h e r n , t h e i l s gar nicht behandelt worden" is Unter den .?ällen mit nähern Angaben sind 6 sicher geimpfte uni 3 zweifelha'te, welche u n t e r 10 Jahren an Pocken gestorben sind Die beiden jüngsten waren ein 3jähriges Mädchen, im ersten Jahr mit geringe.n Erfolge (nur l Bläschen) geimpft; ein 4 5 /i2 jährige Knabe, im arsten Jahre mit gutem Erfolge geimpft, aber tuberculös ^ist hauptsäjhlich in Folge dieser Komplikation den Pocken erlegen.

Wie gè.'ade das jüngste Gestorbene hier mit sehr unvollkommener Erfolge geimpft war, so wurde auch in englischen Spitälern di Erfahrung gemacht, dass nach unvollständigem Erfolge am eheste wieder schwerere Blatternerkraukungen eintreten. Von 4523 i den Blattern^pitälern H a m p s t e a d und S t o c k w e l l *) behandelte geimpften Pockenkranken standen nur 65 im Alter u n t e r 5 Jahrer davon hatte i nur 13 mehr als 3 Impfnarben; von den 65 starbe 13, daruntei nur l mit mehr als 3 Narben. Gleichzeitig wurde 238 ungeimpfte Pockenkranke u n t e r 5 Jahren behandelt mit eine Letalität voi. 68, 5°/o.

Aus den Epidemien von 1831--1836 in W u r t e m b e r g b< richtet Heim 3) unter 198 Pockentodesfällen nur von einem Todes fall eines ge mpften Kindes u n t e r 10 Jahren; dasselbe war ,,m Erzielung vcn einer schönen und zwei geringen Pusteln" geimpl und starb ar Pocken 8 Jahre weniger 3 Tage nach der Impfung Pockent Kdesfälle Geimpfter treten also schon unterhalb d( 10. Jahres siets als Ausnahmen auf und in den allerersten Jahre nach einer r e c h t z e i t i g e n und
von r e i c h l i c h e r Entwicklun von Impf Wäschen gefolgten Impfung sind wohlbeglaubigte Tode fälle an Pocken geradezu Raritäten, wie der im Beginne citiri Fall von Friodberg. Herr Vogt ist schon 1877 im II. Quartalhe der Zeitschrift für schweizerische Statistik, pag. 119, aufgeforde !) Vergi. Nr. 50, Jahrg. 1879, pag. 133.

») Nr. 15, pag. 196, pag. 405.

53 Borden, auch nur ein halbes Dutzend wohl beglaubigt er derartiger f älle beizubringen, ist aber dieses halbe Dutzend trotz wiederholter Lufforderung im IV. .Quartalheft, pag. 206, bisher schuldig geblieben.

N u n darf doch d a s U r t h e i l ü b e r d e n N u t z e n d e r m p f u n g nicht v o n d e n A u s n a h m e n , e s m u s s v o n d e r !,egel a b g e l e i t e t w e r d e n . Die Regel ist aber, dass Geimpfte nterhalb des 10. bis 15. Jahres auch bei epidemischem Auftreten er Pocken spärlich erkranken und dass die Erkrankung milde erläuft.

Auf Grund 41jähriger Erfahrungen im Kreise H o y e r s w e r d a erichtet 1866 W a l t e r 1 ) : ,,Wie mächtig der Schutz der Vaccination .eh gegen die Blattern zeigt, wird durch das im hiesigen Kreise rfolgreich geübte Absonderungssystem bei Pockenkranken recht lar bewiesen . . . . Arme Pockenkranke, die nur e i n e Stube tttten, wurden mit ihren geimpften Kindern abgesperrt, und doch ekamen letztere nicht die Blattern. Man stelle sich die Ausünstung in einer solchen meist kleinen Krankenstube im Hoch)mmer und die Anhäufung des Kontagiurns in einem so engen ,aume vor; man vergegenwärtige sich die Kraft des Ansteckungsoffes auf den Organismus, und man wird wohl alle Hochachtung or der Schutzpockenimpfung bekommen.

In der Epidemie von 1831 waren in dieser Weise nicht eniger als 76 Kinder in steter Berührung mit Blatternkranken id doch e r k r a n k t e k e i n e s an den Pocken. a Und doch aren dieselben zum Theil nur mit geringem Erfolge geimpft, nter diesen 76 Kindern ,,befanden sich drei im Alter von resp. 10, und 3 Jahren, die nur e i n e Pustel, zehn im Alter von resp. 12, 7, 6, 5, 4 und 3 Jahren, die nur z w e i , und 13 im Alter von p. 14, 13, 11, 9, 8, 6 und 4 Jahren, welche nur d r e i Pusteln abt und dennoch nicht angesteckt wurden. Auch ein Individuum L 18 Jahren, welches gleichfalls in fortwährendem Verkehr mit em Blatternkranken gewesen und bei welchem durch die Vacciion nur drei Pusteln erzielt worden waren, entging der Ansteckung ·ch die Blattern."1 In St u 11 g ar t 3 ) ,,wurden während der großen Blatternepidemien 1861--65 amtlich angezeigt: 2338 Pockenkranke, viele vermlichte Fälle kamen, wie immer, gar nicht zur Anzeige. Todcsle konnten nicht verheimlicht werden, ihre Zahl betrug 101, also °.o der angezeigten Fälle. Unter den Verstorbenen fand sich i n e i n z i g e s mit Erfolg geimpftes Kind unter 14 Jahren . . .

'2) Nr. 62, Jahrgang III, 1866, pag. 443.

) Nr. l, pag. 61.

54

Dagegen st arben von solchen Kindern, die ohne Erfolg, d. h. ohn daß die Ku^pocken an der Impfstelle erschienen waren, fünf."

Im Kfnton Z ü r i c h ist in der Epidemie von 1870--721) kei G e i m p f t e r unter 19 Jahren an den Pocken g e s t o r b e i Von den 489 geimpften Erkrankten sind 474 n a c h dem 15. Jahr erkrankt, i ur 15 vorher, davon l innerhalb des ersten Jahres, zwt nach fünf Jahren etc., alle geheilt.

In L e i p z i g bekam W u n d e r l i c h 2 ) im städtischen Krankei hause vom November 1870 bis Februar 1872 ^keinen einzige Geimpften von acht Jahren oder darunter in Behandlung", währen Ungeimpfte dieses Alters 100 verpflegt wurden und 69 starbei Vom 9. bis 14. Jahre kamen 20 Geimpfte in Behandlung, aber ohn Todesfall.

In den der Distriktspoliklinik zugewiesenen Stadttheile wurde während derselben Epidemie von Thomas 3 ) (jezt Professor in Fre bürg i. B.) 688 Pockenfälle behandelt. ,,Die Leute gehören fai sämmtlich den ärmsten Klassen an ...

die äußern Verhältniss waren also fast überall wenig günstige." Die Fälle vertheilen sie nach Alter und Impfzustand wie folgt: !)

Nr. H, pag. 54 u. ff.

2 ) Nr. 19. Bd. XIII, pag. 104.

») Nr. 19, Bd.'XIII, pag. 185 u. ff.

55

In der Leipziger Pockenepidemie von 1871 wurden von der Poliklinik behandelt: 0

Geimpfte:

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Im Alter von :

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15^20 20-30 30-40 40--50 50--60 60-70 über 70

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6,8 11,6 15,0 16,7 --

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50,7 46,4 42,1 40,0 13,0 35,0 16,7 50,0 -- 100,0 100,0 -- -- 100,0

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42,1

Wenn angesichts solcher Zahlen Impfgegner bisweilen darauf nweisen, es erkranken viel mehr Geimpfte als Ungeimpfte, so ersehen sie natürlich, daß in noch viel stärkerm Verhältnisse mehr eimpfte als Ungeimpfte l e b e n . Erheblicher ist der andere Einand, Spitäler, Polikliniken etc. werden hauptsächlich von Unmittelten aufgesucht, daher seien die gerade unter den UnbemitIten zahlreichen Ungeimpften in solchen Zusammenstellungen viel stark vertreten. Das ist richtig und man kann z. B. aus der »igen Zusammenstellung keinen Schluß ziehen über die Betheijung der Geimpften und der Ungeimpften an der Gesammtzahl der ·krankungen oder der Todesfalle.

Wohl aber kann man einen Schluss ziehen über das Verhältniss 3r Todesfälle zu den Erkrankungen bei Geimpften einerseits, Un.impften anderseits. Denn dass leichtere Fälle eher der Behandlung tgehen, und vorherrschend schwerere sie aufsuchen, das gilt ja r Geimpfte wie für Ungeimpfte, und es liegt kein Grund vor, an-

56

zunehmen, dass gerade die Ungeimpften mehr nur für ihre schwerere Fälle, die Greimpften mehr nur für ihre leichtern sich an die Pol klinik ge\v indt hätten. Es inuss also in der Sache selbst begründ«.

sein, dass die Geimpften m e h r leichte Fälle aufweisen; dieselb Bevölkerurg, welche sich für 168 günstig verlaufende Fälle vo 5 bis 20 Jahren an die Poliklinik wandte, würde ihr doch auc die tödtlicl:en nicht vorenthalten haben. Die ungünstigen äusser Verhältniss j und die Bösartigkeit der Epidemie, welche sich i n d e hohen Letelitätsziffern der Ungeimpften offenbaren, lassen die vk günstigem .Erfolge bei den Geimpften um so glänzender erscheinei Uebrigens ergeben sich gleiche Verhältnisse, wo wir ausuahm.weise übei die Gesammtepidemie einer Stadt genau Unterricht*, sind und bìi Geimpften sowohl als Ungeimpften auch die leichte Fälle vollzählig vor uns haben. In C h e m n i t z , dessen Pockei epidemie in den Jahren 1870/71 Flinzer *) mit eingehender Gt nauigkeit bîobaehtet und beschrieben hat, betrafen von 249 Todes fallen an I'ocken 242 Ungeimpfte; speciell die 221 an Pocke verstorbene! Kinder waren alle u n g e i m p f t . In den zehn erste: Lebensjahren war das Verhältniss (unter Einrechnung der Fäll des Stadtkrf nkenhauses zu den Ungeimpften, deren Letalitätspfoceut daher eher zu niedrig erscheinen) wie folgt: Erkrankungen und Todesfälle an Blattern in Chemnitz 1870/71.

Geimpfte: -« d 1 -

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8 15 30

31 43 35 46 24 18 15 265

>) Nr. 38, pag 25-29.

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373 528 444 331 222 197 105 98 71 71

102 27,3 9,6 51 26 5,9 21 6,3 9 4,0 3,6 7 1 0,9 2 2,0 1 1,4 0,0 --

2440

220

9,0

57

So lauten die Zahlen, wenn sie von zuverlässigen Beobachtern ;esammelt sind, deren wissenschaftliche Befähigung man ebensowenig nzweifeln kann, wie ihre Wahrheitsliebe. Nun fehlt es freilich licht an Zusammenstellungen, die ganz anders lauten, wo schon a den ersten Jahren angeblich ,,Geimpfte" zu Hunderten an Pocken terben. Im vorigen Abschnitte ist schon auseinandergesetzt worden, .ass es bei der Sammlung solchen ,, statistischen a Materiales an wissenschaftlicher Kontrole fehlte und dass man es ohne weiteres ,1s unrichtig bei Seite legen kann.

Zum Glück hängt das Urtheil über den Werth der Impfung licht ab von den Erfahrungen im Kleinen, in einzelnen Epidemien, ,n einzelnen Orten, \vo zuverlässige und unzuverlässige Berichte ticht dem Werthe, aber der Quantität nach sich die Waage halten iönnten, sondern es hängt ab von den Beobachtungen über Pockennortalität in räumlich und zeitlich ausgedehnten Gebieten, und .a zeigt sich nun, dass das, was im Kleinen zuverlässig beobachtet 5t, über allen Zweifel erhoben wird durch die E r f a h r u n g e n im T r os se n: 1) Die ausserordentliche Abnahme der Pockenmortalität seit md s o f o r t mit Einführung der Impfung.

2) Das gänzlich veränderte Auftreten der Pocken, die -- früher ine Kinderkrankheit -- jetzt überall, wo die Impfung gut durchgeführt ist, wesentlich Erwachsene befallen.

3) Die Epidemien des letzten Jahrzehnts, deren Intensität der dangelhaftigkeit der Durchführung der Vaccination in den verchiedenen Ländern parallel ging.

XII.

)ie ausserordentliche Abnahme der Pockenmortalität in diesem Jahrhundert im Vergleich mit dem vorigen trifft mit der Einführung der Impfung zusammen, und ist durch diese bewirkt.

Die Abnahme der Pockenmortalität liegt vor aller Augen ; ,-ährend im vorigen Jahrhundert in Europa nahezu der zwölfte heil der Menschen an dieser Krankheit starb (vergi, pag. 16), während selten ein Mensch ihr entging, sind heute in Ländern mit ut durchgeführter Impfung diejenigen die Ausnahmen, welche diese [rankheit durchgemacht, ja diejenigen sind in der Minderzahl, welche berhaupt einmal einen Pockenkranken gesehen haben; und von n

58 der Gesammtzabl dei1 Todesfälle bilden die Pockentodesfälle meii einen verschwindenden Bruchtheil. Wie sich das im Grossen g< staltete, darüber sind dem Blaubuche (Nr. 18, pag. XXIII) folgend Zahlen zu entnehmen : ,

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Der starke Unterschied in der Pockenmortalität trotz dei grossentheils mangelhaften Durchführung der Impfung ist augenfällig. Die A b n a h m e ist keineswegs allmälig eingetreten, sondern p l ö t z l i c h , wie das stets klassische Beispiel Schwedens zeigen mag.

59 l

In Schweden starben an Pocken vom Jahre 1774 bis 1877 ): Jahr.

Auf je Auf je Absolute 1 Million Absolute 1 Million Jahr. Zahl.

Zahl.

Lebende.

Lebende.

1774 2065 1775 1275 1776 1503 1777 1943 1778 6607 1779 15102 1780 3374 1781 1485 1782 2482 1783 3915 1784 12453 1785 5077 1786 671 1787 1771 1788 5462 1789 6764 5893 1790 1791 3101 1792 1939 1793 2103 1794 3964 1795 6740 1796 4503 1797 1733 i 1798 1357 1799. 3756 1800 12032 1801 6057

1020 1809 2404 631 1810 824

737 943

3178 7196 1593

699

1165 1832 5810 2361 3J1 823 2534 313f 2734 1421 878 942 1757 2955 1963 751 585 1609 5126 2563

Seit 180 1, Beginn d ar Impfung.

1802 1803 1804 1805 1806 1807 1808

1533 1464 1460 1090 1482 2129 1814

644 611 605

449 613 884 757

Jahr. Absolute Zahl.

1007 1843 347 1844 S«it 1810 Impfung allgemein 1845 ausgeübt 1811 698 291 1846 1812 404 167 1847 225 1848 1813 547 1814 308 126 1849 1815 472 191 1850 1816 690 277 1851 1852 Se t 181fr Im )fung obligatorfc eh.

1853 1817 242 96 1854 120 1855 1818 305 1819 161 63 1856 55 1857 1820 143 14 1858 1821 37 1822 11 15 1859 1823 39 1860 1824 618 226 1861 449 1825 1243 1862 1826 625 223 1863 1827 600 212 1864 1828 257 90 1865 1829 53 19 1866 36 1867 1830 104 211 1868 1831 612 1832 622 213 1869 387 1833 1145 1870 1834 1049 352 1871 147 1872 1835 445 45 1873 1836 138 117 1874 1837 361 1838 1805 583 1875 1839 1934 621 1876 1840 650 207 1877 75 1841 237 18 1842 58

9 6 6

2

13 71 341 1376 2488

1534 279 204 41 52 560 1289 1470 708 193 148 307 741 1332 '1217 1061 1429 1474 764 329 346 1122 4063 2019 604 357

Auf je 1 Million Lebende.

3 2 2 0,6 4 2l 99 395

707

433 78 56 11 14 152 345 388 183 49 37 76 182 324 292 253 342 354 183 78 81 261 936 461 136 80

!) Voa 1774--1850 nach dem Blaubnch, Nr. 18, pag. 185 ff. Von 1851 ,n nach den amtlichen schwe:g sehen Angaben. Die Bevölkerungszahlen am Schluss, pag. 122.

Abnahme der Pocken in Schweden.

60

Noch deutlicher als aus der Tabelle wird die Abnahm aus der graphischen Darstellung (Tab. I), welche die obige Zahlen wiedergibt. Auch im fünfjährigen Durchschnitte, wo di Schwankungen der einzelnen Epidemien verschwinden, tritt di Abnahme der Pockenmortalität im Ganzen deutlich hervor, w: die folgende Zusammenstellung der Mortalität an Pocken auf j 100,000 Lebende in Schweden und in Berlin zeigt.

Abnahme Ber C hr in

der

Im f ü n f j ä h r i g e n D u r c h s c h n i t t e s t a r b e n an P o c k e n von je 100,000 Lebenden: In Schweden 1 ): In Berlin 2 ): 1758--1762 ?

407 1763--1767 ?

364 1768--1772 ?

294 1775-1779 226 ?

1780--1784 222 ?

1785--1789 182 360 1790--1794 153 310

1795-1799

155

239

1800--1804 189 ° 261 1805--1809 73 306 1810-1814 23 31 1815-1819 14 40 1820-1824 6 4 1825--1829 19 13 1830--1834 24 19 1835--1839 34 18 1840--1844 5 13 1845-1849 2 2 1850-1854 33 5' 1855--1859 18 18 1860--1864 10 30 1865--1869 31 26 1870--1874 31 circa 160 Die Abnahme tritt in Berlin um ein Quinquennium später ein als in Schweden; die Steigerung der Berliner Pockenmortalität gerade in diesem Quinquennium ist mehr scheinbar, als wirklich; sie beruht auf der Abnahme der Einwohnerzahl ; diese betraf aber nicht sowohl die ,,pockenfähige"1 Jugend, als vielmehr die schon gepoekten ') Nach Guttstadt, Nr. 7, pag. 157.

) Nach Guttstadt, Nr. 7, pag. 116. Die Zahlen der Lebenden und die absoluten Zahlen der Todesfälle am Schluss, pag. 123.

2

61 irwachsenen (Militär etc.). Die Impfung war in Berlin nach der ;arken Epidemie von 1801 au die Hand genommen worden; im 'ezember 1802 eröffnete Bremer sein Impfinstitut, bis 1810 wurden ber bei gegen 7000 jährlich Geborenen nur im Ganzen 10,950 Kinder eimpft. Später erst stiegen die Impfungen bis zu 80 % der Georeuen; ihre Abnahme in den letzten Jahrzehnten, welche sich urch eine ungewöhnlich hohe, wenn auch die Ziffern im vorigen ahrhundert noch nicht erreichende, Pockenmortalität von 1870 bis 874 fühlbar macht, ist schon im Abschnitt IX. pag 36 ff. erörtert r orden.

Herr Vogt bekämpft (1. c. pag. 102) die Ansicht von Guttstadt, ass mit 1810 für Berlin der Einfluss der Schutzpockenimpfung eginne, ,,da die fünfjährigen Durchschnitte die jährlichen Bewegungen er Seuche gerade um die kritische Zeit auf der Wende des Jahrunderts dem Auge verdecken.a Als ob es auf die jährlichen ehwankungen ankäme und nicht vielmehr auf die Abnahme im ·anzen und im Durchschnitt, welche doch dem Auge klar genug ird! ,,Ich kann mich daher", fährt Herr Vogt fort, ,,nur an den uusspruch des berühmten preussischen Statistikers Engel halten, 'elcher in der Zeitschrift des k. preussischen statistischen Bureau 1862) sich dahin äussert, dass der Tod durch die Pocken im ·anzen noch ebenso häufig sei wie früher, welcher Ansicht auch eaton nach dem englischen Blaubuch (S. 421) ist." Hiezu ist zu emerken, dass die Angabe betreffend Seaton unkontrolirbar ist, i das die Impfung betreffende ,,englische Blaubuch'1 nirgends eine eite ,,421" hat. Der Ausspruch von Engel aber, der im Jahre 862 schreibt, lautet x ): ,,dass der Tod an Pocken noch ebenso äufig, selbst häufiger vorkommt als vor 40 Jahren. 1 1 Die Zahlen, uf Grund deren Eugel dieses Urtheil fällt, sind in der Hauptsache »Igende.

Es starben in Preussen an Pocken : Es kommt l Pockentodesfall Im Durchschnitt auf Lebende : der Jahre: Männliche.

Weibliche. Männliche.

Weibliche.

1816--1820 1821-1830 1831--1840 1841--1850 1851--1860 1816--1860

1442 1218 1892 1441 1895 1593

1415 1118 1672 1307 1761 1459

3714 4981 3660 5532 4550 4324

3842 5499 4168 6117 4924 4828

Das ,,früher" des Herrn Vogt kann sich also nur auf die Zeit is 1820 erstrecken und n i c h t etwa, wie der Leser glauben önnte, auf die Zeit vor der Impfung.

!) Nr. 52, Jahrgang 1862, pag. 66 und 68.

unrichtige j$j^vTM

Engel.

62

Es ist nicht zu läugnen : im ersten Jahrzehnte dieses Jäh hunderts geht eine plötzliche Veränderung vor sich; n a c h 181 geht die Mortalität an Pocken rasch auf 1ls bis Vio, z. Th. ai einen noch kleinern Bruchtheil der früheren Pockenmortalität zurücl Man wird vergebens nach allgemeinen Veränderungen kosmische sanitätspolizeilicher oder sonstiger Art suchen, welche diesen Wechsi bewirkt haben könnten. Ebensowenig sind etwa aus irgend eine unbekannten Ursache die Pocken an sich harmloser, das Menscher geschlecht unempfänglicher für sie geworden. Darüber hat ur der Beginn dieses Jahrzehnts aufgeklärt, dass die Pocken noch sine was sie einst waren, wenn und wo man ihnen nicht vorbaut. Kei Unbefangener kann sich dem Schlüsse entziehen, dass die plötzlich rasche und dauernde Abnahme der Pocken, wie zeitlich, so auc causal mit der Einführung der Impfung zusammenhänge.

Aufhören der Es ist eine leere Ausflucht, wenn Impfgegner nicht die Eil Variation. f u h run g der Vaccination, sondern das Aufhören der Variolatio als Ursache in Anspruch nehmen. Selbst wenn wir annehmer dass in London (vergi. pa,g. 25, Abschnitt V) nicht nur der Anthe: der Pockentodesfälle an der Gesammtzahl der Gestorbenen, sonder auch die Pockenmortalität wirklich nach der Verbreitung der Varie lation und nur durch sie zugenommen habe im Verhältniss vo 74 : 95, also von 6:8, so konnte doch ihr Aufhören an sich nicl: mehr bewirken als einen Rückgang auf den Status quo ante, als eine Abnahme auf 6/s der Pockenmortalität in den letzten Jahi zehnten des vorigen Jahrhunderts. Nun war aber die Variolatio auf dem Kontinente, speziell in Schweden, lange nicht so verbreite wie in London, wie sollte also ihr Aufhören die Pockenmortalitä in Schweden nicht nur auf s e c h s , sondern auf e i n Achtel un weniger von der frühern Mortalität reduciren?

Einwendungen Kaum ernst gemeint ist der Einwurf, man habe in Schwede Im f Ton P iwiem.erst gegen Ende des Jahres 1801 begonnen zu impfen; wie könnte diese wenigen Impfungen schuld sein, dass die Blatternmortalitä von 2563 per Million Lebender im Jahre 1801 auf 644 im Jahr 1802 herunterging? Darin sieht auch Niemand eine Wirkung de Impfung; es war nur die nach jeder stärkern Epidemie folgend Remission, wie sie ja vorher auch jeweilen eingetreten war. Abe daran war die Impfung Schuld, dass n i c h t ,
wie vorher jeweilei nach einigen Jahren sich die Pocken zu einer Epidemie mit eine Mortalität von 2, 3, 5, ja 7 pro mille der Lebenden erhoben; nu einmal noch 1809 stieg die Pockenmortalität in Schweden auf l % der Bevölkerung; es ist bis zur Stunde das letzte Mal gewesen.

Wie soll aber die im Verhältniss zur Bevölkerung anfana verschwindend kleine Zahl von Impfungen das bewirkt haben wenden Impfgegner ein. Auch Hrn. Vogt ist nicht klar, wie di

63

bnahme der Pocken im Kanton Zürich auf Rechnung der Impfung inné gesetzt werden. Er beginnt (1. c. pag. 7--8) seinen FehlFeuer hluss wieder mit einem Rechnungsfehler. Die 8018 von 1807 und unrichtig» s 1809 geimpften Kinder sollen nur ,,7 pro mille der Bevölkc- lîfmfvogt!1 ingtt ausmachen und danach müsste man der Vaccination ,,eine )m Geimpften auf je 140 ungeimpfte Nachbarn ausstrahlende shutzkraft zuschreiben". Das ergäbe für den Kanton Zürich eine evölkerung von 1,122,520 Seelen; da er aber nur etwa 200,000 itte, so hat Hr. Vogt mit seinen 7 °/oo um das 5- bis 6-fache zu !edrig gerechnet.

