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Botschaft des

Bundesrates an die Bundesversammlung betreffend den Voranschlag der schweizerischen Bundesbahnen für das Jahr 1921.

(Vom 29. Oktober 1920.)

Wir beehren uns, Ihnen den vom Verwaltungsrate der schweizerischen Bundesbahnen vorgelegten Voranschlag für das Jahr 1921 mit unserm Bericht und Antrag zur Genehmigung zu unterbreiten.

I. Allgemeines.

In den die Finanzlage der schweizerischen Bundesbahnen beeinflussenden Verhältnissen ist leider keine Wendung eingetreten, die für das nächste Jahr eine günstigere Gestaltung voraussehen liesse.

Von den Erschwerungen, unter denen der Verkehr während des Krieges und in der ersten Zeit nach dem Abbruch der Feindseligkeiten zu leiden hatte, sind heute allerdings manche weggefallen oder weniger fühlbar geworden. Die der Entwicklung des Reiseverkehrs wenig förderlichen Ein- und Ausreiseformalitäten haben eine wesentliche Erleichterung erfahren, und die den internationalen Warenaustausch hemmenden Bin- und Ausfuhrverbote sind teils aufgehoben, teils sehr eingeschränkt worden. Die in der Knappheit des Wagenmaterials begründeten Schwierigkeiten der Wagenstellung sind zwar noch nicht ganz überwunden, aber doch bei weitem nicht mehr in dem frühern Umfange vorhanden, da nach und nach wieder ausländische Wagen in vermehrter Zahl verwendbar werden. Der unter dem Drucke der Kohlennot stark eingeschränkte Fahrplan ist, soweit der Stand der Kohlenversorgung es gestattete, verbessert worden ; heute ist es jedoch der enorm hohe Kohlenpreis, welcher eine Einschränkung der Fahrleistungen auf das unbedingt notwendige Mass gebietet. Erfreulicherweise macht die Neubelebung des Verkehrs, die bereits in .der zweiten Hälfte des Jahres 1919 ihren Anfang nahm,

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weitere Fortsehritte, wenn auch der niedrige Stand der Valuta in den umliegenden Ländern den Fremdenverkehr und den Exportgüterverkehr noch stark beeinträchtigt.

Als Folge der Verkehrszunahme ist zwar ein wesentliches Anwachsen der Transporteinnahmen zu verzeichnen, und eine weitere Einnahmen Vermehrung ist infolge der auf den 1. August 1920 durchgeführten neuen Taxerhöhungen zu erwarten. Allein die Betriebskosten weisen leider ebenfalls eine ganz beträchtliche Zunahme auf, die teils auf die Steigerung der Personalausgaben, teils auf die weitere Erhöhung der Kosten für die Verbrauchsmaterialien zurückzuführen ist. Es ist daher damit zu rechnen, dass der Betriebsüberschuss im Jahre 1921 immer noch nicht zur Deckung der anwachsenden Zinslasten hinreichen und dass eine weitere Vermehrung des Passivsaldos der Bilanz eintreten wird.

II. Bauvoranschlag.

Obwohl bei der Aufstellung des Bauvoranschlages für das Jahr 1921 die grösstmögliche Zurückhaltung beobachtet worden ist, weist derselbe mit einer Gesamtsumme von Fr. 79,524,940 gegenüber demjenigen des Vorjahres keine wesentliche Verminderung auf. Dabei sind in den Voranschlag nur für diejenigen Bauten Beträge eingestellt worden, deren Weiterführung oder Vollendung aus bau- oder betriebstechnischen Gründen absolut notwendig ist. An erster Stelle sind hierbei die Arbeiten für die Einführung der elektrischen Zugförderung zu erwähnen, für welche, wie im Vorjahre, wiederum Ausgaben von rund 52 Millionen Franken vorgesehen werden ; sodann enthält der Voranschlag grössere Beträge für die Weiterführung der Bauten am zweiten Simplontunnel, die Erstellung zweiter Geleise, den Umbau der linksufrigen Zürichseebahn und die Bahnhofumbauten in Thun, Biel, Bellinzona und Chiasso. Dagegen ist die Ausführung oder Vollendung zahlreicher, schon in frühern Voranschlägen enthaltener Bauten verschoben worden, weil die derzeitige wirtschaftliche Lage die Beschränkung der Bauausgaben auf das Allernotwendigste erheischt, oder auch, weil die Vorverhandlungen über die bezüglichen Projekte noch nicht zum Abschlüsse gebracht werden konnten.