Ganz unklar ist Hrn. Vogt die Erscheinung, dass in Württem3rg (1. c. pag. 94), Schweden (1. c. pag. 91), Dänemark (1. c.

ig. 81--83) die Pocken schon acht bis zehn Jahre vor gesetzcher Einführung eine auffallende Abnahme zeigten, ,,als wenn die euche schon zum Voraus Angst vor dem Zwangsimpfgesetz beommen hätte'1. In Betreff Dänemarks wird hiebei folgender Satz Dänemark.

on Bohn x) citirt: ,,In Dänemark, das, mit dem Jenner'schen Schutzlittel frühe und innig vertraut, die Bekanntschaft der Pocken seit em Anfange des Jahrhunderts verloren hatte, . . .;t Hinter frühe at Hr. Vogt die bei Bohn fehlende Zahl ,,(1810)", hinter Anfang in ,,(!)" eingeschoben, wodurch der Sinn heraus kommt, dass dio ocken zehn Jahre vor dem Vertrautwerden mit der Impfung in ·änemark verschwunden wären.

Das Räthsel löst sich einfach. Wer dei»> Sache genauer nacheilt, findet eben, dass schon vor dein Erlass der I m p f g e s e t z e , amals unter dem noch frischen Schrecken der Pocken lebhaft accinirt wurde. In Dänemark z. B. fanden statt 2 ): Geburten: Impfungen: 1802 31,575 4,570 32,617 1803 7,600 1804 32,091 4,609 1805 32,901 16,304 30,610 1806 14,989 31,734 1807 5,227 1808 31,487 25,421 30,324 8,012 1809 Summe 1802/9 253,339 86,732 Also über ein Drittel aller Geborenen (ohne die vor der npfuujj wieder gestorbenen Kinder zu rechnen) wurde von 1802 ') Kr. 31, pag. 21.

) Nr. 18, pag. 175.

2

64 Schweden.

bis 1809, v o r ,,(1810)" geimpft. In Schweden *) wurden die erst< Impfungen Ende 1801 vorgenommen; um das Jahr 1810 belieft sich die Impfungen auf nahezu 1U der Zahl der Geborenen.

Sind aber nicht auch das im Verhältnisse zur gesarnmten B völkerung der betreffenden Länder geringe Ziffern, von denen nie einzusehen ist, wie sie einen raschen, durchgreifenden Einfluss a die Pockenmortalität haben sollten ?

Die Impfung hatte Dieser Einwand ist leicht zu widerlegen. Es kam ja nie mar l 6 0 en flih j 6;^ * ~ darauf an, ein wie grosser Theil der Gesammtbevölkerung, sondei schützen.

ein wie grosser Bruchtheil der ,,Pockenfähigen"' geimpft war. Nu war aber (vgl. Abschnitt IV, pag. 17 ff.) im vorigen Jahrhunde die ältere Bevölkerung in Europa fast durchweg geblättert, j Schweden war der letzten Epidemie in don Jahren 1801/2 nur ei kleiner Theil der zuvor ungeblatterten Bevölkerung entgangei Diese und die in den folgenden Jahren Geborenen waren schut bedürftig; der ganze Rest der Bevölkerung war ja als geblattej so wie so wenig empfänglich. ,,Nahezu lli der Geborenen" wi aber, auch bei der geringen Kindersterblichkeit Schwedens, etvv so viel sagen, wie: 30 °/o der das erste Jahr Ueberlebeuden. Un wenn z. B. im Jahre 1807 nui 1 VB der ,,Pockeufähigen a geimp war, so war das schon von der allergrössten Bedeutung für d; Entwicklung einer Pockenepidemie.

Geometrische Eine Epidemie geht ja einigermassen in geometrischer Pr( vertagl'îmung gressîon weiter; es steckt durchschnittlich nicht nur der ersi einer Seuche. Kranke einen zweiten, dieser einen dritten an u. s. w., sonder jeder steckt direkt oder indirekt mehrere an. Gesetzt, von jedei Erkrankten aus werde das Contagium nur jeweilen zu zwei Pocket fähigen getragen. so wird vom ersten Falle aus die Zahl der Ei krankungen wachsen von Generation zu Generation, zu 2, 4, i 16, 32, 64 u. s. f. Nennt man, ganz allgemein ausgedrückt, di Zahl der ersten Fälle a, den Ansteckungsquotienten (die Zahl de durchschnittlich von e i n e m Erkrankten aus Angesteckten) q, di Zahl der Generationen n , so entspricht die Zunahme der Erkrar kungen der Reihe : a, aq, aq2, aq3 aqn.

Die Zahl der von e i n e m ersten Falle aus in ntor Geueratio Erkrankenden ist also gleich der nton Potenz des Ansteckung!

quotienten. Ist nun ein Bruchtheil der sonst Empfänglichen ai irgend eine Weise unempfänglich für das Gift gemacht, so wir der Ansteckungsquotient um denselben Bruchtheil vermindert. Bc ') Nr. 18, pag. XXIII.

65 ìichnefc man die Verminderung mit «, so entsteht aus der obigen eihe die Reihe: a , aqe , aq2 ss , aq3 es aqn «n.

ter Die in n Generation eintretende Verminderung der Erkranjngen beträgt also -- das ist von entscheidender Bedeutung -- e nte Potenz der Verminderung in der ersten Generation. Rechnen ir bei den Pocken für eine Generation, d. h. die Zeit von einer rkrankung bis zu den folgenden, durchschnittlich 15 Tage, so ürde die sechste Generation drei, die achte vier Monate nach im ersten Falle erkranken. Ist a (die Zahl der ersten Fälle) l, ìr Ansteckungsquotient 2, n (die Zahl der Generationen) 6, so ·gibt sich als Zahl der Erkrankenden : l X 26 = 64 ; in achter eneration l X 28 = 256. Wird nun der Ansteckungsquotient nur 11 x/5 vermindert, also auf 2 X *k statt 2, so erhält man in sechster eneration drei Monate nach dem ersten Fall l X 26. (*/a)6 = 17 tatt 64) Erkrankungen ; in achter Generation nach vier Monaten, i (4/6)8 ziemlich genau gleich Vo, statt 256 nur 43 Erkrankungen s. f. Eine massige Verminderung des Ansteckungsquotienten ist so, indem sie von Generation zu Generation potenzirt wirkt, vom lergrössten Einfluss auf die Entwicklung einer Epidemie; auch t klar, dass bei einem so verlangsamten Fortschritte es viel ichter gelingt, eine Epidemie ganz zu lokalisiren.

Es ist desshalb auch irrig, wenn Hr. Vogt (1. c. pag. 148) Feuel T0tt hreibt: ,,Die schwerstbefallene Strassengruppe von Chemnitz hatte ten-n Vogt.

1 °/o Geimpfte, während die pockenärmste Gruppe deren 94 % ,hlte: 87 zu 94 gibt aber ein Verhältniss" etc. Es handelt sich i nicht um das Verhältniss von 87 zu 94, sondern um das Vertltniss von 13 zu 6 und der Satz lautet also : die schwerstbefallene rassengruppe von Chemnitz hatte m e h r als d o p p e l t so viel ngeimpfte resp. sicher ungeschützte, als die pockenärmste, ein erhältniss, das nach dem eben auseinandergesetzten von der allcrössten Tragweite ist für die Progression einer Epidemie.

Jeder durch Impfung Geschützte hat eben nicht nur für sich Aiigomeinpr, Ibst den Nutzen der Impfung, sondern der Nutzen erstreckt sich rtAêrNÛ'toen eh auf diejenigen, welche er angesteckt hätte, wenn er erkrankt 4« Impfung, ire. Das ist ja der K e r n p u n k t der I m p f f r a g e , dass Getpfte nicht nur in ihrem eigenen, sondern im Interesse der Gemmtheit geschützt, Ungeimpfte
nicht nur zu ihrem eigenen, sondern m Schaden der Gesammtheit empfänglich sind.

Wenn in einer Ortschaft eine Feuersbrunst, die ja recht wohl [t einer Epidemie vergleichbar ist, ausbricht, so wird sie unter nst gleichen Umständen um so rascher fortschreiten und um so.

issere Verheerungen anrichten, je grösser die Zahl der leicht

66

gebauten, mit Stroh gedeckten, kurz der für Feuer ,,empfänglichen Gebäude ist. Sind unter den leicht brennbaren solid gebaute, fü Feuer ,,wenig empfängliche" Gebäude zerstreut, so wird ein solchi solides Haus nicht nur selbst weniger leicht vom Feuer ergriffen es ist auch ein Schutz für eines oder für eine ganze Reihe hinte ihm liegender Häuser, die hinweg gerafft worden wären, wen nicht das solid gebaute dem Fortschritte des Feuers in dieser Ricl tung Einhalt geboten hätte. Ist auf diese Weise ein für Feuc wenig empfängliches Gebäude nicht nur seinem eigenen Besitze sondern der Gesammtheit nützlich, so sind im Gegensatze dazu di feuergefährlichen nicht nur ihren eigenen Besitzern, sondern de Gesammtheit zum Schaden. Je mehr solche für Feuer empfän« liehe Gebäude in einer Ortschaft vorhanden sind, um so grüsst ist die Gefahr, dass ein ausbrechender Brand n i c h t l o k a l i s i r b l e i b t , sondern rasch um sich greift und ausgedehnte Verwüstunge anrichtet und einer solchen umfassenden heftigen Feuersbrunst werde auch solide Häuser, die ja auch nicht ,,absolut geschützt14 sind, ehe zum Opfer fallen.

Wenn Gegner des Impfzwangs mit dem auf den ersten Blic so billigen Argumente kommen : Lasst doch Jeden machen, wie c will; impft euch, so viel ihr wollt; wenn, wie ihr behauptet, di Impfung schützt, so kann es euch gleich sein, wenn wir uns nicl impfen lassen; wir haben ja den von euch behaupteten Schade allein zu tragen, so braucht man das nur in die Sprache des obige Vergleichs zu übertragen, um mit Händen zu greifen, wie unzi treffend ein solches Raisonnement ist. Je mehr Ungeimpfte übe haupt in einer Bevölkerung vorhanden sind, um so rascher schreit eine Pockenepidemie sowohl extensiv, wie intensiv weiter, und da gerade einer intensiven Epidemie am leichtesten auch Geblatter und Geimpfte zum Opfer fallen, das hat ja die Erfahrung zi Genüge gelehrt. Man kann nicht kürzer und treffender diese B Ziehungen ausdrücken, als durch die vier Sätze, in welchen d> Berichterstatter über die letzte beispiellos heftige Epidemie d< Niederlande das Ergebniss seiner Forschungen zusammenfasst. S lauten J) : 1) Die Verbreitung der Pocken ist die grösste und tödtlichst wo der Widerstand gegen das Impfen am heftigsten ist.

2) Die Wahrscheinlichkeit, von der Seuche ergriffen zu werde ist für die Nichtgeimpften
viel grösser, als für die Geimpfte 3) Je mehr N i c h t g e i m p f t e in e i n e m Kreise z u s a m n u w o h n e n , desto m e h r laufen a u c h d i e u n t e r i h m v e r w e i l e n d e n G e i m p f t e n G e f a h r , d e n n d i e Seucl !) Nr. 16, pag. 56.

«

67

w i r d in dem Maasse ansteckungsfähiger, als die Ergriffenen zahlreicher und dichter auf einander g e d r ä n g t sind.

4) A l l e N i c h t g e i m p f ten sind also für die V o l k s g e s u n d h e i t gefährlich.

Herr Vogt beweist freilich mit östreichischeu Angaben das Verkehrter erade Gegentheil der obigen Sätze. Die östreichischen Bezirke HerrTVog" l i t Impfrenitenten haben, wie er (1. c. pag. 133) herausrechnet, weniger Pockentodte gehabt in den Jahren 1873 und 1874, als die lezirke o h n e solche. ,,Sollte," fragt Hr. Vogt, ,,nach diesen zahlenlässigen Resultaten der offiziellen Statistik die österreichische Sariiitsbehörde nicht eine Prämie auf die Impfrenitenten setzen?1' Die r erwechslung von Ursache und Wirkung ist hier doch zu augenlllig. Nicht wegen des Vorhandenseins der Impfrenitenten trafen ie Pocken gelinde, wegen Mangels derselben heftig auf, sondern ·egen gelinderem Auftreten der Pocken gab es in den betreffenden ezirken Impfrenitente; wo die Pocken heftig auftraten, horten ie Renitenten auf, zu existiren. Dass der erst im Augenblicke er Gefahr eintretende Zudrang zur Impfung zu spät kommt 'und ie Entwicklung einer mörderischen Epidemie nicht mehr hindert, iese Erfahrung hat freilich damals das zwanglose Oesterreich benso theuer bezahlt, wie in den Jahren 1870/71 Berlin.

Kommen wir zurück auf die Verminderung der Pockenmortatät bei Einführung der Impfung. Diese Verminderung konnte, ie oben auseinandergesetzt ist, gerade im Beginne der Impfung i stark sein, weil die gesammte ältere Bevölkerung geblättert war, e Impfung also nur den noch empfänglichen jugendlichen Bruch.eil zu schützen hatte. Die Geimpften selbst standen im ersten ihrzehnt der Impfung alle unter dem frischen, starken Schütze, l ungünstiger wurde die Lage, je weiter man sich vom Beginne stoiRcma,) PockenImpfung, resp. von den letzten umfassenden Blatternepidemien C1'j^TM"u" T"!II-'" ?

ernte, bis herab auf unsere Zeit. Jetzt sind ja in Ländern, wo zchutTM.

entlich geimpft wird, die Geblätterten relativ seltene Ausnahmen, die gesammte übrige Bevölkerung hat die Impfung aufzukommen, meist e i n m a l in der Jugend vorgenommen wird und deren utzkraft die Immunität, welche das Durchmachen der Blattern leiht, nicht erreicht. Immer grösser also wird, je mehr wir der Jetztzeit nähern, die Zahl der dem Impfschutze
wieder vvachsenen altern Bevölkerung. So ist es kein Wunder, wenn einzelnen Epidemien, z. B. in S c h w e d e n , so sehr sie hinter ien des vorigen Jahrhunderts zurückbleiben, doch vom dritlon irzehnt dieses Jahrhunderts bis zur Jetztzeit wieder steigende xima geliefert haben.

68

Es k a m e n Pockentodesfälle auf eine Million Lebender 1825 . . . 4 4 9 1838 . . . 5 8 3 1839 . . . 6 2 1 1851 . . . 7 0 7 1874 . . . 936.

Ganz übereinstimmend damit ist das Ergebniss E n g e l s fü Preussen (vide pag. 61), ,,dass der Tod an Pocken noch ebens häufig, selbst häufiger vorkommt11 in neuerer Zeit, als um da Jahr 1820. Bei gleichem Betriebe der Impfung ist eben die Zäh der Geschützten heute, wo die Geblätterten selten sind, kleiner a damals, wo die Geblätterten noch sehr zahlreich waren. Ein weitere Besserung ist nur durch conséquente Revaccinationen z erreichen.

XHI.

Ueberall, wo die Impfung gut durchgeführt ist, habe die Pocken aufgehört, eine Kinderkrankheit zu sein, nn rufen nur im ersten Lebensjahre vor der Vollziehung de Impfung und unter der dem Impfschntze wieder mei oder weniger entwachseneu altern Bevölkerung eil nennenswerthe Sterblichkeit hervor.

Verschiebung der Nichts beweist schlagender den wirksamen Schutz der Impfui , 1 - 1 1 , T-, i i- mi i i 1 1 uud -Mortalität, und zugleich dessen begrenzte Dauer, als die Thatsache, dass o Pockenmorbidität und -Mortalität sich seit Einführung der Impfui auf ganz andere Altersklassen verschoben hat. Es mag dav< einen Begriff geben, wenn wir die oben (Pag- 18) angeführ Zusammenstellung der Pockenerkrankungen und -Todesfälle in di preussischen Städten im Jahre 1796 und dieselben Angaben aus de Jahre 1866/67 im bayrischen Regierungsbezirke Unterfranken nebeneinander stellen.

Pockenmortidität

l

) Nr. 49, Jahrgang 1872, pag. 6.

69

Pockenerkrankungen und Todesfälle in Unterfranken 1866--1867

Alter.

drei prenssisch. Städten 1796

Von 100 Von 100 Erkrankte Gestorbene Erkrankten Erkrankte Gestorbene Erkrankten starben starben

0-1 2-10 11--0 21-30 31--40 41--50 51-60 über 60

Jahr ,, ,, ,, ,, ,, ,, ,,

Summe

34,7

75 25 110 309 318 275 204 78

26 -- 1 11 26 22 39 18

--0,9 3,6 8,2 8,0 19,1 23,1

1394

143

10,3

39 1145 68

14 182 3

-- -- --

-- --

-- -- 1252

-- -- -- 199

35,9 15,9 4,4 -- -- -- -- --

15,9

Es handelt sich dabei nicht um den Vergleich der Pockennorbidität und -Letalität bei den beiden Bevölkerungen im Ganzen, 1er für ein einzelnes Jahr ja keinerlei Schlüsse gestattete, ' sondern mr um die sehr verschiedene Betheiligung der entsprechenden Altersklassen vor und n a c h der Impfung an den Pockenirkrankungen und -Todesfällen.

Dasselbe ergibt sich, wenn wir die 6792 Pockentodesfälle in Genf isso--neo 2enf von 1580--1760 (vide pag. 15) und die 14,263 Pocken- 18f,Le]|75> »desfälle in Bayern vom Oktober 1857 bis Ende 1875 mit einander lach ihrem Alter vergleichen.

V o n j e 1000 P o c k e n t o d t e n standen im in G e n f : ^ in B a y e r n : Alter von: 1580--1760.

Oktober 1857 bis Ende 1875.

0--1 Jahr 202,5 227 602,5 36 155,75 10 10--20 _ 26,5 23 20--30 ,, 10,25 91 Ueber 30 ,, 2,5 613

t« ;

1000

') Nr. 18, pag. XXXI.

1000

70

Handgreiflich ist in beiden Zusammenstellungen, wie Erkran klingen und Todesfälle an Pocken in Bayern in den auf dit Impfung folgenden Jahren ganz unvergleichlich gering sind, während dafür im höhern Alter, welches, als fast ganz geblättert, vor Ein führung der Impfung nur ausnahmsweise Todesfälle aufwies, j e t z die dem Impfschutz wieder Entwachsenen zahlreiche Erkrankungei und Todesfälle liefern. Gerade Bayern ist für diese Vergleichs im Grossen geignet, weil wir dort, wenn auch nicht den Impf zustand des Einzelnen kennen, doch im Ganzen und Grossen wissed dass im Alter von 2--5 Jahren wirklich nur noch relativ wenig« Ungeimpfte vorhanden sind, im Gegensatz zu andern Ländern un( zu Städten, wo solche im genannten Alter noch so zahlreich sind dass die Wirkung des ,,Impfsegens" sich nur sehr unvollständig einstellt. Zugleich liegt von Bayern, wie von keinem anderr Lande, das bezügliche Material, von Majer trefflich bearbeitet, vor Fehler des Ueber diese Dinge hat Hr. Vogt das ganze Dunkel seine Herrn Vogt. Beweisführung ausgebreitet. Schon in der Einleitung (vide pag. 3 u. ff.]

ist die methodische und arithmetische Fehlerhaftigkeit seines Ver gleiches zwischen der Pockenmortalität in Genf ,,vor Jenner"1 une in einer Anzahl mangelhaft geimpfter Städte ,,seit Jennertt nach gewiesen worden. Die auf pag. 164 bis 167 seiner Schrift vor stertüchkeits- genommene Verwerthung der Duvillard'schen Sterblichkeitstafel vor Besançon. Besançon ist noch stärker. Diese von Sacco *) mitgetheilte Tafe hat den Zweck, zu zeigen, dass die Einführung der Impfung n e b e r dem Wegfall der Pocken auch eine Verminderung der Sterblich keit an andern Krankheiten (deren Keim oft durch die Pocker gelegt wurde) zur Folge gehabt habe. Sie lautet folgendermassen *) Nr. 53, pag. 159.

71 îrgleichungstabelle des Zustandes einer Bevölkerung vor und nach Einfuhrung der Vaccine.

Vor Einführung der Taccine.

Alter.

Lebende.

0 1

2 3 4 5

!

76 8

1000,00 725,80 646,79 610,48 584,36 565,02 549,86 537,94 525,58

Summe An den ^An andern Pocken Krankheiten der Gestorbenen. Gestorbene. Gestorbene.

274,20 79,01 36,31 26,12 19,34 15,16 12,37 11,91

22,08 252,12 19,50 59,51 11,44 24,87 8,47 17,65 5,93 i 18,41 4,20 10,96 3,02 9,35 2,53 9,38

--

--

--

474,42

77,17

397,25

Nach der Vaccine.

AnKrankheiten, Lebende.

ausgenommen, Gestorbene.

1000,00 792,10 718,13 692,94 675,87 664,54 654,16 647,47 641,42

207,90 37,97 25,19 17,07 11,33 10,38 6,696,05

-- 358,58

Da sich die Tafel über einen Zeitraum von 8 Jahren erstreckt, i nimmt Hr. Vogt bei Berechnung der Mortalitätszahlen -- entigen der (l. e. pag. 165) mitgetheilten Erklärung im Urtext und ine zu bedenken, dass wenn eine Bevölkerung 8 Jahre durchlebt, e doch in jedem einzelnen dieser 8 Jahïe nur l Jahr lebt und ,cht 8 -- Hr. Vogt also nimmt als Zahl der Lebenden 8mal 00, 8mal 725,8 u. s. w., kurz er rechnet die pag. 165 mit theilten Mortalitätszählen d u r c h w e g , von kleinern Fehlern gesehen, um das A c h t f a c h e zu niedrig. Das Resultat ist f den ersten Blick unmöglich. Denn selbst, wer sich nicht mitdicinalstatistik befasst, weiss, dass auf der ganzen Erde keine mschliche Bevölkerung existirt, wo von 10,000 Lebenden u n t e r Jahr exclusive Pocken nur 315 stürben, also wenig über 3 °/o, dhrend in diesem Alter eine Mortalität von 20--30 °/o (das Achtelte) an der Tagesordnung ist. Auf pag. 166 vergleicht Herr Vergieicu mit gt aber diese um das Sfache zu niedrigen Zahlen wieder mit^p^s^J^ r Pockenmortalität mangelhaft geimpfter Städte (Stockholm, Berlin, ndapest), als Mustern aus dem ,,Zeitalter des Impfsegens1-'. Die erwerflichkeit dieser Methode ist im Abschnitt X, pag. 43 u. ff.

seinandergesetzt worden.

72 Die Zahlen für Berlin sind übrigens gleichfalls zu niedrig sie scheinen berechnet nach den Angaben Müllers, der (vide Eii leitung pag. 5) statt 5086 Todesfällen im Jahre 1871 nur 355 kannte. Im Nachfolgenden sind die richtigen Verhältnisszahlen de Berliner Pockentodesfälle vom 1. Januar 1871 bis Ende Juli 187 angegeben. (Vergleiche über die Berliner Zahlen Abschnitt XI\ pag. 91, über die ausnahmsweise Höhe der Berliner Pockei Sterblichkeit 1871/72: pag. 45, über den ganz mangelhafte Impfzustand der kindlichen Bevölkerung in Berlin und Stockhoh pag. 34 und 37.)

Die von Hrn. Vogt (1. c. pag. 166) mitgetheilte Zusammer Stellung lautet also r i c h t i g folgendermassen: Jahresdurchschnitt der Pockentodesfälle auf je 10,000 Lebende i der betreffenden Alterklasse.

Tor der Impfoera.

In m a n g e l h a f t geimpften Städten: In ausnahmsweise]!

Epidemiejahren.

Altersklassen.

Besançon.

Stockholm.

Budapest.

nach

Vogt.

0--1 Jahr 1-2 ,, 2-3 ,, 3-4 ,, 4-5 ,,

28!

34!

22!

17!

13!

richtig gerechnet

1864. 1865.

Berlin.

nach Vogt. richtig.

1860. 1874|75 1871.

1871J7Î

304 266 111 96 64

441 203 148 112 74

221 91 217 167 269 20 146 58 177 29 74 45 139 13 30 25 12 20 101

265

188 133 101 79

Also nur in Berlin und Budapest, in ausnahmsweisen Epidemi Jahren und nur u n t e r l Jahre, wo die Bevölkerung grösstenthei ungeimpft ist, daher nimmermehr dazu dienen kann, den Einflu der Impfung zu studiren, übertraf die Pockensterblichkeit diejenij von Besancon; alles Weitere ist falsch und beruht auf stark« arithmetischen Fehlern; bei richtiger Rechnung steht Besancoi Pockenmortalität im Uebrigen durchweg nicht r in weit beseht denern Grenzen", sondern höher da, als diejenige der angeführt!

mangelhaft geimpften Städte.

73

Kommen wir darauf zurück, dass in einer w i r k l i c h genpften Bevölkerung die Jahre n a c h der Impfung ganz unverleichlich geringe Zahlen von Pockentodten aufweisen. Wie diese Abnahme der kindlichen Pockenmortalität mit einem Schlag eintritt, afur liefert Schottl and ein lehrreiches Beispiel. Vom Jahre 1865 Schottland vor n tritt dort die Wirkung des im Jahre 1864 erlassenen Impf- "^p^tT esetzes hervor, wonach jedes Kind bis zum Ende des sechsten tonates geimpft sein soll. In den 8 grössten Städten, welche usammen nahezu ein Drittel der gesammten Bevölkerung Schottinds enthalten, vertheilen sich die Pockentodesfälle in dem Jahrehnt vor und demjenigen nach der Einwirkung des Impfgesetzes )lgendermassen : Pockentodesfälle in den 8 grössten Städten Schottlands1).

V o r Einwirkung des Impfgesetzes.

Alter:

0 -- 5 Jahr 5-20 ,, 20-60 ,, 60 und mehr Summe

1855-1864.

N a c h Einwirkung des Impfgesetzes.

1865-1874.

Absolute Zahl.

>.

Absolute Zahl.

4062 660 687 6

75,03 12,19 12,67 0,11

1039 1059 1519 40

5415

100,00

3657

«/o.

28,41 28,96 i 41,54 1,09

100,00

Ohne Einführung des Impfgesetzes würde Schottland im Beginne lieses Jahrzehntes, wie andere Länder, eine ungewöhnlich heftige ipidemie gehabt haben ; die Anläufe dazu zeigen sich deutlich in ien obigen Zahlen. Von 20--60 Jahren, in dem vom Impfgesetze licht mehr betroffenen Alter, war die Zahl der Pockentodesfälle 'on 1865--1874 mehr als doppelt so gvoss, als im Jahrzehnt zuvor 1519 gegen 687); von 5--20 Jahren, in den vom Gesetz nur lehr theilweise noch betroffenen Altersklassen ebenfalls in diesem lahrzehnt bedeutend höher als im vorigen ; in den ersten 5 Jahren tber, die -fast ganz von der Wirkung des Gesetzes betroffen wurden, iberschritt die Zahl der Pockentodten kaum den vierten Theil lerjenigen des vorigen Jahrzehnts. Es liegt kein Grund vor, mit !) Nr. 4, Jahrgang 1875, pag. 30.

74

Ausnahme eben des Impfgesetzes, warum nicht die Todesfälle a Pocken u n t e r 20 Jahren sich ebenso, wie ü b e r 20 Jahren sollte verdoppelt haben. Wenn die Epidemie intensiv und verbreite genug war, um doppelt so viel Erwachsene hinzuraffen, als in Jahrzehnt v o r dem Impfgesetz, so hatte sie doch keinen ander Grund, die Jüngern Generationen so auffallend zu verschonen, al den, dass dieselben grossentheils durch die Impfung geschüt/, waren. Man darf also sagen, dass das schottische Impfgeset binnen e i n e s Jahrzehnts allein in den acht grössten Städten ciré 7000 Menschen von 0 -- 5 Jahren und über 300 Menschen zwische: 5 und 10 Jahren vor dem Tode an Pocken gerettet hat.

Von besonderm Interesse ist es, das Verhalten der schottische] Po c k e n s t e r b l i c h k e i t vor und nach dem Impfgesetz i n n e r h a l b d e s e r s t e n L e b e n s j a h r e s z u verfolgen u n d zi sehen, welcher Abfall nach dem sechsten Monate, dem schottische) Impftermin, eintritt. Darüber lässt sich den amtlichen Berichte) Folgendes entnehmen 1) :

Gesammtsterblichkeit und Pockensterblichkeit in Schottland vom 0.--6. und vom 6.--12. Lebensmonat.

1855--1864.

1865--1873.

0 -- 6 Monat. 6--12 Monat. 0 -- 6 Monat. 6 -- 12 Monat.

Gesammtzahl d. Lebenden 474,598 443,739 462,214 432,187 Summe der Gestorbenen 81,887 43,341 85,720 43,039 An P o c k e n Gestorbene 1,472 805 212.

1,513 vonlOO,OOOiim Ganzen 17,254 9,769 18,546 9,958 Lebenden >an Pocken starben J allein 310 341 174 49

In dem Jahrzehnt v o r der Wirksamkeit des- Impfgesetze: war die Pockenmortalität im zweiten Semester des Lebens grosse (341), als im ersten (310), e n t g e g e n der allgemeinen Mortalität welche nur stark halb so gross war, als im ersten Semester. Ii den 9 Jahren n a c h dem Impfgesetz, wo (wie wir oben vom vollei Decennium 1865--1874 sahen) die Pockentodesfälle der Erwachsenet in den Städten sich ausserordentlich vermehrt hatten, wo auch di( allgemeine Mortalität in beiden Hälften des ersten Lebensjahres l

) Nr. 3, Jahrgang 1873, pag. XJCXVII.

75 jsser ist, als in dem Decennium vor dem Impfschutz, ist d i e i c k e n m o r t a l i t ä t b e d e u t e n d g e s u n k e n u n d zwar ersten Semester, das natürlich vom Impfschutz nur unvollmmen betroffen wird, auf mehr als die Hälfte der frühern; im 'eiten Semester, wo die Bevölkerung grösstentheils geeimpft ist, f ein S i e b e n t e l der frühem, so dass sie jetzt im zweiten mester nicht mehr grösser ist, als im ersten, sondern zwischen und */4 der Pockenmortalität des ersten Semesters beträgt, iss von 100,000 Lebenden von 6 bis 12 Monaten noch 49 an icken sterben konnten, wird begreiflich, wenn man sich erinnert, ss unter 100,000 Lebenden dieses Alters (vergleiche Abschnitt IX, g. 35) sich doch noch 3260 Ungeimpfte resp. Ungeschützte fanden.

Auch aus den klaren schottischen Zahlen liest Herr Vogt eder etwas Unrichtiges heraus Er berechnet die Pockenmortaat für das erste und zweite Lebensquartal gesondert und beuptet (1. c. pag. 199) : ,,Die Zahlen der drei kleinern Alterstufen ersten Lebensjahre, welche ich hier für sich bearbeitet habe, illen dabei eine Art Vexirbild für den Impfdogmatiker dar, weil ; Jedem die Frage auf die Zunge legen: ,,,,Wo steckt denn centlich die Impfung ?"·"· Es findet nämlich der grösste Abschlag ir Pockensterblichkeit vom ersten Lebensquartal auf das zweite itt, während die Impfung in Schottland vorwiegend in das letztere lit und daher ihren Einfluss besonders in der Altersstufe von --12 Monaten zeigen sollte !tt Hier schliesst Herr Vogt aus seinen jenen Zahlen das Verkehrte. Denn der grosse Abschlag der ickensterblichkeit findet ja gar n i c h t statt vom ersten Quartal f das zweite, sondern eben vom zweiten Quartal anf das zweite mester, wie die folgende Zusammenstellung zeigt; bei dieser ist s Jahr 1864 weggelassen, welches Herr Vogt irrigerweise mit rwerthet, während es nach den schottischen Berichten noch zu 3 m Jahrzehnt gehört v o r der Wirksamkeit des (im gleichen hre erst erlassenen) Gesetzes (,,to thè period i m m e d i a t e l y ì f o r e that at which thé Scottish Vaccination Act came into eration" x).

') Nr. 3, Jahrg. 1873, pag. XXXVii.

Fehler von Tos*-

Herrn

76

Schottische Pockenmortalität auf je 10,000 Lebende (nach Hrn. Vog Im Alter von Differenz Differenz I n III 0--3 der der 3-6 6-1S Monat Colonne II von I. Monat. Colonne 111 von II. Mona

1865 1866 1867 1868 1869 1870 1871 1872 1873

18,1 6,6 5,0 1,5 1,9 2,2 28,8 63,1 28,9

- 2,6 15,5 10,8 - 1,3 8,7 - 1,1 0,4 2,8 + 0,9 + 4,1 6,3 34,9 + 6,1 -14,6 48,5 - 0,8 28,1

+ 4,2

+ 15,3

--20,4 + 15,3 - 5,1

+ 0,2

- 11,3 - 6,2 - 1,8 - 1,7 - 4,0 -- 26,8 - 32,1 - 23,0

4,2 4,6 1,9 0,6 1,1 2,3 8,1 16,4 5,1

+ 0,2 --106,9 + 0,2 -- 106,7

Also in allen Jahren übereinstimmend f ä l l t d e r s t ä r k e i A b s c h l a g de r P o c k e n m o r t a l i t ä t auf den scho t i s c h e n I m p f t e r m i n , zwischen zweites Quartal und zweit Semester, mit Ausnahme des Jahres 1868, wo die Verhältnisszahl auf der absoluten Menge von 8 Pockentodesfällen (4 im ersten, im zweiten Quartal, 3 im zweiten Semester) beruhen, eine Zal deren Kleinheit dem Zufall jeden Spielraum lässt; im Gegenth zeigt sich vielfach, wie vor dem Impfgesetz vom ersten zum zweil Semester, so jetzt noch vom ersten zum zweiten Quartal eine Z nähme der Pockenmortalität.

Um hier gerade mit den Irrthümern, welche Herr Vogt l Verwerthung der schottischen Pockenstatistik begeht, fertig machen, so leidet die zusammenfassende Tabelle (1. c. pag. 205/ an zwei erheblichen Fehlern : 1) sind die dort angegeben Pockenmortalitätszahlen nicht, wie es viermal heisst, auf 10,OC sondern auf 100,000 Lebende berechnet, sie erscheinen al unter jener Ueberschrift durchweg um das Z e h n f a c h e ï h o c h ; 2) wird das Studium der Impfwirkung sehr beei trächtigt dadurch, dass das Jahr 1864 mitgerechnet ist, d v o r die Wirksamkeit des Impfgesetzes fällt und das daher no massenhaft jugendliche Pockentodesfälle enthält; vom sechst Monat bis zum Ende des dritten Lebensjahres enthält das Ja

77

'64 allein mehr Pockentodesfälle, als die übrigen neun Jahre 165 -- 1873 zusammen aus denselben Altersklassen, während z. B.

m 10--20 Jahren das Jahr 1864 kaum den neunten Theil der un übrigen Jahre enthält (118 gegen 1080). Wenn man daher s Jahr 1864 weglässt und dafür Ì874 mit rechnet, so erhält man len ganz andern Abfall der Pockensterblichkeit n a c h dem Impfi-min, wie die folgende Zusammenstellung zeigt: Pockentodesfälle in Schottland.

Auf je 10,000 Lebende.

1864 1864 1865 1865 1864 1865 1855 bis bis allein bis 1874 bis 1864") bis bis 1873 1874 1873 1873 1874 nach den nach 1 ,,Annual " Vogt. richtig ) reports."

Alter.

0-- 3 Monat

3- 6 6-12

,, ,,

561 139 489 106

422 101 383 76

380 168 212 29

0-- 1 Jahr 1430 413 1017 206 405 227 178 25 !-- 2 » 294 148 146 19 2- 3 ,, 3- 4 ^ 229 103 126 15 227 92 135 26 5-10 ,, 768 181 587 93 10-15 ,, 597 50 547 133

4- 5 ;

523 211,7 459 196,4 241 80,5

19,5 18,2

J31,0

5,0

34,1

1223 145,0 203 46,9 165 33,0 141 26,1 161 26,7 680 19,2 680 17,0

12,3

32,5 22,2 13,7 9,8 6,5

2,3 1,8 1,6 1,9 1,7 1,9

--

Die Vergleichung der drei letzten Kolonnen bedarf keines reitera Kommentars ; die langsame Abnahme der Pockenmortalilät dem Jahrzehnt v o r der Wirksamkeit des Impfgesetzes (1855 is 1864), die rasche n a c h derselben (1864--1875) sind ebenso eutlich, als die Unbrauchbarkeit der von Herrn Vogt berechneten ahlen.

Bei mangelhaft durchgeführter Impfung sind, wie in Schottland or 1865, so auch anderswo immer noch die Kinder am meisten x ) Die Belege zu diesen Zahlen vide am Schluss pag. 130. Für die nterabtheihmgen des 1. Jahres ist die Bevölkerung des Vergleiches wegen ach dem von Herrn Vogt ziemlich willkürlich gewählten 1. c, pag. 197 -egebenen Wege berechnet und beträgt nach jener Berechnung 0--3 Monat: f84 ; 3--6 Monat : 25,164: 6--12 Monat : 47,709.

") Nr. 3, Jahrg. 1874, pag. XLII.

78

gefährdet; so wird aus Frankreich berichtet 1 ): ,,Dans le dopar!

ment de la Seine inférieure, durant l'hiver de 1864--1865, on compté quatre mille cas de variole, presque tous très-graves, souvent compliqués. de scorbut.... L'épidémie frappait surtout 1 enfants. Sur une population de 13,327 enfants au-dessous de d ans, 1620, plus du dixième, ont été atteints."

Aiimiiiige EntDie in gut geimpften Bevölkerungen der Gegenwart vo Wicklung der herrschende Pockenmortalität der Erwachsenen konnte sichAnatürlu Pockenmortalitat ....

.

.

. _.

, T lei Erwachsenen, nur sehr allmahg entwickeln. Bei Einführung der Impfung w: die Bevölkerung bis auf den geringen den letzten Epidemien en gangenen Bruchtheil -- die erwachsene Bevölkerung also nahe; vollständig -- geblättert. Das war ja eben der Grund (v. pag. 67 dass die Impfungen sofort von grossem Einflüsse sein konnten. E] r allmälig stellte sich dann die Thatsache heraus, dass die Geimpfte in spätem Altersjahren nicht so häufig wie die Geblätterten v< Pocken geschützt seien. Das erwies sich besonders evident dadurc dass die Pockenerkrankungen und Todesfälle Erwachsener sie jeweilen grösstentheils auf d i e Generationen beschränkten, welcl n a c h Einführung der Impfung ins Leben getreten waren, währen die altern Generationen, welche noch die letzten grossen Pocket epidemien durchgemacht hatten und desshalb fast gänzlich geblattei waren, sich mit wenigen Ausnahmen geschützt erwiesen. So wurde Epidemie von 1828 in der heftigen Epidemie, welche 1828 in Marseille wüthete2) ,,Pe m Marseiile. sonen ü b e r 30 Jahre selten ergriffen", während die Lebensze von 0--30 Jahren sich für die Blattern besonders empfänglic zeigte. Dass die Kinder daselbst zahlreiche Todesfälle liefertci beruhte auf der mangelhaften Durchführung der Impfung; nur etw die Hälfte der Kinder war geimpft. Unter den 1448 Todesfälle waren 45 Geimpfte.

Fehler des Diese Epidemie von Marseille hat Herr Vogt (1. c. pag. 84,8ü Herrn Vogt. auch auf seine Weise verwerthet, indem er -- Carl Löhnert folgend die Bevölkerung über 29 Jahren zu den T)Ungeimpften"p rechnet ; ui geimpft war sie freilich, wie (v. pag. 20) die spanischen Erobert in Amerika, die erwachsenen Genfer v o r der Impfung u. s. w aber auch ebenso -- g e b l ä t t e r t . Herr Vogt schreibt unrichtig ,,Favart schätzt die Zahl der Einwohner,
welche 1828 bereit einmal die Pocken gehabt haben, auf 2000."' Favart, der al weichend von Hrn. Vogt die Zahl der Lebenden von 0--30 Jahre auf 40,000 schätzt, gibt (nach Kussmaul 1. c.) an, dass ,,v o d i e s e n 40,000 M e n s c h e n " etwa 2000 schon geblattei waren. Von der altern Bevölkerung aus der Zeit v o r der Impf un ') Nr. 13, Bd. H, pag. 80.

) Nr. l, pag. 46.

3

^

79 ar das selbstverständlich. Wenn wir die Vogfschen Bevölkerungs,hlen acceptiren, so würde sich das Verhältniss folgendermassen geben : Pockenmortalität Bevölkerung von Todesfälle per mille, Marseille an Pocken.

Geimpfte : 33,069 45 1,5 Jnter der grösste Theil 1 Jahren Ungeimpfte : 31,070 gegen 45,0 von 1403 ?

Geblätterte : 2,000 ?

Jeber ( meist i Jahren \ Geblätterte :

66,139 68,286

selten von Pocken

ergriffen.

?

134,425 Wenn nun auch ein geringer Theil der 1403 ungeimpften atterntodten auf Geblätterte fallen sollte, worüber die Angaben hlen, so war jedenfalls die M o r t a l i t ä t d e r U n g e i m p f t e u o c h m e h r als 25 Mal so s t a r k , als die d e r G eh p f t e n , während Herr Vogt eine stärkere Morbidität der eimpften herausrechnet.

Je weiter man sich vom Beginne dieses Jahrhunderts (resp.

:n letzten grossen Pockenepidemien bis zu unserm Jahrzehnte) itfernte, um so weiter rückte nun auch die Grenze der Empfäng'hkeit im Alter vor. Es ergab sich nicht nur, wie Herr Vogt . c. pag. 172) auf Grund von neun sehr ungleichen, übrigens, wie hon in der Einleitung pag. 5 auseinandergesetzt, genetisch sehr îglichen Reihen behauptet, ein zweiter Höhepunkt der Etnpfängihkeit für die Pocken ,,im Mannesalter zwischen 20 und 40 Jahren11, iine eigene Reihe VI (Paris, 1830) zeigt diesen zweiten Höheinkt noch gar nicht, und in Reihe VIII (Stadtbezirk Zürich, »70/71) fällt das Maximum bereits später, auf das Decennium vom ). bis 50. Jahre. Wenn Herr Vogt (1. c. pag. 177) schreibt: Bis zur vierten Altersklasse1* (von 10--Ì5 Jahren) T>,2.

,,bewegt sich die Pockensterblichkeit identisch mit der allgemeinen. Da die Annahme einer 'mit den Jahren zunehmenden Schutzkraft der Vaccination widersinnig ist, so kann hier dio gleichwohl stattfindende continuirliche Abnahme der Pockeusterblichkeit nicht dem Einflüsse der Vaccination zugeschrieben werden."

rner : ,,3. Parallel mit der allgemeinen Sterblichkeit steigt auch diejenige der Pocken in der grossen Mehrzahl der Fälle von iler vierten Altersklasse an langsam und continuirlich bis zum

Unrichtige Angaben von Herrn Vogt.

80

60. Altersjahr und divergili von diesem Lebensabschnitte an vol ständig mit jener, indem sie auf ein z w e i t e s M i n i m u i h e r a b s i n k t u n d zwar o h n e j e d e n v a c c i n a t o r i s e h e n E i n f l u s s.a endlich : ,,4. Es zeigt sich in dieser Beziehung von der zweite Altersklasse a n k e i n w e s e n t l i c h e r U n t e r s c h i e z w i s c h e n G e i m p f t e n u n d U n g e i m p f t e n . . . .a so ist jeder dieser Sätze unrichtig.

verhaltender Ad 2 bezweifelt kein Mensch, dass auch ohne Impfung d Pockenmortaiitât Pockenmortalität vom ersten oder doch vom zweiten Lebensjahi a \HeH»tufen"ei>an abnehme bis zur Pubertät; aber die A b n a h m e ist in fa: vollständig geimpften und in mangelhaft geimpften Bevölkerunge s e h r v e r s c h i e d e n , wie die schottischen Zahlen aus dei Decennium vor und nach dem Impfgesetz (vide pag. 73--77) bi weisen und wie im folgenden Abschnitte (pag. 90 u. ff.) dure weitere schlagende Beispiele gezeigt werden wird. Ferner ist ,,d: Annahme einer mit den Jahren zunehmenden Schutzkraft der Vai cinationtt allerdings ,,widersinnig" ; dafür ist aber die Thatsacl" einer mit den Jahren z u n e h m e n d e n Zahl Va< ci n i r t e r sicher, und Herr Vogt schreibt einfach der mit dei zunehmenden Kindesalter wachsenden Resistenzfähigkeit gege Krankheiten überhaupt zu Gute, was zu einem grossen Thei Wirkung des wachsenden Procentgehaltes der Bevölkerung a Geimpften ist.

Ad 3 ist das Steigen der Pockenmortalität vom 15. Alter jähre an, sowie die Wiederabnahme im höhern Alter allerdings d Folge von ,,vacciuatorischem Einfluss". Denn v o r Einführung d< Impfung pflegte das gesammte erwachsene Alter wegen vorhe gehender allgemeiner Blatterung eine minimale Blatternsterblichke zu zeigen (vergi, pag. 14 u. 15); und das S i n k e n der P o c k e i m o r t a l i t ä t im h ö h e r n A l t e r ist noch jetzt a b h ä n g i v o n d e r A n h ä u f u n g G e b l ä t t e r t e r in d e n b e t r e l f e n d e n A l t e r s k l a s s e n ; der Eintritt dieses Sinkens ist dei entsprechend durchaus nicht an das 60. Lebensjahr gebunden, soi dern fällt früher, wo schon die Altersklassen v o r dem 60. Jahi reichlich Geblätterte enthalten, später, wo auch n a c h dem 60. Jahi die Zahl der Geblätterten gering ist. Das Sinken tritt spätestei ein bei den Altersklassen,
welche noch die Zeit vor der Impfun; resp. die letzten damaligen schweren Pockenepidemien miterlel haben, also in Marseille 1828 nach dem 30., in Baiern 1870--l nach dem 70. Jahre. In mangelhaft geimpften Ländern, wo auc nach Entdeckung der Impfung die Blattern noch reichlich geherrscl haben, trat auch in den letzten Epidemien das Sinken nicht er

81 ich dem 60., oder wie in dem exemplarischen Bayern nach dem ). Jahre ein, sondern -- der Anhäufung Geblätterter auch in ngern Altersklassen entsprechend -- früher; so z. B. in den iederlanden 1870--71 schon nach dem 40. Jahre ; in dem bis >64 ebenfalls ganz mangelhaft geimpften Schottland schon nach im 30., in Berlin 1871--72 der ungenügenden Durchführung der ipfung entsprechend nach dem 60. statt erst nach dem 70. Jahre.

Abnahme der Pockenmortalität im höhern Alter.

Es starben von je 100,000 Lebenden in 1 Jahr: Alter

Berlin >) Bayern *) Schottland ') Niederlande 2) 1871 bis Juli Oktober 1870 1864--1875 1870--1871 1872.

bis Ende 1875.

20-30 Jahre 30-40 ,, 40-50 ,, 50-60 ,, 60-65 _ { 65-70 ,, 70--80 ,, 80 Jahre u, mehr

29,2

21,9 12,2

9,0

6,0 2,8 0,9

145 155

233,5 361,8 484,8 769,2

135 115

626,2 558,5 { 206

» } 25 20

25,5 35,5 54,0 68,9 {

82,5 } 49,5

}

Ad 4 ist im Vorstehenden bereits bewiesen, dass zwischen eeimpften u n d Ungeimpften s e h r w e s e n t l i c h e U n t e r e n i e d e herrschen in Bezug auf das Verhalten der Pockenmorlität in den verschiedenen Altersklassen. Vor Einführung der ipfung und in mangelhaft geimpften Ländern war und ist die fonahme der Pockenmortalität nach dem ersten Jahre eine allmälig ntretende, in annähernd vollständig geimpften Ländern eine plötzphe und starke ; das zweite Minimum stellt sich in letztern Ländern st ein bei den Altersklassen, welche noch die Zeit vor der Impfung terlebt haben, in mangelhaft geeimpften Ländern 30 bis 40 Jahre her, und v o r der Impfung endlich gab es nur e i n e continuirlie Abnahme vom 2. Jahre an bis ins höhere Alter.

Die in frühzeitig durchgeimpften Bevölkerungen sich manifesinde Verschiebung der Pockenmortalität von den Jugendjahren f das höhere Alter hat man, da sie nicht wegzudiskutiren ist, *) Die Belege dazu im folgenden Abschnitte.

) Vergi. Nr. 16, pag. 31. Die dortigen Verhältnisszahlen sind aus der mme der in zwei Jahren Gestorbenen auf die Lebenden eines Jahres rechnet, daher in der obigen Tabelle halbirt mitgetheilt.

a

6

EinwUr f e

,j,>r Impfgegner.

82 von impfgegnerischer Seite nicht selten der Impfung zum Vorwu gemacht : einmal hätten an Stelle der Pocken andere Krankheite Scharlach. Masern, Schwindsucht etc. zugenommen, sodann sei d Disposition für Pocken nur verschoben und es stürben dafür mei Erwachsene daran.

Almahme Was die Zunahme anderer Krankheiten betrifft, so bleiben der Gesummt- f0]g welcl ö e aer Impfung eine grosse Anzahl Kinder am Leben, mortahtat in der j n i m i r->der Jugend undsonst von den Pocken weggerafft worden waren. Diese grosse im hohem Alter. Za hj Lebender wird natürlich auch eine grössere Zahl von Tode fällen an andern Krankheiten liefern ; aber diese Zunahme ist m eine absolute ; im Verhältniss zur Zahl der Lebenden bleibt d i A b n a h m e der G e s a m m t m o r t a l i t ä t unbestreitba So starben z. B. nach Casper *) in Berlin 1786--1789, v der Vaccination, und 1819--1822, nach der Vaccination, Kinder ai Scharlach, Masern, Pocken. Rötheln.

Brust- andern Zahl krank- Kinderder heiten. krankhtn. Summe. Geborener

1786-1789 2342 291 693 6800 10126 13913 1819-1822 25 330 481 8313 9149 26971 Während die Zahl der Geborenen im letztern Zeitraum fa das Doppelte der Geburtenzahl im erstem betrug, blieb die Suina der Kindertodesfälle hinter der Anzahl der in jenen vier Jährt vor der Impfung gestorbenen Kinder zurück.