Ausser den mit der Elektrifikation zusammenhängenden Arbeiten ist aber auch die Inangriffnahme neuer Bauten nur insoweit in Aussicht genommen, als dieselbe aus Gründen des Betriebes nicht weiter hinausgeschoben werden kann.

In einem besondern Bericht hat sich die Generaldirektion der Bundesbahnen eingehend zur Motion Gelpke vom 18. Dezember

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1917 geäussert. Dieser Bericht enthält Angaben über die seit dem Übergang der Privatbahnen an den Bund durchgeführten baulichen Verbesserungen, sowie auch Mitteilungen über das vom Motionssteiler verlangte Aktionsprogramm für "den weitern Ausbau des Bundesbahnnetzes. Die zur Durchführung dieses Programms in einem Zeitraum von 15 Jahren durchschnittlich pro Jahr aufzuwendenden Baukosten werden für Bahnanlage und feste Einrichtungen zu rund 120 Millionen Franken angegeben. Es muss aber der Bahnverwaltung darin unbedingt beigepflichtet werden, dass es bei der derzeitigen finanziellen Lage der Bundesbahnen und unter den herrschenden schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen nicht möglich sein wird, den Ausbau der Bahnanlagen im angegebenen Umfange durchzuführen. Im übrigen können wir den Ausführungen des Berichtes der Generaldirektion in allen Teilen beipflichten.

Wie aus der nachfolgenden Zusammenstellung ersichtlich ist, beträgt die Verminderung des veranschlagten Ausgabenbetrages pro 1921 für Bahnanlage und feste Einrichtungen gegenüber dem Bauvoranschlag des Vorjahres Fr. 5,741,200.

Bahnanlage und feste Einrichtungen.

Wirkliche Bauausgaben im Jahre

1918

1919

Fr.

Fr.

Bauvoranschlag

1920 Fr. -

1921

Vermehrung oder Verminderung 1921 gegen 1920

Fr.

Fr.

Genfer Verbindungsbahn .

69,570 198,668 150,000 870,000 Simplontunnel . 1,657,166 1,237,382 3,850,000 3,800.000 -- -- Brienzerseebahn 103,448 -- 55 -- Surbtalbahn . .

9,662 20,000 Einführung der elektrischen Zugförderung 23,846,684 37,696,609 51,332,640 51,944,640 Kreis I 2,388,711 3,292,661 5,031,400 6,927,600 6,126,700 6,159,582 7,756,000 5,829,500 » n 5,015,429 4,872,577 6,567,000 3,717,300 ,, m ,, IV 1,255,192 2,238,284 1,636,600 688,900 3,449,329 11,191,676 8,202,500 6,467,000 ,, v

-- -- --

720,000 50,000

--

20,000

+ 612,000 + 1,896,200 -- 1,926,500 -- 2,849,700 -- 947.700 -- 1,735;500

Gesamtsumme 43,921,954 66,887,494 85,266,140 79,524,940 -- 5,741,200

Ausser diesen Erörterungen allgemeiner Natur erlauben wir uns, aus dem Bauvoranschlag für das Jahr 1921 noch folgendes hervorzuheben :

560 Die Weiterführung der nachfolgenden grössern, bereits in frühern Voranschlägen enthaltenen Bauten, deren Gesamtkostenvoranschlag nach Abzug von Subventionen Dritter Fr. 1,000,000 übersteigt, ist in Aussicht genommen. Dabei ist noch besonders darauf hinzuweisen, dass in den angeführten Summen, soweit es sich um Voranschläge aus frühern Jahren handelt, die seither eingetretenen Lohn- und Material Preissteigerungen nicht berücksichtigt sind und sich daher bei der Bauausführung Überschreitungen ergeben dürften.