Gegen die Pockengefahr der Erwachsenen aber liegt in d< Revaccination ein eben so einfaches, als wirksames Mittel zur E neuerung und Verlängerung des Impfschutzes vor (vergi. Abschn. XV Gänzlich unerwiesen und den Thatsachen widersprechend sind en lieh alle Behauptungen von stärkerer Sterblichkeit der Erwachsen« überhaupt, nicht zu reden von manchen krankhaften Deklamation« über die Entartung der gesammten menschlichen Race in Folge d Impfeus, welche in Nittinger ihren extravagantesten Propheten g funden haben.

,,Allerdings ist durch die Vaccination die Gesammtsterblichki nicht in dem Grade gesunken und die Lebensdauer nicht so b deutend verlängert worden, wie man vordem oft behauptet hatl zum Theil gleichfalls auf unrichtige Berechnungen hin. Ebensowen hat die Bevölkerung allerwärts in dern Verhältniss zugenomme als die Sterblichkeit an Pocken abnahm, einfach weil eine solci Zunahme der Bevölkerung von ganz andern Faktoren abhängt, e von der Sterblichkeit an einer einzigen Krankheit 2).tt Die Leber weise, der gesamrnte ökonomische und sittliche Zustand einer B !)

Nr. l, pag. 84.

2 ) Nro. l, pag. 85.

83

ölkerung ist in letzter Linie der wichtigste Faktor für deren Leben nd Sterben. Das Beispiel Schwedens mag aber zeigen, wie sehr ie Mortalität im Ganzen gefallen ist und wie der Verminderung er kindlichen Mortalität keineswegs eine Vermehrung der Mortalität er Erwachsenen gegenübersteht, vielmehr die seit E i n f ü h r u n g er I m p f u n g g e b o r e n e n G e n e r a t i o n e n a u c h i m ö h e r n A l t e r e i n e g e r i n g e r e S t e r b l i c h k e i t a u fr eisen, als früher.

Jährliche Mortalität auf 1000 Lebende in Schweden.1)

Alter A I*Ä

0 -- 5 Jahre 5-10 ,, 10-15 ,, 15--20 ,, 20-30 ,, 30-40 ,, 40--50 ,, 50--60 ,, 60--70 ,, 70--80 ,, ' 80--90 ,, 90 Jahre u. mehr

21 Jahre 20 Jahre 20 Jahre 10 Jahre 1755--1775 177&-- 1795 1821--1840 1841--1850

90,1

14,2 6,6 7,6 9,2 12,2 17,4 26,4 48,1 102,3 207,8 394,1 28,9

85,0

13,6 6,2 7,0 8,9 11,6 16,1 23,9 49,3 104,1 197,4 351,3 ' 26,8

64,3 7,6 4,7 4,9 7,8

56,9 7,8 4,4 4,8 6,8 9,8

11,8 16,7 · 26,0 49,4 112,9 243,7 396,4

14,5 23,6 46,3 102,8 228,5 375,8

23,3

20,5

,,Die fett gedruckten Zahlen betreffen die seit Einführung der npfung geborenen Altersklassen der Bevölkerung, von welchen Personen unter 30 Jahren in der vierten, und unter 40 Jahren in er fünften Colonne) der grösste Theil unzweifelhaft geeimpft ist.

on 10 Jahre altern Personen sind besonders in der letzten Colonne lanche geimpft ; von noch altern Personen ein geringer, mit steiBndem Alter abnehmender Bruehtheil."

») Nach Nr. 18, pag. LI.

84

XIV.

Die Pockenepidemien im Beginne dieses Jahrzehnt zeigen die unverminderte Gefährlichkeit und Bösartig keit der Pocken in Ländern mit mangelhafter Impfung Die verhältnissmässig geringe Schädigung gut geimpfte Bevölkerungen, speciell in den zunächst auf die Impf uu; folgenden Altersklassen, beweist den Nutzen einer all gemein und früh durchgeführten Impfung.

Die grossartige Pockenepidemie, welche im Beginne diese Jahrzehntes von Frankreich ausgehend Europa durchzog, ist vo den Impfgegnern als glänzender Beweis für die Richtigkeit ihrq Behauptungen gefeiert worden; bei näherer Betrachtung beweis diese Epidemie gerade das Gegentheil. Im vorigen Jahrhundei haben die stets wiederkehrenden Epidemien nicht verhindert, da nach einigen Jahren, wenn sich wieder eine größere Zahl für Pocke Empfänglicher (,,Pockenfähiger"') angesammelt hatte, neuerding eine mörderische Epidemie ausbrach (vergi, die bezüglichen Zahle von Schweden, Abschnitt XII, pag. 59 und graphische Darstellun Tafel I).

Ueberall, wo die Impfung ganz mangelhaft durchgefühi war, wo deren Kontrole gar nicht oder erst beim Eintritt in di Schule stattfand, wo also die Bevölkerung gänzlich oder doch untei halb des Schulalters der sorglosen Willkür preisgegeben und vie fach ungeimpft geblieben war, da war genügend empfänglicht Boden für eine Pockenepidemie, wie zur Zeit v o r der Impfung es fehlte nur an einer reichlichen Aussaat des Kontagiums.

Verbreitung a«Diese Aussaat bewirkte der Krieg; der nicht an sanitarisch ïocken durch aen Rücksichten geknüpfte militärische Massenverkehr in den krie< neff ' führenden Staaten sowohl, als den Nachbarländern, die große Zal der über ganz Deutschland zerstreuten Kriegsgefangenen etc. ga für die Verschleppung der in Prankreich schon herrschenden Seuch in vielleicht noch nie dagewesenem Grade Gelegenheit, und natü lieh beschränkte sich die Epidemie nicht auf die kriegführende Länder und deren nächste Umgebung, sondern schritt wie eir Fluthwelle weiter und weiter, Pocken in Zunächst ist nachzuweisen, daß in Frankreich schon vor dei I>r âêmeKrieT° ' ·^·"ege un(^ unabhängig von der kriegerischen Bewegung die Pocke epidemisch zu herrschen begannen.

Nach dem Bericht von Delpech1) kamen .in Paris Pockentode fälle vor: ') Nr. 47, 2m° série, Bd. XXXV, pag. 211.

85

1867 301 1868 655 1869 723 1870 10,319 Die kolossale Vermehrung des Jahres 1870 hatte schon im )ktober 1869 im tiefsten Frieden begonnen, indem vom genannten lonat an die monatliche Zahl der Todesfälle ununterbrochen bis um Juli 1870 stieg; der August zeigte dann eine vorübergehende Lbnahme.

Var i o l a t o d e s f ä l l e in P a r i s : 1869.

1870.

uli . . . 38 Januar . . . 174 Juli . . . 983 Lugust 697 Februar . . . 293 August .

37 ·eptember September . 741 46 März . . . . 406 )ktober . 39 April . . . . 561 Oktober . . 1381 November . 1708 fovember 93 Mai . . . . 786 )ecember 119 Decomber . 1723 Juni . . . . 866 Die Armee wies in ganz Frankreich schon im Friedensjahre 8691) zahlreiche Pockenerkrankungen auf. Von 234 Garnisonen nit einem durchschnittlichen Effektivbestand von 237,813 Mann latten 113 mit einem Effektivbestand von 195,650 Mann 1547 Er:rankungen mit 63 Todesfällen an Pocken ; die 63 Todesfälle bilden 1,26 %o des ganzen Garnisonsbestandes. Welche Verwüstungen lann in den Jahren 1870 und 1871 die Pocken in Frankreich anichteten, darüber fehlen die genauen Nachweise. In Paris2) allein ;amen auf diese zwei Jahre 15,421 Pockentodte, während die Todesïlle an Verletzungen während der Belagerung und der Commune ich auf 4862 beliefen.

,,Pour toute la France"', berichtet Vacher, ,,il n'y a pas d'exa;ération à porter à 200,000 le nombre des décès qu'elle (la petite ·ferole) a occasionnés.ct Die Zahl wird wohl glaublich, wenn wir rfahren, daß z. B. im vorherrschend ländlichen Departement du lorbihan3) mit nicht ganz */a Million Bewohner, nach zudem unollständigen Berichten, 6040 Pockentodesfälle in jenen zwei Jahren orkamen.

Die nachfolgende Zusammenstellung der Pockenmortalitätsziffern Epidemi« us einer Anzahl von Ländern zeigt, wie die Epidemie in Europa FrSSi.

m sieh griff. Während das Maximum der Pockenmortalität in 'rankreich auf das Jahr 1870 fiel, traf dasselbe in Bayern, in den ') Nr. 54, Jahrgang 1869, pag. 176 u. ff., pag. 194 u. ff.

-) Nr. 55, pag. 6 u. ff.

*) Nr. 13, Bd, III, pag. 273.

86

Niederlanden und in England auf 1871; Preussen, das schon 187 eine hohe Pockenmortalität aufgewiesen hatte, erreichte sein Max mum erst 1872 ; auf dasselbe Jahr fällt das Maximum in Schot land; in Oesterreich erst auf das Jahr 1873; im entlegenen Schwede erst auf 1874.

Auf eine Million Lebende kamen Pockentodte in:1) ··^·^·····^

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1865 1866 1867 1868 1869 1870 1871 1872 1873 1874 1875 1876 1877

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187 191 183 2309 2621 356 95 36

3173 1754

Länder ohne Impfzwang.

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251 190 101 97 1043 612 176 47 17

324 292 253 342 354 183 78 81 261 936 461 136 80

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96 73 122 1081 893 111 101 40

Länder mit Impfzwang.

Der erste Blick zeigt schon die ausserordentlieh starke Diffi renz zwischen den mehr oder weniger gut geimpften Bevölkerunge mit einer jährlichen Maximalmortalität von 720 (Schottland), 93 (Schweden), 1043 (Bayern), 1081 (England) und den mangelha geimpften, mit einer an das vorige Jahrhundert erinnernden Mortai tat von 2621 (Preussen), 3173 (Oesterreich ohne Dalmatien), 432 (Niederlande); letztere Ziffer ist von Frankreich im Jahre 1870 wo!

noch übertroffen worden. Die graphische Darstellung (Tafel II macht die Unterschiede noch augenfälliger.

l ) Die a b s o l u t e n Zahlen der Lebenden und der Pockentodten vii am Schluss pag. 124 u. ff. mit Ausnahme von England, dessen Mortalitäl Ziffern der vogt'schea Schrift pag. 216 entnommen sind.

87

Am ungünstigsten stehen die N i e d e r l a n d e da, wo die Niederlande.

npfung, wie schon im Abschnitt IX, pag. 40 angeführt, ganz angelhaft ausgeübt wurde. Von 14,621 Pockenkranken, höchstens 3 aller, besitzt man Angaben über die Impfung; 7555, also mehr s die Hälfte waren ungeimpft und noch von den Erkrankten vischen 10 und 20 Jahren (2467) bildeten die Ungeimpften (1158) ihezu die Hälfte; Hunderte von ungeimpften Erkrankten kommen }ch in den spätem Altersklassen vor1).

0 e s t e r r e i c h bleibt in den Jahren 1873 und 1874 nur wenig Oesterreict.

nter den zwei stärksten Jahren der Niederlände zurük.

Ebenso schlimm erweist sich P r e u s s e n , mit seiner mangel- Preussen.

aft ohne direkte zwingende Kontrole durchgeführten Impfung. Nun egünstigten freilich in Preussen die Truppenbewegungen, die über äs ganze Land zerstreuten französischen Kriegsgefangenen, eine ische und allseitige Verbreitung der Seuche in ungewöhnlichem ·rade. Vielfach brachen in der Civilbevölkerung, wie Guttstadt 2 ) achweist, nach dem Eintreffen der Gefangenen die Pocken aus.

Aber dieselben nachtheiligen Verhältnisse hatten im gut geBayern.

npften B a y e r n lange nicht dieselben schlimmen Folgen. Die Lusläufer der seit 1866 in Bayern vorhandenen Blatternepidemie3) waren allerwärts vor Ausbruch des Krieges im Erlöschen, und erst ach den Truppendurchmärschen, nach der Rückkehr von aus 'rankreich beurlaubten Soldaten, dann durch aus Frankreich in die teimat entlassene Fuhrleute, welche z. B. wollene Decken und ndere Gegenstände mitbrachten und verkauften und endlich durch ie Transporte der gefangenen Franzosen gelangten sie gegen Ende es Jahres 1870 zum abermaligen neuen Ausbruche.tt Vor 1870 rar im Jahre 1867 in Bayern die h ö c h s t e Blatternmortalität eit E i n f ü h r u n g der I m p f u n g gewesen, mit nur 251 Todesllen auf die Million lebender Bevölkerung. Die Epidemie von 371 u. ff. war also für Bayern auch von einer seit der Impfung nerhörten Heftigkeit; aber die Mortalität erreichte doch nur 2/5 er preussischen und blieb auch später durchgehend auf der Hälfteer preussischen Zahlen. Zieht man n u r die beiden Maximaljahre Betracht, welche 8062 Todesfälle an Pocken in Bayern lieferten, würde bei der Poekenmortalität der zwei stärksten Jahre in reussen oder Oesterreich Bayern nahezu 16,000, bei der Mortalit
der zwei stärksten Jahre in Holland sogar über 18,000 Menschen ehr verloren haben, als es in Wirklichkeit verlor.

') Nr. 16, pag. 34.

») Nr. 7, pag. 141.

) Nr. 49, Jahrgang 1872, pag. 6 und 7.

3

88

Pressens Ueberaus schlagend ist, daß, wie Bayern, so auch in dei Provinzen mit sons(; . schwer heimgesuchten P r e u s s..e n die P r o v i n z e n mi Impfzwang.

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.

I m p f z w a n g eine viel geringere Schädigung durch die Pockei epidemie erlitten, als die zwanglosen Provinzen desselben Laude Während in den alten Provinzen der Impfzwang fehlte, war in de neuen, erst 1866 erworbenen Provinzen S c h l e s w i g - H o l s t e i r H a n n o v e r , H e s s e n - N a s s a u durch frühere landesherrliche Ve Ordnung der Impfzwang eingeführt und unter preussischer Her schaft bestehen geblieben1). Impfpflichtig waren in Hannover (Ve Ordnung vom 15. August 1839) ,,zur Zeit der öffentlichen Impfun alle Kinder, welche in dem derselben vorhergehenden Kalenderjahi geboren sinda ; in Kurhessen (Verordnung vom 31. Decembc 1828) ebenso ; in Nassau (Verordnung vom 30. August 182( alle Kinder, ,,welche bei Aufstellung der halbjährlich . . . . abzi gebenden Listen der Impffähigen in den Gemeinden das Alter vo vier Monaten erreicht haben.tl Weniger präcis lautete die f( Schleswig-Holstein giltige dänische Verordnung vom 2. Septemb« 1811.

Welche Folgen die einfache E m p f e h l u n g der Impfung i den a l t e n und der I m p f z w a n g in den n e u e n Provinzen herbe führten, veranschaulicht folgende Zusammenstellung der Pockeij mortalität in der letzten Epidemie, welche wir Guttstadt 2 ) verdankeij

In Preussen starben von je 100,000 Einwohnern an den Pocken in den Jahren In den a l t e n Provinzen 1071 10-70 187d 1070 1874> io"7i 1871< 187 ohne Impfzwang.

^ ' 1. Preussen 224 503 80 18 2. Brandenburg 340 282 24 5 3. Pommern 237 249 15 3 4. Posen 455 682 128 24 5. Schlesien 214 321 53 21 6. Sachsen 277 176 28 3 7. Westphalen 255 209 14 2 8. Rheinland und Hohenzollern 264 106 5 9 In den n e u e n Provinzen mit Impfzwang.

9. Schleswig-Holstein . . . . 180 46 l 0,7 10. Hannover . . . . . . .

77 81 13 3 11. Hessen-Nassau 93 45 9 4 ') Nr. 70, pag. 74--79.

) Nr. 52, Jahrgang 1875, pag. 448.

2

89 Lassen wir Posen und Preussen, wo allgemeine Insalubrität die esondere Höhe der Pockenmortalität mit bedingt haben mag, bei eite. Vergleichen wir Sachsen und Westfalen, welche im Durch;hnitte der vier Jahre eine nahezu Ogleiche Pockenmortalität haben lit den geographisch zwischen inné liegenden und in allgemein ygieinischen Verhältnissen den erst genannten Landestheilen gleich.ehenden Provinzen Hannover und Hessen-Nassau, so zeigen erstere n Laufe der vier Jahre eine Schädigung durch Pocken, welche iejenige Hessen-Nassaus um mehr als das Dreifache, diejenige Hannovers um mehr als das 2 1 /äfache übertrifft. Für diese Diffe;nz wird man vergebens eine andere Ursache suchen, als die fakulitive Mangelhaftigkeit der Impfung in Westfalen und Sachsen, die bligatorisch gute Durchführung der Impfung in Hannover und Hessen-Nassau.

Daß E n g l a n d etwas ungünstiger dasteht, als das der Aueckung viel exponirtere Bayern, beruht wesentlich auf der im bschnitt X, pag. 47 schon näher geschilderten Mangelhaftigkeit der npfung in der Menschenanhäufung Londons; letzteres hatte denn ich z. B. im Jahre 1871 von den 23,126 Pockentodesfällen Eng,nds nicht weniger als 7912, also über ein Drittel der Gesammtihl, während es nur vn der Gesammtbevölkerung enthielt. Immerhin urde England n i c h t ,,viel stärker mitgenommen" als Bayern, ie Hr. Vogt 1. c. pag. 109 angibt, sondern nur wenig, und gegen[>er den Ländern ohne Impfzwang in der obigen Zusammenstellung eht es noch glänzend da.

Auch in S c h w e d e n kamen von sämmtlichen Pockentodes,llen der Jahre 1871--1877 mehr als Ve (1562 von 8840) auf :e Hauptstadt Stockholm, welche doch nur stark lko der îsammten Bevölkerung des Landes enthielt, aber sehr mangelhaft îimpft war. Für das L a n d Schweden, das in Bezug auf wirkehe Durchführung der Impfung (vide Abschnitt IX) auch lange icht an Bayern oder auch nur an Schottland heranreicht, kommt s günstiges Moment die geringe Bevölker*mgsdichtigkeit und die shwache Entwicklung des Eisenbahnverkehrs in Betracht.

Daß S c h o t t l a n d in der obigen Zusammenstellung die nierigste Maximalziffer aufweist, daran ist, wie sich sofort zeigen wird, ie geringe Pockenmortalität der e r w a c h s e n e n Altersklassen ehuld; diese hinwiederum beruht, wie schon oben (Abschnitt XIII, äg. 80 ff.) auseinandergesetzt, auf dem reichlichen
Vorhandensein pblatterter Erwachsener in der erst seit 1865 obligatorisch geapften Bevölkerung.

l Sollte es nun Zufall sein und nicht Wirkung der Impfung, daß e Niederlande und die alten Provinzen Preussens so unvortheilhaft istehen ? Sollte dort nur die Gelegenheit zur Ansteckung so viel

England.

Schweden

Schottland,

90

reichlicher, sollten die allgemein hygieinischen Verhältnisse so vi ungünstiger gewesen sein, als in dem am Kriege mitbetheiligtc und durch seine hohe Kindersterblichkeit bekannten Bayern od< in den neuen Provinzen Preussens? Dann wäre kein Grund, waru nicht die bayerische Pockenmortalität in den verschiedenen Alter klassen einfach ein Abbild im Kleinen wäre von deï niederländischei der G a n g der P o c k e n m o r t a l i t ä t in den v e r s c h i e d e n e A l t e r s k l a s s e n ist aber in Bayern und in den Niedei landen diametral verschieden.

· Verschiedenheit Die folgende Zusammenstellung wird zeigen, daß, wie sehe mortaiilit^n11"atTM vori»en Abschnitte auseinandergesetzt, in frühzeitig dure ima m schiecht gè-geimpften Bevölkerungen, die auf den Termin der Impfung folgende impftonLandenu Altersklassen, also insbesondere die Kinder vom zweiten bis zu zehnten Jahre, eine sehr geringe, dieselben Altersklassen aber ; mangelhaft geimpften Bevölkerungen eine sehr hohe Pockenmortaliti zeigen.

Von Bayern liegen die nöthigen Angaben über zwei Periode mit zusammen 18x/4 Jahren vor. England und Schweden sind a sichtlich weggelassen, weil die Impfung dort trotz den Gesetze zum Theil mangelhaft durchgeführt, die Resultate daher unrein sine dafür ist als Beispiel einer ziemlieh früh durchgeimpften Bevölkerurj der Kanton Zürich 1870/71 hinzugefügt. Da über das Alter d< Pockentodten in Preussen und Oesterreich die Angaben fehlen, t mußte als Muster einer mangelhaft geimpften preussischen B völkerung Berlin gewählt werden. Die absoluten Zahlen d< Lebenden und der Pockentodesfälle finden sich gleichfalls ai Schlüsse, die folgenden Verhältnißzahlen sind durchweg auf ei Jahr und 100,000 Lebende berechnet.

92 als die bayerische. Vergleiche für die Jahre 0--60 die graphisc Darstellung, Tafel m.

Diese Verschiedenheiten im Gang der Pockeninortalität in d einzelnen Altersklassen der verschiedenen Länder treten noch dei lieber hervor, wenn man die Mortalitätszahlen im 1. Lebensjah durchweg gleich 1000 setzt und in jeder Reihe m gleichem Vc hältnisse, wie die Ziffer des ersten Jahres, auch die Ziffern c übrigen Altersklassen umrechnet. Es ergibt sich dann: Die Pockenmortalität des ersten Lebensjahres in der vorhergehenden Zusammenstellung bei sämmtlichen Bevi kerungen = 1000 g e s e t z t , so betrug die Pockenmortalität den übrigen Altersklassen: «£2 » C--

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Bayern

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1000 683 421,5 301,5 200

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Der sehr verschiedene Abfall der Pockenmortalität nach de 1. Jahre im Kanton Zürich (1870/71) und in den zwei bayerisch Perioden einerseits , in den Niederlanden, Berlin, Schottland v ( dem Impfgesetze anderseits, ist augenfällig. Dort verhält sich c

93 ckenmortalität des \. Lebensjahres zu derjenigen der vier folgenn Jahre, wie 1000: 42--50; hier aber wie 1000: 683--167.

ir bei Schottland tritt natürlich die Differenz zwischen der Moritat des 1. Lebensjahres und der folgenden Jahre in dem Jahrbnt nach dem Impfgesetze nicht so deutlich hervor, weil hier die ivölkerung unter einem Jahr nicht, wie in den andern Ländern, ossentheils ungeimpft, sondern vom 6. Monat an grösstentheils inipf't ist. Der Abfall macht sich daher in Schottland, wie im rigen Abschnitte, pag. 73 u. ff., angeführt ist, schon nach dem Monat geltend ; immerhin ist auch in den obigen Zahlen die Verliedenheit der Mortalität vor und nach dem Impfgesetze sprechend nug; im Jahrzehnt vor dem Impfgesetze verhält sich die Pockenjrtalität des 2. Lebensjahres zu der des ersten, wie 222: 325, er wie 683:1000; in dem Jahrzehnte nach dem Impfgesetz aber e 23,4:122,7, oder wie 191:1000 u. s. w.

Der Kanton Zürich zeigt besonders von 10 bis 20 Jahren die fälligen Schwankungen kleiner Zahlen; in der Hauptsache geht mit Bayern auffallend parallel.

Auf Tafel IV und V sind diese Verhältnisse für die hier sonders in Betracht kommenden Jahre 0 bis 30 graphisch darstellt; die für die Vergleichung der Impfwirkung besonders wich;en Jahre 2 bis 10 sind statt schwarz roth gehalten ; die grossen then Flächen bei den Niederlanden und Berlin, gegenüber von lyern und dem Kanton Zürich, bedürfen keiner weitern Hervoribung.

Die Differenzen der Pockenmortalität im spätem Alter beruhen, ie im vorigen Abschnitte, pag. 81 gezeigt worden ist, auf dem ihern oder spätem Beginne der Impfung und auf der größern [er geringern Vollkommenheit in deren Durchführung, resp. auf r von den genannten Faktoren abhängigen größern oder geringem ihäufung Geblätterter in den höhern Altersklassen. Hervorgehoben uß immerhin werden, daß in dem gut geimpften Bayern nicht wa, statt der geschützten Kinder nun um so mehr Erwachsene .rben. Wie ein Blick auf Tafel HI lehrt, starben in den mangelft geimpften Niederlanden bis zum 60. Jahre erst noch relativ ähr Erwachsene, als in Bayern, neben der vielfach größern Pockenortali tat der Kinderjahre.

Bei der großen Differenz, die sich ergeben hat, ist noch zu denken, daß die Jugend in den Niederlanden, in Berlin etc. nicht nzlich ungeimpft, sondern nur mangelhaft geimpft war, die yerische
Jugend nach dem ersten Jahre nicht gänzlich geimpft, ädern nur grossentheils und von der Mitte des 2. Lebensjahres bis auf einen kleinen Bruchtheil, einen Rest Ungeimpfter, der merhin genügend ist, um zu erklären, daß die Pockentodesfälle

94 in Bayern n a c h dem 1. Jahre nicht ganz verschwindende Zahlt repräsentiren.

Die Beweiskraft von Zahlen aus einzelnen Spitälern oder son kleinen Beobachtungsbezirken wird leicht angezweifelt. Im Vc stehenden sind nun grosse Beobachtungsbezirke, grosse, ohne d trügerische, der Fälschung ausgesetzte Unterscheidung von ,,geimpf und ,,ungeimpft"1 , einfach nach dem Alter registrirte Zahlen m zwar den ,,amtlichen Akten der Kulturstaaten aus der Neuzei entnommen, von welchen Herr Vogt (1. c. pag. 239) behaupte daß sie dem Impf-,,Dogma nicht zur Stütze dienen können."

Nicht zufällig, das ergibt sich klar, hatten gutgeimpfte Lände wie Bayern, im Beginne dieses Jahrzehnts relativ massige, schied; geimpfte Länder, wie die Niederlande, Preussen etc. mörderisc Epidemien von Pocken. Die Tha';sache, daß gerade der a wenigsten geimpfte Theil der Bevölkerung in den Niederlandt und ebenso in Berlin das Hauptkontingent zur Todtenliste liefert im Gegensatz zu Bayern etc., wo dieselben A l t e r s k l a s s e nur w e n i g S t e r b e f ä l l e a u f w e i s e n , beweist unzweideutig: 1) Daß die Impfung die Geimpften in hohem Grade schüt und zwar nicht nur auf kurze Zeitf::ist, sondern in hohem Gra< noch auf ein Jahrzehnt hinaus; 2) daß die gesammte Bevölkerung, auch die erwachsene, a Nutzen einer frühzeitig allgemein durchgeführten Impfung thè: nimmt, indem eine Blatternepidemie nicht die rasche und hoc gradige Ausdehnung erreicht, wie in mangelhaft geimpften B völkerungen, aus Gründen, die bereits im Abschnitt XII, pag. ( bis 67 ausführlicher besprochen worden sind.

XV.

Die Wiederholung der Impfung (Revaccination) erneue bei denjenigen, welche wieder für Pocken empfänglh geworden sind, die Immunität auf eine Reihe von Jahre Sobald die Erkenntniss, dass oer Impfschutz kein allgeme unbegrenzter sei, Platz gegriffen hat;e, erhob sich folgerichtig d Gedanke, durch Wiederholung der Impfung ihre schützende Wirkui zu erneuern. Mehr als Curiosum verdient Erwähnung der Vorschla nicht durch Revaccination, sondern durch Variólation der Geimpft

95 nés Ziel zu erreichen. Ein französischer Arzt Papillaud, der hon seit Jahrzehnten diese Idee verficht, gibt neuerdings *) an, )0 -- 500 Vaccinine und Revaccinirte variolirt und 2!a ,,accessibles la variole" gefunden zu haben. Die Angaben sind leider in jeder aiehung vag ; man erfährt weder, vor wie viel Jahren die Betrefaden vaccinirt, noch ob sie es mit Erfolg waren, noch worin die jugänglichkeit für Pocken" bestand. Vereinzelte Beobachtungen »er örtlichen Erfolg der Variolation bei vor Jahren Vaccinirten iden sich, wie pag. 31 erwähnt, schon bei Jenner.

Wenn es richtig wäre, was Herr Vogt von der Impfung îhauptet (1. c. pag. 239), ,,dass sich, soweit die Akten einen ihluss zulassen, die Schutzkraft bereits binnen Jahresfrist in Dunst iflöst", so müsste schon ein Jahr nach der Impfung die Revacpation stets ebenso vollständigen Erfolg zeigen, als ob gar keine ·folgreiche Impfung früher schon stattgefunden hätte. Jeder Arzt eiss aber, und es lässt sich überall jeden Augenblick experimentell r Jedermann zur Evidenz erhärten, dass das n i c h t so ist.

fahrend für die erstmalige Impfung nur sehr wenige Menschen lempfänglich sind, in Schottland z. B. von 1864--1873 unter mehr s l Million Impfpeichtiger nur 2962 = 0,28 °/o der Gesammtzahl2), ad diejenigen selten, bei welchen ein Jahr nach erfolgreicher Impfung e Revaccination auch nur ein gut entwickeltes Bläschen ergäbe, id selbst bei Revaccination im Schulalter und noch später ergeben sh noch zahlreiche ungenügende Erfolge und gänzliche Misserfolge, sider ist die Definition des ,,Erfolges" in den vorhandenen (beson;rs militärischen) Revaccinationslisten so ungleich und unsicher, iss sich daraus nicht erkennen lässt, ,,wie häufig, im Durchschnitte ·osser Zahlen, die erste Vaccinewirkung in einem bestimmten ìbensalter völlig erschöpft ist" 3). Jedenfalls ergibt sich bei avaccinationen im 20. Jahre ein ,,vollkommener Erfolg", d. h.

enigstens ein gut entwickeltes Impfbläschen bei 4 0 -- 5 0 % der pvaccinirten.

Die Wirkung der Revaccination ist derjenigen der Vaccination Inz analog. Es ist also nach dem im Abschnitt X, pag. 42 u. ff.

erüber Gesagten unnöthig, zu wiederholen, dass nur eine erfolgiche, rechtzeitige Revaccination Schutz gewährt, sowie dass dieser ihutz kein ganz absoluter ist. So starb z. B. in der schon oben ag. 51) erwähnten heftigen
Epidemie von Verviers eine im J. Jahre mit dem Erfolg von ei n er Pustel revaccinirte Dame im ). Jahre an Blattern.

') Nr. 56, Jahrgang 1875, pag. 143.

') Nr. 3, Jahrg. 1874, pag. XLI.V.

o) Nr. 31, pag. 256.

96

Im Grossen aber hat sich die Schutzkraft der Revaceinatic Regel bewährt. Aus Bayern beachtet Majer >) nach den E fahrungen aus der Epidemie von 1871/72: ^Ueberall hat sich d Revaccination, wenn sie zeitig zur Anwendung kam, als das sicherst die Weiterverbreitung am schnellsten hindernde Mittel bewiesen. I ist nur zu bedauern, dass das Verständniss hiefür noch kein allg meines ist. K e i n e r der Verstorbenen war zu r e c h t e r Ze revaccinirt worden. tt Und ganz übereinstimmend berichtet aus de Kanton Zürich Zehnder 2 ) unter Anführung einer Reihe von beweise den Beispielen : ,,In allen grössern Lokalepidemien -- in Anstalte Weilern, Dörfern -- wurde die Seuche entweder unmittelbar od< rasch nach der Durchführung einer allgemeinen Revaccination g tilgt." Dieselbe Erfahrung hat sich überall wiederholt.

Die preussische Aber nicht nur ihre Anwendung im Augenblick einer ei rinee ' brechenden Blatternepidemie, sondern auch ihre gleichmässige Dure führung hat sich glänzend bewährt. Für das Verhalten solch revaccinirter Bevölkerungen ist die pfeussische Armee ein classisch Beispiel. In der preussischen Armee wurde im Jahre 1834 d allgemeine Revaccination eingeführt, nachdem schon 1833 Württer berg mit dieser Massregel vorangegangen war. Bei diesen Reva cinationen zeigten sich anfangs nur 40 °/o von Erfolg, bis in di Ende der 60ger Jahre hat aber die Zahl der erfolgreichen Reva cinationen stetig zugenommen bis zu 72% der Revaccinationen (unvol kommene Erfolge mitgerechnet 3). Der Einfluss der Massregel zei; sich in den folgenden Zahlen : Erfolge der Kevaccination.

ais

In der preussi'schen Armee starben an Pocken 1825 bis 1874. *) 1825--1834 496 Mann Durchführung der Re vaccination.

1835--1844 39 ,, 1845--1854 13 ,, 1855--1864 12 ,, 1865 l ,, 1866 (Kriegsjahr) . . . 8 ,, 1867 2 ,, ') Nr. 49, Jahrgang 1873, pag. 216,

2

) Nr. 57, Jahrgang 1877, pag. 349 ») Nr. 31, pag. 255.

) 1825--1866 nach Nr. l, pag. 63; 1867--1874 nach Nr. 58, Jal gang 1867 u. ff. und Nr..59, Heft XL1II, pag. 353 und 358. Die Zahl des Kriegsjahres 1870/71 ,sind inclusive Offiziere gerechnet, auch ( ausserhalb der Lazarethe Gestorbenen eingerechnet; ebenso später bei Dys« terie und Typhus.

4

n 97 1 7kTam-\ 1 i. Halbjahr 0 T) 70 316 im Kriegsjahr n. ·n 70 ·n Juli 1870 bis Juni i.

246 1871.

·n ·n 1871 283 ii. ·n 37 ·n 1872 16 3 1873 0 1874 Die preussische Armee hat also von 1835 bis 1874 mit Einiluss der Kriegsjahre nicht so viel Leute an Pocken verloren, als dem e i n e n Jahrzehnt vor Durchführung der Revaccination Ì9 gegen 496). Die bedeutende Zahl von Pockentodten im utsch-französischen Kriege ist wohl erklärlich durch die beiellos vermehrte Gelegenheit zur Ansteckung in dem pockendurchichten Frankreich, wobei nicht zu vergessen ist. dass immer noch *en 30 % der Revaccinirten keinen Erfolg aufwiesen, darunter lenfalls nicht bloss ganz unempfängliche, sondern auch manche chtig Geimpfte. Die Zahl der Pockentodten in der preussischen mee ist übrigens verschwindend klein im Verhältniss zu den irlusten der Preussen an andern Krankheiten, wie zu den Veriten an Pocken in der französischen Armee, deren Revaccination, Die französisch» e das ganze Impfwesen in Frankreich, durchaus mangelhaft und Armee.

Blecht durchgeführt war (bei nur 33 °/o der Revaccinirten Erfolg, der preussischen Armee bei 70 % und mehr).

Schon im ruhigen Friedensjahre 1869 J) haben die französischen irnisonen (vide oben pag. 85 u. ff.) 63 Todesfälle an Pocken habt, nahezu so viel, als die preussische Armee in den 30 Jahren 35--1864. In der ganzen Armee kamen 1869 1599 Pockenle vor, davon waren am Ende des Jahres noch in Behandlung 4 ; auf die 1445 beendigten kamen 95 Todesfälle. In den vier hren 1866--1869 kamen auf 5525 beendigte Pockenfälle 380 desfälle, wovon 323 in der armée active, deren effectiv moyen : 3,177, lange nicht das Doppelte der durchschnittlichen Kopfstärke r preussischen Armee (1868: 250,376, 1869: 248,746) betrug, ährend von 1835--1869 die preussische Armee 77 Pockentodesle hatte, hatte die französische année active in den vier Jahren 66--1869 schon 323. Die Angabe, welche Herr Vogt (1. c.

g. 191) gläubig dem ,,Dr. Toni"1 nachschreibt: ,,In der nicht racciniiten französischen Armee verhielt sich nach einem Durchmitt von 10 Jahren der Procentsatz der an Pocken erkrankten Idaten zu der gleichen Zahl in der preussischen wie 11 : 9; die

1868 1869 1870

!

') Nr. 64, Jahrgang 1869.

}

98

Zahl der an Pocken Gestorbenen wie lOVa : IO1* -- ist also jede falls gänzlich unrichtig.

Die Vermehrung der Pockentodten im Kriege entsprach dies Verhältnissen im Frieden. Nach einer französischen Quelle (weichet berichtet die Wiener medicinisehe Wochenschrift J ), die französisc Armee habe an Pocken 23,469 Mann verloren. Die starken Vi luste der Franzosen sollen nun damit entschuldigt werden, df eine moralisch deprimirte und physisch Noth leidende, z. Th.

Festungen eingeschlossene Armee für Infektionskrankheiten v mehr disponirt und gegen die ausgebvochene Erkrankung viel wenig widerstandsfähig sei. Das ist an and für sich nicht zu läugac aber die Unterschiede sind zu gross, als dass sie durch diese L gunst der Verhältnisse allein erklär; würden. Dieselbe Ungunst c äussern Verhältnisse musste bei den Franzosen auch andere Kran heiten begünstigen, wie z. B. Typhus, dessen Abhängigkeit v allgemein hygienischen Verhältnissen ausser Zweifel steht. Es ergi sich aber, soweit wir bei den mangelhaften Angaben auf französisch Seite vergleichen können, dass eine 6 tärkere Belastung der Franzos sich nur -bei den Pocken nachweisen 'lässt.

In der B e s a t z u n g von L a n g r e s 2 ) , das, von Mitte Novemb an ,,beobachtet", nie eng cernirt war, starben bei einem dure schnittlichen Effectivbestand von 115,000 Mann vom September l März, also in 7 Monaten: an Pocken 334 Mann, ·,, Ruhr 29 ,, · ' ,, Typhus 121 ,,' In der preussischen Armee, deren durchschnittlicher Effect bestand für die 12 Monate Juli 1870 Via Juni 1871, gewiss nie zu hoch, auf 540,000 Mann beziffert werden kann, starben in dies 12 Monaten : an Pocken : 316 Mann, ,, Ruhr: 1744 ,, · ,, Typhus: .6418 ,, Daraus ergeben sich : Todesfälle auf je 10,000 Mann: ''

an ,, ; ' ,, Vergleiche

, In der p r e o s s i s o n e n .

' * Artuse:

Pocken . . .

£,8 222,6 Ruhr . . . .

32,3 19,3 Typhus . . . 118,8 80,6 die graphische Darstellung dieser Zahlen auf Tab. VI.

') Jahrgang 1872, pag. 896.

) Nr. 60, Band I, pag. 500.

a

In der f r a n z ö s i s c h e n Besatzung von Langres;

99 Der Feldzug war also für die Preussen auch keine sanitarisch günstige Beschäftigung, und wenn es nur darauf ankäme, hätten sie, die im vorliegenden Beispiel durch Ruhr und Typhus stärker leidend sich ärweisen, keinen Grund gehabt, bei Pocken auf einmal nur Vss der französischen Mortalität zu zeigen. Ueberall sind damals die Franzosen die Träger des Pockengiftes gewesen und haben selbst stark darunter gelitten. Von den 90.314 in der Schweiz In te rFranzösische a i r t e n starben nach den Angaben des Oberfeldarztes Dr. Ziegler1) Kriegsgefangene nn in der kurzen Zeit ihres schweizerischen Aufenthaltes 1701, davon " ernir e' an Pocken 156 = 17,3 auf 10,000, und die Zahl würde viel grösser sein, wenn man nicht durch massenhafte Re vaccina tionen der Seuche Einhalt geboten hätte.

In Preussen zählt G-uttstadt2) unter 10,876 gestorbenen Kriegsgefangenen 1214 Pockentodte, über 11 °/o sämmtlicher Todesfälle.

Die Zahl der Lebenden ist nicht durchweg angegeben, soweit sie bekannt ist, kamen auf ejoe Gresammtsumme der ^höchsten Bestände" von 198,918 Mann 991 Pookentodte = 49,8 auf 10,000 Lebende.

Selbst die s c h w e i z e r i s c h e Armee, dio sich doch in Betieff schweizerische der hygieinischen Verhältnisse nicht mit der ungünstigen Lage der Armee.

preussischen Armee messen kann, litt verhältnissmässig stärker durch Pocken, als diese. Es stammen aus der Zeit der G-roir/,besetzung and Internirtenbewachung 65 noch im Jahre 1876 laufende Militärpensionen, davon sind 63 durch Todesfälle veranlasst und zwar in Folge von Typhus 28, von Pocken 12.

Die Preussen haben trotz ihrer massenhaften Berührung mit der überall verbreiteten Seuche sieh wunderbar gefeit erwiesen. .

Davon zum Schlüsse noch eine erwähnenswerthe Beobachtung im Kleinen. Dr. Schüler in Cüstrin berichtet 3): ,,Während des Feld- Prensaisoha suges 1870/71 stand ich in den Monaten Januar und Februar 1871 ^ocroy."1 in der kleinen französischen Festung Rocroy an dei* belgischen Grenze. In der Festung herrschte eine kleine Pockenepidemie, und da der einzige französische Arzt geflüchtet war, so wurde ich von dem preussischen Kommandanten mitder Behandlung der französischen Kranken beauftragt. Ich behandelte vom 1. Januar bis 15. Februar ±4 Pockenkranke, von diesen waren überhaupt nicht geimpft 3, äweimal geimpft Keiner, alle übrigen im ersten
Lebensjahre geimpft.

Von unsern Soldaten, die alle mindestens zweimal geimpft waren, Brkrankten nur zwei, ein Uhlan und meine Wenigkeit, wir beide aber nur an Variolois" (d. h. leicht), ,,während von den 44 Franzosen hur 20 Variolois hatten und 24 Variola. Dabei muss bemerkt ») Nr. 61, Jahrgang 1876, pag. 161.

) Nr. 7, pag. 141.

) Nr. 62, XV. Jahrgang, 1878, pag. 233.

3

3

100

werden, dass von einer Circulation Fremder in die Festung und vou einer Veränderung der Bevölkerung bei dem strengen Belagerungszustand nicht die Rede sein konnte. Von den 44 französischen Kranken starben 15, wir beiden p:-eussischen Kranken genasen sehr schnell."

Die Zahl der Preussen, welche im vorliegenden Falle im Contact mit einer blatterndurchseuchtea Bevölkerung in Garnisoa lagen, betrug 750; das ergibt bei zwei Kranken eine Morbiditätsziffer von 0,27 °/o ; die französische Bevölkerung betrug 900 Personen, davon erkrankten -- im Laufe von l*/2 Monat -- 5 °/o, mit einer Letalität von 34 °/o.

XVI.

Die Impfschädigungen, sind im Verhältnis« zur Zahl der Impfungen, wie zur Zahl dei1 durch die Impfung vor Erkrankung und Tod ; an Blattern Bewahrten selten und grossentheils Folgen grober Fahrlässigkeit, nicht unvermeidliche Begleiter der Impfung überhaupt.

·Die Wecin'ation kann schädliche-Folgen haben; diese Fälle sind aber Yélativ seltene Ausuahmeù. ' Die Regel -- das, was jeder Arzt^ w'as jede Mutter gewöhnlich siebt -- ist der im Abschnitt VII geschifderte'norrifalô' Verlauf, !''; Die Ausnahmen, welche im Folgenden ohne jede Beschönigung namhaft sollen gemacht werden, sind trotz ihrer relativen Seltenheit ernst genug. ' U m ' s o nütniger ist es aber, diese Gefahren nicht noch ina Maasslose und Gt-eäpensterha'fte zu vergrössern, ein Bestreben, worin die Impfgegner stets ihre Hauptwaffe gegen die Impfung gefunden haben. Vor allem 'ist der für das Laienauge, das am einzelnen-Falle haftet, 'verzeihliche SchluSü: post hoc, ergo propter hoc, z u f ä l l i g e in die''richtigen Schraükeü1 ' zurückzuweisen. Man impft ja vorE Tode°fimegenachd herrschend in einem · Alter-, wo Erkrankungen und Todesfälle überder Impfung haupt häufiger sind als"auf irgend welcher spätem Alterstufe (das (post non propter). jiöc^te (jrejsena]te,. natürlieh ausgenommen). Wie irgend ein gesundes öder 'doch gesund scheinendes Kind unerwartet erkranken, selbst sterben kann, ebenso-gut kann auch ; ein eben erst geimpftes Kind zufällig ohne Zusammenhang mit der Impfung erkranken und sterben: ,,Die dem Anschein nach gesundesten Kinder tragen zuweilen organische Fehler im Schädel und anderwärts, die sich unver-

101 muthet durch tödtliche Krämpfe offenbaren. In manchen Jahreszeiten kann ein Kind, das gestern noch wohlauf war, heute von Brechdurchfall ergriffen und morgen schon weggerafft sein ')."

Als Impfschädigungen können aber n u r d i e j e n i g e n S t ö r u n g e n der G e s u n d h e i t bezeichnet werden, welche nicht nur zeitliche, sondern auch u r s ä c h l i c h e F o l g e n der I m p f u n g sind, welche nicht eingetreten wären, wenn die Impfung nicht stattgefunden hätte.

Oft genug beobachtet man bei Kindern, welche absichtlich zurückgestellt worden sind, oder bei denen durch einen Zufall die beabsichtigte Impfung verhindert wurde, das Auftreten akuter oder chronischer Krankheiten, welche man auf Rechnung der Impfung gesetzt hätte, wenn dieselbe nicht unterblieben wäre. Schon aus der Zeit der Variolation berichtet Juncker 2) aus Halle einen solchen Fall, wo ein Kind zurückgewiesen wurde. ,,Die Eltern waren hierüber aufgebracht und legten es für einen Eigensinn aus, dass man ìinem gesunden Kinde die Impfung" (d. h, hier Variolation} ,,versagt habe. Zwölf Wochen darauf verfiel dieses Kind in eina hitzige Krankheit, an der es am neunten Tage verstarb. (Wie nun, wenn dieses Kind geimpft und während 'der Kunstblattern oder auch nur 0 bis 10 Wochen darauf gestorben wäre? Was alles würden nicht die Hallenser der Impfung aufgebürdet haben ?)"· Analog ist. der von Kussmaul (1. c. pag. 93) dem Blaubuche entnommene Fall.

,,Ein Arzf, Dr. Havers, in, Jl.ondQn^Wjjll ^ejp.gesunde^Kind innpfen.

Es kommt ihm etwas dazwischen^,,,und ,er ..verschipbt'dje Impfung einige Tage. Wie ,er; JEtzt;i;a;ii cjnem JVI/ontag) dos Kind,.gesucht, findet er es mit einem Ausschlage (;FAzem,a) bedeckt und von Lungenentzündung befallen, woran es schon am Donnerstag stirbt.

Mit Recht sagt er: hätte ich das Kind geimpft gehabf;, so würde man der Impfung die Schuld an seinem Tode beigemessen haben.tt Jeder Impfarzt mit ausgedehnterer Erfahrung wird Achnlichcs zu berichten wissen.

Eine der vornehmsten Pflichten des Impfarate.s ist daher stets, alle Kinder, die schon irgendwie krank sind, zurückzuweisen, einmal urn nicht durch die (wenu auch in der Regel leichte) Vacciueerkrankung ihren Zustand irgendwie zu verschlimmern, sodann um licht die Impfung zu diskrediüren, wenn die schon vorhandene Eru-ankung einen ungünstigen Verlauf
nimmt, So berichten die Würtfcembergischen Jahrbücher für Statistik 3) ms dem Jahre 1874 von einem Falle, wo gegen den Wunsch ') Nr. l, pag. 93.

) Nr. 20, pag.. 14».

149.

») Nr. 63, Jahrgang rgang 1877, Heft 11, pag. 256.

2

102

Folgen tei DisPoStionr

S

der Mutter wegen beginnender Luftröhrenentzündung die Impfung verweigert wurde; das Kind starb sechs Tage später, glücklicherweise ungeimpft.

Ebenso ist, aus denselben Grünc.en, die Impfung nicht vorzunehmen, wenn Kinderkrankheiten, wie Scharlach, Masern und dergleichen in der Gegend epidemisch herrschen. Wenn Albu a), dei unter 5 ^ n den untern Schichten der Bevölkerung* angehörender Kindern nach der Impfung 292, also 58,4 °/o (!) hauptsächlich scrophulös oder phthisisch erkranken sah, so konnte er zu diesem unerhörten Resultate nur gelangen, indem er Kinder impfte, die zwar, wie er "versichert, ,,keine Ausschläge, kein Ohrenlaufen u. dgl, zeigten* , im Üebrigen aber trotz ,,aller Zeichen der Gesundheit" doch schon schlecht genährt, scrophulös disponirt und in schlechte!]

unreinlichen äussern Verhältnissen waren, wie das eben in ,,den untern Schichten der Bevölkerung" häufig genug ist.

Bei einem s c r o p h u l ö s a n g e l e g t e n Kinde kann allerdings die Vaccination, wie hundert andere Dinge auch, abnorme Folgen haben, ,diß sie für, ein,geaimdes ftind.nicht hat. Es kann sich z. B.

ein langwieriger Hautausschlag an die Impfung anknüpfen, es können Drüsensphwellungen.. und andere, Zeichen von Scrophulost auftreteja. Ebenso können eben Auch z. B. die harmlosen Varicellec oder geringfügige Verletzungen, die bei einem gesunden Kinde ohne weiteres abheilen, bei einem Scrpphulösen den Ausgangspunkt und Anstoss zu/chronischen .^usschlägen.etc. geben.

,;Es .handelt sich Her also! uni^Qlgjön.,. welche wahrscheinlicl nicht gerade;jetz,t eingetreten waren, wenn nicht die Impfung odei die y£kricellea-T;.;p14ejc.,di^gci1ingfügigß'Verletzung etc. gerade jetzi den Anstoss "gegeben bitten; aber zur zeitlichen Ursache derSchädlichkeij; : wird die Jmpfupg jp solchem Falle doch nur, weil die per sönliqhe Disposition zu diesen. .krankhaften'Folgen schon im Geimpften vorhanden ist, Das sind also kerne reinen Impfschädigungen sondern es,rnotiyireUjflieseThatsaehen^.nur die Pflicht, alle derartigen Impfkandidaten (wenn nicht Gefahr im Verzüge ist) bis nach; erfolgter,^räftigung zurückzustellen., So wurde z. B. in Stuttgart a) 1074 . ,,fast ,der vierte Tbieil"- der zur öffentlichen Impfung gebrachten,Blinder wegen {Schwächlichkeit, Scrophulose etc. zurück gestellt.

'. ' - ' . ' " . ' · 'lNuu kann freilich
augenblicklich zu solcher Zurückstellung kein Grund vorliegen; ein Kind, kann gesund scheinen und docl kurz darauf ·-- schon geimpft -- erkranken, ja sterben. Solcht Fälle geben natürlich leicht Anlas» zu falscher Deutung. Ein neu >} Nr. 62, Jahrgang 1871, pag. 581.