Ausgabe, Gesamtvorgesehen kostenfür das voranschlag Jahr 1921 Betrüge ia tat send Franken

Bau neuer Linien.

Genfer Verbindungsbahn Simplontunnel .

10,000 34,600

150 3,800

97,000 14,820

13,450 7,200

43,500

14,200 9,000 7,000

Einführung der elektrischen Zugförderung.

Strecke Erstfeld-Bellinzona Strecke Bellinzona-Chiasso . .

Strecken Erstfeld-Luzern, Arth/GoldauZürich, Zug-Luzern und ImmenseeKothkreuz Strecke Sitten-Lausanne Kraftwerk Barberine Kreis I.

Bahnhoferweiterung Nyon I I . Geleise Daillens-Ependes 11. Geleise Siviriez-Romont

. . . .

Kreis II.

Rangierbahnhof Basel-Muttenzerfeld .

Bahnhoferweiterung Langenthal .

Zentralbahnhof Thun Erweiterung Hauptbahnhof Solothurn Bahnhoferweiterung Delsberg . . . .

Bahnhofumbau Biel

37,000

1,400' 5,000 3,700

37,000 1,850 5,450 1,770 1,490 16.400

50 1,000 1,000 300 20 1,200 300 400 1.800

561 Ausgabe, Gesamtvorgesehen kostenfUr das voranschlag Jahr 1921 Beträge in tausend Franken

I I . Geleise Zwingen-Liesberg . . . .

II. Geleise Kiesen-Thun I I . Geleise Solothurn-Lengnau . . . .

4,035 3,300 6,300

300 100 50

Kreis III.

Bahnhoferweiterung Schlieren . . . .

Umbau der linksufrigen Zürichseebahn .

II. Geleise Thalwil-Richterswil . . '.

Ersatz der Reussbriicke bei Luzern .

1,650 17,180 7,370 1,130

80 1,000 500 530

2,340

200

Kreis IV.

II. Geleise Rorschach-8t. Margrethen .

Kreis V.

Stationserweiterung Gesehenen 3,240 200 6,100 Bahnhofumbau Bellinzona 1,000 9,000 1,500 Bahnhofumbau Chiasso 12,900 1,700 I I . Geleise Giubiasco-Lugano . . . .

Verstärkungen und Umbauten von Brücken mit Rücksicht auf den elektrischen 1,372 3,639 Betrieb Die Weiterführung oder Vollendung ( er folgenc en, bereits in frühern Bauvoranschlägen enthaltenen Bauten, der en Gesamtkostenvoranschlag Fr. 1,000,000 übersteigt, wird vers choben : Gesamtkostenvoranschlag

Noch auszugebender Betrag

Beträge in tausend Franken

Bau neuer Linien.

Surbtalbahn

6,917

6,899

Kreis L Bahnhofumbau Neuenburg Bahnhoferweiterung Brig

8,300 1,085

8,218 508

562 GesamtNoch auskostenzugebender voranschlag Betrag Betrüge in taiisend Franken

Kreis II.

Bahnhoferweiterung Liestal . . . .

Tl. Geleise Basel SBB-Basel Bad. B. . .

11. Geleise Aàrburg-Sursee II. Geleise Rothenburg-Emmenbrücke II. Geleise Lengnau-Mett

1,550 1,200 5,150 2,700 1,665

1,474 730 90 2,650 30

Kreis III.