) Nr. 63, Jahrgang 1877, Heft II, pag.'240.

2

103 hes Beispiel aus unserm Vaterlande mag zeigen, mit welcher iwissenlosigkeit derartige Vorkommnisse entstellt werden.

Ende September und Anfang Oktober vorigen Jahres machte Die ,,Biutf Grund einer Mittheilung im ,, Handels - Courier" folgende Notiz Î^C^nS!'

3 Runde durch die schweizerischen Zeitungen: ,,Kürzlich fand in IST».

:iens die gesetzlich vorgeschriebene Zwangsimpfung der Kinder *tt. Es wurde von einem anscheinend gesunden, doch in Wirkihkeit mit einer b ö s e n K r a n k h e i t b e h a f t e t e n K i n d e abì i m p f t . Infolge dessen e r k r a n k t e n a l l e I m p f l i n g e an l u t v e r g i f t u n g . Vor einigen Tagen ist das erste Kind ge3rben.a Der unwidersprochenen öffentlichen Erklärung des besffenden Impfarztes, Dr. Kottmann in Kriens, entnehmen wir jlgendes: ,,Alle Kinder, welche zur Abimpfung mit der grössten )rgfalt ausgewählt wurden, sowie auch deren Eltern, waren voll)inmen gesund und erfreuen sich jetzt noch der besten Gesundheit, ei von jeglicher übertragbaren Krankheit." Ferner ,, war bei .mmtlichen Impfungen der Impf verlauf ein ganz normaler,- nur ii dem Einen oder Andern mit mehr oder weniger Fieber, je ich der mehr oder weniger starken Pustelentwicklung." Nur eines it am 19. August geimpften Kinder ,,erkrankte am 25. -- Impfsrlauf bis zum 25. August ganz normal und das Kind soweit Bsund -- an einer Zellgewebsentzündung der rechten Wange und ner anfangs schleichend auftretenden Bauchfellentzündung . . . .

id starb am l. September." Nach dem Tode erklärte die Mutter : es habe dem Kinde stets etwas im Bauche gefehlt." Von einer ber das leichte Vaccinefieber hinausgehenden Erkrankung anderer Binder -- keine Spur. So wurde also im vorliegenden Fall aus iner z u f ä l l i g e n , ohne ursächlichen Zusammenhang mit der ropfung aufgetretenen B a u c h f e l l e n t z ü n d u n g bei einem jheinbar gesunden Kinde, dem aber doch ,,stets etwas im Bauche efehlt" hatte, im ,,Handels - Courier11 u. s. w. eine ,, B l u t v e r i f t u n g a l l e r " Impflinge in Folge Abitnpfung von einem mit böser K r a n k h e i t behafteten Kinde." Nach diesem Muster und 'ach dem schon in der Einleitung Gesagten ist es unnöthig, zu wiederholen, dass alle derartigen Angaben in der impfgegnerischen literatur mit dem grössten Misstrauen zu betrachten sind.

Kommen wir zu denjenigen
schädlichen Folgen, welche auch ei ganz gesunden Kindern in Folge der Impfung eintreten können.

Die Impfstellen können, wie jede andere kleine Wunde, durch ^^ ^erkratzen und Unreinlichkeit, statt normal abzuheilen, in G e c h w ü r e übergehen, die unter schlechten Verhältnisseh auch jiphtheritisch oder brandig werden können.

Geringfügige Anschwellungen der zunächst gelegenen Lymph-EntzünamiKjon rüsen sind bei jeder auch leichten Entzündung häufig; so kommen yinp *'*"'

104

auch nach der am Oberarme vorgenommenen Impfung A S c h w e l l u n g e n der Achseldrüsen vor. Selten aber erreic diese Anschwellung einen erheblichen Grad, z. B. unter 20,135 Fäll in Böhmen a) nur 297mal, und noch seltener kommt es zur V< eiterung einer solchen Lymphdrüse ; unter den vorgenannten Fäll nur 14 mal, also nur1mall unter mehr als 1400 Fällen;uni dabei werden eben erst noch unter den 20,135 Impflingenmance scrophulös Disponirte gewesen sein, welche wir als geneigt Drüsenschwellungen, Ausschlägen, kurz chronischenEntzündunge« aller A r t soeben kennen gelernt in Folge dea Impfens ist der Impfrothlauf. Rothlauf kann sie bekanntlich von jeder kleinen Wunde aus entwickeln. Schon nc maier Weise sind die Impfbläschen von einer leichten rothla ähnlichen Entzündung umgeben. Es ist nur eine Steigerung dies Processes, wenn der Rothlauf über die nächste Umgebung luna geht, und auf. den ganzen Arm sich erstreckt. In bösartigen Fällt beschränkt sich der Rothlauf nicht auf den Arm, sondern wände über einengrössern Theill der Körperoberfläche weiter und kai unter, hohem Fieber, häufig unter eirigenn Entzündungen d e s die geringfügigsten Verletzungen (Nadel-, Blutegel-Stiche etc.) zu Ausgangspunkt derselben ; werden können; In solchen Zeiten tri auch b'eiGeimpftenHleichter'Rothlauff auf. So wird aus eine Impf bezirkWürttembergss aus demJahre,, 1875 2) berichtet, schwerereRothlaufkrankheitenn z.Th.m it t tödtlichem Ausgang i Bezirkvor" 1 'Nicht1 -selten befällt, der Rothlauf so berichtetEulenberg 8), auffGrundddess ihm zu Gebote stehend« amtlichen MateriaFes vonPreussen:i aus dem Jahre 1840übei 20 ' Rothlàuferkrankungèn mit 5 Todesfällen unter 40 geimpfte Kindern d e s KreisesNeu-Stettin;; a u s d e m Jahre 1863 über 2 8 Geimpften; aus dem Jahre- 1 8 ü b e r £ i " ' 3 4 Geimpfte im Regierung bezirk Danzig, wovon ,,ungefähr die Hälfte" au Rothlaerkranktkt« mehrere Kinder erlagen der Krankheit -- aus dem Jahre 1 8 ü b e ü b « 28 Rothlàuferkrankungèn, daruntertödtliche,he, bei 47 im Regierung ») Nr. 30, Jahrgang 1849, Bd. 64, pag. 143.

*)3 Nr. 63, Jahrgang 1877, Heft II, pag. 240.

) Nr. 64, Bd. XVII (1872), pag. 129 ff.

105

·ezirk Frankfurt a./O. in einem Impftermine Geimpften. Hier litten ,uch Erwachsene bei geringfügigen Verletzungen (z. B. l mal von iner Schröpfwunde aus) zahlreich an Rolhlauf. Bei dieser Reihe · chlimmer Fälle ist nicht zu vergessen, dass sie aus mehrern Jahrehnten und mehrern preussischen Provinzen gesammelt sind, dass lese Unglücksfälle sich also auf eine sehr grosse Zahl von Impfungen -ertheilen.

In unserm Vaterlande ereignete sich eine ähnliche, nur ohne impftotuanf iu ödtlichen Ausgang verlaufende Massenerkrankung an Impfrothlauf a Reinach im Kanton Aargau im Frühjahr 1877, worüber dem Berichte des Herrn Dr. Hegnauer Folgendes zu entnehmen ist. Am 11. Mai wurden von 5 gesunden, rothlauffreien Kindern aus die '5 impfpflichtigen Kinder der Gemeinde Reinach geimpft; bei der ievision am 7. Juni zeigte sich ,,der grösste Theil der Kinder mit lothlauf behaftet . . . . theils nur in der Umgebung der Impfstellen, heils aber auch über grössere Körperflächen sich ausdehnend.a ,Gestorben ist von den geimpften Kindern k e i n e s , je nach deigrosse der geschwürigen Impfstellen und der Ausdehnung des vortandenen Rothlaufs war die .Intensität der Krankheit und deren Verlauf bedingt. Innerhalb von 3 Wochen waren fast alle Ertränkte geheilt; w e i t e r e F o l g e n blieben k e i n e zurück.1* Die eigentliche Heimat des Impfrothlaufs waren von jeher Findelhäuser (Wien, Moskau, Petersburg), wo auch die nicht vaccilirten Insassen häufig dem KothAauf anheimfallen; Prjyat-,>und jffentliche Gesammtimpfuugeii.haben sich.im Ganze» selben durch jösartigen Rothlauf gefährdet erwiesen; und wo die- .Impfung in Seiten epidemisch herrschenden Rothlaufs .verschoben-wird, wo Verunreinigungen der Lymphe ocjer der benutzten Instrumente, die sich häufig als Ursachen dieser fortschreitenden-Entzündungen erwiesen haben, sorgfältig vermieden werden, da sind Todesfälle an [mpfrothlauf eine Ausnahme. In P r eu ss e n 1 ) wurden 1877 alle Üejenigen Fälle amtlich untersucht, ,,für welche du-' Ausführung ier Schutzpockenimpfung von den Standesbeamten als Todesursache fingegeben worden war. Es waren 44 Todesfälle-. von Kindern im srsten Lebensjahr. In 42 F ä l l e n e r g a b die U n t e r s u c h u n g l i c h t d e n g e r i n g s t e n A n h a l t s p u n k t f ü r diese Annahme.""

u zwei Fällen ergab sich Rothlauf als Todesursache. Nun wurden n Preussen im Jahre 1877 2)

1) Nr. 59, L, pag. XVIII.

) Nr. 44, Jahrg. 1879, pag.

pa 277.

2

106

mit Erfolg geimpft 779;,609 ,, ,, revaccinirt 472,945

Summe 1,252,554 Impfungen, also l tödt lieber Fall von Impfrothlauf auf mehr als 600,000 Impfungen In Württemberg kam von 1831--1835 unter 208,322 geimpfte Kindern, über welche. H ei m 1 ) berichtet, nur ein Todesfall an Roth lauf vor und in demselben Lande sind in den 14 Jahren 1854 bi 18682) unter mehr als einer halbe:a Million von Impflingen nu vier an Rothlauf gestorben, also ein tödtlicher Rothlauffall auf etwi 130,000 Impfungen. Ein relativ häufigeres Vorkommen ergebei die Berichte aus England 3J, wo iQ den drei Jahren 1872 bis 187^ 64 Todesfälle an Impfrothlauf sich ereigneten. Das zarte Alter de Impfjinge (Impftermin : Ende des dritten Lebensmonats) scheint ii England diese Complication zu begünstigen. Immerhin vertheilei sich diese 64 Fälle (hei 2,510,641 Lebendgeborenen, wovor 2,134,419 am Ende des, ersten Lebensjahres noch lebten) auf meh als zw.ei Millionen Impfungen und ea kommt ein Fall auf mehr al: 30,OQp,Imp|ungen. ..',. ;.!} .:. ' . - / . ' , . . . . .

Andere HautSoviel über-die gefährlichste un.'ä häufigste Complication de: «ntzundungen. Impfung. Sehr selten',. treten in .Folge; der Impfung andere aus gedehnte unte» ' starker Allgemeinevkrankung yerlaufende H a u t e n t z U n ' d u n g e n mit Blasenbildung auf. Eine solche Gruppe voi Erkraflk,ungea kam 1872 in Basel vO.r, wo ohne sicher nachweis barc-Ur^feche 10 Impflinge mehr oder weniger schwer an Ver schwärung der Ipipfstelleu und verbreiteten Hautausschlägen acu erkraalitea v'^i.PP'S der.Erkrankten starb a;n complicirender Lungen entzüuduflg> und Starrkrampf 4).

Blutvergiftung "«Elüige -Önglucksfälte 'in Folge voii' Impfung sind darauf zurück dnrch^zersetzten zufuh'ren^da8s'dei'!Ììur Impfung verwendete Stoff in Folge von mangel hafter :Aiufbewahruiig iïûj'fa'ulfî'g^er - K e r à e t z u n g begriffen war Hieher gehört der neüeräings-.gegen die Impfung mit animaler Lymphi geltend gemachte Fall Von .Qaiîieo d'Orcia. Derselbe beruht au dei- ià Italien,bisher vielfach'geübten Methode, nicht flüssige odei getrocknete Impf lymphe au verschicken, sondern ausgeschnitten» Pusteln von der geimpften Kuh, mit andern Worten kleine Haut stücke, di£ natürlich, wie jedes andere abgeschnittene Hautstück rasch in Fätilaiss» übergehen können. Derartige am 24. April 187!: in Rom abgenommene,.Pusteln dienten am 26. bis 29. April zi ') Nr.'l, päg. 94. - ··'" " Nr. 31. pag. 172.

) Nr. 8, Jahrg. 1872--1874, pag. 150.

«) Bernoulli in Nr. 57, Jahrg. 1872, pag. 234 u. ff.

2 ) 3

107 Impfungen in Quirico d'Orcia ; davon verliefen 10 regulär, r schlugen fehl, 26 Kinder erkrankten an Rothlauf, Entzündungen i Unterhautzellgewebes, Gesch wären 5 eines starb unter ,,Congestionen n Gehirn". Die Kuh, von welcher der Impfstoff stammte, war iund und Stoff von derselben hatte an andern Orten ohne schädle Folgen zur Impfung gedient. Der -oberste Gesundheitsrath :annte als Ursache : eine Zersetzung des Gewebes der Pusteln Ì erklärte die Methode, mit versendeten Pusteln zu impfen, für ·werflich (Jlaut Copie des amtlichen Gutachtens vom 14. Juni 79).

Hieher ist wahrscheinlich auch der berüchtigte Fall von r a b n i c k 1) im Kreise Lyck in Ostpreussen zu rechnen, wo a 90 am 19. Juni 1878 geimpften Kindern bei der Untersuchung h bei 18 normaler Verlauf der Impfung ergab, bei 58 abnorme Igen ; 14 fehlten bei der Untersuchung wegen Wohnungsderung etc. Von den 58 Kindern starben vom 21. Juni bis August: 15. ,,Die Symptome, unter welchen die 58 Kinder ermkten, stufen sich mannigfach ab von dem einfachen Vaccinalächwüre mit geringer Anschwellung der Achseldrüsen bis zu ' ausdehnten Vereiterungen dès Zellgewebes und der Drüsen-, von m einfachen auf die Umgebung der Impfstelle beschränkten bis m tödtlichen über den ganzen Körper wandernden Rothlauf. Bei 1er namhaften Anzahl von Fällen aber bestand die Krankheit in dem fieberhaften Ausschlagèfòrmett ·; Scharfach, Masern, welche tde zur Zeit in der Gegend jherrsöhtenj- wobei übrigens die Ent cklung der Impfpusteln in BoVmàlet Weise von Statten ging, so ss ein direkter Zusammenhang'zwischen Impfung und Erkrankung zw. tödtlichem Ausgange in diesen Fällen nicht nachweisbar ist."

e benützte Lymphe war 2,1: Th.; «iûem stark serophulösen Kinde tnommen ; der Rest derselben war bei der Untersuchung nicht ar und hell, sondern trübe und röthlich gefärbt. Es concurrirte >o grobe Fahrlässigkeit des Impfarztes (beiläufig bemerkt eines ipfzvvanggegners 2 ) mit den gleichzeitig herrschenden Scharlachd Masernepidemien, die allein schon eine Verschiebung der Impfung r Pflicht gemacht hätten, -- um zu dem traurigen Ergebnisse führen.

Glücklicherweise sind bei reinlicher Conservirung der Impfmphe und bei nur gewöhnlicher Sorgfalt der Impfärzte Vorfälle, ie die eben genannten, unerhört, so z. B. in dem uns benach,rten Süddeutschland, wo seit mehr als einem halben Jahrhundert 3 Impfung regelmässig obligatorisch durchgeführt ist. Wir sind ') Nr. 65, pag. 14 u. ff.

a

) Nr. 64, Bd. XXXI, pag. 193.

108

also' wohl berechtigt, derartige Fälle als gänzlich vermeidbare bezeichnen, während z. B. von Rothlauf einzelne Fälle auch aller Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit des Impfarztes nicht sie auszuschliessen sind.

impfsyphiiie.

Die U e b e r t r a g u n g der S y p h i l i s mit der Impflym] und durch dieselbe ist die unheimlichste, auch von den Impfgegn am lautesten betonte Gefahr. Die allgemeine Anerkennung Möglichkeit^ dass durch Impfung von einem mit Syphilis behafte Kinde aus diese Krankheit auf andere übertragen werden kön ist erst im Laufe des vorigen Jahrzehntes erfolgt. Wenn man s gegen die Erkenntniss dieser Thatsache lange sträubte, so v dafäri;nicht ehi optimistisches VeriUschungsbestreben Schuld, allerwenigsten von Seiten der Impfärzte. Die ganze Sache li nicht so einfach, wie man wohl erwarten könnte. Wohl consta ist und bleibt die Thatsache, dass man oft unabsichtlich, ein Male aber auch absichtlich von syphilitischen Kindern aus wei vaccinirt ; hat o'h n e Schädliche Folgen, o h n e Uebertragung < Syphilis. Gestützt "auf'"diese unzweifelhaften Thatsachen hat < beMhmte" Syphilidölo^Rieord und haben Andere mit ihm die Ueb tragung der Syphilis- durch die Vaccination bestritten, und es vs Depaul, der Direktor des französischen Impfinstituts, welcher na langen Debatten in der französischen Akademie die Ueberzeugu von der Möglichkeit dieser Gefahr zur allgemeinen Geltung brach "7"'Böi'~ d'e'n"" Behaupteten U(eberimpfunge.n von Syphilis sind \ Ail&m^ wiederum." diejenigen "Falje, auszuscheiden, wo bei ein< scll'oiï'·syphïî^ (post non propter) c Impfung^ die:t'Zeichen "''der "Syphilis'' z'a.':Tage treten. Die Kind welche, die Syphilis von ihren Eltern /ererbt mit zur Welt bring( zeigen' ;düröha!us nichV immer s,c,hon ,Reichen dieser Kränkln sondern erst, allmälig,:treten^ syphilitische .Symptome auf. Bei l eï"e > i {; bV"sy ; p*h ) rl iti .se he:.n Kindern -V) traten die Krankhei ersehe^ uiiò;eri auï: " ' " " , ' . / - " ' ..'iw.-'^pr iAbl^uf yq'4'.-l. Monat nach
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109

)fung Syphilis zu übertragen, dass man zur Abimpfung Kinder utzt, die ,,latent" syphilitisch siud.

Natürlich können nur die Fälle der Impfung zur Last gelegt ·den, welche nicht schon zuvor syphilitisch waren, sondern es erst ch die Vaccination wurden. Es sind also von vornherein alle enigen Erkrankungen als ererbte auszuschliessen, wo kurze Zeit h der Impfung schon Zeichen allgemeiner Syphilis auftraten, in die Syphilis hat selbst einen charakteristischen regelmässigen ·lauf. Wie nach jeder sonstigen syphilitischen Ansteckung, ist h bei der Vaccinalsyphilis das erste Zeichen eine Verhärtung r ein verhärtetes Geschwür an der Infections-, im letztern Falle > an der Impfstelle ; darauf folgen Schwellungen der zunächst igenen Drüsen und darauf erst ,, n i c h t u n t e r 2 M o n a t e n , nchmal erst in der 10., 12., ja 16. Woche nach der Vaecinan a x) erfolgt der Ausbruch der allgemeinen Syphilis.

Im Folgenden sind nun, nach Ländern vertheilt, die Fälle gezählt, wo mehr oder weniger sicher durch die Impfung auf or nicht syphilitische Kinder Syphilis übertragen worden ist.2) der Spitze der Fälle steht jeweilen der Name des Berichterstatters l, soweit bekannt, auch Ort und Zeit des Ereignisses.

Italien.

1) Marcolini in Udine, 1814. Yon einem kleinen Mädchen rden 10 Kinder, von diesen aus 30 weitere geimpft; von den Geimpften ,,ward eine erhebliche Aüzahl angesteckt, welche Krankheit ihren erwachsenen Angehörigen mittheilten ; mehrere lesfälle kamen vora (Bohn).

2) Marcolini. Ein weiterer Fall, wo ein Kind geimpft und Syphilis angesteckt wurde (Köbner).

3) C e rio li in Cremona, 1821. Von 46 Geimpften wurden angesteckt, sechs blieben gesund und dienten zur Impfung von ) Kindern, die gleichfalls alle gesund blieben. Von den 40 anteckten Kindern starben 19; mehrere erwachsene Angehörige itter, Ammen) erkrankten gleichfalls.

4) Taffani in Grumello, 1841. Von 64 geimpften Kindern rdcn 46 angesteckt; auch einige Mütter und Ammen erkrankten ») Nr. 31,jag. 338.

2

) Diese Falle sind mehr oder weniger vollständig gesammelt bei : s n n o i s , Nr. 67, Jahrg. 1860, Bd. I, pag. 641 u. ff., Bd. II, pag. 32 n. ff.,

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.

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· Fälle, welche an den'angegebenen Orten nicht angeführt sind, werden Belege später angegeben.

110

an Syphilis ; acht Kinder und zwei Erwachsene starben ; die übri genasen.

5) Viani, 1838. Zwei Erwachsene wurden von einem sypl tischen Neffen ans revaccinirt und angesteckt.

6) M a r o n e in Lupara, 1856. In Folge der Impfung wur 34 Kinder syphilitisch, von diesen aus Erwachsene angesteckt; Ganzen gegen 80 Erkrankte.

7) P a c c h i o t t i in Rivalta, 1861. Von 64 geimpften Kind wurden 47 syphilitisch, ausserdem Familienangehörige und Ammi im Ganzen 78 Erkrankte; sieben Kinder starben.

8) Adelasio in Bergamo, 1862. Von sechs geimpften Kind wurden fünf inficirt, von diesen aus Familienangehörige; im Gan 23 Personen; davon starben vier.

9) Adelasio, 1863. Zwei Kinder angesteckt, wovon ei noch seine "Mutter ansteckte.

Im Ganzen fallen also auf Italien neun Fälle mit circa 5 direkt Angesteckten, mit Einschluss der weiter angesteckten Famili angehörigen und Ammen über 300 Erkrankten.

Frankreich.

1

1) Rodet in Lyon, 1855. Ein angestecktes Kind.

2) Lecoq, in Cherburg, 1858. Von einer grössern Anz revaecinirter Soldaten wurden die zwei zuletzt revaccinirten gesteckt.

·· · ·' · ·· 3) Trousseau, im Hotel Dieu in Paris, 1861. Von \ Geimpften Und einer Revaccinirten wird die letztere angesteckt.

: 4> D e ve r gie, 1863, und ; .5) H é r a r d , 1863, je e i n e Uebertragung von Syphilis du ; Impfung.

'·-' · 6) Sébastien, in Béziers, 1864. Von zwei geimpften Kind wird das e i n é syphilitisch.

7) Auzias-Turenne, 1865, ,,erwähnt drei Fälle, in welc bei Kindern, die in der Akademie geimpft waren, später Syph vaccinata auftrat" (Heyd).

&} M i l l a r d , in Paris, 1865. Ein 27jähriger Mann, n Kinder und mehrere Soldaten wurden geimpft ; der Mann und se Kinder erkrankten an Syphilis, zwei Kinder starben; von ( übrigen Geimpften wurde nichts bekannt.

9) D e p a u l , 1866,''berichtet 1), ,,dass im Departement A Morbihan die meisten, wenn nicht alle Kinder, die, über 100 der Zahl, theils direkt, theils in zwei folgenden Generationen i 1

) Nr. 42, Jahrg. 1866, Bd. II, pag. .251.

111 iner von der Präfektur zu Vannes überschickten Lymphe geimpft raren", an Syphilis erkrankten.

Im Ganzen also in Frankreich neun Fälle mit circa 120 Errankten, wovon % auf den einen zuletzt angeführten Fall treffen.

Oesterreich-Ungarn weist nur zwei, aber beide durch hohe Zahl der Erkrankten ervorragende Fälle auf.

1) G l a t t e r , Dispon in Ungarn, 1855. Durch Impfung wurde ine grössere Anzahl Kinder angesteckt, davon weiter Familienngehörige ; im Ganzen constatirte man bis 1857 72 Erkrankte.

2) K o c e w a r , Schleimte und St. Veit in Steiermark, 18(59.

r on 40 Geimpften verlief bei fünf die Impfung erfolglos und ohne chaden; 35 wurden angesteckt; die Syphilis verbreitete sich noch uf 33 andere Personen, Mütter etc.; im Ganzen 68 Erkrankte, wovon neun starben, darunter drei nicht in Folge der Syphilis.

England.

1) H a y d o n , 1843. Zwei Kinder durch Impfung angesteckt.

2--5) W h i t e h e a d , 1859.

Von 63 syphilitischen Kindern, ie demselben vom 1. Januar 1856 bis Oktober 1858 zu Gesicht amen, wurde bei 34 die Impfung als Ursache beschuldigt ; darunter waren vier, bei welchen die Impfung wirklich als Ursache angesehen werden musste.

6--15) H u t c h i n s o n . Dieser, gewissenhafte Beobachter gab 857 im Blaubuche1) an, dass er vier oder fünf Fälle von Syphilis Folge von Vaccination gesehen habe. 18692) gab or an, dass r seit jener ersten Angabe ,,keinen einzigen Fall mehr angetroffen abe, weder im Spitale für Hautkrankheiten noch sonstwo, wo er gendwie Grund gehabt hätte zur Annahme oder zum Verdacht, ass Syphilis durch Vaccination übertragen worden sei." In einer euen Publication 3 ) 1877 theilt derselbe n u n 6 neue Fälle , zusammen 24 Erkrankungen an Syphilis in Folge der Vaccination 16) T h o m a s S m i t h , in London, 1871. Ansteckung e i n e s tevaccinirten 4).