Neues Lokomotivdepot im Hauptbahnhof Zürich Bahnhoferweiterung Brugg Verlegung der Station Borgen Bahnhoferweiterung Wädenswil .

II. Geleise Flums-Sargans

4,460 2,050 2,900 2,630 2,320

3,740 313 2,888 2,554 2,320

Kreis IV.

Rangierbahnhoferweiterung Winterthur .

II. Geleise Winterthur- Wi l 'II. Geleise Schwarzenbach-Uzwil .

I I . Geleise Winkeln-Bruggen . . . .

Stationserweiterung Kreuzungen .

3,000 7,100 2,400 1,900 2,450

2,992 2,800 2,180 1,550 2,353

Kreis V.

Vergrösserung des Aufnahmegebäudes Luzern Stationserweiterung Airolo I I . Geleise Lugano-Maroggia . . . .

1,400 1,100 2,500

850 100 970

Von den im Bauvoranschlag enthaltenen n e u e n Bauten sind folgende mit einem Gesamtkostenvoranschlag von mehr als Fr. 1,000,000 zu erwähnen:

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Gesamtkostenvoranschlag

Ausgabe, vorgesehen fUr das Jahr 1921

Betrüge in tausend Franken

Kreis I.

Verstärkungen und Umbauten von Brücken mit Rücksicht auf den elektrischen Betrieb Vorbereitungsarbeiten für die Elektrifikation Lausanne-Brig I I . Geleise Ependes-Tverdon . . . .

4,790

1,570

2,752 15,600

1,950 10

Für die Beschaffung von Rollmaterial sind vorgesehen : Fr. 38,865,000 gegenüber Fr. 40,157,000 im Voranschlag für 1920, Fr. 33,254,000 im Voranschlag für 1919 und 11,615,160 Franken laut Rechnung für 1919.

Erstgenannte Summe setzt sich wie folgt zusammen : 79 elektrische Lokomotiven (teilweise von 1920 übertragen) Fr. 29,073,000 4 Motorwagen (teilweise von 1920 übertragen) n 640,000 3 Akkumulatorenfahrzeuge 280,000 ·n 90 Personenwagen (teilweise von 1920 übertragen) ·n 3,838,000 350 Güterwagen (teilweise von 1920 übertragen) ·n 4,214,000 20 Heizwagen ( ,, ,, 1920 ,, ) ·n 750,000 6 Rollschemel ( ,, . ,, 1920 _ ) n 70,000 Total Fr. 38,865,000 Dampflokomotiven werden keine mehr beschafft, auch die Vergebung von Gepäckwagen ist nicht vorgesehen.

Als neue Bestellung kommen 32 elektrische Lokomotiven, 4 Motorwagen und 3 Akkumulatorenfahrzeuge in Betracht.

Zur Ausrangierung sollen kommen : 35 Dampflokomotiven, 14 Personenwagen, 2 Gepäckwagen, 50 Güterwagen.

Bundesblatt. 72. Jahrg.

Bd. IV.

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564 Für die Einführung der elektrischen Zugförderung (bauliche Anlagen und Erwerbung von Wasserkräften) sind vorgesehen Fr. 51,944,640 gegenüber Fr. 51,332,640 im Voranschlag für 1920, bzw. Fr. 30,276,500 im Voranschlag für 1919.

III. Betriebsvoranschlag.

Der Voranschlag der B e t r i e b s e i n n a h m e n stützt sich auf die voraussichtlichen Ergebnisse des Jahres 1920 unter Berücksichtigung der Wirkungen der auf den 1. August 1920 durchgeführten Taxerhöhungen und unter Annahme einer Verkehrsvermehrung von 5 % für die Personen- und von 4 °/o für die Güterbeförderung. Ferner wird vorausgesetzt, dass gegenüber dem heutigen Fahrplan keine erhebliche Verminderung der Zugsleistungen nötig werde.