Die Summe der in England bekannt gewordenen Fälle beläuft :ch somit auf 16--17 mit 35--36 Erkrankten.

*) Nr.

Nr.

Nr.

) Nr.

2 ) 3 ) 4

18, pag. 73.

71, pag. 45 u. 46.

72.

73, pag. 61.

112

Schottland.

Aus Schottland ist l Fall bekannt 1), ,,der einzige bisher(1877t dem Registrar-Generalberichtete",, wodurch die Impfung ein Kim das eine von Zwillingen, mit Syphilis angesteckt wurde; dasselb starb einige Monate hernach.

Dänemark.

E w e r t z e n , in Frederiksborg, 1830. 8 Kinder werden vo einem Kinde geimpft; 7 werden mit Syphilis angesteckt, e i n e s das 5. in der Reihe, bleibt gesund; auch auf einige Mütter un Ammen wurde die Krankheit übertragen ; alle wurden geheilt.

Preussen.

1) Wegeler, Koblenz 1849. Von über 40 Revaccinirte wurden 19 (im Alter von 11 bis 40 Jahren) angesteckt.

2) K ö b n e r , 1870. Ein Militärarzt und eine Anzahl Soldate wurden von einem Militärarzt revaccinirt, der Arzt mit Syphili angesteckt.

3) K ö b n e r , 1870. Von 5 geimpften Kindern wird l ai: gesteckt, 4 bleiben ,,angeblich gesund".

4) E u l e n b u r g , (1872 publicirt 2). In der Rheinprovin wurden von 140 mit der Lymphe eines Kindes Revaccinirten 5 syphilitisch.

5} Langenbeck,;1872 (bei Bonn). 2 Knaben in Rosslebe ; durch Impfung mit Syphilis infleirt.

6) In Lebus wurden 1876 von 26 Geimpften 12 syphilitisch alle genasen 3).

Bayern. , 1) 1821". Ansteckung von 4--5 Kindern ,,durch unbegreiflich Unwissenheit eines Arztes. Der letztere impfte nicht von wirkliche Kuhpocken", sondern mît dem Inhalt der Blase eines syphilitische Ausschlags *).

2) H ü b n e r , in; -Freienfels, 1852. Von 13 geimpften Kinder wurden 8, von diesen 9 Angehörige angesteckt ; im Ganze 17 Erkrankte.

') a ) ») *)

Nr.

Nr.

Nr.

Nr.

74. pag. 26.

73, pag. 61.

65, pag. 13.

l, pag. 100.

113 3) Ein zweifelhafter, nicht näher beschriebener Fall von r. Heine, citirt bei Kolb *}.

Baden.

In einem Dorfe bei L a h r , 1836, wurde ,,eine Anzahl Kinder" it Syphilis inficirt, indem der impfende ,,Chirurg** nicht von einem ·anken Kinde abimpfte (der Abimpf ling, wie dessen Eltern, waren jr wie nach der Impfung frei von Syphilis), sondern bei der npfung eine unsaubere, vorher mit syphilitischem Gifte verunreinigte incette benützte 2 ). Hier wurde also nicht mit.der Impflymphe, indem durch sträfliche Unsauberkeit mit - dem Instrumente die rankheit übertragen.

Amerika.

M o n n e l l , 1854, New-York, l ßjähriges durch Impfung an;stecktes Kind.

Das ist, was mit einige}' Sicherheit von Impfsyphilisfällen in ìr Literatur bekannt geworden ist: im Ganzen etwa 50 Fälle it etwa 750 Erkrankten; dey eine und andere der Fälle ist kaum ìnau genug beobachtet, um sicher als Syphilis gelten zu können, afür lässt sich aber auch die Vermuthung, dass neben den beumten noch weitere derartige Fälle, vorgekommen seien, nicht uz verneinen. Fälle zwar, wo gleichzeitig grössere Zahlen von npflingen mit Syphilis inficirt \vurden,, dürften nicht so leicht ohne ufsehen verlaufen sein, besonders in den letzten Jahrzehuten, wo e Aufmerksamkeit auf Iröpfsehädigungen in jeder Weise rege geacht worden ist. Wohl aber können Fälle, wo nur vereinzelte nsteckungen durch die Impfung stattfanden, ohne veröffentlicht l werden, verlaufen sein.

In der S c h w e i z , die im obigen Register fehlt, und wo !

denfalls bis jetzt ein grösseces Unglück dieseç Art nicht ist beobkhtet worden, ist dem Referenten e in Eiuzelfall zuverlässig beginnt geworden ; es betrifft ,pine im vorigen Jahrzehnt durch einen :ivatarzt ausgeführte Revaccination.

So mag neben den auch im obigen Register nicht fehlenden allen, wo nur l--2 Personen durch Vaccination mit Syphilis iicirt wurden, da und dort noch ein weiterer vorgekommen sein.

Ueberblickt man das Ganze, so ist zunächst nicht zu vergessen, iss d i e s e U n g l ü c k s f ä l l e sich auf w e i t ü b e r 100 M i l l ) £

Nr. 2, pag. 22.

) Kr. l, pag. 99.

114

l i o n e n von I m p f u n g e n , die seit 8 J a h r z e h n t e n in E u r o p a u s g e f ü h r t w u r d e n , v er th eilen.

Was aber wichtiger ist, sie vertheilen sich auf dem au gedehnten Impfgebiete nicht gleichmiissig ; schon das zeigt, dass t nicht unvermeidliche Complication«! auch bei sorgfältiger im reinlicher Impfpraxis sind.. In der That ergibt die genauere Analys der Fälle, dass in der Mehrzahl mit einem Mangel an Vorsie verfahren worden ist, der in den frühem Jahrzehnten z. Th. dure die Unkenntniss der drohenden Gefahr entschuldbar ist ; aber nid nur mangelnde Vorsicht bei Auswahl des Stammimpflings, auc sonstige Fehler verschiedener Art haben dabei mitgewirkt ; häufi ist nicht mit blosser Lymphe, sondern es ist mit beigemengte] Blut geimpft worden, oder es ist erst nach dem achten Tag abgeimpft worden, als der Inhalt der Impfbläschen nicht mei klar, sondern schon eitrig war, so besonders in den meisten d< italienischen Fälle erst am 10. bis 14. Tage. Schlagend sind bsonders die Beobachtungen, wo von demselben syphilitischen Kind aus am 8, Tage ohne Schaden abgeimpft wurde, am 11. Tage ab( durch die Impfung mit dem eitrig getrübten Inhalt der Bläsche Ansteckung erfolgt«,...oder, wo in derselben Sitzung die zuen Geimpften nur mit Vaccine ohne weitern Schaden inficirt wurdei während die zuletzt Geimpften, bei welchen auch Blut mit übei geimpft wurde, syphilitisch wurden. Daher denn die häufig wiede: kehrende, Thatsaehe, dass ein grüsserer oder kleinerer Bruchthe der . · ydn d e m s e l b e u syphilitischen Kinde Geimpften n ich syphilitisch .wurde.

.-.Nur grossartige Verwahrlosung konnte dann, besonders i einer Anzahl, italienischer^ und, in. den 2 österreichischen Fällen z jenem W.eitergreifen auf Mütter, Ammen etc. führen, welches bt einigen Fällen die Gesammtzahl der Erkrankten auf je 70--8 gesteigert hat. . . : . . .

So- erschreckend^ diese letztem Unglücksfälle sind, so bc trübend schon die vereinzelten Fälle von Ansteckung mit Syphilis im,mei;,,sind es -- auch die Einzelfälle -- seltene Ausnahmen!, bc der.en,Zustandekommen...$tpts, ein Mangel an Vorsicht oder grob Fa^lä^sigkeii-.nachweigbar war j. Ausnahmen, von welchen di wenigsten ,,Äe.rzte, in ihi'en%..Leben, je .etwas zu sehen bekommen eine Gefahr,, .(leren, Wahrscheinlichkeit für den einzelnen Impflin ebenso selten ist,;
als etwa die Wahrscheinlichheit, zu verunglücket furj-iden einzelnen JSisenbabnpassagier,,--: sp dass man vollkomme bQr^'h'tjgjf,^t,.,zn,i.sagepj1;/Kwßr-j|ficli:.belgici administrirtem Impfwese impfen fasse, h'äbe bisher.'schon ebenso wenig Grund zu Angst vo SyphiRs, als,, wer einer, gilt adtninistrirten Eisenbahn sich anvei traut, Grund hat zu Angst vor Verunglückung.

115

Ueber die V e r h ü t u n g ä h n l i c h e n U n g l ü c k s f ü r lie Z u k u n f t haben sich aus den bisherigen Fallen werthvollo /Vinke ergeben, die sich dahin zusammenfassen lassen : 1) Es darf nur aus gut entwickelten Vacciuebläschon des i.--7. Tages abgeimpft werden.

2) Es darf nur klare und reine Lymphe auf die Lancette ;efasst werden ; sowie bei der Eröffnung der Bläschen Blut in ichtbarer Menge austritt, ist die -Impfung damit zu unterlassen.

3) Jedes zum Stammimpfling gewählte Kind ist sorgfältig zu untersuchen.

4) Stammimpflinge sollen, um vor latenter Syphilis möglichst icher zu sein, stets über 6 Monate alt sein (ein Alter, in welchem ich die hereditäre Syphilis fast immer offenbart hat).

Auf dem Lande werden zudem dem Impfarzte nie Abimpflinge nangeln, deren Eltern ihm genügende Garantie gegen Syphilis ;eben ; in städtische» Impfbezirkeu, wo dem Impfarzte die Familien·erhältnisse weniger bekannt sind, verdient der Ruth Hutchinsous, ;eine Erstgebornen zu wählen, sondern Kinder mit gesunden altern ieschwistern, alle Beherzigung. Vor Allem aber gibt hier die aninaie Impfung einen praktischen, leicht realisirbaren und --'· da iyphilis auf das Rind n i c h t übertragbar ist -- absolut s i c h e r n Ausweg gegen Syphilis.

Schon bisher sind grosse Gebiete mit altem m p f z w a n g : S c h w e d e ,n ,, H a n n o v e r , H e s s e n , N a s a u , W ü r t t e m b e r g è £ e. g ä n z l i c h v o n s o l c h e n J n g l ü c k s f ä l l e n v e r s e h o n t g e b l i e b e n ; auch Bayern reist seit einem Vierteljahyhundert keinen Fall mehr auf, ebenso ìaden, und doch war die Aufrnerksaftikeit'gerade auch i'pn impf;egnerischer Seite in den letzten Jahrzehnten sehr lebhaft:auf diesen regenstand gerichtet, so dass nur etwa vereinzelte Falle (wie z. B.

er vom Referenten aus der Schweiz citirte), aber keineswegs Gruppen on Erkrankungen, wie sie ja bei öffentlichen Impfungen fast uu·ermeidlich wären, können unbekannt geblieben sein.

Erwies sich also die Uebertragung der Syphilis durch die ^accination gerade in Ländefti mit regelmässig obligatorisch' durcheführter Impfung schon bisher als unbekannt und daher allerminestens als verschwindend selten,, so ist man berechtigt, zu verichern, dass jetzt, wo die Gefahr erkannt und anerkannt ist, wo uch die Massregeln zur Verhütung jedem Impfarzte
vor Augen ind, die Möglichkeit der Uebertragang der Syphilis durch die Impfung icht einen realen, sondern nur einen imaginären Gegengrund gegen lie Durchführung der Impfung bilden kann.

l Diese reale Anschauung der Dinge wird nun freilich von itripfegnerischer Seite gänzlich entstellt ; nicht nur wird kritiklos alles

116

Mögliche, oft jeder harmlose Ausschlag, der nach der Impfung selbst ohne causalen Zusammenhang mit derselben, aufgetreten ist als ,,Iinpfsj'philisa proclamirt, sondern auch die Mittheihuig de: wirklich vorgekommenen Fälle verkehrt die Wahrheit dadurch ii ihr Gegentheil, dass sie die Leser glauben lässt, derartige Vorkomm nisse seien überall und häutig vorkommende, es handle sich un eine Gefahr, die jedem Itnpiling drohe, während es sich um aus nahmsweise, bei gewissenhafter Sorgfalt, vermeidbare, daher schoi jetzt in vielen Ländern unerhörte Unglücksfälle handelt.

VoiMrtragmig von Als fernerer Vorwurf wird vielfach die U e b e r t r a g u n g ÄÄebiäuer v 0 0 S e r o p h u i o s e u n d T u b e r c u l o s e d u r c h d i « meut constatili. I m p f u n g namhaft gemacht. Diese Gefahr wird durch die neuer dings nachgewiesene Möglichkeit, Tuberculose u. A. durch Einführung tuberculöser Theile in das Unterhautzellgewebe zu über tragen, in den Vordergrund gerückt. Indessen, wie auch schliesslicl diese noch nicht endgütig wissenschaftlich abgeklärte Frage wirc entschieden werden -- sicher ist schou jetzt, dass für die Ueber tragung der Tuberculose und der ihr verwandten Scrophulose durcü Vaocitiatioiï "k e,i!n e E r fa h r-« u g e n y e r l i e g e n . Dass sich an die^ Vaccination -vorübergehend ein Hautauschlag anschliesst, isl noch nicht ,,Scrophtilose"1 ; auch durch andere Erkrankungen dei Haut, Windpocken etc., ja durch ein Blasenpflaster kann die AnJ rugung ,zu anderweitigen Erkraukungeu der Haut gegeben werden.

,,Viele Kinder^, welche, bis dahin niemals an einem Ausschlage gelitten;-haben, /beikomnie.iYj wenn mau ihnen :Löcher für die Ohrläppchen ibotutv ebenso wie nach dem Impfender Kuhpocken, nässende Aussehläge im Gesicht" «, s, w. *). .

Eben so. we'äig 'kann hier in Betracht kommen die nach dei Impfut»g^ wie .»ach,.andern ^unbedeutenden fieberhaften Allgemeinleiden,;.:W.indjJf)Dken,: leiehteu Maserüfällea; etc. vorhandene vorübergehende Sefewüche,'Und-,Blasse.; : , . - . . · · Voft-Scrophulose kann pur die Rode sein, wenn diese Schwächt und". Blässe, ; wean Haw-toüsschläge " a)i(ieiueru , wenn verbreitet« DrüseaschweiliiBgen sich «otwlßkeln u. s.-f. Wenn aber nach dei Iropfting ; iti -der; Tiio-t-solche ErHoheiaungen auftreten, wenn die Serüphülose statt EU. heilen früher oder später in
Tuberculose une Schwindsucht übergeht -r-, ist dann die Scrophulose, ist die Tuber cukme, in solchem Falle durch die Impfung ü b e r t r a g e n worden ähnlich wie wir es bei der Syphilis gesehen haben ?

-ii.Ettr-di«. Möglichkeit,.:dass diese der Fall sein könnte, lieg; k ein:-, Beweis yai", .die.alltägliche Erfahrung der Aerzte liefert in Gegentheil den Nachweis, -dass eine derartige Uebertragung vor ') Nro. l, pag, 101.

117

ücrophulose und Tuberculose kaum in Betracht kommen kann.

Syphilis ist durch jede kleine Hautabschürfung übertragbar und dem intsprechend fehlt es nicht an Beispielen, dass Aer/te boi der Behandlung oder bei den Sectionen Syphilitischer sich mit dieser frankheit inficirt haben. Scrophulose und Tuberculose aber sind finendlich viel häufiger als Syphilis. Operationen bei derartigen Kranken, Sectionen an Scrophulose oder Tuberculose Gestorbener sind ja fast allerwärts alltägliche Ereignisse und doch fehlt jegliche Erfahrung, dass ein Arzt sich dabei angesteckt hätte. Dass durch Leichengift, durch Jauche von Wunden etc. Erkrankungen, ja rodesfälle an Lymphgefässentzündungen, Rothlauf, Blutvergiftung sei Aerzten verursacht wurden, ist keine so seltene Erfahrung. Von Uebertragung der Tuberculose oder Scrophulose auf diesem Wege bat man noch nichts gehört, und doch müsste, wie Bollinger *) richtig bemerkt, wenn Tuberculose durch oberflächliche Impfung libertragbar wäre, ,,jeder Arzt, jeder pathologische Anatom, jeder Diener eines pathologischen Anatomen, jeder Mctzgev längst tuberjulös sein11.

Wenn daher im Gefolge der Impfung scrophulö.so Brscheilungen, langdauernde Hautausschläge etc. auftreten, so rührt es, wie schon im Beginn dieses Abschnittes (pag. 102) bemerkt, in der Siegel daher, dass eine schon vorhandene scrophiilöKe Disposition sich nun im Anschluss an die Impfung geltend macht, glek'hgiltig, )b dabei der Impfstoff von einem kerngesunden «der von einem ïcrophulosen Kinde genommen wurde. ,,Selbst in den sehr seltenen Jällen", sagt Kussmaul 2 ), ,,wo deshalb ein grosses Gewicht auf den Eintritt der Scrophulose bei einem anscheinend zuvor gesunden ïinde nach der Vaccination gelegt wird, weil die Eltern gesund dnd und in der Familie Scrophehi nicht vorkommen, bedarf es jrosser Vorsicht im Urtheil. Die Eltern können jet'/t gesund sein, lie Familie ist im Ganzen gesund, aber von dem geheimen Uebel )der der durch Kraftvergeudung entstandeneu grossen Schwäche, voran der ursprünglich kräftige und jetzt wieder gesunde Papa turz vor oder noch während der Zeugung des fragliuhuu Kindes çelitten hat, weiss ausser dem Vater und seinem damaligen Arato Niemand. Ich kenne solche Fälle, wo anseheinend nidht uukriif'tige under entweder auffallend leicht geringfügigen Krankheiten erlagen, >der nach dem Entwöhnen
und beim Zahnen schon vor der Impfung icrophulös wurden, und ich bei genauestcr Prüfung nur diesem mir md dem Vater allein bekannten Umstände Schuld geben könnte.

Ule andern Kinder mögen dann später in der Ehe gesund und cräftig gerathen, wenn die Eltern gesund und kräftig bleiben.'1' ') Nro. 34, Jahrg. 1879. pag. 183.

8 ) Nro. l, pag. 109.

118 Wenn gar von den Impfgegnera die jetzige Verbreitung voi Scrophulose und Tuberculose der Vaccination zur Last gelegt win: so ist diess gänzlich irrig. Scrophulose war schon verbreitet, ,,al das Wort Vaccination noch nicht erfunden war" *) ; so berichte White im v o r i g e n Jahrhundert aus England, ,,dass schwcrlie eine Krankheit, Blattern und Masern ausgenommen, allgemeiner ii England sei, als eben die Scropheln" ; und so ist es noch heute ii manchen fernen Ländern. ,.Die Scropheln", sagt Polak, ,,sind nir geuds so häufig, ab in Persien, wo die Kuhpockenimpfung so gu wie gar nicht geübt wird."

In derselben Stadt, in demselben Lande folgt die Verbreituu: von Scrophulose und Tuberculose ganz andern Factoren, als de Durchführung der Impfung. Agricolo Bevölkerungen weisen \veui; Tuberculose auf, obgleich die Impfung oft regelmässiger durchgu führt ist, als in industriellen slädtischeu Bevölkerungen, welche vie Tuberculose aufweisen. Dass in solchen Bevölkerungen, wo de vierte Theil der Erwachsenen an Schwindsucht stirbt, auch bei dei Kindern, angeborene Schwächlichkeit,- Neigung zu Drüsenschwel hingen, kurz ecrophultWe Disposition reichlieh vorhanden ist um durch mangelhafte Ernährung etc. noch weiter begünstigt wird, is selbstverständlich. Für die Impfärzte resultili daraus nur die Vorschrif weder von solchen Kindern auzuimpfen, noch sie, wenn nicht Pockei drohen,: frühzeitig zu impfen, um auch jeden bösen Schein zu ver meiden. . . v : Kimciiitis n i c u t . ;j*R
··'; ··', ;·.-. · · .Verschiedenes der Impfung angedichtete schlimme Folgen, wie grössere Sterblichkeit der Erwa.chsentai, Degeneration der Mensch heit überhaupt u. s. w. sind schon im XIII. Abschnitt, pag. 82 u. ff zurückgewiesen worden, und so sei nur der Vollständigkeit wegei auch noch die vom Artilleriehauptmann Carnot aufgebrachte
Be hauptung, dass geimpfte Bevölkerungen besonders leicht den A b d o m i n a l t y p h u s anheim tielen, erwähnt, als eine Fabel welcher jeglicher Anhaltspunkt fehlt.

Kédumé der impfBlicken wir noch einmal auf die krankhaften Zustände zurück Schädigungen. ( )j e wirklich i m G-efolge der Impfung auftreten können, so ist un< *) Dieses und die folgenden Citate bei Bohn, Nro. 31, pag. 308 u. ff.

119

leibt die bedeutendste Gefahr der R oliila u f. Wenn auch Vorcht und Reinlichkeit, Vermeidung der Impfung in Zeiten epideiischen Rothlaufs das Auftreten dieser Complication vermindern sinn, so werden doch Erkrankungen und ausnahmsweise Todes,lle durch Rothlauf sich nicht sicher ausschliessen lassen, da er jen zufällig sich, wie zu jeder kleinen Hautverletzung, so auch i der Vaccinationswunde gesellen kann.

Andere auch nicht sicher auszuschliessende Folgen, wie ahwellung oder ausnahmsweise Vereiterung einer L y m p h d r u s e 1er ein vorübergehender H a u t a u s s c h l a g sind unbedeutender atur. Um bei den wirklichen Schädigungen zu bleiben, so darf an zuversichtlich hoffen, divrch die nöthigen (oben präcisirten) orsichtsmassregeln die Uebertragung der S y p h i l i s durch die npflymphe, wenn nicht absolut zu verhindern, doch zur alleriltensten Ausnahme zu machen. Ganz unmöglich ist bei der ge·öhnlichsten Reinlichkeit die Uebertragung der Syphilis durch istrumente. Ebenso dürften Fälle von B l u t v e r g i f t u n g und jrgleichen bei gewissenhafter Auswahl der Stammimpflinge (und r entuell reinlicher Conservirung des Impfstoffs) gänzlich zu rereiden sein.

· · · · · ; , - , . - . , So bleiben noch die Fälle, wo Erscheinungen von S c r o p h u ) s e, ausnahmsweise mit Uebergang in Tuberkulose, sich an die npfung anschliessen ; nur in den seltensten Fällen handelt es sich er um gesunde Kinder ; in der Regel ist es nur die Aeusserung ner dem Geimpften schön; ipqewohnonden krankhaften Disposition, îfolgt man also die für : jedéii Impfärfcfccfuiiclainentale: Regel,' nur isunde Kinder zu impfen und-' ; ïmr,w o n 'gesund befundenen Kindern isp. Thieren, oder mit reinlich ionsorvifterLyniphèyîSo tritt irgend ne schädliche Folge nur in-verschwindend seltenen- Ausnahmen n. Die Regel -- das was jeder Arzty was jede Miittec gewöhnlich eht -- ist, wie schon im Eingange dieses Abschnittes bemerkt, är im Abschnitt VII geschilderte normale Verlauf, und die einzige olge ist für den Vaccinirten. :ein meist für eine Reihe von Jahren irksamer Schutz gegen Erkrankung und Tod s.u. Pocken.

S c h 1 u s s.

Soweit die Thatsachen. Und nun ist es wohl am Platze, noi einmal kurz Nutzen und Schaden, das volle Gewicht dessen, wi bei gesetzlicher Regelung der Impffrage auf dem Spiele steht, a zu wägen.

'Wir haben gesehen, dass die Pocken in den letzten Jäh hunderten vor'.Einführung der Vaccination die verheerendste Seucl i n und, soweit wir wiesen, auch ansserhalb Europas waren; da mit Einführung der Vaccination plötzlich die Pockenmortalität ai Va bis Vio der : früherü zurückging. Die letzte Epidemie in diese: Jahrzehnte hat gezeigt, dass die Pocken noch nichts von ihrei mörderischen Charakter 'verloren haben ; die bessere Sanitätspoliz der Jetztzeit hat dem Weitergreifen der Pocken im Einzelnen vielfac Schranken gesetzt, im Ganzen hat sie ihrçn siegreichen Zug dure Eutföptt?-nicht^gehindert.' Dio Stärke' ihres Auftretens zeigte sie auch 'hier in erster Linie'bedingt durch den Impfzustand der b< troffenen Bevölkerung. .Es hatten nicht etwa die kriegführende LäntieiT höhe;' die andern niedrige Mortalitätsziffern an Pockei sonderö da,:''w^' ,,eine frühzeitige Impfung obligatorisch und dah< mehr oder - '«'einiger 'àWgëniai n durchgeführt ist, war die Pockei mortalität relativ niedrig- (atfch in Bayern und in den neuen preti sisckén ProviBfcen), und' wo 'die Impfung facultativ und dah< mangelhaft -und spät durchgeführt ist, war die Pockenmortaliti boeh'f'Ca.ueii ' i»-deli vom Kriege unberührten Niederlanden und i Oestërreich) - ·>· .. .x ..? / :' . · ' · ' ; Die D i f f e r e n z zu Ungunsten der mangelhaft geeimpfte Länder betrug in der Summe dev zwei stärksten Epidemiejahre allei 320Ctò3600 J?öckentodtei'j)er Million Einwohner (vergi, pag. 86). J der:b«ffdes?äthliehea Botsshaft -sînd.pag. 35'die Gründe auseinande gesetzt^ -«Jesshaati *iue .fr ah z eitig-e'allgemeine Impfung so vo theilhäft wii'kt. Wenn schon zwischen der Wirkung von mangelha und von gut durchgeführter Vaccination sich so starke Differenze

121

rgeben, so lässt sich kaum ermessen, wie gross der Unterschied wischen einer gut und einer gar nicht geimpften Bevölkerung ein würde ; denn auch in Oesterreich, in den alten Provinzen 'reussens etc. war ja immerhin ein grosser Bruchtheil der Beölkerung durch die Vaccination vor den Pocken bewahrt worden.