Die gesamten Betriebseinnahmen sind auf 435,4 Millionen Franken veranschlagt. Zur Vergleichung mit den Einnahmen früherer Jahre dient folgende Zusammenstellung: Rechnungen 1913

Betriebseinnahmen : Personenverkehr . . . .

Gepäck, Tiere, Güter , .

Postverkehr Total Verkehrseinnahmen Verschiedene Einnahmen .

1918

Voranschläge 1919

1920

1921

in Millionen Franken

84,6 117,o 2,,

74,o 149,i 2,3

99,7 226,4 2,9

91,5 . 137,o 223,5 282,o 3,0 3,6

203,8

225,4

329,o

318,o

422,5

13,9

12,7

10,7

12,9

8,9

Total Betriebseinnahmen 212,7 239,8 341,7 328,7 435.4 Gegen Vorjahr in % . . + 3,2 + 18,9 + 42,8 -- 3,8 + 32,5 Zur Vermeidung unzutreffender Schlüsse ist zu berücksichtigen, dass nach den bisherigen Ergebnissen für das Jahr 1920 mit wesentlich höhern Betriebseinnahmen gerechnet werden darf, als im Voranschlag angenommen wurde.

An B e t r i e b s a u s g a b e n sieht der Voranschlag insgesamt 379,6 Millionen Franken vor, womit die Ausgabensumme des Voranschlages für 1920 um 91,i Millionen Franken überschritten wird.

Mehr als die Hälfte der Mehrausgaben entfallt auf die Aufwendungen für das Personal. Diese ausserordentlich starke Zunahme der Personalkosten erklärt sich daraus, dass der Voranschlag für 1921 auf die wirklichen Ausgaben im Jahre 1920 abstellt, die den vorausgesehenen Betrag weit überschreiten. Nach

565 Massgabe der von den eidgenössischen Räten mit Beschluss vom 27. April 1920 bewilligten Ansätze erreichen nämlich die Teuerungszulagen für das Jahr 1920 die Summe von 113,6 Millionen Franken, während im Voranschlag ein Betrag von 72 Millionen, also 41,5 Millionen Franken weniger, eingestellt war. Zu einer wirklichen Vermehrung der Personalkosten gegenüber dem Vorjahr führen insbesondere die nach den bestehenden gesetzlichen und reglementarischen Vorschriften auf den 1. April 1921 fällig werdenden periodischen Gehalts- und Lohnerhöhungen, ferner die sich hieraus ergebenden Mehrleistungen an die Pensions-, Hülfs- und Krankenkassen und die infolge der Verkehrszunahme und der Verkürzung der Arbeitszeit nötig werdende Vermehrung des Personalbestandes.

Die Kreisdirektionen berechnen den Mehrbedarf an Arbeitskräften auf über 1200 Mann, wogegen die Generaldirektion, gestützt auf die bisherigen Ergebnisse der von ihr angeordneten Untersuchung über die Personalverhältnisse auf den örtlichen Betriebstellen, annimmt, dass etwa die Hälfte ausreichen werde. Es ist zu hoffen, dass auch dieser Ansatz noch eine Reduktion erfährt angesichts der zutage getretenen Erscheinung, dass heute da und dort in den Kreisen Personal eingespart werden kann. Eine Erhöhung liesse sich jedenfalls nur mit dem Eintritt einer wesentlichen Verkehrszunahme rechtfertigen. In den Personalkosten sind, auf die einzelnen Ausgabentitel verteilt, Teuerungszulagen nach den für das Jahr 1920 geltenden Ansätzen eingerechnet. Es wird dabei vorausgesetzt, dass das in Vorbereitung befindliche und möglicherweise im Jahre 1921 in Kraft tretende neue Besoldungsgesetz gegenüber den vorgesehenen Teuerungszulagen keine Mehrbelastung bringen werde.

Neben der Erhöhung der Personalkosten sind als Ursachen der Ausgabenvermehrung hauptsächlich die Steigerung der Kosten für Verbrauchsmaterialien und die Vermehrung der Aufwendungen für den Unterhalt des Rollmaterials zu erwähnen. Beträchtlich sind insbesondere die für den Materialverbrauch der Lokomotiven und Wagen berechneten Mehrausgaben, die in dem Mehrverbrauch infolge der Verkehrszunahme und in der Steigerung der Preise begründet sind. Die. grösste Zunahme weisen die Aufwendungen für Kohlen auf, deren Berechnung auf Grund eines Tonnenpreises von Fr. 200 erfolgt ist. Für das Jahr 1920 sind die Kosten
der Kohlenbeschaffung auf Grund eines Tonnenpreises von Fr. 140 veranschlagt worden. Voraussichtlich werden sie jedoch den vorausgesehenen Betrag um rund 33,s Millionen Franken übersehreiten, da wegen der Vermehrung der Fahrleistungon mit einem grössern Verbrauch zu rechnen ist und sich der Preis

S66

für die Tonne auf Fr. 190 stellt, statt auf Fr. 140, wie vorausgesetzt wurde. Die Annahme eines Tonnenpreises von Fr. 200 für das Jahr 1921 erscheint daher gerechtfertigt, um so mehr, als leider kein Rückgang, sondern eher eine Steigerung der Preise in Aussicht steht.

Die Vergleichung der für das Jahr 1921 veranschlagten Ausgaben mit denen der Vorjahre gibt folgendes Bild: Rechnungen

1913

1918

Betriebsausgaben, brutto:

Allgemeine V e r w a l t u n g . . . .

Unterhalt u. Bewachung der Bahn Stationsdienst und Zugbegleitung Fahr- und Werkstättedienst . .

Verschiedene Ausgaben . . .

Dem Betrieb auflallende Bauausgaben, abzüglich Einnahmen für Gemeinschaftsbahnhöfe und für Betriebsbesorgung . . . .

Teuerungszulagen (in den Rechnungen 1918 und 1919, sowie im Voranschlag 1921 auf die einzelnen Ausgabentitel verteilt) Total Betriebsausgaben Gegen Vorjahr in % · · · · Übers chuss der Betriebseinnahmen Gegen Vorjahr in % · · · · Von den oben angegebenen Betriebsausgaben fallen zu. Lasten der Spezialfonds Reiner Überschuss Gegen Vorjahr in °/o . . . .

Im Vergleich mit 1913 in °/o .

Voranschläge

1919

1920

1921

in Millionen Franken

4,5 21,3

49,a 56,6 12,o

-2,o

-

142,4 + 4,o 70,s

9,3

79,6 +

0,2

5,2

6,9

. 4,5

8,1

26,7 76,o 98,6

37,8 99,8 133,2

.29,6 60,3 104,8

41,*

15,8

16,2

--4,i

--3,o

-

--

217,7 290,9 + 37,o + 33,6 21,6 50,8 --49,2 +135,2

18,8

183,8 29,»

-l,4

--1,5

72,o*) 288,5 -- 0,8

40,2 --20,8

6,4

9,4

27,2 57,3 --43,4 +110,3 --65,9 -- 28,t

49,6

5,6

118,8

--13,3

--37,7

-- 379,6 +

31,6

55,8 +38,8 10,2

· 66,0 + 33,1

-17,1

Der Umstand, dass der für das Jahr 1921 zu erwartende Einnahmenüberschuss trotz der sehr erheblichen und wohl an der Grenze des Erträglichen angelangten Taxerhöhungen den Überschuss des Jahres 1913 nicht erreicht, weist dringend auf die Notwendigkeit hin, dem steten Anwachsen der Ausgaben durch grösste Sparsamkeit im Betriebe entgegenzuarbeiten.

*) Die von den eidgenössischen Räten bewilligten Teuerungszulagen für das Jahr 1920 überschreiten den veranschlagten Betrag von 72 Millionen um 41,5 Millionen Franken.