Es handelt sich hier um Hekatomben von Menschenleben, jegenüber welchen die vereinzelten ausnahmsweisen Schädigungen ·erschwinden. Zumal darf man ja, um Nutzen und Schaden der mpfung abzuwägen, nicht die Ergebnisse in facultativ, daher nangelhaft vaccinirten Bevölkerungen als Massstab nehmen, sondern liejenigen in Ländern mit regelmässig obligatorisch durchgeführter Vaccination. Diese letztern stehen gerade in Bezug auf Schädi;ungen entschieden günstiger da, als die Länder mit facultative!Vaccination (Italien, Oesterreich, Frankreich, Preussen vor 1874 etc.)

tVenn wir absehen von England, wo der frühe Impftermin (Ende les dritten Monats) die Möglichkeit latenter Syphilis beim Stammmpfling begünstigt und wo die im zartesten Alter stehenden inpflinge einem complicirenden Rothlauf gegenüber wenig wideritandsfähig sind, wenn wir insbßgondere das uns in jeder Beziehung iunächst liegende Süddeutsehland in Betracht ziehen, wenn wir ms an die Erfahrungen in unserm eigenen Vaterlande halten, wenn vir zusammensuchen, was aus diesem Gebiete (Bayern, Württem>erg, Baden, Schweiz) mit über 18 Millionen Vac<;inationen und levaccinationen seit mehr als 7 Jahrzehnten überhaupt von Schädigungen bekannt geworden ist, so sind es .räumlie.b, und^ zeitlich vereinzelte Fälle, deren jeder, mehr öle» t a u s e n d £ a. e li ,-r- es ist vörtlich zu nehmen -- aufgewogen' wird durch die Zahl derjenigen, velche die Vaccination VQÏ Tod an Pocken oder vor dauerndem üiechthum in Folge derselben gerettet hat. / , .... .-, , Während gerade obligatarisoh-regelmässige Durchführung der Impfung, wie die bundesräthliche Botschaft auf pag, 33- u. ff. näher luseinandersetzt, am ehesten die Möglichkeit gewährt, auch diese lusnahmsweisen Gefahren au, vermeiden, ist auch, von ihr allein 1er volle Nutzen der Impfung: zu erwarten -- wogegen facultatives Sehenlassen, ohne die Impfsehädigungen .zu vermindern, den Pocken gegenüber nur sehr mangelhaft wirkt, eine Evkenntniss, welche Frankreich, Oesterreich, die alten Provinzen Preussens u>
s. w. im 3eginne dieses Jahrzehntes mit Tausenden von; Menschenleben auf : iie Million Einwohner bezahlt haben. >...

So -- aus dem Ganaen -- will die Frage des Impfzwangs jeurtheilt und entschieden sein. Der. Entscheid igt.' Verantwovtli ch aach b e i d e n Seiten. Wer vói- den- möglichen Schädigungen surückschrickt, welche die Vaccination ausnahmsweise für den.

Einzelnen im Gefolge haben kann, wer aus diesem Grunde die

122

Verantwortlichkeit für obligatorische Durchführung der Iinpftn: von der Hand weist, übernimmt damit die schwere Verantwortlicl keit für all' den Schaden, welchem facultatives Gehenlassen Thü und Thor öffnet. Welche Verhältnisse diese Schädigung dure Pocken annimmt bei mangelhafter Vaccination -- und facultativ wird stets mangelhaft sein -- wie theuer ein solches Experimer von einem ganzen Volke bezahlt wird, das hat die Erfahilmg zt Genüge gelehrt. Caveant corisules, ne quid detrimenti capiat rei publica !

Statistische Belege zu den Abschnitten XII uiid XIV.

Schweden.

Bevölkerung auf Ende des Jahres x) :

1774 1775 1780 1785 1790 1795 1800 1805 1810 1815 1820 1825 1830 1835 1840 1845 1850 1855 1860 1865 1870 1871 1872 1873 1874 1875 1876 1877

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

1,997,809 2,020,847 2,11^281 2,149,773 2,158,232 2,281,137 2,347,303 2,427,408 2,377,851 2,465,06(5 2,584,690 2,771.252 2,888,082 3,025,439 3,138,887 3,316,536 3,482,541 3,641,011 3,859,728 4,114,141 4,168,525 4,204,177 4,250,412 4,297,972 4,341,559 4,383,291 4,429,713 4,484,542

*) Nach dem Bericht des schwedischen statistischen Centralliiireau für !76. Anhang pag. l--3.

124 Berlin.

Pockenmortalität im fünfjährigen Durchschnitt1).

Jahre.

1758 -1762 1763--1767 1768-1772 ?

1785 -1789 1790 -1794 1795 -1799 1800 -1804 1805 -1809 1810--1814 1815 -1819 1820--1824 1825 -1829 1830 -1834 1835 --1839 1840 -1844 1845 --1849 1850 --1854 1855 -1859 1860 -1864 1865--1869 1870 -1874

Lebende Bevölkerung

95,671 122,008 130,18(j ?

135,400 145,000 165,612 177,225 152,014 165,000 198,093 , 210,000 230,000 255,000 285,000 325,000 390,000 408,000 450,000 590,000 690,000 826,341 ·

Pockentodesfälle auf i e absolute Zabi. 100,000 Einwohd 389 406.6 444 364

383 ?

487 449

396 463 466 51 80 9 31 48 52 44 7 19 83 176 182

294 ?

359,7 309,6

239 261 306,5

30,9 40,4 4,3 13 18,8 18,2 13,5 1,8 4,6 18,4 29,8 26,4

1275--13522) 154,3-163,6

') Nach Guttstadt, Nro. 7, pag. 116, bis 1869.

) Von 1870 bis 1874 differiron 'die Angaben. Nach Nr. 59 ergeben sie!

Heft XXIX, pag. 479: 171 Pockentodesfälle in Berlin 1870; pag. 58 5002 im Jahre 1871; pag. 8Q9 : 1094 im Jahre 1872. HeftXXXVl, pag. 9 93 Pockentodesfälle im Jahre 1873 ; pag. 217: 16 Pockentodesfälle im Jäh 1874. Dagegen hat Guttstadt, Nr. 7, pag. 116, für das Jahr 1871: 50£ und von Januar bis Juli 1872 : 1392 Pockentodesfälle in Berlin. Nach Nr.; ergaben sich also für die Summe der fünf Jahre : 6376. für deren Durchschn 1275,2 Pockentodesfälle. Substituirt man dagegen für 1871 und 3872 i Zahlen von Guttstadt, so ergeben sich für 1870--1874: 6758, resp. im Dure schnitt : 1351.6 Pockentodte in Berlin. Die daraus berechnete Pockenmorl lität für den fünfjährigen Zeitraum beträgt nach Nr. 59: 154,3, nach Gui Stadt 163,6, also ,,circi 160", 2

125

Niederlande.

1

Bevölkerung ): 21. Decomber 1859: 3,293,577 ,, 1.

,, 1869: 3,579,529.

Bevölkerung 1866 1867 1868 1869 1870 1871 1872 1873

Pockentodesfälle.

auf Mitte des Jahres berechnet.

« i,,,,i t 7.11 o-.

Absolute Zahl -).

Auf eine Million Einwohner.

3,481,285 3,510,039 3,538,793 3,567,548 3,596,303 3,625,057 3,653,812 3,682,567

1,413 542 143 50 706 15,787 3,731 351

406 154 40,4 14 196 4355 1021 95

) c k e n t o d e s f ä l l e der Jahre 1870--1873 n a c h dem Alter 3 ).

Alter.

0--1 Jahr 1-5 ,, 5-10 ,, 10-20 ,, 20--30 30--60 ,, Ueber 60 ,, Unbekannt Summe 1870--1873

J

Absolute fahl der lle îs?n loiU--^7Q -löjtpi. · ' ':

3,263 · · 6,551 'V · " . ' 2,27t · · - ' . · · · 1,957 2,000 4,084 .410 ' ' :

.,

3/

·

Po ^,,mortali tat auf 1«ÜO , ' · , * Lebende.

".

·' =30,7 ^ :: 18,2 ' " · -· 2,9 3,5 3.4 , .·-·^ 5 .

. -- - 5,8

·.20,575-·

) Nr. 75, pag. 323.

: '--' ...

. : - ' . · ' .

) Nr. 16, pag. 6.

"/ ,,:·'-·/ . ..·;. , ; ^ . / : ' s ) Nr. 16, pag. 31. Die Pockenmortalitäl; isti hier^ätis
2

126 Preussen.

Bevölkerung im jetzigen Umfang des Staatesx) 3. December 1867: 23,970,944 1871: 24,689,252 i.

,, 1775: 25,742,404.

1.

Bevölkerung auf Mitte des Jahres berechnet.

1868 24,075,697 1869 24.255,274 1870 24^434,851 1871 24,614,428 .

24,842,837 ' 1872 1873 25,106,125 1874- 25,369,413 1&75V 25,632,701

Pockentodesfälle.

Auf eine Millio Absolute 'Zahl2).

Einwohner.

4,493 186,6 191,2 4,638 4,470 182,9 2308,6 56,826 2620,8 65,109 8,929 355,6 95.3 2,417 36^1 926

Oesterreich exclus. Dalmatien.

Beyölkßrmig-; 31; December 18693}: 19,774,735 · · · ,, ·· :·"·":; 'Ende 1876*): 21,097,901.

Bevölkerung

1873 1874

auf Mitte des Jahres berechnet.

20,436,319 20,625,343

Pockentodesfälle.

Absolute Zahl6).

64,849 36,176

Auf eine Million Einwohner, 3173 1754.

Nr. 75, pag. 44.

Nr. 59, Heft XXIX. van. 267, 387, 489, 591, 821; Heft XXX"V pag. 141, 265;'Heft XLIII, pag. 144--Ì47.

3 ) Nr. 45, Jahrgang 1874, pag. 150.

4 ) Nr. 75, pag. 125 (die dortige Angabe für 1869 weicht von der an liehen6 österreichischen etwas ab).

) Nr. 45, Jahrgang 1873, pag. 130; Jahrgang 1874, pag. 142.

127

ickenmortalität in Berlin vom 1. Januar 1871 bis Ende Juli 187Z nach Altersklassen1).

Lebende Bevölkerung.

Alter.

Unter 1 Jahr

1-2 2-3 3-4 4-5 5-10 10-15 15-20 20--30 30-40

,, ,, ,, ,, , ,, ,, ,, ,,

40--50 50-60 60--70 ,, Uebei-70 ,, Unbekannt

1322 614 429 293 179 310 59 160 763 805 643'616 241

18,917 19,085 18,255 16,498 15,338 71,011 63,208 81,214 206,348 140,542 83,763 50,576 25,481 12,251

40 4

82

Summe 822,569 .

· .*\ .

T o d e s f ä l l e an Pocken.

Auf ein Jahr und Absolute Zahl.

100,000 Lebende.

6478

4414 2032

1484 1122 737,1 275,7

58,9 124,4 233,5

361,8 484,8 769,2 597,3 206,2 497,4

:-.eJ''i

J ) Nach Guttstadt, 5fr:'7, : pétg. 12T.; Fiir!'die, Sttm'nie der vier Jahre -5 ergibt sich eine Pockenmortalität'von 1383; für 60~-65 Jahre : 626,2; --70: 558,5.

128

Bayern.

B e v ö l k e r u n g n a c h Altersklasse n1).

Alter.

3. December 1867.

Unter \ Jahr 118,398 2-5 425,580 6-10 " 466,568 872,296 11--20 11" 21--30 11 822,430

31-40 n 41--50 11 51--60 n 61--70 Ueber 70 ^ Unbekannt

645,965 575,683 462,916 305,615 128,744 226

Summe 4,824,421

Bevölkerung auf Mitte des .Jahres berechnet.

1867 4,817,483 1868 .. 4^830,112

1869 1870 1871 1872' 1873 1874 1875

4,839,869 4,849,626 4,859,384 4,886,629 4,926,364 4,966,099 5,005,834

December 1871. 1. December 187| 116,644 140,201 480,979 458,397 ~ 490,834 538,230 863,749 900,209 769,020 781,858 688,614 664,707 559,797 556,967 473,104 469,418' 321,790 319,758 149,847 139,788 599 1,330 4,863.450

5,022,390

Pockentodesfälle.

Absolute Zahl 2).

1210 917 487 587 5070 2992 869 236 87

Auf eine Million Einwohner.

2510 190 101

97 1043 612 176 47 17

0 Nr. 49, Jahrgang 1871, pag. 187 ff.; Jahrgang 1874, pag. 117 Jahrgang 1878, pag. 31 ff.

2) Nach den verschiedenen Jahrgängen von Nr. 49. Bis 1869 sind d Todesfälle von October zu October gezählt; die Zahl 587 (für 1870) gil die Pockentodten vom October 1869 bis Ende 1870 an, repräsentirt als */* Jahre. Die Verhältnisszahl (97) ist auf ein Jahr reducirt. Die, so irrelevante, Ungenauigkeit erleichtert den Vergleich mit andern Ländern.

Von October 1870 bis Ende 1875.

Pockentodesfälle.

der 5l/i Jahre October 1870 bis Ende 1875.

Im 1. Jahre vom 2. -- 5. -, ,, 6.-- 10. ., _ 11.-- 20. _ v, 21.-- 30. _ . .

,, 31.-- 40. ,, 41.-- 50. ,, . .

51.-- 60. ,,

. . . . .

,, 71. Jahre und darüber Alter unbekannt Summe

CO

1

l ) 8

Pockentodesfälle3).

Mittlere Bevölkerung

Alter.

. 61. -70. _

Von October 1857 bis October 1870.

Nr. 49, Jahrgang 1873 ff.

) Kr. 49, Jahrgang 1872, pag. 2.

Summe der Auf 100,000 Summe der Auf 100,000 51/i Jahre Lebende jeder 13 Jahre Lebende jeder Altersklasse Altersklasse in absoluter in absoluter starben starben 1 Zahl.

jährlich Zahl ).

jährlich

126,048 466,300 508,860 878,493 778,072 673,590 558,694 470,671 320,108 143,423 1,004

1538 250 87 257 1043 1256 1584 1703 1387 373

232,4 10,2 3,3 5,6 25,5 35,5 54,0 68,9 82,5 49,5

1704 258 56 67 259 450 551 750 583 107

111,0 4,7 0,9 0,6 2,4 5,4 7,4 12,5 13,9 6,4

4,925,363

9478

36,5

4785

7,6 to co

130

Schottland.

Berechnete Bevölkerung1).

1865 3,185,437 1866 3,215,129 1867 3,245,098 1&68 3,275,350 1869 3,305,885 1870 3,336,707 1871 3,367,922 1872 3,399,226 1873 , l1, ^^, 1874 ^ 3,462,9161 1875 V!j 3,495,214

Pockentodesfälle.

* v i * ? 1,1 as Absolute Zahl3).

383 ,200 100 15 64 114 1442 24483) -. .-, 1126 "·' r.

'1246 . ..... ,, 76 ·

Auf eine Million Einwohner.

122 62 31 4,6 19 34 428 720 328 360 22

8 ;

; ,,») Nr. 4, Jahrgang 1878tpag.f 7.

;*':«) ifr-k JMig&rl878j.pïg?. 2$ v £. ;,, v /

^ ') L. ib. stèht'ââàçf ^aS'oin-ÎJnickïetlAàstjT da die übrigen Berich übereinstinifieii^ âééS'hAbla.«, ', r '·"'/ ·''".;"';, ;

Pockentodesfälle.

Mittlere Bevölkerung Summe der Jahre Auf je 100,000

Bevölkerung.

Altersklassen.

0- 1 Jahr . . .

1-2 ,, . . . .

2-3 ,, . . . .

3-4 ,, . . . .

4-5 , . . . .

5-10 ,, . . . .

10-15 _ . . . .

15-20 ,, . . . .

20--30 . . . . . .

30-40 ,, . . . .

40--50 ,, . . . .

50-60 ,, . . . .

60-70 ,, . . . .

70-80 ,, . . . .

Ueber 80 ,, . . . .

Alter unbekannt . . .

Summe

1861 7. April.1) 1871 3. April.3) 90,454 82,876 83,557 81,129 79,243 363,184 322,728 307,419 513,975 376,861 298,336 218,917 151,687 69,626 22,302

-- 3,062,294

100,978 87,369 90,881 89,554 86,838 404,784 372,087 335,615 547,249 409,550 323,030 239,695 165,921 83,275 23,192

--

3,360,018

der Jahre 1865--1874.

99,657

86,805 89,962 88,495 85,885 399,561 365,890 332,075 543,072 405,446 319,930 237,086 164,134 81,561 23,080 -- 3,322,639

1865--1874 in absoluter Zahl.')

1223 203 165 141 161 680 680 676 1585 890 392 214 99 24 2 3 7138

Lebende jeder Altersklasse starben jährlieh

122,7 23,4 18,3 15,9 18,75 17,0 18,6 20,3 29,2 21,9 12,2 9,0 6,0 2,9 0,86 -- 21,5

') Nr. 76, Vol. U, pag. X. ') Nr. 77, Vol. II, Pag. XII. ") Nach Nr. 3, Jahrg. 1865--1874. Die Zahlen des in der Schweiz nicht erhältlichen Jahrgangs 1866 verdankt Eef. der gefälligen Mittheilung von Herrn Dr. Guttstadt in Berlin,

132

Kanton ZUrich 1870-1871.1) Pockentodesfälle.

Alter.

Bevölkerung nach Absolute Zahl Auf ein Jahr' _ Altersklassen.

der beiden Jahre, je 100,000 Lebend

0- 1 Jahr 1-- 5 n 5--10 ·fi 10--15 ·n 15--20 n 20--30 "n 30--40 7) 40--50 T) 50--60 ·» 60-- 7Q r> 70--80 >j. n '.·. . . .

80--90 . T) Alter unbekannt

172,2

21 4 l

6,097 22,924 27,969 26,474 24,497 47,742 42,298 35,814 26^345 16,780 6,118

8,7

Ì8 14,3 12,6 28,4 47,5 45,5 29,8

7 12 24 34 24 10

1,090 --

130 ») NachSZeniiéer-- SEr.-'St, JahVgan^'tóVr,'pag.

387.

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Yerzeichniss der benutzten Quellen.

(Die Schriften sind der Kürze wegen im Laufe der Darstellung nach den folgenden Nummern citirt.)

) K u s s m a n l , Zwanzig Briefe über Menschenpocken- und Knhpoekenimpfung. Freiburg i. B. 1870.

') K o l b , Der heutige Stand der Impffrage in kurzen Umrissen. Leipzig 1879.

) Detailed annual reports of thè registrar generai of births, deaths and marriages in Scotland. Edinburgh.

:) Annual reports of thè registrar generai etc. Edinburgh.

O A. Vogt, Für und wider die Kuhpockenimpfung und den Impfzwang etc.

Den schweizerischen Bundesbehörden gewidmet. Bern 1879.

>) E. H. M ü l l e r , Die Pockenepidemie zu Berlin im Jahre 1871, in der Vierteljahrsschrift für gerichtliche Mediein etc., von Eulenberg, Bd. XVII, pag. 314 ff.

') G u t t s t a d t , Die Pockenepidemie in Preussen, insbesondere in Berlin 1870/72, in der Zeitschrift des königl. preussischen statist. Bureau, 1873, XIII, pag. 116 u. ff.

Annnal reports of thè registrar generai etc., i» England.

i) Escher, Beitrag zur Kenntniss der Vogt'schen Impfstatistik, in der l Zeitschrift für schweizerische Statistik 1877, XIII, pag. 214 u. ff.

>) Lipp, Beitrag zur Varicellenlehre. Mittheilungen des Vereins der Aerzte in Steiermark, Jahrg. 1878, XV, pag. 9 ff.

L) Hirsch, Handbuch der historisch-geographischen Pathologie. Erlangen 1860.

[!) J n n c k e r , Archiv der Aerzte und Seelsorger wider die Pockennoth.

Leipzig 1796--1799.

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1) B r u n n e r , Die Pocken im Kanton Zürich. Inauguraldissertation. Zürich 1873.

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30) Schmidt's Jahrbücher der gesammten Medichi. Leipzig.

31) Bohn, Handbuch der Vaccination. Leipzig 1875.

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43) Berliner städtisches-Jahrbuch. Herausgegeben von K. Böckh.

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48) Deutsche Vierteljahrsschrift für öffentl. Gesundheitspflege. Braunschwei

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') Census of Scotland 1871. Edinburgh 1872-^-74. - , · :

Graphische Darstellungen.

Tab. I: Schwedische Pockenmortalität vor und nach Einführung der Impfu 1774--1877 (zu pag. 59).

Tab. II: Pockenmortalität während dor letzten grossen Epidemie in Ländf mit (Schweden, Schottland, Bayern) und ohne Impfzwang (Preuss Niederlande, Oesterreich) (zu pag. 86).

Tab. III: Pockeninortalität nach Altersklassen von 0--60 Jahren in Niederlanden (1870--73) und in Bayern (October 1870 bis Ende 18' (zu pag. 91).

Tab. IV und V: Pockenmortalität im 1. bis 30. Lebensjahre bei Bevöll rungen ohne Impfzwang: Niederlande, Berlin, Schottland 1855--18' (nur vom 1. bis 5. Jahre) und mit Impfzwang: Schottland 1865--18' Bayern, Kanton Zürich, die Pockenmortalität des 1. Lebensjahres l jeder Bevölkerung -- 1000 gesetzt. In den der Impfung zunäcl folgenden Jahren, 2. bis 10., ist die Mortalität der leichtern Vergi chung wegen durchweg roth angegeben (zu pag. 92).

Tab. VI: Mortalität an Typhus, Ruhr und Pocken in der revaccinirl p r e u s s i s c h e n Armee vom Juli 1870 bis Juni 1871 und der ni< revaccinirten f r a n z ö s i s c h e n Besatzung von Langres von Septeml 1870 bis März 1871 (zu pag. 98).

-f^=fs^OSi^>>^fv~^-

7000

Tab.!.

In Schweden starben auf je; l Million Einwohner an Pocken

6000

4 den .JÂen 1774--1877.

l

5000

MOO

4000

.4000

3000

Liti, -wuo

2500

2000

3090

1500

1000

1000

500

1774--1780 1781--1790 1791--1

000

u

801

Beginn der Impfung

Ende 1801,

1821 -- 1830 1831--18401841--1850 1851 --18GO 18f,l -1870 Impfung gesetzlich obligatorisch 1816.

1871--1877

Ta à. fi.

Auf je l Million Einwohner starben an Pocken m

5000

Nieder- 0 esterlanden reich ,,,,,,

Schweden

JUUU

4000

4000

3000

oOOO

2000

2000

1000

1000

0(10

1871-1377

1865--1875

1867--1875 1868--1875 186fi-1873ll873/74

Länder mit Impfzwang.

Länder ohne Impfzwang.

Tab. III.

800

Von je 100,000 in den verschiedenen Altersklassen

von 0--60 Jahren Lebenden starben an Pocken in October

Bayern 1870

(braun)

bis Ende 1875:

in den Niederlanden (schwarz) von 1870 bis 1873:

(Die niederländische Mortalität ist von der Basis an gerechnet, umfasst also das braun Gehaltene auch; das schwarz Gehaltene stellt also den in allen Altersklassen vorhandenen Ueberschuss der niederländischen Pockenmortalität über die bayrische dar.)

100

50 -

t L

Altersjahre 1.2--5.6-10.

11--20.

21--30.

31--40

.L

41--50

51-60

7àM.

Grosse der Pockenmortalität im 1. bis 30. Lebensjahre, wenn die Pockeumortalitiit des 1. Lebensjahres in jedem Lande -^ 1000 gesetzt wird.

Bayern

Canton Zurich

Octoter 1857 -- Octobcr 1870

1871/72

1000

1000

900

800

700

600

Alters(UMJISjähre 1.2-5. 6-10.

'

11--20.

21--30.

1.2-5. 6-10.11-15.16-20.

21-30.

Von je 10,000 Lebenden starben an Typhus (schwarz), Ruhr (gelb), Pocken (roth) Preussen

Französische Besatzung

in 12 Monaten:

in 7 Monaten:

100

100

·

Preussische !

.

·.

j

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-

Armee.

Juli 1870 -- Juni 1871.

·

1

Französische Besatzung !

,

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,

von Langres.

' September 1870-März 1871.

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