567

IV. Gewinn- nnd Verlustrechnung.

Der Voranschlag für 1921 sieht vor : Einnahmen : Überschusa der Betriebseinnahmen, brutto . .

Baukapitalzinse, Zinserträgnisse etc Zuschüsse aus den Spezialfonds Betriebssubventionen und sonstige Einnahmen .

Summe der Einnahmen

Fr.

55,851,110 6,784,000 10,210,800 65,000 72,910,910

Ausgaben : Verzinsung der Anleihen und schwebenden FrSchulden 94,065,000 Finanzunkosten, Pachtzinse, Verluste auf Nebengeschäften 776,400 Gesetzliche Tilgungen und Abschreibungen . .

15,289,800 Gutschrift an die Spezialfonds 10,033,500 Sonstige Ausgaben, inbegriffen Fr. 1,500,000 für Verzinsung und Tilgung des Defizites der Pen- · sions- und Hülfskasse 1,634,500 Summe der Ausgaben 121,799,200 Fehlbetrag des Jahres 1921 48,888,290 Der für Tilgungen und Abschreibungen ausgesetzte Betrag von Fr. 15,289,800 umfasst die auf Grund der geltenden Gesetzesbestimmungen berechneten Tilgungsquoten. Der Entwurf eines die Änderung dieser .Bestimmungen bezweckenden Bundesbeschlusses ist Ihnen mit Botschaft vom 7. Juni 1920 vorgelegt worden. Im Falle der Annahme des Entwurfes wäre die für das Jahr 1921 vorgesehene Tilgungsquote um rund 9,ss Millionen Franken niedriger anzusetzen, was eine Verminderung des Defizites der Gewinn- und Verlustrechnung um den gleichen Betrag zur Folge hätte.

Für die Schätzung des Gesamtausfalles auf Fr.

Ende 1921 sind dem Fehlbetrag des Jahres 1921 von 48,888,290 gemäss der Darstellung a.uf Seite 85 des Voranschlages hinzuzurechnen : Fr.

Fehlbetrag für 1920, laut Voranschlag 47,200,000 Mehrbetrag der Teuerungszulagen für 1920 43,240,000 Übertrag 90,440,000 48,888,290

568 Fr.

Fr.

· Übertrag 90,440,000 48,888,290 Mehrausgaben für Lokomotivkohlen für 1920 . 33,200,000 123,640,000 Abzüglich: voraussichtlicher Mehrbetrag der Betriebseinnahmen gegenüber d e m Voranschlag . . . . 53,600,000 Voraussichtlicher Fehlbetrag für 1920 70,040,000 Fehlbetrag auf Ende 1919, laut Rechnung. . . 159,464,419 Voraussichtlicher Gesamtausfall auf Ende 1921 . 278,392,709 Y. Kapitalbedarf and Kapitalbeschaffung.

Der Kapitalbedarf für das Jahr 1921 wird wie folgt veranschlagt : Bauausgaben mit Einschluss von Rollmaterial, MoFr.

biliar und Gerätschaften 111,731,040 Kapitalrückzahlungen auf den Anleihen . . . . 9,908,075 Fehlbetrag der Gewinn- und VerlustFr.

rechnung 48,888,290 zuzüglich: Ausgaben zu Lasten der Spezialfonds 10,210,800 59,099,090 abzüglich: . Tilgungen und AbschreiFr.

bungen 15,289,800 Gutschrift an die Spezialfonds 10,033,500 Voraussichtliche Kapitalrückzahlung der Kohlenzentrale A.-G. in Liquidation auf den Prioritätsaktien , . 10,793,000 .

36,116,300 22,982,790 Zusammen 144,621,905 oder rund 145,000,000 Von dieser Summe werden voraussichtlich 11 Millionen Franken dadurch gedeckt werden können, dass verfügbare Mittel der Pensions- und Hülfskasse gegen Abgabe von Depotscheinen in Anspruch genommen werden!

569

Der ungedeckte Kapitalbedarf für das Jahr Fr.

1921 beträgt somit 134,000,000 Für das Jahr 1920 sind nach der Zusammenstellung auf Seite 104 des Voranschlages im ganzen an Kapital erforderlich (Fr. 235,750,000 abzüglich Fr. 120,000,000, die durch Ausgabe von Kassascheinen gedeckt sind) 115,750,000 Für das Jahr 1919 bedarf es zur Deckung der i m Umlauf befindlichen dreimonatlichen Schatzscheine 178,000,000 Gesamter Kapitalbedarf bis Ende 1921 427,750,000 oder rund 428,000,000 Es wird in' Aussicht genommen, diesen Kapitalbedarf vorläufig durch Geldaufnahme bei der Schweiz. Nationalbank gegen dreimonatliche Schatzscheine zu decken. Da sich auf Ende August 1920 bereits Schatzscheine im Betrage von 200 Millionen Franken im Umlauf befinden, muss darauf Bedacht genommen werden, die schwebenden Schulden möglichst bald zu konsolidieren. i^Der Verwaltungsrat der Bundesbahnen stellt den Antrag, zu diesem Zwecke noch im laufenden oder anfangs des nächsten Jahres ein festes Anleihen bis zum Betrage von 300 Millionen Franken aufzunehmen.

Tl. Antrag.

In Übereinstimmung mit den Vorschlägen des Verwaltungsrates der Bundesbahnen vom 1. Oktober 1920 erlauben wir uns, Ihnen nachstehenden Beschlussesentwurf zur Annahme zu empfehlen.'

In der Ziffer II wird, wie im Vorjahr, von einer Begrenzung der Anleihenssumme abgesehen.

Wir benützen den Anlass, Sie unserer vollkommenen Hochachtung zu versichern.

B e r n , den 29. Oktober 1920.

Im Namen des Schweiz. Bundesrates, Der Bundespräsident:

Motta.

Der Bundeskanzler; Steiger.

570

(Entwurf.)

Bundesbeschluss betreffend

· ,

den Voranschlag der schweizerischen Bundesbahnen für das Jahr 1921.

Die Bundesversammlung der schweizerischen Eidgenossenschaft, nach Einsicht 1. des Berichtes und Antrages des Verwaltungsrates der schweizerischen Bundesbahnen vom 1. Oktober 1920, 2. der Botschaft des Bundesrates vom 29. Oktober 1920, beschliesst: I. Die folgenden Voranschläge der schweizerischen Bundesbahnen werden genehmigt: 1. Der Bauvoranschlag für das Jahr 1921 im Betrage von Fr. 111,731,040.

2. Der Betriebsvoranschlag für das Jahr 1921, abschliessend mit Fr. 435,433,420 Einnahmen und Fr. 379,582,310 Ausgaben, 3. Der Voranschlag der Gewinn- und Verlustrechnung für das Jahr 1921, abschliessend mit Fr. 72,910,910 Einnahmen und Fr. 121,799,200 Ausgaben.

4. Der Voranschlag für den Kapitalbedarf im Jahre Ì921 im Betrage von Fr. 134,000,000.

II. Der Bundesrat wird ermächtigt, im Benehmen mit den Organen der schweizerischen Bundesbahnen im geeigneten Zeitpunkte zur Deckung der schwebenden Schulden und des Kapitalbedarfes für das Jahr 1921 feste Anleihen aufzunehmen.

-SS«-

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Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung betreffend den Voranschlag der schweizerischen Bundesbahnen für das Jahr 1921. (Vom 29. Oktober 1920.)

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Bundesblatt

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Feuille fédérale

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Foglio federale

Jahr

1920

Année Anno Band

4

Volume Volume Heft

45

Cahier Numero Geschäftsnummer

1328

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

03.11.1920

Date Data Seite

557-570

Page Pagina Ref. No

10 027 724

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